Luther, Martin - Zitate zu den Psalmen
Psalm 2
Du bist mein Son / heute hab ich dich gezeuget.
IN diesem Spruch ist bekand / Das Gott sey ein Gott in dreien Personen unterschiedlich.
Die erste ist der Vater / da er spricht / Du bist mein Son / heute habt ich dich gezeuget.
Die ander ist der Son Messia / da er spricht von seinem Vater / Der HERR sprach zu mir.
Die dritte ist der heilige Geist / der solchen Spruch und den gantzen Psalm durch David ausspricht.
So lasst euch nu weisen / jr Könige / Und lasst euch züchtigen ir Richter auf erden.
Dienet dem HERRN mit furcht / Und frewet euch mit zittern etc.
Warumb lesst hie der Prophet den Pöfel aussen / und spricht allein die Könige und Regenten an?
One zweifel darumb / das / wo die Regenten Christo dem HErrn dienen und gehorsam sind / so kan der Pöfel nichts hindern. Wo sie aber Gottes wort verfolgen / oder verachten / da kan der Pöfel nichts helffen.
Wo nu Kirchen und Schulen wol stehen / da wird Christus der Oberkeit widerumb wol wissen reichtlich zu dancken.
Wo aber Kirchen und Schulen (on welche Gottes wort nicht bleiben kan) verseumet werden / des wird niemand schuld sein / denn der Oberkeit und der grossen Herrn / Den selbigen wirds auch gehen (wie er hie saget) das sie auff dem wege umbkomen in seinem zorn.
Küsset den Son etc.
ES ist beschlossen / das wer den Son nicht küsset / das ist / an Christum Gottes Son nicht gleubet / der mus unter dem zorn sein. Wer aber an in gleubet / und im vertrawet / mit dem sols kein not haben / Er sol ein Kind der Gnaden und des Lebens sein / Joh. iii.
Quelle: Vieler schönen Sprüche aus Göttlicher Schrifftauslegung
Psalm 22
Ich bin ein Wurm und kein Mensch/ ein spot der Leute und verachtung des Volcks.
Die heilige Schrifft ist Gottes wort / geschrieben / und (das ichs also rede) gebuchstabet / und in buchstaben gebildet / Gleich wie Christus ist das ewige Gottes wort / in die Menscheit verhüllet. Und gleich wie Christus in der Welt gehalten und gehandelt ist / So gehets dem schrifftlichen Gottes wort auch.
Es ist ein Wurm / und kein Buch / gegen andern buchern gerechnet. Denn solche ehre mit studiren / lesen / betrachten / behalten und brauchen / geschicht jm nicht / wie andern Menschen schrifften / Wirds jm gut / so ligts unter der banck etc.
Die andern zureissens / creutzigens / geisselns / und legen jm alle Marter an / bis sie es auff jre Ketzerey / sinn / mutwillen deuten und dehnen / zu letzt gar verderben / tödten und begraben / das es aus der Welt gestossen / und vergessen wird / An seine stat aber sitze die Hurr mit dem gülden Kelche / Drecketen und Drecketalen / und andern Rotten büchern. Aber es mus doch bleiben und wider auffkomen / da hilfft kein hüten noch wehren.
Darumb ist das ein gut zeichen / wem die tewre gabe geschenckt ist / das er lieb und lust zur Schrifft hat / sie gerne lieset / hoch und werd helt. Den ehret Gott gewislich widerumb / das er das rechte Siegel hat der beruffenen und erweleten Heiligen / und unter der apostel und anderer Heiligen hauffen gehöret / die mit der verdampten Welt nicht halten / das Christus ein Wurm / ein Spot der Leute und verachtung des Volcks sey. Sondern mit S. Peter bekennen / Er sey des lebendigen Gottes son / Und die Schrifft sey von dem heiligen Geist geschrieben.
Quelle: Vieler schönen Sprüche aus Göttlicher Schrifftauslegung
Psalm 46
Zum ganzen Psalm: Wir singen diesen Psalm zum Lobe Gottes, weil Gott mit uns ist und gewaltig und wunderbar seine ganze Gemeinde und sein Wort bewahrt und verteidigt, gegen alle fanatischen Geister, gegen die Pforten der Hölle, gegen den Haß des Teufels und gegen alle Angriffe der Welt, des Fleisches und der Sünde.
Psalm 51,6
„An dir allein habe ich gesündigt und übel vor dir getan.„
Des muß ein jeglicher Leser wohl eingedenk sein, daß David hier in allen Heiligen und Gläubigen, nicht allein in seiner Person oder allein als ein Ehebrecher hier rede. Wiewohl ich zugebe, daß ihm diese Sünde Ursach gegeben hat, daß er zu sein selbst und der ganzen menschlichen verderbten Natur Erkenntnis gekommen ist, daß er also bei sich dachte: ,Siehe, ich, der so ein heiliger König war, der mit großem Ernst das Gesetz gehalten, den Gottesdienst gemehret und ernstlich darüber gehalten, bin nun durch die Bosheit und Gift der Sünde, welche der ganzen menschlichen Natur angeboren, also überschüttet und überfallen, daß ich den unschuldigen frommen Mann, Uria, habe lassen ermorden und ihm durch den Ehebruch sein Weib genommen. Ist das nicht eine helle, klare Anzeigung, daß die Natur des Menschen heftiger durch die Sünde vergiftet und verderbt ist, denn ich mein Leben lang hätte können gedenken? Gestern war ich keusch, heute ein Ehebrecher; gestern rein ohne Blutschuld, nun aber bin ich des unschuldigen Blutes schuldig.' Auf solche Weise kann es geschehen sein, daß David aus solcher Sünde des Ehebruchs und des Totschlags zur Erkenntnis der ganzen sündlichen Natur gekommen sei und habe also daraus geschlossen, daß weder der Baum noch die Früchte der menschlichen Natur gut, sondern daß alles durch Sünde verderbet ist, daß nichts Gutes mehr in der ganzen Natur vorhanden ist. Solches möge der Leser zunächst im Sinne haben, wenn er die wahre Bedeutung dieses Stückes zu erfahren wünschet.
Psalm 54
V. 4
0 der schändlichen Untreue, Mißtreue und verdammten Unglaubens, daß wir solchen reichen, mächtigen, tröstlichen Zusagungen Gottes nicht glauben, und zappeln so gar leichtlich in geringen Anstößen, so wir nur böse Worte von den Gottlosen hören. Hilf Gott, daß wir einmal rechten Glauben überkommen, den wir sehen, daß er in aller Schrift gefordert werde. Amen.
Psalm 122
V. 1
Es scheint, David sage nichts Großes, so er spricht, wir wollen in des Herrn Haus gehen. Denn wir gedenken allein an Stein, Holz und Gold, so wir hören, des Hauses zu gedenken. Aber des Herrn Haus heißt vielmehr ein anderes, nämlich, die Gabe Gottes zu haben, und daß der Mensch an einen solchen Ort ist, da man Gott gegenwärtig kann hören, sehen, finden, dieweil da dein Wort und der wahre Gottesdienst erfunden wird. Darum die Beschreibung, so die Schul-Lehrer vom Tempel hervorbringen, falsch ist, daß ein Tempel sei ein Haus, das von Holz und Steinen zu Ehren Gottes gemacht ist. Denn sie selbst auch nicht verstehen, was das sei. Denn Salomos Tempel war nicht darum hübsch, daß er mit Gold und Silber gezieret, sondern seine wahre Zierde war, daß da Gottes Wort gehöret, daß Gott da angerufen, daß er da gnädig erfunden ward, ein Heiland, der Friede gab und die Sünde vergab usw. Das heißt den Tempel recht anschauen, nicht wie eine Kuh ein neu Tor ansiehet, oder die Larvenbischöfe die Tempel ansehen, so sie weihen.
Psalm 125
V. 1 „Die auf den Herrn hoffen.“ Auf diesen Lehrer sollst du fleißig achtgeben, der kein Werk gebeut, wie im Papsttum die Möncherei, Wallfahrt, Fasten und andere närrische Gottesdienste in Gefahr denen Leuten sind vorgebildet worden, sondem der die Leute stracks zu Gott und zu dem ersten Gebot führt und leitet und klar heraus sagt, daß Gott vertrauen und auf ihn hoffen die höchste Seligkeit sei, daß er den größten Gefallen an diesem Dienst habe. Denn dies ist Gottes Eigenschaft, daß er alles aus nichts schaffe. Darum schaffet er aus dem Tode das Leben und in der Finsternis das Licht. Eben dasselbige glaubet der Glaube aus seiner Natur und eigentlicher Eigenschaft. Wenn nun Gott einen solchen Menschen findet, der nach seiner Natur geartet ist, das ist, der in Gefährlichkeit Hilfe, in dem Tode das Leben glaubet, desgleichen in Armut Reichtum, in Sünden Gerechtigkeit, und das alleine von wegen Gottes Barmherzigkeit oder des Herrn Christi, einem solchen Menschen kann Gott nicht, feind sein, ihn auch nicht verlassen.
V. 2 „Der Herr ist um sein Volk her.“ Es ist nicht genug, daß wir durch die feurigen Mauern, d. i. der Engel Schutz und Scharwache beschützt werden; denn der Herr selbst will unsere Mauer sein, daß wir von dem Herrn umringt und verteidigt werden. Über uns ist der Himmel, von allen Seiten ist der Herr unsere Mauer, unter uns haben wir einen starken Boden, darauf wir stehen, sein also rings umher umzäunet. Wenn nun gleich der Teufel durch die Festungen einen Pfeil in uns schießen will, so muß er ernstlich den Herrn selbst verwunden. Ach, wie groß ist aber unser schändlicher Unglaube, daß wir solches vergeblich hören.
Psalm 126
V. 2
Wir sollen uns befleißigen, daß wir diese Übung nur ein wenig lernen, und uns mit diesen Worten trösten, daß das Evangelium ein Lachen und Frohlocken sei, welches eigentlich die Gefangenen angeht, d. i. die, so der Sünde und des Todes Gefängnis fühlen. Dieselbigen sind Schüler, in welcher Herzen dies Lachen soll gepflanzt werden. Und das geschieht durch des Heiligen Geistes Wirkung. - Ihre Zunge ist Weinens und Trauerns voll, von wegen des Herzens, welches durch das Fühlen der Sünde und des Todes erschreckt worden ist. Dies ist Moses Zunge und Mund, voll Wermut und Bitterkeit des Todes, damit er diejenigen ertöten soll, so gar zu frech und sicher sein und Gott verachten; die ändern aber, welche ihr Gefängnis erkennen, derselbigen Mund soll voll Lachens und Wonne sein, d. i. ihnen soll durch das Evangelium Erlösung von Sünde und Tod, so durch das Blut Christi erworben, gepredigt werden. Dies ist des Heiligen Geistes Meinung, daß ihr Mund voll Lachens sein soll, d. i. soll nichts anderes rühmen und sagen, denn die höchste Freude und das Triumphgeschrei von dem Herrn Christo, der den Satan und Tod überwunden und für unsere Sünden bezahlt hat.