Luther, Martin - Von der Auferstehung - Erste Predigt.

Luther, Martin - Von der Auferstehung - Erste Predigt.

1 Cor. 15, 35-38.

„Möchte aber jemand sagen: Wie werden die Todten auferstehen? Und mit welcherlei Leibe werden sie kommen? Du Narr, das du säest, wird nicht lebendig, es sterbe denn. Und das du säest, ist ja nicht der Leib, der werden soll, sondern ein blos Korn, nemlich Weizen, oder der andern eins. Gott aber gibt ihm einen Leib, wie er will, und einem jeglichen von dem Samen seinen eigenen Leib.“

Zu dieser Zeit pflegen wir in unserer Kirche zu predigen und zu bedenken den Artikel unsers christlichen Glaubens, von der Todten Auferstehung; wie es denn auch recht und billig ist, daß man auf diese Zeit denselben Artikel treibe und handele. Denn, weil wir auf das Osterfest geprediget und gehöret haben den Artikel von der Auferstehung unsers Herrn Jesu Christi, so ist's billig, daß wir nach dem Osterfest predigen und hören den Artikel von Auferstehung des Fleisches, das ist, von unserer Auferstehung. Denn unser Herr Jesus Christus hat die Auferstehung angefangen in seinem eigenen Leibe; aber die Auferstehung wird nicht vollkommen, wir seyn denn auch auferstanden. Gleichwie sein Leiden und Sterben nicht vollkommen wird, wir kommen denn auch hernach, und leiden und sterben mit ihm; wie St. Paulus spricht: er erstatte an seinem Fleische, was noch mangelt an Trübsalen in Christo, Col. 1, 24. Also wird auch seine Auferstehung nicht vollkommen, noch ganz, wir kommen denn auch hernach, und stehen von den Todten auf. Er ist unser Haupt; wir sind Gliedmaßen seines Leibes, Eph. 5, 23.30. Darum muß man, nach der Auferstehung Christi, auch von unserer Auferstehung predigen, sintemal beides zusammen gehöret, auf daß es eine vollkommene Auferstehung sey.

Denselben Artikel treibet St. Paulus sehr gewaltig in diesem Capitel. Ursache war diese: Es waren in die Kirche zu Corintho kommen etliche Klüglinge, nicht allein aus den Griechen, die nach Weisheit fragten, und das Evangelium für eitel Thorheit hielten, sondern auch aus den Juden, als die Sadducäer und ihre Jünger, welche hatten das Evangelium angenommen und sich taufen lassen, auch eines Theils Prediger und Lehrer waren in der Christenheit, und doch nicht glaubeten, daß eine Auferstehung der Todten wäre. Gaben vor, ein Mensch, wenn er stürbe, fiele um, wie ein Baum umfället, und stürbe dahin, wie eine Kuh und die unvernünftigen Thiere sterben, welche allein zu diesem Leben geschaffen sind; wenn dasselbe Leben aufhöret, so haben sie nichts mehr zu gewarten. Waren gute Gesellen, die von der Todten Auferstehung und vom künftigen Leben nichts hielten, verachteten und verspotteten dazu die Christen, so solches glaubten. Gleichwie zu unserer Zeit der Pabst, sammt seinen Cardinälen und Bischöfen, und die Weltklugen, sammt ihren hochverständigen und scharfvernünftigen Weisen, von dem Artikel, daß eine Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben sey, nichts halten, und unserer höhnisch wissen zu lachen und zu spotten, daß wir solches glauben.

Wider solche Klüglinge, die doch gute Christen heißen, ja vortreffliche Lehrer, auch wohl für die ersten Prediger nach den Aposteln geachtet seyn wollten, und sich hohes Geistes rühmeten, setzet sich St. Paulus mit allen Kräften, gründet den Artikel von der Auferstehung aufs allerstärkeste, stopfet solchen Klüglingen das Maul gewaltiglich, auf daß er die rechtschaffenen Christen in rechtem, reinen Glauben dieses Artikels beständig, erhalte, damit sie nicht auch durch solchen Gift, und lose Geschwätz der Vernunft und menschlicher Klugheit, so sich unterwindet, die Artikel des Glaubens zu meistern, irre gemacht und verführet werden. Kurz zuvor erweiset er diesen Artikel, von der Todten Auferstehung, mit dem Hauptstück christlicher Lehre, welches niemand leugnen kann, wer anders ein Christ, schweige denn ein Prediger des Evangelii von Christo seyn will. Und zeucht unsere Auferstehung in Christi Auferstehung, beweiset also einen Artikel mit dem andern, und spricht v. 12,13.: „So Christus geprediget wird, daß er sey von Todten auferstanden; wie sagen denn etliche unter euch, die Auferstehung der Todten sey nichts? Ist aber die Auferstehung der Todten nichts; so ist auch Christus nicht auferstanden rc.“ Will also sagen: Christus ist unser aller Haupt, und wir sind sein Leib und Gliedmaßen seines Leibes. Nun kann ein Haupt nicht ohne seinen Leib und ohne seines Leibes Gliedmaßen seyn, so es anders ein recht lebendig Haupt seyn soll. Sollten wir nun nicht von dm Todten auferstehen, so würde folgen, daß Christus auch nicht von den Todten auferstanden wäre. So aber Christus von den Todten auferstanden ist, wie wir predigen und glauben; so folget, daß auch wir von den Todten auferstehen müssen.

Darum, wer Christi Auferstehung glaubet und bekennet, der muß auch unsere Auferstehung glauben und bekennen. Und wiederum, wer unsere Auferstehung verleugnet, der hat auch Christi Auferstehung, ja, zugleich das ganze Evangelium, und alles, was man von Christo prediget, verleugnet. Was hilft's denn, daß man das Evangelium annimmt, sich einen Christen rühmet, und taufen läßt, so man saget: der Todten Auferstehung sey nichts? Eben so mehr leugne man alles, und sage, daß kein Evangelium, keine Taufe, kein Christus, kein Gott sey. Wir sind es ja, um welcher willen Christus von den Todten auferstanden ist; für sich und für seine Person ist er nicht auferstanden von den Todten. Gleichwie er auch um seinetwillen nicht gelitten hat, nicht gekreuziget noch gestorben ist, sondern um unsertwillen; also ist er auch um seinetwillen nicht auferstanden von den Todten, sondern um unsertwillen. Ist nun die Auferstehung Christi um unsertwillen geschehen; so müssen wir auch hernach, und von den Todten auferstehen, wie Christus von den Todten auferstanden ist, auf daß es eine ganze vollkommene Auferstehung sey. Denn zu einem Körper gehöret, wenn er auferstehet von den Todten, daß er mit allen seinen Gliedmaßen auferstehe, und derselben keines dahinten lasse.

Nachdem er nun diesen Artikel, von der Todten Auferstehung, mit dem Hauptstück christlicher Lehre, das ist, mit der Auferstehung Christi, erwiesen und gewiß gemacht hat, widerlegt er etliche Einreden und Fragen derer, so diesen Artikel verleugneten, und beweiset diesen Artikel weiter aus den Creaturen, und aus der Schöpfung der Creatur. Denn die hochverständigen Klüglinge, die diesen Artikel leugneten, disputirten scharf aus der Vernunft: wie es möglich wäre, daß die Todten wieder auferstehen sollten? Sie maßen die Auferstehung von den Todten und das zukünftige Leben nach ihrem säuischen Kopf; gerade, als müßte es mit der Todten Auferstehung und mit dem ewigen Leben also zugehen, wie es mit diesem Leben hier auf Erden zugehet, klügelten daher, und sprachen: Was würde es für ein Wesen werden, so die Todten sollten wieder auferstehen und lebendig werden?

Gleichwie der Heide Plinius1) diesen Artikel verspottet und verlachet. Es sind etliche Buben, spricht er, (so nennet er die Christen), welche sagen, die Leute, wenn sie gestorben sind, werden wieder lebendig werden. Wie reimet sich aber das? Denn wo wollen so viel Leute Wohnung haben, wenn sie sollen alle wieder lebendig werden?

Darum ist es eitel kindisch Ding, und lauter Narrenwerk, daß man solches vorgibt.

Also verlachten diesen Artikel die zu Corintho auch, und sprachen: Ei, wie ist das möglich, daß die Todten wieder auferstehen sollten? Was werden wir für Leiber haben nach der Auferstehung von den Todten? Wo werden wir alle Raum haben? Wo wollen wir alle Essen, Trinken, Haus, Hof, Weiber nehmen? Wie auch die Sadducäer Christo vorhielten Matth. 22,25. u. folg. Luc. 20, 29. u. folg. „Ein Weib hätte hier sieben Männer gehabt; ob sie auch dort dieselben sieben Männer haben würde?“ Maßen auch das zukünftige Leben nach ihrer Vernunft, und nach diesem Leben. Sollte ein jeder, sagten sie, der verstorben ist, wieder auferstehen, wo wollten wir alle Raum genug haben? Oder, wird ein Mensch etwa werden wie ein Floh? Solcher närrischen Gedanken aus der klugen Vernunft hatten die zu Corintho sehr viel, mit denselbigen bläueten sie den Leuten die Ohren voll, und machten die Christen irre, daß sie nicht glauben sollten, daß an der Todten Auferstehung etwas wäre.

Solche Einreden und Fragen verwirft er, und stößet sie zurücke mit Gleichnissen, die er nimmt aus der Natur. Du Narr, spricht er, fragest, wie es möglich sey, daß die Todten auferstehen sollen? Geschieht doch täglich vor deinen Augen an vielen Creaturen, das eben so unmöglich ist vor der Vernunft, als dieß, mit der Todten Auferstehung. Das du säest wird nicht lebendig, es sterbe denn. Nimmt das Gleichniß von dem Samen, und deutet es auf die Auferstehung der Todten: wie auch Christus thut mit dein Weizenkorn, Joh. 12, 24. Und will also sagen: Das Leben findet sich nicht ehe, der Same ersterbe und verwese denn zuvor in der Erden. Also wird dieser sterbliche, verwesliche Leib, wie er jetzt lebet, auch nicht lebendig, er sterbe denn zuvor, und verwese in der Erden. Nun bist du nicht ein solcher Narr, daß du von dem Samen sagest, daß es unmöglich sey, daß er wieder hervorwachsen und lebendig werden solle, ob er schon in die Erden geworfen wird und stirbet. Warum sagest du denn, daß es unmöglich sey, daß die todten Leiber, so in der Erde verscharret werden, wiederum auferstehen, und lebendig werden sollen? Item: Du fragest, wie die Todten auferstehen, und mit welcherlei Leibe sie kommen werden? Du Narr! siehe das Korn an; das du säest, ist ja nicht der Leib, der werden soll, sondern ein bloß Korn, nämlich ein Weizen, oder ein anderes. Also hält sich es auch mit dem menschlichen Leibe. Nach dem Wesen ist es eben derselbe Leib, der auferstehen soll; was aber seine Gestalt betrifft, ist es nicht der Leib, der werden soll, sondern ist ein runzelicher, verweslicher, todter Leib: gleichwie jenes ein bloß, dürre, runzelicht Korn ist. Gott wird ihm aber einen frischen, schönen, lebendigen, unverweslichen Leib geben, der nicht mehr dürfte essen, trinken, sterben, verwesen rc., gleichwie er dem bloßen dürren Korn einen schönen grünen Leib gibt, der nicht dürr und todt auf dem Boden liegt, und ein bloß Korn ist; sondern der seine Gestalt, Farbe, Saft und Leben hat, wüchset, blühet und grünet, wie ein Wald.

Und wie Gott einem jeglichen Samen seinen eigenen Leib gibt, also, daß aus dem Weizenkorn nicht wird ein Gerstenhalm, noch aus dem Gerstenkorn ein Rockenhalm, ob es schon im Acker unter andern Samen vermengt wird: also wird er einem jeglichen Menschen seinen eigenen Leib geben; also, daß in der Auferstehung eines Mannes Leib nicht werde eines Weibes Leib, noch des Weibes Leib, eines Mannes Leib; sondern was ein Mensch geschaffen ist, das wird ein Mensch bleiben, beide. Mann oder Weib, ein jeder in seiner Natur und Art, obwohl die Gestalt und der Brauch des Leibes anders seyn wird.

Also zeucht der Apostel diesen Artikel von der Auferstehung, in den Artikel von der Schöpfung, und beweiset abermal einen Artikel mit dem andern. Als wollte er sagen: Wer Gottes Wort hat, daß eine Auferstehung der Todten sey, und glaubet und bekennet, daß Gott, der solch Wort gesprochen hat, allmächtiger Vater, Schöpfer Himmels und der Erden sey, wie die Kinder im Glauben beten, und das Korn auf dem Felde sammt allen Creaturen deß ein stark Exempel und Zeugniß seyn; der, glaubet und bekennet auch, daß eine Auferstehung der Todten sey. Wer aber verneinet und leugnet, daß eine Auferstehung der Todten sey, der verneinet und leugnet auch zugleich, daß Gott allmächtiger Schöpfer Himmels und der Erden sey, und dieß Wort von Auferstehung der Todten geredt habe. Wer diesen Artikel bekennet, daß Gott allmächtig ist; der disputiret und klügelt nicht, ob es möglich sey oder nicht, daß die Todten auferstehen werden, sintemal Gottes Wort da stehet, das solches saget. Wer aber disputiret und fraget, wie es möglich sey, daß die Todten auferstehen sollten, der zeiget mit solchem Disputiren und Fragen genugsam an, daß er keinen Glauben habe, nicht glaube, daß es Gottes Wort sey, und daß Gott allmächtig sey.

Und das ist auch die Wahrheit. Wenn dieß ?Principium, das ist, Grund und Hauptstück stehet, daß Gott allmächtiger Schöpfer ist aller Creaturen; so bringet die Folge unwidersprechlich und unleugbar, daß Gott alle Dinge möglich seyn. Spricht nun derselbe allmächtige Schöpfer ein Wort, so muß es geschehen, und kann nicht zurücke. Frage hier gleich alle Vernunft, so muß sie es bekennen, und sagen: Ist das wahr, daß Gott allmächtig ist; so kann man nichts setzen, das ihm nicht sollte möglich seyn. Darum sind hier alle Einreden der klugen Vernunft gestopft, und ist der Artikel von der Auferstehung aus dem Artikel von der Schöpfung stark und gewaltig geschlossen. Gott saget in seinem Wort, daß die Todten auferstehen sollen: Gott, der solches saget, ist ein allmächtiger Gott, und Schöpfer Himmels und der Erden, und aller Creaturen; darum muß die Auferstehung geschehen, und kann nicht zurücke, weil es Gott gesagt hat. Sonst wäre er nicht ein allmächtiger Gott und Schöpfer.

Das sollen wir wohl merken, auf daß wir unsern Glauben in dem Artikel der Auferstehung gründen und stärken lernen, mit dem Artikel der Schöpfung und Allmächtigkeit Gottes, wider alles Klügeln der Vernunft, und wider alle Anfechtung. Denn aus diesem Principio, das ist, Grund und Hauptstück, haben die lieben Väter ihren Glauben in dem Artikel, von Auferstehung der Todten, und daß Gott nichts unmöglich sey, was er geredet habe, gegründet und gestärket.

Abraham hatte die Verheißung, 1 Mos. 21,12.: Der Same, in welchem alle Völker auf Erden sollten gesegnet werden, sollte genennet seyn in Isaac. Nun versuchte Gott Abraham, gebot ihm und sprach, 1 Mos. 22, 2.: Er sollte seinen Sohn Isaac, auf dem die Verheißung stund, opfern zum Brandopfer, das ist, er sollte ihn schlachten, und mit Feuer zu Pulver verbrennen; denn das war ein Brandopfer, wenn's rein mit Feuer verbrannt ward, 3 Mos. 1, 8. 9. 13. Das sind zween widerwärtige Sprüche: In Isaac soll der Same genennet seyn; und: Isaac soll zu Pulver verbrannt, und zu Aschen werden, 1 Mos. 21,12. Und kann keine Vernunft solche ungleiche, widerwärtige Sprüche vergleichen und vertragen. Aber Abraham hält sich an das Wort, und glaubet der Verheißung, obschon Isaac zu Pulver verbrannt werde, dennoch müsse die Verheißung erfüllet werden, und müsse Isaac aus der Aschen wieder lebendig werden: denn Gott hat es geredet, und ihm ist nichts unmöglich, denn er ist allmächtig. Also gründet Abraham seinen Glauben von der Auferstehung auf Gottes Wort und Allmächtigkeit; wie die Schrift solches von ihm rühmet. Heb. 11,17.18. 19.: „Durch den Glauben opferte Abraham den Isaac, da er versucht ward, und gab dahin den Eingebornen, da er schon die Verheißung empfangen hatte, von welchem gesagt war: In Isaac wird dir dein Same geheißen werden. Und dachte: Gott kann auch wohl von den Todten erwecken, daher er auch ihn zum Fürbilde wieder nahm.“

Vor der Vernunft ist es ein lächerlich Ding, daß Abraham vorgeschlagen wird. Abraham soll Isaac opfern; und doch glauben, von Isaac solle der Same geboren werden, der den Segen bringe. Hier spricht die Vernunft: Abraham, du bist toll und wahnsinnig, daß du solches glaubest. Wie reimet sich das? In Isaac soll der Same genennet werden, und Isaac soll zu Aschen werden. Wie soll Asche dein Sohn seyn, von dem der Same herkomme? Aber Abraham läßt sich solche Gedanken der Vernunft nicht irren, sondern spricht: Wohlan, laß mich toll und wahnsinnig seyn; ob ich schon meinen Sohn Isaac opfere zum Brandopfer, wie mir Gott geboten hat; so hat Gott doch gesagt: In Isaac solle der Name genennet seyn. Weil er nun solches gesagt hat, so muß es geschehen, und kann nicht zurücke: Denn Gott ist allmächtig, 1 Mos. 17,1. Hat er mir doch den Sohn aus der alten, unfruchtbaren Sarah gegeben, welches ja so schwer und unmöglich ist vor der Vernunft, als dieß, daß die todte Asche leben soll. Hat Gott aus dem erstorbenen Leibe der unfruchtbaren Sarah mir den Sohn können geben; so kann er mir auch aus der Aschen den Isaac so frisch und lebendig machen, wie er jetzt ist. So setzet's Abraham darauf, daß Gott allmächtig ist, und es thun könne und wolle, weil er's geredet hat. Und solcher Glaube hat Gott so wohl gefallen, daß er ihn zum Vater vieler Heiden gesetzt hat, 1 Mos. 17,4.

Adam hat auch also geglaubet. Er hatte die Verheißung von Christo, daß Christus sollte Sünde, Tod und Hölle überwinden, und die Menschen von des Teufels Gewalt erlösen, und selig machen; wie die Verheißung lautet, 1 Mos. 3, 15: „Des Weibes Samen soll der Schlangen den Kopf zertreten.“ An diese Verheißung hält sich Adam mit allen seinen Nachkommen, glaubet und hoffet, daß der Tod von ihm weggenommen, und er leben werde. Da er aber das Wort höret, 1 Mos. 3,19: „Du bist Erden, und sollst zur Erden werden,“ muß er denken: Heut lebe ich, morgen bin ich todt, und wenn ich todt bin, so fressen mich die Würmer, und werde zu Erden. Wie wir in der Erfahrung sehen, daß dieß Wort gewaltig in aller Welt täglich erfüllet wird: denn alles, was Adam, das ist, Mensch ist, stirbt dahin, wird zu Pulver, Erden und Koth. Diese Sprüche sind auch gegen einander: Adam soll durch des Weibes Samen vom Tode erlöset seyn, und leben. Und: Adam soll sterben, und zu Erden werden. Und keine Vernunft kann diese ungleichen Sprüche vereinigen, und zusammen stimmen. Aber Adam vergleichet sie also, daß er mit festem Glauben im Herzen fasset das Wort von der Verheißung von Christo, und glaubet, daß er werde leben, wenn er gleich stirbt. In solchem Glauben lebt und stirbt er, behält die Hoffnung auch im Tode, daß er leben werde. Er hätte auch nach der Vernunft denken mögen: Was will daraus werden?

Soll ich leben, und doch zu Erden werden? Wie ist das möglich? Wer will die zum Leben bringen, so von Würmern gefressen werden? Aber er denket nicht also, sondern er hält sich an das Wort der Verheißung: „Des Weibes Samen soll der Schlange den Kopf zertreten“; und spricht also: Weil Gott, der dieß Wort geredet hat, allmächtig ist, und alle Dinge aus Nichts gemacht hat, wie ich an der Schöpfung aller Creatur gelernet und erfahren habe; so glaube ich, daß er auch den Menschen, ob er auch schon gestorben ist, wieder lebendig machen könne. Hat mich Gott aus Erden geschaffen, so kann er mich auch von der Erden erwecken und aus dem Tode bringen. Darum liegt's in diesem Artikel, von Auferstehung der Todten, allein daran, daß wir mit den jungen Kindern beten lernen: Ich glaube an Gott den Vater, allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erden. Und sagen: Gott hat geredet, ich soll auferstehen von den Todten, da stehet sein Wort, Joh. 6, 40: „Das ist der Wille deß, der mich gesandt hat, laß, wer den Sohn stehet, und glaubet an ihn, habe das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am jüngsten Tage.“ Weil Gott solches geredet hat, und allmächtiger Gott ist, Schöpfer Himmels und der Erden, so habe ich keinen Zweifel dran, es werde geschehen: denn ihm ist nichts unmöglich; so kann er nicht lügen. Wenn wir das thun, so haben wir an dem Artikel der Auferstehung keinen Zweifel. Denn wer da glaubet, daß Gott ist allmächtiger Schöpfer Himmels und der Erden; der glaubet auch, daß er die Todten auferwecken könne. Wenn wir aber zweifeln, so ist's ein gewiß Zeichen, daß es uns noch fehlet am Kinderglauben. Denn wer da disputiret und zweifelt an dem Artikel der Auferstehung, der glaubet nicht, daß Gott allmächtiger Schöpfer aller Creaturen sey: ja, er glaubet gar nichts. Denn weil er Gottes Werk nicht glaubet, daß Gott die Todten auferwecken könne und wolle, nach laut seines Worts; so glaubet er auch nichts von Gottes Kraft, Macht, Majestät und Herrlichkeit, und verleugnet also Gott ganz und gar in der Wahrheit, weil er seine Werke verleugnet.

Was fehlet heutiges Tages unsern Schwärmern und Rottengeistern, den Wiedertäufern und Sacramentschändern, denn daß sie nicht wissen, noch wissen wollen den Kinderglauben: Ich glaube an Gott den Vater, allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erden? Ach, was ist Wasser? sprechen die Wiedertäufer; Wasser ist Wasser: wie ist das möglich, daß Wasser den Menschen sollte abwaschen von Sünden, und erretten vom Tode? Diese glauben nicht, daß ein Gott sey, denn sie leugnen sein Werk. Sie hören wohl mit Ohren, und sprechen mit dem Munde die Worte: Ich glaube an Gott, den allmächtigen Schöpfer; aber im Herzen glauben sie es Nicht. Denn weil er selbst saget: „Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig,“ Marc. 16,16. und ihm alle Dinge möglich seyn, als dem einigen, allmächtigen Schöpfer aller Dinge; wie sollte es denn nicht möglich seyn, daß das Wasser im Wort den Menschen von Sünden reinigen und selig machen sollte? Ist doch bei Gott kein Ding unmöglich; wie der Engel Gabriel zu Maria saget, Luc. 1, 37.

Eben also möchte man auch von den andern Artikeln unsers christlichen Glaubens sagen: Wie ist es möglich, daß Gott Mensch, und von einem Weibe geboren sollte werden, und dazu ohne Mannes Samen, allein von dem heiligen Geist, aus einer reinen Jungfrauen? Item: Wie ist es möglich, daß eine Jungfrau sollte schwanger seyn, und einen Sohn tragen? Eine Jungfrau kann nicht Mutter, und eine Mutter kann nicht Jungfrau seyn. Es reimet sich nicht zusammen, spricht die Vernunft, Jungfrauschaft und Mutterschaft, jungfräuliche Keuschheit und mütterliche Arbeit, als, ein Kind gebären, säugen rc. Und wahr ist's, keine Vernunft mag solches zusammen reimen. Aber der Glaube reimet es zusammen, und spricht: Du Narr, Gott ist allmächtig; darum sind ihm alle Dinge möglich.

Carlstadt2) fehlete es auch an diesem Stück. Ich werde mich nimmermehr bereden lassen, sprach er, daß ich glaube, daß Gott den Himmel aufthue, und seinen Sohn herunter lasse, und denselbigen in das Brod schließe, so man im Sacrament austheilet.

Das thut der leidige Unglaube. Was ist aber die Ursache solches Unglaubens? Das ist die Ursache, daß man Gott nicht für allmächtig hält; denn solches kann auch die Vernunft erkennen: Wenn man zuläßt, daß Gott allmächtig ist, so müsse man auch zulassen, daß alles geschehen kann und muß, was Gott saget. So nun Gott allmächtig ist, Himmel und Erde geschaffen hat; sollte ihm denn unmöglich seyn, daß das Brod Christi Leib, und der Wein Christi Blut sey, weil sein Wort da stehet, das er spricht Matth. 26, 26. u. folg.: „Nehmet, esset, das ist mein Leib; trinket alle daraus, das ist mein Blut des neuen Testaments, das vergossen wird für viele, zur Vergebung der Sünden?“

Ja, wenn der Bäcker zu mir sagte: Nimm hin, iß, das Brod ist mein Leib; und der Weinschenke zu mir spräche: Nimm hin, trink, der Wein ist mein Blut; so wollte ich auch sagen: Du leugest, wie ist das möglich? Ja, wenn auch der Priester aus seinem eignen Kopf solches vornähme, und sein eigen Wort da redete, so wollte ich auch zu ihm sagen: Halt still, du leugest. Aber hier ist nicht Bäcker noch Weinschenke, nicht Priester noch Bischof, sondern Gott, allmächtiger Schöpfer Himmels und der Erden, 2 Cor. 6,18. Ps. 33, 5. 6. ist hier Stifter und Ordner des Sacraments, der spricht: „Nehmet hin und esset, das ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Das ist der Kelch, das neue Testament in meinem Blut, das für euch vergossen wird.“ Wer hat solches geredet? Nicht ein Mensch, sondern Gott, der Himmel und Erde aus Nichts geschaffen hat. Darauf soll man sehen, wer das Wort geredet habe; nicht wie es möglich sey, sondern wer diese Worte gesprochen habe, nemlich kein Bäcker, Weinschenke, kein Priester; sondern Gottes ewiger Sohn, unser Herr Jesus Christus.

Darum, sage ich, fehlet's den Rottengeistern und Schwärmern allein daran, daß sie nicht glauben, daß Gott allmächtig sey. Wenn sie das glaubten, so würden sie nicht disputiren und fragen, wie es möglich sey. Sie vergessen Gottes und seiner Allmächtigkeit, und plaudern daher: Wasser ist Wasser, Brod ist Brod, Wein ist Wein; wie ist es möglich, daß Wasser sollte von Sünde und Tod erlösen? Wie ist es möglich, daß Brod Christi Leib, und Wein Christi Blut seyn sollte? Das wissen wir auch wohl, und dürfen's nicht allererst von den Schwärmern lernen, daß Wasser, Wasser; Brod, Brod; Wein, Wein ist. Aber hier mußt du nicht das Wasser, das Brod, den Wein ansehen, sondern den allmächtigen Sprecher, der spricht, Joh. 3, 5.: „Es sey denn, daß jemand geboren werde aus dem Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen.“ Item Marc. 14,22.23.: „Nehmet hin, esset, das ist mein Leib; trinket, das ist mein Blut.“ Diesen Sprecher mußt du nicht aus den Augen thun, sollst du bei dem rechten Glauben und Verstand der Taufe und des Abendmahls bleiben.

Siehe an die Schöpfung aller Creaturen 1 Mos. l, 1: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ Wodurch? Durch sein Wort, wie Moses schreibt v. 3: „Gott sprach: Es werde Licht; und es ward Licht, v. 6: Gott sprach: Es werde eine Veste zwischen den Wassern, rc. und es geschah also v. 9: Gott sprach: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an sondere Oerter, daß man das Trockene sehe; und es geschah also.“ Das Sprechen thut's; wenn dieser Sprecher etwas spricht, das er haben will, so muß es geschehen. So nun Gott aus Nichts, allein durch sein Sprechen, Himmel und Erde und alle Creaturen geschaffen hat; wie sollte er denn nicht vermögen, durch sein Wort und Sacrament auszurichten, was er will, sonderlich weil sein Wort da stehet, und solches zeuget?

Kommt nun ein Rottengeist, Wiedertäufer, Sacramentschänder und Schwärmer, und plaudert aus der Vernunft daher, und spricht: Der Priester nimmt das Kind auf seine Hand, und begeußt es mit Wasser, nimmt Brod und Wein zum Sacrament, spricht die Worte, und reicht es dar den Leuten mit seiner Hand, leget den Leuten die Hand auf, und absolviret sie; wie sollte das Seligkeit geben? Ich sehe da Wasser, sehe Brod und Wein, sehe eines Menschen Hand. Wie kann Wasser selig machen? wie kann eine sündliche Hand die Sünde vergeben? So sey du gerüstet, und sprich: Lieber Mann, du mußt hier nicht ansehen des Priesters Hand, sondern den Sprecher, deß das Wort ist, das du in der Taufe, Absolution und Sacrament hörest. Derselbe Sprecher spricht also, Matth. 28,19: „Gehet hin, und lehret alle Völker, und taufet sie im Namen des Vaters, und des Sohns, und des heiligen Geistes. Item Joh. 20, 23: Nehmet hin den heiligen Geist, welchen ihr die Sünde erlasset, denen sind sie erlassen. Item Marc. 14. 22: Esset, das ist mein Leib; trinket, das ist mein Blut. Solches thut zu meinem Gedächtniß.“ Und was dieser Sprecher spricht, das muß geschehen. Ob er schon dazu braucht Wasser, Brod, Wein, des Menschen Hand, als zum Instrument und Wahrzeichen; so sagt er doch, es solle sein Werk heißen: was Menschen hier thun, nach seinem Wort und Befehl, das will Er gethan haben.

Dieser Sprecher ist allmächtig, und hat alle Creaturen aus Nichts geschaffen: so ist er auch wahrhaftig. Weil wir nun sein Wort haben in der Taufe, Absolution und Sacrament, so sollen wir nicht zweifeln, sondern gewiß glauben, es werde geschehen, was uns das Wort saget; denn ihm ist nichts unmöglich, Luc. 1, 37, so kann er nicht lügen, Hebr. 6,18. Ob wir schon sehen die arme, sündliche Hand des Priesters, so sollen wir uns doch das nicht irren lassen. Dieser Sprecher will den Teufel mit seinem Reich also zertreten, daß auch eines Menschen Hand durch die Taufe, durch die Absolution, durchs Wort und Sacrament die Menschen aus seinem rathen reißen soll. Weil nun solches nicht Menschen Wort und Werk, sondern Gottes Wort und Werk ist, der allmächtig ist, und nicht lügen kann; so sollen wir gewiß seyn, daß, „wer da glaubet und getaufet wird, der soll selig werden,“ Marc. 16, 16. Denn was der Priester hier thut, nach Gottes Befehl, das thut Gott selbst.

Darum, sage ich, die Rottengeister und Schwärmer, so nicht glauben wollen, daß die Taufe Vergebung der Sünden wirke, daß Brod und Wein im Sacrament Christi Leib und Blut sey, daß die Absolution den Himmel aufschließe, haben noch nicht angefangen zu buchstaben den Artikel im Kinderglauben: Ich glaube an Gott, allmächtigen Schöpfer. Aus dieser Ursache können sie auch keinen Artikel christlicher Lehre rein behalten. Denn wer da nicht glaubet, daß Gott allmächtig ist, der kann auch nicht glauben, daß die Taufe sey ein selig Bad zu Vergebung der Sünden: daß Brod und Wein im Sacrament sey Christi Leib und Blut: ja, kann nicht glauben, daß Gott sey Mensch worden, und daß eine Jungfrau Gottes Mutter sey. Der Artikel, daß Gott allmächtig ist, erhält die andern Artikel alle: wenn der Artikel fället, so fallen die andern Artikel auch.

War es nicht ein unmöglich Ding, daß Gott Abraham verhieß, ihm sollte ein Sohn geboren werden von seinem Weibe Sarah? Denn sie waren alle beide alt und wohl betaget. Abraham war fast hundert Jahr alt, Sarah neunzig; dazu war nun Sarah das vergangen, was zur Empfängniß gehört, wie die Weiber wohl wissen, 1 Mos. 18,11. Daß es ja so möglich war, daß aus einem Klotz oder Stein ein Kind geboren werden sollte, als von Abraham aus Sarah. Dennoch wanket Abraham nicht über solchem unmöglichen Ding, weil er Gottes Wort und Verheißung hat; sondern glaubet fest, der verheißene Sohn werde aus solchem alten, faulen Stamm und Klotz geboren werden. Wie St. Paulus solchen Glauben zum Exempel anzeucht, Röm. 4, 19. 20. 21.: „Abraham ward nicht schwach im Glauben, sahe auch nicht an seinen eigenen Leib, welcher schon erstorben war, weil er fast hundertjährig war, auch nicht den erstorbenen Leib der Sarah; denn er zweifelte nicht an der Verheißung Gottes durch Unglauben, sondern ward stark im Glauben, und gab Gott die Ehre, und wußte aufs allergewisseste, daß, was Gott verheißet, das kann er auch thun.“

Aber das können wir unsere Sadducäer, die Sacramentschwärmer, nicht bereden, daß sie ihren Glauben, vom Abendmahl des Herrn, gründen lerneten auf das Wort und auf die Allmächtigkeit Gottes. Die herrlichen Gedanken des Glaubens (da sie denken sollten, Gott hat's geredt, und Gott ist allmächtig, drum kann und will er's auch thun), schlagen sie aus dem Herzen, und folgen dafür den schändlichen Gedanken menschlicher Vernunft: Wie kann Brod Christi Leib seyn? wie kann Wein sein Blut seyn? und disputiren scharf de Loco, de Locato, de creatura,3) etc. und lassen Gottes Wort und Allmächtigkeit fahren. Solche Sadducäer müssen wir lassen klug seyn, weil sie nicht anders wollen, und uns dieweil fest halten an das Wort, das Christus spricht: Esset, das ist mein Leib; trinket, das ist mein Blut, ihm die Ehre geben, und glauben, er könne und wolle es thun; sintemal er es verheißen hat, und allmächtig ist.

Dahin dringet auch hier St. Paulus über dem Artikel von der Todten Auferstehung, wider alles Disputiren und Klügeln der Vernunft. Denn dieselbige disputiret auch, wie es möglich sey, daß der todte Leib wieder hervorkommen und lebendig werden soll. Sie stehet die große Gewalt des Todes an, wie alle Menschen auf Erden so dahin sterben, und von Würmern gefressen werden. Weil sie nun Gottes Allmächtigkeit aus den Augen thut, und nicht glauben kann, daß am jüngsten Tage unser Leib werde auferstehen und wieder lebendig werden; so disputiret, forschet und fraget sie, wie die Todten auferstehen, und mit welcherlei Leibe sie kommen werden? Darauf antwortet St. Paulus, und spricht: Disputire du, wie du willst, mir ist dieser Artikel gewiß. Denn ich habe für mich Gottes Allmächtigkeit, sein Wort und Verheißung: item, das Exempel aller Creaturen, daß Gott alle Dinge aus Nichts geschaffen hat. Weil nun Gott solches geredet hat, daß die Todten auferstehen werden, und Gott allmächtig ist; wie sollte es denn unmöglich seyn?

Was thut Gott noch immerdar und täglich? Siehet man doch vor Augen, daß ein Mensch geboren wird aus einem kleinen Blutstropfen, welches wohl so ein groß Wunderzeichen Gottes ist, als wenn Gott aus Steinen Kinder erwecket. Ja, Gott hat gemacht, wie St. Paulus Apg. 17, 2«. sagt, „daß von Einem Blut aller Menschen Geschlecht auf dem ganzen Erdboden wohnen.“ Zu Grund ist es die Wahrheit: der Mensch wird geboren aus einem geringen Tröpflein menschlichen Bluts und Samens. Eben als wenn ein Mensch aus einem Stein sprünge, und ins Mittel vor uns träte, und spräche: Hier stehet ein Mensch. Solches ist viel ein größer Zeichen und Wunderwerk, denn daß Adam aus einem Erdenkloß, und Eva aus einer Ribbe und Bein geschaffen. Weil nun Gott noch heutiges Tages eben so großes und noch größeres schaffet, und darinnen seine Allmächtigkeit beweiset, daß ihm kein Ding unmöglich ist; wie sollte ihm denn unmöglich seyn, die Todten aufzuwecken?

Derohalben sollen wir den Kinderglauben recht beten, und Gott unsern allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erden recht nennen lernen, auf daß wir glauben, was er saget, daß er es auch thun könne und werde. Denn er beweiset es noch täglich an unserm eigenen Leibe und Seele. Alle Engel im Himmel vermöchten es nicht, daß sie einen einigen Menschen schaffen sollten. Sie vermöchten nicht den Leib eines Menschen zu schaffen, schweige denn die Seele; Gott aber schaffet beide, Leib und Seele, ohne unsere Gedanken, ja, wider unsere Gedanken und Vernunft. Solches sehen wir täglich, daß es geschieht vor unsern Augen, ja, erfahren es an uns selbst. Dennoch wollen wir viel disputiren und fragen, wenn Gott, unser allmächtiger Schöpfer, was zusaget, ob es auch' möglich sey. Ei, nun disputire in des Teufels Namen; ist es nicht Sünde und Schande, daß sich ein Mensch unterstehet, die Artikel des Glaubens, die allein in Gottes Allmächtigkeit und in sein Wort und Verheißung gehören, zu richten nach der blinden Natur?

Gottes Werke sind den Engeln im Himmel unmöglich zu begreifen, ob sie schon dieselben immerdar mit Lust anschauen. Sie verwundern sich wohl darüber; aber, daß sie es ausforschen und mit Gedanken messen sollten, das vermögen sie nicht. Es bleibet wohl wahr, was Hiob saget c. 9, 10.: „Gott thut große Dinge, die nicht zu forschen sind, und Wunder, deren keine Zahl ist. Und wir armen, elenden Menschen wollen Gottes Werke und des Glaubens Geheimnisse ausgründen und begreifen mit unserer elenden Vernunft und blinden Gedanken.“

Wiedertäufer und Sacramentschwärmer disputiren von des Herrn Abendmahl: Der Bäcker kann nicht schaffen, daß Brod sollte Leib seyn, und der Weinschenke kann nicht schaffen, daß Wein sollte Blut seyn; wie ist es denn möglich, daß das Brod im Abendmahl Christi Leib, und der Wein sein Blut seyn sollte?, Ei nun, disputire, nicht in Gottes Namen, du elender Mensch. Solchen Schwärmern sollte man nicht Brod zu fressen geben, die Gottes Wort und Werk messen und abzirkeln wollen nach ihrem thörichten Sinn. Ist das nicht eine feine Folge: Der Bäcker kann nicht machen, daß Brod sollte Leib seyn, und der Weinschenke kann nicht machen, daß Wein sollte Blut seyn; darum kann Christus auch nicht schaffen, daß Brod und Wein im Abendmahl sein Leib und Blut seyn sollte? Wie dünkt dich um diesen Meister?

So lerne nun, wer da lernen kann, daß er seinen Glauben gründe auf Gottes Wort, Verheißung und Allmächtigkeit, und solches setze wider alles Disputiren und Fragen der Vernunft. Kommen die Klügler, disputiren und fragen aus der Vernunft über dem Artikel von der Todten Auferstehung; so setze Gottes Wort und Allmächtigkeit dawider, und sprich: Wenn ich schon sterbe, so wird mich doch Gott aus der Erde auferwecken, Hiob 19, 25. und aus dem Staube wieder hervorziehen, daß ich leuchten werde wie die Sonne, Matth. 13, 43. Daran habe ich keinen Zweifel; er ist allmächtig, und kann es thun; hat auch in seinem Wort solches zugesaget, und will es thun: darum glaube ich, daß es gewiß geschehen wird. Er wird mich am jüngsten Tage gewiß aus dem Grabe wieder hervorbringen, das glaube ich ohne allen Zweifel, und fahre in solchem Glauben auf sein Wort und Allmächtigkeit fröhlich dahin.

Kommen die Sacramentschwärmer, und disputiren aus ihrem Schwindelgehirn: Wie kann das seyn, daß das Brod im Abendmahl Christi Leib? und der Wein sein Blut seyn sollte? So setze dawider Gottes Wort und Allmächtigkeit, und sprich: Hörest du, Schwärmer, thue dein Maul zu, und frage nicht, wie solches seyn könne. Denn wir disputiren hier nicht vom Bäcker und Weinschenken, sondern handeln Gottes Wort und Sacrament. Gott, der dieß Sacrament gestiftet, geordnet, eingesetzt und befohlen hat, ist allmächtig und wahrhaftig; darum kann es aus der Maassen wohl seyn, daß das Brod im Abendmahl Christi Leib, und der Wein sein Blut sey. Es heißt hier also, wie St. Paulus sagt Tit. 1, 2.: „Welches verheißen hat, der nicht leuget, Gott.“

Ja, spricht die Vernunft, wie kann ich es glauben daß ich aus der Erden wieder hervor kommen werde? Wenn ich sterbe, so verwese ich, und werde zu nichts. Wie kann nun etwas werden aus dem, das verweset und nichts ist? Dazu stinket mein Leib, wenn er todt ist, so greulich, daß jedermann davor sich entsetzet, und kommen die Maden und Würmer und durchfressen ihn nach allem ihren Muthwillen. Was kann doch aus dem werden, das nichts anders ist, denn eitel Stank und Unflat? Antwort: Ja, was menschliche Kraft anlanget, da ist es alles verloren, und wird aus solchem todten, verweseten, stinkenden Leibe nichts; er bleibet wohl im Tode, Stank und unter den Würmern ewiglich, menschlicher Kraft halben, und wenn gleich aller Menschen Kraft auf einen Haufen geschmelzet wäre. Aber hörest du, du mußt hier nicht sehen auf Menschen Kraft, was dieselbe vermag; viel weniger mußt du sehen auf des todten Leibes Kraft, wie derselbe im Stank, und unter den Würmern liegt; sondern mußt sehen auf Gottes Wort und Kraft, welcher es allein thun kann, und thun will.

Wenn es mit einem Menschen so weit kommt, daß er im Sarge lieget, und unter die Erde verscharret wird, so müssen alle Menschen, ja alle Creaturen bekennen, und sagen: Wir vermögen diesen todten Leib nicht wieder aufzuerwecken, und lebendig zu machen. Aber Gott sagt also: Was keine Creatur vermag, das vermag ich, allmächtiger Schöpfer; dieser todte Leib soll wieder auferstehen, und lebendig werden, ob er schon in der Erden verweset und verfaulet ist. Ich, allmächtiger Gott und Schöpfer, will und kann es thun, da stehet mein Wort Joh. 5, 25.: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es kommt die Stunde, und ist schon jetzt, daß die Todten werden die Stimme des Sohnes Gottes hören, und die sie hören werden, die werden leben. Und bald darnach v. 28. 29.: Es kommt die Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind, werden seine Stimme hören, und werden hervorgehen, die da Gutes gethan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Nebels gethan haben, zur Auferstehung des Gerichts.“

Darum sollen wir in diesem Artikel der Auferstehung alle Gedanken der Vernunft fahren lassen; sintemal nicht allein die heilige Schrift zeuget, sondern auch die Creaturen uns überweisen, daß bei Gott kein Ding unmöglich ist. Sollen nicht disputiren noch fragen, wie die Todten auferstehen werden, und mit welcherlei Leibe sie werden kommen; sondern darauf Achtung haben, wer der sey, der es thun kann, und thun will. Derselbige heißt nicht ein Engel, noch ein Mensch; sondern Gottes einiger Sohn, der alle Dinge aus Nichts geschaffen hat. Er ist der Erstgeborne vor allen Creaturen, durch Ihn ist alles geschaffen, das im Himmel und auf Erden ist. Col. 1,15.16.

Er trägt alle Dinge mit seinem kräftigen Wort, Hebr. 1, 3. Der kann es thun, und will es thun, wie er selbst spricht Joh. 5, 21.: „Wie der Vater die Todten auferweckt, und macht sie lebendig; also auch der Sohn macht lebendig, welche er will.“

Vor sechs tausend Jahren war die ganze Welt nichts; wer hat die Welt gemacht? Lies nun die Schrift, dieselbe wird dir es sagen, wer die Welt gemacht hat, 1 Mos. 1, 1.: Im Anfang schuf Gott Himmel und Erden. Joh. l, l. 3.: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Alle Dinge sind durch dasselbige gemacht, und ohne dasselbige ist nichts gemacht, was gemacht ist. Hebr. i, 2.: Gott hat am letzten geredt durch den Sohn, welchen er gesetzt hat zum Erben über alles; durch welchen er auch die Welt gemacht hat.“ Was warest du vor tausend, ja vor hundert Jahren? Nichts. Wer hat dich geschaffen? Höre den ersten Artikel im Kinderglauben, wie betest du? Ich glaube, daß mich Gott geschaffen hat, sammt allen Creaturen, rc. Derselbige Gott und Schöpfer kann dich auch von den Todten auferwecken; er will es thun und kann es thun. Er ist allmächtig, und hat dir es zugesagt; darum wage es getrost auf ihn, er wird dir nicht lügen. Hat er das größte zuvor gethan, er wird das kleineste auch hernach thun.

Und wie wir in diesem Artikel der Auferstehung thun müssen und sollen; also sollen wir in andern Artikeln christlicher Lehre, es sey von der Taufe, Absolution, Abendmahl, rc. auch thun, daß wir alle Vernunft hintan setzen, und sagen: Hat es Gott geredt, so wird es gewißlich geschehen, da habe ich keinen Zweifel dran. Denn da stehet sein Wort, das kann nicht lügen; so ist er allmächtig, darum, was er sagt, das kann nicht zurück gehen, es muß geschehen. Aber, wie gesagt, es fehlet allein daran, daß man nicht glaubet, daß Gott allmächtig sey, daß er es thun könne, und daß es Gott geredt habe, daß er es thun wolle.

Ein Türke glaubet nichts, und leugnet alle unsere Artikel und Gründe des Glaubens. Wenn man aber einen Türken das bereden könnte, daß er dieß Principium und Grund zuließe, glaubete und bekennete, daß Gott allmächtig sey, und daß Gott solches geredt habe; so würde er das andere auch gewißlich zulassen, das aus dem Principio und Grunde folget, würde sagen: Kann es Gott thun, und will er es thun, so wird es gewißlich geschehen: ist das erste wahr, daß es Gottes Wort und Zusagung ist, und daß Gott, der solches geredt hat, allmächtig ist; so muß das andere auch wahr seyn, das darauf folget.

Thut das ein Türke und ungläubiger Mensch; warum wollen denn die, so Christen und Gläubige heißen, nicht glauben, daß es geschehen müsse, was Gott in seinem Wort gesagt hat? Das erste, als das Principium, Grund und Hauptstück läßt man zu, und das andere, das aus dem Principio und Grunde folget, das will man nicht zulassen. Man bekennet, daß Gott allmächtig ist, und daß es Gottes Wort ist Jes. 26,19.: „Die Todten sollen auferstehen: item Marc. 16,16.: Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig. Item Matth. 18,18.: Was ihr auf Erden vergeben werdet, das soll im Himmel vergeben seyn. Item Matth. 26, 26. 27.: Esset, das ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Das ist mein Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden.“ Das bekennet man, und muß es bekennen, und keinen Dank dazu haben. Gleichwohl disputiret man, wie es möglich sey, daß die Todten sollen auferstehen? Wie es möglich sey, daß Wasser die Seele von Sünden abwaschen solle? Wie es möglich sey, daß ich durch eines Menschen Hand sollte von Sünden losgesprochen werden? Wie es möglich sey, daß im Abendmahl das Brod Christi Leib, und der Wein Christi Blut seyn sollte? Ei, nun disputire, du armer, elender Mensch! Bist du nicht toll und thöricht? Giebest das Principium und Hauptstück nach, und leugnest das, das aus dem Principio und Hauptstücke folget? Zeugest damit von dir selbst, daß du entweder ein Spötter bist, der nichts glaubet, oder ein verzweifelter Bösewicht, der Ja und Nein saget in einerlei Artikel.

Das ist es nun, daß St. Paulus hier, in diesem Artikel von Auferstehung der Todten, alle Einrede menschlicher Vernunft zurücke schläget und verwirft. Denn die Vernunft will hier klug seyn, und bringet mancherlei Fragen vor: Wie die Todten auferstehen? Ob sie essen, trinken, schlafen, wachen, freien und sich freien lassen werden? Solche Gedanken und Fragen schlüget St. Paulus allesammt darnieder mit dem Exempel der Allmächtigkeit Gottes, und Kraft, so er beweiset an dm Creaturen, an dem Korn auf dem Acker. Als wollte der Apostel sagen: Gott hat es geredt, und kann es thun, darum wird es gewißlich geschehen; er wird am jüngsten Tage sagen: Stehet auf, ihr Todten. Das wird die Weise seyn, wie die Todten auferstehen werden. Durch sein Wort werden die Todten auferstehen, daß Gott sagen wird: Surgite, qui jacetis in pulvere terrae: Stehet auf, die ihr unter der Erden liegt, Dan. 12, 3. Darum darfst du nicht disputiren und fragen, wie die Todten auferstehen werden. Durch des Allmächtigen Sprechen wird es geschehen.

Denn gleichwie Gott in andern Dingen durch sein Wort ausrichtet, was er will; also ist es auch mit der Todten Auferstehung. In der Taufe richtet Gott sein Werk aus durch das Wort, da er, oder der Priester an seiner Statt spricht: „Ich taufe dich im Namen des Vaters, und des Sohnes, und des heiligen Geistes, Matth. 28,19. Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig.“ Marc. 16,16. Durch solch Sprechen wird der Täufling ein Kind des ewigen Lebens und Seligkeit. Also hält es sich auch mit des Herrn Abendmahl. Wie gehet es zu, daß das gesegnete Brod Christi Leib, und der gesegnete Wein Christi Blut ist? Durch das Wort gehet es zu, Christus spricht: Esset, das ist mein Leib; trinket, das ist mein Blut. Siehe, das ist die Weise, wie es zugehet, daß, wer das Brod isset, der isset Christi Leib, und wer den Wein trinket, der trinket Christi Blut. Desgleichen mit der Absolution, wie gehet es zu, daß durch den Löseschlüssel der Himmel aufgethan, und die Hölle zugeschlossen wird? Wie kann ein Mensch die Sünde vergeben? Durchs Wort gehet es zu, daß der Priester, oder Christus durch den Priester spricht: Ich spreche dich von allen deinen Sünden quitt, ledig und los, durch unsers Herrn Jesu Christi Verdienst, Leiden und Sterben, und aus seinem Befehl, im Namen des Vaters, und des Sohnes, und des heiligen Geistes. Dieß Wort thut es, weil es Christi Wort und Befehl ist, wie er spricht Matth. 18, 18.: „Was ihr auf Erden vergeben werdet, das soll im Himmel vergeben seyn.“

Und das ist nun die Summe davon, daß wir unsern Kinderglauben, auf den wir in der Taufe angeloben, denselben zu bekennen, und dabei fest zu bleiben, recht beten und verstehen lernen, wenn wir sprechen: Ich glaube an Gott, den Vater, allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erde, nemlich, daß wir wissen, solches sey das Hauptstück, und der Grund aller Artikel christlicher Lehre. Wer das Hauptstück setzet, der muß die andern Artikel, von der Todten Auferstehung, von der Taufe, von der Absolution, vom Abendmahl rc. auch setzen. Wer die andern Artikel leugnet oder davon disputiret, wie es möglich sey, der hat das Hauptstück, nemlich Gottes Allmächtigkeit, ja seine Majestät und Gottheit, auch verleugnet. Denn es hänget alles an einander, wie eine Kette, und schließen sich die Artikel zusammen, und folget einer aus dem andern. Unser lieber Gott wolle uns bei rechtem Verstand des Glaubens erhalten; und vor scharfem Disputiren und klugen Fabeln, wie es St. Petrus nennet, 2. Epist. 1, 16. menschlicher Vernunft, gnädiglich behüten, Amen.

Quelle: Luthers Volksbibliothek, Band 2

1)
ein berühmter Philosoph in Rom, ein Zeitgenosse und Günstling der Kaiser Vespasian und Titus.
2)
ein Zeitgenosse Luther's, stimmte mit diesem erst überein, verfiel aber später in Schwärmereien, nahm an der Bilderstürmern Theil und war der erste, welcher die Gegenwart des Leibes und Blutes Christi im Abendmahl bestritt. Diese seine Irrlehre bildete dann Zwingli weiter fort.
3)
das heißt: vom Raum, von dem, was in einem Raum eingeschlossen ist, von dem Geschöpf. Dieser lateinischen Ausdrücke bedienten sich die Sacramentsschwärmer, um die Lehre von der Gegenwart des Leibes und Blute Christi im Abendmahl zu bestreiten.
Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/l/luther/p/luther-1_cor_15_1.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain