Luther, Martin - Von der Auferstehung - Dritte Predigt.

Luther, Martin - Von der Auferstehung - Dritte Predigt.

1 Cor. 15, 51. 52. 53. Von der letzten Posaune Gottes.

„Siehe, ich sage euch ein Geheimniß: Wir werben nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verhandelt werden, und dasselbe plötzlich in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune schallen, und die Todten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden. Denn dieß Verwesliche muß anziehen das Unverwesliche, und dieß Sterbliche muß anziehen die Unsterblichkeit.“

Das ist zu viel auf eine Predigt; denn der Text ist zu reich, und die Sache zu groß und hoch, davon der Apostel an diesem Ort redet, daß wir's nicht erreichen, noch auf einmal nach Würden handeln können. Doch weil es die Zeit fordert, müssen wir davon reden, so viel wir vermögen und Zeit haben.

Billig ist's, daß man zu dieser Zeit, nach dem Osterfest, predigt und handelt den Artikel von der Auferstehung: nicht allein von der Auferstehung unsers Herrn Jesu Christi, welcher um unser aller willen von den Todten auferstanden ist, gleichwie er auch um unser aller willen gestorben ist: sondern auch von unsrer Auferstehung, auf daß wir im Glauben wohl gegründet, und ganz gewiß werden, daß unser Leib werde wieder hervor gehen, und lebendig werden. Denn die Auferstehung Christi ist uns nichts nütze, wenn wir, um welcher willen Christus auferstanden ist, ihm nicht nachfolgen, und gleichwie er, also auch wir von den Todten auferstehen. Nun aber werden wir ihm nicht nachfolgen können, und mit ihm auferstehen zum Leben, wir glauben denn, daß seine Auferstehung uns zu gute geschehen sey. Glauben werden wir auch nicht, wir predigen denn immer davon, und treiben diesen Artikel ohne Unterlaß, damit er in unsern Herzen bekleide.

So gehet nun die Auferstehung Christi uns an, wie wir auf das Osterfest singen: Christ ist erstanden von der Marter alle, deß sollen wir alle froh seyn, Christ will unser Trost seyn. So lautet es: Christi Auferstehung soll unser Trost seyn. Soll sie unser Trost seyn, so müssen wir's glauben. Glauben wir's nicht, so ist sie uns nichts nütze. Denn um seinetwillen hat Christus nicht dürfen auferstehen; gleichwie er auch um seinetwillen nicht hat dürfen sterben. Um unsertwillen ist er gestorben, und von den Todten auferstanden; darum wir uns seines Sterbens und seiner Auferstehung annehmen sollen, uns derselben von Herzen freuen, singen und glauben, daß solches alles unser Heil und Trost sey, und daß auch wir gewiß von den Todten werden auferstehen, wie er auferstanden ist.

Denselben Artikel treibet St. Paulus gewaltig in dieser Epistel, wider alle Vernunft. Kurz vor diesem Text hat er geantwortet denen, die da fragen, wie die Auferstehung werde zugehen. Denn unser Leib wird begraben, stinket, verweset und verfaulet, also, daß kein ärger Aas auf Erden ist, denn des Menschen Leib, wenn er todt ist. Da fraget die Vernunft, und spricht: Wie kann doch aus solchem jämmerlichen, stinkenden Leichnam, der da verwesen muß und den die Maden und Würmer fressen, ein neuer Leichnam wieder auferstehen, der schöner und herrlicher sey, denn die Sonne? Wohlan, spricht St. Paulus, geschieht's nicht, daß unser Leichnam wieder auferstehet; so ist Christus vergebens gestorben, und vergebens von den Todten wieder auferstanden. Ist aber Christus um unsertwillen gestorben und auferstanden; so muß unser Leichnam auch auferstehen. Da ist kein Zweifel dran.

Also sagen wir auch: Geschieht's nicht, daß wir von den Todten auferstehen; was machen wir denn, daß wir singen: Christ ist erstanden, deß sollen wir alle froh seyn, Christ will unser Trost seyn. Soll Christus unsere Freude und Trost seyn, wie wir singen; so muß unser Leib wieder aus dem Grabe hervor, er verwese, verfaule und stinke gleich, wie greulich er immer wolle. Und was wir singen, das ist gewiß und hat keinen Zweifel; denn die heilige Schrift zeuget es, Gott hat's geredt, daß unser Leib schöner, herrlicher und klärer seyn werde, denn die helle Sonne.

Solches predigen wir nun immerdar; wollte Gott, wir könnten es so fest und gewiß glauben, wie reichlich es uns geprediget wird. Doch wird um unsers Unglaubens willen dieser Text nicht falsch, noch Gott, der solches geredt hat, zum Lügner werden. Mit unsrer Schwachheit könnte Gott Geduld haben; aber daß wir satt, müde und überdrüßig werden, Gottes Wort zu hören, das ist schrecklich. Ich habe oft gesagt, man solle Gottes Wort mit allem Ernst und Fleiß hören, weil es uns gebühret; es möchte die Zeit kommen, daß wir's gerne hören wollten, wenn es uns gebühren könnte. Wer es nicht hören will, der fahre immer hin, er wird's wohl gewahr werden, wen es gereuen wird. Ich predige dir nicht, sondern der heilige Geist ist's, der durch St. Paulum redet; derselbe will von dir unverachtet seyn. Wenn der Pabst jetzt seine dreifache Krone, und der türkische Kaiser alle seine Königreiche darum geben wollten, daß sie eine solche Predigt hören möchten, so müssen sie es dennoch nicht hören. Sie haben's nicht hören wollen, da sie es hätten hören können; darum sollen sie es auch nicht hören, nun sie es gerne hören wollten.

Wenn Gott redet und sein Wort gibt, so gibt er's reichlich, schüttet seinen Schatz überschwenglich aus, thut den Himmel weit auf, ruft und spricht: Alle gen Himmel, alle gen Himmel! Alsdenn ist's Zeit, daß man die Ohren aufthue und höre. Wenn man aber sein Wort nicht hören will, so schweiget er stille, und nimmt sein Wort rein hinweg. So gehet's denn also: Haben wir Gott nicht wollen hören, da er mit uns redete; so mögen wir den Teufel hören, wenn Gott schweiget. Haben wir nicht gen Himmel wollen, weil er offen stund; so kann Gott den Himmel zuschließen, und die Hölle aufschließen: da mögen wir zusehen, wo wir bleiben. Dem Pabst und dem Türken ist's also gegangen, daß Gott sein Wort von ihnen genommen hat; sie haben's auch nicht anders wollen haben, ihnen ist recht geschehen; wie das Sprüchwort lautet: Volenti non fit injuria: der es so haben will, dem geschieht nicht unrecht. Willkür bricht Landrecht.

Jetzt schleußt Gott auch den Himmel auf, und schleußt die Hölle zu, schüttet sein Wort reichlich aus durch die Predigt des Evangelii, und redet getrost: aber niemand will es fast mehr hören. So wird's auch geschehen, daß Gott den Himmel wird zuschließen, und die Hölle aufschließen, daß die Leute mit Haufen werden hinein fahren müssen, weil sie jetzt nicht in den Himmel wollen, weil er offen stehet. Darum lasset uns fleißig hören, weil Gott mit uns redet, auf daß er sein Wort nicht hinweg nehme, und stille schweige. Nimmt er sein Wort hinweg, und schweiget stille, so ist's mit uns aus. Verlieren wir Gottes Wort einmal, so werden wir es nicht mehr überkommen. Ich bin fünfzehen Jahr ein Mönch gewesen, und hätte gern eine einige rechtschaffene Predigt gehöret; aber es konnte mir nicht so gut werden. Jetzt haben wir Gottes Wort reichlich; aber wir stellen uns dagegen, eben als ginge es uns nichts an. Wohlan, werden wir es versehen, daß wir Gottes Wort verlieren, so mögen wir erfahren, was wir gemacht haben. Zu rathen wäre, wir höreten, weil Gott mit uns redet, und uns so treulich rufet und freundlich locket. Aber davon jetzt genug, wir wollen zum Text greifen.

Bisher hat St. Paulus gewaltig beweiset den Artikel von der Auferstehung, daß das elende, jämmerliche, menschliche Fleisch, so da stirbet, verfaulet und in der Erden verweset, aus der Erden wieder hervorkommen und auferstehen werde: daneben auch angezeiget, mit welcherlei Leibe die Todten kommen werden. Nun saget er, wie es am jüngsten Tage, in der Auferstehung von den Todten, zugehen werde, und setzet ein sonderlich Stücklein, dergleichen man sonst nicht findet in der heiligen Schrift. „Siehe, spricht er, ich sage euch ein Geheimniß.“

Geheimniß heißt ein heimlich Ding, das aus den Augen gethan, von Sinnen und Vernunft ferne gesetzt, und aller Welt verborgen ist, ein verdeckt Ding, das mit keiner Vernunft mag erlanget werden, denn allein durch den Glauben. So spricht er nun: Ich will euch etwas heimliches und verborgenes gleichsam in ein Ohr sagen. Nicht also, daß 'es niemand hören, und niemand davon wissen solle, denn ihr allein: (denn weil ich ein Apostel bin und Lehrer der Heiden, und mein Wort öffentlich gehet in alle Welt, so soll es jedermann hören, zu dem mein Wort kommt;) sondern also, daß sie es nicht alle glauben werden. Ich schreibe es öffentlich, daß es öffentlich gepredigt werde, und daß es alle Welt höre; aber allen wird es nicht zu Herzen gehen. Darum ist's ein Geheimniß, und bleibt ein Geheimniß, daß es jedermann hören mag; aber viel werden es nicht achten: denenselben wird's auch verborgen bleiben, ob sie es schon hören und wissen. Offenbar ist es; und doch heimlich. Offenbar, daß es öffentlich geprediget, und auf den Leuchter gesetzt wird, daß es leuchtet heller, denn die Sonne. Verborgen und heimlich ist es, daß es die Welt nicht glauben noch achten wird, sonderlich die Epicurer und Spötter, 1 Pet. 3, 20.

Was ist's nun für ein Geheimniß? Das ist's, antwortet St. Paulus: Ihr möchtet fragen: Ei, so die Todten auferstehen werden, wie wird es denn zugehen am jüngsten Tage? Wer wird den andern begraben? rc. So wird es zugehen: „Wir werden nicht alle entschlafen; wir werden aber alle verwandelt werden.“ Der jüngste Tag wird also kommen, daß es ein fröhlicher Tag seyn wird den Gläubigen und rechten Christen; aber ein schrecklicher Tag den Ungläubigen, Gottlosen, Geizigen, Wucherern und falschen Christen. Denn so wird es zugehen: Man wird uns nicht allen auf dem Bette das Sacrament reichen, in den Sarg legen und zu Grabe tragen. Denn das heißt er entschlafen, wenn man auf dem Ruhebettlein liegt, den Geist aufgibt, hinaus getragen und in die Erde verscharret wird. Das wird man nicht bedürfen, sagt er, am jüngsten Tage. Da wird's nicht heißen: Komm, höre die Beicht, absolvire ihn von Sünden, reiche ihm das Sacrament, begrabe ihn rc., sondern, wenn du wirst sitzen überm Tische und essen, stehen überm Kasten und die Thaler zählen, im Bette liegen und schlafen, an der Zeche sitzen und saufen, am Tanze seyn und springen, bald in einem Augenblick wirst du verwandelt werden, das ist, todt und wieder lebendig seyn.

Verwandelt werden heißt er, zu einem neuen Leben verändert werden, aus dem Wesen und Leben dieser Welt kommen in ein ander neu Wesen und Leben, da man nicht mehr bedarf Essens und Trinkens, Kleider und Schuh, Gelds und Guts, Schlafens, Arbeit, Ehestands, und dergleichen, so in dieß Leben gehöret. Welche der jüngste Tag wird treffen, spricht er, die wird man nicht dürfen begraben; sondern sie werden in einem Augenblick, und plötzlich anders werden. Entschlafen werden wir nicht alle; aber alle, beide, die in den Gräbern liegen, und die außer den Gräbern noch auf Erden wohnen, müssen verwandelt werden. Denn es soll ein ander Wesen und ein anderer Leib werden, der nicht esse noch trinke, nicht arbeite noch schlafe, nicht Hochzeit halte noch Kinder zeuge, nicht mit Geld umgehe noch Thaler zähle, und Summa, der des Wesens, so zum vergänglichen Leben gehört, nicht mehr brauche. Das ist die Verwandelung, daß die, so entschlafen sind, und unter der Erden liegen, zugleich mit uns, die wir noch leben, und wir mit ihnen, werden zu einem neuen Leben verändert werden.

Solch heimlich Stücklein sage ich euch, spricht er: denn sie werden es nicht alle glauben, sondern für Thorheit und Spott halten; denselben wird's auch ein verborgen Geheimniß bleiben: aber sehet ihr zu, daß ihr's höret und glaubet. Denn es wird gewißlich geschehen. Ob wir schon nicht alle werden begraben werden, müssen wir doch alle zugleich verwandelt werden; denn dieser Leib taugt nicht mit seinem Wesen und Brauch, wie er jetzt ist; er ist zu unflätig, steckt voll Sünde, voll Sterblichkeit, voll Drecks und Unflats! Was kann daraus Gutes werden? Darum muß er anders werden, muß gereinigt und geläutert werden, daß er nicht mehr sündige, nicht Wein saufe, nicht sich fülle, nicht verdaue, noch dieser zeitlichen Güter und Wesens mehr brauche.

Das ist nun das Geheimniß, davon St. Paulus hier sagt; das ist, ein heimlich verborgen Stücklein, welches allein achten und zu Herzen nehmen die, so da rechte Christen seyn. Pabst, Cardinäle, Bischöfe, große Herren dieser Welt; item, Wucherer, Ehebrecher, Säufer und Schwelger glauben es nicht, achten's auch nicht: denn es ist der Vernunft unglaublich, daß in einem Augenblick alles solle anders werden. Sollte Gott die ganze Welt, spricht die Vernunft, in einem Augenblick ganz und gar aufräumen? Wie kann der, so vor 5000 Jahren gestorben, und so lange Zeit im Grabe gelegen und verweset ist, mit mir, der ich noch lebe, plötzlich verändert werden? Ei, wie närrisch Ding gibst du vor? Es ist nicht glaublich. Wohlan, sagt St. Paulus, ich sage dir es in ein Ohr, am jüngsten Tag wird's so zugehen: Die, so unter der Erden liegen, und noch nicht auferstanden sind, werden auferstehen, und zugleich mit denen, so noch auf Erden leben, schnell und behend verwandelt werden. Solches glaube sicherlich. Willst du es aber nicht glauben, so laß es; um deines Unglaubens willen wird's nicht nachbleiben; es wird gewißlich geschehen.

Momentum, Ictus oculi, heißt ein Augenblick, wenn sich das Auge auf- und zuthut; das gehet schnell und behend zu. Daher spricht man: Donner und Blitz; denn ehe man ein Auge auf- und zuthut, so ist der Blitz geschehen. So wird's auch am jüngsten Tage schnell und behend zugehen; wie der Blitz daher fähret. Der jetzt die Kandel am Maul hat und trinket, der im Bette liegt und schläfet, der an seiner Arbeit stehet, der sein Geld zählet, dem soll nicht Raum gelassen werden; sondern ehe sich ein Auge auf- und zuthut, wird er verwandelt werden. Ist Adam, Eva, Abraham, Sara und andere Väter, nicht auferstanden mit Christo, wie das Evangelium Matthäi 27, 53. dahin lautet, und ich es dafür halte: so werden sie sammt allen, so in den Gräbern sind, und sammt uns, so wir noch auf Erden leben, behend und in einem Hui in ein ander Wesen verändert werden. So wird's zugehen, ich sage dir's in ein Ohr, ich meine es treulich und gut. Glaubest du es nicht, und verachtest es, wehe dir! es wird dennoch geschehen, und deinethalben nicht nachbleiben.

Und solches wird geschehen, sagt er, zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune schallen, und die Todten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden. Er redet eben von dem jüngsten Tage, wie er davon redet 1 Thess. 4, 16. t7., da er spricht: „Er selbst, der Herr, wird mit einem Feldgeschrei und Stimme des Erzengels, und mit der Posaune Gottes hernieder kommen vom Himmel, und die Todten in Christo werden auferstehen zuerst; darnach wir, die wir leben und überbleiben, werden zugleich mit denselbigen hingerückt werden in der Wolken, dem Herrn entgegen in der Luft rc.“ Dreierlei erzählet er, so Christus in seiner letzten Zukunft mit sich haben wird: das Feldgeschrei, die Stimme des Erzengels, und die Posaune Gottes. Und redet nach der Weise, wie es zu Felde in der Schlacht zugehet. Denn Feldgeschrei heißt, wenn sich die Kriegsleute im Heer unter einander vermahnen und antreiben, ritterlich zu streiten: Hinzu, hinzu, hinzu! dran, dran, dran! Posaunen sind die Drometen, so in der Heerschlacht gebraucht werden.

So gehet's zu zu Felde, in der Heerschlacht: Wenn man die Schlacht ansähet und die Feinde angreifet, so bläset man die Posaunen oder Drometen, schlägt die Trommel, und gehet daher die Taratantara, man macht ein Feldgeschrei: Her, her, her, her! Der Oberst-Lieutenant oder Hauptmann, dem der Kriegsfürst das Feld befohlen hat, vermahnet das Kriegsvolk, die Feinde ritterlich anzugreifen: Hui, hui, hui, hui! Und das Kriegsvolk schreiet zu: Frisch an sie, frisch an sie, frisch an sie! schlag todt, schlag todt, schlag todt! Daher kommt's, wenn ein Theil gewonnen hat, so spricht man: Der andere Theil ist kleines Lauts worden. Wenn die Türken an die Schlacht gehen, so ist ihre Losung, und das ganze Heer schreiet: Allah, Allah, Allahu, Mahomet Regil Allah! Es ist kein Gott, denn Gott, Mahomet ist Gottes Knecht. Also thaten die Griechen auch im Streit, hatten ihre Losung und Geschrei, ihre Posaunen und Drometen.

Auf dieselbe griechische Manier redet hier St. Paulus und spricht: Am jüngsten Tage, wenn Christus vom Himmel herabkommen wird, wird ein Feldgeschrei werden: Hui, hui, hui! der große Engel wird die Trommel schlagen, es sey nun der Engel Gabriel, oder ein anderer Engel. Denn Gabriel ist die höchste Macht unter den Engeln, der höchste Heerführer im Himmel, der das Schwert führet, der des Königs Marschall ist, der des Kaisers größte Macht hat zu Felde; wie der Name mitbringet, Gabriel, Gottes Kraft, Gottes Macht. Wenn er seine Gewalt will üben, so schlägt er alles todt, was auf Erden lebet. Solcher Erzengel oder auserlesener Engel vor andern Engeln, der Gottes Macht ist, der wird die Heertrommel schlagen, und seine Stimme hören lassen, und Gott wird seine Posaune blasen. Es wird aber nicht ein solch schwach Feldgeschrei seyn, noch solche geringe Stimme, auch nicht solche Posaune, von Messing oder Kupfer gemacht, wie auf Erden, oder von Silber, wie die Posaunen Mosis waren, 4 Mos. 10, 2., sondern es wird seyn ein stark, kräftig, himmlisch und göttlich Feldgeschrei, Stimme und Posaune.

So wird's zugehen: Christus, der Herr, wird vom Himmel herab fahren mit seinem Feldgeschrei, mit des Erzengels Stimme, und Posaune Gottes. Es wird eine schwarze Wolke aufgehen. Darauf wird solch Blitzen und Donnern folgen, daß der ganze Erdboden beben, und alle Menschen auf Erden erschrecken und zittern werden. Das wird die Posaune und Trommel seyn, daß ein Donnerschlag wird in einander gehen, bis der letzte Donnerschlag wird kommen, der Himmel und Erden und alles in einen Haufen werfen wird. Da wirst du so bald in einem Augenblick todt und wieder lebendig seyn; da wird die Verwandelung geschehen.^

Ich verstehe durch die Stimme des Erzengels und Posaune Gottes, Blitz und Donner. Denn das ist der göttlichen Majestät Stimme, wie der 77. Ps. v. 18. saget: Vocem dederunt nubes: „Die Wolken donnerten, und die Strahlen fuhren daher;“ item v. 19.: Vox tonitrui tui in rota: „Es donnerte im Himmel, deine Blitze leuchteten auf dem Erdboden, das Erdreich regete sich, und bebete davon.“ Und Ps. 68, 34.: Dabit voci suae vocem virtutis: „Er wird seinem Donner Kraft geben.“ Das ist der Majestät Stimme, wenn Gott redet in der Sprache seiner Majestät, so kann es kein Mensch hören und leben. Christus, als ein Mensch, redet leidlich, und seine Stimme ist freundlich und lieblich. Aber Gottes Stimme, in seiner Majestät, ist eine andere Posaune und Dromete; die schlägt ein Haus in einem Augenblick darnieder, daß eitel Staub heraus fähret, und zerschmettert einen Baum auf einzelne Stücklein; wenn es daher kirret 1), so kommt es in einem Augenblick; was es trifft, das liegt darnieder.

So wird's nun zugehen, wenn Christus vom Himmel herab kommen wird in seiner Herrlichkeit, eine Schlacht zu halten mit seinen Feinden, das ist, Rache zu geben über die Gottlosen, denn wird der Erzengel, es sey nun der Engel Gabriel, der Gottes Macht ist, oder ein andrer Engel, Blitz und Donner gehen lassen, und Gott wird seine Posaune und Taratantara blasen, wird seine Trommel schlagen, daß es in der Luft mit aller Macht daher kirren wird. Denn wird das Feldgeschrei geschehen, und werden nicht allein die Engel, sondern auch die Creaturen sammt ihnen zuschreien: Hui, hui, hui! frisch an sie, frisch an sie! Herr, die Feinde haben deinen Namen lange gnug gelästert, haben gnug deiner Heiligen Blut vergossen, Ps. 79, 3., es ist Zeit, daß du dich an ihnen rächest, und sie gerichtet werden. Dran, dran, dran! schlag todt, schlag todt, schlag todt! Alsdenn wird Himmel und Erden in einen Haufen fallen mit großem Krachen, „die Elemente werden vor Hitze schmelzen, die Erde, und die Werke, die drinnen sind, werden verbrennen,“ 2 Pet. 3,10.

So lesen wir im Propheten Jesaia 37, 36., da der König von Assyrien, Sanherib, vor der Stadt Jerusalem lag, da fuhr der Engel des Herrn aus, ließ seine Stimme hören, schlug die Trommel, und kirrete mit seiner Taratantara. Da hub sich ein solch Blitzen und Donnern, und gingen die Donnerschläge mit Macht in einander, daß das ganze assyrische Lager voll todter Leichnam lag, und davon floh, wer da fliehen konnte. Da war der Majestät Stimme und Posaune; da die daher kirrete, bebete das ganze Land, und lagen in einem Augenblick darnieder hundert fünf und achtzig tausend Mann. Denn also hatte Gott zuvor verkündigen lassen, daß er den Sanherib vom Himmel herab von Jerusalem wegschlagen wollte. Jesaia 30, 30. 31. 32.: „Der Herr wird seine herrliche Stimme schallen lassen, daß man sehe seinen ausgereckten Arm, mit zornigem Dräuen, und mit Flammen des verzehrenden Feuers, mit Strahlen, mit starkem Regen, und mit Hagel. Denn Assur wird erschrecken vor der Stimme des Herrn, der ihn mit der Ruthe schlägt. Denn es wird die Ruthe ganz durchdringen, und wohl treffen, wenn sie der Herr über ihn führen wird, mit Pauken und mit Harfen, und allenthalben wider sie streitet.“

Pugnabit contra eos Tnupha, wie im hebräischen Text stehet, das haben wir verdolmetschet, er wird allenthalben wider sie streiten. Tnupha heißt, Ventilatio, Motio, eine Webung, wenn man etwas hin und her webet. Daher das Webeopfer den Namen hat im alten Testament, 2 Mos. 29, 24., 3 Mos. 9, 21., und auch heißt Tnupha, darum, daß man es hin und her zog in viel Oerter, gegen Morgen, Abend, Mittag und Mitternacht. Die Meßpfaffen im Pabstthum ahmen dem Mosi nach, (aber ohne Befehl,) ja, wider Christi Befehl, wenn sie vor dem Altar stehen und Messe halten, so thun sie Kreuzschläge. Ich will's also deutschen, daß Tnupha hier heißt ein Kreuzschlag: er wird wider sie streiten Tnupha, das ist, er wird mit Blitz und Donner kreuzweise, von allen vier Orten der Welt auf sie zuschlagen, er wird dem Assur recht aufpauken, Donner, Blitz und Feuer soll die Pauken und Pfeifen seyn; wie es denn auch geschah. Denn da der Engel des Herrn ausfuhr, da ging's, schmir 2) von Aufgang, schmir von Niedergang, schmir von Mittag, schmir von Mitternacht. Also wird's auch am jüngsten Tage zugehen, wenn Christus kommen wird zum Gericht, da wird Blitz und Donner in einander gehen, und wird ein recht Bellum Tnupha seyn, allenthalben Blitz, Donner und Feuer; Tnupha von Morgen, Tnupha von Abend, Tnupha von Mittag, Tnupha von Mitternacht.

Als Sodom und Gomorra unterging, 1 Mos. 19, v. 23.24., da war, meine ich, Gottes Stimme und Posaune: so bald der fromme Loth mit seinen zwo Töchtern in das Städtlein Zoar kam, und die Sonne aufgegangen war auf Erden, flugs ging ein Wetter daher, die Sonne ward schwarz, und erhub sich Blitz und Donner, und der Herr regnete Schwefel und Feuer vom Himmel herab auf Sodom und Gomorra, da war in einem Augenblick das ganze Land umgekehret und verderbet, und alle Einwohner der Städte, Mann und Weib, Kind und Kegel todt, und versenkt in Abgrund der Höllen. Da war nicht Zeit, Geld zu zählen, noch mit der Metze herum zu springen; sondern in einem Augenblick war alles, was lebet, todt und versunken. Das war Gottes Posaune und Dromete, da ging's pummerle pum, plitz, platz, schnür, schmir.

Also gings auch zu, da das Volk Israel durchs rothe Meer ging, und der König Pharao mit seinem Heer nachfolget, 2 Mos. 13,19. u. folg. Als die Kinder Israel ausgezogen waren aus Egypten, und Pharao mit seinen Rossen, Wagen und Reutern ihnen nachjagte, da erhub sich der Engel Gottes, und setzete sich zwischen das Heer der Egypter, und das Heer Israel, und eine finstere Wolke leuchtete die ganze Nacht, daß kein Theil zu dem andern kommen konnte.

Als nun das Meer von einander getheilet stund, wie eine Mauer, zur Rechten und zur Linken, und die Kinder Israel durchhin gegangen waren aufm Trockenen, und die Egypter ihnen nachfolgeten ins Meer „da schattete der Herr des Morgens auf die Egypter,“ v. 24. und lässet das Wetter, welches der Engel die Nacht zuvor gehalten hatte, wieder gehen, macht ein Schrecken in der Egypter Heer, stößet die Räder von ihren Wagen, stürzet sie mit Ungestüm, lässet das Wasser wiederkommen, und bedecket Wagen, Reuter, und alle Macht des Pharao, die den Kindern Israel nachgefolget waren ins Meer, schlägt Pharao mit alle den Seinen zu Boden, daß nicht einer aus ihnen überbleibet.

Das ist nun unsers Herrn Gottes Pauken, oder wie es St. Paulus hier nennet, die Stimme des Erzengels und Posaune Gottes. Denn wenn Gott donnert, so lautet es schier wie eine Pauken, pummerle pum, und die Donnerschläge scherzen nicht. St. Paulus nennet es die Stimme des Erzengels: denn Gott in seiner Majestät redet durch den Donner, daß die ganze Erde bebet, und alle Welt erschrickt und bald todt ist. Wenn nun solche Stimme und letzte Posaune Gottes erschallen wird, da werden Sonne, Mond, und alle Creaturen zuschreien: Schlag todt, lieber Herre Gott, schlage todt! da sind die Gottlosen, die dich nicht kennen, und die falschen Christen, die nicht sind gehorsam gewesen dem Evangelio Christi, die haben allesammt deinen Namen gelästert, deine Heiligen auf Erden verfolget und getödtet; schlage todt, es ist hohe Zeit, mache des Wesens ein Ende. Das wird seyn das Feldgeschrei, und die Taratantara Gottes, daß der ganze Himmel, und alle Luft wird gehen: kir, kir, pumerle pum. Denn es wird ein greulich, unerhört Wetter seyn desgleichen nicht gewesen ist von Anbeginn der Welt, und alle Creaturen werden sich dermaßen stellen, daß das Ende da sey.

Alsdenn wird die letzte Posaune Gottes kommen, das ist, der letzte Donnerschlag, welcher Himmel und Erde, und alles, was darinnen ist, plötzlich in einen Haufen schlagen wird. Da werden wir auch verwandelt, das ist, aus diesem sterblichen Wesen in ein unsterblich Wesen verändert werden, wenn Himmel und Erde zergehen werden. Solches alles wird geschehen plötzlich und in einem Augenblick, und das wird die letzte Posaune, das ist, der letzte Donnerschlag thun; denn es wird ein rechter Ausbund seyn von Donnerschlägen, wird gut, groß, kräftig und allmächtig seyn, und ganz durchdringen und wohl treffen.

Die Donnerschläge, so jetzt geschehen, sind nur ein Vorspiel und Vortrat jenes letzten Donnerschlags; aber jener, der letzte Donnerschlag, wird die rechte Posaune Gottes seyn, welche es mit der ganzen Welt ausmachen wird. Wir sehen oft, daß ein Donnerschlag eine große, zwei-, drei klafterige Eiche in einem Augenblick mitten entzwei schmeißet, oft auch in kleine Stücklein zermalmet, welches vier Zimmermänner in einem ganzen Tage nicht vermöchten. So nun ein Donnerschlag zu dieser Zeit, welcher nur ein Vortrab und Vorspiel ist jenes letzten Donnerschlags, solches vermag; was sollte denn nicht vermögen der letzte Donnerschlag, welcher groß und allmächtig, und der Garaus seyn wird? Gott wird als^ denn reden in seiner Majestät und Herrlichkeit; nicht wie Christus am Kreuz redet, da er spricht Luc. 23, 34.: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie thun;“ welche Stimme Gottes Zorn stillet, und die Welt noch heutigen Tages erhält; sondern wird reden in seiner göttlichen Majestät und unleidlichen Sprache mit Donner und Blitz: pummerle pum, kir, kir, schlage todt; dazu denn alle Creaturen schreien werden: Amen und Ja.

Denn es wird der rechte Krieg und die rechte Schlacht seyn, so Christus in seiner Herrlichkeit führen wird wider alle Teufel in der Hölle und Gottlosen auf Erden, in welcher Schlacht er alle seine Feinde mit Blitz und Donner zerschmeißen wird. Da wird erfüllet werden das Wort, das er saget Joh. 5, 27. 28. 29.: „Gott hat dem Sohn Macht gegeben, auch das Gericht zu halten, darum, daß er des Menschen Sohn ist. Verwundert euch deß nicht; denn es kommt die Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind, werden seine Stimme hören, und werden hervorgehen, die da Gutes gethan haben, zur Auferstehung des Lebens; die aber Nebels gethan haben, zur Auferstehung des Gerichts.“

St. Hieronymus hat feine Gedanken, da er schreibet: Sive comedam, sive bibam, sive aliquid aliud faciam, semper vox illa videtur sonare in auribus meis: Surgite mortui, et venite ad iudicium: Ich esse oder trinke, schlafe oder wache, oder thue etwas anders, so sauset mir allezeit die Stimme in meinen Ohren: Stehet auf, ihr Todten, kommt vor Gericht. Nicht, daß es so lange Zeit haben werde, bis die Stimme in der Luft daher schalle, und eben diese Worte mit allen Syllaben ausgedrückt werden; sondern der letzte Donnerschlag wird so viel anzeigen, als die Worte geben. Denn Gott wird alles in einem Augenblick ausrichten, daß es nicht so viel Zeit wird bedürfen. Und spricht St. Hieronymus weiter: Quoties diem iudicii. cogito, totus corde et corpore contremisco. Si qua praesentis vitae est laetitia, ita agenda est, ut nunquam amaritudo futuri iudicii recedat a memoria; das ist: So oft ich an den Tag des Gerichts gedenke, erschrickt mir mein Herz und ganzer Leib. Fället irgend eine Freude vor in diesem gegenwärtigen Leben, so soll man derselben also brauchen, daß der Ernst des künftigen Gerichts uns nicht aus dem Sinn komme, noch aus dem Gedächtniß falle.

Und es ist gewißlich wahr, wer von Herzen glaubet, und es gewiß dafür hält, daß er sterben und vor Gericht kommen muß, dem wird der Kützel wohl vergehen, wird nicht viel Schalkheit noch Büberei anrichten. Wie auch Sirach sagt c. 7, 40.: „Was du thust, so bedenke das Ende, so wirst du nimmermehr Uebels thun.“ Erschrickt doch ein menschlich Herz, wenn es höret die schrecklichen Geschichten und greulichen Exempel des großen und ernsten Zorns Gottes, daß Gott mit der Sündfluth die Welt der Gottlosen vertilget, 1 Mos. 7, 23. und die Städte, Sodom und Gomorra, mit Schwefel und Feuer vom Himmel herab umgekehret und verdammt hat 1 Mos. 19, 25., wie sollte es denn nicht erschrecken, wenn es höret, daß Gott die letzte Welt mit Blitz, Donner und Feuer zum jüngsten Gericht erfordern werde, „da der Himmel, wie St. Petrus saget 2 Epist. 3,12., vom Feuer zergehen, und die Elemente vor Hitze zerschmelzen werden.“ Denn jene Geschichten sind nur Vorbilder des zukünftigen Zorns und Gerichts Gottes; wie auch der Apostel Petrus saget 2 Epist. 2, 6., „daß Gott damit ein Exempel gesetzt habe den Gottlosen, die hernach kommen werden.“

Nun wollte der barmherzige Gott nicht gerne, daß wir mit dem Gerichtstage plötzlich überfallen würden; darum thut er uns die Gnade und Ehre, warnet uns treulich; lässet uns sein Wort predigen; rufet uns zur Buße; beut uns an Vergebung aller unserer Sünde in Christo; saget uns zu, Schuld und Pein solle aufgehoben seyn, so wir an seinen Sohn glauben; heißet uns unsers Berufs warten, und unser befohlen Amt thun. Wenn wir das thun, so gönnet er uns wohl, daß wir essen, trinken, guter Dinge und fröhlich seyn. Denn essen und trinken müssen wir, sollen wir anders auf Erden leben; allein Gottes und des zukünftigen Lebens sollen wir nicht vergessen. Ist das nicht ein gütiger, frommer Gott, der es treulich und ganz väterlich mit uns meinet?

Er redet je nicht anders mit uns, denn ein Vater mit seinen Kindern, und spricht: Lieben Kinder, thut Buße, glaubet an meinen Sohn, den ich euch gesandt habe, send fromm und gehorsam, und thut euer befohlen Amt; darnach esset und trinket, und brauchet der zeitlichen Güter, so ich euch beschere. Allein sehet zu, daß ihr dieser Welt und der zeitlichen Güter so brauchet, daß ihr auf die letzte Posaune wartet, auf daß, wenn dieselbe schallen, und der letzte Donnerschlag aufgehen wird, ihr bereit und geschickt seyd mit heiligem Wandel und gottseligem Wesen. Wenn ihr das thut, so hat es keine Noth mit euch.

Solche treue Warnung und freundliche Vermahnung unsers gnädigen Gottes und lieben Vaters sollten wir zu Herzen nehmen, und sagen: Wohlan, lieber Gott, weil du solches von mir haben willt, und es dir also wohlgefället und mir seliglich ist, so will ich mich von Herzen zu dir bekehren, will an deinen Sohn glauben, will mein Amt mit allem Fleiß ausrichten, und will also essen und trinken und der zeitlichen Güter in diesem Leben brauchen, daß ich der letzten Posaune nicht vergesse, sondern ohne Unterlaß deiner Zukunft gedenke. Denn warum wollte ich mich vor dem jüngsten Tage fürchten, weil du mir durch dein Wort Gnade, Leben und Seligkeit gewiß zugesaget hast? Komm, lieber Herr Jesu, und mache dieses Lebens und Wesens ein Ende, ich habe genug gessen und getrunken, ich will alle Stunden gern mit, wenn du mit deinem Tage kommst. Das hieße denn, sich recht bereiten und dieses Lebens recht brauchen, wenn wir im Glauben unser Amt thäten, und des zukünftigen Lebens warteten.

Aber wenig Leute sind, die es zu Herzen nehmen und sich recht darein schicken. Was will aber daraus werden? Wie wollen solche Leute endlich bestehen, wenn sie sollen vor Gericht kommen? Bauer, Bürger, Adel, Fürsten, so jetzt in aller Sicherheit leben, Gottes Wort nicht hören, lassen ihnen nicht sagen, bleiben gottlos, stolz, neidisch, häßig, boshaftig, sind ersoffen im Geiz und Wucher, liegen in Völlerei und Wollust, treiben Schande und Laster, und thun allerdinge, als wollten sie ewig hier auf Erden leben. O, wie plötzlich und unversehens werden sie mit dem jüngsten Tage übereilet werden? O wie wird ihnen die letzte Donnerart viel zu frühe kommen? Jetzt glauben sie es nicht, daß es geschehen werde. Wenn sie vom jüngsten Tage sagen hören, so spotten und lachen sie, und sprechen: Ha! es ist noch lange dahin, was sagst du mir vom jüngsten Tage? Hätte ich so lange Geld zu zählen, bis der jüngste Tag käme, so wollte ich ein seliger, gewünschter Mensch seyn. Zwar die heilige Schrift hat es zuvor verkündiget, daß, je näher dieser Tag seyn wird, je weniger Glaube und Liebe, und je größere Sicherheit in der Welt seyn werde. Die zu Sodom und Gomorra waren eben solche Leute, wie das böse, rohe Volk ist zu unsrer Zeit; sie thaten dem frommen Loth alles Leid mit ihrem unzüchtigen Wandel l Mos. 19, 9., und quäleten, wie St. Petrus saget 2. Cpist. 2, 8., die gerechte Seele von Tag zu Tag mit ihren ungerechten Werken, ließen den guten alten Mann predigen, warnen und dräuen; sie aber sungen dieweil vom Schlemmer, spotteten sein als eines Thoren, und kehreten sich an keine Strafe. Eben also thun unsere Junkern, Bauern, Bürger, Adel rc. heutiges Tages auch. Ha! sprechen sie, laß den jüngsten Tag hergehen; haben wir noch so lange Frist, bis der jüngste Tag kommt, so laß uns geizen, wuchern, huren, buben, saufen, fressen und in allerlei Wollust leben; es hat keine Noth.

Solche schädliche Leute müssen wir leiden. Wohlan, was sie damit werden gewinnen, das werden sie allzu zeitlich erfahren. Mit solcher ihrer Sicherheit geben sie selbst Zeugniß, daß der jüngste Tag nicht ferne seyn müsse. Und fürwahr, es schicket sich alles fein dazu, daß der jüngste Tag bald herein brechen wird. Loth prediget, ruft und schreiet, die Sonne gehet auf, das Evangelium leuchtet und scheinet; aber nicht allein Pabst und Türke, sondern auch unsere falsch Evangelischen fragen nichts darnach. Darum lässet's sich ansehen, als wollte ein Morgenwetter kommen; dieselben Wetter sind gemeiniglich schrecklich und gefährlich, und scherzen nicht. Alsdenn wird es geschehen, wie es geschah zu den Zeiten Loths. „Als Loth gen Zoar einkommen, und die Sonne auf Erden aufgegangen war, da erhob sich ein Donnern und Blitzen.“ 1 Mos. 19, 23. 24. Die zu Sodom hatten es zuerst für einen Spott, und sprachen: Ha! hast du vor nie mehr Wetter am Himmel gesehen? Aber bald, als die Sonne schwarz, und der Himmel finster ward, regnete der Herr Schwefel und Feuer vom Himmel herab; da lag Sodom und Gomorra mit allen Einwohnern, Jung und Alt, in Abgrund der Höllen. Also wird der jüngste Tag und letzte Donnerschlag unsere sichere, stolze Junker auch treffen, ehe sie sich's versehen.

Wem nun zu rathen ist, der sehe drauf, thue Buße, und bessere sich; denn der jüngste Tag wird nicht außen bleiben. Die letzte Posaune Gottes wird daherkirren, und die himmlische Taratantara wird singen, ehe wir meinen. Alsdenn wird Himmel und Erden in einen Haufen fallen, und werden alle Menschen in einem Augenblick todt und, wieder lebendig, und zu einem andern Leben verändert werden. So wird es am jüngsten Tage zugehen, es wird ein schrecklicher, und tröstlicher Tag seyn: schrecklich, allen Ungläubigen und Gottlosen; tröstlich, allen Gläubigen und Gottesfürchtigen.

„Denn die Todten, spricht St. Paulus weiter, werden auferstehen unverweslich. Denn dieß Verwesliche muß anziehen das Unverwesliche, und dieß Sterbliche muß anziehen die Unsterblichkeit.“ Es muß einmal eine Zeit kommen, da ein ander Leben ansahe, und ein solch Leben, da Sünde und Tod aufhöre, und alle Plage ein Ende nehme. Es muß einmal erfüllet werden, das geschrieben stehet (v. 54.): „Der Tod ist verschlungen in den Sieg.“ Die Zeit muß kommen, darinne der Tod ganz und gar aufhöre, also, daß er uns nimmermehr anfechten könne.

Unser lieber Herr und Erlöser, Jesus Christus, verleihe uns seinen heiligen Geist, daß wir in rechtem Glauben und gottseligem Leben warten und eilen zu der Zukunft seines Tages, auf daß wir in der Auferstehung der Todten mit den Auserwählten und Seligen hingezuckt werden in der Luft, dem Herrn entgegen, und bei dem Herrn seyn mögen allezeit, Amen.

Quelle: Luthers Volksbibliothek, Band 2

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