Aus J.E. Kappens Reformations-Urkunden, Thl. III. S. 350

Wilche Person verboten sind zu ehlichen in der heiligen Schrift, beyde der Freundschaft und Mogschaft, Levit. 18.

Verboten Person der Freundschaft sind diese:

Daraus folget, daß Schwisterkinder und der Stiefmutter Schwester für Gott mit gutem Gewissen mugen geehlicht werden.

Verboten Person der Mogschaft sind diese:

Daraus folget, daß ich meins Weibs oder Braut Schwester nach ihrem Tod ehlichen mag; dazu auch des Bruders Weib nach seinem Tod im Gesetz befohlen war zu nehmen (Matth. 22)

Was nu mehr Person odder Gelid verboten sind, die haben unsere geistliche Tyrannen umb Gelds willen verboten: das bewähret sich selbs damit, daß sie dieselben wieder umbs Geld verkäufen und zulassen, und wo man nicht Geld gibt, solch Ehe zu reißen wider Gott und alle Billigkeit.

Daß sie aber auch neu Gelid erdichtet haben zwischen den Gevattern, Pathen und ihren Kindern und Geschwistern, das hat sie eigentlich der Teufel gelehret. Denn so das Sacrament der Tauf sollt Hindernisse bringen, mußte kein Christenmann ein Christenweib nehmen. Sintemal alle getaufte Weiber aller getauften Männer geistliche Schwester sind, als die einerley Sacrament, Geist, Glaube, geistliche Gaben und Guter haben, damit sie viel näher im Geist Freund werden, denn durch äußerlich Gevatterschaft.

Sonderlich aber ist zu meiden der Bischofgotzen lugenhaftig Gaukelwerk der Fermelung, wilche kein Grund in der Schrift hat, und die Bischof nur die Leut mit ihren Lugen betrugen, daß Gnade, Character, Mahlzeichen drinnen geben werden. Es ist vielmehr der Bestien Character (Apoc. 13). Ein Christenmensch soll sein Glauben bey Verlust seiner Seel ja nicht stellen auf Menschenstand; denn das wird gewißlich ihm liegen und triegen, sondern nur auf Gottes Wort, der leuget nicht. Anno 1522

Mart. Luther