Luther, Martin - 1. Petr. 3. V. 12.
Diesen Vers schreibe in dein Herz mit festem Glauben, und siehe, ob er dir nicht Friede und Gutes schaffen wird. Kannst du das glauben, daß Gott droben sitze und nicht schlafe, oder anderswo hinsehe und dein vergessen habe, sondern mit wackern, offenen Augen siehet auf die Gerechten, die da Gewalt und Unrecht leiden; was willst du denn klagen und Unmuths werden über Schaden oder Leid, so dir wiederfähret, so Er seine gnädigen Augen gegen dir wendet, und freilich auch gedenket, als der rechte Richter und Gott, dir zu helfen. Dieses Auge wollte ich um aller Welt Gut kaufen, ja solchen Glauben, so ich ihn haben könnte; denn es fehlet gewißlich nicht an seinem Ansehen, sondern an unserem Glauben. Zu dem spricht Er: stehen auch seine Ohren offen auf das Gebet des Gerechten. Wie Er dich ansiehet mit gnädigen, lachenden Augen, so höret Er auch mit leisen, offenen Ohren dein Klagen, Seufzen und Bitten; und höret's nur gerne und mit Wohlgefallen, daß es sobald, so du nur den Mund aufthust, erhöret und Ja ist. Wiederum spricht Er auch hierum auf den anderen Haufen, daß der Herr mit seinem Angesicht stehet auf die, die da Böses thun. Er hat ja seine Augen auf die Frommen; aber dennoch siehet Er auch hierum auf den anderen Haufen mit seinem Angesichte. Das ist nicht ein freundlicher Anblick oder gnädig Gesicht, sondern ein sauer, zornig Ansehen, darob sich die Stirn runzelt, die Nase rümpfet und die Augen roth und glühend funkeln, wie ein zorniger Mensch thut. Denn das heißt die Schrift, das Angesicht des Herrn, so Er zürnet; wie wiederum die Augen das fröhliche, freundliche Ansehen. Nun solch Angesicht Gottes, was thut es, und warum, oder wozu stehet Er auf die, so Böses thun? Freilich nicht, daß Er sie erhöre oder helfe, und Segen oder Glück gebe zu ihrem bösen Thun; sondern dazu spricht Er weiter, daß Er ihr Gedachtniß ausrotte von der Erde. Das ist ein greulicher, schrecklicher Spruch, dafür ein Herz wohl möchte als von einem Donnerschlag zur Erde sinken, wo nicht die Gottlosen mit so verstockten Herzen könnten Gottes Wort verachten. (Martin Luther)