Lobstein, Johann Friedrich - Die Geheimnisse des Herzens - IX - Das christliche Zartgefühl

Lobstein, Johann Friedrich - Die Geheimnisse des Herzens - IX - Das christliche Zartgefühl

Matthäi 27, 24-27.
Da sie nun gen Kapernaum kamen, gingen zu Petro, die den Zinsgroschen einnahmen und sprachen: Pflegt euer Meister nicht den Zinsgroschen zu geben? Er sprach: Ja. Und als er heim kam, kam ihm Jesus zuvor und sprach: Was dünkt dich, Simon: von wem nehmen die Könige auf Erden den Zoll oder Zins, von ihren Kindern oder von Fremden? Da sprach zu ihm Petrus: Von den Fremden. Jesus sprach zu ihm: So sind die Kinder frei. Auf dass wir sie aber nicht ärgern, so gehe hin an das Meer, und wirf den Angel, und den ersten Fisch, der herauffährt, den nimm, und wenn du seinen Mund auftust, wirst du einen Stater finden; denselben nimm, und gib ihn für mich und dich.

Die heilige Schrift erteilt uns ihre Lehren auf zweierlei Weise. Einmal klar, bestimmt und unverhüllt; dann aber auch auf eine andere, zwar nicht unklare, auch nicht unbestimmte, aber doch auf eine solche Weise, die wir verhüllt nennen möchten, wenn man diesen Ausdruck nicht missversteht. Sehr oft sind in einzelnen Bibelabschnitten und Stellen Lehren enthalten, die man bei oberflächlichem Lesen nicht entdeckt, und die in Worten gegeben sind, welche bloß zufällig da zu stehen scheinen. Die Bibel ist kein Katechismus, auch kein in Paragraphen eingeteiltes Buch. Die Wahrheit liegt im Leben und nicht in eingeteilten Sätzen, sonst könnte man versucht werden zu glauben, sie wäre nur für die feierlichen Gelegenheiten gemacht und nicht für die alltäglichen Bedürfnisse des Lebens. Gehe man das Leben Jesu durch - überall findet man Lehren, und zwar tatsächliche Lehren, die der Heiland nicht in Worten aussprach. So wie man aus einem Feuerstein Funken hervorlockt, so lässt Jesus aus den kleinsten Umständen Lehren der Wahrheit hervorgehen. Das ist besonders in unserer Geschichte der Fall. Jüdische Steuereinnehmer wenden sich an Petrus und fragen ihn, ob sein Meister nicht den Zinsgroschen gebe? (die jährliche Abgabe zur Unterhaltung des Tempels). Petrus bejaht es; er denkt nicht weiter, denn es ist ja Gebrauch, denselben zu bezahlen. Jesus benutzt diese Frage der Steuereinnehmer an Petrus, um eine Frage ganz anderer Natur an den Letzteren zu richten. Was dünkt dich, Simon: von wem nehmen die Könige auf Erden den Zoll oder Zins, von ihren Kindern oder von den Fremden? Petrus sprach zu ihm: Von den Fremden. Da antwortete ihm Jesus: So sind die Kinder also frei.

Petrus verstand, was Jesus damit sagen wollte, und der Heiland hätte dabei können stehen bleiben. Aber er hatte seinem Jünger noch eine andere Wahrheit zu lehren. Nachdem er ihn davon überzeugt hatte, wie er in seinem Rechte wäre, den Zinsgroschen nicht zu bezahlen, so verzichtet er freiwillig auf dieses sein Recht und opfert dasselbe auf, damit sie sich nicht ärgern, sagte er. - Das ist der Hauptpunkt unserer Geschichte. Das Wunder, dass in dem Munde des Fisches der Stater gefunden wird, den des Menschen Sohn nötig hatte, ist weniger merkwürdig, als der Wunsch des Heilandes, niemanden zu ärgern. Er, der die Brote in der Wüste vermehrt und gesegnet hatte, wusste auch, wo die Schätze in der Erde und in den Tiefen des Meeres verborgen liegen; denn Gold und Silber gehören ihm und er gibt sie, wem er will. Dass er aber sich so unter das Gesetz stellt, um den Schwachen keinen Anstoß zu geben, das ist das Schöne und Herzliche bei ihm, das ist einer von den Zügen seines Herzens, den näher zu betrachten, es sich wohl der Mühe lohnt. Es liegt in der Seele des Heilandes eine ganze Welt des Zartgefühls, und über diese so sanfte und notwendige Tugend möchten wir hier gern ein paar Worte sagen. Worin besteht sie, und welches sind ihre Triebfedern? Eine jede Tugend hat eine aktive und eine passive Seite; sie bringt sichtbare Handlungen hervor und wird selber wieder durch eine Triebkraft belebt, die uns nicht immer sichtbar ist. Unter diesem doppelten Gesichtspunkte wollen wir nun die Tugend des christlichen Zartgefühls betrachten.

So lieblich uns die Tugend des Zartgefühls erscheint, und so bereit wir sind, ihr Lobsprüche zu spenden: eben so schnell sind wir bereit, uns über den Mangel des Zartgefühls im Betragen unserer Mitmenschen zu ärgern. Ein Kind, welches sich gegen seine Eltern unzart benimmt; ein Freund, der seinen Freund beleidigt; ein Oberer, der seine übergeordnete Stellung gegen seine Untergebenen missbraucht: sie alle flößen uns unwillkürlich Widerwillen und Missfallen ein. Man möchte sie aus der menschlichen Gesellschaft ausschließen; und das ist auch sehr begreiflich, denn das Zartgefühl gibt dem Leben seinen Reiz. Ohne das Zartgefühl verliert die Freundschaft ihre Würze, und die Zuneigung verkehrt sich leicht in Abneigung, Härte, ja sogar in Grausamkeit.

Aber woran erkennt man denn das Zartgefühl? Die Antwort auf diese Frage liegt in der Geschichte unsers Textes. Ein Zartfühlender ist jederzeit bereit, freiwillig von dem abzusehen, was er von Rechtes wegen fordern oder behalten könnte. Er ist also das gerade Gegenteil von jenen rohen und ungestümen Charakteren, die man sehr oft sagen hört: Man ist mir das schuldig. Das gehört mir. Ich fordere nichts, als was mir zukommt. Es gibt Leute, die so streng auf ihr Recht halten, dass sie ihren Nächsten aller seiner Güter, selbst seiner Decke, berauben würden, und das einzig und allein, weil sie das bürgerliche Gesetzbuch für sich haben und nötigenfalls die Polizei zu Hilfe rufen könnten. Das sind gute Treiber, aber keine Christen. Der Heiland hätte auch sagen können: Ich zahle keinen Zinsgroschen; ich bin hier in meinem Eigentum. Die Welt gehört mir; welcher Unverschämte darf sich unterstehen, Geld von mir zu verlangen? Aber nein, er bezahlt, er bezahlt willig, wie wir sehen. Wenn es sich um einen Punkt der Lehre gehandelt hätte, so würde er sicherlich nicht nachgegeben haben, denn damit wäre die Wahrheit aufgeopfert worden; aber es handelte sich nur um persönliche Interessen, darum gibt er auf der Stelle nach. Ein zartfühlender Mensch hält nicht zu sehr auf seine Würde, sondern tritt gern zurück, lässt Andern den Vorrang und vergisst sein eigenes Interesse. Aber solche Menschen sind sehr selten. Es gibt Leute, und zwar in nicht geringer Anzahl, welche stundenlang Worte finden, um ihr Recht zu beweisen, und die ihrem Nächsten eher zehn Prozesse an den Hals hängen würden, als nur das Geringste von ihren Forderungen nachzulassen. Wenn Rücksichtslosigkeit und Mangel an Zartgefühl schon in weltlichen Beziehungen sehr unstatthaft sind: um wie viel mehr sind sie es denn in den Verbindungen, welche die Kinder Gottes unter sich haben. Und dennoch findet man sie nicht selten unter Christen. Zwei christliche Freunde, Glieder einer und derselben Kirche, Bekenner desselben Herrn, entzweien sich augenblicklich, sobald es sich darum handelt, den Zins zu zahlen. jeder will nehmen, keiner will geben; es gibt ein Christentum, das nicht so viel wert ist, wie ein Stater.

Ein zartfühlender Mensch lässt ferner seine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut. Jesus macht keine Bemerkung in Gegenwart der Steuereinnehmer; er wartet, bis er mit Petrus allein ist, um ihm die Bemerkungen zu machen, zu welchen ihn die Frage jener veranlasste. Das christliche Zartgefühl ist eine von den Tugenden, die sich nicht durch Worte, sondern durch Handeln offenbaren. Dasselbe ist zwar auch bei gewissen Sünden der Fall, z. B. beim Neid; aber hier handelt es sich um eine Tugend. Das Zartgefühl beobachtet Stillschweigen über die Ursache des Handelns. Es ist demnach das gerade Gegenteil von jenem anspruchsvollen Wesen und jener hochmütigen Demut, die es immer so einrichten, dass sie bemerkt werden müssen. Ein zartfühlender Mensch leidet lieber doppelt, als dass er es will erscheinen lassen, wie zartfühlend er sei. Das Zartgefühl will nicht gesehen werden, sondern will Andere glücklich machen. Es braucht oft so wenig, um Andern Gutes zu tun; es gibt so viele kleine Höflichkeiten, Artigkeiten, Zuvorkommenheiten, die so wohl tun, wie der Tau den Pflanzen, ohne dass sie nur das geringste Opfer von uns verlangen. Das Zartgefühl wartet nicht erst auf günstige Gelegenheiten, sondern es schafft dieselben, es geht ihnen entgegen, es ist erfinderisch und unerschöpflich. Je weniger es zu tun scheint, desto mehr tut es, aber im Verborgenen. Es vermeidet jene Art und Weise, wodurch Andere gleichsam gezwungen werden, ihre Erkenntlichkeit zu beweisen. Gegenüber denjenigen, gegen die es handelt, stellt es sich so an, als ob es ganz natürlich sei, so zu handeln, und wie es nicht begriffe, dass man anders handeln könne. Es erspart denjenigen, welche nicht im Stande sind, ein Gleiches zu erwidern, jene Verlegenheit, dass sie diese Unmöglichkeit eingestehen müssten mit einem Wort, die Liebe ist uneigennützig.

Am schwierigsten ist es in jenen Fällen, zartfühlend zu sein, wo man jemanden ermahnen soll. Das Zartgefühl ist nicht Feigheit, aber auch nicht Gutmütigkeit. Es gibt Fälle, wo ein zartfühlender Mensch ein Recht aufopfert; aber wieder andere, wo, er Widerstand leistet. Nur das Zartgefühl kann ihn lehren, welches die am wenigsten verletzende Weise ist, das Recht gelten zu machen. Die Nachgiebigkeit ist sehr oft Falschheit. Einem Menschen, der sich uns gleich unterwirft, ist nicht zu trauen, ebenso wenig als einem solchen, welcher in schwierigen Lagen und wo er reden sollte - schweigt und Andere machen lässt. Man darf die Gelegenheiten nicht ausweichen, wo ein Irrtum zu rügen, ein Fehler zu bezeichnen, ein Gewissen zu warnen ist. Jenes Stillschweigen, welches bitter süß und Finsternis Licht sein lässt, ist Treulosigkeit. Das Wesen des Zartgefühls besteht darin, dass man sich immer in die Sage des Andern versetzt, den Schwachen nicht wie einen Starken und einen heftigen, leidenschaftlichen Charakter nicht wie ein ruhiges Temperament behandelt. Der Apostel Paulus konnte sich in die Lage Aller versetzen. Er wusste sich zu den Schwachen herunterzulassen, wie wenn er selbst ein Schwacher gewesen wäre, um sie zu gewinnen. Er wurde Allen Alles, um Etliche selig zu machen. Diese Beugsamkeit des Charakters ist eine Eigenschaft des Herzens und entspringt aus der herablassenden Liebe. Sie vereinigt Wahrheit mit Liebe, opfert aber weder die eine noch die andere auf. Darin ist uns Jesus das unvergleichliche Vorbild. Wie sanftmütig erinnert er den Pharisäer, der ihn zu Tische gebeten, und der jenes Weib, das sich zu den Füßen des Herrn warf, so unhöflich behandelt! Er erzählt ihm einfach eine Geschichte, wie ein Herr zwei Schuldner hatte, von denen der eine fünfhundert Pfennige und der andere fünfzig schuldig war; wie sie nun beide nichts hatten zu bezahlen, schenkte er ihnen ihre Schuld. Nun macht der Heiland die Anwendung davon, indem er sie in die einfache Frage einschloss: Sage mir, welcher von den Zweien wird ihn am meisten lieben? Dann stellt er ihm das Weib vor, lässt ihn selber über sein Benehmen urteilen, und geht dann von der indirekten Ermahnung zum offenen Tadel über, der aber mit so viel Zartgefühl angebracht wird, dass sie wohltuende, heilsame, glühende Kohlenwerden.

Das ist die aktive Seite des Zartgefühls in ihrer dreifachen Gestalt. Wir wollen jetzt noch ihre innere Seite etwas ins Auge fassen, oder mit andern Worten, ihre verborgene Triebfeder.

Vor allen Dingen ist hier nicht von einer natürlichen Güte oder Gutmütigkeit, auch nicht von einer jener Eigenschaften die Rede, welche in der Welt so wohl gefallen, die aber keineswegs vom christlichen Geiste durchweht sind. Ein sanftmütiges Temperament, Dienstfertigkeit, Wohlwollen, Nachsicht, Alles das ist noch nicht die Tugend, von der wir reden.

Das christliche Zartgefühl hat zur Grundlage ein zartes Gewissen. Das ist der erste Punkt; und gerade dieser Punkt fehlt dem weltlich gesinnten Menschen. Derselbe ist bloß liebenswürdig, ohne dass er eigentlich weiß, warum; es ist aber sein Charakter. Wer christlich zartfühlend ist, der erkennt seine eigenen Schwächen; er wird daher immer zuerst auf sich selbst blicken, und sein eigenes Herz in Händen tragen. Er hat eine ausgebildete Gefälligkeit, aber es ist nicht die des natürlichen Menschen. Es ist jenes Alles durchdringende, zarte und sanfte Wesen, das der heilige Geist wirkt und das von einer treuen Seele sogleich erkannt wird; es sind jene Wächter, welche der Herr auf unsere Mauer gestellt hat, und welche Tag und Nacht nimmer schweigen. Diese Stimmen müssen gehört werden; es sind Steuereinnehmer, ähnlich jenen, welche zu Petro kamen: Gebet ihnen den Zinsgroschen, auf dass ihr sie nicht ärgert und ihr den heiligen Geist, diesen Geist der Wahrheit, nicht betrübet. Je zarter das Gewissen wird, desto sanfter wird das Herz, desto beugsamer der Charakter. Ein Mensch, der sich selbst kennt, kann am besten auf Andere wirken. Unsere Beziehungen zu Gott sind die Schule, in der wir das Zartgefühl lernen, für unsere Verbindungen mit den Menschen. Die geheime Triebkraft des Zartgefühls ist die Befolgung jenes Wortes Jesu: Alles, was ihr wollt, das euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch und zuerst. Der zartfühlende Christ schätzt seinen Nächsten nach seinem wahren Wert. Eine Seele, für die der Heiland gestorben ist, ist in seinen Augen groß und herrlich. Nichts ist geringer, als die eigene Größe, wenn der Geist Gottes uns dieselbe zeigt, und nichts erhabener, als der Wert des Nächsten, wenn der heilige Geist uns daran erinnert. Wer nur einigermaßen christliches Zartgefühl besitzt, der wird einsehen, wie unbillig, ungerecht und töricht es ist, zu verlangen, dass Andere sich nach uns richten und modeln, uns als Vorbild nehmen, dass sie das Joch tragen sollen, das wir ihnen auflegen möchten; dass sie denselben Geschmack, dieselben Neigungen, dieselben Wünsche, dieselben Gewohnheiten haben sollen, die wir haben; er wird einsehen, wie anmaßend und lieblos es ist, wenn wir an unserm Mitchristen nichts leiden, uns nicht nach seiner Individualität richten wollen. Sobald wir die Stellung einnehmen, die uns das Zartgefühl anweist und in die Gott uns fest, so tritt auch unser Nächster in seine Rechte ein; sobald wir erkennen, wie das zu bringende Opfer nicht bloß süß, sondern auch billig ist, so wird uns dasselbe nicht mehr schwer, und man wird alsdann das wohltuende Gefühl einer demütigen und herablassenden Berücksichtigung der Rechte und Wünsche unserer Brüder jenen bitteren Täuschungen der Selbstsucht, das erquickende Bewusstsein, nachgegeben zu haben den Triumphen des eigenen Willens, die Ansichten und Bemerkungen der Einfältigen den Räten der aufgeblasenen Weisheit unendlich weit vorziehen. Der Glücklichste und Zufriedenste ist unstreitig derjenige, der jederzeit gerne den letzten Platz einnimmt. Das Zartgefühl setzt Demut und Bescheidenheit voraus. Je bescheidener wir sind, desto größer ist unser Einfluss auf Andere. Diese Gesinnung wird noch durch ein anderes Gefühl unterstützt, das nicht weniger ein innerer Hebel des Zartgefühls ist. Mit dem gleichen Maße, mit dem wir messen, wird uns wieder gemessen werden. Die größte Qual, die eine erweckte Seele empfinden kann, ist das Gefühl, dass sich der Herr von ihr zurückgezogen hat. Dieser Gefahr seht man sich aber aus, wenn man Andere nicht mit der gebührenden Schonung behandelt. Das innere Leben leidet darunter und fängt an zu kränkeln. Das Angesicht Gottes ist verhüllt, und das Gebet verliert seine Salbung und seine Kraft. Es geschieht also zu unserm eigenen Vorteil, wenn wir schonend gegen Andere sind. Der Verlust, den wir unserm Nächsten verursachen, wird für uns selbst zu einem doppelten. Denn was ist es für ein Leben ohne den Herrn, ohne Frieden, gleichsam verbannt von seinem Angesichte? Ist das ein Gewinn, ein Vorteil, wenn man dafür die Lebensquelle und Lebenskraft einbüßt?

Die christlichen Tugenden nähren und unterhalten sich selbst, aber wenn sie einmal im Abnehmen begriffen sind, so bekommt das innere Leben die Schwindsucht. Eine einzige Untreue hat oft unberechenbare Folgen. Es gibt eine Menge von Dingen, welche die Welt und die „Bildung“ uns erlauben, oder uns davon lossprechen, welche aber der Geist Gottes uns nicht erlaubt und von denen er uns nicht losspricht. Die Welt ist weitherzig, das Schwert des Geistes aber durchdringt die innersten Gedanken und Absichten des Herzens. Danken wir Gott, dass es so ist, damit unsere Gerechtigkeit vortrefflicher werde, als die der Schriftgelehrten und Pharisäer. Wenn die Arbeit des Geistes Gottes nicht in die Tiefe wirken kann, so gewinnt sie auch nichts an Ausdehnung. Das wird jede Seele, die in seiner Schule steht, aus Erfahrung wissen. Die Erziehung des heiligen Geistes ist das Allerzarteste, was man sich denken kann, eine unschätzbare Gabe Gottes, zu der jeder aufrichtige Christ Sorge tragen wird. Er wird sich befleißen, im Lichte zu wandeln, seine Lampe brennend zu erhalten und mit Öl zu versorgen; sein Friede, sein inneres Wachstum und sein eigener Vorteil gebieten es ihm, und die Erinnerungen des heiligen Geistes sind die Triebkraft seiner Treue.

Alle diese einzelnen Lebensbächlein vereinigen sich zuletzt zu einem Strom, gleich jenem, der vom Throne Gottes und des Lammes ausgeht. Das Zartgefühl ist die Treue in den Einzelheiten und die Einzelheiten machen das gesamte Leben aus. Zartgefühl ist nicht Ängstlichkeit, sondern das tiefe Gefühl von dem, was wir Gott und dem Nächsten schuldig sind. Wo dieses Gefühl überwiegt, da ist Freiheit, Entwickelung, Glückseligkeit. Wer da hat, dem wird gegeben; wer aber nicht hat, von dem wird auch das genommen, was er hat. Wir sehen also, was wir gewinnen oder verlieren. Wir haben gesehen, wodurch das Zartgefühl unterhalten wird, und wie man es verlieren kann. Diese jüdischen Steuereinnehmer, welche den Zinsgroschen einfordern, sind auch die Steuereinnehmer Gottes. Er hat uns mit Leuten umgeben, welche Forderungen an uns stellen, die immer wieder kommen und an unsern Türen und Herzen anklopfen. Man wäre im Recht, manche dieser Forderer zurückzuweisen; aber geben wir ihnen, damit wir sie nicht ärgern. Lasst uns um des Herrn willen geben und er gibt uns den Zinsgroschen tausendfältig zurück. Petrus geht ans Meer und findet im ersten Fisch den Stater, den er nicht hat. Gehen wir zu Jesu, befolgen wir seinen Willen, und wir werden erfahren, dass er die Macht hat, uns aus seiner Gnadenfülle reichlich zu geben, auf dass wir immer haben, was uns nötig ist, und dass wir fruchtbar sein können in guten Werken.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/l/lobstein-die_geheimnisse_des_herzens/lobstein-geheimnisse_des_herzens-_ix.txt · Zuletzt geändert: von aj
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain