Krummacher, Emil-Wilhelm - Tägliche Herzensweide aus Luther's Werken - Februar

Krummacher, Emil-Wilhelm - Tägliche Herzensweide aus Luther's Werken - Februar

Am 1. Februar.

Ein christlich Leben soll ein Krieg sein, Hiob 7, 2., und die das Wort haben, sollen vorhergehen in der Heerspitzen, das Schwerdt in der Faust haben, und den Haufen hinter sich herziehen, gerüstet sein und allerwege auf die Püffe warten, wie in einer rechten Schlacht; sonst liegen wir bald darnieder. In einer Schlacht mag man nicht wehren, daß Niemand umkomme oder gewundet werde, denn die Natur des Krieges gibt es nicht anders; wer liegt, der liegt; wenn allein der Haufe bleibet und das Feld behält. Also auch, wir müssen Viel daran waren; und wiewohl wir das Wort rein haben, so gehen doch ihre nicht ohne Schaden ab. Es ist nie kein falscher Lehrer aufgestanden, der nicht Leute verführet habe. Der Teufel will nicht fehlen; er schlagt Etliche darnieder mit falscher Lehre, die er mit reiner Lehre untermischt; er trifft Etliche, das ist gewiß, so wohl kann man nichts bewahren. Wenn nun Fleisch und Blut darauf fället und die giftige Lehre in das Herz kommt, so ist der Mensch schon erschlagen und todt.

Wiederum, wenn ich Einen mit reiner Lehre bekehre, so schlage ich ihn dem Teufel ab und gewinne ihn Christo. Darum müssen wir darein schlagen und dem Teufel Etliche herausreißen; wir haben einen Hauptmann, der in uns triumphieret und das Feld behalt. Dieser geistliche Streit muß bleiben. Denn daß die Kirche sollte regieret werden ohne Streit, ohne Schlacht, in Frieden, wie der Papst meinet, das ist nicht möglich. Wiewohl aber die falschen Propheten den Anhang haben, so liegen wir doch nicht unter; weil wir das Wort rein haben, so sind wir unverloren. Wenn sie gleich Viel verführen, da liegt nicht Macht an; die Wahrheit liegt doch zuletzt oben und schlagt die Lügen darnieder, und waren sie noch so groß; die Wahrheit ist zu mächtig und die Lügen zu matt und schwach.

Am 2. Februar.

Das Wort ist darum gegeben, daß wir es in uns scharfen sollen und uns fleißig üben. Wenn wir die Uebung nicht haben, alsdenn werden unsere Herzen wie Eisen, das der Rost frißt, und wissen selbst nicht, wie uns zu Sinnen ist, zwar, wir sehen vor Augen, und lehret uns die tägliche Erfahrung, in was und mancherlei Gefährlichkeit die Leute fallen. Dies ist keine andere Ursach, denn daß sie sicher sind, nicht beten, Gottes Wort nicht hören und dasselbige nicht betrachten, werden sicher, und lassen sich darum genügen, daß sie es in denen Büchern haben und lesen können. Denenselbigen geußt der Teufel fein sachte Verachtung des göttlichen Worts in das Herz. Darnach wirft er sie entweder in plötzliche Verzweiflung oder andere Gefährlichkeit; denn was hat doch ein Mensch, damit er sich rüsten und schützen könnte wider den gewaltigen Feind? Darum muß ein Liebhaber göttliches Worts ohne Unterlaß lernen, und sich stäts in dem Wort und Gebot üben; nicht allein, daß es hohe wichtige Sachen sind, die in unser Herz nicht leichtlich können kommen, sondern auch, daß unser Widersacher uns nicht einmal, sondern oftmals versuchet, darum muß man stäts wider ihn streiten und beten.

Am 3. Februar.

Wenn schreckliche, große Anfechtungen vor Handen sind, darinne sich die Sünde, Traurigkeit und Verzweiflung u. s. w. so stark und gewaltig fühlen lassen, (denn sie durchdringen und nehmen Einem das Herz ein) so siehe zu, daß du denn nicht deines Herzens Fühlen folgest; sonst wirst du so gedenken: Ich fühle des Gesetzes grausames Schrecken; so streitet der Sünden Tyrannei nicht allein heftig wider mich, sondern nimmt mich auch ganz und gar gefangen; dagegen ich gar keinen Trost, noch Gerechtigkeit empfinde: darum ist keine Gerechtigkeit, sondern eitel Sünde in mir. Daraus ja folget, daß ich des ewigen Todes und Verdammniß schuldig bin u. s. w. Du sollst aber solchen Gedanken wehren und dem Fühlen deines Herzens nicht folgen, sondern einen Muth in Christo fassen und sprechen: Ob mich gleich dünket, daß ich in Sünden stecke bis über die Ohren, und darinnen ganz ersoffen bin; dazu mein Herz mir saget, daß Gott sich von mir gewandt und wider mich erzürnet ist; so ist doch im Grunde der Wahrheit kein Wort daran, sondern ist Alles erstunken und erlogen, ohne daß mein Sinn und Fühlen jetzt in der Anfechtung nicht anders richten kann. Denn Gottes Wort, daran ich mich allein in allen Aengsten und Nöthen halten soll, und nicht meinem Fühlen folgen, das lehret mich viel anders, und saget mir also, Ps. 34 19: Der Herr sei nahe bei denen, die zerbrochenes Herzens sind, und hilft denen, die zerschlagen Gemüth haben. Item Ps. 51,19: Ein zerbrochen und zerschlagen Herz wirst du nicht verachten. Dazu lehret St. Paulus also: daß die, so durch den Glauben sind gerecht worden, der Gerechtigkeit im Geist durch den Glauben noch warten, sagt nicht, daß sie sie jetzt bereits fühlen. Darum, wenn dich das Gesetz verklaget und die Sünde schrecket, daß du Nichts fühlest, denn eitel Gottes Zorn und Gerichte wider dich, so sollst du darum nicht bald verzweifeln; sondern ergreife den Harnisch Gottes, den Schild des Glaubens, den Helm der Hoffnung, und das Schwert des Geistes, und ersuche, was für ein starker, freudiger Kriegsmann du seist. Ergreife durch den Glauben Christum, der ein Herr ist über die Gesetze, die Sünde und alles das, so der Sünde zu folgen pfleget. Glaubest du an den, so bist du gerecht (das dir in der Anfechtung freilich deine Vernunft und Sinn nicht sagen wird; Gottes Wort aber sagt dies). Darnach siehe, daß du in solchem Kampf und Schrecken, die immer wieder kommen und dich plagen, im Geist durch den Glauben der Gerechtigkeit, den man hoffen muß, wartest, die du bereits im Glauben hast, doch also, daß sie allererst angefangen, und noch unvollkommen ist, bis daß die Zeit herbeikomme, daß sie auch offenbaret, vollkommen und ewig werde.

Am 4. Februar.

Der Tod ist auch unsrer Feinde einer, für welchem sich alle Welt entsetzet und erschrickt. Es ist auch kein König, Kaiser, er sei so stark und mächtig, der ihm widerstehen könnte; sie müssen ihm Alle herhalten, sie sind groß oder klein, jung oder alt, reich oder arm, edel oder unedel, und sich von ihm erwürgen und verschlingen lassen: hiewider ist kein Mittel, Rath, noch Hülfe. Wie thun wir ihm denn, daß wir ihm entgehen und von ihm unverschlungen bleiben? Willst du aus seinem Gefängniß los und frei werden, so laß deine guten Werke und strenges Leben fahren: denn du wirst und kannst Nichts damit ausrichten (der Riese ist zu stark, er lasset sich mit Menschengesetzen und Geboten von Kappen, Platten, und was des Dinges mehr ist, nicht schlagen), sondern kehre dich herein, und siehe, was Christus für Werke gethan habe: der ist der rechte Mann, welcher unsern Tod durch seinen Tod überwunden und verschlungen, Hos. 23, 4. Wie ist das zugangen? Der Tod machte sich an Christum, wollte einmal ein niedlich Bißlein verschlingen, sperrete seinen Rachen weit auf, fraß ihn auch hinein, wie alle andern Menschen. Christus wehret ihm nicht, sondern laßt sich von dem Tod verschlingen und bleibet ihm bis an den dritten Tag im Rachen stecken. Aber das niedliche Bißlein wollte dem Tod nicht bekommen, konnte es nicht verdauen; denn es war ihm zu stark: muß derhalben wieder von sich geben, und daran erwürgen. - Also hat Christus durch seinen unschuldigen Tod unsern Tod, der aller Welt schrecklich ist, überwunden. Glauben wir an Ihn, so müssen wir zwar zeitlich sterben und verfaulen; aber wir haben dagegen diesen Vortheil, daß unser zeitlicher Tod uns hinfort ein Eingang ist in das ewige Leben. Zudem ist unser Tod, den wir leiden, kein rechter, d. i. schrecklicher, Tod mehr, sondern ein gemalter Tod, ja ein süßer Schlaf. Das Alles richtet der Tod Christi aus, welcher unsern Tod überwunden und gefangen hat. Das heißet denn, wie die Schrift davon redet, den Tod mit dem Tode überwinden, und Gift mit Gift vertreiben.

Am 5. Februar.

Die Augen des Herrn sehen auf die Gerechten, und seine Ohren auf ihr Gebet.

Diesen Vers schreibe in dein Herz mit festem Glauben, und siehe, ob er dir nicht Friede und Gutes schaffen wird. Kannst du das glauben, daß Gott droben sitze und nicht schlafe, oder anderswo hinsehe, und dein vergessen habe, sondern mit wackern offenen Augen siehet auf die Gerechten, die da Gewalt und Unrecht leiden; was willst du denn klagen und Unmuth werden über Schaden oder Leid, so dir widerfähret, so Er seine gnädigen Augen gegen dich wendet und freilich auch gedenket, als der rechte Richter und Gott, dir zu helfen? Dieses Auge wollte ich um aller Welt Gut kaufen, ja solchen Glauben, so ich ihn haben könnte; denn es fehlet gewißlich nicht an seinem Ansehen, sondern an unserm Glauben.

Am 6. Februar.

Deß müssen wir uns ergeben, alle die, so wir Christen sind und selig werden wollen, daß in der Christenheit keine Ruhe, noch Aufhören ist mit Secten, falschen Brüdern und allerlei Teufels Wüthen, der Satan will und muß unter den Kindern Gottes sein, Hiob 1, 6. Wo aber Satan unter dieselbigen kommt und von Gott Urlaub und das Verhangen kriegt, die frommen Kinder Gottes zu versuchen; so gehts an, da werden dem Hiob die Schafe geraubet, da schlagt der Donner sein Gesinde todt, da kommt der Wind von Mitternacht und reißet seine Häuser um und würget ihm alle seine Kinder. Aber das ist nicht genug, hernach muß auch sein Leib und Seele leiden allerlei Plagen, bis auch seine eigene Freunde ihn plagen und sein eigen Weib ihn spottet. Man lese die Historiam ecclesiasticam, sammt dergleichen und sehe mit Fleiß drein, so wird man finden, wie von Anfang der Christenheit solche wüste Wesen von Secten, Irrthum und allerlei Aergerniß gewest ist. Daß auch unter den Heiden, da der Teufel leibhaftig regieret, besser, stiller und feiner Regiment anzusehen gewest ist, denn unter den Christen, daß die großen Regenten im römischen Reich mit gewaltigem Schein und Glimpf haben können sagen: Siehe, die Buben wie sie sich selbst untereinander fressen und wollen doch die Welt unter sich bringen zu ihrem Glauben. Gleichwie auch die Freunde Hiobs durch sein groß Unglück so stark geärgert und ganz sich gewiß dünken lassen, Hiob sei der ärgste Bösewicht auf Erden, dem Gott habe müssen feind sein und so graulich strafen. Und ob Gott gleich zuweilen auch das wesentliche Regiment strafet, daß sie auch untereinander Krieg und alles Unglück haben leiden müssen, so achtets man doch nicht so groß, hat auch solch groß Aergerniß nicht, als es unter den Christen hat, welche sollen fromm, still, einträchtig und friedlich sein, nach ihrer eigenen Lehre und aller Propheten Weissagung. Daß in dieser Sache kein Hülfe, noch Rath ist, denn (wer es kann) auf Gottes Wort sehen, sich daran halten und darnach Alles richten. Denn weil Gottes Wort der großen Macht ist, daß es unter den Teufeln, Tod, Sünden rumoret und seine mächtige Gewalt übet (welche doch dasselbe auch nicht leiden, sondern getrost dawider toben), wie sollte es nicht auch unter den Menschensecten, fleischlicher Weisheit und Heiligkeit rumoren, welche es auch nicht leiden können. In solchem Rumor muß es freilich geschehen, daß sichs ansehen laßt, als könnte Niemand wissen, wer hier Koch oder Kellner, wer Gottes oder des Teufels sei, wo Kirche oder Endechrist sei. Solches thut Gott Alles darum, daß Er nicht auf Menschen, noch menschlich Wesen, sondern auf sein Wort will gesehen haben, und dasselbige unter, über und außer Allem geehret und gehalten haben; als wenn ein Mensch im Sterben oder sonst in Nöthen ist, so muß er vergessen Himmels und Erden, Sonn und Mond, Vater und Mutter, Geld und Gut, Ehre und Gewalt und sich bloß an Gottes Wort hatten, darauf sich allein wagen, und also dahinfahren, es bleibe Himmel und Erde dahinten oder dornen, sie können doch Nichts hier rathen, noch helfen, auch nicht geleiten, viel weniger erretten. Also muß man auch in solchen Aergernissen der Kirchen thun, nicht achten, was Menschen leiden oder thun; nicht ansehen, ob ihr Viel oder Wenig, ob es Türke oder Papst sei; sondern wo und bei welchem das Wort Gottes sei. Daselbst halte er und sei gewiß, daß da Hiobs Haus und die Kinder Gottes, die heilige Kirche sei. Lasse darnach sich, wer's nicht lassen will, ärgern an des Satans Werken, der so wüste in Hiobs Hause rumoret, daß es scheinet, es sei des Teufels Haus, und andere Häuser seien Gottes Häuser. Aber Hiobs Haus bleibt doch zuletzt, wenn alle andere verdammt und uniergehen. Denn es heißt: Gottes Wort bleibt ewig. Item, Himmel und Erde werden vergehen, aber mein Wort vergehet nicht, Amen. Und das ist wahr.

Am 7. Februar.

Doctor Luther sagete zu Eisleben Anno 1546: Ach! wie sind wir doch so arme Leute, wir verdienen unser Brod mit Sünden. Denn wenn wir kommen bis in das siebente Jahr, so thun wir mittlerweile anders nicht, denn daß wir essen, trinken, spielen und schlafen; vom achten Jahre gehen wir in die Schule, des Tags über etwa 3 oder 4 Stunden. Darnach, von dieser Zeit bis in das Liste Jahr, treiben wir allerlei Muthwillen mit Spielen, Laufen, zur Zech gehen und sonst, und fahen denn erst an Etwas zu arbeiten. Wenn wir denn nun 50 Jahr alt werden, so haben wir ausgearbeitet und werden denn wieder zu Kindern, essen denn allemal unser Brod mit Sünden, arbeiten also, daß wir andern Leuten denn auch Arbeit geben. Wenn wir 20 Jahre alt werden, so fahen wir erst an zu arbeiten und arbeiten irgends ein 10 Jahr, darnach schlafen wir die andere Zeit. Die Hälfte unseres Lebens schlafen wir, daß kaum ein 5 Jahre zur Arbeit bleiben, ja kaum 3 Jahr. Vix decimam patrem nostrae vitae arbeiten wir, das neunte Jahr über unsers Lebens, da fressen, saufen und schlafen und gehen wir müßig. Pfui uns an, wir geben Gott die decimas, Zehnten nicht. Ach! wollen wir doch mit unsern guten Werken Gott den Himmel abverdienen, oder stolzieren auf unsere guten Werke. Hiob saget, Cap. 9, 2. 3: Si Deus vult contendere mecum, non potero et respondere. Domine, ne intres in Judicium cum servo tuo. Ps. 143, 2.

Am 8. Februar.

(Luthers Gedanken 1520, als er zum Kaiser gerufen werden sollte). Auf die Frage: was ich thun wolle, wenn mich Kaiser Karl vor sich fordere, ohne Schaden des Evangelii und gemeine Wohlfahrt, weil man sähe, daß die Widersacher Alles thaten. Solches zu befördern, sage ich, daß, wenn ich gerufen werde, so will ich mich, so viel an mir ist, gern auch krank hinführen lassen, wenn ich gesund nicht kommen könnte. Denn da wäre es kein Zweifel, daß mich Gott riefe, wenn mich der Kaiser riefe. Wenn fie es aber mit Gewalt angreifen, wie es wahrscheinlich ist (denn sie werden mich nicht berufen lassen, daß sie belehret werden), so ist die Sache Gott zu befehlen. Denn der lebet und regieret noch, der die 3 Knaben in des babylonischen Königs Ofen erhalten hat. Will Er aber mich nicht erhalten, so ists ein Geringes um meinen Kopf, wenn es gegen Christum gehalten wird, der mit großer Schmach und aller Aergerniß und vielen Verderben getödtet worden. Denn hier muß man weder nach Gefahr, noch Wohlfahrt fragen, und vielmehr sorgen, daß nicht das Evangelium, das wir einmal angefangen haben, den Gottlosen zum Spott gelassen werde, oder daß wir nicht dem Widersacher Anlaß geben zu rühmen wider uns, als hatten wir nicht das Herz zu bekennen, was wir gelehret haben, noch wollten wir dafür das Blut vergießen, welche unsere Faulheit und ihre Ruhmredigkeit der barmherzige Jesus verhüte! Amen. Darum ob es gleich geschehen muß, daß die Könige der Erden und die Fürsten zusammen kommen und mit den Heiden und allen Völkern toben wider den Herrn und seinen Christ; so lehret doch der Geist in eben dem Psalm, daß die selig seien, die auf Ihn trauen; und nicht allein das, sondern Gott wird jene auch verlachen und ihrer spotten; wir dürfen wenigstens nicht bestimmen, ob aus meinem Leben oder Tod dem Evangelio und gemeinen Nutzen mehr oder weniger Gefahr entstehen werde. Denn wir wissen, daß die Wahrheit Gottes, ein Fels des Aergernisses sei, gesetzt zum Fall und Auferstehung über Israel. Wir aber haben nur dafür zu sorgen, daß wir Gott bitten, damit Karoli Kaiserthum nicht mit meinem oder irgends eines Blut eingeweihet werde, um Gottlosigkeit zu schützen, und wollte ich lieber, wie ich oft gesagt, bloß in den Römischen Händen umkommen, auf daß er mit den Seinen in diese Sache verwickelt würden. Ich weiß, was für Jammer auf Hussens Ermordung über Kaiser Sigismunden kommen, daß er hernach nirgend kein Glück gehabt, ohne Kinder gestorben, und auch der Tochter Sohn, Ladislaus, hernach umkommen und sein Name in einem Geschlecht vergangen; die Gemahlin Barbara aber ein Schandfleck der königlichen Personen worden. Wenn es aber so sein muß, daß ich auch nicht allen den Hohenpriestern, sondern auch den Heiden übergeben werde, so geschehe des Herrn Wille, Amen. Hier mein Rath und Meinung, man kann Alles eher von mir denken, als Flucht und Wiederruf. Fliehen will ich nicht, wiederrufen noch viel weniger. So wahr mir mein Jesus Kraft giebt! Denn ich könnte keines ohne Gefahr der Gottseligkeit und Vieler Seelenheil thun.

Am 9. Februar.

Doctor M. Luther seufzete einmal um der Rotten und Selten willen, die Gottes Wort verachteten, und sprach: Ach, daß ich ein guter Poet wäre, so wollte ich gern ein köstlich Carmen, Lied oder Poema von dem Nutz, Kraft und Frucht des göttlichen Wortes schreiben und machen, denn ohne Gottes Wort ist Alles Nichts und vergeblich, sonderlich was man in Glaubenssachen vornimmt und thut. Damm hat uns Gott an sein göttlich Wort gebunden, da Er spricht, Luk. 10, V. 16: wer euch höret, der höret mich. Da redet Er von dem mündlichen Wort, das aus dem Munde eines Menschen gehet und in anderer Leute Ohren klinget, und redet nicht vom geistlichen Wort, so vom Himmel, sondern das durch der Menschen Mund klinget. Das hat der Teufel von Anfang der Welt angefochten, und hat sich dawider gelegt, und wollte es gerne ausrotten; darum lasset uns bei diesem Medio und Mittel bleiben und das Wort in Ehren halten. Ich zwar hab nun etliche Jahre her die Bibel jährlich zweimal ausgelesen, und wenn sie ein großer, mächtiger Baum wäre und alle Worte wären Aestlein und Zweige, so hab ich doch an allen Aestlein angeklopft und gerne wissen wollen, was daran wäre und was sie vermöchten, und allezeit noch ein paar Aepfel oder Birnlein herunter geklopft.

Am 10. Februar

Warum läßt Gott solches Leid seinen Liebsten widerfahren? Freilich nicht ohne Ursach, und geschieht ja nicht aus Zorn oder Ungnade, sondern aus großer Gnade oder Güte, damit uns zu zeigen, wie Er es in allen Stücken freundlich und väterlich mit uns meine, und wie treulich Er für die Seinen sorget und sie also regieret, daß sich ihr Glaube je mehr und mehr übe, und je starker und starker werde. Sonderlich aber thut ers um folgender Ursachen willen. Zum Ersten, daß Er die Seinen bewahre wider die Vermessenheit, auf daß die großen Heiligen, die sonderliche hohe Gnade und Gaben von Gott haben, nicht darauf fallen und sich auf sich selbst verlassen. Denn wenn sie allezeit so stark im Geist wären und nicht Anderes, denn eitel Freude und Süßigkeit sollten fühlen, möchten sie zuletzt in die leidige Teufelshoffahrt gerathen, die Gott verachtet und auf sich selbst trotzet. Darum muß es ihnen also gesalzen und gemenget werden, daß sie nicht immerdar eitel Stärke des Geistes fühlen, sondern unterweilen ihr Glauben zappelt und ihr Herz zaget, auf daß sie sehen, was sie sind, und bekennen müssen, daß sie Nichts vermögen, wenn sie Gott nicht durch seine lautere Gnade erhalt. Also behält Er sie in der Demuth und Erkenntniß ihrer selbst, daß sie nicht stolz, noch sicher werden auf ihren Glauben und Heiligkeit, wie St. Petto geschah, da er sich vermaß, für Christum sein Leben zu lassen, Johann. 14, 37. Darum ist solche Versuchung der Heiligen ja so noth und nöthiger, denn Essen und Trinken, daß sie in Furcht und Demuth bleiben und lernen, allein sich zu Gottes Gnade halten. - Zum Anderen laßt ihnen Gott solches widerfahren Anderen zum Exempel, beide die Sichre zu schrecken und die Blöden, Erschrockenen zu trösten. Die Ruchlosen und Unbußfertigen mögen sich hierin spiegeln, daß sie lernen sich bessern und von Sünden hüten, weil sie sehen, wie Gott auch mit den Heiligen also handelt, daß sie in solche Angst kommen, daß sie Nichts denn Zorn und Ungnade fühlen, und in solch Schrecken fallen, als hätten sie die schwerste Sünde begangen, die je ein Mensch möchte gethan haben. So nun die frommen Herzen solch schwer und schier unerträglich Schrecken und Angst überfället; was will denn werden mit den Anderen, die in rechten Sünden ruchlos und sicher liegen und beharren, und Gottes Zorn nur wohl verdienen und sammeln? Wie wollen die bestehen, wenn sie einmal plötzlich eine Angst treffen wird, wie ihnen alle Stunden wohl widerfahren kann? Wiederum sollen solche Exempel dienen, die erschrockenen und geängsteten Gewissen zu trösten, wenn, sie sehen, daß Gott nicht allein sie, sondern auch die höchsten Heiligen also hat angegriffen, und eben solche Anfechtung und Schrecken leiden lassen. Denn so wir in der Schrift kein Exempel hätten, daß es den Heiligen auch also gegangen wäre, so könnten wir es nicht ertragen, und würde das blöde Gewissen immer also klagen: Ja, ich bin es allein, der in solchem Leide steckt. Wann hat Gott die Frommen und Heiligen also versuchen lassen? Darum muß es ein Zeichen sein, daß mich Gott nicht haben will. Nun wir aber sehen und hören, daß Gott mit allen hohen Heiligen also gehandelt, so haben wir daran diese Lehre und Tröstung, daß wir in solchen Leiden nicht verzagen, sondern stille halten und warten, bis Er uns heraushilft, wie Er denn allen lieben Heiligen geholfen hat. Zum Dritten kommt nun die rechte Ursach, warum Gott fürnehmlich solches thut, nämlich, daß Er seine Heiligen will lehren, wie sie sollen Trost suchen und sich drein schicken, daß sie Christum finden und behalten.

Am 11. Februar.

Wenn man Gottes Wort recht halt und beide, die Lehre und Leben, wohl angefangen, so kanns nicht fehlen, es findet sich täglich nicht einerlei, sondern tausenderlei Anfechtung und Widerstand. Denn, zum Ersten, ist unser eigen Fleisch, der alte faule Sack, der da bald verdrossen, unachtsam und unlustig wird zu Gottes Wort und gutem Leben; also, daß es immer uns mangelt an Weisheit und Gottes Wort, Glaube, Liebe, Geduld rc. Das ist der ärgste Feind, der uns täglich am Halse hängt, so schwer, daß er uns immer dorthin reißet. Darzu wird auch schlagen der andere Feind, die Welt, die uns das liebe Wort und Glauben nicht gönnet, noch dabei leiden will, wie schwach es auch bei uns ist. Fahret zu und verdammt uns drüber, will uns nehmen, was wir haben, daß wir keinen Friede bei ihr haben können. Das sind bereits zwo große Anfechtungen, so uns inwendig hindern und auswendig davon jagen wollen. Darum haben wir nicht mehr zu thun, denn daß wir immer zu Gott schreien, daß Er sein Wort in uns stärke und fördere, und den Verfolgern und Rotten wehr, daß es nicht gedämpft werde.

Am 12. Februar.

Die Vernunft hält dafür, wo Gott ein Auge auf uns hätte und uns liebte, so würde Er allem Unglück wehren und uns nicht leiden lassen. Weil aber jetzt da, jetzt dort alle Widerwärtigkeit auf uns wachst, so schleußt sie: Gott hat mein entweder vergessen, oder ist mir feind und will mein nicht; sonst würde Er mir helfen und mich nicht so jämmerlich liegen und zappeln lassen. Wider solche Gedanken aber, die wir von Natur haben, müssen wir uns mit Gottes Wort rüsten, und nicht nachdem uns dünkt, sondern wie das Wort vorsagt, urtheilen. Denn, urtheilen wir außer und ohne das Wort, so ist unser Urtheil falsch und verführet uns. Was sagt nun das Wort? Erstlich, daß auch nicht ein Hartem von unserm Kopf verfallen könne,' es sei denn der Wille Gottes. Wie der Herr Christus das Gleichniß von den Sperlingen gibt; das ist ein unnützer Vogel, der mehr Schaden thut, denn er nützet; und dennoch sagt Christus, derselben falle keiner auf die Erde, und komme nicht um, es sei denn der Wille des Vaters im Himmel. Da muß ein Christ gewiß schließen, will er anders Christum nicht Lügen strafen, daß Gott mehr an einem Menschen, denn an vielen Sperlingen gelegen ist, wie Christus selbst am selbem Ort sagt. Derohalben wird Er sie in guter Acht und Hut haben, und beide, Teufel und Welt, nicht so viel Macht lassen, daß sie wider einen Christen könnten thun, was sie wollten. Thun sie ihm aber Etwas, so wird Gott wohl darum wissen und seinen Willen zuvor dazu gegeben haben, sonst müßten sie es wohl lassen. Das ist eins, das merke wohl, auf daß du nicht denkest, wenn es dir übel geht, Gott habe deiner vergessen; so Er an dich gedachte, würde es dir anders gehen; denn Er gedenket an dich und laßt dir es dennoch übel gehen. Da findet sich alsbald ein anderer Gedanke, der noch gefährlicher ist. Denn, so ich dafür halten soll, das Unglück, welches ich leide, das habe Gott über mich verhängt, da fähret die Vernunft weiter und schleußt: Gott muß es nicht gut mit mir meinen, sonst würde Er mich nicht so lassen plagen; Er würde mich des Leidens überheben, und mir gnädig sein. Wo denn das Gewissen hierzu schlagt, und die Sünden uns unter die Augen kommen, da ist es zumal Mühe, daß man nahe an Gott verzweifle und anderswo, da es Gott verboten hat, Hülfe suchen will. Denn uns dünkt, es wäre viel eher zu gedulden, und weit geringer, wo das Unglück uns wäre vom bösen Feind, oder bösen Leuten uns wäre zugefüget, denn daß es Gott also über uns verhangen soll. Da ist nun wider Noth, daß wir mit Gottes Wort gefaßt seien, und der Vernunft und ihrem Urtheil nicht nachhängen; denn da müßten wir gewißlich entweder in Verzweiflung fallen, oder Gott feind werden, und sein gar Nichts achten. Nun, was sagt das Wort hier? St. Paulus spricht, 1 Cor. 11, 31: wenn wir uns selbst richten, so werden wir nicht gerichtet. Wenn wir aber gerichtet werden, so werden wir von dem Herrn gezüchtigt, auf daß wir nicht sammt der Welt verdammt werden. Das ist je ein klarer Spruch, daß Gott die, so Er zum ewigen Leben erhalten und bewahren will, züchtiget und strafet, und ihnen nicht kann feind sein, und daß sie dennoch müssen allerlei Unglück, Kreuz und Anfechtung leiden. Derohalben sollen wir in der Anfechtung an solchem Spruch halten. Einer hat dieses, der andere ein anderes Anliegen, welches er wollte überhoben sein; wenn er aber daran gedenket, siehe, wäre diese Anfechtung nicht, so würdest du in diesen oder andern Unrath fallen, Gott thut dirs zum Beßten, auf daß Er dich in seiner Furcht halte, dich zum Worte und Gebete treibe; alsdann wird sichs fein finden, daß Gott nicht darum strafet, daß Er uns feind sei, sondern daß Er gegen uns seine Liebe erzeige und uns vor dem ewigen Jammer bewahre.

Am 13. Februar.

Ich weiß nicht, wie stark Andere im Geist sind, aber so heilig kann ich nicht werden, wenn ich noch so gelehrt und voll Geistes wäre, als Etliche sich dünken lassen. Noch widerfahrt mir es allezeit, wenn ich ohne das Wort bin, nicht daran denke, noch damit umgehe, so ist kein Christus daheime, ja, auch keine Lust, noch Geist; aber sobald ich einen Psalmen oder Spruch der Schrift vor mich nehme, so leuchtet es und brennet es ins Herz, daß ich andern Muth und Sinn gewinne. Ich weiß auch, es soll es ein Jeglicher täglich also bei sich selbst erfahren. Ursach ist diese, wie wir Alle an uns finden, daß unsere Sinnen und Gedanken so ungewiß, schlüpferig und unstäte sind, daß, ob wir gleich wollen anheben, etwas Ernstliches zu bitten, oder von Gott zu denken, ohne Wort und Schrift, da gehet es gewißlich also, daß wir, ehe man sich umsiehet, wohl 100 Meilen von den ersten Gedanken fahren. Versuche es, wer da will, und sage mir wieder, wie lange er auf einem vorgenommenen Gedanken bleiben könne. Oder nimm dir ein Stündlein für, und gelobe mir alle deine Gedanken zu sagen. Was gilts, du wirst dich vor dir selbst schämen müssen und fürchten, wenn du solltest reden, was dir einfiele, man würde dich für einen thörichten Hund binden und an Ketten legen; mir widerfähret es wohl, wenn ich mich gleich mit ernstlichen und allerbesten Gedanken bekümmere. So jämmerlich zerrissen Ding ist es nun des Menschen Herz: das gehet, webet und wanket, daß kein Wind, noch Wasser so beweglich und unbeständig ist.

Am 14. Februar.

Gott laßt oft über die Unschuldigen das allerschwerste Unglück und Strafe gehen, allein darum, daß Er sie prüfe; daher denn schwache Herzen, wenn sie die Strafe fühlen, sobald Gedanken haben von der Sünde und meinen, solche Strafe komme von der Sünde wegen. Man soll es aber dafür halten, daß die Frommen viel Unglücks leiden und ausstehn müssen allein darum, daß sie bewährt werden. Wenn Gott gemeine Strafen gehen laßt, so gehn sie nimmer also ab, daß die Frommen nicht mit darein gerathen und hingenommen werden; diese aber werden bewährt, und jene gerichtet. Dazu werden die Frommen auch oft geplagt, nicht, daß es entweder ihre Sünden verdient haben, oder sie geprüft, und bewährt werden, sondern darum, daß sie an der Demuth halten und sich ihrer Gaben nicht erheben (2 Kor. 13, 7). So siehest du, daß oft ein frommer und gottesfürchtiger Mensch mit mancherlei Noth und Unglück beladen wird und immer eine Plage nach der andern haben muß, da dagegen den Gottlosen Alles nach ihres Herzens Wunsche geht. Ein solcher ungleicher und unbilliger Wechsel, wie es die Vernunft ansieht, bringt die Heiligen oft zum Zorn, wenn du aber die Sache recht betrachten willst, so ist es dein großer Nutzen, daß du solches leidest; denn so du ohne Anfechtung dahin lebtest, würdest du stolz und verdammt. Weil dir aber Gott Armuth, Verachtung, Krankheit, ein böses Weib, ungerathene und ungehorsame Kinder u. s. w. als einen schweren Stein an deinen Hals hängt, bist du nicht übermüthig oder stolz, sondern hältst dich demüthig und verachtest die nicht so grob, welche geringere Gaben haben, denn du. Und so redet und disputiert man recht und nützlich von den Ursachen, davon Kreuz, Unglück und Noth kommt. Denn solches lehrt nicht allein, sondern tröstet auch. Darum sollen wir die Prüfungen geduldig tragen und dafür dem barmherzigen Gott danken, daß er uns züchtigt mit Maaß und nicht im Zorn, auf daß wir in der Gottesfurcht beharren, und selig werden.

Am 15. Februar.

Es fragte Einer über D. Luthers Tische: Wie es doch zuginge, daß das Evangelium von der Vergebung der Sünde durch den Glauben an Christum von so wenig Leuten angenommen würde? man achtete des lieben Evangelii nicht viel, allein daß es Etliche höreten, und zwar (wie es im Papstthum geschehen und die Messe gehöret wäre), der größte Theil hörete nur aus Gewohnheit Gottes Wort, und wenn solches geschehen wäre, so meinete man, es wäre nun Alles ausgerichtet. Darnach antwortete D. Martinus und sprach: Dem Kranken ist der Arzt nütze und angenehm, die Gesunden achten sein nicht; wie man an dem cananaischen Weiblein wohl siehet, Matth. 15, 22. ff., die fühlete ihre und der Tochter Noth, darum lief sie Christo nach und wollte sich traun nicht lassen abweisen, noch erschrecken. Also muß auch Moses vorhergehen und die Sünden lernen fühlen, auf daß die Gnade süße werde. Darum ist's verloren, wie freundlich und lieblich Christus vorgebildet wird, wo nicht zuvor der Mensch durch sein Selbsterkenntnis gedemüthiget und begierig wird nach Christo, wie das Magnificat auch saget: Die Hungrigen füllet er mit Gütern und lasset die Reichen leer, Luc. 2, 53. Das ist Alles uns zu Trost gesaget, und den elenden, armen, dürftigen, sündigen und verachteten Menschen zum Unterricht geschrieben, daß sie in aller ihrer Noth wissen mögen, zu wem sie sollen fliehen, Trost und Hülfe suchen. Aber man muß allein am Wort fest hangen und ihm glauben, daß es wahr sei, was es von Gott saget, ob gleich Gott mit allen Creaturen sich anders stellet, denn das Wort sonst von Ihm saget; wie man solches auch am cananaischen Weiblein siehet. Dasselbige Wort ist gewiß und fehlet nicht, es muß ehe Himmel und Erde vergehen; wie Christus saget, Matth. 25, 34. Aber, o wie wehe thut das der Vernunft, daß sie sich soll so nacket ausziehen und verlassen Alles, was sie fühlet, und allein am bloßen Wort hangen, da sie auch das Widerspiel fühlet. Gott helfe uns in Nöthen und Sterben zu solchem Muth und Glauben.

Am 16. Februar.

Die Christen haben immerdar diese Anfechtung, daß sie sich dünken lassen, es sei um ihr Leben ein faul, schläfrig Ding, dünkt sie derhalben es mehr ein Kriechen, denn ein Lauf. Aber soferne sie in der heilsamen Lehre beständig bleiben, im Geist wandeln und ihres Berufs warten, sollen sie sich Nichts bekümmern, ob sie sich gleich dünken lassen, als ob ihr Thun und Wesen langsam von statten gehe und mehr krieche, denn gehe. Unser Herr Gott aber richtet viel anders. Was uns dünket langsam gehen und kaum kriechen, heißet bei Ihm schnell und geschwinde laufen; item, was wir für Traurigkeit, Leid, Tod rc. halten, das ist bei Ihm Freude, Lachen und Seligkeit. Darum saget Christus, Matth. 5, 4; Luk. 6, 22: Selig seid ihr, die ihr Leid traget, weinet rc.; denn ihr sollet getröstet werden, lachen. Denen, so an den Sohn Gottes glauben, muß Alles zum Beßten dienen, es sei Traurigkeit oder Tod. Derhalben es rechte Laufer sind, denen Alles das lauft und flugs von statten gehet, was sie nur angreifen; sintemal der Geist Christi ihr Thun fertiget und fördert, welchem Nichts schwer, noch sauer werden kann.

Am 17. Februar.

Fürwahr Er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen. Er ist um unsrer Missethat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. (Jes. 53, 4.5.))

Die bedenken das Leiden Christi recht, die es also verstehen, daß sie herzlich davor erschrecken, und ihr Gewissen gleich sinket in ein Verzagen. Das Erschrecken soll daher kommen, daß du siehest den gestrengen Zorn und unwandelbaren Ernst Gottes über Sünde und Sünder, daß Er auch seinem einigen allerliebsten Sohn hat nicht wollen die Sünder losgeben, Er hätte denn für sie eine solche schwere Buße, als Er spricht durch Jesaiam (53,8): um der Sünde willen meines Volks habe ich ihn geschlagen. Was will dem Sünder begegnen, wenn das liebste Kind also geschlagen wird? Es muß ein unaussprechlicher, unträglicher Ernst da sein, dem so eine große unmäßliche Person entgegengehet und dafür leidet und stirbet; und wenn du recht tief bedenkest, daß Gottes Sohn, die ewige Weisheit des Vaters, Selbst leidet, so wirst du wohl erschrecken, und je mehr je tiefer. Dabei ist nöthig, daß du dir tief einbildest und gar nicht zweifelst, du feist es, der also Christum martert; denn deine Sünde habens gewißlich gethan. Also schlug und erschreckte St. Petrus (Apostelgesch. 2, 36. 37) die Juden gleichwie ein Donnerschlag, da er zu ihnen sprach allen insgemein: Ihr habt Ihn gekreuziget; daß 3000 denselben Tag erschreckt und geängstigt zu den Aposteln sprachen: O lieben Brüder, was sollen wir nun thun? -

In diesem Punkte muß man sich gar wohl üben; denn fast der ganze Nutz des Leidens Christi daran gelegen ist, daß der Mensch zu seiner Selbsterkenntniß komme und vor ihm selbst erschreckt und zerschlagen werde. Und wo der Mensch nicht dahin kommt, ist ihm das Leiden Christi noch nicht recht nütze worden. Denn das einige natürliche Weck des Leidens Christi ist, daß es Ihm den Menschen gleichförmig mache, daß, wie Christus jämmerlich an Leib und Seele in unsern Sünden gemartert wird, muffen wir auch, Ihm nach, gemartert werden im Gewissen von unsern Sünden. Es gehet auch hier nicht zu mit vielen Worten, sondern mit tiefen Gedanken und Großachtung der Sünden. Nimm ein Gleichniß: Wenn ein Uebelthäter würde gerichtet darum, daß er eines Königs oder Fürsten Kind erwürget hätte, und du sicher wärest und sängest und spielest, als wärest du ganz unschuldig, bis man dich ganz schrecklich angriffe und dich überführte, du hättest den Uebelthäter dazu vermocht: siehe, hier würde dir die Welt zu enge werden, sonderlich wenn dir das Gewissen auch abfiele. Also viel ängstlicher soll dir werden, wenn du Christi Leiden bedenkest. Denn die Uebelthäter, die Juden, wiewohl sie nun Gott gerichtet und vertrieben hat, sind sie doch deiner Sünden Diener gewesen, und du bist's wahrhaftig, der durch seine Sünde Gottes Sohn erwürget und gekreuziget hat. Wer aber sich so hart und dürre empfindet, daß ihn Christus Leiden nicht also erschrecket und in sein Erkenntniß führet, der soll sich fürchten. Denn da wird nichts Anders aus; dem Bilde und Leiden Christi mußt du gleichförmig werden, es geschehe in diesem Leben oder in der Hölle, zum wenigsten mußt du im Sterben in das Erschrecken fallen und zittern, beben und Alles fühlen, was Christus am Kreuze leidet. Nun ist es grausam, am Todtenbette deß zu warten; darum sollst du Gott bitten, daß Er dein Herz erweiche und lasse dich fruchtbarlich Christi Leiden bedenken. Denn es auch nicht möglich ist, daß Christus Leiden von uns selber möge bedacht werden gründlich, Gott senke es denn in unser Herz.

Am 18. Februar.

Wenn ich fühle, daß ich durch fremde Geschäfte oder Gedanken bin kalt und unlustig zu beten worden (wie denn das Fleisch und der Teufel allwege das Gebet wehren und hindern) nehme ich mein Psalterlein, laufe in die Kammer; oder, so es der Tag und Zeit ist, in die Kirche zum Haufen, und hebe an, die zehen Gebote, den Glauben, und darnach ich Zeit habe, etliche Sprüche Christi, Pauli oder Psalmen mündlich bei mir selbst zu sprechen, allerdinge wie die Kinder thun. Darum ist's gut, daß man frühe Morgens lasse das Gebet daß erste, und des Abends das letzte Werk sein, und hüte sich mit Fleiß vor diesen falschen, betrüglichen Gedanken, die da sagen: Harre ein wenig, über eine Stunde will ich beten. Ich muß dieß oder das zuvor fertigen, denn mit solchen Gedanken kommt man vom Gebet in die Geschäfte, die halten und umfangen denn Einen, daß aus dem Gebet deß Tages Nichts wird.

Am 19. Februar.

Gleichwie die Hülfe Gottes alsdann am nächsten ist, wenn die Frommen der Verzweiflung sehr nahe sind; also ist auch der Untergang der Gottlosen am nächsten, wenn sie am sichersten sind und auf der höchsten Stufe des Hochmuths, wegen des gewissen Fortgangs stehen. Die Ursache ist, weil Gott den Hochmuth nicht leiden kann. Gott verleihet zwar seine Gaben ohne Maaß; aber wenn wir damit hoffährtig einhertreten, machen ein Ego (Ich) und ein Feci (habe es gethan) daraus, so ist's schon aus; weil es Gott nicht leiden will, noch kann. Daher machte Gott uns gerne reich und gäbe einem Jeden ein ganzes Königreich; weil wir aber alsbald, nachdem wir reich worden sind, dieses verhaßte Wörtlein, Feci, ich habe es gethan, hinzusetzen, deßwegen wird Er genöthigt, uns mit Dürftigkeit, Schande, Verfolgung, Schwerdt u. s. w. zu züchtigen, und kann uns demnach das Ego und das Feci mit aller Noth schwerlich nehmen.

Am 20. Februar.

Man soll und muß die Heilige Schrift immer und immer lesen; denn sie nöthig und nütze dazu ist, da sonst keine andere Schrift nützt, noch helfen kann. Nämlich und erstlich, zu lehren. Denn das sie lehret, findet man sonst nirgend, als von Gott Vater, Sohn, heiligem Geist, von Christo, von der Taufe, vom Sakrament, vom ewigen Leben rc. Auch wachsen ohne Unterlaß junge Leute auf, und kommen Fremde herzu, die man immerdar solches lehren muß. Wiewohl wirs für uns selbst immerdar dürfen. Denn es lernet sich nimmermehr aus oder zu Grunde, weil es eine abgründliche und grundlose Weisheit Gottes ist, an der sich auch die Engel im Himmel nicht satt sehen, noch verwundern können in Ewigkeit, wie St. Petrus (1 Epist. 1, 12) saget, - zum andern, zu strafen. Denn allein die Heilige Schrift dazu hilft, daß man allem Irrthum, Ketzerei und falscher Lehre widerstehen kann, und wehret, daß die Lehre nicht verunreiniget werde. Gleichwie ein guter Hirte nicht allein die Schafe nähret, sondern auch den Wölfen wehret. Denn was hülfe es, recht wohl lehren, und doch dem Teufel und Rotten nicht wehren? So spricht St. Paulus, Tit. 1, 9: Ein Bischof soll mächtig sein zu lehren, auch zu strafen die Widersacher. Was sollten andere Menschenlehren wehren, die nicht wissen, was die Heilige Schrift lehret? Phylosophen, Aerzte, Juristen und Poeten vermögen hierinnen Nichts, als die mit dem zeitlichen Leben zu thun, vom ewigen Leben Nichts wissen. - Zum dritten, zu bessern. Weil wir noch im Fleisch und in des Teufels Reich, in der Welt, leben, ist der Anfechtung so viel, daß auch bei den Heiligen und Christen, so die Lehre empfangen, und für Ketzerei behütet werden, mancherlei Gebrechen und Fälle sich begeben, beide in Glaubens- und andern Sachen, dazu viel straucheln und fallen, Einer hierinne, der Andere darinne. Darin ist hier die Heilige Schrift abermal vonnöthen, daß man die irrigen Gewissen unterrichte, die Gebrechen schlichte, die Gefallenen wieder aufrichte. Und also immer zu thun hat, mit den Trägen, zu treiben, mit den Betrübten, zu trösten, und allerlei Sorge und Pflicht. Wie ein guter Hirte über das, so er wohl weidet und hütet, auch der kranken, gebrechlichen Schafe muß sonderlich pflegen, heilen und warten, damit sie wieder gesund werden und nicht verderben in sich selbst; obschon Weide genug und kein Wolf da ist. - Zum vierten, zu züchtigen in der Gerechtigkeit. Das ist, solches Alles dienet dahin, daß der Mensch, so Gott gefallen und dienen soll, durch solches Alles gezüchtiget, erzogen und bereitet werde. Wie man ein Kind aufzeucht, daß es fromm werde und viel Gutes thun könne; also auch ein Christ in der Kirche und vor Gott nützlich sein könne. Denn dazu weidet, hütet und pfleget man auch der Schafe, daß sie Milch, Wolle, Lammer geben können dem Hausvater. Hier aber heißet es, nütze und fruchtbar sein in Gerechtigkeit, das ist, in solchen guten Werken, die nicht vor der Welt reich und herrlich machen, wie die andern Lehren thun, sondern die zum ewigen Leben dienen und gehören. Denn es sollen gute Werke sein deß, der Gottes Mensch heißt. Darum siehe zu, liefe gern in der heiligen Schrift, werde nicht überdrüssig, noch lasse dich dünken, du seist satt und könnest Alles wohl; sonst wirst du Nichts davon verstehen, wenn du meinest, du habest Alles verstanden.

Am 21. Februar.

Wohl ist's wahr, daß Christus die allerheiligste und reineste Person ist; aber bei dem Erkenntniß muß man nicht bleiben. Denn du hast damit noch Christum nicht, wenn du gleich weißt, daß Er wahrer Gott und Mensch ist, und allein gerecht und heilig ist: dann aber erkennest du Ihn recht und kriegest Ihn zu eigen, wenn du glaubest, daß diese allerheiligste, reinste und unschuldigste Person dir vom Vater geschenkt sei, auf daß Er dein Hoherpriester und Heiland, ja dein Diener und Knecht sein sollte, der seine Unschuld und Heiligkeit von sich ablegen und deine sündliche Person an sich nehmen sollte, und darinnen tragen deine Sünde, Tod und Fluch, und also ein Opfer und Fluch werden für dich, auf daß er dich also vom Fluch des Gesetzes erlösete.

Am 22. Februar.

Wir werden niemals auslernen, oder so vollkommen werden, daß nicht die Notwendigkeit des göttlichen Worts sollte übrig bleiben, denn der Teufel ist immer geschäftig. Also ist der Gebrauch des göttlichen Worts, die Ermunterung zu selbigem, die Uebung in selbigem allezeit vonnöthen. Es ist ein lebendiges und kräftiges Wort; wir aber schnarchen und sind faul. Es ist ein Wort des Lebens; wir aber sind täglich im Tode. Und weil wir niemals ohne Sünden und Gefahr des Todes sind, so sollen wir auch niemals von der Widerkäuung des Worts ablassen.

Am 23. Februar.

Siehe, wie gar ein dankbarer und aufrichtiger Prediger Paulus sei der Gnaden Gottes. Er spricht nicht: Es ist mir geoffenbaret worden der Sohn Gottes, denn ich hatte also zu. genommen in der Gerechtigkeit des väterlichen Herzens; nicht: durch mein Verdienst, sondern darum, daß es Gott also gefallen hat, daß es geschehen soll, so ich doch weit anders verdienet hatte. Daß es aber Gott gefällig ist gewesen also, auch ohne mein Verdienst, beweiset das, daß Er mich zu dem ausgesondert hat, ehe denn ich geboren war, und hat mich in dem Bauche meiner Mutter einen solchen zu sein bereitet, Jer. 1, 5. Nachmals hat Er mich auch berufen aus Gnaden, daß ihr durch solches Alles erkennen möchtet, daß der Glaube und Erkenntniß Christi mir nicht kommen sei aus dem Gesetze, sondern aus der einigen göttlichen Vorsehung und aus seiner Gnade, dadurch Er mich berufen hat. Daher wird auch euch die Seligkeit aus dem Gesetze nicht kommen können.

Am 24. Februar.

Wenn du also in Sünden steckest, und dich ängstest, daß du dir heraus helfest; so kommt das Evangelium und saget: Nicht, nicht also, mein lieber Freund, es hilfet nicht, daß du dich toll marterst und ängstest; deine Werke thun es nicht, sondern Gottes Erbarmung thuts, daß Er sich deines Elends jammern lässet und siehet, daß du in solcher Angst steckest und dich würgest im Schlamme, und dir nicht heraushelfen kannst, das siehet Er an, daß du nicht bezahlen kannst; darum schenket Er dir Alles. Darum ist es lautere Barmherzigkeit, denn Er vergibt dir die Schuld, nicht um deiner Werke und Verdienst willen, sondern daß Ihn jammert dein Schreien, Klagen und Niederfallen. Das heißt, daß Gott ein demüthiges Herz ansiehet, wie der Prophet David im Psalmen 51, 19 saget: die Opfer, die Gott gefallen, sind ein geängsteter Geist, ein geängstet und zerschlagen Herz wirst du, Gott, nicht verachten. Ein solches Herz, das zerschlagen ist, sagt Er, und heruntergeworfen, das ihm selbst nicht helfen kann, und froh wird, daß ihm Gott die Hand reiche, das ist das beßte Opfer vor Gott und der rechte Weg gen Himmel.

Am 25. Februar.

Die Sorge, so aus der Liebe kommt, die ist geboten; aber die neben dem Glauben ist, die ist verboten. Wenn ich glaube, daß ich einen Gott habe, so kann ich nicht für mich sorgfältig sein; denn wenn ich weiß, daß Gott für mich sorget wie ein Vater für sein Kind, was will ich mich fürchten? Was darf ich viel Sorgens? Ich spreche schlechts: Bist du mein Vater, so weiß ich, daß mir nichts Arges widerfahrt, wie der 16 Ps. 8 sagt: Ich habe den Herrn allezeit vor Augen; denn Er ist mir zur Rechten; darum werde ich wohl bleiben. Auch so hat Er Alles in seiner Hand; darum kann mir Nichts gebrechen, Er sorget für mich. Wenn ich aber zufahre und will für mich selbst sorgen, ists allezeit wider den Glauben; derhalben verbeut Er auch diese Sorge. Aber die Sorge der Liebe will Er gehalten haben. Da will Er, daß wir für Andere sorgen sollen, ihnen unser Gut und Gaben mittheilen. Bin ich ein Regent, so soll ich für die Unterthanen sorgen; ich bin ein Hausvater, muß ich für mein Hausgesinde sorgen und so fortan, darnach ein jeglicher Gaben von Gott empfangen hat. Gott sorget für Alle; und das ist die Sorge, so der Glaube fasset. Wir sollen auch für einander sorgen durch die Liebe, nämlich, wenn mir Gott Etwas gegeben hat, daß ich sorgfältig sei, wie es Andere auch kriegen. Man muß hier Acht haben, daß wir keine Glosse machen, sondern schlechts also verstehen, wie die Worte lauten: Wir sollen nicht sorgen für die Nahrung; Gott spricht: Sorge du nicht, was dir soll gegeben werden, sondern arbeite du und laß mich sorgen, ich will geben; so Ers auch gegeben hat, so sorge du denn, wie du es recht austheilest, sorge nicht, wie du es überkommest, sondern darnach trachte, wie dein Hausgesind und Andere dasselbige, so dir Gott gegeben hat, auch möge überkommen und siehe zu, daß dein Hausgesinde arbeite, und nicht ungezogen werde.

Am 26. Februar.

Die Undankbarkeit (spricht St. Bernhard) ist ein solch verflucht, schandlich Laster, wie ein böser, dürrer, hohler Wind, der da austrocknet und versiegen machet alle Börne der Gnade und der Wohlthat, bei Gott und den Menschen. Denn die menschliche Natur kann es nicht leiden; so kann es auch bei Gott nicht fein, daß Er dich sollte mit aller Gnade und Güte überschütten, beide, geistlich und leiblich, und du wolltest gleichwohl ohne Aufhören in deiner Bosheit fortfahren und seiner Güte nur Ihm zu Trotz und Schmach mißbrauchen, und also muthwillig seinen Zorn über dich reizen; denn Er kann dir auch nicht ohne deinen Dank Gutes thun, wenn du selbst seine Güte von dir stößest und keine Statt bei dir finden lässest. Hier muß wohl der Born der Gnade und Barmherzigkeit, welcher doch ewig quillet und übergeht gegen Alle, die sein von Herzen begehren, gegen dir versiegen und aufhören, daß du sein nicht genießen kannst, der dir sonst Wassers die Fülle und ohne Aufhören geben würde, wo du Ihn nicht mit dem hohlen Wind deiner Undankbarkeit dir selbst austrocknest; weil du der unaussprechlichsten Wohlthat so schändlich vergissest, damit uns Gott überschüttet und des Herrn Christi Blut, damit Er uns Gott erkauft und versöhnet, nicht so viel Ehre thust, daß du um seinetwillen dem Nächsten ein Wort vergeben wolltest.

Am 27. Februar.

Ein Rath Luthers an die, welchen es um eine gewisse Erkenntniß Gottes zu thun ist.

Dies ist die Kunst und Art der heiligen Apostel, daß sie so fest an einander binden und knüpfen Christum und den Vater, auf daß man lerne von Gott Nichts zu denken, denn in Christo; und sobald wir hören Gottes Namen nennen, oder von seinem Willen, Werken, Gnade oder Ungnade sagen, daß wir nicht darnach richten, wie es in unserm Herzen ist, oder einiges Menschen Weisheit davon disputiret, oder auch das Gesetz vorgiebt; sondern allein in diesen Christum uns wickeln und hüllen, und nichts Anders wollen sehen, noch hören, denn wie Er sich uns zeiget als ein liebliches Kindlein an der Mutter Armen und Schooß; item, als ein treuer Heiland an dem Kreuz sein Blut für uns mildiglich vergeußt; item, wie er wieder aufstehet, den Teufel und Hölle unter sich wirft und den Tod mit Füßen tritt, und dir solches, beide selbst und durch seine Apostel, verkündiget und schenket, damit Er genugsam zeuget, daß Er keinen Zorn, noch Ungnade gegen dich hat, sondern Alles dir zu Hülfe und Trost thut, was Er thun soll und thun kann, so du es allein willst glauben und annehmen. - Ja, sprichst du, das sehe und höre ich wohl, wer weiß aber, ob es Gott auch also mit mir meint? Antw.: Da hüte dich vor: denn das heißt Christum und Gott getheilet und getrennet. Gleichwie Philippus (Joh. 14, 10) thut, der da Christum läßt fahren und Gott oben im Himmel sucht und denket: Ich höre wohl, daß Christus mit mir redet; wie weiß ich aber, was Gott droben im Himmel über mich gedenket oder beschlossen hat? Was ist das anders, denn Unglaube und heimliche Verläugnung Gottes, daß ihn Christus hiermit strafen muß, auf daß Er ihn von solchem schändlichen Wahne reiße und spricht: Philippe, was soll das sein, daß du den Vater und mich von einander reißest, kletterst hinauf in die Wolken mit Gedanken und läßt mich hier vergebens mit dir reden? Hörest du nicht, was ich dir sage, daß wer mich siehet, der siehet den Vater selbst und glaubest nicht, daß ich im Vater und der Vater in mir ist; item: Die Worte, die ich rede, sind nicht meine, sondern des Vaters Worte! Das sind wohl freundliche, aber doch ernste Worte des Herrn. Denn Er wills nicht leiden, daß man also vergeblich und ungewiß hin und her gaffe und umher flattere; sondern will uns ganz und gar an sich und sein Wort gebunden haben, daß man Gott nirgend, denn in Ihm suche.

Darum hüte dich für solchen Gedanken, so bloß ohne Wort fahren und Christum von Gott scheiden und reißen. Denn Er hat dir nicht befohlen, daß du sollst so bloß hinauf fahren und gaffen, was Er im Himmel mache mit den Engeln; sondern also heißt sein Befehl: Dies ist mein lieber Sohn, den sollt ihr hören, Match. 3, 17. Da komme ich herab zu euch, daß ihr mich sehen, hören und greifen möget; da mich selber treffen und finden und sonst nirgend, Alle, die mein begehren und gerne von Sünden los und selig würden. Hier sollten wir flugs zufallen und schließen: Das redet Gott selbst, dem will ich folgen und kein ander Wort, noch Predigt hören, nichts Anders von Gott lernen, noch wissen. Denn in dieser Person, spricht St. Paulus (Col. 2, 9.), wohnet wahrhaftig die ganze Gottheit, und ist außer Ihm kein Gott, also, daß ich Ihn treffen möge oder zu Ihm kommen, wiewohl Er sonst allenthalben ist. Wo man nun dieses Mannes Wort höret, oder sein Werk siehet, da höret und siehet man gewißlich Gottes Wort und Werk. Wenn nun Christus weiter seinen Aposteln Befehl giebt, sein Work und Werk zu verkündigen und zu treiben, da höret und siehet man Ihn auch selbst, und also auch Gott den Vater: denn sie kein ander Wort reden und führen, ohne was sie aus seinem Munde genommen haben und allein auf Ihn weisen. Desgleichen gehts darnach weiter von den Aposteln auf uns durch rechte Bischöfe, Pfarrherrn und Predigern, so es von den Aposteln empfangen haben; also, daß alle Predigten in der Christenheit auf diesen einigen Christum geben und zeigen müssen, daß ihr Wort und Werk, so sie im Amt der Christenheit führen, (Gott gebe, sie seien für ihre Person fromm oder böse) des Herrn Christi Werk und Wort sei und also lehren: Nicht sollst du auf mich sehen, noch folgen mir, sondern allein auf den Herrn Christum, was Er dir durch mich saget oder zeiget, denn dies ist nicht mein, sondern Christi Wort; die Taufe und Sacrament; dieß Amt, so ich führe, ist nicht mein, sondern des Herrn Amt. Weil es aber auch Christi Wort und Taufe ist, so ist es auch des Vaters Wort und Taufe, weil Er spricht: Was ich rede und thue, das thue ich nicht von mir selber, sondern der Vater, der in mir wohnet.

So befiehlet es denn Christus weiter den Aposteln; die Apostel aber gebens ihren Nachkommen, Bischöfen und Predigern, und diese weiter der ganzen Welt. Also sind die Apostel und Prediger eitel Röhren, dadurch Christus sein Evangelium vom Vater in uns führet und leitet.

Am 28. Februar.

In dem Reiche Gottes regieret unser lieber Herr Christus, gleich als ein Spitalmeister in einem Spital, unter denkranken, armen, siechen Menschen. Denn hierher zu diesem Reich gehöret Niemand, denn eitel Sünder und elende Menschen, denen ihre Sünden sollen vergeben werden; darum auch Christus im Evangelium saget: wehe euch Reichen, denn ihr habt euern Trost dahin, Luk. 6, 24. Hierwiederum die Armen, Elenden, Verlassenen werden getröstet und erfreuet durchs Evangelium, Matth. 9, 13. Denn Christus ist kommen, nur die Sünder zu fordern und nicht die Gerechten, 1 Tim. 1, 15., auf daß die Ehre ganz Gott dem Herrn zugeleget werde, darum, daß Er aus Gnaden und lauter Barmherzigkeit die Sünde vergiebet.

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