Kapff, Sixtus Carl von - Am vierten Trinitatis-Sonntag.

Kapff, Sixtus Carl von - Am vierten Trinitatis-Sonntag.

Text: Röm. 8,18-27.
Denn ich halte es dafür, dass dieser Zeit Leiden der Herrlichkeit nicht wert sei, die an uns soll offenbart werden. Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet auf die Offenbarung der Kinder GOttes. Sintemal die Kreatur unterworfen ist der Eitelkeit, ohne ihren Willen, sondern um des willen, der sie unterworfen hat, auf Hoffnung. Denn auch die Kreatur frei werden wird von dem Dienst des vergänglichen Wesens, zu der herrlichen Freiheit der Kinder GOttes. Denn wir wissen dass alle Kreatur sehnt sich mit uns, und ängstiget sich .noch immerdar. Nicht allein aber sie, sondern auch wir selbst, die wir haben des Geistes Erstlinge, sehnen uns auch bei uns selbst nach der Kindschaft, und warten auf unsers Leibes Erlösung. Denn wir sind wohl selig, doch in der Hoffnung. Die Hoffnung aber, die man sieht, ist nicht Hoffnung, denn wie kann man des hoffen, das man sieht? So wir aber des hoffen, das wir nicht sehen: so warten wir sein durch Geduld. Desselbigen gleichen auch der Geist hilft unserer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich's gebührt; sondern der Geist selbst vertritt uns aufs Beste mit unaussprechlichem Seufzen. Der aber die Herzen erforscht, der weiß, was des Geistes Sinn sei; denn er vertritt die Heiligen, nach dem, was GOtt gefällt.

„Ich vertilge deine Missetat, wie eine Wolke und deine Sünde, wie den Nebel. Kehre dich zu mir, denn ich erlöse dich.“ So spricht der HErr Jes. 44. Allen Menschen bietet Er seine Erlösung an, und so herrlich ist diese Erlösung, dass die ganze Kreatur zur Freude darüber aufgerufen wird. „Jauchzt, ihr Himmel, denn der HErr hat es getan, rufe, du Erde, herunter, ihr Berge, frohlockt mit Jauchzen, der Wald und alle Bäume darinnen, denn der HErr hat Jakob erlöst und ist in Israel herrlich.“ Warum soll alle Kreatur sich freuen mit der erlösten Menschheit? Deswegen, weil das Leben der Kreatur zusammenhängt mit dem Leben der Menschheit, und wenn die Menschheit ganz erlöst und verherrlicht ist, dann wird auch ihr Leib, die Kreatur, erlöst und verherrlicht. Diese große Wahrheit behandelt auch die heutige Epistel. Paulus will zeigen, dass alles Leiden des irdischen Lebens für nichts zu achten sei im Vergleich mit der Herrlichkeit, die einst an uns soll offenbart werden, wenn unsere vollkommene Erlösung eintritt. Diese Herrlichkeit wird so groß sein, dass der Glanz ihres Lichts auch auf die ganze Schöpfung überstrahlen und alle Kreatur frei werden wird vom Dienst des vergänglichen Wesens zur herrlichen Freiheit der Kinder GOttes.

Durch diesen weit aussehenden, Himmel und Erde umfassenden Hoffnungsblick tröstet der Apostel über die vielen tausend Seufzer, die jetzt noch aufsteigen von der Erde. „Alle Kreatur, „ sagt Paulus, „sehnt sich mit uns nach einem bessern Zustand und ängstet sich noch immerdar unter dem Dienst des vergänglichen Wesens.“ Aber auch die, die schon des Geistes Erstlinge empfangen haben, sehnen sich noch und warten mit Verlangen auf die völlige Erlösung ihres Leibes. Und diesen Allen verheißt der Apostel die herrliche Offenbarung des aus dem Geist fließenden, jetzt aber noch gebundenen Lebens; er verheißt ihnen eine Freiheit voll Herrlichkeit, so viel Jedes in seiner Art ertragen kann. Diese Verheißung wollen wir zu unserem Trost näher erwägen und daher unter GOttes Beistand betrachten:

Die Erlösung der seufzenden Kreatur,

  1. in der Natur,
  2. in der Menschheit überhaupt,
  3. in den Gläubigen.

I.

Indem Paulus von einer Herrlichkeit spricht, die einst an uns soll offenbar werden, versichert er, dass auf eine solche Verherrlichung, bei der alle Leiden aufhören, nicht bloß die Menschen warten, sondern auch die ganze Kreatur; er sagt: „Das ängstliche Harren der Kreatur wartet auf die Offenbarung der Kinder GOttes.“ Unter der Kreatur ist zu verstehen die ganze Natur, alle sichtbaren Geschöpfe, Menschen, Tiere und auch die leblose Kreatur.1) - Von der ganzen Natur sagt Paulus, sie warte ängstlich, oder nach dem Griechischen: sie harre sehnsuchtsvoll, mit aufgehobenem Haupte, wie ungeduldig spähend auf die Offenbarung der Kinder GOttes, d. h. auf die Zeit, wo das Wort (Kol. 3) erfüllt wird: „Unser Leben ist jetzt verborgen mit Christo in GOtt, wenn aber Christus, unser Leben, sich offenbaren wird, dann werden auch wir offenbar werden mit Ihm in der Herrlichkeit.“ Die Kinder GOttes sind jetzt noch im Leib des Todes und die ganze Gemeine des HErrn ist noch im Kampf, und all' ihre innere Herrlichkeit ist verborgen, wie die goldene Herrlichkeit der Stiftshütte verhüllt war mit unscheinbaren Dachs- und Widderfellen. Es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden; wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, dass wir Ihm gleich sein werden, denn wir werden Ihn sehen, wie Er ist. Wenn sie denn so in das Bild GOttes wieder verklärt werden, schon wenn im herrlichen Königreich Christi der Satan gebunden und in herrlicher Freiheit und Macht des Geisteslebens alle Segnungen GOttes entbunden sind, noch mehr aber, wenn in dem neuen Himmel und auf der neuen Erde Gerechtigkeit wohnt und die Gemeine der vollendeten Gerechten im glorreichen Lichtleib der Auferstehung prangt, da wird die Kreatur an dem Lichtglanz der Kinder GOttes Teil bekommen. Das ist die Offenbarung, von der Paulus sagt, dass das ängstliche Harren der Kreatur darauf warte.

Wie ist aber dieses Harren zu erklären? Dass die Menschheit sich nach einem besseren Zustande sehnt, ist leicht zu begreifen, und dass es auch denen, die ohne JEsum dahingehen und nicht Kinder GOttes werden wollen, nicht wohl ist im Sündenleben, das ist auch gewiss; aber dass auch die leblose Natur und auch die Tierwelt auf die Offenbarung der Kinder GOttes sehnlich warten, das ist schwerer zu verstehen. Und doch ist das der Sinn des Apostels. Hören wir, was er weiter von der Kreatur sagt: „sie ist unterworfen der Eitelkeit ohne ihren Willen, sondern um Des willen, der sie unterworfen hat auf Hoffnung, „ und im folgenden Vers nennt er diese Eitelkeit den Dienst oder die Knechtschaft des vergänglichen Wesens. Dieser Eitelkeit ist die Kreatur unterworfen worden durch den leidigen Sündenfall. Nachdem der Mensch, als der Herr der Schöpfung, sich durch den Eigenwillen von GOtt abgewendet und durch die Sünde seine anerschaffene Herrlichkeit, nämlich das Ebenbild GOttes, verloren hatte, so musste natürlich der Fluch und die Strafe des Königs und Herrn der Schöpfung auf das ganze Gebiet seiner Herrschaft einen Einfluss ausüben. Denn wenn das Haupt krank ist, so leidet der ganze Leib; weil der Mensch durch die Sünde elend wurde, so litt mit ihm und durch ihn auch der Leib der Menschheit, die äußere Schöpfung.

Deswegen sprach der HErr zu Adam: „Verflucht sei der Acker - wörtlich: die Erde - um deinetwillen, mit Kummer sollst du dich darauf nähren dein Leben lang. Distel und Dornen soll sie tragen und sollst das Kraut auf dem Felde essen. Im Schweiß deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zur Erde wirst, davon du genommen bist. Denn du bist Erde und zur Erde sollst du werden.“ Nach diesen Worten wurde die Erde mit dem Fluch belegt, und der Tod in sie gebracht. Damit ging eine außerordentliche Veränderung mit der ganzen Kreatur vor. Die herrliche Harmonie, die vorher in allen Teilen der Schöpfung geherrscht hatte, war aufgehoben; die Lebenskräfte, von denen die Werke GOttes durchdrungen waren, wurden nicht mehr nach ihrem ganzen Umfang ihnen gelassen; die Herrschaft, die der Mensch über Elemente und Tiere hatte, wurde ihm entzogen, und der Satan konnte von nun an sie als feindliche Mächte gegen die Menschen aufhetzen. So kam statt Friede Streit und Kampf, und statt eines durch GOttes Kraft unauflöslichen und unverwelklichen Lebens kam Tod und Verwesung in die Welt. Diesen Zustand nennt Paulus Eitelkeit und Dienst des vergänglichen Wesens. „O Eitelkeit der Eitelkeiten - ruft der Prediger - ich sähe an alles Tun, das unter der Sonne geschieht, und siehe, es war Alles eitel und Jammer.“ Nichts Bleibendes unter der Sonne - ein unaufhörlicher Wechsel von Werden und Sterben, Entstehen und Vergehen - kaum hat des Sommers Schmuck uns das Herz mit Wonne erfüllt, so fallen schon wieder welke Blätter zu Boden, und die Rosen, die uns jetzt Morgens so lieblich ergötzten, sind Abends matt und vom Wurm der Verwesung ergriffen. Alles Fleisch ist wie Gras und alle Herrlichkeit der Erde wie des Grases Blume; ehe man sich's versieht, ist Alles verdorrt und verschwunden.

Deswegen geht besonders im Herbst eine so tiefe Wehmut durch die ganze Natur, und das düstere Schweigen des Winters oder das dumpfe Heulen des Sturmes und die Todeserstarrung des Frostes verkündet, dass Alles ganz eitel, oder wie unser Text sagt, in der Knechtschaft des vergänglichen Wesens ist. Und wie beweglich tönen oft aus der Tierwelt die Schmerzensrufe der seufzenden Kreatur zu unseren Ohren! Wie seufzen die Schwachen unter den wilden und grausamen Verfolgungen der Starken! wie kläglich wehklagen die Alten, denen ihre Jungen geraubt sind! wie krächzt und brüllt oft der Hunger und Durst! wie klagt oft der stumme Schmerz der misshandelten und wie vernehmlich spricht das erlöschende Auge der sterbenden Tiere! Gewiss sagt da der Apostel nicht zu viel, wenn er versichert: „Alle Kreatur sehnt sich mit uns und ängstet sich noch immerdar.“ Auch in der Körperwelt ist ein Lebenselement, das vor dem Tode zurückschaudert; die Pflanze drängt sich zum Licht, die Blume dreht sich nach der Sonne und öffnet sich ihren Strahlen, und schließt sich gegen den rauen Wind der Nacht; das Tier sucht mit wunderbarem Instinkt seine Nahrung und flieht, was ihm schadet; Alles will leben, und will noch höheres und besseres Leben erzeugen. Überall ist ein Sehnen des gebundenen Lebens, das über sich selbst hinausstiebt und nach Besserem, Schönerem trachtet; denn wo der Tod solches Streben unterbricht, da ist Trauern und Klagen. Nicht die Tiere bloß jammern mit tiefen Schmerzenstönen über den Tod; auch das Welken der Pflanze ist ein dumpfer Klageton, und die entlaubten Bäume heben ihre nackten Arme wie händeringend zum Himmel empor. Auch in der gegenwärtigen Dürre ist es uns, als ob wir mit tausend Stimmen die lechzenden Gewächse der Erde nach Wasser rufen hörten. Woher diese Dürre, die jetzt schon seit acht Jahren in jedem Sommer länger oder kürzer uns Sorge und Not macht? Hat GOttes Brünnlein jetzt nicht mehr Wassers die Fülle, oder gilt die Naturansicht, die aus klimatischen Verhältnissen das zu erklären meint? Nein! die Schuld liegt an unseren dürren Herzen, die dem Regen des heiligen Geistes sich nicht erschlossen, und vom Sonnenschein der Liebe GOttes sich nicht haben durchdringen lassen.

Ein Geschlecht, das von der Lebensquelle sich abwendet und so vielfach löchrige Brunnen macht, die kein Wasser geben, dem muss der HErr, eben weil Er die Liebe ist, seine Segnungen entziehen, damit ihr Darben einen Hunger und Durst nach Ihm erwecke. Je mehr wir Ihn ergreifen und Ihm uns ergeben, desto bälder und desto reicher gießt Er seine Segnungen aus, und in der Vollendung unseres Geschlechtes kommt die große Erlösungszeit, da der ganze Schmerzens- und Angstzustand des jetzigen Welt- und Menschheitslaufes aufhört, dann wenn die Erde voll ist vom Erkenntnis und der Ehre des HErrn wie mit Wellen des Meeres bedeckt, dann wenn der Fluch der Sünde getilgt und die neugeborene Menschheit durch Verklärung in das Bild GOttes zu ihrer ursprünglichen Herrschaft über die Natur wieder gekommen ist.

Da wird erfüllt werden, was unser Text sagt: „Die Kreatur wird frei werden von dem Dienste des vergänglichen Wesens zu der herrlichen Freiheit der Kinder GOttes.“ Eine Verheißung davon liegt schon in ihrem Schmerze und in ihrer Sehnsucht. Was eine Sehnsucht hat, das ist auch fähig zu einer Erfüllung der Sehnsucht. Deswegen braucht Paulus das Wort: „die ganze Kreatur sei in Geburtsschmerzen“ (was Luther durch „ängstet sich“ übersetzt). Bei einer Gebärerin ist mit dem Schmerz die Hoffnung auf ein Wesen, dem sie das Leben geben soll, verbunden, und diese Hoffnung ist ihr süßer und kräftiger Trost, wenn sie gleich manchmal seufzt: Ach, wenn es nur schon da wäre! Zur rechten Zeit und Stunde kommt es. So ist die ganze Schöpfung in einer großen Geburtsarbeit, und darin liegt die Hoffnung, dass aus dem jetzigen Schmerzens- und Seufzens- und Sehnens-Zustand etwas ausgeboren werde, durch das GOtt verherrlicht wird; daher Paulus sagt: „sie ist der Eitelkeit unterworfen ohne ihren Willen, d. h. gegen ihr eigentliches ursprüngliches Wesen und mit beständigem Widerstreben des innerlich gebundenen Lebenselementes, aber um deswillen, der sie unterworfen hat auf Hoffnung, d. h. damit GOtt durch die Erlösung, deren Hoffnung Er gibt, gepriesen und verherrlicht werde.

So liegt demnach in dem Wesen der Kreatur selbst der Keim des neuen Lebens, das GOtt aus ihr heraus entwickeln wird, wenn auf den höchsten Stufen der Schöpfung, in der Menschheit, das göttliche Leben wieder hergestellt ist. Da wird die Kreatur, d. i. die ganze sichtbare Natur, leblose und belebte, frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit und Eitelkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder GOttes. Wie das im Einzelnen sich offenbaren werde, darüber dürfen wir nicht zu viel bestimmen. Natürlich werden die Tiere nicht selbst an der Herrlichkeit der Kinder GOttes Teil haben, sondern nur sie bewundern und willig sich den Menschen unterwerfen und die Herrlichkeit seiner Herrschaft vermehren. Das übrige Einzelne über die Erlösung der seufzenden Kreatur im Tier-, Pflanzen- und Mineralreich liegt in folgenden Worten der Schrift (Jes. 11,6-9.): „Die Wölfe werden bei den Lämmern wohnen und die Pardel bei den Böcken liegen. Ein kleiner Knabe wird Kälber und junge Löwen und Mastvieh mit einander treiben. Kühe und Bären werden an der Weide gehen, dass ihre Jungen bei einander liegen, und Löwen werden Stroh essen, wie die Ochsen. Ein Säugling wird seine Lust haben am Loch der Otter, und ein Entwöhnter wird seine Hand stecken in die Höhle des Basilisken. Man wird nirgends letzen noch verderben auf meinem heiligen Berge, denn das Land, wörtlich die Erde, ist voll Erkenntnis des HErrn, wie mit Wasser des Meeres bedeckt.“ Jes. 30,26.: „Des Mondes Schein wird sein wie der Sonnen Schein, und der Sonnen Schein wird siebenmal Heller sein, denn jetzt, zu der Zeit, wenn der HErr den Schaden seines Volkes verbinden und seine Wunden heilen wird.“ Jes. 35: „Die Wüste und Einöde wird lustig sein, und das Gefilde wird fröhlich stehen und wird blühen, wie die Lilien. Denn die Herrlichkeit des Libanon ist ihr (der Wüste) gegeben, der Schmuck Karmels und Sarons. Wo es zuvor trocken gewesen ist, sollen Teiche stehen, und wo es dürre gewesen ist, sollen Brunnquellen sein.“ Ezech. 7: „Die Wasser des toten Meeres sollen gesund werden durch das Wasser, das vom Tempel ausfließt, und an dem Strom dieses Wassers sollen auf beiden Seiten allerlei fruchtbare Baume wachsen, und ihre Blätter werden nicht verwelken noch ihre Früchte verfaulen, und werden alle Monate neue Früchte bringen, denn ihr Wasser (Saft) fließt aus dem Heiligtum. Und ihre Frucht wird zur Speise dienen“ Offenb. 2: „Wer überwindet, dem will Ich zu essen geben vom Holz des Lebens und ihre Blätter zur Arznei (Offenb. 22), zur Gesundheit der Heiden.“

Endlich (Offenb. 21) spricht GOttes Wort: „Siehe, Ich mache Alles neu,“ - worauf dann die Beschreibung des himmlischen Jerusalems kommt, aus der wir sehen, dass das, was jetzt gemeine Steine und Erdarten sind, das wird dann lauter Edelsteine, Gold und Perlen sein, da zwölferlei Edelsteingründe das Fundament der unermesslichen Stadt bilden, und ihre hohen Tore von Perlen und ihre Gassen lauter Gold als ein durchscheinendes Glas sein werden. Da wird die leblose Schöpfung, auch das jetzt tote Mineralreich, verklärt sein zu einem herrlichen Lichtträger, durch den die Leuchte GOttes und des Lammes und der Glanz der verklärten Auferstehungsleiber wundervoll hindurchleuchtet, so dass in der Kreatur sich die Freiheit und Herrlichkeit der verklärten Kinder GOttes abspiegelt. Das ist die Erlösung der jetzt seufzenden Kreatur in der leblosen und vernunftlosen Natur: aber noch herrlicher wird sie sich offenbaren

II.

in der Menschheit, deren größter Teil jetzt noch als natürlich, d. h. als unbekehrt, auch kreatürlich ist, und also zur Kreatur gehört. Von diesem Teil der Kreatur, nämlich von dem unbekehrten Teil der Menschheit, ist in unserem Text nicht mit ausdrücklichen Worten die Rede, so wenig als Tiere oder Pflanzen besonders genannt sind; aber wenn der Apostel sagt: „alle Kreatur sehnt sich mit uns, „ so befasste er gewiss unter der ganzen Kreatur vorzugsweise die unbekehrte Menschheit, und verheißt also auch ihr eine Befreiung von der Knechtschaft des vergänglichen Wesens und eine Teilnahme an der herrlichen Freiheit der Kinder GOttes. Seufzt ja doch auch dieser Teil unseres Geschlechts so vielfach und ängstet sich in der Nichtigkeit des elenden Erdenlebens und sehnt sich nach einem besseren Zustand, nach einem bleibenderen Glück und nach einem festeren Frieden, als wie die Welt ihn gibt. O wer die Tränen kennt, die oft aus solchen Augen hervorquellen, welche an der Pracht und Eitelkeit der gottlosen Welt sich lange ergötzt haben, wer die Seufzer gehört hat, die aus gottentfremdeten Herzen, oft vielleicht kurz nach Ausbrüchen der Lust und Weltfreude, emporsteigen, - der weiß, wie auch in der menschlichen Kreatur ein ängstliches Harren hinausblickt und sich sehnt nach besseren Zeiten, und wie manches Haupt emporgereckt ist zum Himmel und ruft: Hüter ist die Nacht schier hin! Die Gottlosen, d. h. die von GOtt Losen haben nicht Friede, spricht der HErr, und doch suchen sie Alle den Frieden, und zwar oft unbewusst, ähnlich der vernunftlosen Schöpfung. Da geht auch durch die leichtsinnigsten Weltmenschen ein düsterer Zug von Schwermut hindurch, und unter der gleißenden und fröhlich lachenden Außenseite, unter Gold und Seide, unter Ordenskreuzen und Uniformen, ja unter Scherz und Spiel bluten Wunden, die kein Mensch heilen kann, und Tausende, die die Welt für glücklich hält, gehen in dunkler Nacht, in Unmut und Unruhe, ja fast in innerer Verzweiflung dahin, suchen Ruhe und finden sie nicht, genießen und werden nicht befriedigt, wollen beten und können nicht, möchten sterben und schaudern vor dem Tode.

Solche Schmerzen der Sehnsucht nach einem wahren und vollkommenen Glück sind auch Geburtsschmerzen, aus denen schon bei viel tausend Seelen die edle Frucht einer ernsten Buße, eines demütigen Glaubens und so eines neuen Lebens in Christo angeboren wurde. War das bei Tausenden der Fall, warum soll es nicht auch bei Millionen der Fall sein, da GOtt die Liebe ist und nicht will, dass Jemand verloren werde? Daher der 87ste Psalm sagt: „Herrliche Dinge werden in dir gepredigt, du Stadt GOttes. Ich will predigen lassen Ägypten und Babel, dass sie mich kennen sollen; siehe, die Philister und Tyrer samt den Mohren werden daselbst geboren; man wird zu Zion sagen, dass allerlei Leute daselbst geboren werden.“ Nach dieser Stelle sollen auch die fernsten, feindseligsten Völker noch wahre Zioniten, d. h. wiedergeborene Mitglieder der Gemeine JEsu werden. Diese Verheißung ist nur dem geringsten Teile nach erfüllt. Dass sie auch über die Grenzen des irdischen Lebens hinausreiche, erhellt aus der wunderbaren Verheißung, die der HErr Ezech. 16,53.55. gibt: „Ich will die Gefangenen (nach dem Grundtext Sodoms und ihrer Töchter wiederbringen, ebenso die Gefangenen Samarias. Sodom und ihre Töchter und Samaria und ihre Töchter sollen bekehrt werden, wie sie zuvor gewesen sind, sollen wieder wahre Anbeter GOttes werden.“ - Gefangene Sodoms können nichts Anderes sein, als die in den Gefängnissen der Ewigkeit gebundenen Seelen; diesen wird hier verheißen, dass sie wiedergebracht, erlöst und erneuert werden sollen. Ebenso verheißt der HErr (Jerem. 48,47. und 49,39.), Er wolle die Gefangenen Moabs und Elams wiederbringen in der letzten Zeit, d. h. in der Vollendung der messianischen Zeit. Diese wunderbaren Verheißungen von Begnadigung und Bekehrung der Verdammten aus Heidenvölkern, die sonst mit dem Fluch belegt wurden, diese Worte der ewigen Liebe sind uns ein herrlicher Hoffnungsgrund, dass GOtt überhaupt das Verlorene wieder herstellen wolle. Dafür zeugen auch noch andere Stellen, bald mehr die Erde, bald zugleich die Ewigkeit umfassend. Nach Ps. 110 sollen die Kinder GOttes geboren werden wie der Tau aus der Morgenrot?, und dem HErrn, dem Gesalbten GOttes, müssen noch alle seine Feinde zum Schemel seiner Füße gelegt werden. Nach Ps. 22 soll aller Welt Ende sich zum HErrn bekehren und vor Ihm anbeten alle Geschlechter der Heiden, und nach Jes. 25 soll die Hülle weggetan werden, damit alle Völker verhüllt sind, und die Decke, damit alle Heiden zugedeckt sind, und der HErr wird den Tod verschlingen ewiglich, und wird die Tränen abwischen von allen Angesichtern, dass nach Kap. 52 aller Welt Ende sieht das Heil unseres GOttes. Denn der HErr hat verheißen, seinen Geist auszugießen über alles Fleisch, bis es dahin gekommen ist, dass, wie in Adam Alle gestorben, so in Christo Alle lebendig gemacht sind. Ja (1 Kor. 15) auch der letzte Feind, der andere Tod selbst, soll aufgehoben werden, bis dass GOtt ist Alles in Allem. Solche Rettung alles Verlorenen ist die Erlösung der seufzenden Kreatur in der Menschheit.

Freilich werden heiße Öfen der Trübsal nötig sein, damit dieser allumfassende Liebesvorsatz GOttes ausgeführt werde, wie die niedere Kreatur auch nur in dem unermesslichen Tiegel ausgeläutert wird, von dem Petrus spricht in der Weissagung, dass die Himmel zergehen werden mit großem Krachen und die Elemente vor Hitze zerschmelzen und die Erde und die Werke, so darinnen sind, verbrennen werden. So gibt es auch für die Menschheit ein Feuer, in dem das Widerstrebende entsetzliche Ewigkeiten hindurch geschmolzen werden muss. -

O wer wollte auf dieses erschreckliche Feuer, in dem Ein Tag ist wie tausend Jahre, es ankommen lassen! Jeder Tag absichtlichen Aufschubs ist ein Schade für die Ewigkeit. Wer klug ist, der lässt heute die Sehnsucht des Herzens übergehen in kindliche Hingabe an JEsum, er lässt die Leere und Öde seines Innern füllen durch den Reichtum Christi, dass die Wüste durch das Lebenswasser des Geistes blühe wie die Lilien mit dem Schmuck Carmels und Sarons. JEsus ist das Heil der Welt; wer an Ihn glaubt, der hat das ewige Leben. Sein Blut allein macht uns rein von aller Sünde, und wer nur will, der darf jeden Tag und jede Stunde zu Ihm kommen, um durch wahre Buße und lebendigen Glauben Vergebung der Sünde und ewiges Leben in Ihm zu finden. Da hört alle Furcht auf, die Furcht vor GOtt, vor der Ewigkeit, vor dem Gericht, vor dem Tod und vor den Leiden dieser Zeit. Wer versöhnt ist, der erkennt, dass GOtt die Liebe ist, in Allem, und hat freudigen Zugang zum Vater. Da ist nicht mehr der schwere Kampf, da der Geist GOtt leben will, aber nicht kann, nicht mehr die Macht des Fleisches, die den Geist gebunden hält, nicht mehr die Menschenknechtschaft, die Fleisch für ihren Arm hält, und, um den Menschen zu gefallen, den HErrn nicht zu bekennen und so auch nicht zu lieben wagt. Von solch' schmachvollem und freudelosem Dienste des vergänglichen Wesens wird der in JEsu lebende Geist frei, und es gilt ihm, was Paulus sagt (Röm. 6): „Nun ihr seid von der Sünde frei und GOttes Knechte geworden, habt ihr eure Frucht, dass ihr heilig werdet, das Ende aber das ewige Leben.“ So wird durch Christum das Seufzen des Geistes aus der in der Sünde gebundenen Kreatur zur Freiheit, zum Frieden und zu einem Leben, in dem wir mit unserem Texte sagen können: wir sind schon selig. Doch freilich noch immer in der Hoffnung. Wir hoffen, was wir noch nicht sehen, wir warten sein mit Geduld und tragen unseren Schatz in schwachen, irdischen Gefäßen, und so lange wir in dieser Leibeshütte sind, sehnen wir uns und sind beschweret unter vielfachem Druck und Leiden von Außen und selbst noch von Innen. Deswegen spricht unser Text

III.

von der Erlösung der seufzenden Kreatur auch in den Gläubigen. Paulus sagt: „Nicht allein die Kreatur außer uns, sondern auch wir selbst, die wir haben des Geistes Erstlinge, sehnen uns auch bei uns selbst nach der Kindschaft, und warten auf unseres Leibes Erlösung.“ Des Geistes Erstlinge, d.h. die erste Geistesausgießung, hatten die Apostel empfangen; aber wie die erste Auferstehung nicht bloß von den mit JEsu Auferstandenen, sondern auch von den bei seiner Zukunft Auferstehenden gerühmt wird, so können des Geistes Erstlinge Alle heißen, die seit der Apostel Zeit bis zur Zukunft des HErrn, ja bis zum Weltgericht hinaus ans dieser Erde des heiligen Geistes teilhaftig werden. Sie heißen Erstlinge im Gegensatz gegen die Nachgeborenen, die vorher durch die Gerichte der Ewigkeit unter Schrecken und Qual hindurchgehen müssen, ehe sie durch den Strom des Geistes auch ihre Wüste gesund machen lassen. Also sagt der Apostel: wir Alle, die wir in der irdischen Zeit den Geist empfangen und so Gottesmenschen werden, wir sehnen uns doch noch nach der Kindschaft; wir haben zwar hier schon Kindschaft und sind unaussprechlich selig im Umgang mit dem Vater, aber unser Leben ist noch verborgen mit Christo in GOtt, es drückt uns noch so viel Leiden und schwerer Kampf, und da sehnen wir uns nach der vollen Offenbarung der Herrlichkeit, die den Kindern GOttes verheißen ist.

In dieser Welt wandeln wir im Glauben, nicht im Schauen, in der Niedrigkeit, nicht in Hoheit, in der Kreuzesgestalt, nicht in der Verklärung. Wie JEsu Weg nur durch Leiden zur Herrlichkeit ging, so dürfen wir nichts Anderes erwarten und begehren. Daher sagt Paulus unmittelbar vor unserem Texte: „Wir sind als Kinder GOttes auch GOttes Erben und Miterben Christi, so wir anders mitleiden, auf dass wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden.“ So wir anders mitleiden - das ist die Bedingung der Verherrlichung. Deswegen müssen auch Kinder GOttes ihr Teil erfahren von dem Dienst des vergänglichen Wesens, unter dem die Kreatur sich ängstet und sehnt. Auch Kinder GOttes müssen die Schwachheit und Hinfälligkeit des irdischen Wesens, des Leibes und alles Glückes dieser Erde erfahren, damit sie nicht hier ihre bleibende Stadt haben wollen, sondern die zukünftige suchen.

Da muss das Eine in häufiger Krankheit und Schwachheit des Leibes seine Zeit zubringen unter viel Schmerzen und Nöten, das Andere muss in Armut und Sorge, in harter Arbeit und Mühseligkeit sich's sauer werden lassen, ein Anderer sieht seine Liebsten vor sich ins Grab hinsinken und steht einsam und wie verlassen in der Welt. Und wie viele Nöten gibt es, die man Niemand sagen kann! Wie schwer wird uns oft das tägliche Leben, wie widrig die Berührung mit Menschen, die uns in den Weg treten, die mit lieblosem Wesen, mit törichter Empfindlichkeit und kalter Selbstsucht uns wehe tun, oder unser geistliches Leben verkennen, verachten, verspotten! Und wie viel haben wir Alle zu kämpfen mit der Sünde, die uns immerdar anklebt und träge macht, da der Geist nicht recht Herr wird über das Fleisch, da der Satan feurige Pfeile, böse Gedanken, eitle Bilder in die Seele wirft und sie von GOtt abzieht! Ach, wie viel Not ist da auf der Welt! Wie seufzt ein nach GOtt verlangender Geist unter diesen vielen Gebundenheiten des äußeren und inneren Lebens! Da sehnen wir uns recht, wie unser Text sagt, nach der Offenbarung der jetzt verborgenen Herrlichkeit der Kindschaft und warten auf unseres Leibes Erlösung. Selbst Paulus bricht in den Seufzer aus: „O ich elender Mensch, wer wird mich erlösen von dem Leib dieses Todes?“ Und über den Tod, durch dessen dunkle Pforte wir Alle hindurch müssen, sagt auch er: „Wir wollten lieber nicht entkleidet, sondern Überkleider werden, auf dass das Sterbliche würde verschlungen von dem Leben, darum sehnen wir uns, so lange wir in der Hütte dieses Leibes sind, und sind beschweret.“ Ach, wie viele Seufzer macht der Tod, wie viele Tränen presst seine gewaltige Hand denen aus, denen er oft das Liebste raubt, oder denen, die von seinen Schrecken überfallen werden.

Da tröstet uns unser Text. Wir dürfen warten auf Unseres Leibes Erlösung. Als Kinder GOttes haben wir JEsum, den Lebensfürsten, und aus JEsu fließt heute schon Lebenskraft selbst in unseren Leib, dass er den Keim der Verklärung und Auferstehung schon jetzt in sich trägt. Dieser innere Geistleib soll erlöst werden von der sterblichen Hülle und den Banden des Fleisches. Das ist die Erlösung des Leibes, auf die wir im Glauben des Sohnes GOttes warten. Wenn der irdische Kampf ausgekämpft ist, so wird am Ziel die Krone erteilt. Wenn wir Glauben gehalten und den Lauf vollendet haben, so gilt uns die Verheißung unseres Textes: „Die Leiden dieser Zeit sind nicht wert, nicht anzuschlagen gegen der Herrlichkeit, die an uns soll offenbar werden.“ Wie ein Sandkörnlein nicht anzuschlagen ist gegen einen Zentner Goldes, so erscheinen die Leiden dieser Zeit als unbedeutend gegen der Größe der zukünftigen Herrlichkeit.

Unser Text nennt diese Herrlichkeit die herrliche Freiheit der Kinder GOttes; frei sind sie von Allem, was hier unten uns wehe tut, frei von der Sünde und allen ihren Anläufen und Versuchungen, frei von allem Übel, frei von aller Beleidigung durch Menschen, Satan, Tod und Hölle. GOtt hat abgewischt alle Tränen von ihren Augen, und kein Schmerz ist mehr, kein Leid noch Geschrei, und der Tod ist nicht mehr. Diese Freiheit ist Herrlichkeit, herrliche Verklärung unseres Wesens in die Gemeinschaft der göttlichen Natur, dass GOttes Licht uns durchstrahlt und wir wie die Sonne leuchten im Glanz des verklärten Auferstehungsleibes. Ja, die höchste Herrlichkeit der priesterlichen und königlichen Würde ist denen verheißen, die JEsu nach überwunden haben, mit goldenen Kronen sollen sie sitzen auf dem Thron des Sohnes GOttes. Bei solcher Ehre und Herrlichkeit wundern wir uns nicht, dass nach unserem Text ihr Licht auch die äußere Schöpfung bestrahlt, und dass so die Verklärung der Menschheit die Verklärung der ganzen Kreatur wird.

O Geliebte, was hat unser GOtt uns verheißen! Einen ganzen Himmel voll Seligkeit und Herrlichkeit stellt Er vor unsere entzückten Augen hin und sagt: das ist dein, wenn du mein bist. Wollen wir da nicht gerne uns das Leiden gefallen lassen, das Er uns auflegt? gerne den Weg gehen, den JEsus ging, durch Leiden zur Herrlichkeit? gerne kämpfen gegen Satan, Welt und Fleisch? gerne auch JEsu Schmach tragen und die ganze Niedrigkeit dieses übungs- und demütigungsvollen Laufes willig durchdringen, damit JEsus uns die Krone der Ehren geben könne in seinem Reich? Ach, wie kleinlich ist der Sinn, für den die gegenwärtige Lust und die gegenwärtige Last noch so viel Gewicht hat, der nichts leiden und nichts überwinden will, oder der gar an der zukünftigen Herrlichkeit zweifelt, weil er sie noch nicht steht! Geistesaugen sehen sie schon. Zwar sagt unser Text: „Wir hoffen, das wir nicht sehen.“ Aber es ist das Wesen der Hoffnung, dass sie die zukünftigen Dinge hat als gegenwärtige.

Dazu hilft uns der heilige Geist, der nach unserem Text, wenn wir nicht beten, nicht recht glauben und hoffen können, unserer Schwachheit aufhilft und uns aufs Beste vertritt mit unaussprechlichem Seufzen. Mit diesen Worten führt uns Paulus aus dem weiten Umfang der ganzen Schöpfung und aus den feinen Ewigkeiten, wovon er vorher gesprochen, in die Tiefe unseres eigenen Geistes und lässt uns da Worte vernehmen, die uns die Bürgschaft dessen geben, was er für die äußere Welt Großes und Seliges verheißen hat. Wie JEsus am Kreuze unser Stellvertreter war und da das ganze All versöhnt hat, so führt fortwährend der Geist innerlich in uns das Werk Christi fort; der Geist vereinigt uns mit GOtt und hilft uns innerlich zu der Verklärung, die JEsus äußerlich erworben hat. Der Geist spricht in uns, was GOtt gefällt, wirkt ein Sehnen nach GOtt in den Herzen, das als vom Geist, also aus GOtt selbst quellend, in GOtt eindringt und zur Ruhe kommt.

Oft ist es uns so, dass wir von unaussprechlicher Sehnsucht nach GOtt und nach der Ewigkeit ergriffen sind, dass uns Alles in der Welt entleidet ist, und wir nur vollends auch die letzte Schranke, die uns noch an die Welt bindet, durchbrochen sehen möchten. Aber wir haben keine Worte. Oft auch fühlen wir uns arm, haben keinen rechten Zugang zu GOtt, fühlen aus der Seligkeit der ersten Liebe uns gefallen und sehnen uns nach der Nähe und dem Frieden GOttes. Auch da wenden wir uns an GOtt nicht mit bestimmten Worten, sondern mit unaussprechlichen Seufzern, die der Geist, der unserer Schwachheit aufhilft, uns eingibt. Und oft sind wir innerlich ferner von GOtt geworden, haben uns verirrt in Kreaturen, können nicht recht beten, oder auch drückt äußere Not und Verlegenheit uns nieder, und wir wissen nicht, was wir wünschen und bitten sollen; da vertritt uns der Geist mit Seufzern, die wir in keine bestimmten Worte fassen können, die aber GOtt hört und erhört.

Wie so das innere Wallen des Herzens nach GOtt hin zu seinem Ziel gelangt, so wird auch das geheimnisvolle Wallen der ganzen Kreatur nach höherer Vollendung sein Ziel erreichen, und GOtt wird tun, was Er verheißen hat in den Worten: „Siehe, Ich mache Alles neu.“ So weit wir jetzt noch von dieser Vollendung des Alls entfernt sind, so gilt es doch heute schon, so zu leben, dass wir nicht in der Eitelkeit der Kreatur versinken, sondern der herrlichen Freiheit der Kinder GOttes, die jetzt schon anfangen muss, teilhaftig werden, und einst erfahren dürfen, was GOtt verheißt: „Wer überwindet, der wird es Alles ererben, und Ich werde sein GOtt sein und er wird mein Sohn sein.“ Amen.

1)
Nur diese Erklärung entspricht dem ganzen Zusammenhang, so wie den einzelnen Worten des Textes.
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autoren/k/kapff/kapff_4_nach_trinitatis.txt · Zuletzt geändert: von aj
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