Hoffmann, Heinrich Friedrich Carl - Die Eroberung Jerichos.
(Josua Kap. 6.) Josua war mit dem Volk Israel über den Jordan gegangen, in das kanaanitische Land eingedrungen, und stand nun vor der ersten Stadt des Landes, Jericho. Sie musste erobert werden, aber sie war stark befestigt mit Mauern und Türmen; die Israeliten, die eben vom vierzigjährigen Zug durch die Wüste kamen, hatten überhaupt wenig Waffen, sie besaßen am wenigsten die Maschinen und Werkzeuge, welche zur Zerstörung dicker Stadtmauern nötig waren. Sie hätten also Monate vor Jericho liegen und mit fruchtlosen Eroberungsversuchen ihre Zeit verschwenden müssen, wenn nicht Jehovah, der starke mächtige Gott, wunderbar half. Josua erkannte das, als er die Stadt aus der Ferne besichtigte. Auf dem Feld vor Jericho erschien ihm der Engel des HErrn, anzusehen wie ein gerüsteter Kriegsmann mit bloßem Schwert, und gebot ihm: „Ziehe deine Schuhe von deinen Füßen, denn die Stätte, darauf du stehst, ist heilig.“ Josua tat also. Nun ward ihm geoffenbart, wie der HErr die Heidenstadt in seine Gewalt geben wolle.
(Josua Kap. 6,2-10.) Eine seltsame Anweisung, die der HErr dem Josua gibt! Josua samt den Israeliten soll nichts tun, als sieben Tage lang rings um Jericho ziehen, die ersten sechs Tage nur je einmal, am siebten Tage dagegen sieben Mal. Die Bundeslade, das Heiligtum des HErrn, welches gleichsam Sein Thronsitz war, sollte jedesmal in Israels Mitte getragen werden. Sieben Priester sollten dabei die heiligen Posaunen blasen, welche man die Halljahrposaunen nannte. Sie waren aus großen Widderhörnern gemacht, und sollten sonst nur jedes fünfzigste Jahr einmal gebraucht werden. Denn jedes fünfzigste Jahr war nach Moses Gesetz ein großes Gnadenjahr, wo alle Schulden erlassen wurden, jeder sein verkauftes Eigentum zurückbekam, und alle schwere Arbeit ruhen musste. - Der Anbruch solchen schweren Jubeljahres wurde durch Blasen mit jenen Posaunen angekündigt. Ausnahmsweise sollten sie nun dort vor Jericho ertönen. Der Umzug der Israeliten um Jericho sollte also eine heilige, festliche Prozession sein, ein wahrer Triumphzug, als wenn sie mit lauter Freude und Wonne in ein friedliches, gesegnetes Jubeljahr einträten. - Freilich eine wunderliche Weise, eine feindliche, feste Stadt anzugreifen! - Aber hier wollte Gott wiederum zeigen, dass Er für die Israeliten streite; nicht die Israeliten sollten Ehre einlegen vor den Heiden, sondern Israels Gott wollte Ehre einlegen. Durch Seine Wundertat sollten die Israeliten Mut gewinnen für den ganzen Feldzug; aber nicht den gewöhnlichen, stolzen, prahlerischen Kriegsmut, sondern demütigen Glaubensmut, der sich nicht auf Menschenkraft, sondern auf die gewisse Gnadenhilfe des HErrn stützt.
Der Engel des HErrn hatte dem Josua den Plan und Ratschluss Gottes mitgeteilt, und Josua glaubte und zweifelte nicht. Die vorigen Wunder Gottes, welche er erlebt, hatten seinen Glauben mächtig gestärkt, er traute dem HErrn Alles auf Sein Wort zu. Er erteilte nun dem Volke seine Befehle, und das Volk schüttelte auch nicht den Kopf über die unerhörten Anweisungen, - Israel glaubte. Da fand Gott einmal bei dem Heerführer Josua und bei der Heerschar Israel den Glauben, welchen der HErr Christus beschreibt, wenn er sagt: „Wenn ihr Glauben hättet, wie ein Senfkorn, so würdet ihr zu diesem Berg sagen: hebe dich weg und wirf dich ins Meer! so wird er es tun.“ Vor dem Glauben Israels mussten sich die Mauern und Türme Jerichos erheben und in den Stadtgraben stürzen.
Geliebte, die Wundertat Gottes an Jericho ist ein großes Zeichen und hat ihre Bedeutung für alle Zeiten und Geschlechter. Gott hat damit ein für alle Mal zeigen wollen, wie Sein Volk gegen Gottes Feinde kämpfen soll, und dieses Zeichen gilt gerade erst recht für die Zeit von Christi Erscheinung an bis auf Seine Wiederkunft hin, also für die ganze Zeit des neuen Bundes.
Wo ist denn jetzt Jericho?
Jenes alte Jericho, unweit des Jordan, war eine heidnische Stadt voll Gräuel und Götzendienst. - Seht, da draußen die ganze Heidenwelt in Asien, Afrika, Amerika, Australien, welche in jeder Missionsstunde beschrieben wird, ist Jericho. Wie hat Satan, der Fürst dieser Welt, sie befestigt, ummauert und verschanzt! Eitel Bollwerke Satans sind die eingewurzelten, verkehrten Gedanken der Heiden von ihren Göttern, die sie mit der Muttermilch schon eingesogen haben; weiter: die mächtigen, fleischlichen Lüste in allen Heidenherzen, die ihnen so lieb sind, wie ihr Leben, und die sie bei ihren Götzenfesten ungestört pflegen können; dazu die schreckliche Stumpfheit der Gewissen, die furchtbaren Zaubereisünden, und die geheimen, entsetzlichen Einflüsse Satans und seiner Engel auf die Heidenherzen, das Alles liegt wie ein felsenharter Wall mit Zinnen und Türmen um die Heidenwelt her; sie ist eine eingeschlossene und vermauerte Stadt Jericho.
Aber wir haben Jericho näher.
In jeder Gemeinde, die den christlichen Namen trägt, ist ein Jericho; eine Menge Menschen, welche noch in die Befestigungen Satans eingeschlossen sind, sie mögen es wissen, oder nicht. Da stecken vielleicht unter zehn Christenmenschen, neun (Gott mags wissen!) - in dem Vorurteil: „Wir sind nicht Zöllner und Sünder, die sich bekehren müssen, wir denken und tun, was recht ist.“ Sie liegen hinter ihrer Selbstgerechtigkeit wie hinter Wall und Schanzen, kein Mensch kann ihnen ihren Wahn zerbrechen und zertrümmern. - Da sind auch die Besseren zum großen Teil so eingenistet in ihren irdischen Gedanken, so umschlossen von Sorgen der Nahrung, so hingenommen von ihrem Tagewerk, ihren großen und kleinen Leiden, ihren Wünschen, Freuden und Belustigungen, - dass keine Gewalt der Erde sie hinaustreiben und nötigen kann, um ihre Sünde, um ihre Rettung, um ihr Eingehen ins ewige Leben mit vollem Ernst zu sorgen. Ein Jericho ist jedes Haus und jede Familie, wo man kein Gebet und kein Wort Gottes hört; jede Wohnung, wo Streit und Unfriede ist, wo man den Wollüsten dient, wo Menschen hausen, die auf krummen Wegen entweder zum Wohlstand kommen, oder sich aus der Not helfen wollen.
O welch eine Ausdehnung und Macht hat Jericho, die Heidenstadt mit dem heidnischen Wesen, mitten in der Christenheit, in jeder christlichen Gemeinde!
Aber wir haben Jericho noch näher!
Jericho ist in jedem Christenherzen, auch in unserem; denn da ist das Fleisch, welches gegen den Geist gelüstet, da sind die heidnischen Sorgen um Nahrung und Kleidung, da ist heftige, bitterböse Abneigung gegen andere Menschen, da ist Kleinglaube, da sind Leidenschaften, die aufbrausen, da ist Eigensinn, der sich nicht unter Gottes Willen beugen will. Kennst du in dir Jericho mit seinen Türmen und Mauern, kennst du in dir die Befestigungen, hinter denen sich Satan verschanzt? Ach, welcher Mensch kann sie dir auch nur zeigen, geschweige, welcher Mensch könnte sie in dir zerstören? Summa: Der Fürst dieser Welt hat sein Herrschaftsgebiet draußen unter den Heiden; in der Christenheit in jeder Gemeinde; drinnen in jedem Herzen. Und er verwahrt seinen Palast wohl, er hat seine unübersteiglichen Bollwerke rings um aufgeführt.
Dagegen liegt der Josua vom Himmel zu Felde, der HErr Jesus, der Heiland. Er hat in der Christenheit allezeit eine Schar von Menschen, die Er errettet hat von der Obrigkeit der Finsternis, durch Seine mächtige Gnade; sie sind Sein Israel. Sie sollen Jericho überwältigen; die Heidenwelt draußen, das böse, ungläubige, fleischliche Wesen drinnen in der Christenheit so erobert und überwunden werden. Was sind uns für Waffen in diesem Streit gegeben? Sene Israeliten hatten keine Mauerbrecher; Schwerter und Spieße konnten ihnen nicht helfen, sie durften nur ihre Posaunen brauchen.
Und wir?
Wir haben nur die Predigt des Evangeliums von Christo, die so oft in der Schrift mit dem Posaunenton verglichen wird. „Rufe getrost, schone nicht, erhebe die Stimme laut wie eine Posaune“ (Jes. 58.) „Blast mit der Posaune zu Zion, ruft auf Meinem heiligen Berg“ (Joel 2.). Das ist von der Predigt des Evangeliums gesagt. Damit allein rüstete der HErr Seine Jünger aus. „Geht hin und predigt das Evangelium.“ Und alle Nachfolger Seiner ersten Jünger, alle Diener und Zeugen Gottes, alle Sendboten unter Heiden, alle Prediger in der Christenheit und alle Christenleute, die gerne für das Wort Christi mitstreiten, - und Ihm Bahn machen möchten, sie sollen auch nur das einzige Rüstzeug in der Hand haben, sie sollen nichts weiter als den Schau des Evangeliums ausgehen lassen, so weit ihre Stimme reicht. Die Welt, die heidnische und die christliche, hat Könige, Gewaltige, Weise, Kluge, Rosse, Reisige, Gewehr und Marterwerkzeuge, sie hat Witz, Bosheit, Verleumdung, Lüge, womit sie sich gegen den HErrn Christus, gegen Seine Herrschaft und Seine Gläubigen wehren kann. Wir sollen und dürfen nicht mit gleichen Waffen kämpfen, wenn wir Zeugen des HErrn sein wollen. Es war nicht recht vor Gott, dass Raiser Karl der Große die heidnischen Sachsen mit dem Schwert zur Taufe zwang. Es war kein Segen Gottes dabei, als Kreuzfahrer mit Heeresmacht den Muselmannen das heilige Grab abringen wollten. Gott geschieht ein schlechter Dienst damit, wenn wir die Gunst der Könige und Fürsten suchen, damit sie durch Machtgebote das Werk der Heidenbekehrung fördern sollen. Es ist nicht nach dem Sinn des HErrn, wenn wir die Hilfe von Obrigkeit und Polizei begehren wollten, damit in der Christenheit der Unglaube und das widerchristliche Wesen unterdrückt werbe. „Die Waffen unserer Ritterschaft sind (wie St. Paulus sagt 2 Kor. 10.) nicht fleischlich, sondern mächtig vor Gott, zu verstören die Befestigungen; damit wir verstören die Anschläge und alle Höhe, die sich erhebt wider das Erkenntnis Gottes und gefangen nehmen alle Vernunft unter den Gehorsam des Glaubens.“ Wir sind schlechterdings allein darauf angewiesen, durch die Predigt des Evangeliums, durch das Zeugnis von Christo, alles heidnische und unchristliche Wesen anzugreifen, damit der HErr allein die Ehre davon habe, wenn es wirkt. Er hats übernommen, dafür zu sorgen, dass das Wort Gottes allein endlich allen Widerstand niederwirft. Es wird entweder die Herzen gewinnen für den HErrn, oder es wird sie verstocken auf den Tag des Gerichts. Vorangehen sollen dabei die Diener Gottes, die berufenen und geweihten Prediger des Evangeliums. Aber Jedermann, der den Geist des Gebets hat, und das Wort Christi hoch hält: „Wer Mich bekennt vor den Menschen“, der darf und soll auch mit in die Posaune stoßen.
Dabei muss man stille sein und harren können; - Josua gebot den Israeliten, dass sie kein Feldgeschrei erheben sollten, so lange sie um Jericho herumziehen mussten. Sie sollten nicht nach der Weise weltlicher Kriegsleute tun, sondern als ein priesterliches, heiliges Volk sich halten. Lärm und Geschrei machen, prahlen und großtun ziemt sich noch immer nicht für die Nachfolger Christi, dessen Geschrei man auch nicht hörte auf der Gasse. Das Herz sei fest und getrost, es triumphiere still: „Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.“ Aber vor der Welt und Weltmenschen von christlichen Glaubens- und Liebeswerken großes Aufheben machen, von der Mission, und von den Erfolgen dieser und jener besonderen Mission hochtönend reden, Erweckungen und Bekehrungen an die große Glocke schlagen, ist vom Übel. Es gibt auch eine fromme Ruhmredigkeit und Großprahlerei. Sie stürzt die Mauern Jerichos nicht um, sie übertäubt nur die Stimme der Posaune, nämlich das Wort Gottes, und schadet viel mehr, als sie nützt. Die rechten Werke des HErrn loben sich selbst und ihren Meister.
Josua hatte seine Befehle ausgeteilt. Am andern Morgen früh ward nun die erste große Prozession gehalten.
V. 8. 9. 10. 11. Früh schmettern die Trompeten durch das Lager der Israeliten, diese sammeln sich und stellen sich auf; die Bundeslade auf den Schultern der Leviten wird hoch gehoben; vor sie stellen sich die sieben Priester mit den Jubelposaunen. Vor ihnen her viel tausend Bewaffnete, hinter der Bundeslabe noch viel mehr Tausende, die keine Waffen haben. Sie rücken auf Jericho zu, dann etliche hundert Schritt vor der Stadt biegen sie um, und ziehen nun in gleicher Richtung an der Mauer entlang. Die ganze Bewohnerschaft von Jericho läuft auf der Mauer zusammen - sie spannen die Bogen und ziehen die Schwerter, - sie denken, die Heerschaaren Israels rücken zum Sturmlauf heran. Wie staunen die Heiden, als sie sehen, wie die Israeliten ruhig ihre Wallfahrt halten, als die unabsehbare Menge so lautlos hinzieht, nur die schmetternden Töne der Posaunen lassen sich in gemessenen Zwischenräumen hören. Noch immer fürchten die Jerichoer eine Kriegslist, aber nun, nach einer oder anderthalb Stunden, sind die Juden rings herum gekommen und schwenken wieder um, kehren der Stadt den Rücken zu und ziehen in das Lager zurück. Was für ein Hohngelächter mögen da die Heiden erhoben haben! Wie spotten sie den abziehenden Israeliten nach, als hätten die das lächerlichste Possenspiel von der Welt getrieben!
So spottet die Welt über die Zeugen Christi, in denen sie allerdings ihren Widerpart erkennt, aber einen ohnmächtigen und lächerlichen. Wir müssen um Christi willen zu Narren werden vor den Klugen und Weisen dieser Welt! Da zieht das Häuflein der Missionare hinaus gegen die Burg des Heidentums; was tun sie? Sie predigen einfach das Evangelium. Das däucht der Welt ein nutzloses Posaunen. „Ihr werdet mit Euren Worten die Heiden überwältigen! Ihr beschränkten Träumer und Phantasten seid gerade die Leute, um China und Indien und Afrika mit ihren viel hundert Millionen für Eure Lehre zu gewinnen!“ So höhnt man über die Sendboten Christi; so spottet man aus Jericho. - Wie hohnlachen die Wortführer in allen Ländern über die einfältigen Gläubigen. Wie kann man dies Prahlen in den Zeitungen, in Schenken und in den Clubs hören: „Was wollt Ihr?“ heißt es, „Ihr paar beschränkten und überspannten Leute, was wollt ihr mit eurem alten Bibelglauben? was bietet ihr dem Volk? Nichts als euren uralten Wunderglauben, der vor der Vernunft nicht Stich hält, über den die Leute längst hinaus sind.“ „Wir haben“, rufen sie, „andere Waffen und andere willkommenere Gaben für das Volk! Wir haben Bildung und Aufklärung, wir schaffen die alten Missbräuche ab und bessern die Welt, wir zeigen den Leuten, wie sie frei und glücklich auf Erden werden können. Wir haben das Volk hinter uns, es will von euch nichts wissen!“ So spottet man aus Jericho. O wie viele treue Prediger des Evangeliums gehen denselben Weg wie Josua und die Priester; sie halten an mit Lehren, Warnen, Rufen, Pochen, Bitten. Aber die Gemeinden kümmern sich nicht darum, oder machen sich lustig über den Eiferer. Wie viele schlichte, einfache Christenleute, die es keinen Hehl haben, dass sie treu an dem Heiland und an Seinem Evangelio hängen wollen, haben dasselbe Geschick: dass sie nur Hohnlächeln damit wecken. Jericho spottet über Israel.
Aber Josua und sein Volk lässt sich nicht kränken; sie wissen, was der HErr vor hat, wissen, dass der Sieg doch ihr ist, und dass vor der Posaune die Mauern der Heidenstadt zusammenbrechen werden. Und der HErr Jesus und Sein Volk lässt sich auch nicht kränken, wenn die Welt hinter ihren Bauwerken und Befestigungen trotzt und prahlt. Dass man sich nur auch nicht erbittern lasse! Dass wir nur ganz still und gelassen bleiben! Dass wir nicht mit gleicher Münze wieder zurückzahlen, sondern Hass mit Liebe, Unfreundlichkeit mit Freundlichkeit, bittere Worte mit herzlicher Fürbitte entgelten. Kennen wir das Kreuz Christi? Unter diesem Zeichen werden wir siegen. Glauben wir an das Evangelium? Vor diesem Posaunenstoß muss doch endlich aller Widerstand zusammenbrechen. Erfahre es nur an dir selbst, was das Evangelium von Christo vermag und wirkt. In uns selbst sind wohl auch noch Befestigungen des Unglaubens und der Sünde. Um sie zieht der HErr herum, so oft wir das Wort hören. Um sie herum wird unsere Bundeslade getragen, so oft das Sakrament des HErrn uns geboten wird. Er hat es darauf abgesehen, Eroberungen zu machen in deinem Herzen. Wohl denen, die wenigstens wissen, was für Sünden und Gebrechen in ihnen noch zerstört werden müssen, die dem HErrn stille halten und ihn mit dem Gebet entgegen kommen:
Herrscher, herrsche! Sieger, siege!
König, brauch Dein Regiment!
Führe Deines Reiches Kriege,
Mach der Sklaverei ein End';
Lass doch aus der Grub' die Seelen,
Durch des neuen Bundes Blut;
Lass uns länger nicht so quälen,
Denn Du meinsts mit uns ja gut. Amen.
Wir hatten die Israeliten auf ihrer Wallfahrt um Jericho herum am ersten Tag begleitet. Unverrichteter Sache kehrten sie unter dem Hohngeschrei der Heiden, das von der Mauer der Stadt erschallte, in ihr Lager zurück. Als die Morgensonne am folgenden Tage aufstieg, wiederholten sie den Umzug, und so ging es nun fort, einen Tag wie den andern. Es will doch etwas sagen, dass das Volk Gottes mit solcher Beharrlichkeit den Befehl des HErrn erfüllte. Es erlebte nichts, was hätte ermutigen können; kein Stein an der Mauer der Stadt rückte sich, kein Zeichen von Gott dämpfte den Hohn der Jerichoer. Israel ermüdete dennoch nicht, und es war gut, dass es die Geduld des Glaubens bewies. So erleben es Missionare immer von neuem, so oft sie eine neue Burg des Heidentums angreifen, dass sie Jahre lang in den Wind hinaus predigen; sie halten an mit Lehren, Bitten, Ermahnen, - nichts rückt und rührt sich. Da tut die Geduld der Heiligen not. Auf dieselbe Erfahrung muss jeder Prediger des Evangeliums in der Christenheit gefasst sein. Wer sie alle sehen könnte, die Christen, welche denselben sauren und ernsten Geduldsweg gehen müssen, wie Josua mit seinem Volk: - die Ehegatten, welche so gern den andern Gatten für den lebendigen Glauben an den HErrn gewönnen, und doch ein Jahr nach dem andern vergeblich harren; die Eltern, welche um ihr Leben gern es sehen möchten, dass der leichte Sinn ihres Kindes, seine Gleichgültigkeit gegen das Heilige, seine Zweifel, seine Jugendlüste durchbrochen, und sein Herz eine Beute für den Heiland würde; auch fromme Kinder, welche in bangen Sorgen stehen um ihren Vater, der sich den Ernst des Wortes Gottes fernhält, in seiner Eigengerechtigkeit und seiner Klugheit fest versschanzt, oder in seinem starren, selbstsüchtigen Wesen wie eingemauert bleibt, oder vielleicht in einem verworfenen Sündenleben trotz aller göttlichen Warnung fortfährt, - Wer das Jericho in einem Menschenherzen, das ihm teuer ist, gerne fallen sähe, der wisse: Hier tut Geduld der Heiligen not. Der HErr hat Obacht darauf, was stärker und beharrlicher ist, dein Glaube oder der Widerstand, den Er findet. Es ist noch nicht aller Tage Abend, - Durch Stille sein und Harren wirst du stark sein; Israel habe nun dennoch Gott zum Trost, es wird den Abend des siebten Tages erleben, der bringt sicher den Sieg nach dem Geduld- und Glaubenskampf.
Nun am siebten Tag früh hält Josua und sein Heer wieder seinen Umzug um die Stadt. Als sie herum sind, kehren sie nicht wieder zurück in das Lager, wie an den vorigen Tagen; sie machen eine kurze Rast, dann wieder vorwärts zum zweiten Mal, zum dritten Mal um die Stadt her. Mit jedem Mal spannt sich ihre Erwartung höher, - da ist von keinem Ermüden und Ermatten die Rede, durch alle Nerven schüttert ihnen der mächtige Posaunenschall; man kann sich denken, in welche fieberhafte Aufregung sie geraten, wie die Hände nach den Schwertern in der Scheide zucken, wie das Feldgeschrei, der Sturmruf herausbrechen will aus der Brust dieser vielen Tausende - aber noch dürfen sie nicht. Erst müssen sie sieben Mal an diesem einen letzten Tage um die Stadt herum.
Es gibt Zeiten, liebe Brüder, wie jener siebte Tag, Zeiten, wo alle Gläubige deutlich aufgefordert werden, siebenfache Umgänge zu halten, damit Jericho falle; ich will sagen, siebenfache Anstrengungen dranzusetzen, damit das Reich Gottes einen Sieg davontrage über den Satan und sein Reich. Wäre ich zu kühn, wenn ich spräche: wir leben in solch einer Zeit? Wenn ich unsere Seit vergleiche mit der vor etwa fünfzig Jahren, welch ein Unterschied! Siebenfach kräftiger als damals wird die Posaune geblasen, siebenfach stärker wird in der Christenheit gepredigt, dass Christus, wahrer Gott, lebt und zur Herrschaft gesetzt ist über Alles, dass in Ihm allein Heil ist, dass Sein Blutvergießen allein und Hilfe bringt gegen die Verderbtheit unserer Natur, dass alle Weisheit der Menschen, Torheit ist gegen das Wort vom Kreuz, und alle Gerechtigkeit der Menschen für Kot und Staub geachtet ist vor Gott, und dass alle Welt Gnade suchen soll bei dem Einen Jesu, durch welchen Gott beschlossen hat, alle Welt zu richten. Siebenfach hartnäckiger wird aber auch der Widerstand der Menschen dagegen. Dazu die gewaltigen Erschütterungen, welche durch die Völker seit zwei Menschenalter zucken, die entfesselten Geister der Empörung, die immer wieder ausbrechenden Kriege, das allgemeine Gefühl im Menschen, dass die Welt sich umkehrt und eine neue Ordnung der Dinge in Hereinbrechen ist. Daneben, wie merkwürdig, dass so viele Gläubige, wie seit Jahrhunderten nicht, erwarten, der jüngste Tag müsse nahe sein. Die Besonneneren werden sich freilich keine solche Prophezeiung erlauben, sie gestehen bescheiden ihre Unwissenheit, - aber das fühlen auch sie mit Bestimmtheit, dass der HErr gewaltige Umwälzungen vorbereitet und eine neue Zeit für Sein Reich auf Erden herauf führen will, mag diese Zeit schon die letzte sein oder auch nicht. Wer Augen hat zu sehen, kann an den Allen merken: es ist jetzt solch ein siebter Tag angebrochen, eine Zeit großer Entscheidung. Ja! du Volk des HErrn, wie sollten wir siebenfache Kraft aufbieten, als ehedem! - wie sollte unser Herz und Gedanken sich darauf spannen, dass wir den Sieg des HErrn und das Zukommen Seines herrlichen Reiches schauen möchten! wie sollten wir die Trägheit und die irdischen Sorgen abschütteln, laut unsere Posaune schallen lassen, lauter und furchtloser den HErrn Jesu bekennen, für uns dringlicher um den heiligen Geist bitten, damit wir mit siebenfacher Kraft und Inbrunst rufen können: „Dein Reich komme! Überwinde die Welt! Erbarme Dich über die Menschenseelen! Rette, rette, was zu retten ist!“ Das sind jetzt Zeiten, wo das Volk des HErrn sich auf entscheidende Ereignisse, zum Sturmlauf, zum Kampf auf Leben und Tod rüsten soll. Bald wird zum siebten und letzten Mal die Posaune klingen. Wer hört es? Wer merkt es? Wen dringt der Geist, sich so in diese Zeit zu schicken, wie Israel am siebten Tage sich schickte, in seiner Weise für den HErrn gegen Jericho zu streiten?
Bei seinem wiederholten Umzuge um Jericho hatte Josua sehr wohl das Haus auf der Stadtmauer gesehen, aus dessen Fenster das rote Seil heraushing. Er wusste: dort wohnte die Rahab, welche den israelitischen Kundschaftern Herberge gegeben hatte, weil sie an Jehovah glaubte. Sie war wert geachtet in Josuas Augen. Da nun die Stunde der Eroberung naht, macht er öffentlich bekannt, dass man ihrer schonen solle. So kennt der HErr die Seinigen, und wenn sie noch so einsam unter den Kindern dieser Welt leben. Er verschont sie zur Zeit Seines Zornes, denn auch die Haare auf ihrem Haupte sind gezählt. Ob Tausend fallen müssen zu ihrer Seite, und Zehntausend zu ihrer Rechten, so wird es sie doch nicht treffen. Der HErr spricht von Seinen Kindern in Seinem Herzen: „Er begehrt meiner, so will Ich ihm aushelfen; er kennt Meinen Namen, so will ich ihn schützen; er ruft Mich an, so will Ich ihn erhören; Ich bin bei ihm in der Not, Ich will ihn heraus reißen und zu Ehren machen.“ So bestimmt wie nun Josua befahl, dass Rahab verschont werden sollte, eben so gemessen und bestimmt war sein Befehl, dass die ganze übrige Einwohnerschaft von Jericho sollte verbannt werden, samt ihrem Eigentum. Wenn etwas im Namen Gottes verbannt wurde, so bedeutete das: Es sollte ganz und gar als Eigentum Gottes angesehen werden. Niemand durfte es für sich nehmen und nach eigenem Belieben darüber schalten, sondern Gott allein sollte darüber verfügen. An allen Kanaanitern, also auch an den Leuten von Jericho sollte nun das Gericht Gottes vollstreckt werden, das war schon früher offenbart. Ihr Leben war Gott verfallen, sie sollten vertilgt werden vom Erdboden. Das Land, Hab und Gut der Kanaaniter war im Allgemeinen den Israeliten zugedacht, aber bei dieser ersten Heidenstadt sollte ausnahmsweise auch der Besitz der heidnischen Einwohner Gott übergeben werden. Es war ja überhaupt Gottes Recht in Israel, dass alle Erstlinge, z. B. von den Früchten des Feldes und der Herde, dem Herrn geopfert wurden; so sollte es auch mit dem Gold, Silber, Geräten, Kleidern der Jerichoer geschehen, denn das waren die Erstlinge von der großen Beute, welche die Israeliten in Kanaan machen sollten. Damit sollte Israel dankbar bekennen, dass es alle Schätze und Habseligkeiten der Kanaaniter vom HErrn und Seiner Gnade empfinge, und dass Er der eigentliche HErr und Eigentümer über Alles sei.
Diese Anordnungen waren längst vor dem entscheidenden Tage getroffen. Dieser neigte sich nun seinem Ende zu. Zum siebten Male waren die Israeliten jetzt um die ganze Stadt herum gezogen. Da schwiegen die Posaunen, es war eine tiefe Stille. Desto deutlicher hörte man die Stimme Josuas, welcher rief: „Im Namen des HErrn! Ruft laut!“
Da macht das Volk ein Feldgeschrei, und die Mauern Jerichos fallen um, der Boden bebt unter seinen Füßen. Auf die aufwirbelnden ungeheuren Staubwolken zu, und durch sie hindurch stürzt sich das Kriegsvolk Israels hinein in die Stadt. Ein Durchbrecher war vor ihnen heraufgefahren, der Engel des HErrn mit Seinem gewaltigen Arm, der die Mauern und Türme der Stadt in den Graben niederstreckte. Die Israeliten sahen ihn nicht, auch Josua nicht, - sie brauchten ihn auch nicht zu sehen, genug, dass sie durch die gebrochene Bahn eindrangen.
Nicht der Posaunenton, nicht das Feldgeschrei der Israeliten hatte die Bauwerke der Stadt umgestürzt. Der HErr hatte es getan. Ich wills wohl gelten lassen, dass der allmächtige Gott etwa gerade zur rechten Stunde ein Erdbeben erregt hat, das Jerichos Befestigungen wanken machte. Das Wunder bleibt doch ein Wunder, wenn er auch ein solches natürliche Mittel gebraucht hat. - Gott tat es. Er selbst es reckte Seinen Arm aus, Er hatte das dadurch bewiesen, dass Er dem Josua voraus verkündigt hatte, was kein Mensch voraussehen konnte. So sehen wir auch um so deutlicher hier ein Vorbild davon, wie der HErr allezeit für Seine gläubige Gemeinde streitet. Er erschüttert den Erdkreis durch allgemeine Unglücksfälle, durch Hunger, Pestilenz, Kriegsnöte, Umwälzungen, Er lässt in besonders wichtigen Zeiten diese Seine Plagen gehäuft hereinbrechen. Dadurch zerbricht Er die Bollwerke, hinter denen die Menschen sich gegen Seine himmlische Wahrheit, gegen Seinen lieben Sohn und Sein Evangelium, und gegen das Vordringen Seines Reiches verschanzen. Er macht ihre klugen Gedanken zunichte, Er zerschlägt ihren Wohlstand, an den sich ihr Herz hing, Er verstört ihren faulen Frieden, Er donnert in ihr Gewissen, dass sie fühlen sollen: „Wahr! wir dienten nicht Gott, sondern dem vergänglichen Wesen dieser Welt! Wir waren abgöttisch, leichtfertig, fleischlich!“ - So legt Gott in die Befestigungen Satane, hinter denen sich die Welt verschanzt, eine Bresche. Da sollen denn Seine Bekenner und Gläubige einbringen, nicht mit scharfen Schwertern, diese Waffen zu führen haben die Christen kein Recht, - aber mit eifrigem Predigen, Beschwören, Ermahnen, Trösten, locken, Fürbitten. Darum, wenn unser Fleisch erschrickt, vor großen Erschütterungen der Welt, vor Krieg, Pestilenz, Hunger und anderen Gottesgerichten, um des Reiches Gottes willen sollen wir solche Gerichte Gottes willkommen heißen, unerschrocken ihnen entgegen gehen, uns freuen, dass der HErr dabei gewisslich Mauern und Türme Jerichos erschüttern will. So hoffe auch du, lieber Mensch, der du: etwa um Gatten, Sohn, Tochter, bange bist, weil sie ungebrochenen Herzens bleiben, und dem Evangelium nicht glauben wollen. Der HErr kennt die Mauern, hinter denen sie stecken, Er hat schon noch Mittel, um ihnen den Boden unter den Füßen wankend zu machen, Er kann als ein Durchbrecher über sie kommen, und wenn Er ihnen ihre Stützen zusammenbricht, und ihnen ihre Habseligkeiten, ihren Leib, ihre Gesundheit, ihre Kraft zerschlägt: dann wird Er Seinem Worte schon noch Bahn machen, dass es in sie einbricht und ihr Herz erobert.
Bei der Eroberung des alten Jericho war es freilich nicht auf die Bekehrung der Bewohner abgesehen, sondern auf die Verbannung, es war aber auch die Zeit des alten Bundes. Gott musste es bannen lassen, damit das Volk Israel Sein Bundesvolk war und blieb. Gott wollte und musste die heidnischen Gräuel an den Jerichoern furchtbar rächen, zur heilsamen Warnung für die Israeliten. Das Blutbad, welches nun in der Stadt begann, beschreiben wir nicht. Alles Volk in ihr musste fallen unter der Schärfe des Schwertes, ohne dass weder Gott noch Israel grausam dabei handelte.
In dem allgemeinen Mordgetümmel sorgt Josuas Herz um die eine Rahab v. 22. u. 25. Wie da die Rahab und die Ihrigen alle hinter verschlossenen Türen sitzen und ängstlich harren, während von draußen das Kampfgeschrei und der Weheruf der Sterbenden zu ihnen hineinschallen! Sie brauchen nur eine kurze Weile zwischen Furcht und Hoffnung zu schweben, da Klopfen die Retter an die Tür, Josuas Boten, vielleicht eben die Kundschafter selbst, welche einst bei ihr Schutz fanden. Rahab wird unter sicherem Geleit hinausgeführt aus der Stadt, und sie nicht allein, um ihretwillen, und mit ihr wird ihre Verwandtschaft gerettet. Ist's uns nicht ein tröstliches, liebes Zeichen, wie eine gläubige, gottselige Seele in einer Familie ein Segen werden kann für ihr ganzes Haus? Wie der HErr, weil Er Seine Lust sieht an solch einer Seele, auch viel Barmherzigkeit tut an denen, die durch Bande des Blutes mit ihr verbunden sind, welche Gott ja selbst geknüpft hat? Freilich hat der HErr nirgends gesagt: „weil du glaubst, so wird und muss dein ganzes Haus mit dir selig werden.“ Es handelt sich hier um eine Glaubenssache. Aber Grund genug hat dir der HErr gegeben zu der Hoffnung: dass dein Glaube, deine Liebe, deine Fürbitte nicht umsonst sein wird. An und durch Rahabs Glauben lernten in der Stunde der Not auch ihre Eltern und Geschwister recht glauben, dass Jehovah der einige, wahre Gott sei. Vielleicht wird dein Glaube auch einmal, und wäre es erst in der Stunde deiner höchsten Not, deiner Todesnot, ein gesegnetes Mittel Gottes, um die Deinigen zum HErrn zu ziehen.
Freilich war nun die Rahab mit ihrer Verwandtschaft noch keine israelitische Familie, sie mussten noch außer dem Lager bleiben, sie mussten erst noch durch die Beschneidung förmlich und feierlich in Gottes Bundesvolk aufgenommen werden. Das geschah sehr bald. Wie dann Rahab mit Salmon aus dem Stamm Juda sich vermählt, und Boas Mutter, wie sie so Davids Ahnfrau wird, und dann weiter Christo nach dem Fleisch von ihr abstammt, haben wir schon bei der Geschichte Rahabs gesehen.
Jericho war erstürmt, seine Einwohner waren bis auf den letzten Mann vertilgt. Nun tat Josua einen Schwur und sprach V. 26. 27.: „Die wüste und leere Stätte Jericho, die verbrannte Stadt sollte ein ewiges Zeichen für ganz Israel sein,“ ein Warnungszeichen, wie furchtbar Gott über alles heidnische Wesen richte. Es gehörte ein starker, trotziger Unglaube dazu, wenn in späteren Jahren dennoch Jemand wagte, diese Stadt an derselben Stelle wieder aufzubauen. Dennoch versuchte es einige hundert Jahre später Hiel, (1 Kön. 16,34.). Es kostete ihn seinen ersten Sohn Abiram, da er den Grund legte, und seinen jüngsten Sohn Segub, da er die Türen setzte; nach dem Wort des HErrn, das Er geredet hatte durch Josua, den Sohn Nuns. Erst in noch späterer Zeit ist dann an einer anderen Stelle ein anderes Jericho aufgebaut, dasselbe, welches in der Geschichte des HErrn Jesu wiederholt erwähnt wird.
Für uns knüpft sich an den Namen Jericho die Erinnerung an eine der größten Taten des Glaubens. Daher wird die Eroberung Jerichos in. Hebräerbrief erwähnt, 11, 30.: „Durch Den Glauben fielen die Mauern zu Jericho, da die Israeliten sieben Tage umher gezogen waren.“ Freilich, die Macht, die Mauern umzustoßen, hatte der Glaube in sich selbst nicht. Wie töricht wären die Israeliten gewesen, wenn sie gewähnt hätten: „Unsere Posaunen und unser Feldgeschrei haben jene Türme zerbrochen!“ Ebenso töricht wären sie gewesen, wenn sie ein Rühmens von ihrem Glauben gemacht hätten, als wäre er allmächtig. Offenbar ists: Der HErr selbst hatte die Befestigungen Jerichos zerstört, - der Glaube der Israeliten war nur die Bedingung, dass Gott das Wunder tat. So ists im Grunde nicht der Glaube wahrer Christen, der Andere bekehrt, das Reich Gottes ausbreitet, den Satan und sein Heer bezwingt. Alle wichtigen Wirkungen im Reiche Gottes gehen allein vom HErrn und Seinem Geist aus; Sein Heiliger Geist straft die Welt, überwindet ihren Widerstand, gewinnt Menschen für den Heiland, beruft, erleuchtet, heiligt Herzen für den HErrn. Das wirkt ein und derselbe Geist, nicht wir, damit Gott allein die Ehre sei. Unser Glaube an die allmächtige Gnade und Kraft des HErrn ist nur die Bedingung, damit der HErr Seine Wunder an der Welt wirke, unser Glaube soll nur Das Wort von den Verheißungen des HErrn festhalten, soll betend ihn bei Seinem Worte halten, und den HErrn laut bekennen. Dann erweist sich der HErr in seiner Macht und versetzt die Berge, die sich Ihm und uns in den Weg werfen wollen. Und wenn Er dann spricht: „Siehe, was dein Glaube vermag“ - so sollen wir demütig Antwort geben: „Nicht uns, HErr! nicht unserm Glauben, nicht unserm Gebet, nicht unserm Bekennen sei die Ehre. Du wirkst Alles in Allem, Dein sei die Ehre in Ewigkeit.“ Amen.