Hebich, Samuel - Vorwort.
Was im Winter 1867, je Freitag Vormittags, aus Predigten von Missionar Hebich nur zum eigenen Gebrauch von mehreren Zuhörern nachgeschrieben wurde, wird nun für seine Freunde auf vielfaches Verlangen dem Druck übergeben. Es darf nicht auf Vollständigkeit und Zusammenhang Anspruch gemacht werden, weil öfters nur halbe Sätze und vieles gar nicht aufnotiert werden konnte. Um nicht etwas Fremdartiges beizumischen, ließ man lieber die halben Sätze unvollendet stehen. Es war sehr schwierig, aus 2-5 Nachschriften die Satze in die gehörige Ordnung zusammen zu finden, und es wird die richtige Ineinanderfügung wohl nicht immer gelungen sein, Jedenfalls fehlen gar oft die den Zusammenhang herstellenden Zwischensätze. Das gilt namentlich für die beigefügten drei Abendpredigten im Saal und fünfzehn Stunden, je Dienstag Abends in einem Privathause, wo das Nachgeschriebene viele Lücken hat. Die Schuld fällt daher nur auf die Schreibenden, wenn etwas undeutlich oder unrichtig zu sein scheint. Die mündliche Predigt war jederzeit licht hell und klar, wie ein lebendiger Strom. 1. Cor. 2, 10 - 14. Der Text und die angeführten Bibelverse müssen nachgeschlagen und gelesen werden; das Bibelwort gehört nothwendig dazu, um von diesen Vorträgen das rechte Verständniß und den vollen Segen zu haben.
Der Reinertrag ist für die heilige Missionssache bestimmt und zwar für die, diesem (nun in die Herrlichkeit eingegangenen) Zeugen JEsu Christi so sehr am Herzen gelegene Reisepredigt durch Eingeborene in den Heidenländern. Die fröhliche Botschaft von JEsu, dem Gekreuzigten und Auferstandenen unter schwarz und weiß zu verkündigen, war seine Freude und Wonne, und es wurde ihm durch Gottes Gnade vergönnt, diese selige Arbeit bis an sein Ende zu thun.
Nachdem er im Dez. 1867 von seiner dreimonatlichen Predigtreise im badischen Lande zurückgekehrt war, durfte er den letzten Winter seines, für Viele so gesegneten Lebens, von Weihnachten 1867 bis 4. Mai 1868 noch in 79 Predigten seinen HErrn verherrlichen. Diese seine letzten Zeugnisse voll Leben und Geist sollen, wenn der HErr Gnade gibt, später zusammen getragen werden. Einen Tag nach Abschluß dieser Arbeit in Stuttgart, als er eben im Begriff war, für etwa fünf Wochen über Karlsruhe nach Basel und Schaffhausen zu reisen, nicht um auszuruhen, sondern auch dort mit der täglichen Predigt des Evangeliums die Kinder Gottes in ihrem allerheiligsten Glauben zu stärken, da kam für ihn der Feierabend. Er durfte nach fünfzehntägiger Krankheit, triumphierend über Tod und Hölle, (1 Cor. 15, 55) am Himmelfahrtsmorgen den 21. Mai eingehen zu seines HErrn Freude. Einem Bruder, mit dem er in Indien 20 Jahre zusammen gearbeitet hat, und welcher ihm, drei Tage vor dem Ende, Muth zum letzten Kampfe wünschte, antwortete er: „Ach, Ihr wißt gar nicht, wie mir's ist, - ich habe ja Muth, wie ein Roß. Die Schmerzen des Todes sind in JEsu herrlich überwunden.“ In den ersten Tagen der Krankheit sagte er mit fröhlichem Angesicht: „Aber - wie der HErr hier so durchgeholfen hat bis auf den letzten Augenblick - so wunderbar schön, daß Alles fertig und abgeschlossen ist! Das hat mich der HErr jetzt noch vollenden lassen; ob ich wohl auch noch etwas in der Schweiz thun darf? - Die Freunde dort sollen eben sehen, was sie für den HErrn nun thun können.“ Eine Seele, an der seine Arbeit in dem HErrn kurz zuvor versiegelt worden war, begrüßte er am vorletzten Morgen, vor Freude weinend, mit den Worten: „JEsus, JEsus, JEsus hat alle unsere Sünden gebüßt in Gethsemane!“ Weiteres aus seinen letzten Tagen ist in Stuttgart in einem eigenen Schriftchen gedruckt worden und bei uns zu haben.
Wie er so oft und so ernst ermahnt und gewarnt hat, so hat er selbst gethan und ist nicht mit unvergebenen Sünden umher gewandelt und darum durfte er nicht erst in der Krankheit sich für die letzte Reise rüsten. Da war immer durch Gottes Gnade Alles wohl aufgeräumt und durch des Lammes Blut „rein Haus“ gehalten worden. In seinem Geist blieb er wahrend der ganzen Krankheit immer klar und helle, voll Friede und Freude im heiligen Geist. Diese letzten 15 Tage waren ein Siegel auf sein Leben und seine Predigt. Er bezeugte es auch bis in seinen Tod, daß er nicht sich und seine Meinungen, sondern lauterlich seines Gottes Wort ohne Zuthaten verkündigt habe. 1 Cor. 1, 17-31. So unvollständig diese Vorträge gegeben werden können, wird sich doch die innewohnende Gotteskraft an aufrichtigen Herzen nicht unbezeugt lassen. Amen. Hallelujah!