Gossner, Johannes Evangelista - Andachten über das Evangelium nach Markus
Markus 16,2-4
Sie kamen sehr früh zum Grabe — um die Zeit des Sonnenaufgangs, und fragten: Wer wird uns den Stein vom Grab wälzen? Als sie aber hineinblickten, sahen sie, dass der Stein weggewälzt war.
Die Jüngerinnen des Herrn sind früh aufgestanden, um den Herrn ohne Furcht und Säumen zu suchen. Weder die Wache, noch der große Stein, den sie nicht heben konnten, noch das Siegel, das die Pharisäer darauf drückten, noch sonst eine Besorgnis konnte ihre heiße Liebe abschrecken. O wenn die Liebe sucht, so findet sie allemal; denn sie glaubt alles und hoffet alles und duldet alles, um zu Zwecke zu kommen. Sie denkt: ich muss ihn finden, denn ich muss ihn haben, und wenn tausend Steine, wenn Berge im Wege lägen. Wo aber Gott solchen Ernst der Liebe sieht, da hebt er auch die Steine weg, die wir nicht heben können, und wirft die Berge ins Meer, die wir nicht übersteigen können findest du auch große Steine in deinem Wege und mancherlei Hindernisse in deinem Gange, wie die Frauen beim Grabe; findest du Jesum nicht sogleich in dir, so harre sehnsuchtsvoll, stehe früh auf und lass nicht ab, so wirst du ihn gewiss finden. Du kannst dir alle Tage einen Ostermorgen, eine Osterfreude verschaffen, wenn du alle Morgen so frühe aufstehst, so sehnsuchtsvoll suchest, so unverdrossen harrest und so heiß und brünstig verlangest nach dem auferstandenen Heiland, wie Maria. Wer sucht, der findet.