Gerok, Karl von - Andachten zum Psalter - Psalm 72.
(1) Des Salomo. Gott, gib dein Gericht dem Könige, und deine Gerechtigkeit des Königs Sohne, (2) Dass er dein Volk bringe zur Gerechtigkeit und deine Elenden errette. (3) Lass die Berge den Frieden bringen unter das Volk, und die Hügel die Gerechtigkeit. (4) Er wird das elende Volk bei Recht erhalten, und den Armen helfen, und die Lästerer zerschmeißen. (5) Man wird dich fürchten, so lange die Sonne und der Mond währt, von Kind zu Kindeskindern. (6) Er wird herabfahren, wie der Regen auf das Fell, wie die Tropfen, die das Land feuchten. (7) Zu seinen Zeiten wird blühen der Gerechte, und großer Friede, bis dass der Mond nimmer sei. (8) Er wird herrschen von einem Meer bis ans andere, und von dem Wasser an bis zur Welt Ende. (9) Vor ihm werden sich neigen die in der Wüste; und seine Feinde werden Staub lecken. (10) Die Könige am Meer und in den Inseln werden Geschenke bringen; die Könige aus Reich Arabien und Seba werden Gaben zuführen. (11) Alle Könige werden ihn anbeten, alle Heiden werden ihm dienen. (12) Denn er wird den Armen erretten, der da schreit, und den Elenden, der keinen Helfer hat. (13) Er wird gnädig sein den Geringen und Armen, und den Seelen der Armen wird er helfen. (14) Er wird ihre Seele aus dem Trug und Frevel erlösen, und ihr Blut wird teuer geachtet werden vor ihm. (15) Er wird leben, und man wird ihm vom Golde aus Reich Arabien geben. Und man wird immerdar vor ihm beten, täglich wird man ihn loben. (16) Auf Erden, oben auf den Bergen, wird das Getreide dick stehen; seine Frucht wird beben wie Libanon, und wird grünen in den Städten, wie Gras auf Erden. (17) Sein Name wird ewig bleiben; so lange die Sonne währt, wird sein Name auf die Nachkommen reichen; und werden durch denselben gesegnet sein; alle Heiden werden ihn preisen. (18) Gelobt sei Gott, der Herr, der Gott Israels, der allein Wunder tut; (19) Und gelobt sei sein herrlicher Name ewig; und alle Lande müssen seiner Ehre voll werden. Amen, Amen. (20) Ein Ende haben die Gebete Davids, des Sohnes Isais.
Hier ist mehr denn Salomo! So sprach einst Jesus von sich selber, als er die Juden strafte wegen ihres Unglaubens an sein Wort und Werk: Die Königin von Mittag wird auftreten am jüngsten Gerichte gegen dieses Geschlecht und wird es verdammen, denn sie kam vom Ende der Erde, Salomos Weisheit zu hören. Und siehe, hier ist mehr denn Salomo! Hier ist mehr denn Salomo; so müssen wir auch sagen, wenn wir diesen Psalm ansehen, den König, der darin gepriesen wird, das Reich, das darin geschildert wird. Obwohl der Psalm den Namen Salomos an der Spike trägt und also entweder von ihm oder auf ihn zunächst gedichtet ist, so hat doch der Geist Gottes den Sänger auf Flügeln prophetischer Ahnung weit hinausgeführt über jenen alttestamentlichen Salomo und sein Friedensreich; weit emporgetragen über jenen Zionsberg, wo Davids Burg einst und Salomos Tempel stand; der König, den wir Christen hier eigentlich abgemalt und gepriesen sehen, das ist der neutestamentliche Salomo, der ewige Friedensfürst Jesus Christus, von dem das alte Lied singt:
Mein Salomo, dein freundliches Regieren
Stillt alles Weh, das meinen Geist beschwert;
Wann sich zu dir die blöde Seele kehrt,
So lässt sich bald dein Friedensgeist verspüren,
Dein Gnadenblick zerschmilzt meinen Sinn
Und nimmt die Furcht und Unruh von mir hin.
Und das Reich, das in diesem Psalm mit den feurigen Farben glühender Sehnsucht und begeisterter Hoffnung geschildert wird; das ist das Reich, um das wir Christen alle Tage bitten, das Gnadenreich unseres Herrn Jesu Christi, das wir für uns und alle Welt erflehen, wenn wir in der zweiten Bitte des Vaterunsers sprechen: Dein Reich komme!
Dein Reich komme!
So können wir auch diesen Psalm überschreiben: Dein Reich komme! Diese Bitte klingt uns als der Grundton und das Thema unseres Psalms entgegen aus
V. 1: „Gott, gib dein Gericht dem Könige und deine Gerechtigkeit des Königs Sohne;“ d. h. wie du selber, ewiger Gott, das Zepter deiner Gerechtigkeit im Himmel droben führst, umgeben und angebetet von den Legionen deiner himmlischen Heerscharen, so lass deinen Gesalbten hienieden als deinen Stellvertreter herrschen, damit er dein Reich aufrichte in dieser unteren Welt. Aber nicht in einem menschlichen König, heiße er auch David oder Salomo, ist das erfüllt, und nicht in einem irdischen Reich, sondern in Jesus Christus und seinem Reich, und darum beten wir: Herr, dein Reich komme! Dein Reich, o ewiger Gott, komme auch zu uns und unsern Brüdern auf Erden durch Jesum Christum, deinen Sohn. Es komme; und nun schildert der Psalmist die Herrlichkeit dieses Reichs durch den ganzen Psalm; es komme, können wir sagen nach dem Spruch des Apostels (Röm. 14.), als ein Reich der Gerechtigkeit, des Friedens, der Freude in dem heiligen Geist.
1) Als ein Reich der Gerechtigkeit.
V. 2-5: „Dass er dein Volk bringe zur Gerechtigkeit und deine Elenden errette. Lass die Verge den Frieden bringen unter das Volk und die Hügel die Gerechtigkeit. Er wird das elende Volk bei Recht erhalten und den Armen helfen und die Lästerer zerschmeißen.“ Das Reich Gottes und Jesu Christi ist Gerechtigkeit. Wie wenn in einem Land, wo bisher kein Recht und kein Gesetz, keine Zucht und keine Ordnung war, wo Tyrannei und Unterdrückung auf der einen Seite und auf der andern Aufruhr und Empörung täglich gegeneinander kämpften, auf einmal ein gerechter König die Zügel des Regiments ergreift, welcher mit unparteiischer Waage wieder wägt, die mächtigen Gewalttätigen im Lande bändigt, den Unterdrückten zu ihrem Rechte verhilft, die Aufrührerischen zur Ruhe bringt; so tritt Christus und sein Reich ein in die Menschenwelt oder in das Christenherz. Er bringt sein Volk zur Gerechtigkeit; das gilt von ihm im allerhöchsten und im allertiefsten Sinn. Er bringt sein Volk zur Gerechtigkeit; denn er verkündet wieder die Gerechtigkeit, die von Gott kommt. Das gerechte Gesetz Gottes, das hat sein heiliger Mund wieder in die Welt hineingerufen und in die Herzen hineingerufen, dass der Mensch wieder inne wird, was er vergessen hat in der Finsternis seines Herzens, nämlich was gut sei und was böse. Und diese Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, die verkündet er uns nicht nur, sondern die weist er uns auch auf leibhaftig in seinem heiligen Vorbild und gerechten Wandel. Ihn schau an, o Welt, in seinem Tun und Lassen, dann siehst du wieder, was Gerechtigkeit ist. Ja noch mehr, nicht nur verkünden will er sie uns durch sein Wort, nicht nur zeigen will er sie uns in seinem Wandel, auch schenken will er sie uns in seinem Blut, die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt. Durch seinen Gehorsam will er uns, die Ungerechten, gerecht machen vor Gott; im Glauben an sein Verdienst dürfen wir sprechen:
Christi Blut und Gerechtigkeit,
Das ist mein Schmuck und Ehrenkleid;
Damit will ich vor Gott bestehn,
Wann ich zum Himmel werd eingehn.
Und wenn du nun noch bedenkst, mein Christ, und an dir selber es erfährst, wie dein Herr und König Jesus Christus die Gerechtigkeit, die er in seinem Worte dir verkündigt, in seinem Wandel dir zeigt, in seinem Blute dir schenkt, wie er die auch in dich einpflanzen will durch seinen heiligen Geist; wenn du es erfährst an dir und anderen, wie er seine Verheißung erfüllt: Ich will solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten; wenn du es erfährst, wie er sich ein Volk reinigen kann, das da fleißig wäre zu guten Werken, dann, mein Christ wirst du es erst verstehen und selber mit Freuden bekennen: Sein Reich ist Gerechtigkeit, und er errettet die Elenden, die armen Menschenseelen aus der schlimmsten Knechtschaft, aus den Banden der Sünde. Ja, Herr:
V. 3: „Lass die Berge den Frieden bringen unter das Volk und die Hügel die Gerechtigkeit;“ d. h. lass von oben herab, von deinem erhabenen Königsthrone, von deinem Zionsberg herab Gerechtigkeit und Frieden ausgehen über das ganze Land. Wir aber denken dabei an noch heiligere Berge; wir beten: Ja von den heiligen Bergen lass die Erlösung kommen. Von jenem Berge Galiläas, auf welchem du einst deine Bergpredigt gehalten und eine bessere Gerechtigkeit verkündigt hast als die der Pharisäer; von jenem Hügel Golgatha, auf welchem du, der Gerechte, dein Blut vergossen hast für uns, die Ungerechten; und von den Höhen deines himmlischen Zions, von welchen du deinen heiligen Geist ausgießest über die Deinigen; von diesen heiligen Bergen lass Gerechtigkeit fließen über dein Volk und in unser aller Herzen hinein, eine Gerechtigkeit, dabei den armen zerschlagenen Herzen wohl wird, aber bange den Lästerern und Verächtern.
V. 4: „Er wird das elende Volk bei Recht erhalten, und den Armen helfen, und die Lästerer zerschmeißen.“ Ja den Lästerern und Verächtern ist solche Gerechtigkeit Christi wie ein diamantener Schild, der ihnen entgegengehalten wird, davor sie erschrecken und erbeben, weil er ihnen ihre eigene Ungerechtigkeit im Spiegel zeigt; den zerschlagenen Herzen aber und den bußfertigen Seelen ist sie wie ein neues, schneeweiß glänzendes Gewand, das sie mit Freuden ergreifen, ihre Blöße zu decken, und rühmen:
Die höchste Gerechtigkeit ist mir erworben,
Da du bist am Stamme des Kreuzes gestorben;
Da hab ich die Kleider des Heiles erlangt,
Worinnen mein Glaube in Ewigkeit prangt.
In Ewigkeit; denn das Reich Christi und seine Gerechtigkeit bleibt ewig stehen.
V. 5: „Man wird dich fürchten, solange die Sonne und der Mond währt, von Kind zu Kindeskindern.“ Auch dies lasst uns geistlich deuten. Himmel und Erde werden vergehen, spricht der Herr, aber meine Worte werden nicht vergehen. Ja solang die Sonne am Himmel leuchtet, solang wird sein Wort uns leuchten und den Weg der Gerechtigkeit uns weisen, uns und unsern Kindern und Kindeskindern; und wenn Sonne und Mond nicht mehr sind, so wird sein Wort noch bestehen; wenn aller menschliche Ruhm erbleicht und alle menschliche Gerechtigkeit zu Schanden wird in der Ewigkeit, dann ist er noch der Stern unseres Heils und die Sonne unserer Gerechtigkeit! Darum, weil Christi Reich Gerechtigkeit ist und zwar ewige Gerechtigkeit, so lasst uns beten: Herr, dein Reich komme! Lass dein Recht und deine Gerechtigkeit grünen in unsern Herzen und herrschen auf Erden, damit auch wir es können rühmen in Zeit und Ewigkeit: In dem Herrn habe ich Gerechtigkeit und Stärke. Das Reich Gottes ist Gerechtigkeit, und
2) Friede,
V. 6-9. Wie lieblich wird dieser Frieden geschildert:
V. 6: „Er wird herabfahren, wie der Regen auf das Fell - oder besser auf die frischgemähte Wiese - wie die Tropfen, die das Land feuchten.' Das deutet freilich zunächst hin auf jenen alttestamentlichen Salomo, der seinem Volke war, was sein Name sagt: ein Friedenskönig, unter dessen mildem Zepter das Land Ruhe hatte nach außen und innen. Aber es deutet auch über Salomo hinaus auf unsern himmlischen Friedefürsten und sein Friedensreich. Das deutet auf den innern Frieden zunächst, den das Reich Gottes in die Herzen bringt. Ja milde wie ein Frühlingsregen auf die dürre Flur herniederrauscht, erquickend wie der Tau in die Blumenkelche herniederträufelt, so fällt der Friede Gottes in die Seelen im Reiche unseres Herrn und Heilandes, wie's im Liede heißt:
Wort des Lebens, lautre Quelle,
die vom Himmel sich ergießt,
Lebenskräfte gibst du jedem,
der dir Geist und Herz erschließt,
Der sich wie die welke Blume,
die der Sonnenbrand gebleicht,
Dürstend von dem dürren Lande
zu der Quelle niederneigt.
O wie richtet sich da das dürre matte Herz wieder auf im Frieden Gottes gleich der frischbefeuchteten Wiese! O wie grünen und wachsen da in der Seele alle Tugenden und Pflanzen der Gerechtigkeit wie nach einem erquickenden Regen, wenn das Herz wieder angefeuchtet und erweicht und befruchtet ist vom Tau der göttlichen Gnade, von den Gnadenströmen des heiligen Geistes! Und zum Frieden nach innen bringt er auch den Frieden nach außen:
V. 7: „Zu seinen Zeiten wird blühen der Gerechte und großer Friede, bis dass der Mond nimmer sei.“ Ja wo Christi Wort gilt und Christi Reich blüht, da ist großer Friede, da hört auf Krieg und Blutvergießen, Zank und Streit; wo man Christum hätte und sein Reich, da hätte man nicht nur in jedem Herzen den Herzensfrieden, sondern auch in jedem Haus den Hausfrieden, in jedem Land den Landfrieden, in der ganzen Welt den Weltfrieden; da hätte der Gerechte nicht mehr zu kämpfen mit der argen Welt und mit allerlei Anfechtung von außen und innen, sondern er dürfte grünen wie eine friedliche Pflanze, wie eine Rose im Garten, wie ein Baum an Wasserbächen in süßem Frieden! O wann kommt er einmal in die friedlose Welt, dieser ewige Friede Gottes und unseres Herrn Jesu Christi! Wann darf einmal unser himmlischer Salomo und göttlicher Friedefürst sein sanftes Zepter ausstrecken über die ganze Erde, wie's verheißen ist:
V. 8: „Er wird herrschen von einem Meer bis ans andere, und von dem Wasser an bis zur Welt Ende.“ Wann werden einmal alle seine Feinde gelegt werden zum Schemel seiner Füße, dass erfüllt wird:
V. 9: „Vor ihm werden sich neigen die in der Wüste; und seine Feinde werden Staub lecken.“ Noch sieht's in der Welt nicht danach aus, als stände der ewige Friede vor der Tür; aber genug dass wir wissen: Sein Reich ist Friede! Will ihn die Welt nicht, so wollen doch wir ihn annehmen, so können doch wir ihn haben im Haus und im Herzen, so lasst uns bitten: Herr, schenk uns deinen Frieden! Den Frieden, der höher ist als alle Vernunft; den Frieden, den die Welt nicht geben und den die Welt nicht nehmen kann; den Frieden Gottes schenk uns hienieden und erhalt uns hienieden mitten im Unfrieden dieser Welt; und endlich lass uns in Frieden heimfahren und nimm uns auf in dein ewiges Friedensreich, in die himmlischen Friedenshütten.
Die Beschwerden dieser Erden häufen sich noch immer zu,
Und im Streiten dieser Zeiten hat man nirgends wahre Ruh;
Wo ist Friede für uns Müde? Du bist's, treuer Jesu, du!
Sein Reich ist Gerechtigkeit, Friede und:
3) Freude im heiligen Geist.
Diese Freude im Reich des heiligen Geistes, dieser Reichtum geistlicher Schätze, diese Fülle edler Gaben im Reiche Christi ist angedeutet in den folgenden Versen 10-17.
V. 10. 11: „Die Könige am Meer und in den Inseln werden Geschenke bringen; die Könige aus Reich Arabien und Seba werden Gaben zuführen. Alle Könige werden ihn anbeten, alle Heiden werden ihm dienen.“ Da mag man wohl zunächst an die Herrlichkeit eines irdischen Königs denken, dem ferne Völker ihren schuldigen Tribut bringen an Gold und Silber, oder ihre freiwillige Huldigung bezeugen durch kostbare Geschenke, wie jene Königin von Saba dem König Salomo sie brachte; auch an jene Huldigung können wir da denken, die einst dem Königskind zu Bethlehem die Heiden aus der Ferne darbrachten, da sie ihre Schätze vor ihm auftaten und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhen; aber die besten Gaben, die dem Herrn können dargebracht werden, das sind die Opfer einer dankbaren Liebe, eines treuen Gehorsams, eines himmlischen Sinnes, und das ist eben die rechte Freude im heiligen Geist, wenn man so sich selbst dem Herrn zum Eigentum ergibt, und das beste, das edelste, was im Menschenherzen liegt, zum Vorschein bringt ihm zu lieb und ihm zu Ehren. Zu solcher Freude im heiligen Geist sind nicht nur die Großen und Gewaltigen, die Reichen und Mächtigen berufen; nein, auch die Armen und Geringen sollen daran teilhaben:
V. 12: „Denn er wird den Armen erretten, der da schreit, und den Elenden, der keinen Helfer hat.“
V. 13: „Er wird gnädig sein den Geringen und Armen, und den Seelen der Armen wird er helfen.“
V. 14: „Er wird ihre Seele aus dem Trug und Frevel erlösen, und ihr Blut wird teuer geachtet werden vor ihm.“ Wie ein milder König, dem seines Volkes Glück am treuen Herzen liegt, Segen verbreitet, wo er geht und steht, Freude gern auch in die Hütte des Armen bringt, die Tränen der Unglücklichen trocknet und das Blut jedes einzelnen im Volk teuer achtet: so ist Christus, der Helfer und Tröster, der Sorgenbrecher und Freudenbringer, besonders in den Hütten der Armen und den Kammern der Betrübten, und seit er dort Freude gebracht hat ins Trauerhaus einer Martha und Maria und der weinenden Witwe zugerufen: „Weine nicht“, haben bis auf den heutigen Tag viel tausend betrübte Seelen ihn kennen gelernt als den Freudenbringer und auch in trüben Stunden gesprochen:
Weicht ihr Trauergeister, denn mein Freudenmeister
Jesus tritt herein;
Denen, die Gott lieben, muss auch ihr Betrüben
Lauter Segen sein;
Duld ich schon hie Spott und Hohn,
Dennoch bleibst du auch im Leide,
Jesu, meine Freude.
Da gilt's dann wohl im schönsten Sinn:
V. 15: „Er wird leben und man wird ihm vom Golde aus Reich Arabien geben. Und man wird immerdar vor ihm beten, täglich wird man ihn loben.“ Sie werden leben, bei ihm nur ist wahres Leben; und Gold bringen, bei ihm nur ist wahrer Reichtum; und vor ihm beten, da wird das Leben der Seinen ein tägliches Loben und Danken. Und immer weiter wird sein Segen sich auf Erden verbreiten:
V. 16: „Auf Erden, oben auf den Bergen wird das Getreide dick stehen; seine Frucht wird beben wie Libanon und wird grünen in den Städten wie Gras auf Erden.“ Was es heißen will, wenn Gott die Fülle seines leiblichen Segens ausschüttet über ein Land, über Äcker, Gärten, Wiesen und Weinberge, das dürfen wir in diesem Jahr wenigstens wieder fröhlicher erfahren als seit lange. Aber noch viel köstlicher ist der geistliche Segen in himmlischen Gütern, der durch Christus ausgeschüttet werden soll über das Volk Gottes; wenn Gerechtigkeit grünet, wenn jede Tugend blüht, wenn Früchte der Gottseligkeit reifen ringsum, dann, meine Lieben, dann ist die Erde ein Paradies, dann ist's erfüllt: Das Reich Gottes ist Freude. Diese Freude soll ja noch dieser ganzen armen Erde zu teil werden, denn sein Freudenreich soll dauern und wachsen bis in die fernste Zukunft, V. 17. Darum:
V. 18. 19: „Gelobt sei Gott, der Herr, der Gott Israels, der allein Wunder tut; und gelobt sei sein herrlicher Name ewig; und alle Lande müssen seiner Ehre voll werden. Amen, Amen.“ Ja, Herr, dein Reich komme! Lass es kommen in die Welt draußen; lass es kommen in die Christenheit; lass es kommen in unsere Herzen, bis wir einst zu dir kommen in dein himmlisches Reich!
Amen.