Gerok, Karl von - Andachten zum Psalter - Psalm 60.

Gerok, Karl von - Andachten zum Psalter - Psalm 60.

(1) Ein goldenes Kleinod Davids, vorzusingen, von einem goldenen Rosenspan zu lehren; (2) Da er gestritten hatte mit den Syrern zu Mesopotamien, und mit den Syrern von Zoba; da Joab umkehrte, und schlug der Edomiter im Salztal zwölftausend. (3) Gott, der du uns verstoßen und zerstreut hast, und zornig warst, tröste uns wieder. (4) Der du die Erde bewegt und zerrissen hast, heile ihre Brüche, die so zerschellt ist. (5) Denn du hast deinem Volk ein Hartes erzeigt, du hast uns einen Trunk Wein gegeben, dass wir taumelten. (6) Du hast aber doch ein Zeichen gegeben denen, die dich fürchten, welches sie aufwarfen, und sie sicher machte, Sela. (7) Auf dass deine Lieben erledigt werden, so hilf nun mit deiner Rechten, und erhöre uns. (8) Gott redet in seinem Heiligtum, des bin ich froh, und will teilen Sichem, und abmessen das Tal Suchoth. (9) Gilead ist mein, mein ist Manasse, Ephraim ist die Macht meines Haupts, Juda ist mein Fürst. (10) Moab ist mein Waschtöpfen, meinen Schuh strecke ich über Edom, Philistäa jauchzt zu mir. (11) Wer will mich führen in eine feste Stadt? Wer geleitet mich bis in Edom? (12) Wirst du es nicht tun, Gott, der du uns verstößt, und ziehst nicht aus, Gott, auf unser Heer? (13) Schaffe uns Beistand in der Not, denn Menschenhilfe ist kein nütze. (14) Mit Gott wollen wir Taten tun. Er wird unsere Feinde untertreten.

Man hat schon gesagt, und mit Recht, den wahren Helden erkenne man am bösen Tage, am Tage der Not und der Niederlage besser noch, als am guten Tage, am Tage des Glücks und des Siegs. Dann auch, wenn's rückwärts geht, wenn alles verloren scheint, die Geistesgegenwart nicht zu verlieren und den Mut nicht sinken zu lassen, sondern mit gefasstem Herzen und kaltem Blut anzuordnen was nötig, und zu tun was möglich ist, und selbst das Unglück zu benützen und zu beherrschen, ja das ist die eigentliche Feuerprobe des Helden. Und wenn wir die Geschichten großer Helden und Feldherrn lesen, eines Alexander und Cäsar, eines Friedrich und Napoleon, so müssen wir sie immer da am meisten bewundern, wenn sie am Tage der Not und der Niederlage ungebeugt geblieben und mit starkem Mut und hellem Blick sich und die Ihrigen durchs Gedränge durchgeschlagen haben.

Geht's ja so auch im innern Leben, im geistlichen Kampf und Streit. Den rechten Christen und christlichen Helden erkennt man am Tage der Not viel besser, als am Tage des Glücks. Dann auch am Glauben nicht Schiffbruch leiden, wenn die Stürme der Anfechtung toben; dann auch den festen Mut nicht verlieren, wenn es heißt: Feinde ringsum; dann auch seines Weges ruhig gehen, wenn der natürliche Mensch nicht weiß, wo aus noch wo ein, - das, Geliebte, ist die Probe eines echten christlichen Heldentums, des Heldentums, zu dem wir neulich in einer Abendlektion vom Apostel Paulus alle sind aufgemuntert worden, Mann und Weib, Alt und Jung, wenn er uns zurief: Zuletzt, meine Brüder, seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. Ergreift den Harnisch Gottes, auf dass ihr am bösen Tag Widerstand tun und das Feld behalten mögt.

Einen solchen echten Helden, stark in dem Herrn, und stark in dem Herrn auch am bösen Tag, haben wir hier in unserem David wieder vor uns. Wir treffen ihn abermals, wie im vorigen Psalm, in schwerer Not und heißem Gedränge; ja noch bedenklicher sieht's diesmal aus. Denn es ist nicht mehr der Jüngling jetzt, sondern der Mann, nicht mehr der Flüchtling, sondern der König, nicht mehr der Harfenspieler, sondern der Feldherr und Kriegsheld, der im Gedränge ist. Nicht mehr um seine Person nur gilt's, wie damals, da ihn Michal zum Fenster hinabließ, sondern sein ganzes Land und Volk und Reich steht auf dem Spiel, und doch verzagt er nicht, weil er stark ist in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke.

Die Geschichte, auf welche unser Psalm sich bezieht und auf welche der zweite Vers hindeutet, wird uns erzählt 2. Sam. 8,13. David stritt im Norden des Reichs mit den Syrern von Zoba und ihren Bundesgenossen aus Mesopotamien. Da ward ihm plötzlich die Kunde gebracht, während er im Felde sei, seien hinter seinem Rücken die Edomiter vom Süden her in das wehrlose Land gefallen und bedrohen bereits Jerusalem. Da stand nun David zwischen zwei Feuern in großem Gedränge, vor sich die Syrer, hinter sich die Edomiter. Aber in diesem großen Gedränge bewährt sich David als echten Helden. Er verliert weder Kopf noch Herz, sondern während er selbst gegen die Syrer im Felde bleibt, schickt er seinen Feldhauptmann Joab mit einem Teil des Heers südwärts gegen die Edomiter. Und der schlug sie im Salztal beim toten Meer bei zwölftausend Mann. Auf wen aber David in jener Stunde der Gefahr sein Vertrauen setzte und seinen unerschütterlichen Mut gründete, nämlich weder auf Joabs Arm, noch auf sein eigen Schwert, sondern auf seinen Gott und dessen Wort, das sehen wir aus diesem ebenso frommen als kühnen Heldenlied, und daraus wollen wir denn auch für uns und für den Kampf, der uns verordnet ist, die Mahnung nehmen und die Lehre ziehen: Seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. Ergreift den Harnisch Gottes, dass ihr am bösen Tag Widerstand tut. Wir sehen also hier:

Den Helden im Harnisch Gottes, wie er am bösen Tage Widerstand tut.

Wir sehen:

  1. Den bösen Tag des Helden David.
  2. Den Harnisch Gottes, den er anzieht.
  3. Wie er in diesem Harnisch Widerstand tut und alles wohl ausrichtet.

1)

Ein böser Tag war über David und sein Volk gekommen. Das klagt er V. 2-5. Was das für ein böser Tag war, auf den V. 2 hinweist, das ist vorhin erzählt worden. Und wie böse unserem David selber jener Tag erschien, das klagt er V. 3-5.

V. 3: „Gott, der du uns verstoßen und zerstreut hast, und zornig warst, tröste uns wieder.“ Verstoßen und zerstreut fühlt sich David samt seinem Volk. Eben noch war er auf dem Gipfel des Glücks, sah vor sich nichts als Sieg und Triumph.- und nun auf einmal die Kunde: Hinter dir, in deinem Reich ist Not und Jammer, Mord und Verrat eingebrochen, das war ein harter Schlag und tiefer Fall. So geht's im Leben, auch im Christenleben, auch in unserem Leben, bald hinauf, bald hinab, und oft, wenn wir am höchsten zu stehen meinten, geht's unerwartet gar tief mit uns hinab; darum wohl dem, der auch mitten im Glück hat, als hätte er nicht, und auch am guten Tag gefasst ist auf den bösen Tag. Ein böser Tag, der damals über David kam und über sein Volk: V. 4: „Der du die Erde - oder das Land - bewegt und zerrissen hast, heile seine Brüche, es ist wie zerschellt.“ Sein Land hinter ihm ist erschüttert, wie wenn ein Erdbeben plötzlich den Boden zerspalten und alles aus den Fugen gerissen hätte, so hatte Furcht und Entsetzen beim Einfall der Edomiter durchs Land sich verbreitet von einer Grenze zur andern. Solche Landplagen und gemeine Nöten, Geliebte, die wie ein Erdbeben durch ein ganzes Land sich fortpflanzen, dass alle Herzen beben, können auch wir erleben und haben auch wir erlebt. Wenn Kriegsgeschrei durch ein Land sich verbreitet, (wie vor ein paar Jahren1) der Franzosenlärm, dass Furcht und Schrecken von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt sich fortpflanzte bis ins Herz des Landes,) oder wenn eine verheerende Seuche ihren Lauf durch ein Land nimmt, heiße sie Cholera oder Nervenfieber, und Angst geht vor ihr voran und Leid und Trauer bleibt hinter ihr zurück, oder wenn Hunger und Teuerung ein Land verwüstet von einem Ende zum andern und den Wohlstand aufs tiefste erschüttert, dann möchte man auch klagen wie dort David: „Herr, der du die Erde bewegt und zerrissen hast, heile ihre Brüche, die so zerschellt ist.“ Darum sagt unser alter Ausleger (Joh. David Frisch, Pfarrer zu St. Leonhard, neuklingende Harfe Davids 1719) mit Recht zu dieser Stelle: Denke ja nicht, lieber Mensch, was gehen mich diese alten Geschichten an: Israel ist dahin, Sichem, Suchot, Moab, Edom und Philistäa liegen im Staub. Sondern lerne vielmehr, woher gemeine Landplagen kommen und wer sie heilen könne. Gott ist's, von dem sie kommen und dahin wir fliehen müssen, wenn wir ihrer gern wollten abkommen. Wo man nämlich Gott und sein Wort verachtet, wo alle Stände innerlich verderbet sind, wo man von einer Sünde in die andere fällt und darinnen unbußfertig fortfährt, da bekommt der Herr Ursache zu schelten die im Lande wohnen; so denke daran, wie weit du auch für deine Person zu diesem Feuer habest Stroh beigetragen. Mache es aber nicht wie die bösen Buben, welche, wenn sie gestäupt werden, dem Vater trotzen und davonlaufen, sondern mach's wie Israel, das wieder suchte bei Gott in Gnaden zu kommen; kehre um und nimm im Glauben deine Zuflucht zu dem, der zwar schlägt, aber auch verbindet, der zwar verwundet, aber auch wiederum heilt. Wohl tut solche Umkehr not, uns heut, wie einst dem Volk Israel zu Davids Zeiten; denn auch von uns gilt's und von unserem Volk:

V. 5: „Denn du hast deinem Volk ein Hartes erzeigt, du hast uns einen Trunk Wein gegeben, dass wir taumelten.“ Das Harte, das der Herr unserem Volk erzeigt hat, das ist die harte Zeit und schwere Not, die nun schon so manches Jahr auf unserem Lande lastet, und die auch dieses nun ablaufende Jahr nur gelindert, nicht gehoben hat, wie wir hofften. Und der Trunk Wein, davon unser Volk taumelte und davon ihm jetzt noch der Kopf wüst ist, kennt ihr den? Es ist der Revolutionsschwindel, der vor ein paar Jahren. dem Volk in den Kopf fuhr, dass es taumelte, dass tausende nicht mehr wussten, was gut und bös, was oben und unten sei, und dass unser Volk um ein Haar in den Abgrund des Verderbens getaumelt wäre. Es ist der Schwindelgeist des Hochmuts und Unglaubens, der auch heute noch tausenden den Kopf verrückt. Wehe dem Volk, dem der Herr einen solchen Taumelkelch und Zornbecher einschenkt; wehe dem Menschen, der in solchem Taumelkelch sich berauscht und zum Narren wird. Oft ist das Glück der Taumelkelch, dadurch ein Mensch die Besinnung verliert und aus dem Gleichgewicht kommt. Oft ist das Unglück ein solcher Taumelkelch, dadurch ein Mensch den Kopf verliert und nicht mehr weiß, wo aus noch ein. Oft ist der Hochmut, die Bildung, die Gelehrsamkeit und Weisheit dieser Welt ein solcher Taumelkelch, dadurch ein Mensch zum Narren wird und ins Verderben rennt. Gegen alle diese Taumelkelche, meine Lieben, gibt's nur ein Mittel, nämlich das, welches der Apostel uns anrät: Seid nüchtern und wachet! und unser Herr und Meister selbst: Wacht und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt, denn der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.

So hat sich auch David wider den Taumelkelch gewehrt, dass sein Fuß fest blieb und sein Haupt aufrecht am Tage der Not. Wir haben seinen bösen Tag gesehen; lasst uns nun auch sehen:

2)

Den Harnisch Gottes, den er anzieht am bösen Tag, V. 6-8.

V. 6: „Du hast aber doch ein Zeichen ein Panier gegeben denen, die dich fürchten, dahin sie flüchten können, dass sie sicher seien.“ Wenn der Soldat in heißer Schlacht, im Kugelregen und Pulverdampf nur seine Fahne noch aufrecht wehen sieht, das ist das Zeichen, das ihm wieder Mut gibt, dem er folgt, um das er sich sammelt. So hat auch Gott seinem Volk ein Zeichen gegeben, ein Panier, sich dran zu halten, sich drum zu scharen, sich damit zu trösten im heißen Kampf. Einst in der Wüste war die Wolkensäule bei Tag und die Feuersäule bei Nacht das Zeichen, dem Israel folgte, das ihm sagte: Dein Gott ist bei dir und zieht vor dir her. Später war die Bundeslade das Zeichen der göttlichen Gnadengegenwart, das Israel bei sich hatte, das es mitnahm in seine Schlachten, das ihm voranzog zum Siege. Auch heute hat das Volk Gottes ein Zeichen und Panier, dran es sich halten soll in dem Kampf, der ihm verordnet ist, ein herrliches, unentreißbares Zeichen; kennst du's, liebe Seele? Die Philister können's nicht rauben, wie sie die Bundeslade mehr als einmal dem Heer Israel geraubt; auch kann es nicht verschwinden, wie einst die Wolke und die Feuersäule verschwand; nein als ein heller Stern leuchtet es allezeit über unserem Haupt und tröstet dich in der Not und zeigt dir den rechten Weg; dies Zeichen ist Gottes untrügliches Wort und das seligmachende Evangelium Jesu Christi. Um dies Panier sammle dich, Volk Gottes, am Tage der Not; in diesem Zeichen wirst du siegen. Wenn du an dies Panier dich hältst, ja dann darfst du auch hoffen zu Gott, wie David hofft:

V. 7: „Dass deine Lieben (dein Volk, deine Kinder, die du ja doch lieb hast, obgleich du sie züchtigst, ja weil du sie züchtigst) erledigt werden;“ und darfst beten, wie David betet mit der Zuversicht des Glaubens: „So hilf nun mit deiner Rechten und erhöre uns.“ - Mit der Zuversicht des Glaubens betet er; sein Glaube an Gottes Wort und Verheißung, das ist sein Harnisch mit dem er sich wappnet am bösen Tag. So gewappnet im Glauben fährt er fort:

V. 8: „Gott redet in seinem Heiligtum, des bin ich froh.“ In seinem Heiligtum, durch den Mund eines Propheten, eines Natan, eines Samuel, eines Gath hatte Gott zu seinem Knechte David so manchmal geredet und ihm die allerteuersten Verheißungen gegeben; dieser teuren Gottesverheißungen, dieses untrüglichen Gottesworts tröstet er sich nun am Tage der Not und wird darin froh und kühn und getrost. Auch heute noch redet Gott zu den Seinen in seinem Heiligtum. Siehe, Seele, hier ist Gottes Heiligtum, wo er zu dir redet; und daheim in deinem Kämmerlein ist ein Heiligtum, wo er mit dir spricht; und deine stille Brust ist ein Heiligtum, drin Gottes Geist deinem Geist Zeugnis gibt, dass du Gottes Kind seiest; und die ganze Welt ist ein Heiligtum für den Frommen und predigt ihm von den Sternen am Himmel bis zum Gräslein am Boden: Gott ist die Liebe! O tröste dich solcher seligen Himmelsworte, solcher ewigen Gottesverheißungen, dann kannst du auch am bösen Tage mit David sagen: „Des bin ich froh!“ Dann wirst du auch, wie er, alles wohl ausrichten und das Feld behalten. Hört noch, wie David:

3)

Alles wohl ausrichtet und das Feld behält, V. 8-14.

V. 8-10: „Und will teilen Sichem und abmessen das Tal Suchoth. Gilead ist mein, mein ist Manasse, Ephraim ist die Macht meines Haupts, Juda ist mein Fürst. Moab ist mein Waschtöpfen, meinen Schuh strecke ich über Edom, Philistäa jauchzt zu mir.“ Da wird das Klagelied plötzlich zum Triumphlied; der Notruf wird zum Siegesgesang. Der David, dem im Augenblick sein Land eingenommen war vom Feind, der eigentlich von keinem Fußbreit seines Landes mehr sagen konnte: es ist mein! der zählt nun im Siegeston auf nicht nur die blühendsten Provinzen seines Reichs, in denen gerade damals vielleicht der Edomiter hauste, und sagt: sie sind doch mein, Sichem und Suchoth, Gilead und Manasse, Ephraim und Juda, sie sind mein und bleiben mein. Nein auch Feindesländer eignet er sich zu und nennt sie sein: Moab im Osten muss ihm dienen wie ein Waschbecken, darin man die Hände wascht; Edom im Süden muss ihm dienen, eben das Edom, das jetzt so übermütig tut, muss ihm dienen wie der Teppich, darauf man abends den Schuh wirft; und Philistäa im Westen muss ihm zujauchzen, das feindliche Philisterland muss ihm huldigen und singen: Heil, unserem König Heil! Seht da den kühnen Helden, der mitten im heißen Gedränge die Feinde schon im voraus zu seinen Füßen weiß, weil er sich stark fühlt in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. Da können wir eines andern Helden gedenken. Von einem unserer alten Württemberger Grafen, von Eberhard dem Rauschebart, der dort hinten im Chor auch in Stein gehauen steht, wird erzählt, dass er einst in heißer Schlacht, als die Seinen schon zu weichen begannen, ihnen mit heller Stimme zurief: Seht nur, die Feinde fliehen. Die Feinde erschraken, meinten, es sei so, und fingen nun erst an zu fliehen; die Seinen gewannen neuen Mut, drangen vor und gewannen die Schlacht. Der christliche Held, der Streiter Gottes, ja der darf auch mitten im Gedränge zum voraus rufen: Die Feinde fliehen! Wohl ist jetzt das Reich Gottes klein und die Macht der Feinde groß auf Erden, aber wir wissen: Alle Lande sind Gottes, unseres Herrn, und rufen getrost zum voraus in der Gewissheit des Siegs im Namen unseres Gottes: „Gilead ist mein, mein ist Manasse, Ephraim ist die Macht meines Haupts, Juda ist mein Fürst. Moab ist mein Waschtöpfen, meinen Schuh strecke ich über Edom, Philistäa jauchzt zu mir.“ Wohl mag Not und Tod uns oft hart bedrängen, aber unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwindet, darum rufen wir kühnlich: Die Feinde fliehen! Weg Sünde, Tod und Höll, hier ist Immanuel. Er zieht voran als der Herzog unserer Seligkeit. Ihm allein die Ehre! So auch David:

V. 11: „Wer will mich führen in eine feste Stadt? Wer geleitet mich bis in Edom?“ Nicht von seinem eigenen Arm erwartet er den Sieg. Wer wird mich führen in die feste Stadt? Petra, die Hauptstadt der Edomiter, lag scheinbar unüberwindlich auf himmelhohen Felsen, daher ihr Obadja zuruft: Du sprichst in deinem Herzen: Wer stürzt mich herab zu Boden? Ob du wie ein Adler erhöhst und ob du zwischen Sterne sehest dein Nest, von dorten stürze ich dich herab, spricht der Herr. Auf den Herrn hofft David, obschon er jetzt scheinbar verstößt, V. 12; zu dem Herrn schreit er V. 13; mit dem Herrn wagt er's V. 14.

„Mit Gott wollen wir Taten tun.“ Ja Geliebte, auch wir. Haben wir auch keine Heldentaten zu tun wie David und keine Felsenstädte zu erobern wie er; dennoch wollen wir mit Gott die Taten tun, die auf unserem Lebenswege liegen, und den Kampf kämpfen, der uns verordnet ist. Mit Gott wollen wir unser Tagewerk verrichten, mit Gott wollen wir unser Kreuz tragen, mit Gott wollen wir der Zukunft entgegengehen, ob's auch unter Felsen ginge. Wir mit Gott und Gott mit uns! das sei der Wahlspruch, den wir heute hinausnehmen in den Kampf des Lebens, dann werden auch wir alles wohl ausrichten und das Feld behalten. Halte aus, halte aus,

Gottes Volk, halt deine Treu,
Lass nicht lau und träg dich finden!
Auf, das Kleinod rückt herbei!
Auf, verlasse was dahinten;
Gottes Volk, im letzten Kampf und Strauß
Halte aus, halte aus! Amen.

1)
Gesprochen 1852, Anmerkung des Herausgebers
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