Gerhardt, Johann - Tägliche Übung der Gottseligkeit - Dritte Abtheilung. - Das dreizehnte Capitel. Gebet um den Sieg in Versuchungen und die Bewahrung vor den Nachstellungen des Teufels.

Gerhardt, Johann - Tägliche Übung der Gottseligkeit - Dritte Abtheilung. - Das dreizehnte Capitel. Gebet um den Sieg in Versuchungen und die Bewahrung vor den Nachstellungen des Teufels.

Stehe mir bei, Gott Zebaoth, starker und barmherziger Gott, daß ich nicht den satanischen Versuchungen und Nachstellungen unterliege, sondern sicher durch deinen Schutz, und unterstützt durch deine Hülfe, endlich Sieger werde! Inwendig ist Furcht, auswendig Streit! Denn innerlich verwundet der Teufel meine Seele mit den vergifteten und feurigen Pfeilen der Versuchungen; äußerlich ermüdet er mich mit mannigfachen Widerwärtigkeiten und tausenderlei Arten von Nachstellungen. Er ist eine Schlange durch betrügerische Hinterlist, ein Löwe durch gewaltsamen Angriff, ein Drache durch grausame Unterdrückung. Er hat es gewagt, den Führer des himmlischen Heeres selbst anzugreifen; wird er wohl meiner, des gemeinen Soldaten, schonen? Er hat kein Bedenken getragen, sich dem Haupte selbst zu widersetzen; was Wunder, wenn er gedenkt, das schwache Glied des geheimnißvollen Leibes zu Boden zu werfen? Es ist keine Kraft in mir, die gegen diesen starken Gewappneten Stand halten könnte; es ist keine Weisheit in mir, welche den Täuschungen und Nutzen dieses Tausendkünstlers entfliehen könnte. Zu dir, dessen Macht unbegrenzt, dessen Weisheit unermeßlich ist, wende ich mich daher mit demüthigem Seufzen: Stehe mir bei, o Christe, starker Löwe aus dem Stamme Juda, daß ich jenen höllischen Löwen in dir und durch dich besiegen könne! Du hast für mich gekämpft und gesiegt; kämpfe und siege in mir, daß deine Kraft in meiner Schwachheit mächtig werde! Erleuchte die Augen meines Gemüthes, daß mir die Nachstellungen Satans sichtbar werden; richte meine Füße, daß ich seinen verborgenen Stricken entfliehen könne! Der Sieg in der Versuchung gebe meinem Herzen das Zeugniß der himmlischen Wiedergeburt; die Gegenwart deiner Gnade bestätige mir die Verheißung des Sieges! Rüste und waffne mich mit der Macht deiner Stärke, daß ich in diesem scharfen Zweikampf stehen, und jenen Feind, von dem ich angegriffen werde, einst richten könne. Je häufiger und gefährlicher die Nachstellungen dieses Feindes sind, desto brennender schmachte ich nach der Hülfe deiner Barmherzigkeit. Er flößt mir nur eine unersättliche Begierde nach dem Irdischen ein, damit er mich, mit den Fesseln des Geizes gebunden, von dem Wege der Gerechtigkeit abführe. Er entflammt mich nur mit den Stacheln des Zorns, damit er innerlich mein Herz entbrenne, dem Nächsten Schaden zu thun.

Einmal erregt er die Wollust und die Liebe zu Lustbarkeiten; bald flößt er der Seele Neid und Ehrgeiz ein. Ehe er in eine Sünde stürzt, beredet er, daß sie leichter sey, als eine Feder, geringer als die Luft und ein Blatt, damit er zur Sicherheit reize, bald, nachdem er in die Sünde gestürzt hat, gibt er vor, daß sie größer sey, als der ganze Bau des Himmels und der Erde, und zu schwer in der Waage der göttlichen Barmherzigkeit, damit er am Ende zur Verzweiflung bringe. So viele und so große Nachstellungen dieses Feindes kann ich nicht sehen; wie viel weniger werde ich sie mit meinen Kräften verhüten können! Zu dir nehme ich daher meine Zuflucht, der du meine Kraft bist, und der Fels meiner Stärke. in Ewigkeit! Amen.

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