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Calvin, Jean - Psalm 46.
Inhaltsangabe:
Es handelt sich hier weniger um den Dank für die Hilfe, die Gott der Gemeinde beständig angedeihen lässt, als um den Dank für eine bestimmte einzelne Errettung. Man darf wohl an eine plötzliche wunderbare Errettung Jerusalems denken, das in äußerster Gefahr schwebte, in der schon alles zur Flucht sich rüstete. Auf diese herrliche Hilfe weist der Prophet, welcher der Sänger dieses Liedes ist, hin, um die Gläubigen zu mahnen, ohne Zaudern sich dem Schutz Gottes anzuvertrauen. Sie sollten nicht zweifeln, dass sein Schutz und Schirm sie gegen alle feindlichen Anläufe sichere. Ist es doch Gottes Sache, jeden Widerstand zu ersticken.
1 Dem Musikvorsteher: ein Lied der Kinder Korah, von der Jugend.
2 Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben. 3 Darum fürchten wir uns nicht, wenn gleich die Welt unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken.
V. 1. Die Ausleger sind über die Bedeutung der Worte „von der Jugend“ nicht einig. Die hauptsächlichsten Erklärungen sind die: es sei damit ein Musikinstrument gemeint oder es sei der Anfang eines bekannten Liedes. Die Zeit der Entstehung des Psalms ist ungewiss. Vielleicht war es die Zeit, da die Stadt ganz unerwartet von einer Belagerung befreit wurde, als nämlich des Herrn Hand unter den Kriegern Sanheribs ein großes Sterben ausbrechen ließ (2. Kön. 19, 35). Jedenfalls handelt es sich um das Rühmen einer denkwürdigen Gnadentat Gottes.
V. 2. Der Prophet beginnt mit der umfassenden Erklärung: Gott ist unsre Zuversicht, ehe er auf die einzelnen Stufen, in denen sich die Befreiung vollzog, eingeht. Gott sei stark genug, so meint er, die Seinen zu erretten; ihre Hoffnungen seien wohlbegründet. Das liegt alles in dem Wort „Zuversicht“. Die zweite Vershälfte führt in die Vergangenheit. Der Prophet rühmt Gottes Macht und Güte gegen die Seinen und preist seine Hilfe, die stets zur rechten Stunde kommt, damit man nicht im Bann der Angst anderswohin schaue, sondern allein mit seinem Schutz zufrieden sei. Jedes Glied der Gemeinde soll wissen, dass Gott insonderheit sein Beschützer ist. Es herrscht kein Zweifel, dass das erwählte Volk damit von den heidnischen Völkern geschieden und die Bedeutung des Kindschaftsrechtes hervorgehoben wird, dessen Gott die Kinder Abrahams gewürdigt hatte. So gilt auch der aus unserem Vers zu entnehmende allgemeine Grundsatz nicht für alle Personen, wohl aber für alle Zeiten: es wird uns gezeigt, wie Gott sich all den Seinigen gegenüber zu verhalten pflegt. Der Prophet zieht daraus den Schluss: die Gläubigen hätten keinen Grund zur Furcht, da Gott immer bereit sei, sie zu erretten, und zwar mit unüberwindlicher Gewalt. Der Dichter stellt uns vor Augen, wie wahr und echt der Untergrund der Hoffnung sei, wenn man selbst unter so verzweifelten Verhältnissen, wo der Himmel einzustürzen, die Erde zu wanken und die Berge in ihren Grundfesten zu weichen scheinen, doch mit ruhiger, gefasster Seele dastehen könne. Es ist ja keine Kunst, großes Vertrauen zu zeigen, so lange keine Gefahr droht. Aber wenn uns die Erde durch ihr Wanken in Bestürzung versetzt und unserer Seele die Ruhe raubt, so leuchtet es wohl ein, dass Gottes Macht alle Ehrerbietung verdient.
Wenn es weiterhin heißt (V. 3): wir fürchten uns nicht, so ist damit nicht gesagt, fromme Menschen seien frei von jeder Furcht und Unruhe, sondern vielmehr: ihre Herzen würden, was auch kommen möge, nie von der Furcht übermannt, sondern sammelten ihre Kräfte, um die Furcht zu überwinden. Dass die Welt untergeht und die Berge ins Meer sinken, sind bildliche Ausdrücke für die völlige Umkehrung des Erdkreises.
4 Wenn gleich das Meer wütete und wallte und von seinem Ungestüm die Berge einfielen (Sela.), 5 soll dennoch die Stadt Gottes fein lustig bleiben mit ihrem Brünnlein, da die heilige Wohnung des Höchsten ist. 6 Gott ist bei ihr drinnen, darum wird sie fest bleiben; Gott hilft ihr früh am Morgen.
V. 4. Wenn gleich das Meer usw. Dieser Satz ist mit dem folgenden aufs engste zu verknüpfen, weil dadurch der Sinn deutlicher wird: obwohl die Meereswogen wüten und wallen und mit heftigen Anprall selbst die Berge erschüttern, bleibt doch Gottes Stadt fröhlich und lustig unter den schrecklichen Verwüstungen, zufrieden mit ihren kleinen Bächlein. Der Prophet will also sagen: die seichen Bächlein werden der heiligen Stadt Freude die Fülle geben, wenn auch die ganze Welt bebt. Schon oben war darauf hingewiesen worden, dass diese Stelle eine nützliche Lehre enthält, die nämlich, dass erst dann unser Glaube recht bewährt wird, wenn er sich im schlimmsten Zwiespalt befindet und der offene Höllenrachen ihn gleichsam verschlingt. So malt sie uns den Sieg des Glaubens im Kampf mit aller Welt, wie er sich aus den schwierigsten Lagen erhebt, so dass er ungeachtet des rings drohenden Verderbens alle Furcht überwindet, - nicht als ob die Kinder Gottes der Gefahren lachten oder sich über den Tod hinwegscherzten, sondern darum, weil sie die von Gott verheißene Hilfe höher achten, als alle Übel, die sonst Furcht erregen müssten. Schön klingt, was der römische Dichter Horaz (Lieder III, 3) von dem gerechten, selbstbewussten Menschen sagt: „Und stürze selbst die Welt ein – furchtlos ließ er sich unter dem Schutt begraben.“ Aber einen solchen gibt es nie. Es ist also nichts als leeres Gerede. Denn solche Seelenstärke hat ihren Halt allein in Gottes Schutz, sodass Menschen, die sich auf Gott verlassen, nicht nur ohne Furcht, sondern auch sicher und heil bleiben, wenn die ganze Welt in Trümmer fällt.
V. 5. Dass die Stadt Gottes fein lustig bleiben wird, verkündet der Prophet, obwohl sie gegen den Ansturm der eben geschilderten Fluten ihrerseits kein großes, wogendes Meer zu setzen hat, sondern nur ein Brünnlein oder kleines Bächlein besitzt: gemeint ist der Bach, der in Siloah entspringt und an Jerusalem vorbeifließt. Damit wirft der Dichter ohne Zweifel einen tadelnden Seitenblick auf das eitle Vertrauen derer, die unter dem Schutze irdischer Hilfsmittel unverletzlich zu sein wähnen. Denn wer ängstlich nach menschlicher Hilfe Umschau hält, der gleicht einer Insel, die von allen Seiten vom Meer umwogt ist. Dann kommt die Sturmflut; und die Insel ist verheert und verschlungen. So kann sich auch der Mensch eine Zeitlang den Anschein geben, als halte er den Angriff der Feinde fern, aber oft wird er dann von seinen eigenen Verschanzungen erdrückt. Wer sich aber dem Schutze Gottes anvertraut, der ruht sicher, obwohl er allen Kränkungen ausgesetzt und vor feindlichen Anläufen nicht genügend geschützt ist. Darum tadelt auch Jesaja (8, 6) die Juden, weil sie die still fließenden Wasser Siloahs verachteten und nach tiefen, reißenden Strömen verlangten. Dort ist dem Bächlein Siloah der Nil und der Euphrat gegenübergestellt; das will sagen: sie bringen Gott um seine Ehre, als hätte er nicht vorhersehen können, als er die Stadt Jerusalem erwählte, was er zu ihrem Schutze bedürfe. Wenn der Psalm nach der Vernichtung des Heeres Sanheribs verfasst ist, ist es wahrscheinlich, dass der Dichter mit Bedacht dasselbe Bild anwendet, um die Gläubigen zu lehren, künftighin nicht mehr auf die Macht der Welt zu sehen, sondern sich allein an der Gnade Gottes genügen zu lassen. So mahnt uns auch heutzutage der Geist zu der Standhaftigkeit, die alle die Mittel, die man im Übermut gegen uns anwendet, verschmäht und mitten in allen Wirren und Aufregungen die Ruhe bewahrt. Ist nur die Hand Gottes ausgereckt, uns zu retten, so brauchen wir uns unserer Blöße nicht zu schämen, noch überdrüssig zu werden. Wenn also auch die Hilfe Gottes nur leise und verborgen naht, wie ein kleines Bächlein im Gebüsch, so bringt sie uns doch mehr Ruhe, als wenn alle Macht der Welt zu unserer Verfügung stände. – Dass Jerusalem als die heilige Wohnung des Höchsten d. h. als das Allerheiligste im Tempel bezeichnet wird, ist eine feine Anspielung auf Israels Verfassung: Gottes Herrschaft erstreckte sich über alle Stämme ohne Ausnahme; aber Jerusalem hatte er als seinen königlichen Thron erwählt, von welchem aus er das ganze Volk regieren wollte. Das Zelt des Höchsten deckte das ganze Land aber wollte man ihm wirklich unterworfen sein, so musste man sich zu seiner einzigen allerheiligsten Stätte sammeln.
V. 6. Gott ist bei ihr drinnen . Jetzt wird uns gezeigt, woher die Sicherheit der Gemeinde stammt: Gott wohnt ja ihrer Mitte. Die heilige Stadt wird nicht erschüttert werden, weil Gott daselbst seinen Herrschersitz hat und stets zur Hilfe bereit steht. Er hilft früh am Morgen besagt so viel als täglich, so oft die Sonne über der Erde aufgeht. Wenn wir also von Gottes Hand beschützt sein wollen, so müssen wir vor allem dafür Sorge tragen, dass er unter uns wohne. Denn auf seiner Gegenwart allein beruht unsre Heilshoffnung. Er selbst wohnt aber nur darum unter uns, um uns unversehrt zu erhalten. Gott eilt nicht immer, uns zu erretten, wie wir es wünschen; aber er ist doch immer zur rechten Zeit da, so dass man die Wahrheit des Psalmwortes erkennt: der Hüter seines Volks schläft noch schlummert nicht (Ps. 121, 4).
7 Die Heiden müssen verzagen, und die Königreiche fallen; das Erdreich muss vergehen, wenn er sich hören lässt. 8 Der Herr Zebaoth ist mit uns; der Gott Jakobs ist unser Schutz. (Sela). 9 Kommt her und schauet die Werke des Herrn, der auf Erden solch Zerstören anrichtet; 10 der den Kriegen steuert in aller Welt; der Bogen zerbricht, Spieße zerschlägt und Wagen mit Feuer verbrennt. 11 Seid stille und erkennt, dass Ich Gott bin. Ich will Ehre einlegen unter den Heiden. Ich will Ehre einlegen auf Erden. 12 Der Herr Zebaoth ist mit uns; der Gott Jakobs ist unser Schutz. (Sela.)
V. 7. Die Heiden müssen verzagen . Da die Gemeinde Gottes immer starke Feinde hat, welche sie grausam und ohne jede Rücksicht bekämpfen, so bekräftigt der Prophet jetzt seine Lehre von dem unüberwindbaren Schutz Gottes durch die Erfahrung. Dann entnimmt er daraus einen allgemein gültigen Trost: Gottes Herrschaft währt ewig. Darum schlägt er allen Aufruhr nieder; und seine Hand ist stark genug, alle feindlichen Anläufe zunichte zu machen. Man könnte diese Stelle ganz allgemein verstehen: dass nämlich Gottes Reich zwar vielen Stürmen ausgesetzt ist, aber durch seine Gnade immer unversehrt dastehen soll. Aber größere Wahrscheinlichkeit hat die oben angedeutete Auffassung, nach der von einer besonderen Errettung die Rede ist, durch die Gott einen Beweis seiner ewigen Kraft und Huld gegeben hatte. Der Prophet zeichnet also ein Bild aus der Vergangenheit: mit schrecken erregenden Veranstaltungen hatten sich die Feinde auf die Gemeinde gestürzt, sie zu verderben, aber bald hatte Gottes Stimme sie zersprengt. Das ist ein unschätzbarer Trost, wenn wir sehen und hören, wie die ganze Welt sich gegen uns erhebt und alles in wahnwitziger Hast und Wut über den Haufen stürzt, - und dass alle ihre Anschläge doch in einem Nu zu nichts werden können, sobald Gottes Gnade über uns aufgeht. Dass Gott sich hören lässt, scheint eine Anspielung auf alle seine Gnadenzusagen zu enthalten, in denen er sich zum Hüter seiner Gemeinde erklärte. Hinweisen wollen wir endlich noch auf den Gegensatz zwischen der Stimme Gottes und dem Aufruhr der Königreiche.
V. 8. Der Herr Zebaoth ist mit uns. Dieser Vers lehrt uns, was die Schrift da und dort von der Kraft Gottes predigt, auf uns anzuwenden. Dann nämlich gilt es uns, wenn wir überzeugt sind, dass wir zu denen gehören, die Gott mit seiner väterlichen Liebe umfassen will. Der heilige Sänger weist uns ja wiederum auf die Kindschaft, durch die Israel von den übrigen Völkern abgesondert ist. Sonst würde uns der Gedanke an Gottes Macht nur Furcht und Schrecken einflößen. Der Name „Herr Zebaoth“ preist Gottes Macht. Dass er der „Gott Jakobs“ ist, erinnert an den Bund, den er einst mit Abraham geschlossen hatte. Seine Nachkommen sollen nicht zweifeln, dass Gott auch ihnen gnädig sein werde. Sind sie doch die Erben der verheißenen Gnade. Damit unser Glaube einen festen Grund habe, müssen wir zweierlei in Gott sehen: seine ungeheure Macht, durch die er die ganze Welt niederwerfen kann, und die väterliche Liebe, die er in seinem Worte offenbart. Wo aber dies beides verbunden ist, kann unser Glaube alle Feinde verlachen. Es unterliegt keinem Zweifel, dass Gott uns beistehen will. Denn er hat es verheißen: und seine Macht genügt, sein Wort zu erfüllen, da er der Gott Zebaoth ist. Wie muss man die bedauern, die in der Schrift umherblättern und doch alles, was von der Macht Gottes gesagt ist, in die Winde streuen, und nicht dabei bleiben, dass Gott ihr Vater sein will, und dass sie seine Herde und der Kindschaft teilhaftig sein dürfen!
V. 9. Kommt her und schauet die Werke des Herrn. Noch immer bleibt der Prophet bei der Geschichte jener Errettung, durch die sich Gott als den besten, treuesten Beschützer seiner Gemeinde erwies. Bei ihm sollen sich die Gläubigen Waffen und Kraft holen, um allen drohenden Gefahren begegnen zu können. Es werden uns nämlich Beweise der Gnade Gottes, die uns bewahren will, vor Augen geführt, damit der Glaube an die Verheißung in unseren Herzen erstarke. Übrigens liegt in dieser Mahnung ein verborgener Tadel, der die Torheit derer trifft, welche Gottes Macht nicht zu schätzen wissen. Ja fast die ganze Welt wird der Undankbarkeit beschuldigt, weil unter hundert kaum einer einsieht, dass er in Gottes Hut völlig sicher ist. Angesichts der Werke des Herrn halten sie alle die Hand vor die Augen, ja sie schließen die Augen ganz und gar. Wie viele schreiben dem Schicksal zu, was Gottes Vorsehung geschenkt hat! Andere bilden sich ein, durch eignen Fleiß erreicht zu haben, was Gott gewirkt hat. Oder was auf ihn allein zurückzuführen ist, das schieben sie auf Mittelursachen. Andere verstocken sich völlig. Darum klagt der Dichter mit gutem Grund alle an und ermahnt sie, die Werke Gottes zu beachten. Die Menschen setzen eben – so meint er – die Heilshoffnung deshalb nicht auf Gott, weil sie zu lässig und missgünstig bei der Betrachtung seiner Werke sind. Da seine Worte aber an alle ohne Unterschied ergehen, so lernen wir daraus, dass auch die Frommen noch zu kalt und regungslos sind und aufgeweckt werden müssen. Darum werden wir auf die besonderen Werke hingewiesen, die Gottes wunderbare Macht zur Rettung seines auserwählten Volkes tat: denn was Gott gewöhnlicher Weise wirkt, wird nur zu oft übersehen und nicht nach Verdienst gewürdigt. Um den Eindruck zu verstärken, erinnert also der Dichter daran, dass der Herr auf Erden solch Zerstören anrichtet und andere Wundertaten tut.
V. 10. Der den Kriegen steuert usw. Auch diese Aussage deutet auf eine Erfahrung besonderer Durchhilfe und zielt doch zugleich darauf, dass die Gläubigen auch für die Zukunft nichts anderes erwarten sollen, als was sie jetzt sehen durften. Ohne Zweifel will der Dichter durch den Hinweis auf die eine Tatsache allgemein dartun, wie mächtig Gott seine Gemeinde zu schirmen pflegt. Zudem war es ja auch mehr als einmal geschehen, dass Gott den Hochmut zu Fall gebracht, die Bogen zerbrochen, die Wagen verbrannt, allen Aufruhr in Judäa gestillt und dem Krieg gesteuert hatte. So kann der Prophet die Juden mit gutem Grund daran erinnern, wie oft Gott die schlimmsten Anläufe seiner Feinde abgewehrt hat. Jedenfalls wird solches deshalb von Gott ausgesagt, um in uns die Hoffnung auf sein Friedensreich zu erwecken, wenn auch die ganze Welt in Aufruhr ist.
V. 11. Seid stille und erkennt, dass Ich Gott bin.Jetzt scheint der Dichter die Feinde des Gottesvolkes besonders anreden zu wollen, die in ihrer Lust zu schaden immer kühner vorgehen. Sie denken nicht daran, dass sie mit ihren Kränkungen den Heiligen gegenüber eigentlich gegen Gott zu Felde ziehen, sondern sind der Meinung, nur mit Menschen zu kämpfen. Und auf sie stürzen sie sich ohne Furcht und Scheu. Diese Zügellosigkeit möchte der Prophet hemmen. Um aber seinen Worten größeres Gewicht zu verschaffen, legt er sie Gott selbst in den Mund. Zuerst heißt es: „Seid stille“, damit ihr erkennt, dass ich Gott bin! Wir sehen ja, wie die Menschen in ihrer Unbedachtsamkeit keine Mäßigung kennen. So verlangt denn der Prophet nicht ohne Grund von den Feinden der Gemeinde Ruhe, damit sie ihren Eifer verkühlen lassen und zu erkennen beginnen, dass sie wider Gott kämpfen. Einem ähnlichen Gedanken begegnen wir Ps. 4, 5. Die Welt soll also alle Leidenschaft dämpfen und unterdrücken und dem Gott Israels die schuldige Ehre erweisen. Wütet sie aber weiter, so verkündet unser Psalm, dass des Herrn Macht nicht auf die Grenzen Judas beschränkt ist, und dass es ihm nicht schwer fällt, seinen Arm weit über der Heiden Land auszustrecken, um sich überall auf Erden zu verherrlichen.
Der letzte Vers wiederholt, dass es Gott nicht an Waffen und Mitteln fehlt, seine Gemeinde zu bewahren.
Quelle: Menges, I. - Johannes Calvins Auslegung der Heiligen Schrift, 4. Band