Bullinger, Heinrich - Lehren Thomas Müntzers
Müntzer1) predigte, und ließ im Drucke ausgehen: Alle Prediger, die zur selbigen Zeit das Evangelium predigten, wären nicht von GOtt gesandt, predigten auch nicht das wahre göttliche Wort, sondern wären nur Schriftgelehrten, und predigten den todten Buchstaben der Schrift. Die Schrift und das äusserliche Wort, wären nicht das rechte wahre Wort GOttes, dann dasselbige wäre innerlich und himmlisch, und gieng ohne alle Mittel von und aus dem Mund GOttes. Durch dasselbige müßte man innerlich berichtet werden, und nicht durch die Schrift und Predig. Also achtete er auch die Wassertaufe gering, ja er hielt darfür, die Kindertaufe wär nicht aus GOtt, darum müßte man mit einem geistlichen und rechteren Tauf wieder taufen, wiewol er noch zur selbigen Zeit, als dem Anfange seiner Widertaufe, nicht selbst soll wieder getauft haben, daran er etwan verhindert worden: also daß seine Jünger vor ihm anhoben wiederzutaufen. Er ward auch zuvor mit seinem eigenen Blut getauft, das ist, getödtet. Er lehrete auch, es wär erlogen, daß Christus vor uns genug gethan hätte, wie die zarten Schriftgelehrten sagten. Die Ehe und das eheliche Bett der Unglaubigen und Fleischlichen wär kein unbefleckt Bett, sondern ein Huren-Bett und teuflisches Huren-Haus. Er lehrete, GOtt eröfnete seinen Willen durch Träumen, und gab es denn dar, als ob es des Heil. Geistes Eingebung wär. Daher wurde er und die Seinigen genandt die himmlische Propheten und Spirituosen, oder Geistler.