Beza, Theodor von - Kurtze Bekanntnuß des Christlichen glaubens

Beza, Theodor von - Kurtze Bekanntnuß des Christlichen glaubens

durch Theodorum von Beße/ in vierunddreissig Articul zusammen gezogen.

Ausz Frantzösischer sprach ietzt neüwlich verteütscht.

Getruckt zu Haidelberg durch Ludwig Lück/ im iar nach Christi geburt/ M. D. LXij.

I.

DIeweil Gott der Herre volkommentlich gerecht/ alle menschen aber durchausz sünder sind: so musz ausz zwaien dingen ains eruolgen: nemlich/ dsz entweders Gott sich seiner gerechtigkait verzeihe/ welches vnmöglich: oder aber dasz alle menschen/ kainen auszgenommen/ wo sie der gerechtigkait Gottes nit volkommenlich gnug thun/ ewiglich verdammet seien.

II.

Der aber thut der gerechtigkait Gottes volkommenlich gnug/ welcher alles bezalt was er Gott schuldig ist. So musz man nu erstlich sehen was die menschen Gott dem Herren schüldig seien. Zum andern/ ob sie auch das jenig so sie schüldig sind/ bezalen können. vnd zum dritten/ da es sich befindet dasz sie nicht zubezalen haben: wo sie so vil entlehnen damit sie bezalen/ auff dasz sie vnder dem scharpffen gericht Gottes nicht ewig verderben.

III.

Damit man nun wisse wz die menschen Gott schüldig sind/ musz man die forme der verschreibung ansehen/ mit welcher sie von wegen jrer erschaffung/ laut der zwoen tafelen des gesetz/ verbunden vnd verpflicht sind. vnd nachdem es sich darinnen befindet/ daß wir schüldig/ Gott den Herren ausz gantzem hertzen zulieben/ vnd vnsern nechsten als vns selber: so sicht man gnugsam was wir zubezalen schüldig sind: nemlich volkommene liebe gegen Gott vnd vnserem nächsten.

IIII.

Wie kan aber iemand solches thun/ so er nit vor allen dingen von natur darzu geschickt ist: denn die erfarung lehret vns/ dasz vnser natur das widerspil zuthun genaigt ist: also/ dasz alle menschen/ so vil an jnen/ Gott vnd dem nächsten gehässig sind/ gleich wie das blei von natur zu grund sincket. so denn vnser natur vns zu sölchem hasz treibet: wie können wir denn die liebe laisten die wir schüldig sind.

V.

Hierausz musz man drei ding schliessen: erstlich/ dasz Gott alle menschen jrer verderbten natur wegen hasset: zum andern/ dasz sie nit allain das nicht zubezalen haben was sie schüldig sind/ sonder werden auch durch neüwe übertrettung für dem rechten gericht Gottes von tag zu tag je lenger je mehr schüldig: Darausz vnwidersprechlich eruolgt/ dasz entweders alle menschen müssen/ one ainigen auszug/ verdampt sein/ oder aber jemand finden der für sie alle jre schuld bezale.

VI.

Wo findet man nun solchen bürgen der es vermöge? warlich an kainem ort vnder allen Creaturen: denn suchen wir ainen vnder den Engelen/ so werden wir mit zwaierlai antwort abgewisen. Denn/ dieweil die Engel nicht schüldig sind der menschen sünd zubussen: so mag die gerechtigkait Gottes nicht leiden/ dasz von den Engelen abgefordert werd/ was die menschen schüldig sind. Fermers dieweil es hie gild den zorn Gottes ertragen/ so ist es gewisz/ dasz auch die Engel selber solche schwere bürde zuertragen/ nit gnug sind.

VII.

So nun die Engel solchem grossen schweren last vil zu schach: wo findet man denn ainige Creatur die solches zuthun vermög? Derhalben gantz vnd gar vonnöten/ dasz wir vnsere zuflucht etwa zu ainem haben der stärcker vnd gewaltiger seie denn alle Creaturen/ das ist/ wo er nicht warer Gott were/ so könte er den last des zorn Gottes nicht ertragen/ dasz er selbst nicht drunder zuboden gieng: wil geschweigen dasz er erst vor andere solte gnug thun. vnd wo er nicht mensch were/ wie könte denn der mensch durch desselben bezalung oder gnugthuung frei ledig vnd losz werden? Derhalben es vonnöten dasz man ainen mittler findt/ welcher Gott vnd mensch sei: ain solcher aber ist allain der Herr Jesus Christu/ welchen vns das Euangelium zaiget vnd darstellet.

VIII.

Wolan so laszt vns nun sehen ob Jesus Christus der sei/ in welchem wir alles mögen finden/ was zu vnserer säligkait vonnöten ist. Erstlich ist Jesus Christus warer Gott: darausz eruolget dasz er vnser Säligmacher sein kan. zu dem so ist er warer mensch: darausz eruolget dasz seine natur also geschaffen/ dasz sie leiden mag alles was die gerechtigkait Gottes zur straff vnser sünden/ erfordert. Denn wo er allain Gott were/ so könnte er nichts leiden: vnd dargegen/ wo er allain mensch were/ so würde er vnder dem last des zorns Gottes erligen. Dieweil er aber zugleich Gott vnd mensch ist/ so kan er den tod leiden/ vnd demanch durch sein sterben den tod überwinden.

IX.

Weiter/ dieweil er ain mensch one alle sünde/ gantz rain vnd hailig/ als der von dem hailigen Gaist empfangen: so ist solche hailigkait volkommen vnd Gott gefellig. Darumb haben wir an Jesu Christo ainen menschen der Gott gefelt. Ausz diser hailigkait aber/ gleich als ausz ainem springende brunnen/ fliessen/ volkommene gerechtigkait vnd freiung von allen sünden. Denn Jesus Christus warer mensch/ hat den willen Gottes also erfüllet/ dasz er in kainem stück nie gesündiget hat. Derhalben so ist er vor Gott durchausz gerecht/ nit allain von wegen der rainigkait die er von natur hat: sonder auch von wegen der frucht welche ausz derselben volgen.

X.

Darausz können wir nun wol schliessen/ dasz man in dem ainigen Herrn Jesu Christo ärtznei vnd hülffe gnug findet wider alles übel/ das vnsere gewissen mag erschröcken/ vnd vns verhindereren zu der glori vnd herrlichkait Gottes zukommen: Ja auch wider alles das vns zum ewigen tod vnd verdammnusz möcht bringen. Jedoch musz man solches mit dises beschaid verstehen/ so ferr wir diser ärtzneien/ welche wir in Christo haben/ vns gebrauchen. Denn gleich wie es dem krancken nichts hilfft ob er schon ainen guten Artzt hat/ wenn er jn nicht braucht: auch nicht ainen hungerigen/ dasz er an ainen tisch sitzt darauff guter speisz gnug angericht/ wo er deren nicht geneüszt: Also wird vns auch vergäblich vorgetragen die ärtznei so wir in Jesu Christo wider den zorn Gottes vnd den ewigen tod haben/ wo wir deren nicht gebrauchen/ wir wissen denn zuuor/ wie/ oder was gestalt solches möge geschehen. Derhalben müssen wir fürs erste sehen/ wie vns Jesus Christus appliciert vnd zugeaignet werde.

XI.

Dieweil wir nun daruon sollen reden/ wie jme ein jeglicher Jesum Christum zu seinem hail vnd ewigem leben applicieren/ vnd zuaigenen möge: wöllen wir disz zum eingang sagen. Dasz gleich wie es in vnserer macht nicht gestanden/ dz wir die ärtzneien des hails funden: Also ist es vns auch vnmöglich zufinden oder zuerdencken/ wie wir vns diser ärtznei söllen gebrauchen. Denn wie in der schwachhait des leibs/ wenn der mensch so gar von kräfften kommen/ dasz kaine hoffnung mehr vorhanden/ vnd der kranck kain rath waisz/ auch alles dings vnerfaren ist: so musz je der Artzt nicht allain die ärtznei verordenen/ sonder auch den krancken dahin bewegen vnd berichten/ dasz er die ärtznei wölle vnd könne gebrauchen/ vnd wisse wie er jm thun müsse. Also auch in der kranckheit der seelen/ welche die aller gefährlichste ist/ vnd in welcher der mensch nicht allain jm nicht rathen oder helffen kan/ sonder auch jme nit wil helffen lassen. So müssen wir eben vor ainem artzet lehrnen: Erstlich/ welches die ärtznei sei: darnach wie man dieselbige müsse gebrauchen. Vnd letztlich auch dasz vns derselbig artzt berait vnd geschickt mache/ dasz wir die ärtznei/ welche vns verordnet/ wöllen vnd können gebrauchen.

XII.

Gott aber ist/ der von anfang der welt durch seine liebe Engelen mit den ersten menschen geredt hat/ von Adam bisz auff Moisen/ vnd hat jnen zuerkennen geben/ dise aintzige ärtzenei des lebens vnd der säligkait/ von der jetzt gesagt: nämlich Jesum Christum/ in welchem allain wir alles finden/ was zu vnserem hail vnd säligkait vonnöten.

Nachmals aber/ als er alle andere Völcker verworffen/ vnd mit den nachkömmlingen Abrahams ain vertrag vnd bund gemacht/ vnd sie sehr gemehret: hat er jnen seinen willen vil klärer vnd weitläüfftiger offenbaret/ wie solcher in den zehen gebotten verfasset ist/ vnd dran gehenckt/ die opffer sampt andern Ceremonien: welche nicht allain disz volck Gottes von allen anderen Nation vnd Völckern absonderten: sonder jnen auch gewisse warzaichen vnd zeügnussen waren/ des zukünfftigen Christi/ vnd alles dessen was er leiden solt/ vns von dem zorn Gottes zuerretten/ auff dasz sie sich gewisz könten auff den verlassen/ auff welches ankunfft sie hofften.

Weiter/ dieweil auch Gott der allmächtig wol wüszte/ dasz der Sathan falsche Propheten würde erwecken/ welche vnder dem schein göttlichs worts jre lügen würden fürbringen: hat er gewölt dasz Moises vnd die Propheten alles beschriben/ was er hatte offenbaret/ damit die falsche Propheten das volck nit leichtlich könten betriegen.

XIII.

Letztlich aber als die zeit kommen war/ welche er von ewigkait nach seiner vnauszsprechlichen weiszhait bestimmt hatte: hat er seine zusage gehalten/ das ist/ seinen ewigen Sone vom himmel gesandt/ welcher durch die krafft des hailigen Gaistes/ von der substantz der jungfrauwen Marie/ des stamms Abrahe vnd Dauids/ ainen waren menschlichen leib an sich genommen hat/ mit welchem leib Gott der Herr aine gantz vnbefleckte raine vnd hailige seel/ durch dieselbige krafft des hailigen Gaistes erschaffen/ verainiget vnd verbunden hat/ vnd ist also ain warer Mittler worden/ wie droben gesagt: Vnd hat in der warhait alles erfüllet vnd vollbracht/ was da muszt erfüllet vnd volbracht sein/ auff dasz die menschen mit gott dem Herren versönet wurden.

XIIII.

Wie nun solches alles volbracht/ vnd Jesus Christus hinauff gen himmel gefaren/ hat er gewölt/ dasz alle dise lehr/ nicht allain mündlich durch die Apostelen vnd Euangelisten verkündiget: sonder auch mit jrer hand geschriben wurde/ auff dasz die kirche bisz zum ende der welt ain gewisse lehr hette/ auff welche sie fussen/ vnd sich verlassen möchte: Durch welche sie auch gar hell vnd klat vnderschaiden möchte/ die lügen aller falschen Apostelen vnd Antechristen/ von der ainigen warhait Gottes: welche volkommenlich verfasset ist in den büchern baider Testament/ das ist/ des alten vnd neüwen: Also/ dasz etwas daran zuändern/ darzu oder dauon zuthun niemands macht hat.

XV.

Dieweil aber dise lehr vergeblich beschriben were/ wo sie nit treüwlich verkündiget/ auszgelegt/ vnd erkläret würde: vnd aber die menschen das angesicht Gottes oder der Engel nicht können anschauwen: hat sich Gott der Herr auch in disem des menschlichen geschlechtes erbarmet/ vnd in seiner kirchen Hirten vnd Lehrer verordnet/ durch welche er wil/ dasz dise seine lehr gantz vnd treüwlich fürgetragen/ vnd nach notturfft der kirchen auff alle in gemain/ vnd jeden in sonderhait gezogen würde: auff dasz niemand sich damit könnte entschüldigen/ er hette den willen Gottes nit gewüszt.

XVI.

Derhalben/ kurz von dem gantzen handel zu reden/ so lehrnen wir ausz dem mund der treüwen Diener Gottes: welche der kirchen das wort Gottes predigen/ alles das so zu erkanntnusz vnseres elends/ vnd denn auch vnseres hails vonnöten ist/ dauon biszher gesagt. Vnd dieweil die predig Göttliches worts bei den menschen sunst so vil als bei den stainen auszricht: so musz man wissen/ dz gleich wie Gott durch das wort/ so von seinen Dienern geprediget/ in den eüsserlichen sinnen wircket: also wircket er auch jnnerlich durch seine vnbegreifliche macht/ das ist, durch seinen hailigen Gaist: welches ampt in disen wirckungen stehet/ von welchen hernach volget.

XVII.

Erstlich/ dasz gleich wie das erste thail der hailigen schrifft/ nämlich/ das gesetz/ vnsere oren überzeüget/ dasz wir armsälige elende sünder sind/ die den ewigen tod verdienen: Also schreiet auch dasselbe der hailige Gaist/ vnd treibt es vnseren gewissen ein/ die solches sonst nicht entpfinden/ vnd rüret sie dermassen/ dasz wir vnsere sünd rechtschaffen fülen/ welches denn der erste schritt vnd eingang ist zu vnserer säligkait: gleich wie in schwachait des leibs die gesundhait wider zuerlangen/ vor allen dingen vonnöten ist/ dasz wir wissen/ welches/ vnd wie grosz vnsere kranckhait sei.

XVIII.

Die andere wirckung des hailigen Gaistes/ ist der jetztgemelten gantz vnd gar vngleich. Denn mit jener macht er vns angst/ in dem er vns vnsere verdammnusz/ vnd gleich als die offene helle/ die vns jetzt zu verschlingen wil/ durch das gesetz vor augen stellt. Aber mit diser anderen wirckung tröstet er vns/ vnd gibt vnseren gewissen/ die gewisse ainige vnd hailsame ärtznei/ welche vns im anderen thail der hailigen schrifft verkündiget wird: nämlich im Euangelio/ das ist/ der frölichen bottschafft des hails/ von vnserer säligkait/ die vns in Jesu Christo geschenckt wird/ wie droben von stück zu stück erkläret ist.

=====XV.=====1)
Solche ärtznei kommt vns zu gut durch zwaierlai krafft des hailigen Gaistes. Denn erstlich so richtet er vnsern verstand dahin/ dasz wir die lehr des Euangelii verstehen mögen/ welche sonst in der welt/ vor aine grosse thorhait gehalten wird. Zu dem auch/ macht er vns gewisz/ vnd versicheret vns in vnseren hertzen/ dasz wir glauben/ dasz dise lehre von dem geschenckten vnd gnadenreichen hail in Jesu Christo/ nicht allain war ist: (Denn auch die teüffel selber erkennen/ dasz dise lehr warhafftig ist/ vnd werden doch nicht sälig) sonder auch dasz solche vns so wol als andere angehe. Vnd dises ist der glaube/ welcher vns in der hailigen Schrifft so hoch gerühmet vnd befolhen wird: Nämlich/ dasz wir gewisz sind dasz die säligkait vnd das ewig leben/ aigentlich vnd insonderhait vns zugehöre. Denn dieweil vns Jesus Christus im wort wird vorgetragen/ mit solchem beschaid: wo wir jnen mit glauben annämen: so volget je darausz/ dasz der glaub allain das mittel vnd der werckzeüg ist/ durch welchen wir gleich wie mit ainer hand/ das hail in Jesu Christo ergreiffen. Derhalben sagt der hailig Paulus/ dasz wir durch den glauben allain gerecht werden/ vnd derwegen auch allain durch denselben leben. Nicht dasz der glaub vnsere gerechtigkait vnd leben sei: sonder dasz wir durch den ainigen glauben allain Jesum Christum annämen/ gewisz vnd versichert sind/ dasz er vnser gerechtigkait vnd leben ist.

Denn wenn ainer glaubt/ dasz er zur säligkait verordnet ist/ vnd das ewig leben in Jesu Christo hat: so ist er auch so bald thailhafftig aller der güter vnd wolthaten des Herren Jesu Christi/ vnd hat das ewige leben: angesehen/ dasz ime Christus solcher gestalt wird angebotten.

XX.

Die dritte wirckung des hailigen Gaistes in vnseren hertzen/ ist dise: dasz/ weil er vns mit Christo verainiget (wie wir jetzt dauon gered) vnd aber Christus nicht kan in vns müssig sein: vonnöten ist/ dasz derselbig hailige Gaist/ welcher in vns den glauben anfängt/ (wie gesagt) auch zugleich vnsere hertzen hailige: das ist/ weihet sie Gott dem Herren zu ainer wonung. Dise hailigung aber stehet in zwaien stücken: das erst die die vertilgung der verderbten sündlichen art vnd natur/ welche macht/ dasz wir an Gottes gesetz ain miszfallen haben / vnd an demselben ain anlasz nämen je lenger je mehr zusündigen. Das ander ist die erschaffung der neüwen natur: welche macht dasz wir anfahen von hertzen zuwöllen vnd zuthun/ was wir wissen/ das Gott dem Herren gefällig vnd angenähm ist.

XXI

Aber solches wegnämen der sünd/ geschicht zum ersten in vnserem verstand/ welches finsternussen also erleüchtet werden/ dasz wir anfahen zu erkennen/ vnd vns lassen gefallen/ das wir zuuor vor ain torhait hielten.

Darnach auch in vnserem willen/ welcher also Gott dem Herren gehailiget/ ergeben vnd gelassen/ dasz er den sünden feind ist/ nit ausz forcht der straf/ sonder ausz lieb gegen Gott. Vnd liebet die gerechtigkait nicht von wegen der belonung: sonder dieweil die gerechtigkait an ir selber Gott angenähm vnd wolgefällig ist: also dasz/ ob gleich den sündern kain tod beraitet were: auch kain ewiges leben/ denen verordenet/ die sich der gerechtigkait befleissigen: so würden sie doch vmb Gottes willen lieber der gerechtigkait volgen: das ist/ Gott dem Herren hailiglich dienen/ vnd jren nächsten lieben/ wie solches im gesätz gebotten/ vnd vmb seines namens willen alle gefaht vnd leiden auszstehn: denn dem teüfel vnd jren flaischlichen lüsten folgen.

XXII.

Derhalben/ alles kurtz in aine summe zufassen/ gleich wie wir in dem ainigen Herrn Jesu Christo alles finden/ was vns zu vnserer säligkait vonnöten: Also macht allain der hailig Gaist Christum vnser aigen/ durch den glauben. Dieweil aber solcher glaub/ erstlich in vns sehr schwach vnd gering ist: so ist vonnöten/ dasz er von tag zu tag erwachsz vnd zunäme. Darumb müssen wir nun sehen/ durch was mittel der glaube in vns erhalten vnd gestärckt werde/ damit er in vns je lenger je mehr zunäme. Erstlich/ wie der glaub in vns durch den hailigen Gaist erschaffen wird/ vermittelst Göttliches worts/ welches in vnsere hertzen wird gesäet/ vnd derhalben auch ainem samen verglichen: Also wird er auch erhalten vnd aufferzogen durch dasselbig wort/ so wir es mit allem fleisz/ in der gemaine Gottes hören predigen/ oder auch dahaim in vnseren haüseren lesen/ vnd all vnsere gedancken fleissiglich tag vnd nacht darauff legen/ hindan gesetzt alle andere geschefft/ disz zeitlich leben belangend/ so vns entweders von Gott abwendig/ oder diser welt anhängig machen möchten. Derhalben spricht Dauid: Sälig sind nicht die reichen/ König/ Fürsten/ Kaufleüt/ oder andere die in dise welt gehören: sond allain die/ so mit fleisz vnnd one vnderlasz Gottes wort betrachten/ vnd zu hertzen fassen/ dieweil sie frembdling sind in diser welt/ vnd jr sinn stehet nach dem himmelischen vatterland.

XXIII

Zum andern/ sol man auch wissen/ dz Gott vnserer schwachhait vnd blödigkait zu hülffe kommt: also/ dasz er vns nicht allain die grosse liebe/ damit er vns in seinem Sone/ vnserem Herren Jesu Christo geliebet hat/ durch sein wort läszt verkündigen: sonder hat auch seinem wort/ eüsserliche warzaichen wöllen zuthun/ welche sampt etlichen ceremonien/ vns Jesum Christum (also zureden) vor augen stellen/ vnd in die hände geben/ mit allen seinen gutthaten/ von welchen jetzt gesagt: auff dasz vnser glaube durch solche hülffe erhalten/ in vns je lenger je mehr gestercket werde/ vnd vns jmmer näher zu Christo bring.

Dise gedenckzaichen aber/ haisset man in griechischer sprach Mysteria, dz ist gehaimnusz. Dieweil vns Gott durch solche bedeutet/ vnd fürbildet/ die ding/ welche in der warhait gehaimnusz sind/ deren sich die menschen nie hetten versehen können: nämlich/ Jesum Christum mit allen seinen gütern/ vnd dem ewigen leben. In Latinischer sprach aber/ nennet man es Sacramenta/ von wegen aines andern gebrauchs/ von dem bald hernach.

XXIIII.

Diser Sacrament sind in der Christlichen Kirchen nicht mehr denn zwai: nämlich/ derTauff/ vnd des Herren Abentmal: Denn nach dem die Ceremonien des gessatz/ erloschen vnd abgeschafft/ vnd die Sonne der Gerechtigkait auffgangen: Hat vns Gott nicht widerumb wöllen in vil schatten/ vnd figuren einwickelen: sonder allain zwai Sacrament verordenet/ vnd gewölt/ dasz gar schlechte vnd gemaine ding darzu gebrauchet würden: nämlich/ wasser/ brot/ vnd wein/ vnd sie gar mit ainfeltigen Ceremonien gehalten würden: nämlich/ dasz man mit wasser besprengt würde/ das brot ässe/ vnd den wein trüncke/ auff dasz je die menschen/ welche von natur zum aberglauben genaigt/ dise ding nicht miszbrauchten. Denn wo sie aine statliche grosse zuberaitung würden gesehen haben/ vnd etliche sondere auszerlesene ceremonien: würden sie allain mit dem eüsserlichen gepreng sein vmbgangen: vnd an statt/ dasz man durch solche eüsserliche zaichen/ mit dem glauben in himmel musz hinauff dringen/ vnd da ergreiffen die ding/ welche vns eben durch dise zaichen bedeütet werden: hetten die leüt des Himmels vergessen/ vnd weren gantz vnd gar auff dise zaichen gefallen/ vnd hetten darinn jre säligkait gesucht.

Darumb/ so haben die den gantzen brauch der Sacramenten verfälscht/ welche mit der ainfalt vnd schlechte einsatzung des Herren Jesu Christi nicht begnüget/ die Christliche gemain mit vnzäligen ceremonien beladen haben. Also/ dasz sie ausz der Christlichen Religion nicht allain ain Jüdisch/ sonder auch ain Haidenisch wesen gemacht.

XXV.

So sind nun die Sacramenta von Gott dem Herren eben darumb eingesetzt/ darumb auch das wort mündlich/ vnd one Sacrament wird fürgetragen: nämlich/ dasz sie vns als mittel darzu söllen dienen/ dasz wir je lenger je mehr Christo/ durch den glauben eingeleibt vnd verainiget werden: Ja sie können auch on das wort nicht besehen/ welches wort vns erkläret/ was vns Gott durch sie wölle anzaigen vnd bestätigen: in dem/ dasz sie sichtbare zaichen sind/ der gaistlichen gemainschafft/ die wir mit dem Herren Jesu Christo halten. Nun sind aber in disem handel vornämlich vier stück zumercken. Erstlich/ welches die warzaichen seien. Zum andern/ was das sei/ welches durch sie bedeütet vnd bestätiget wird. Zum dritten/ was gestalt das zaichen/ vnd das da bedeütet wird/ ainander zugethan sind. Zum vierden/ wie wir das zaichen/ vnd die gaben/ die da bedeütet werden/ entpfahen: So sind nun die zaichen so wol die materien/ deren wir vns in den Sacramenten gebrauchen (wie da ist das wasser in der Tauff/ das brot vnd der wein im hailigen Abentmal) als die Ceremonien/ vnd der gantz handel/ wie er im brauch der Sacramenten/ durch das wort Gottes ist verordenet vnd eingesetzt/ dauon wir hernacher sagen werden. Das bezaichnete ist Jesus Christus/ mit allen seinen güteren: durch welchen wir sämptlich mit jme verainiget werden/ auff dasz wir das ewig leben haben.

XXVI.

Die zaichen werden nicht verwandelt in die bedeüte ding: sonder werden die verhaissenen gaben/ mit den zaichen entpfangen/ nicht in krafft etlicher auszgesprochenen worten/ sondern von wegen der ordnung des Herren Jesu Christi/ welcher die Sacrament gestifft vnd eingesetzt hat. Vnd solches nicht auff aine leibliche oder natürliche weis: sonder allain darumb/ dz Gott der Herr vns allezeit gaistlicher weis gibt/ das vns leiblicher weis durch die zaichen wird angezaigt.

XXVII.

Dise weis/ auff welche wir der zaichen thailhafftig werden/ ist sichtbar vnd natürlich: aber das da bedeütet wird/ nämblich/ Jesus Christus mit allen seinen gütern vnd gaben/ wird gaistlicher weis entpfangen/ allain durch den glauben/ wie hieoben gemäldt. Darausz eruolget/ dasz diejenigen/ so den glauben nit darzu bringen/ auch nichts entpfahen/ denn die zaichen/ vnd werden doch nichts destoweniger schüldig/ so wol/ dasz sie die zaichen vnwirdiglich entpfangen/ als das sie verachtet haben/ das jenige/ so jnen damit bedeütet vnd angebotten ist: nämlich Jesum Christum mit allen seinen güteren/ welchen sie boszhafftiglich verworffen haben.

XXVIII.

Das zaichen der hailigen Tauff/ ist dz wasser/ mit welchem wir begossen werden/ nach der einsetzung vnd ordenung Gottes/ im namen des Vatters/ des Sons/ vnd des hailigen Gaistes. Das wasser bedeütet vns das blut vnsers Herren Jesu Christi: welches vergossen ist zur vergebung vnserer sunden/ gleich wie dz wasser über vnsern leib gegossen wird: welches blut vns auch haiiget/ auff dasz wir leben in aller gerechtigkait/ wie zuuor gesagt.

XXIX.

Vnd wiewol die Sacramenta dem wort sollen nachuolgen/ darumb/ dasz das jenige/ welches sie zu bedeüten/ vnd in vnseren hertzen zuuersiglen/ eingesetzt sind/ nicht anderst denn durch den glauben mag entpfangen werden: vnd aber der glaube vns gegeben wird durch die predig Göttliches worts: So tauffen wir doch die junge kinder der gläubigen/ dieweil/ ob sie wol Gottes wort zulehrnen/ vnd zubekennen noch nicht geschickt (welches sie dennzumal thun söllen/ wenn sie zu jrem alter vnd verstand kommen) aber doch sampt jren älteren/ im bund Gottes begriffen sind/ jnen das bundzaichen nicht sol abgeschlagen werden.

XXX.

Der ander brauch oder nutz der hailigen Tauff ist/ dasz wir alle mitainander dardurch verbunden/ allesämptlich aines Gaistes im Herrn Jesu Christo geleben/ dessen wir alle ain gleiches warzaichen tragen.

XXXI.

Im hailigen Abentmal vnsers Herren/ so man das nach der hailigen ordnung seiner einsatzung helt/ one alles veränderen/ dazu oder daruon thun: ist vns dz brot ain Sacrament/ das ist/ ain sigill vnd merck/ oder warzeichen des waren leibs/ vnsers Herren jesu Christi/ welcher nach seinem tod vnd aufferstehung/ zu der rechten des Vaters hinauff gefaren ist: Gleichergestalt auch der wein ist vns ain Sacrament seines waren bluts/ welches vor vns vergossen ist. Das brechen des brots stellt vns vor die augen/ wie der theüwere leib vnseres Herrn Jesu Christi/ ist durch schmertzen des tods zerrissen worden. Dasz giessen des weins/ die vergiessung seines bluts. Der diener welcher vns das brot vnd den wein raicht/ ist an statt vnsers Herrn Jesu Christi/ welcher vns sich selbst schenckt. Dasz wir das brot vnd den wein nämen/ ässen vnd trincken: ist vns ain zeügnusz vnd sigill in vnseren hertzen/ der verainigung die vnsere leib vnd seel mit vnserem Herrn Christo haben/ auff dasz wir jnen je lenger je mehr zu aigen bekommen/ mit allen seinen güteren zum ewigen leben. Vnd solches nicht mit den zänen/ oder mit dem mund/ sonder mit ainem waren lebendigen glauben/ welcher vns bisz in himmel erhebt/ auff dasz wir jnen da ergreiffen/ vnd fassen gaistlicher weise/ jedoch warhafftiglich: Ja eben den Christum/ welcher vns ains speise ist zum ewigen leben: gleich wie das brot vnd der wein leiblich vnd sichtbarlich entpfahen/ vns erhelt in disem zeitlichen leben: Denn wir daran kain zweiffel tragen/ dasz Gott erfülle das jenige so er vns in seinem Wort zusagt/ vnd in seinen Sacramenten allen gläubigen darraicht.

XXXII

Der ander nutz des hailigen Abentmals ist/ dasz wir mitainander verbunden vnd verainiget werden/ gleich wie glieder ainse leibs. Dieweil wir ässen von ainem brot: welches von vilen körnlein/ vnd trincken von ainem wein/ welcher von vilen draubenbären gemachet ist/ dasz wir alle an ainen Herren Jesu Christo thail haben.

XXXIII.

Vnd gleich wie wir von tag zu tag müssen ässen/ disz zeitlich leben zuerhalten: also ist es vns auch vonnöten/ dasz wir vns zu diser gaistlichen malzeit verfügen/ so offt es jmmer möglich: Welches mit der hailigen Tauff nit geschehen solle/ denn es damit gnug ist/ dasz wir ainmal in die Christliche Kirche auffgenommen werden/ fort/ jmmer vnd ewiglich darinnen zubleiben. Zu dem auch/ dieweil es vonnöten/ dasz in des Herren Abentmal sich ain jeder in sonderhait prüfe/ vnd verkündige den tod des Herren/ das ist/ offentlich mit dancksagung in dem Abentmal bezeüge/ dasz auch jme Christus zu gut gestorben sei: so ist offenbar gnug/ dasz das Abentmal denen zuniessen nicht gebüret/ welche dises zuthun nit geschickt sind: als nämlich die klaine vnmündige kindlin/ welche doch nichts destoweniger sälig können werden/ dieweil sie mit jren älteren in dem bund der säligkait begriffen sind/ also gebürets auch denen nit/ welche im Christlichen glauben nit vnderwisen sein/ oder darinnen souil nichtgelehrnet/ dasz sie jres glaubens können bekanntnusz thun. Noch auch denen/ welche im offenen Bann sind/ das ist/ die durch ain rechtmeszig vrtail der kirchen/ ausz der gemainschafft vnd gesellschafft der gläubigen auszgeschlossen sind.

XXXIII.

2)
Disz ist in summa der gantz innhalt der lehr von vnserer sälikait/ welche wir haben durch den ainigen Herrn Jesum Christum vermittels vnsers glaubens. Vnd ein jeder der dise lehr annimmt (welches doch nicht geschehen kan/ denn da sie treüwlich gepreigt wird/ vnd die Sacramenta rain vnd onuerfälscht/ nach der ordenung/ so durch Gottes wort ist eingesetzt/ geraicht werden) der ist ain glid der kirchen Jesu Christi/ welche man nennet Catholische/ das ist/ allgemaine/ ausserhalb welcher kain hail oder säligkait ist.

Dargegen alle andere versammlungen/ welche dise merckzaichen nicht haben/ wenn sie sich schon tausent mal die kirche oder gemaine Jesu Christi nenneten/ an was ort sie auch seien/ vnd wes herkommen sie sich rühmen/ so können sie anders nicht sein/ denn die Sinagoge des Sathans/ inn welcher nichts ist denn eitel verdammnusz. Derhalben ist es wol vonnöten/ dasz man sich von solchen absöndere/ vnd volge der lehr/ die vns der hailige Petrus gibt/ da er von den nachkommen Aarons/ vnd der kirchen zu Jerusalem also sagt: Hütet eüch vor disem verkerten geschlecht.

Gott sei gelobet in ewigkait.

1)
Im Original ist dieser Fehler in der Nummerierung enthalten.
2)
Fehlnummerierung im Original
Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/b/beza/beza-bekenntnis.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain