Beste, Wilhelm - Wegweiser zum inneren Frieden - 3. Gott begehrt nicht das Eure, sondern Euch.
Mit einzelnen Werken lässt Sich Gott nicht versöhnen. Nicht einmal liebende Menschen werden das durch befriedigt. Es kommt vor, dass Jemand einem alten Bekannten, dem er sich verbunden weiß durch empfangene Güte und von dem er sich zurückzog, ein Geschenk beizubringen weiß, in der Absicht, seiner Verpflichtung dadurch sich zu entledigen und in der Meinung, nun ohne Vorwurf ihn vernachlässigen zu dürfen. Elendes Verfahren! Nur gemeine Seelen werden dadurch abgefunden. Jener alte Freund begehrt, wenn er Dich noch liebt, nicht Dein Geschenk, sondern Dein Herz. Es gilt hier das Wort des Apostels: „Ich suche nicht das Eure, sondern Euch.“1)
Und Du meinst Gott mit einer äußeren Gabe abfinden zu können? Glaubst, Ihn mit einzelnen Werken zu befriedigen? Nein, Gott begehrt nicht das Deine, sondern Dich; Gott begehrt Hingabe Deines Herzens an ihn, d. i. Glauben. Er sieht mehr auf Das, was Du ihm bist, als was Du in Rücksicht auf Ihn tust, und wir könnten das Wort des Dichters
„gemeine Naturen
Zahlen mit Dem, was sie tun,
edle mit Dem, was sie sind“
auch auf unser Verhältnis zu Gott übertragen, wenn wir stark und demütig genug wären, von diesem Gedanken alle Selbstgerechtigkeit abzustreifen. Denn mehr. als das Tun ist das Sein, und die Forderung „gib mir, mein Sohn, Dein Herz“2) ist umfassender, als die: Gib mir Dies und Das! Aber vergiss nicht, dass Er Dein Herz nur fordert, damit Er es entsündige. Darum will Er Dich haben, damit Er Sich Dir mitteilen könne; darum fragt Er wenig nach dem Deinen, weil es Ihm vor Allem darauf ankommt, Dir das Seine zu geben und Du nicht durch das Deine, sondern durch das Seine selig wirst.