Zell, Catharina - V. Erklärung der Frau Zellin:

Zell, Catharina - V. Erklärung der Frau Zellin:

Dieser Brief ist die Antwort der Catharina Zell auf einen Brief des Ludwig Rabus an sie. Sie zitiert seinen Brief Zeile für Zeile und bezieht Stellung dazu.

Rabus, mein Glori, Ruhm und Trost, in dem gecreuzigten Christo.

Zellin. Christus ist auch mein einige Glori, Ruhm und Trost, aber nit allein im Creutz, sondern auch im Leben, der herrlichen Auferstehung, Himmelfahrt, und jetzt göttlicher Herrlichkeit und Verklärung im Wesen der Heiligen Dreyeinigkeit GOttes, da er lebet, regieret und herrschet, unser GOtt und HErr, wahrer GOtt und Mensch, dann wo er im Creutz und Tod blieben, und nit wiederum auferstanden, gen Himmel gefahren, und in das göttlich Wesen eingesetzt wäre, mit seiner heiligen Menschheit, in allen Gewalt GOttes, so wäre mein Ruhm nichts, wir würden auch alle nit auferstehen, sonder in unsern Sünden und ewigem Tod bleiben. Christus ist aber aufgestanden, und lebt in GOtt, dann wie er ist vom Vater dahin gegeben, für unsere Sünd in Tod, also ist er wiederum aufgestanden zu unserer Gerechtigkeit, die vor GOtt giltet, ins Leben, er seye gelobt in Ewigkeit Amen.

R. Dein heidnisch, unchristlich, erstunken und erlogen Schreiben, ist zu mir kommen den 16. Aprilis rc.

Z. Ist mein Schreiben heidnisch, unchristlich, erstunken und erlogen? Magst du liebes Straßburg dasselbig, so du es gelesen, wol bedenken und urtheilen, ob ihm also sey. Warum hat er nit geschrieben, worinnen es erlogen sey? Man besehe die Schriften der heiligen Propheten und Apostlen, auch die Lehr und Reden Christi, ob ich heidnisch und erlogen, oder Christlich und wahrhaftig geschrieben hab.

R. Dieweil ich dann in selbigem, giftigen, neidischen, erstunkenem und erlognem Schreiben befunden, ob dich wol GOtt wunderbarlich heimgesucht, dannoch kein Besserung an dir zu verhoffen.

Z. GOtt wird Richter und mein Zeug seyn, daß mein Schreiben, nit giftig oder neidisch, sonder vermahnlich ohne Gift und Feindschaft zu ihm kommen ist, solches soll auch mein und sein Schreiben an Tag geben, und männiglich dasselbige zu urtheilen und öffentlich zu bekennen Macht haben, in welchem Gift, Neid und Zorn befunden werde. Daß mich GOtt auch wunderbarlich heimsucht, ist wahr, er hat es also von meiner Jugend an gethan, mit viel Gaben und Gnaden, auch sehr vielen Arbeiten, Creutzen und Ruthen, dessen ich ihm herzlich danke, solches allezeit, und noch, für eine väterliche Züchtigung und Liebeszeichen angenommen, daß ich sein Kind bin, nach der Red des weisen Manns, und des heiligen Apostels, die da sagen, verachte nicht die Züchtigung des HErrn, dann wo ihr nit von ihm gestrafet werdet, so seyd ihr Bastert und nit Kinder; und David sagt im Psalmen, wann ich sündigte wider den HErrn, so war meine Straf früh da, und ich bin zu leiden gemacht; und Salomon spricht, je lieber Kind, je grösser Ruth, das hat sich auch in Christo dem liebsten Kind, und allen Heiligen befunden, die Besserung aber, die er von mir begehrt und gern hoffet, Unrecht Recht zu heissen, wird ich nimmermehr thun, da mag wol seine Hofnung aus seyn,.

R. Sonder du für und für in schrecklichen Irrthumen, falscher Zeugnuß und teuflischem Ausgeben frommer Leute, verstockter Weiß verharrest.

Z. Höre liebes Straßburg! wäre dieser junge, schneller Mann, zu Costanz gesessen, hätte er nicht auch ein kurz Urtheil zum Feuer über den frommen Hussen gesprochen, wann er nicht geglaubet und geredt hätte nach seinem Gefallen, und noch vielmehr ein unbarmherzig Gemüth mit andern Gelehrten, über den armen Serveto zu Genf ausgestossen, und dörfte er teutsch und welschen Landen nichts verweisen, daß sie so viel Marterer haben gemacht um der Wahrheit willen? Möchte dieser Mann, was würde er thun, über die so nit allenthalben seines Kopfs und Gemüths wären, wie er mich dann auch achtet, darum ich ihme noch für eine alte Unhold und Zauberin müßte mit Hussen und andern irren, und verbrandt werden? Er sagt ich verharre verstockter Weiß für und für in schrecklichen Irrthumen, er nennet aber nicht, was dieselbigen seyen, es hat michs noch bis auf diesen Tag, kein Mensch nie geziget, auch ältere und gelehrtere dann er, und er auch selbst nicht, bis er in solchen Neid und Haß kommen ist. Habe ich so grosse Irrthum, so hat mir es doch weder er, noch jemand ander nie gesagt, noch mich deren ermahnet, wie kan ich dann so verstocket verharren, und wie ist er dann so ein grosser Gleichsner gewesen, daß er so freundlich bey mir gewohnet, viel Gespräch und Gesellschaft gehabt, mit mir geessen und getrunken, Gutthaten von mir empfangen, und mich doch nie vermahnet, noch solches angezeiget, er thue es aber noch, er nenne die, und beweise es mir mit Wahrheit, ich schäme mich meinen Glauben und meine Hoffnung des ewigen Lebens zu bekennen gar nicht. Ich glaub in den Sohn GOttes, wie Christus dasselbig gefoderet von dem Blinden, den er sehend gemacht hatte, und was derselbig gelehrt hat, der aus des Vaters Schos kommen ist, und uns desselbigen Willen verkündiget, hat derselbige unser einiger Seligmacher, und seine Apostel (die er durch seinen Geist gelehrt, und mit der Kraft von oben herab angethan hatte) geirret samt den heiligen Propheten, so will ich mit ihnen irren, und auch ihren Lohn gerne empfangen, den sie empfangen haben, auf dieselbigen beruf ich mich. Ich glaub und rede ihnen nach. Er meldet auch, ich gebe falsche Zeugnuß, kan ich wol gedenken, er meinet die lieben Männer todte und lebendige, die ich versprochen habe des Unrechten, so er gegen ihnen treibt als Zwinglin, Ecolampadius, Schwenkfelden, und dergleichen, das wird GOtt zeigen, daß ich keine falsche Zeugnuß gebe, noch verstockter Weiß darinnen verharre, das will ich auch (nach GOtt und seiner Apostel Lehr) darlegen, die alten Bücher, als unsers lieben Doctor Luthers und Johann Staubitzen seines Gesellen und Preceptors, da er noch im Kloster ist gewesen, welcher Bücher ich mehr, dann Herr Ludwig gelesen habe in dreyßig Jahren, und noch zeigen kan, wie sie von Sachen reden. So saget er auch, ich verharre verstockter Weiß, in teuflischem Ausgeben frommer Leute, da kan ich niemand gedenken, er meint dann sich selbst. Was kan ich viel ausgeben, ich hab ihm geschrieben, was er mißhandlet, und ihm die Wahrheit gesagt, hab ich gelogen? So thue er es mit wahrhaftiger Verantwortung dar, und nicht mit so häßlichen, unchristlichen Scheltworten, welches ich wol (wann ich so grob und frefel wäre, wie er) daß es ein teuflisch Ausgeben wär, sagen möchte. Daß er fromm sey, wie jeder Bidermann in der Welt fromm ist, laugne ich nit, ich glaub wol, daß er niemand nichts genommen, noch mit andern groben Lastern sich verunreiniget habe, auch bete, Almosen gebe, die grobe Laster strafe und andere mehr gute Tugenden habe, deren ein Theil ich auch von ihm gesehen und gehört; es ist aber alles noch nit die rechte Frommkeit (die einem weisen Schriftgelehrten, klugen Haußhalter GOttes, und rechten treuen Hirten und Diener Christi und seiner Kirchen) zugehört und vonnöthen ist, nach der Lehre Christi und seiner Apostel. Das laß ich seinen Abscheid und Handlung bezeugen, wann ich da geheuchlet hätte, und ihm noch in dem und anderm recht gäbe, und mir sein Thun und Verdammen frommer Leute gefallen ließ, so wäre ich mit falscher Zeugnuß wider das Gebot GOttes verstrickt, ich hoffe aber, es werden fromme Leute nit ab mir klagen, daß ich jemandem geheuchlet, Leid oder Schaden gethan habe, und GOtt wird mich dieser dreyer böser Dinge ledig sprechen. Er gebe auch Herr Ludwigen dieß und anders hier in Zeit der Gnaden zu erkennen, und gnädige Verzeihung.

R. So befehle ich dich dem gerechten GOttes Urtheil, und habe dessen kein Zweifel, er wird dir einmal deines Pharisäischen Stolzes wol verdiente Belohnung geben.

Z. Daß er mich dem gerechten GOttes Urtheil befihlet, mag ich leiden und nit leiden, auf zween Wege. Zum ersten, mag weder ich, Herr Ludwig, noch alle Menschen, und Heiligen in allem unserm Thun (ausserhalb Christo) das gerecht Urtheil GOttes erleiden, noch tragen, sondern müssen mit David sagen: HErr! kein lebendiger Mensch darf für dich in dein Gericht kommen, da demüthige ich mich billich und gern unter die gewaltige Hand GOttes, und begehre Gnad und kein Gericht. Herr Ludwig thue, was er wolle. Zum andern aber danke ich ihm, daß er mich dennoch dem gerechten GOtt (welcher niemand unrecht thut) und nicht dem Henker befihlt. Da will ich mit fröhlichem Herzen mit Christo und David sagen gegen Herr Ludwigen: HErr schaff mir Recht gegen meinen Feind, hadere du mit meinem Haderer und Widersacher, der da sagt, ich habe keine Hülf bey dir. Urtheile du mich nach meiner Unschuld gegen ihm, stehe du auf und führe meine Sach aus, dann darum, daß ich recht rede, fangt er Krieg mit mir an rc. Ich freue mich auch, daß Christus unser HErr, das Gericht und Urtheil über alle Menschen vom Vater empfangen hat, für welches Richterstul Herr Ludwig, ich und alle Menschen erscheinen müssen, der wird mir (nit wie Herr Ludwig schreibet) meines Pharisäischen Stolzes wol verdiente Belohnung geben, sondern ein gnädig Urtheil und fröhliche Sentenz sprechen. Du hast mich vor der Welt und argem Geschlecht bekennet, dich will ich auch vor meinem himmlischen Vater und allen Englen bekennen. Also bin ich ungezweiflet mehr (dann Herr Ludwig des seinen) meines gottsförchtigen, gebrochenen, schamrothen und zerschlagenen Herzens sicher vor GOtt gnädige und verheissene Tröstung und Belohnung zu empfangen. Ich glaube auch, daß mich niemand für eine pharisäische Heuchlerin je gehalten hab, auch er selbst nit, dann er klagt doch, wie ich ein frefel Maul habe, solches heuchlet freylich nicht.

R. Dein Schreiben, welches nit der Geist GOttes (welcher ein Geist der Wahrheit ist) sonder des Teufels Geist, so ein Lugner von Anfang gewesen, aus dir getrieben, will ich fleißig aufheben zum Zeugnuß deines unverschämten Mauls rc.

Z. Mein Schreiben hat (hoff ich) warlich der Geist GOttes (und nicht des Teufels Geist) aus mir getrieben, dann ich habe die Wahrheit und keine Lugen geschrieben, und den HErrn JEsum fleißig zuvor gebeten, er wolle mir eingeben, zu schreiben, zu reden und zu unterlassen, was und wie es ihm gefall, und alle Weg verhindern, wo es wider ihn sey, da hat er es in allwege gefürderet, darum hat mich der Teufel nicht getrieben, der ein Lügner ist. Ich hab keine Lügen noch Gleichsnerey darinnen geschrieben, noch mich derselbigen gebraucht. ER zeige mirs fröhlich an, in welchem Stuck oder Orth. Ich möchte aber wol sagen, seine Brüder und andere Herrn haben nit nach der freyen dapferen Wahrheit gegen ihm gehandlet, ihm unter Augen sein Unrecht angezeiget, sonder wider ihres Herzens Willen und Gedanken, gute Worte geben, und mit ihm die Letze geessen, dessen die Apostel ihnen kein Exempel gegeben haben, ihres Heuchlens. Hab ich dann so unrecht gethan, die ich noch eine alt Mitarbeiterin der Kirchen zu Straßburg bin? Daß ich ihm die Wahrheit gesagt habe, muß ich aus dem Teufel geredt haben. O nein, ich bin meines Thuns und Glaubens gewisser, und erschrecken mich diese Worte gar nit. Warum haben es seine Brüder und Mitprediger nit gethan? So hätte ich es nit dörfen thun. Ich hab ihnen lang zugesehen, ob sie es thun wollten, so wollte ich billich, als ein armes Weib, geschwiegen haben, und andere lassen reden, da sie aber einander zu Gast geladen, und alle geheuchlet, da hab ich gedacht, daß der HErr JEsus zu den Juden sagte, wann diese schweigen, so müssen die Steine reden, so bin ich dannoch mehr dann ein Stein, laß mich den Esel Bileams seyn, der den Engel sahe mit dem Schwerdt im Wege stehen, den der Prophet nit sahe rc.

Daß er schreibet: Er wolle mein Schreiben fleißig aufheben, zum Zeugnuß meines unverschämten Mauls rc. Mein Schreiben fleißig aufheben, höre ich gern, ob es ihn etwan bewegte zur Buß, wo nit, so bring er es mit ihm an das jüngste Gericht. Laß sehen, mit welchen Ehren oder Schand sein oder meines gelesen werde, der HErr wird ihm zeigen, daß ich kein unverschämtes, sondern ein freyes in Ansehung Hasses und Gunsts, wahrhaftiges und von Gleichsnerey unbesudletes Maul habe, ich hab auch noch (GOtt sey Lob) in Straßburg und anderswo, solch Lob wider diesen schönen Brief allzeit gehabt und noch, hoff auch der HErr wird mir es bis an mein End also geben und behalten, daß mein Maul, wiewol etwan grob, aber wahrhaftig erfunden werde. So richten auch alle Verständigen zwischen seinem und meinem Brief, welcher unverschämter, aus Herzen, Mund und Feder gegangen sey, und ob er die Lehr des heiligen Pauli gehalten hab, die alten Frauen strafe wie Mütter, Ehre die Wittwe, die gastfrey gewesen, und den Heiligen die Füß gewaschen hat.

R. Da du trotzlich darfest auf einen Diener Christi ungehört, unbefragt auf das allerteuflischste zu schänden und zu schmähen rc.

Z. Ich habe nicht trotzlich auf einen Diener Christi teuflisch geschändet und geschmähet, sondern wahrhaftig, vermahnlich und auch sträflich (wie es die Sachen erheischet haben) geschrieben und von Herzen heraus gesagt, wie es bey mir ist, nit wie die Beginen-Klosterfrauen gleichsnen, und edle, kleine, subtile und gute Worte geben aus Gleichsnerey, deren keins ich nie gewesen bin, darum red ich grob, aber wahrhaftig, wie ich es in meines frommen Vaters und lieben Manns Hauß gelernt hab, und nicht heuchelisch, wie viel thun, was sollt ich ihn auch viel gehört und befraget haben, er ist doch auf der Gassen für mich gegangen, und kein Wort zu mir geredt, welches ich nicht um ihn verschuldet habe, er hat mir auch trotzlich entboten, mit einer ehrlichen Person, er wolle keinen Buchstaben von mir annehmen, und kein Wort mit mir reden, dann vor Herren. Er hat mich aber nie beschickt, so bin ich auch in grosser Krankheit gelegen, und hat mich nie besucht, wie ich ihm aber zuvor und nach, in seiner Krankheit gethan habe. Er ist auch also hinweggezogen, daß ich es nicht gewußt, bis liebe Herren und Frunde zu mir kommen, und mir es gesagt haben, wie könnt ich ihn dann befragen, sollte ich ihm gen Ulm nachgeloffen seyn? Ist nicht meine Zuschreibung auch eine Befragung und Beklagung, auf welches er wol freundlicher, wahrhaftiger, und weißlicher geantwort möchte haben, hätte er sich begert zu versprechen. Ich weiß auch wol, daß der heilige Paulus sagt, wider einen Diener oder Vorsteher, nimm kein Klag auf, ohne zweyer oder dreyer Zeugen Munde, da will ich nicht zween oder drey Zeugen, sondern eine ganze Statt Straßburg lassen Zeugnuß geben, mit was Fugen und Christlichen Glimpfs er gehandlet hat. Ist er ein Diener Christi, so sagt St. Paulus auch, man foderet von solchen Dieneren, daß sie treu seyen und erfunden werden, da rechne er mit ihm selbst ab, wie viel er da schuldig bleibe. Ich möchte wol sagen, ich wüßte nit, daß er ein Diener Christi wäre seiner That nach, wie der heilig Paulus sagt, da ihn der Hohepriester Ananias hieß auf das Maul schlagen. Da sagt Paulus GOtt wird dich schlagen, du getünchte Wand, und da es ihm verwisen ward, daß er dem Hohenpriester GOttes fluchte, antwortet er, ich wußte nit (lieben Brüder!) daß es der Hohepriester ist.

R. Damit man doch sehen möge, die schönen Früchtlein der selbst gewachsenen, stinkenden Schwenkfelder und dergleichen ketzerischen Herzen und Gemüther rc.

Z. Daß er hie so thörichte Worte redt, selbst gewachsen, und stinkend, Schwenkfeldische und dergleichen ketzerisch Gemüther rc. Welcher thörichtigen Worte, sich so ein weiser hoher Theologus sollte schämen fromme Ehrenleute, also zu Ketzern und zu Schelten, die er nie kannt hat. Herrn Caspar Schwenkfelden hab ich mehr dann 24. oder 26. Jahr gekannt, seine Bücher gelesen, mein lieber Mann selig hat ihn mit Freuden zu Gast gehabt, samt andern herrlichen und gelehrten Männern, hat ihn geliebt, er und ich etlich Gespräch mit ihm gehalten, kan nit sagen, so ich jetzt sterben, und vor des HErren Christi Richterstul kommen sollte, daß ich einigen Gestank oder Ketzerey für GOtt bey ihm befunden habe, Herr Ludwig aber, sehe eben für sich, daß er nit stinke für GOtt, wie der Engel Lucifer, der sich in Hoffart, wider GOtt erhube, deshalb aus der Zahl der seligen Engel vom Himmel in Abgrund den untersten Orth gestossen, und mit ewigen Banden gebunden worden, daß er nimmer zur Reue und Busse kommen kann, und daß auch nicht die Jungfrau Maria eine Mutter GOttes und Menschens über ihn gesungen habe, die Hoffärtigen stosset GOtt vom Stul, aber die Niedrigen, Ungeachten und Demüthigen erhebt er. Daß er auch schreibet und dergleichen ketzerischen Herzen und Gemüther rc. Da meint er den jetzt seligen Ulrich Zwinglin, durch welchen GOtt viel Guts im Schweitzerland hat ausgericht und gehandlet, zuletzt in Schmach, aber Freuden seiner und GOttes Feinden hat lassen umkommen, wie auch seinen Sohn Christum selbst. Ist er darum ein Ketzer? Nein, freylich, es müßte sonst auch Christus und seine Apostel, ja auch viel zu unserer Zeit, so das Feld verlohren, und in ihrer Feinden Hände kommen sind, Ketzer seyn, die er doch für Heilige und Bekenner Christi und des rechten Glaubens in seine Bücher setzet, damit er viel Gelt verdienet. Hat aber Zwinglin selig etwas menschlicher Fall an ihm gehabt, wie wir alle Menschen, die sagen müssen mit David im Psalmen, HErr, wann du in das Gericht gehen, und mit uns Rechten wolltest, wer würde für dir bestehen? Ist ihm solches nit auch durch das Blut des erwürgten Lamms Christum hingenommen, wie Herr Ludwigen, mir und allen Menschen, dieweil er, doch mit so grossem Ernst, Lieb und Glauben mit viel Schmach und Arbeit, das hoch wahrhaftig und nöthig Haupstuck, das JEsus der Christus und GOttes Sohn, deshalben allein der einig Seligmacher und HErr alles Fleisches seye, geglaubet, öffentlichen gelehrt, geprediget, und bekannt hat, da dieser junge unerfahren Mann, Herr Ludwig noch nit das ABC gelehrnt hat. Er thu es ihm nach, was der liebe fromme Zwinglin gethan hat. Es ist aber, wie der HErr Christus sagt, die Weißheit muß sich lassen ihre Kinder rechtfertigen. Ach wie wird auch die Red des heiligen Propheten täglich so wahr, da GOtt sagte, ich will die alten Verständigen, Starken und Weisen hinweg nehmen, und Kinder dafür geben, auch viel von der jungen Mannschaft, durch Schwerdt und Pestilenz lassen fallen, und den überigen ein feig, stolz Herz geben. An Alten und Jungen ist solches wahr worden, daß haben wir etlich kurze Jahr jetzt gesehen. GOtt helf Herr Ludwigen, daß sein Herz nit feig und stolz sey, von welchen der Geist GOttes weicht, rc. Daß er auch schöne Früchtlein nennet; ach GOtt der armen Frucht unser aller, die wir geben, dieweil aber der HErr JEsus, da er vor den Wölffen und bösen Propheten warnet, da sagt er auch, man werde sie bey ihren Früchten erkennen, da will ich mich, und andere nit viel entschuldigen, und Herr Ludwigen schuldigen, ein jeder Christ, der Verstand hat, sehe wol um sich, was Früchten ein jeder Baum giebet, und geben hatte. Er schreibet auch dieß alles, darum mich Zwinglin, Schwenkfeld, und dergleichen (die er für Ketzer und Ungläubige haltet) zu vergleichen und mit ihnen verhasset zu machen, vor der Oberigkeit und jedermann, wie er kan. Nun wolan, wie soll ich ihm thun? Wäre er wizig, so redte und schrieb er nicht so thörichtig. Ich rede aber für GOtt, daß ich, GOtt sey Lob! keines Menschen Gefangener bin, weder des lieben seligen D. Luthers, Zwinglins, Schwenkfelds, noch anderer dergleichen, will und begehr auch nicht, nach ihnen oder ihrem Namen genannt zu seyn, sondern nach Christo meinem HErrn und einigen Seligmacher, der Christus heisset, von ihm, wir, die in ihn warlich glauben, Christen heissen, das ist unser Nahm, Ehr, Ruhm und Glori, der uns auch frey gemacht hat, daß wir keines Menschen Knecht mehr seyn sollen, wie der heilig Paulus uns mit vielen Worten treulich lehret, und der heilig Petrus sagt: Wir seyen das frey Volk, und Königlich Priesterthum, über die niemand (im Glauben) herrschen solle, darum der HErr Christus sagt, wann euch der Sohn freyet, so sind ihr recht frey. So sagt der heilige Paulus, ich höre, daß Spaltungen unter euch seyen, und ich glaube es, dann einer sagt, ich bin Paulisch, der ander ich bin Apollisch, der dritte Petrisch, ist dann Paulus, Petrus, oder Apollo für euch gekreutziget? Paulus und Apollo sind nur Diener, ich habe gepflanzet, Apollo hat gewässeret, GOtt ist aber, der das Gedeyen geben hat. Also sag ich auch Luther, Zwinglin, Schwenkfeld und alle fromme Lehrer und Prediger samt den Propheten und Aposteln, sind nit für mich ein Opfer worden am Creutz, sonder Christus der Sohn GOttes selber, was wollte ich mich dann nach ihrem Namen nennen? Sie haben es auch alle nie begehrt, sonder darwider geredt und geschrieben. Sollte ich aber darum laugnen und nit bekennen, wie grosse Gaben, und was Guts uns GOtt durch Petrum, Paulum, Johanem und andere Apostel auch zu unsern Zeiten, durch Luther, Zwinglin, Schwenkfelden, Capito, Bucer, Hedion, Zellium und so viel gelehrter herrlicher Leute und Prediger in Teutschem Land gethan hat. Nein das wurde ich nit lassen um niemands willen, und will dannoch gar nit, nach ihnen oder ihrem Namen genannt seyn, sondern allein eine Christin, nach meinem einigen HErrn und Meister Christo, welchen sie alle so herrlich gelehrt und bekannt haben, daß er einen Namen über alle Namen vom Vater empfangen, der ihn zum HErrn und Christo gemacht, auf seinen heiligen Berg Sion eingesetzt, und ihm die Heiden zum Erb, und der Welt End zum Eigenthum geben hat, aber Diener, Diener, bleiben diese, und nit Herren über das Erb Christi.

R. Und sag, wie dein unverschamt Maul, Frefel thut, wie du zuvor im Anfang mich beschuldigest, ich habe meine Herren mit den dreyen Tagen bochen und trotzen wollen, wie dasselbig erstunken, erlogen, und aus dem Teufel ohn Wahrheit geredt ist.

Z. Wolan, was solle ich hierzu sagen, und daß der jung stolz Mann seiner selbst so gar vergisset, und abermal schreibet, ich habe ein unverschamt Maul, und beschuldige ihn Bochens und Trotzens? Ueber diese Wort lese man meinen Brief, wie ich weder Bochen noch Trotzen geschrieben, sonder von Unwissenheit, und ihn dessen nit allein beschuldiget, dann sie fast alle solches vor unseren Herren gehandlet, und ja drey Tag bestimmt, da nimme ich einen Ehrsamen Rath und viel ehrlicher Herren und Personen zu Zeugen, ob Herr Ludwig nit sey dabey gestanden, da man es fürtragen hat. Ist das nit sein Gemüth und Will gewesen? Warum ist er dann (da man es einem Rath fürtragen hat) nit dannen gangen oder widersprochen, und auf bessere Weiß fürtragen? Und er darf mich so frefel der Lügen strafen, und schreiben, es sey aus dem Teufel ohne Wahrheit geredt. Da frage man alle, so einem Ehrsamen Rath verwandt sind, darum, ob ich es erlogen habe. Er luge, daß er nit mit den Juden in die Sünd der Lästerung falle, da sie sagten, der HErr JEsus hätte einen Teufel, sagte aber der HErr, ich habe keinen Teufel, ich ehre meinen Vater, und ihr entunehret mich, wäret ihr blind, das ist unverständig, es wäre euch besser, so ihr aber saget ihr sehet, das ist ihr seyd gelehrt und verständig im Gesatz und Propheten: leset die Schrift, und sie ist es doch, die von mir zeuget, und ihr nemet mich nit an; ihr lehnet euch auf Mosen, und er ists der von mir geschrieben hat, derselbig wird euch auch verklagen. Darauf sagt Christus weiter, ich sage euch, wer in den Vater und Sohn sündiget, es wird ihm verziegen, wer aber den heiligen Geist lästeret, das wird ihm nicht verziegen, und euer Sünd bleibt, und ihr werdet darinnen sterben. Was nun die Sünd in Heil. Geist seye, will ich Herr Ludwigen selber lassen bedenken, und bey den alten Lehreren, auch Doctor Luther seligen suchen und finden, GOtt eröffne ihm das Verständnuß Amen.

R Also liegest du, unverschamt, und ohn Ehren, in deinem andern Schreiben, auf mich durch aus.

Z. Was soll ich hierzu sagen? Dann wann mich der HErr Christus nit in seine Schul geführt, und gelehret hätte, mit Gedult alle Schmach aufzunehmen, wie könnte ich es ihm so mild vertragen? Wie ich so ehrlich, und in aller Wahrheit in göttlichen und weltlichen Händlen, in meines ehrlichen Vaters, und meines frommen Manns Hauß erzogen und gelehrt bin worden, da ich mich keiner Lügen gebraucht, viel minder unehrlich gehalten habe, soll er mich dann in meinem Alter, und bald LX jährigen Jahren, die ich mit Ehren vor GOtt und der Welt, bisher gebracht habe, erst schelten, ich rede ohn Ehre, als wann ich ein bübisch, unehrlich Weib wäre? Daß will ich dir liebes Straßburg zu bedenken geben, wie ich mich bey dir gehalten habe, ehrlich oder unehrlich, von meiner Jugend auf, dessen ich wahrhaftige Zeugnuß meines ganzen Lebens, wol leiden mag von allen, die mich kannt haben, da Herr Ludwig noch an Bänken gangen, ja noch nit in Mutterleib gelegen und gen Straßburg nicht gedacht hat zu kommen. Der grobe, ungottsförchtige Mann, sollte es doch dem ehren, frommen meinem Mann Mattheo Zellen im Grund (dessen er viel genossen) nit zu Leid thun, der mich so lieb, und in allen Ehren gehalten hat. Wer mich unehret, entehret er nit auch ihn, der mein Haupt und ich sein Leib gewesen, und fromme Ehrenleute wol wissen, wie ich mich bey ihm gehalten habe. Das heißt aber, die jungen Storchen den Alten aus dem Nest stossen, der sie geätzet hat. Wer auch unverschamt Frefel, ohn Wahrheit und ohn Ehr, unter mir und ihm geschrieben, gebe Zeugnuß sein und mein Brief, samt der Handlung.

R. Ist für dich zubitten, so verzeihe es dir GOtt.

Z Ach lieber GOtt, des rauhen Apostels, der so nichts leiden kan, und bald das Feuer vom Himmel kommen heisset, und so schwerlich urtheilet wider das Verbot Christi, Sollte nit auch für mich armes Weib zu bitten seyn, so man für alle Sünder und ungläubigen Türken und Heyden bitten mag? Habe ich mit meinen wahrhaften Schreiben im Heil. Geist gesündiget, welche Sünd (der HErr Christus saget) weder hier noch dort verziehen werde? Was darf er dann erst fragen, ob für mich zubitten sey? Hat er die Macht, den Gewalt und Schlüssel, so schliesse er mich gar aus der Gnaden, mit Wüssen und Erkanntnuß der heiligen Kirchen Christi; hab ich aber nit in dem Heil. Geist, sonder in Vater und Sohn gesündiget, so sagt doch der HErr Christus, es werde verziegen. Wie zweiflet dann er erst daran? Ich habe aber der Sünden keine gethan sondern die Wahrheit, vor GOtt geschrieben, und nach dem Geheiß Christi und Pauli den Nächsten gestraft, und nit geheuchlet, oder den Geist GOttes betrübt. Warum hat er die Sünd, die ich begangen soll haben, nicht vor wol erwogen, mit Zeugnuß heiliger Schrift, und der Apostel Lehr, und alsdann ein frey Urtheil gefellet, ob für mich zubitten sey oder nit? Ach GOtt du liebes Straßburg nimm wahr, ob mein Brief oder seine Handlung böser sey, und ob mein oder sein Schreiben, mehr Unehr, Gift, Zorn und Neid in ihm habe, und habe ich dannoch mit ernst für ihn gebeten, daß ihm GOtt diese böse Boßheit nit wolle zurechnen, sonder verzeihen, und der Sünd seiner Jugend und Unverstands nicht gedenken, ja wie die Fromme Ehren Frau, Abigael, den König David für ihren Mann Nabal bate, und sagte, mein Herr König, siehe diese Boßheit, verzeihe diesem Mann, sein Nahme heisset Nabal, daß ist Narrheit und Weißheit ist nicht bey ihm. GOtt wolle auch Herren Ludwigen solche Thorheit nicht gedenken, und ihn hie in Zeit der Gnaden, meiner Furbit lassen geniessen. Wiewol ich dannoch vielmehr möchte gedacht haben, es wäre nicht eine Sünd der Unwissenheit, sondern des grossen Stolzes und Frefels, den der Satan in ihm aufgebauen hätte, durch die Hoffart des ehrgeitzigen Doctorats. Noch wollte ich ihn ungern verdammen, wie er mich. Der HErr verzeihe es ihm gnädiglich, und schliesse ihn in die Gnad und Bekehrung des heiligen Pauli, und wo ich ihm Guts könnte thun (zur Nothdurft) sollte er keinen Zorn, noch Rach über seinen bösen Brief bey mir finden.

R. Du hast aber in der Kirchen zu Straßburg eine solche Unruhe, bald im Anfang und mit deinem frommen Mann selber angefangen, daß ich gedenk, GOttes Urtheil, werde dich dermaleins treffen.

Z. Wohlan hierauf, zum ersten, tröstet mich, und siehe abermal an, den HErrn JEsum, da er viel Todten und Krankene, lebendig und gesund gemacht hat, und gesagt dem Kayser zu geben, was ihm gehört, und GOtt, was GOtt gehört, doch ward er von den Schriftgelehrten vor Pilato dargeben, er hätte verboten, dem Kayser den Zinspfenning zu geben, und hätte das ganze jüdische Land verführt, und unruhig gemacht, beredten auch das Volk (welches er in der Wüste so freundlich gespeiset und ihnen heilige Lehr dabey geben) daß sie alle creutzige schrauen. Also sollt es mir wol auch gehen von Herr Ludwigen, der mich vor einer Oberigkeit, als eine abtrünnige, irrige, voller schröcklicher Irrthum, und unruhiges Hertzens, aller guten Ordnung, und Gottseligkeit zuwider, in Kirch und Regiment dargegeben, und wo er könnte, auch das Volk (dem ich mein Leib und Brod zum Dienst geben hab) bereden, wie er auch schon zum Theil gethan hat, wie ich so schädlich voller Irrung und falsches Glaubens wäre, wie dann auch seine Schrift und Brief hier sagt, und über mich zeuget. Dieß muß ich ein wenig verantworten, daß er schreibet ich hab bald im Anfang, eine Unruhe in der Kirchen in Straßburg angefangen. Ach GOtt was thut Neid und Haß, der den Menschen so blind macht, daß einer nicht mehr weißt und sich nicht schämt was er redt? Wo ist er im Anfang gewesen, da ich so Unruhe in der Kirche angefangen? Ich glaube, er seye der Wunderkinder eins, das Rede und Verstand gehabt, gehört und gesehen, da es noch in Mutterleib gelegen, oder noch an Bänken gangen. Es ist jetzt vier und dreyßig Jahr, daß mein frommer Mann und ich einander genommen haben, so bedenk man, wie alt er sey, und besehe dann, was er im Anfang zu Straßburg gesehen und gehört habe. Da zeuge du liebes Straßburg! dann du mich länger dann Herr Ludwigen gekannt hast, und sag was ich gethan habe. Ja mir selbst, und nicht der Kirchen, hab ich freylich viel Unruhe gemacht, und angefangen, die vorhin bey unseren Weiberen nicht gewöhnlich gewesen, auch mir nit viel Nachfolg gethan ist worden, da ich die armen, verjagten und elenden (die Wasser und Feuer geflohen sind) hab aufgenommen, vor sie geredt und geschrieben, weder Nachred, Haß, noch Gunst angesehen, der Kirchen kein Leid gethan, noch Unruhe angefangen, sondern allezeit gehandelt, freundlich, und red mit allen Parteyen, und gern gesehen, daß nicht ein Bruder dem andern zum Tod geholffen hätte, sonder ein andern geduldet, wo das Hauptstuck in der Erlösung, Verdienst und Seligmachung von Christo ganz bliebe, wie ich dann noch thue, in solche Verdammung (vor deren uns der HErr Christus und seine Apostel gewahrnet haben) nie bewilliget, noch nimmermehr bewilligen will, hab ich darum Unruhe in der Straßburgerischen Kirchen angefangen? Das wollte ich gerne von ihm wissen. Womit? er nenne das Kind, in welchem Stuck ich es gethan habe, ob ich es nicht könnte verantworten, wie es auch alle rechte geben, die Klag eröfnen, und den Verklagten zur Verantwortung lassen kommen. Ist das auch die Sünd der Unruhe, die ich der Kirchen gemacht habe, daß ich, da andere Weiber ihres Hauß geziert und auf Hoffart geluget, zun Hochzeiten, Freuden und Dänzen gangen, ich aber in armer und reicher Leute Häuser gangen, mit aller Lieb, Treu und Mitleiden, Pestilenz und Todten getragen, die Angefochtenen und Leidenden in Thürmen, Gefängnuß und Tod heimgesucht, und getröst, allzeit den Spruch des weisen Manns bedacht, es ist besser in ein Klaghauß, dann in ein Freudenhauß gehen, ich hab auch (GOtt sey Lob) viel darinn gelernt, und rede vor GOtt, daß ich mehr Arbeit meines Leibs und Munds gethan habe, dann kein Helfer oder Caplan der Kirchen, gewacht und gelauffen, Nacht und Tag, und vielmal zween, drey Tage nichts geessen noch geschlaffen, deshalb mich auch mein frommer Mann I(dem es so wolgefallen) nur seinen Helfer genannt hat, ob ich schon nit auf der Canzel, deren ich auch zu solchen meinen Geschäften, nit bedörft hab, sondern nach der Lehr des heiligen Pauli, der Regel der gläubigen Weiber zu seinen Zeiten gelebt, und von ihm geliebt worden, mich gehalten hab, in manchem Hauß und Volk, auch anderswo, nit zu Straßburg allein, niemand mein Hilf und Beystand in seinen Nöthen versaget, da ich nichts und keinen Schaden noch Unruhe geschaffet, wird (hoff ich) der HErr Christus und die Seinen, um deren willen ich mir viel grössere Arbeit und Unruhe gemacht, und meinen Leib gebrochen, zeugen werden. Ist das auch Unruh in der Kirchen zu Straßburg angefangen? Daß ich im Anfang meiner Ehe, so viel herrlicher gelehrter Leute, in ihrer Flucht hab aufgenommen, in ihrer Kleinmüthigkeit getröstet und herzhaft gemacht, wie GOtt im Propheten lehret, unterstütze und stärke die müden Knie. Das hab ich nach meinem Vermögen, und gegebner Gnaden GOttes gethan, da einmal fünfzehen lieber Männer aus der Marggrafschaft Baden mußten weichen, sie wollten dann wider ihr Gewissen thun, unter welchen ein gelehrter alter Mann ware, heißt Doctor Mantel, der mich samt andern zu Baden innen ward, zu mir kame, Rath und Trost von mir begehrte, da er mit Weinen sagte, ach ich alter Mann mit viel kleiner Kinder! Da ich ihm aber Mathei Zellen Hauß und Herberge zusagte, wie ward sein Herz erfreuet, und seine müden Knie gestärket? Dann er Angst und Schrecken versucht hatte, vier Jahre schwerlich gefangen gelegen, den mein lieber Mann und ich selb sünst den Winter bey uns hatten. Ists auch mir oder der Kirchen zu Straßburg Unruh gemacht, da in dem vier und zwanzigsten Jahr auf eine Nacht anderthalb hundert Burger aus dem Städtlein Kenzingen im Preißgau entweichen müssen, und gen Straßburg kamen, deren ich auf dieselbige Nacht achtzig in unser Hauß, und vier Wochen lang nie minder dann fünfzig oder sechszig gespeiset, darzu viel frommer Herren und Bürger steureten und halfen erhalten? Wie habe ich im fünf und zwanzigsten Jahr, mir und viel frommen Leuthen, so grosse Arbeit und Unruhe gemacht, da nach dem Todschlag der armen Bauren, so elender, erschreckter Leute gen Straßburg kommen, die Meister Lux Hackfurt des gemeinen Allmosens Schafner, ich und zwo ehrsamen Wittwen die Krestinen genannt in das Barfüsser Kloster führten, da es eine grosse Menge ward, ich viel ehrlicher Leute Mann und Weib anrichtete, daß sie ihn dienten, und grosse Steuren und Allmosen gegeben wurden, welches noch etliche liebe Herren im Rath (die noch leben) wissen, auch viel ehrlicher, reicher Weiber, die da dienten, da auch ein Theil noch leben, und davon sagen könnten.

Von diesen und andern Unruhen allen Herr Ludwig und andere jungen, und zukommende Prediger gar nichts wissen, ja ihnen erschrecklich Welsch wäre, was wir alten, im Anfang des Evangelii, gethan, gesehen und gehört, ja alle Schmach und Angst helfen tragen. Hab ich nicht auch hernach so viel herrlicher, gelehrter Männer, aus Sachsen, Hessen, Schweitz, Schwaben, auch anderen Städten und Orthen (die in den Sachen des Evangelii gehandlet) mit grossen Freuden aufgenommen, ehrlich empfangen, gespeißt, und gelegt, ja gehalten? Daß ich viel mal GOtt geförchtet, ich thue ihm zu viel, hab mich doch der Sorg und des Dienstes, der lieben Martha (die dem HErrn gedient) getröstet, deren Nahmen ich noch alle sagen kan. Hab ich aber etwan geschrieben, und geredt gegen viele Gelehrten, die auch Menschen gewesen, wie David sagt im Psalmen, grosse Leute fehlen auch, das haben sie mir doch alles zu Gut, und Dank aufgenommen, mich dannoch lieb gehabt, gewißt, aus was Herzen ich das alles thue, und mir keiner einen solchen Schmach-Brief geschrieben, wie auch unser jetzt seliger D. Luther selbst, da ich ihm in der schweren treflichen Handlung und Zank des Sacraments schriebe, und auch nit heuchlete, wie freundlich schriebe er mir aber wiederum, und nicht einen solchen Rabus-Brief. Habe ich dann so viel Unruhe in der Kirche angefangen? Wie haben mich dann solche herrliche Männer so lieb gehabt, und Doctor Luther meinen Mann und mich, so freundlich empfangen und ehrlich gehalten, da wir im acht und dreyßigsten Jahr zu ihm kommen sind, und der Herr Philippus auch, der noch lebet? Bin ich so unruhig in der Kirchen zu Straßburg, und dem Evangelio zuwider gewesen, wie haben mich dann die Säulen der Kirchen so lieb gehabt, und in vielen Händlen der Kirchen gebraucht, die ohne Noth hie zu erzehlen sind? Ja sollt ich sagen und beschreiben, wie es im Anfang der Predigt ergangen, mit Noth und Angst der ersten unserer Brüder, auch Arbeit, Schmach und Verlierung unserer Ehr und Güter, wie der selig Wolf Capito, Mattheus Zell, und andere viel lieber Männer haußgehalten, gearbeitet und gelitten, es wurde Herr Ludwigen alles welsch seyn, er und die Seinen thuens den alten abgeschiedenen Predigern und mir nach, eine solche Unruhe in der Straßburgischen und andern Kirchen anzufangen, wie sie und ich gethan haben. GOtt sey allein die Ehr, dessen sie auch ist, und nit mein, noch unser aller, dann das Wollen und das Thun kommt vom HErrn, der uns geschaffen und bereitet hat zu guten Werken. Ich muß aber dannoch (und billich) Herr Ludwigen antworten, und die Wunder GOttes melden, die er durch viel armer, schwacher Menschen gethan hat, daß ich wol mit David und Hiob mag sagen: O Herr! was ist der Mensch, daß du seiner also zun Ehren gedenkest und brauchest? Herr Ludwig sollte nit vom Anfang sagen. Er hat doch weder die Alten noch mich im Anfang gekennet, ist noch ein Kind gewesen. Er hat mich auch innerthalben einem Jahr lassen ansuchen, daß ich ihm sollte aufschreiben, was sich im Anfang mit dem Evangelio, und meinem lieben Mann, für Händel und Wunder zugetragen haben. So er es dann selber weiß, und wie ich eine solche Unruhe hab angefangen, warum wollte er dann von einem solchen unruhigen Weib, ihre Irrthumen und Lügen aus ihrem unverschamten, freflen Maul (wie er mich beschreibet) in ein Buch setzen, und in die Welt lassen kommen, um des Nutzens und Gelts willen, das er damit verdienet? Das heißt nit der Kirchen treulich gedienet und gehandlet, sondern vielmehr wie es St. Paulus heisset, Krämerey und Teuscherey, oder ein Gewerb des Gewinns treiben. Ich glaube aber, hätte ich ihm zu solchem geholffen, wie ich es wol wüßt und könnt beschreiben, was wunderbare Händel sich zu Straßburg und anderswo zugetragen haben, ich wäre ihm eine liebe Frau und Mutter gewesen. Er wurde mich nit also schelten, wie er jetzt, so ich es nit gethan habe, in seinem Brief thut. Wolan es sey GOtt alles befohlen, der verzeihe ihm, es stehet ihm aber übel an. Hab ich bald im Anfang solche Unruhe gemacht und hat er es erfahren, warum hat er mir es nicht längst gesagt, und mich gestraft und meines Unrechten ermahnet, und bevor in meinen grossen Krankheiten, daß ich solche Sünd doch vor dem End beweinet und GOtt dafür gebeten hätte? Hat er mich doch lieb gehabt, und in Ehren gehalten, viel Dinge gern von mir gehört, wann ich ihm gesagt habe, wie es im Pabstthum und Evangelio sey hergegangen, so bin ich bey ihm gewesen, da er die Letze im Münster machen wollte, ihm meinen Glauben und Verstand in allen Dingen erkläret. Da sagte er mir, er wollte nicht vierzig Gulden dafür nehmen, was wir mit einander geredt hätten. Wie er auch am Morgen in derselbigen Letzepredigt, grossen Ernst und Eifer erzeigte, und GOtt ihm viel Gaben und Gnaden gab. Bin ich dann jetzt einsmal so böß worden, oder hat er dazumal so grosse Gleichsnerey gegen mir trieben, mein Unrecht also verschwiegen, ist je nicht recht, so hat er mich bey seines frommen Schwehers End lassen beten und zusprechen, so weißt er, daß mich der lieb Doctor Caspar Hedion in seinem Sterben für alle Prediger bey ihm hat wollen haben, mich so vielmal ermahnet, daß ich nit von ihm wolle gehen, das kan sein Weib und Kinder noch zeugen, und ist Herr Ludwig dabey gewesen, und hat alles gehört, Beten, Lesen und Reden, so ich gethan hab, hat er mich dann in solchem grossen Irrthum und Unruh der Kirchen gewüßt, wie hat er mich dann in solchen Sachen, da es am letzten Abscheid an das Treffen gehet, mögen dulden? So hab ich ihn zu vielen Kranken geholet, daß wir mit einander bey den Kranken niedergeknyet, und gebetet haben, da noch die Demuth bey ihm ware. So hat er mich, da ich aus dem Pfarrhaus gewollt, und er darinn sollte ziehen, gebeten, nicht von ihm zu weichen, sondern im Hauß zu bleiben, seine und der Kirchen Mutter zu seyn, sein Weib und Kinder mir gehorsamen sollten. Ach GOtt hat er mich in solchem Irrthum und Unruhe der Kirchen gewußt, aus was Ursach der Gleichsnerey hat er dann also hinter sich können halten, und mich verwenen seiner Liebe gegen mir? In Summa was soll ich sagen, der Mann ist gar verwirret im Zorn gegen mir, daß ich sein Thun nit billichen hab wollen, daß er aller Zucht und Weißheit, auch der weisen Heiden, ich will geschweigen der gedultigen Christen vergessen hat. Daß er dann weiter schreibet, und solche Unruhe hab ich mit meinem frommen Mann selber angefangen: Da zihmt mir gar nicht zu schweigen, dann er hat solcher Reden mehr, zun Leuten getrieben, als ob ich vom rechten Evangelio abgefallen, und die fröhlich Botschaft vom Himmel kommen, durch die Engel, daß Christus der HErr der einig Heyland seye, verachtet, die Einsatzung Christi, wahren Tauf und Abendmal nirgend fürgehalten, in Summa, als ob ich ein ungläubige Päbstlerin oder Heidin geworden wäre. Doch habe ich alles geduldet, geschwiegen, und nit verantwortet, fleißig an den Psalmen Davids gedacht, befehle es dem HErrn, hoff auf ihn, er wird es wol machen, und dein Rechtes herfürbringen, wie den Mittag rc. So er aber jetzt so frefel zu mir selbst schreibet, ich habe mit meinem frommen Mann selbst auch Unruhe angefangen, darauf antworte ich, daß er solches ohne Wahrheit, aus Neid und Haß, auf mich erdenkt, ich rede vor GOtt, daß wir in Glaubens-Sachen, nie uns eins oder einige Unruh mit einandern gehabt haben. Man frage noch alle, die bey uns gewohnet haben, deren noch etliche leben, und ich nennen kan, ob ihm also sey, ich habe mich oft auch viel verwunderet bey mir selbst, und GOtt darum gedanket, (der es gegeben hat) daß wir so gar eines Sinns, Gemüths und Verstands, in heiliger Schrift, und auch äusserlichen Dingen gewesen sind, wie es dann unsere Haußhaltung, Leben und Wesen bewiesen hat, die vier und zwanzig Jahre und fünf Wochen, die wir bey einander gewesen sind. Wie kan ich Unruh mit ihm, auch bald im Anfang angefangen haben? Das ist doch eine öffentliche Unwahrheit und falsche Zeugnuß über mich. Was habe ich doch gethan, das wider seine Lehr und Glauben gewesen ist? Hab ich nicht von Anfang unserer Ehe, bey welcher der liebe Bucer selig gewesen, der uns auch zusammen gegeben hat, gethan, was dem Evangelio und den Seinen gezähmt hat, da unser Eheberedung, nit von Widem, Morgengab, Silber noch Gold, sondern von Feuer und Wasser um der Bekanntnuß Christi willen ware, wir gaben auch unser Leib, Ehr und Gut, GOtt und Christo seinem Sohn zu einem Opfer, darauf er mir auch befahle, armer und verjagter Leute Mutter zu seyn, so lang uns GOtt bey einander liese. Da habe ich unserer Eheberedung und meines lieben Manns Befehl statt gethan, mit Leib, Ehr und Gut, ja grosser Unruhe, die ich mir und nit der Kirchen gemacht habe, dem HErren JEsu und seiner Predig zu Ehren. Herr Ludwig hat mir diese Unruh, die ich in der Kirchen zu Straßburg angefangen, noch nicht nachgethan, GOtt wird es ihm auch nicht geben, daß er es und die Seinen thuen. Ich will es aber, hoff ich, bis an mein End thun. Ist das nit ein Schand an dem groben, unerfahrnen Mann, daß er mir solches zuschreibet. Wer redet ohne Wahrheit aus dem Teufel, und fehlet des Geistes GOttes? Er oder ich? Da lese man seinen und meinen Brief, und hole das Urtheil bey einer ganzen Gemeind zu Straßburg, und allen Verständigen. Habe ich Unruhe mit meinem frommen Mann angefangen, in Glaubens-Sachen, er sag mir, womit, wie kan er so frefel solches auch auf mich erdenken, und ausgeben ohne Scham? Mein Mann ist mir zu lieb gewesen, so hat es sein auch nit bedörft, er ist doch gleiches Sinn und Verstands mit mir gewesen, und jedermann geliebt, und niemand verdammt. So hat er mir meinen Glauben und Thun, nicht in die Faust gefasset, wie man jetzt thut, womit könnte ich dann wider ihn gethan haben, oder ihm so grosse Unruhe gemacht, so es sein Will gewesen ist, was ich gethan habe? Was zeucht Herr Ludwig mich einige betrübte Frau, die ihr Creutz schwerlich tragt, und bis in die Grub weinet mit dem lieben Esra für Stadt und Land, die GOtt gestraft hat, in Doctor Luthers und meines frommen Manns Hinscheidung, und erst baß (in diesem Mann Herr Ludwigen) sehen lasset, was Straßburg an den frommen Wolf Capito, und Mattheus Zellen verlohren hat. Ich meine, es mache einer den andern wieder lebendig in den Herzen der Menschen, die jetzt weis und schwarz gegen ein anderen sehen könnten. Wäre es schon wahr,, daß ich meinem Mann Unruhe hätte gemacht (als es aber nit ist) so sollte er mir doch in meinem Elend, nit also Eßig in meine Wunden giessen, Wein und Oehl gehört darein, er braucht nicht des Samarithans Weiß, ich geschweige eines guten Hirten, er ist eben ein Hirt, wie die Bischöfe im Pabstthum auch sind, wie man es im Propheten findet, das heisset Wittwen und Weisen in ihrem Elend trösten. O du guter und treuer Erz-Hirt Christus, siehe und höre deine arme Schaafe, deren eins ich auch begehre zu seyn, und dich von meiner Jugend an geliebt und gesucht, darum weine ich jetzt auch vor dir, und bitte dich mit David, zehle du meine Thränen in meinem Elend und Betrübnuß, fasse sie in einen Sack, und schütte du sie meinem Feind auf seinen Kopf. Ja er wird dieses auch sehen und hören, hab ich kein Zweifel. Wäre ich nit meines lieben Manns Sinns und Glaubens gewesen, ich wollte nit so viele und weite Kirchen besucht haben, auch nit so viel seiner und meiner ererbten Nahrung verthan haben, mit so viel gelehrten, herrlichen Leuten, auch armen und verjagten. Ich bin eine schwache Frau, habe viel Arbeit, Krankheit und Schmerzen in meiner Ehe erlitten, hab dannoch meinen Mann so lieb gehabt, daß ich ihn nit allein hab lassen wandlen, da er unseren lieben Doctor Luther, und die See-Städte bis an das Meer, ihre Kirchen und Predigen, hat wollen sehen und hören, hab ich meinen alten fünf und achzigjährigen Vater, Freunde und alles hinter mir gelassen, und bin mit ihm wol dreyhundert Meilen aus und ein, auf derselbigen Reiß gezogen. So bin ich mit ihm in das Schweitzerland, Schwaben, Nürnberg, Pfaltz, und andere Ort gereiset, diese Gelehrte alle auch wollen sehen und hören, auch ihm zu dienen, und Sorg auf ihn zu tragen, wie er es dann wol bedörft hatte, daß ich mehr dann sechshundert Meilen, mit ihm in seinem Alter gereiset, mit grosser Mühe und Arbeit meines Leibs und grossem Kosten unserer blossen Nahrung, des mich aber nit gedauret und noch nit reuet, sonder GOtt darum danke, daß er mich solches alles sehen und hören hat lassen. Wäre ich mit ihm in Unruhe des Glaubens gestanden, und er mit mir, ich wollte es freylich nit gethan haben, sondern wie andere Weiber meine Ruhe behalten, und solches Gelt zu Hoffart der Kleider, goldenen Ringen, Haußrath und anderm Muthwill gebraucht, oder geitzig hinter mich gelegt haben. Herr Ludwig nenne und sage dapfer heraus, worinnen ich eine solche Unruhe und bald im Anfang, mit meinem Mann hab angefangen, er meinet vielleicht Zwinglin, Ecolampadium, Schwenkfelden, und dergleichen viel guter herrlicher Männer, deren ich mich mit Freuden angenommen hab, sie zu Gast gehabt, sie geliebt, ihnen gedient, rc. Daß ich es aber wider meinen lieben Mann, oder ohne seinen Willen und Geheiß gethan habe, da thut er mir unrecht, es gehe ein Mensch herfür, der sagen kan mit Wahrheit, daß ich etwas wider ihn, oder mit Unwillen gethan habe, was die Kirch und ihre Sachen und Diener betroffen hat. Ich bin 14. Tag Magd und Köchin gewesen, da die lieben Männer Ecolampadius und Zwinglius, im neun und zwanzigsten Jahr hie zu Straßburg waren, daß sie samt den unsern gen Marburg, zu Doctor Luther reiseten. Es wäre eben so gut, er redete auch Capito, Bucern, Hedion, und unsern Herren im Rath allen Uebel, und sagte, sie hätten auch Unruhe in der Kirchen gemacht, die alle Tag bey ihnen waren, und sie ehreten, und meinem frommen Mann, der so grosse Freud ab ihnen hatte, und ihnen auch Guts bewiesen. Wo ist Herr Ludwig dazumal gewesen, daß er diese Unruhe auch gesehen hätte? Ich glaub aber, wann er diese Männer gesehen, und aus den Kinder-Jahren erwachsen, und Verstand gehabt, er hätte sich gefreuet, und für eine grosse Ehr gehalten, daß er ihnen die Füße sollte gewaschen haben. Ach GOtt, er weiß von denen Händlen und Thun im Anfang gar nichts. Hab ich Unruhe mit meinem frommen Mann angefangen? Ich sage noch einmal, er nenne es doch, was und worinnen ich es gethan habe. Er hat wider alle Abgötterrey und Unglauben geprediget; das hab ich gelesen und geflohen. Er hat von wahrem Glauben in Christum gelehrt: Den hab ich durch die Gaab GOttes und Kraft des heiligen Geistes in mein Herz gefasset. So hat er von der Liebe und Barmherzigkeit dem Nächsten zu beweisen gelehrt: Das hab ich nach Vermögen und Kräften meines Leibs, Tag und Nacht gethan. So hat er, ein Christliches, stilles, züchtiges Leben gelehrt, wie es den Christen zustehet, wider Danzen, Gumpen, und andern Muthwill, Hoffart, Geitz und dergleichen Laster geschauen: Bey welcher Hochzeit, Danz, Spazieren, Höflen, und dergleichen Muthwill, hat man mich funden? Hab ich mich nicht seiner treuen Lehr und Willens in dem allen gehalten? Hab ich nit seine Predigen fleißig gehört, andere auch darzu vermahnet und gezogen? Wann hab ich ihm etwas abgeschlagen, das er begehrt, guten Herren und Freunden, samt allen Gelehrten, zu thun? Was habe ich doch wider ihn gethan, in Sachen, die Kirchen und die ihren betreffen? Ich bin eine arme Sünderin, und geb mich alle Augenblick vor GOtt schuldig meines ganzen Lebens, und meinem frommen Mann auch nit in allem gedient zu haben, wie er werth gewesen, und mich GOtt geheissen hat. Aber diese Unruh mit ihm, die mich Herr Ludwig zeucht, ist gar nit wahr, und nit allein nit wahr, sondern ein grosses Wohlgefallen hat er, ab meinem Glauben, Verstand und Thun gehabt, GOtt sey darum gedanket, mich sehr geliebt und es mich täglich geheissen, und so vielmal gesagt, es sollte jedermann seinen Zugang zu ihm haben, und alle, so den HErrn Christum für den wahren Sohn GOttes, und einigen Heyland aller Menschen, glauben und bekennen, die sollen Theil und Gmein an seinem Tisch und Herberg haben, er wolle auch Theil mit ihnen an Christo und im Himmel haben, er sey wer er wolle. Also hab ich mit seinem Willen und Wolgefallen, mich vieler Leuth angenommen, für sie geredt und geschrieben, es seyen die, so unserm lieben Docter Luther angehangen, oder Zwinglin, oder Schwenkfelden, und die armen Taufbrüder, reich und arm, weiß oder unweiß, nach der Red des heiligen Pauli, alle haben zu uns dörfen kommen. Was hat uns ihre Nahmen angegangen? Wir sind auch nit gezwungen gewesen, jedes Meinung und Glaubens zu seyn, sind aber schuldig gewesen, einem jeden, Liebe, Dienst und Barmherzigkeit zu beweisen, das hat uns unser Lehrmeister Christus gelehrt. Wir haben auch den Spruch des heiligen Apostels Petri bedacht, der da saget, nun erfahr ich in der Wahrheit, daß GOtt keine Person ansiehet, sondern in allerley Geschlecht und Volk, wer ihn förchtet und recht thut, der ist ihm angenehm. Was habe ich doch grosser Mühe und Arbeit gehabt, ja rechte Unruhe, wie ich denen, so Luthers Jünger gewesen, Ehr, Lieb und Dienst bewiesen; auch da der Tag einer grossen Versammlung zu Hagenau war, hinab fuhre, den lieben Herren Doctor Urban Regium in seiner Schwachheit heimsuchte, und dasselbig mal 30 herrlicher, gelehrter Männer, aus Wittenberg, Sachsen, Hessen, Nürnberg, Schwaben und andern Orten, auf einmal bey einander in unserm Hauß zu Gast hatte, dabey Herr Daniel Müg und andere Herren waren, und sahen was ich thate, ich auch das und anders mit meines lieben Manns, und meinen grossen Freuden gethan, dem HErrn Christo, seinem Evangelio und der Stadt Straßburg zu Ehren? Sollten dann nit auch ein wenig Brosamlein von des HErrn Tisch, zu den andern armen Hündlein gefallen seyn, wie des heidnisch Weiblein, auch von HErrn JEsu begehrt, daß ein Theil Gnad- und Wunderzeichen, von den Juden auf die Heiden fallen sollte? Ja wie könnte ich es alles erzehlen, was grosser Unruhe ich im Anfang, mir und vielen frommen Ehrenleuten, Mann und Weib gemacht habe, davon Herr Ludwig gar nichts weiß, wie wir Unruhe in den Geschäften und Werken des Evangelii gehabt haben, und dasselbig ist alles ein groß Wolgefallen meinem lieben Mann gewesen. Womit habe ich ihm dann sonst Unruhe gemacht? Hab ich dem Evangelio widersprochen? Bin ich auf die Canzel gestanden? Ober hab ich sonst gethan, das einem Christen-Weib nicht gezihmt, damit ich meinem Mann Unruhe gemacht habe? Herr Ludwig sage es und nenne es doch, bitt ich ihn zum Drittenmal. Ich will und muß ihm aber jetzt sagen, womit er meinen lieben Mann unehret, und das thut, daß er mich ziehet. Wer hat Unruhe nach meines lieben Manns Abscheid angefangen, und ihn der Lügen gestraft, im Tauf und Nachtmal? Mein lieber Mann hat gelehrt, der Tauf soll frey seyn, der Zeit und Alters halb, er solle auch nit die Wiedergeburt und Seligmachung seyn, sondern der HErr Christus allein, den man da bekennt, daß man in ihn glaub, daß er der wahre Sohn GOttes sey, und wir in seinem Blut allein, von Sünden gewaschen und gereiniget, dadurch wir andere neu geborne Menschen werden, welche Geburt, durch das Opfer am Creutz hart und sauerlich zugegangen ist, und der Tauf nit die Wiedergeburt, sondern das Bad der Wiedergeburt, und Bezeugung des wahren rechten Taufs, der durch und in dem Blut JEsu Christi des Lamms GOttes (das der Welt Sünd hinnimmt) geschehen ist, und durch den Heil. Geist in des Menschen Herz und Gewissen angelegt, und lebendig gemacht wird, wie Johannes der Täufer und Christus der HErr sagen, daß wir mit Feuer und dem Heil. Geist getauft werden sollen, dessen wir auch ein schön Exempel haben, im Buch der Apostelgeschichte, mit dem Mann aus Mohrenland, und dem heiligen Philippo, da der Mohr den Propheten Esaias las, und ihm Philippus denselbigen ausgelegt, daß der HErr Christus wäre also zum Tod geführt für uns, und in ihm allein das Heil stünde, und sagte: Glaubest du das, so magst du wol getauft werden? Da sagte der Mohr, ja ich glaub, daß JEsus Christus der GOttes Sohn. Was wollen wir mehr aus dem Wasser-Tauf machen, dann eine solche Zeugnuß und Bekanntnuß Christi, und des wahren Taufs durch sein Blut im Heil. Geist? So lehret Herr Ludwig und andere Prediger, daß man durch den Wassertauf wiedergeboren und von Sünden gereiniget werde. Das bezeugen ihre Gebete bey dem Tauf, und Herr Melchior Specker hat gesagt in einer Predig, der Tauf hab göttliche Würkung, welches die alten und ersten Prediger des Evangelii, gar anders gelehrt haben, und auch Luther selbst in seinem ersten Büchlein vom Tauf, vor fünf und dreyßig Jahren geschrieben, desgleichen auch der Herr Philippus Melanchton in seinen ersten Locis Communibus im zwey und zwanzigsten Jahre ausgangen, da er von Sacramenten und Zeichen sagte, daß sie gar nit selig noch rechtfertig machen, sondern allein der wahre Glaub in Christum, dessen sie nur ein Bezeugung seyen. Ach GOtt, wie hat Doctor Luther, mein lieber Mann, Capito, Bucer, und andere alte oder erste Prediger des Evangelii, den grossen Unglauben, und Irrthum, der in dem Pabstthum gewesen ist, verworffen, und mit grosser Mühe und Arbeit ausgereutet, des ängstigen Taufs halben der Kinder, so sie ungetauft gestorben, dieselbigen nit zu andern Christen, sondern beyseits an ein sonder Orth begraben worden, daß sie sollen des Angesichts GOttes (welches doch die Seligkeit ist) beraubt seyn. Wie mancher armen Mutter hat man da ihr Herz betrübet, zu grossem Unglauben trieben, und des theuren Bluts Christi, so gar vergessen, und seine Kraft dem Wasser, das doch GOtt nit zur Heiligung der Seelen, sondern zum rechten Brauch und Erkanntnuß seiner Werk erschaffen hat, gegeben wider alle Lehr Christi, und seiner Apostel? Solches will jetzt schier alles wiederum herfür kommen, und gelehrt werden, wie auch Herr Melchior Specker Pfarrherr zu St. Thomas, da er ein erwachsen Töchterlein taufte, in seiner Predig sagte, wär es hiezwischen gestorben, wo wäre es hinkommen? Als ob es darum verdammt und des Teufels worden wäre. Wo bleibt da der hohe Verdienst des HErrn Christi, der sich recht klagt im Propheten Esaia, ist dann meine Arbeit vergeblich, und habe ich meine Kraft umsonst gebrochen? Das heisset der alten Prediger Lehre und Geist (der mehr Erkanntnuß und Eifers gehabt hat, dann diese) verachten und Unruhe machen, ja die Gewissen beladen und verwirren, und die Einfältigen allgemächlich wiederum in allen Irrthum des Pabsts bringen, mit viel unnöthigen und unnüzen Dingen bey dem Tauf, um welche man keine Schrift noch Exempel der Apostel hat. Dawider hab ich geredt, ist wahr, auch mein lieber Mann selbst, ich würde es auch noch nicht billichen, oder recht heissen, daß man die einfältigen Christen, auf so viel äusserlicher und närrischer Ding weiset, damit man dem Tauf in Christo, seine Ehr und Kraft nimmt, und ein päbstlich kindelächtiges Gesang mit viel unverständigen Stimmen, jetzt dabey hat. Das heißt das Blut und Wunden Christi mit Freuden ausstreichen. Ich wollte wol sagen, was mein lieber Mann oft geredt hat, das viel fromme Leute gehört haben, wie man ein Affenspiel aus dem Tauf mache. Wie wir es auch in kurzem von Herr Melcher Specker gesehen haben. O lieber Mattheus Zell! wärest du da gewesen, und hättest gesehen und gehöret, wie ich, du hättest Tauf und Täufer über einen Hauffen geworfen und deinen Eliasgeist erzeiget. Wolan der Prophet Daniel sagt, wer da lieset, der merke darauf, und Christus sagt, wer Ohren hab zu hören, der höre. Weiter so hat auch mein lieber Mann im Nachtmal gelehrt, daß man nit Christum (wie der Pabst thut und lehret) im Brod suchen, sonder zur Rechten GOttes des Vaters, und in der Gläubigen Herzen, in denen (sagt der heilig Paulus) GOtt wohne, darauf so vielmal gesagt, das so viel hundert Menschen gehört haben, ich rede nicht dem Brod und Wein, ich rede den gläubigen und begierigen Herzen. So sagte Herr Ludwig und andere, nachdem sie die Worte Christi gesprochen: Sie geben mit und in dem Brod den Leib Christi, den doch Himmel und Erden nit begreifen kan, der solle in des Sünders Hände und Mund gehalten werden, der aber allein in der Gläubigen Herzen, Seel und Gewissen, wahrlich wohnen und fliessen will. Es hat mein lieber Mann, in seinem Gebet, das er gemacht, und allzeit das Nachtmal oder Brodbrechen damit beschlossen, gesagt: HErr JEsu Christe, du Sohn des lebendigen GOttes, der du aus väterlichem Willen, und Mitwürkung des heiligen Geists, durch deinen Tod die Welt zum Leben gebracht hast, darzu dein Leib und Blut, zu einer wahrlichen Speiß und Trank der Seelen gegen hast rc. Dieß Wort (der Seelen) hat Herr Ludwig ausgethan, und nit mehr gesaget rc. Es stehet weiter im Gebet, verleihe gnädiglich uns allen, so durch einen wahren Glauben, dein Leib und Blut, es sey ja geistlich allein, oder auch Sacramentlich, in aufgesetztem deinem Brod und Trank genossen haben, hinfürter auch in solchem Glauben zu verharren. Diese Wort, (es sey ja geistlich allein) hat Herr Ludwig auch ausgethan, damit er immer das Geistliche dannen reisse, und das Fleischliche an statt setze, so doch der heilige Paulus sagt, haben wir auch etwan Christum nach dem Fleisch gekannt, so kennen wir doch ihn nicht mehr also, und mein frommer Mann auch (aus Verstand der Schrift) so oft im Nachtmal oder Brodbrechen zu dem geistlichen Essen vermahnet und gesagt, der da geistlich isset, der isset nit mehr, damit bekannt und bezeuget, daß der wahre Leib und Blut Christi, welches am Creuz für uns gebrochen und vergossen ist worden, von den gläubigen Christen, im Geist, Seel und Gewissen, durch einen wahren Glauben in Christum wahrlich muß genossen werden, wie der HErr Christus Johannis am sechsten, selber sagte, darvon wird der arme Mensch gespeiset, getröstet, stark und fröhlich in der Hoffnung des ewigen Lebens. Solcher wird dann auch geschickt, alles zu leiden und zu thun, mit Christo, und um seinetwillen. Solch innerlich, wahrhaftig und recht essen, bezeuget der Christ mit dem äusserlichen Brodbrechen, und haltet die Gedächtnuß des HErren JEsu, was er für uns gethan hat, wie das äusserliche Brod gebrochen, und ausgetheilt wird, daß also, der Leib Christi am Creutz gebrochen für uns, und durch den Heil. Geist von Christo uns dargegeben und ausgetheilt wird, der Seelen zum ewigen Leben. Also bekennt der Christ, daß er allein durch den gebrochnen Leib Christi, der am Creutz ein Opfer worden, seine Sünden gebüßt, dafür genug gethan, bezahlt, und von denselbigen gereiniget und gewaschen, durch das Blut JEsu Christi, das vergossen ist worden, und nicht durch das Sacrament, Tauf oder Nachtmal, noch andere Werk, und Creaturen, sondern allein durch den Tod JEsu Christi, und angethan mit Gerechtigkeit (die vor GOtt gilt) durch die Kraft seiner Auferstehung, in einem wahren Glauben. Die Seel ist geistlich, muß auch eine geistliche Speiß haben, der Leib ist leiblich, muß eine leibliche Speiß haben, darum nennet es der heilige Paulus ein Brodbrechen, und nicht den Leib Christi, aber eine Gemeinschaft des Leibes Christi, von welcher Gemeinschaft des wahren Leibs Christi, und seines Leibs, das ist die Gemein und Kirch Christi (welches die Glaubigen sind) ich im zwey und dreyßigsten Jahre, zweyen frommen angefochtenen Weibern zu Speir geschrieben habe im Vater Unser, über das Wörtlein gib uns unser täglich Brod: Wie viel Körnlein ein Brod werden, und viel davon essen und Theil haben, und viel Traubenbeerlein ein Trank werden, und viel davon trinken, und Theil haben, also der Leib und Blut JEsu Christi (gebrochen und gekelteret oder getrottet) am Creutz wie der Prophet sagte (in der Person Christi) ich hab die Kelter allein getreten, ist eine Speiß und Trank vieler worden, die Theil und Gemeinschaft daran haben, es ist aber ein geistlich der Seelen Speiß und Trank, nicht des Mauls und Bauchs, darum gehört es den geistlichen, gläubigen Christen allein zu, der Gleichsner und falsche Christ kan auch wol mit dem Mund essen, es nützet ihn aber nichts, sondern machet ihn nur unwürdig und bringt ihn zum Gericht und Urtheil, und wird also schuldig an dem Leib und Blut Christi, dieweil er nit vorhin in wahrem Glauben geistlich gespeist und getränkt ist, und den Leib Christi nit unterscheiden hat. Darum saget der heilige Augustinus einen hübschen Spruch, da er vom Abendmal Christi redet und spricht, Judas hat geessen das Brod des HErrn, wider den HErrn, die andern Jünger aber haben geessen das Brod den HErrn, dann Christus nennt sich selbst ein Brod um der Folge, Eigenschaft, und Vergleichung willen, Johan. VI. Ueber welches Capitel Herr Martin Bucer selig vor 20. Jahren, sehr hübsch und verständig geschrieben hat, von des HErrn Abendmal, welches aber jetzt bey diesen Gelehrten nichts mehr gelten muß. Die Seel oder Geist des Menschen ist geistlich und unverweslich, muß auch eine geistliche und unverwesliche Speiß haben, zur Nahrung des geistlichen Lebens, welche Speiß ist Christus, das geistliche und ewige Wort Gottes, das ein Brod ist worden, Joh. VI., durch welches der Mensch ein Wesen und Leben empfangen hat, also auch in ihm behalten muß, und wie der Leib leiblich und verwesenlich ist, also muß er eine leibliche und verwesenliche Speiß haben. Nu ist das Sacramentlich Brod, ein leibliches, verwesentliches Ding, darum es auch der leibliche und verwesenliche Mund essen kan, auch des Ungläubigen. Das geistliche Brod aber (Christus) ist unverweslich, himmlisch, lebendig, und ewig, darum es auch nur der geistliche, gläubige Mensch im Herzen, Seel und Gewissen, essen kan, lebet und bleibet also in Christo, und Christus in ihm zur Auferstehung am jüngsten Tage, zum ewigen Leben. Darum redet auch Christus von dem rechten göttlichen Brod, das er selbst ist, das Wort GOttes, das haben die Jünger im Abendmal geessen, und im Buch der Apostel-Geschicht das Abendmal ihrer Zusammenkommung nur ein Brodbrechen genannt, wie St. Paulus auch. Darumb der liebe Doctor Luther selig, im Anfang ein hübsch, herrlich Büchlein, wider das Anbeten des Sacraments gemacht hatte. Wann man dann wiederum eine leibliche Gegenwärtigkeit Christi im Brod will haben, wie will man dann dem Anbeten wehren, gleich wie der Pabst die leibliche Gegenwärtigkeit Christi eingeschlossen hat, so ist man dafür niedergeknyet, und hat das Anbeten gefolget, welches Doctor Luther und andere eine Abgötterey geheissen, und wir sie geflohen haben. Wie ist es so ein hübsche, herrliche Erkanntnuß und Gab GOttes, wer in einem wahren Glauben verstehet, den wahren Leib Christi zu essen, und sein Blut zu trinken, der wird recht im heiligen Geist, von Christo selbst gespeiset und getränkt, fröhlich sterben, und am jüngsten Tage wiederum auferweckt und lebendig gemacht werden. Solches wird bey den Christen, mit dem äusserlichen Tauf und Brodbrechen, so die Gemeind GOttes zusammen kommt, alles bezeuget, da kan man dann (so man Tauf und Brodbrechen haltet, daß man fürhin innerlich getauft und gespeiset ist) dem alten Adam absterben, Teufel, Welt und Fleisch Widerstand thun und überwinden, wie den heiligen und gereinigten Kindern GOttes und Jüngern Christi zustehet, und alsdann auch in das Amt Christi treten, nit der Erlösung, sondern der Liebe, dem Nächsten thun, wie Christus uns gethan hat, wie er an seinem Abendmal lehrte, da kommet dann das rechte Fußwaschen, vieler guter Werk und Dienst und Liebe des Nächsten, von welchem Doctor Luther selig gar hübsch und Christlich schreibet in seiner Postil, da er vom Fußwaschen Christi am grünen Donnerstag redet rc. Was hat aber die grobe, blinde und arge Welt mit solchem zu thun, was Christus seinen Kinderen, die er in ewiger Wahl und Fürsatz GOttes empfangen, und am Oehlberg und Creutz säuerlich wiedergebohren hat, da sein Schweiß Blut worden, und sein Leben darab gebrochen ist, geordnet hat, und nit der Welt und ihren Dänzern, Spielleuten, Säuffern, Geitzigen, Feigen, Muthwilligen, und solchen dergleichen gemelten Christen. Darum haben die Alten bey der ersten Kirchen, nach den Apostlen, gar eine feine Weiß und Ordnung gehabt mit Tauf und Abendmal, nit so bald hinzugelassen, wie auch der heilige Ambrosius den Kayser selbst aus der Gemein hiesse gehen, und hat man nur zweymal im Jahr getauft, zu Osteren und Pfingsten, und ist mit Andacht und Verstand zugangen. Wo ist da der grosse Unglaub des Eiltaufens oder des schnellen Taufens blieben, der im Pabstthum gewesen ist, und jetzt wiederum herfürkommt, so man lehret, daß die Kinder unter des Teufels Gewalt seyen, und so sie also ungetauft sterben, darinnen bleiben? Wider dieß alles Doctor Lutherus, Pomeranus und andere Gelehrten zu Wittenberg in ihren alten und ersten Büchern geschrieben und geprediget, auch Mattheus Zell, Capito, Bucer, und andere Gelehrten, viel schryen und rufften auf den Canzeln, solches für einen Greuel und falsche Lehr (wie es auch ist) wider den hohen unaussprechlichen Schatz und Verdienst des Leidens und Todes Christi JEsu. Man lese auch den lieben seligen Doctor Zwigk von Costanz, da er über die 12. Artickel des Glaubens Frag und Antwort geschrieben hat, im 31. Jahr, wie er von Sachen des Glaubens, Sacramenten, Kirchen, Verzeihung der Sünd, und allem rede. Aber die jetzige jungen Männer meinen, sie dörften solcher alten Lehr nicht, sind alle selber weiß. O ihr lieben alten Männer, könnte man euch wiederum herfür ruffen, wie Saul den Samuel, was würdet ihr sagen, daß euere Lehr so verschwärzet ist? Wo bleibt die Erlösung des HErrn Christi über den ganzen Adams-Saamen, die GOtt Adam zugesaget, und für unsern Augen erfüllet hat? Davon ich viel zu sagen hätte, aber jetzt nicht Zeit habe, wer aber einen hübschen Bericht begehrt, von diesen Zweyen Sacramenten, Tauf und Abendmal Christi, der lese es in dem Büchlein, Grund und Ursach genannt, in ersten Jahren hie zu Straßburg ausgangen, da Bucerus samt den andern Predigern, davon geschrieben hat, von geistlichem und rechtem Tauf und Abendmal, so wird man sehen, ob ich unrecht davon glaube und rede. Lieben Straßburger! Wer thut da meinem frommen Mann Unehre an, und macht ihm, wann er noch lebte, Unruhe, daß sein Herz bekümmeret würde? Thuts Herr Ludwig und seine junge Mitprediger, oder ich? Das will ich dich lassen ausjetten, das er nicht gepflanzet oder gesäet hat. Haltet er Mattheus Zellen so für einen frommen Mann, warum lasset er ihm dann sein Gebet nit, wie er es gemachet hat? Soll der Leib Christi, nit eine geistliche und Seelenspeiß seyn? Was soll er dann seyn? Solche Leute haben jüdische Köpfe, wie die Juden auch hatten, da sie sagten Joh. VI. Wer kan sein Fleisch essen? Antwortet der HErr, esset ihr nit das Fleisch des Menschen Sohns, und trinket nit sein Blut, so werdet ihr das Leben in euch nit haben, und sagte doch dabey, der Geist ist es, der da lebendig macht, das Fleisch ist kein Nutz, meine Worte sind Geist und Leben. Ach GOtt! unsere jungen Prediger lassen sich dünken, sie wollen Zwinglin und andere hoch schelten, und Doctor Luther hoch ehren, und verstehen doch ihren keinen, fahren über den lieben Luther hinaus, und lebte er noch, er würde sagen, ihr dörfet eueren Unglauben und Gleichsnerey, die ihr in Kirchen führet, mit mir nit decken. Wie fanget man doch jetzt so viel Ceremonien wiederum in der Kirchen an, und kommt singen und Pfeiffen auch darzu, welches unsere Alten aus der Kirchen gethan haben, und so still und demüthig in der Kirchen gehandlet. Ich gedenke also viel an des lieben Doctor Luthers seligen Worte, die er zu meinem lieben Mann und mir sagte, zu Wittemberg: Hütet, hütet euch, daß ihr nimmermehr lasset wiederum einkommen, was abgethan ist, und keinen Grund in der Schrift hat. O lieber Luther! man besehe jetzt unsere Kirche, was für unnützes Gauckelwerks, wiederum darein ist kommen. Ich mein nit allein den Pabst, welchen ein jeder Christ kennet, ich sage jetzt von den unsern, was sie in Kirchen anfangen. Solches hat mein lieber Mann wol gewußt, wie solche unerfahrne Männer würden haußhalten nach seinem und anderer alten Prediger Abscheid, darum er billich so mit grossem Ernst vor seinem End betete: O HErr laß dir dein Volk befohlen seyn, sie haben mich lieb gehabt, hab du sie auch lieb, und gib ihnen keine Treiber, daß der Bau, so ich auf dich gesetzt habe, nit wiederum verwüstet werde, bleib du selbst der Erzhirt über sie. O des nöthigen Gebets! Er hat bey seinem Leben viel gesehen, das ihm nit gefallen, welches er vielmal mit mir geredet, und vor GOtt einen gnädigen Abscheid begehret. Ja wann wir solcher Dinge etwan über Tisch und sonst Red haben gehabt, so hat er vielmal gesagt, es wird nach meinem Tod noch darzu kommen, daß man aus Predighören, Tauf- und Nachtmalhalten, wiederum ein Werk wird machen, wie im Pabstthum aus Meß- und Ablaßkauffen ist gemacht worden. O GOtt! das hab ich schon zum Theil erlebet, GOtt wolle es besseren in seiner Kirchen, Amen! Viel wollen jetzt alle ihre Feigheit und Muthwill, samt Geitz, Wucher und andern bösen Stucken mit fleißigem Predighören, und Nachtmalhalten zudecken. GOtt lasset sich aber nit düschen, und sind viel unweiser Prediger schuldig daran, deren Herr Ludwig auch einer ist, die der alten Prediger Lehr und Geist, der doch mehr heiliger Erkanntnuß und brennenden Eifer gehabt hat, verachten und Unruhe machen. Ich wollte wol viel von diesen Dingen sagen, aber jetzt ist es nit Zeit, will mich allein hiemit entschuldiget haben, dessen, so mir Herr Ludwig zulegt, ich habe bald im Anfang Unruh in der Kirchen und mit meinem frommen Mann selber angefangen, daran er mir unrecht thut, und eine unbedachte Unwahrheit ist. Wie könnte ich so grob gewesen seyn, und so bald im Anfang mich wider ihn sperren? Wäre ich nit seines Sinns gewesen, ich hätte ihn nicht genommen. So wissen viel Leute wol, was ich für Kirch und Evangelium gehandlet habe, mit Schreiben, Reden und Thun, ich hätte auch nimmermehr dahin gedacht, daß er mich solches ziehen sollte. Hat er keine stärkere Wehr und Handhab gegen mir mich zu schänden, so hoff ich dieß Rohr zerbreche ihm, und gehen die Spreissen ihm in die Hand.

R. Daß ich gedenk GOttes Urtheil werde dich dermalen eins treffen.

Z. Ich hab vorgesagt und widerleget, daß ich keine Unruh des Glaubens halben, weder im Anfang, noch Mittel, oder End, mit Kirch und meinem frommen Mann gehabt oder angefangen habe, das wird GOtt und seine Wahrheit wider Herr Ludwigen zeugen. So hab ich ihm Treu, Lieb und Dienst (wie ich auch schuldig gewesen) bewiesen, mit grosser Sorg und Arbeit, in kranken und gesunden Tagen, welches auch noch viel frommer Leute wissen, die je länger und mehr, um uns gewohnt haben, denn Herr Ludwig, dann ich auch weiß und gewußt habe, daß er ja recht fromm (und frömmer dann Herr Ludwig) gewesen ist, darum ich ihn auch lieb und werth gehalten, und ihm treulich in seinem Amt gedienet, und GOttes Ehr mit ihm gesucht habe. Deshalb ich mich nicht förchte, daß GOttes streng und zornig Urtheil mich treffen werde, ob ich schon nit alles, und genuggethan habe, wie ich sollte, so glaube und bin ich doch ungezweifelt, Christus das Lamm GOttes, das der ganzen Welt Sünd hinnimmt, hab und werde auch meine Sünd hinnehmen, und mir seine Unschuld, Frommkeit, Gehorsame, Rechtthun und Erfüllung des ganzen Gesatzes und Gebots GOttes, in Gnaden zustellen, und zu eigen geben, in einem wahren Glauben, und Vertrauen auf ihn. In allem meinem Thun appellier und beruf ich mich von dem strengen Gericht, zu der Barmherzigkeit, die uns in Christo erzeiget, und bewiesen worden ist, wie auch mich der heilige Paulus so herrlich tröstet, und der HErr Christus selbst, daß kein Gericht noch Verdammung bey denen sey, die in Christo JEsu glauben. Aber wie es Herr Ludwig meinet, daß ich Unruh gemachet habe, ist nit wahr, und wird ihn der Fluch (über mich gethan) selber treffen, und in die Grub, die er mir vermeinet zu graben, wird er selbst fallen, ich bitt aber für ihm von Herzen, daß ihm GOtt gnädig sey durch Christum.

R. Und laß mich hinfür mit deinen Lügen- und Laster-Schreiben zufrieden.

Z. Ist mein Schreiben, das ich ihm gethan habe, Lügen und lästerlich, das Urtheile du liebes Straßburg! und männiglich, wer es lieset, wie ich im Anfang auch gebeten habe. Er schreibt auch im Anfang seines Briefs, ich liege durchaus, er ist ein grober unbedachter Theologus. Wie kan es alles erlogen seyn? Ich habe doch auch viel herrlicher Sprüche angezogen. Sind dieselbigen auch erlogen? Er möchte doch ein unterscheid gemacht haben zwischen dem, das er muß gestehen, und dem, so er vermeint meinethalb erlogen seyn. Daß er auch schreibet, ich soll ihn fürhin zufrieden lassen, das will ich thun, und dem HErrn Christo folgen, der da sagt, will dich dein Brudern nicht hören, so sag es der Kirchen. Dieweil der dann liebes Straßburg! dein Vorständer gewesen ist, und du ihm Guts gethan hast, ja ihn aufgenommen, wie ein Vater seinen Sohn, wem soll ich es dann billicher sagen, dann dir und deiner Kirchen, dieweil er mich vormals, da er noch zu Straßburg gewesen, und ich mit Mund, seines bösen scheltens halb, freundlich und bitterlich mit ihm geredt, er aber in Zorn und grossem Unwillen von mir gangen, darnach hab ich ihm geschrieben, das hat er mir wiederum geschickt, und nit wollen lesen, jetzt zum dritten hab ich ihm gen Ulm geschrieben, wie er mir dessen danket, liesest du in seinem Brief. Was soll ich dann nun thun, dann ihn GOtt und seiner Barmherzigkeit, ihn dem HErrn Christo (der unser aller Sünd und Unwissenheit auf sich genommen hat) befehlen, und aber nit wie er mich dem strengen, gerechten Urtheil Gottes, sondern mit grosser Bitt, der Güte und Barmherzigkeit GOttes, ihm solches alles nicht zurechnen, und zum End selig machen durch JEsum Christum, Amen.

Dir aber liebe Kirch zu Straßburg, muß ich sagen, daß du GOtt für uns beyde bittest, ihm zu verzeihen, ich solches mit Gedult,, Sanftmuth und Weißheit zu richten und zu tragen, das geb GOtt!

R. Dünkt dich dieser Brief zu hart, so gedenke, man muß dem Narren antworten, wie es sich gebührt, den 19. Aprilis 1557.

Z. Nun wolan, ob solcher sein Brief zu hart oder zu weich sey, darf mich nit dünken, ich weiß es, der HErr hat mich aber gelehrt auf dem Erdreich viel harter Speiß essen. Es ist aber auch ein Sprüchwort, der ist ein guter Wirth, der einem eine Uerten borgen mag. Dich aber liebes Straßburg! will ich urtheilen lassen, von der Harte oder Weiche, ja Billichkeit, Wahrheit, Christlicher Zucht und Sanftmuth eines klugen und weisen Schriftgelehrten. Daß er auch schreibet, man muß dem Narren antworten, wie sich es gebührt, antworte ich: Wolan, ich bin nit weiß, wie Judith, Esther, Joel, Abigail und dergleichen herrlichen Weiber, das bekenne ich. Ich habe aber immer von Jugend auf GOtt gebeten mit Salomon nicht um grosse Ehr noch Gut, Silber und Gold, sondern um die Forcht GOttes, die ein Anfang der Weißheit ist, wie auch der Apostel Jacobus lehret, wer Weißheit bedarf, der bitte sie von GOtt. Von welcher Weißheit auch Moses sagt, zu seinem Volk, und David sagt, du hast mich lassen wissen die heimliche Weißheit, und von welcher der heilige Paulus sagt, die göttlich ist, und der Welt Weißheit verachtet: und sagt, GOtt hab sie zu schanden gemacht, sie sey eine Thorheit für ihm, und die Weißheit GOttes sey eine Thorheit der Welt. O solcher Thorheit GOttes begehre ich, und ein Narr zu seyn auf dieser Welt, um Christi willen, auf daß ich weiß für GOtt werden möge, darvon der weise Mann und der heilige Paulus viel in ihren Briefen lehren, und der heilige Johannes heißt es die Salbung des heiligen Geistes GOttes, die uns allerley lehre. O die begehre ich und bitt darum von Herzen, für Silber, Gold, und die ganze Welt, mit aller ihrer Zierde. Darum zörne ich nit, daß mich Herr Ludwig einen Narren heißt, wiewol es ihm, als einem geistlichen Theologen nit gezihmt, nach den Worten Christi, da er spricht, welcher seinen Nächsten einen Narren heisset, der ist des höllischen Feuers schuldig,, darum schilte ihn keinen Narren, er dauret mich aber fürwar, daß er seine Unwissenheit in seinem Schreiben zu mir, so gar herfürgethan hat, und dem lieben Salomon nit gefolget in seinen herrlichen Sprüchen, er hätte sonst sein thörlich Handlung angesehen, und den Spruch des weisen Predigers bedacht, da er sagte: Wann der unweiß Mensch schon selbst närrisch ist in seinem Thun, doch halte er jedermann für einen Narren, der es ihm saget. Er hat fürwar alle Witz und Theologischen und Apostolischen Geist und Weißheit in seinem Schreiben an mich gethan verlohren. Ist mein Brief und sein thoricht Thun, mit seinem bösen Schandbrief verantwortet, das urtheilen alle Verständigen, die es lesen. Ich muß noch eins hie sagen, und fragen, dieweil er mich also einen Narren heisset, ob dieses witzig und weißlich von ihm sey gethan, nachdem er mir seinen bösen Brief zugeschickt hat, daß mein Schreiben zu ihm, alles erlogen sey und ich aus dem Teufel ohn Wahrheit rede, aus einem freflen, unverschämten Maul, und befiehlet mir damit, ich solle ihn fürhin mit meinen Lügen- und Lasterschreiben zufrieden lassen rc. Aber über und nach solchem seinem Brief schreibet er einem lieben frommen Prediger bey uns, er solle zu mir gehen und bitten, daß ich ihm wolle aufzeichnen meines lieben Manns Alter, Anfang und Länge seiner Predigen, wie er dann mich vor einem Jahr auch hat lassen ansuchen, und aber jetzt meldet, er hoffe, wie doch der Handel zwischen ihm und mir stehe, ich werde dannoch dieses thun, und die Kirch nichts lassen entgelten. Da hab ich demselbigen geantwortet, ja lieber Herr! die Küchen sollt er sagen, einen halben Gulden um einen Bogen nehmen, dienet wol darinn, und muß den Nahmen der Kirchen haben, er würde derselbigen noch lang nichts schreiben, wann ihm der Drucker nit Gelt gäbe. Sollte ich ihm dazu helffen? Nein freylich nimmermehr. Der heilige Augustinus und andere alte Väter haben nicht also der Kirchen geschrieben, so darf er auch meinen frommen Mann nit in sein Geltbuch setzen. Er stehet im Buch des Lebens geschrieben, und ist von dem HErrn Christo fromm und selig bey allen Engeln bekannt. Ist aber der Kirche etwas zu Nutz, von ihm zu schreiben, das kan ich selber wol ohne einen Geltwechsel thun. Mich nimmt auch Wunder (sage ich) daß er sich nit schämt solches von mir zu begehren, so er mir geschrieben, ich hab ein frefel Lügenmaul, und rede aus dem Teufel ohne Wahrheit. Wollte er dann solche Lügen in ein Buch setzen, das durch das Teutschland soll gehen, da siehet und höret man seine Weißheit, aus deren er mich einen Narren schiltet rc. Es ist aber ein alt Sprüchwort, Kinder und Narren sagen auch die Wahrheit. Man schlägt sie aber etwan auf das Maul, das geschicht mir von Herr Ludwigen hie auch rc. Jetzt genug, GOtt mache ihn weis von seinem Geist Amen.

Wolan liebes Straßburg! diese Verantwortung sollte im Herbst seyn kommen, so ist sie aus guten und freundlichen Ursachen verhinderet worden, so nimm sie jetzt für einen Weynachten-Kram an. Ich hätte sie ihm auch gerne allein zugeschrieben, und nit öffentlich lassen ausgehen. So er aber mir geschrieben hat, daß ich ihn hinfür mit meinem Lästerschreiben zufrieden solle lassen, und zu Straßburg gar nicht wollen lesen noch annehmen, auch geredt, da man ihn darum gestraft hat, er wolle gar keinen Buchstaben von mir nehmen rc. Wie hab ich ihm denn anders können thun, damit (so er es nit lesen will) doch andere Leute lesen, wissen und urtheilen mögen, ob ich so unbillich, unchristlich und heidnisch, wie er schreibet, gegen ihm gehandlet habe rc. Dabey muß ich mich auch versprechen, ob etliche gute Leute meynen und sagen mögen, ich rühme mich viel, was ich gethan habe, da sage ich fürwar, daß ich es nit begehre, und nie gesucht habe, dann ich von mir selbst nichts weis zu rühmen. Was ich gethan habe, das hat der HErr in mir gethan, der mich von meiner Jugend auf, also gezogen und gedinget hat, um einen Groschen, daß ich in seinem Weinberg arbeiten solle, das habe ich müssen thun. Er hat mir mehr aufgelegt dann andern Weibern. Er hat aber mir auch mehr Verstands, Lust und Freud in seinen Geheimnussen gegeben, dann andern, damit ich es alles von ihm habe, und von mir selbst nichts, dann Sünd und ein ganz verderbte Natur zu keinem Guten, sondern zu allem Bösen geneiget, wo mich der HErr Christus nit anderwerts gebohren hätte. Darum GOtt im Propheten Jeremia sagt, wer sich rühmen will, der rühme sich, daß er mich weißt und kennet, daß ich der HErr bin; und durch Esaia sagt er, meine Ehr gib ich keinem andern, was geschicht das thu ich, und der HErr Christus sagt, ohne mich könnet ihr nichts thun rc. Was wollte, und hab ich dann viel von mir zu rühmen, GOtt hat mich zu seinen Ehren gebraucht, das hab ich ihm höchlich zu danken, auch mich vor ihm zu demüthigen, und mit David zu sagen, wie kan ich solches um dich, o HErr verdienen, daß du mich aus dem Schlam gezogen hast? rc. Wo man es mir aber je dafür will aufnehmen, so sage ich mit dem heiligen Paulo, da er sich auch rühmte wider seine Feinde, der Gnaden GOttes, ja vielmehr erzehlete, die Wunder und Geschäfte GOttes, der ihn von Mutter-Leib an erwählet hatte, was Christus in ihm gewürkt, demselbigen er auch alles zuschreibe, wie er aber den Widerwärtigen, und auch den Guten hat müssen erzehlen sein Thun und Leitungen, sagte er dabey, ihr habet mich ins Rühmen gebracht, und Ursach geben, daß ich ein Narr im Rühmen worden bin, also urtheile man mich auch. Herr Ludwig hat mich darzu gedrungen, GOtt weiß, daß ich meine Ehr nit suche, sondern GOttes, und Herr Ludwigen müssen anzeigen, was für Unruhe ich in der Kirchen angefangen, Wollte es wol anders und mehr erstreckt haben. Er ursache mich nit weiter. Fraget er mehr, so sage ich mehr. Dieweil er noch ein Kind im Anfang gewesen, und aber gern viel wissen, und in Bücher setzen wollte, die Gelt ertragen, auch viel begehrte von mir zu wissen, und mich doch einen Narren schiltet, so bin ich mit dem heiligen Paulo, ein Narr worden, auf daß ich mich verliere, und aber den HErrn Christum gewinne, Amen.

R. Unterschrift. Ludwig Rabus, Doctor der Heil. Schrift und Superintendent der Kirchen zu Ulm, wider alle Zwinglische, Schwenkfeldische, Widertäufische Geister.

Z. Daß er sich einen Doctor schreibet, laß ich bleiben, es ist nicht ein häßlich Wort, dieweil es bedeut und anzeiget, ja heissen und seyn sollte, ein gelehrter, verständiger und erfahrner Mann, in heiliger Schrift und göttlicher Kunst, ein Lehrer, welcher in Theologia, das ist heiliger Schrift und geistlichen Dingen gelehrt und studiert ist. Es sind sonst auch viele Doctores, das ist Gelehrte in der Arzney, und Juritic, das ist, die weise Räth können geben, zur Gesundheit des Leibs, und billich gut zu behalten, auch der zufallenden Krankheit des Leibs, und Unbillichkeit der Menschen im Zeitlichen gut zu begegnen,. Also soll ein frommer Theologus, ein Gelehrter in göttlicher Kunst, Arzney und Räth können geben, dem geistlichen Kranken, den wahren Glauben in den Sohn GOttes (der die rechte Gesundheit ist, und die Herzen der Menschen reiniget) die Menschen lehren, trösten, stärken, vermahnen, warnen, und ihre Wunden mit geistlichem Trost heilen und verbinden, wie GOtt im Propheten den Hirten befiehlet. Wo ein solcher Doctor, das ist, ein weiser, kluger, treuer und verständiger Lehrer GOttes wäre, der in der Schul Christi, und des Heil. Geists gangen, und studiert hätte, dem der HErr JEsus den Sinn der Schrift geöffnet, daß er altes und neues zum Heil der armen Gewissen aus seinem Schatz herfür bringen könnte, da wäre GOtt darum zu loben, und wer wollte nit einen solchen in zweyfacher Ehren halten, nach der Lehr des Heil. Pauli? Ich sorge aber, daß es jetzt eben stehe, mit diesen dreyen Doctoribus, wie jener Philosophus sagte, der Jurist verderbt die Menschen am Gut, der Arzet am Leib, der Theologus an der Seelen, dann sie suchen alle, nit den Willen GOttes, und des Nächsten Nutz und Seligkeit, sondern ihren Geitz, Pracht, Hoffart und grossen Nahmen. Solches hab ich einmal mit Herr Ludwigen geredt, da er aus grossem Fürschreiben, zehen oder zwölf Tag zu Tübingen war, und den Doctor mit ihm bracht, da sagte ich aus treuer und mütterlicher Liebe, was er in dieser letzten Zeit mit solchem Pracht und Narrenwerk umgienge, solche Ehr zu suchen, vor der Welt, so wir doch dem End der Welt und dem Henker schon an die Hand bereit wären. Antwortete er mir, ich hätte es doch Doctor Martin Luther zu gut gehalten. Sagte ich ja, ich thät es auch noch, und darum, da Luther ist Doctor worden, hat er noch wenig von dieser Zeit und Erkanntnuß des Evangelii gewußt, sondern noch vom Pabste Gewalt nehmen müssen, ein Lehrer zu seyn, die heilige Schrift und Evangelium Christi zu predigen, also durch solchen vermeinten Gewalt des Pabsts auf Canzel kommen, darum er ihn auch hernach billich mit solchem getratzt, und umgestossen hatte, daß er ihm selbst das Evangelium Christi hab befohlen zu predigen. Solches lieset man in Luthers ersten Bücheren. Ihr aber (sagte ich) dörfet jetzt solches nicht. Mein lieber Mann, der ein Jünger Christi gewesen. hat euch auf die Canzel gestellt, und der Kirchen zum Diener und Prediger des Evangelii, der Treu soll seyn, gegeben, daß niemand, wie St. Paulus zum Thimotheo sagt, euere Jugend verachten solle, was habet ihr dann erst diesen Gewalt zu Tübingen durch das Doctorat dörfen holen? Seyd ihr in so kurzer Zeit gelehrter, weiser und geistlicher worden, dann fürhin, nein freylich, ja hätten die guten Männer, Martin Luther, Ulrich Zwinglin, Johann Oecolampadius, Paulus Frigius, Wolfgang Capito, Urbanus Regius, Caspar Hedion, Mattheus Zell, und andere viel herrlicher, gelehrter Männer, die das Evangelium zum ersten geprediget, ihre Nahmen, die sie in der Zeit der Unwissenheit überkommen haben, jetzt erst an sich sollen nehmen und holen, sie hätten sie zum Fenster hinaus geworfen. Dieses ist ein Anfang und erste Ursach des Zorns und Unwillens, von Herr Ludwigen über mich, welchem darnach mehr Neid und Haß gefolget ist rc. Darbey schreibet er sich auch ein Superintendent der Kirchen zu Ulm, das ist ein oberster Aufseher, dawider rede ich nit viel, ich mag es ihm wol gönnen. Er sehe wol um sich und über sich, es gedenken aber etliche, er hab dasselbig zu Straßburg begehrt und gesucht, da es ihm aber ein anderer fürgezogen, hab es ihn verdrossen. Wie mir aber solcher Nahm und Ampt gefalle nach der Red Christi: Ihr nit also, welcher der Oberster will seyn, sey euer aller Diener, das findet man in meinem Brief, den ich ihm geschrieben habe, wie Christus und seine Apostel Superintendentes gewesen sind, dabey laß ich es bleiben.

Daß er aber schreibt, wider alle Zwinglische, Schwenkfeldische, und Widertäufische Geister, muß ich auch ein wenig verantworten, ach GOtt! was gehet es den lieben und jetzt seligen Zwinglin an, da nun so lange Jahr sein Leib verwesen, sein Geist in Christo ruhet, durch den GOtt so viel Guts in dem Schweitzerland gethan hat, da Herr Ludwig noch in Mutterleib gelegen, und er dannoch zuletzt um seiner Brüder willen sein Leben verlohren, da Hr. Ludwig noch an Bänken gangen, und noch nicht den Schulsack tragen konnte? Kan der jetzt auch kein Ruhe vor ihm haben, der doch mit dem lieben Luther, den Acker gepflügt, Distel und Dorn ausgejetet, mit grosser Arbeit bereitet und gesäet, und ihm GOtt ein groß Gedeyen geben hat, von welcher Frucht Herr Ludwig auch noch isset, und giebt ihm solchen Dank gleicht wie die bösen Kinder ihrem alten Vater, der viel für sie gearbeitet, und sie reich gemacht hat, so sie erwachsen, ihn darnach verachten? Also muß der gute Zwinglin auch von ihm als ein Ketzer und Feind GOttes und Christi ausgeschrauen werden, auf der Canzel, in Bücheren, Briefen, und mit Mund. Ach HErr JEsu Christe! Du siehest und hörest es alles, wie der Feind so tobet, ich rede und weine für dir, für meine Brüder und deine Knecht, du weisest, wie Zwinglin und andere, dich so treulich einen HErrn und einigen Heyland alles gläubigen Fleisches bekannt haben, die jetzt um deinetwillen geschmähet werden, daß ein Christ möchte wol sagen mit David, die Schmach, damit man dich HErr schmähet, ist auf mich gefallen, die bricht mir mein Herz. Also schmähet er auch den lieben Herren Caspar Schwenkfelden, und nennet ihn Stenkfeld, seine Gesellen deutsche und welsche Prediger nennen ihn Stenkfeld, und Diabolus, einen Teufel. O GOtt! wohin kommen wir, ja gar in der Juden Art, die Christo zugaben: Er thäte seine grosse Wunderzeichen aus dem Teufel? Diese alle predigen, lehren, schreiben und bekennen, mit Schriften und Mund, daß Christus der wahre Sohn GOttes, und einiger Seligmacher, Erlöser, und Heiland des Menschen sey, wider alle falsche Lehr, die es den Werken, Creaturen und Elementen zugiebt. Ist das aus dem Teufel geredt? Ich sage nein, sondern wie dort geschrieben stehet, das sind Worte eines Unsinnigen. Dabey nennt er auch die Täufer, die müssen auch unter sein Superintendenten-Amt. Ich meyn, er sehe weit um sich. Dieweil er aber den Herren Schwenkfeld in solcher seiner Unterschrift des Schmach-Briefs zu mir, Stenkfeld heisset, und viel Leute nit wissen, was es ist, ein Thier oder ein Mensch, so muß ich dannoch dir einfaltigen, guten Burgerschaft, und gemeinen Mann sagen, was und wer er ist. Der liebe Schwenkfeld ist ein Bidermann, und ein Christ, gebürtig aus Schlesien, von einem herrlichen, wol gehaltenen, ehrlichen, alten Geschlecht, und namhaften Adel, wie man es der Welt halben theilet. Niemand kein Schand noch Uebelhaltung von ihm kan sagen, da ihn aber GOtt recht edel vor ihm, ihn zu seinem Sohn und einem Bruder seines recht edlen Sohns Christi JEsu hat wollen machen, und adlen, da hat er ihm eine schwehre Taubheit seiner äusserlichen Ohren angehenkt, dann er zu Hof gewesen, lieb gehalten, und ohn Zweifel viel gehört (wie dann an solchen Orten Gewohnheit ist) das wider GOtt und Christo gewesen, dieweil ihm dann GOtt die äusserlichen Ohren beschlossen, hat er ihm die innerlichen Ohren, und Gehör seines Herzens aufgethan, daß er den Heiligen Geist gehört, und in seinem Herzen, mit ihm hat lassen reden, wie David sagt, ich will hören, was GOtt in mir redet, und hat auch dessen sein äusserlich Bekanntnuß gethan, nach der Rede Christi, wer mich bekennet, will ich auch bekennen, und der Lehr Pauli, so man von Herzen glaubet, so wird man gerecht, und mit dem Munde bekennet, so wird man selig. Deshalb er von etlichen gehasset, auch zuletzt von seinem Vaterland vertrieben, daß er auch mit dem heiligen Propheten Esaja sagen mag: Ach HErr, wer glaubet dem, das wir gehört haben? Ist nach solchem also in seiner Bilgerfahrt, auch gen Straßburg kommen, und zu dem lieben und jetzt seligen Doctor Wolf Capito, der ihn zur Herberg und Tisch genommen, ihn lieb und werth gehalten. In dieser Zeit hat er seine Verantwortung in Druck an die Schlesinger lassen ausgehen, in welchem Buch zuforderst, der lieb Capito ein Vorrede gestellt, ihm Zeugnuß geben, aber nit wie Herr Ludwig und andere, die ihn einen Teufel und unsinnigen Narren schelten, sondern daß er den Geist GOttes habe, welches Buch und Vorrede noch vorhanden und zu lesen ist. Nun hoffe ich, man wüsse wol, was Capito für ein frommer Mann gewesen, auch gelehrter und verständiger, als freylich Herr Ludwig und etliche andere unerfahrne, junge neue Prediger, da hat er meines lieben Manns und meiner auch Kundschaft gewonnen, zu uns gangen, bey uns gewohnet, daß wir ihn nit haben können hassen, noch seinen Glauben verwerffen. Hat sich wol zugetragen, daß zwischen ihm und unsern Predigern und Gelehrten sich etliche Disputation erhaben und gehalten sind worden, daß er und sie, sich in vielen Dingen getrennt, das Hauptstuck aber, daß Christus das Lamm GOttes und unser einiger Erlöser sey, habe ich allzeit auf beyden Seiten befunden, deshalb ich mich das andere nit habe lassen irren, und beyde Theil geliebt, und mich von niemand getrennt. Jetzt aber nach der alten Prediger Abscheid hat sich der Handel weiter erstreckt, da man wol in aller Freundlichkeit, wie die Alten gethan, hätte mögen mit ihm handlen, wo der unerfahrene Stolz, und die aufgeblasene Kunst nit wäre, das nun also zu einem grossen Zank und Widerwillen kommen ist, der HErr des Friedens, wolle ein gut Mittel senden, und Einigkeit der Herzen geben, damit die Liebe, das Band des Friedens, nit so gar verletzt und zerrissen werde, sondern das liebliche Oehl der Sanftmüthigkeit von dem Haupt Aarons in seinen Bart und Kleider fliesse, ja das recht Freudenöhl, der Heil. Geist, damit der HErr Christus gesalbet, dessen Aaron und sein Oehl eine Bedeutung gewesen ist, von dem Haupt Christo in seinen Bart und Kleider, das ist, seine Christen fliesse Amen.

Also hören jetzt alle Einfaltigen, was Schwenkfeld ist, daß er ein Mensch und Christ, und nicht ein reissender Wolf und Ketzer (wie ihn Herr Ludwig genannt) ist, so ist Caspar sein Tauf-Nahm, und Schwenkfeld sein Nachnahmen, von seinen Eltern und Geschlecht, wie wir alle Nachnahmen von unsern Eltern haben, dabey man uns kennen und nennen kan, und ist kein geistlicher, rechter Nahm Christ, dann er in den Tod Christi getauft ist, und nit Stink- und Stenkfeld, auch nit Diabolus, Teufel, verdammter, unsinniger Narr, Fantast, und dergleichen ungeheurer Nahmen, die man einem Türken nit gäbe, der Teufel ein Erzfeind Christi und unser aller, hat doch nit so viel Nahmen, wie unsere deutsche und welsche Prediger und Gelehrten ihm geben, wie auch seine Lehr und Bücher ihm übel gedeutet und ausgelegt, auch alle Obrigkeiten wider ihn angericht werden, erfahret man täglich. Wie aber ich ihne verstehe, und deshalben verspriche, mag man lesen in meinen zweyen Briefen in diesem Büchlein, die ich an Herr Ludwigen geschrieben habe, zu Straßburg und gen Ulm. Daß auch er, Herr Ludwig nit allein diese Personen, sondern ihre Geister anziehet, da schliesset er mich ein, das zörne ich gar nit, er nenne mich Kuh oder Schaaf, welches er will, so bin ich dannoch von GOttes Gnaden ein Mensch, und was ich bin, desgleichen die andern auch, was gehet uns sein Superintendenten-Amt an? Gut, daß es sich nicht bis auf uns strecket. Sollte ich aber darum die Wahrheit nit sagen und bekennen? Er darf sich auch nicht förchten vor meinem und anderer Geister, er förchte sich vor dem Geist GOttes, da der HErr Christus (an seinem Nachtmal seinen Jüngern) darvon sagte, wann der komme, so werde er strafen, von wegen der Sünd, des Unglaubens, der Gerechtigkeit. Daß er zum Vater gegangen, und das Gericht und Urtheil führen wird. Solches auszulegen, will ich auf dießmal lassen bleiben, GOtt behüt Herr Ludwigen vor der schwehren Sentenz Christi: Wer da urtheilt und verdammt, der wird geurtheilt und verdammt werden.

R. Darneben aber ein armer, schlechter Diener, des gecreutzigten Christi, und seiner armen Kirchen.

Z: Ach GOtt hie ist viel Armuth und Demuth! GOtt sey gelobt. Es ist mir aber ein seltsames und ungleiches Schreiben, daß er sich so böchisch und trotzlich einen Superintendent, das ist, einen Obersten, und bald einen armen, schlechten Diener, das ist einen Untersten schreibt. Ich wollte ihm gern antworten, wie ich dem Bischof von Straßburg einmal geantwortet habe, der sich einen Hirten und Landgrafen im Elsaß mit einander schriebe, so muß ich aber seiner und anderer schonen. Ich nimme auch wahr, so ich seinen Brief noch einmal gelesen habe, daß er zwey Aemter und zwo Kirchen macht, der Kirchen zu Ulm ist er ein Oberster, solcher ist zu förchten, und zu ehren, der Kirchen Christi ist er ein armer, schlechter Diener, solcher ist ein König und Ausfegete der Welt, nach der Red Pauli. Wie schicken sich diese zwey zusammen? Wie scheidet er auch die Kirchen zu Ulm von der Kirchen Christi? Dieser ein Oberster, der andern ein Diener, dieser Herr, der andern Knecht, also müßte wol die Kirch zu Ulm nicht eine Kirch Christi seyn, so sie einen Obersten, und die Kirch Christi einen Diener hat, sie unter dem Gesetz und Knechtschaft, die Kirch Christi aber frey, und in der Herrschaft, es sollte sich schier vergleichen mit des Pabsts Rede, der sich in seinen Ablas-Briefen einen Knecht aller Knechten schreibet, und bald dabey, er habe den Schlüssel und Gewalt, den Himmel auf- und zuzuthun, und schreibet sich einen geistlichen Vater und ernstlichen Diener, der grosse Sorg für die Christenheit trage, und ist doch der reichste Kaufmann in der Welt, der Wachs, Eyer, Fleisch, Butter, Pfründen, Weiber, und alles feil hat, was man bedarf und haben will, daß er nicht Zeit und Weil hat, den Himmel aufzuschliesen, ja auch ein grosser Kriegsmann, der Kayser, Könige, Fürsten bochet, und groß Blutvergiessen in allen Landen anrichtet. Das sind eben Knechte, wie einer, den ich kannt habe, der seinem eigenen Herren, dem er dienen sollte, in seinen eignen Hause ermordte, und ein Spannier, der seinen eignen Bruder, freundlich ansprach, und aber um des Glaubens willen ihn zu Tod schlug. Ach GOtt! Ach GOtt! Es ist nit des HErrn Christi Rede, der seine Diener, weise Schriftgelehrten, kluge und getreue Haußhalter geheissen hat, und St. Petrus sagt, sie sollen nit herrschen über das Erb Christi, und Christus sagt, er seye nit kommen, daß man ihm diene, sondern daß er diene, und der heilige Paulus sagt, seyd meine Nachfolger, wie ich Christi. Darum weiß ich aus diesem Obersten als einem Herrn und Untersten, als einem Knecht nit zu kommen. Das weiß ich aber wol, daß mein lieber Mann, der Straßburg das Evangelium dreysig Jahr treulich gepredigt, desgleichen auch Wolf Capito und andere fromme Männer, die ihr Gut verlohren, ihr Leib und Leben verlassen, ihre Hälß dargegeben, und wie David sagt, ihre Seelen in ihren Händen getragen haben, um Christi und seiner Kirchen willen; nichts von solchen Erz-Bischöfen und Superintendent-Nahmen gewußt haben, darum hat ihr Einfalt auch nichts golten, jetzt weiß man, wie man diese grosse Leute halten solle, der HErr hat Straßburg und das ganze Land gestraft, wann sie es nur erkannten. Es ist uns eben gangen, wie jenen Fröschen, die einen König wollten haben, da gab man ihnen einen Bloch, da verachteten sie das, dieweil sichs nit regen konnte, wollten einen lebendigen König haben, da gab man ihnen einen Storchen, der fraß sie. Es sagt auch die Heil. Schrift, wie das Volk den heiligen Samuel nicht wollte haben, sondern einen König, da ward ihm Saul, der wol beredt war, und seine Länge gieng über alles Volk, wie er aber stolz, GOtt ungehorsam, und ein End nam, findet man hübsch zu lesen im ersten Buch Samuel, vom achtzehenden Capitel an bis in das ein und dreyßigste, da Samuel gestorben, und es Saul übel gieng, da wollt er ihm erst von den Todten durch die Zauberin ruffen lassen, und ihn fragen, also ists uns auch. Könnten wir die alten, einfältigen und frommen Propheten, Wolf Capito, Mattheus Zellius, und andere wieder ruffen, so wollten wir sie erst viel fragen, und gern ihnen folgen, so es aber nit mehr seyn mag, wie auch mein lieber Mann acht Tage vor seinem Abscheiden über Tisch zu mir sagte, ich bin der alt Mattheus Zell von vielen verachtet, es wird aber noch dazu kommen und bald, könnte man mich wieder aus der Erden graben, man würde es thun, ich gehe zu meiner Ruh. Ach HErr GOtt! ich wollte auch graben. Ich meyne, die jungen Prediger machen der Kirchen Unruh, und zeihen des dann mich, so ich doch je und noch bey der Lehr Christi, und der alten (die den Bau des Evangelii wieder aufgericht haben) bleiben, und noch bleiben will, mit GOttes Hülf, dem sey Lob, daß wir noch Mosen und die Propheten haben, ja Christum JEsum selbst mit seinen Apostlen, und ihr Lehr und Brief aus dem Heil. Geist getrieben, und geredt, wie St. Petrus sagt: Wir haben ein vest prophetisch Wort, und ihr thut wol, daß ihr darauf acht habet, als auf ein Licht, das da scheinet in einem dunklen Orth, ja zu dem wahren Licht (das Christus der Sohn GOttes ist) wollen wir uns halten, wie er sagt, ich bin ein Licht kommen in diese Welt, die Menschen haben aber mehr geliebt die Finsternuß, da wolle, er aber uns behüten, und geben, daß wir ihn mehr lieben, GOtt geb wo die päbstlichen untreuen Bischöffe, und die evangelischen Superintendentes bleiben. Also will ich einmal beschliessen und ein End machen an diesem Brief, welchen ich wol anders wollte geschrieben, mich verantwortet, und die Unruh, die mich Herr Ludwig (ohn Wahrheit) zeucht, baß ausgestrichen haben, ich habe mir aber fürgesetzt, und ihm Anfang dieses Briefes gesaget, er solle mich nicht entrüsten, noch zornig machen, das habe (hoff ich) gehalten, und ihm aus Erbärmd und Mitleiden über seine Blindheit, und nicht aus Zorn, Neid und Haß geantwortet, das wird sich finden und offenbar werden, zu seiner Zeit, ich weiß keinen unter ihnen allen, der einen solchen Brief, wie mir Herr Ludwig geschrieben, also verschmirzen und so sanft verantworten möchte.

Ich danke aber GOtt, in Christo seinem Sohn, daß er mir solches geben hat. Ich hab bedacht die Rede meines HErrn Christi, der da sagt, lernet von mir, dann ich bin sanftmüthig, und von Herzen demüthig. Hat es aber Herr Ludwig von ihm gelernt, und seinen bösen Brief zu mir armen Creutztragenden Frauen aus Christi Geist geschrieben, das will ich dich liebe Kirch und Burgerschaft zu Straßburg und viel frommer Leute lassen urtheilen. Der HErr JEsus Christus, ein Ausspender aller himmlischen Güter, gebe mir, daß ich mich allzeit, vor ihm demüthig, und die Knie meines Herzens in aller Gehorsame vor ihm, und seinem himmlischen Vater büge, daß er mich stark mache, an dem innerlichen Menschen, daß der äusserliche alles tragen möge, das wünsch ich auch dir liebes Straßburg zur Mehrung der wahren Erkanntnuß, des Sohnes GOttes, dem zu Ehren, und dir zum Heil. Bessere dich im Glauben und Leben. Höre auf zu Danzen und Muthwillen, es ist wahrlich Zeit, lebe in der Forcht GOttes gegen deinem Nächsten. Verachte dein Heil nicht, das dir fürtragen wird. Lästere nit, was du nicht erkennst. Laß dich nit lehren, jemand verdammen und urtheilen, auf daß du nit auch geurtheilt und verdammt werdest, nach der Rede Christi, bereite dich auf die Zukunft des Bräutigams, daß dir die Thür nit verschlossen werde, dann der HErr sagte, der Tag werde kommen, wie ein Dieb in der Nacht. Wol dem der da wachet, und sein Ampel mit den weisen Jungfrauen mit Oehl bereitet hat, das geb dir der Vater aller Lichter, Gnaden und Barmherzigkeit, durch seinen lieben Sohn unseren HErrn JEsum Christum, in der Kraft seines Heil. Geistes, gelobet in Ewigkeit Amen.

Quelle: Füßlin, Johann Georg - Beyträge zur Erläuterung der Kirchen-Reformations-Geschichten des Schweitzerlandes - Band 5

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