Schlatter, Adolf - 03. Zur Einführung in die Bibel

Schlatter, Adolf - 03. Zur Einführung in die Bibel

Wir sollen nicht einzig das von der Bibel wissen, was man im akademischen Unterricht unter dem Titel „Einleitung in die Bibel„ bespricht, nämlich wann und wie die biblischen Bücher entstanden und als heilige Schriften gesammelt worden sind. Vor diesem Wissen steht vielmehr eine andere Frage, die jedermann berührt: Wozu ist die Bibel in unsere Hände gelegt? „Wozu haben wir sie zu gebrauchen?1)

Die Frage, wie die biblischen Bücher entstanden sind, blickt in die Vergangenheit zurück und läßt sich deswegen nicht ohne die gelehrten Mittel beantworten, durch die wir uns in die Vergangenheit zurückversetzen. Die andere Frage dagegen, wie und wozu wir die Bibel zu gebrauchen haben, zielt auf die Gegenwart und trifft das, was wir selber sind und tun. Mit dem Besitz der Bibel ist uns allen eine göttliche Gabe übergeben, aus der für uns die Pflicht entsteht, daß wir sie benützen, und wie und wozu wir sie zu gebrauchen haben, das ist das, was jedermann wissen muß. Haben wir erkannt, daß die Bibel uns weise machen will zur Seligkeit durch den Glauben an Jesus Christus, 2. Tim. 3, 15, so ist diese Einsicht unvergleichlich wichtiger, als wenn uns die Geschichte der Bibel nach ihrem ganzen Verlauf bekannt und verständlich würde. Zu dieser Erkenntnis ist etwas anderes erforderlich als geschichtlicher Unterricht, nämlich, daß unser eigenes Auge offen sei und das, was die Bibel sagt, mit dem zusammenhalte, was den Besitz und den Mangel unseres Geistes, Gottes Werk in uns und unsere eigene Schuld und Not ausmacht. Dadurch erkennen wir den Zweck der Schrift und sehen, wie sie als eine gnadenvolle Gabe Gottes mit dem verwächst, was in uns ist, mit dem, was wir Gutes, und mit dem, was wir Böses in uns tragen, weil sie dem, was finster in uns ist, Erleuchtung bringt, und dem, was sterben will, Heilung, — Stärkung allem, was wir Gutes haben, Überwindung allem, was wir Böses sind, Vollendung dem, was Gottes Schöpfung in uns ist; und wir erleben, daß es uns durch die Schrift unmöglich wird, Gott zu verleugnen, weil sie seine Gewißheit hell und gewiß in uns erweckt und uns in ihm unser Leben und unsere Freude zeigt. Dadurch erweist sie sich als Gottes kräftiges und gnädiges Wort an uns. Wem die Bibel hierzu geholfen hat, der weiß von ihr genug, um rechtschaffen mit ihr in Gottes Wegen zu wandeln.

Dann hat aber auch alles, was wir an Einblick in die Geschichte der Bibel und in den Ursprung ihrer Bücher besitzen, hohen Wert. Denn es ist ein und derselbe Vorgang, durch den die Gemeinde, die Gott kennt und in seinen Dienst gestellt ist, entstand und durch den die Schrift geschaffen wurde. Das Wirken Gottes, das uns unser Heil bereitet, und das, das uns die Bibel gab, geschahen nicht getrennt. Wenn wir diesem Gotteswerk mit offenem Verstande zuschauen und wahrnehmen, wie die einzelnen Teile der Schrift mit ihm verbunden sind, wird unser Blick in den Inhalt der Bibel deutlicher. Aus ihrer Geschichte fällt auf manches Licht, was uns sonst an ihr dunkel und seltsam scheinen muß. Das schützt uns vor unrichtigen Auslegungen und Einbildungen, die von der Schrift abführen. Es ist wahrlich eine große Sache, das göttliche Wort zu verstehen. Die Kirche darf keine Arbeit geringschätzen, die sie hierbei unterstützt.

Daher kam es auch, daß die Untersuchungen über die Herkunft der biblischen Bücher nicht eine stille Gelehrtenarbeit blieben, von der die übrigen Glieder des Volkes nicht beeinflußt werden. Diese Fragen werden vielmehr schon lange mit Geräusch verhandelt und haben viele Zweifel, Verwirrung und Erschütterung des Glaubens hervorgebracht. Das rührt zum Teil daher, daß leider manches an unserer gegenwärtigen Schriftforschung krank ist. Gedanken, die Gott und Christus leugnen, gewinnen auch über die wissenschaftlichen Arbeiter Macht, und da, wo sie mächtig geworden sind, üben sie auf die geschichtlichen Untersuchungen über den Inhalt und Ursprung der Bibel einen großen Einfluß aus. Wie die Welt, so stellt sich auch die Bibel dem Auge anders dar, wenn der, der sie liest, Gott aus seinen Gedanken auslöscht oder doch in eine zweifelhafte Ferne geschoben hat, oder wenn er sie als einer liest, der Gottes im Christus gewiß geworden ist. Vieles in unserer gegenwärtigen „Wissenschaft“ entspringt dem törichten Versuch, die Welt und die Bibel ohne Gott zu konstruieren. Das macht die Lage unserer Kirche und unseres Volkes ernst.

Aber auch am reichen Gewinn und an der kostbaren Frucht, die die nun schon lange geübte fleißige und ernste Beschäftigung mit der Schrift uns gebracht hat, entstand eine Aufgabe, die uns oft schwierig scheinen will, weil durch sie in manchem Stück ein neues Verständnis der Bibel erreicht worden ist, das die älteren Gedanken über sie beseitigt hat. Alle unsere Meinungen und Urteile bedürfen immer wieder der Berichtigung. Auch unter den Schriftgelehrten, die das Alte Testament sammelten und ordneten, und unter den ersten Christen, die die apostolischen Schriften zum Neuen Testament vereinigten, waren nicht lauter Meinungen verbreitet, die sich bewähren, schon wegen der Mangelhaftigkeit aller menschlichen Geschichts-kunde, weil unser Bild von dem, was vergangen ist, stets lückenhaft und unvollkommen wird, sodann aber auch deshalb, weil gerade der Eifer und die Verehrung für die Schrift auch unrichtige Überlieferungen erzeugten. Man wünschte überall in der Bibel einen bestimmten Namen und eine sichere Antwort und hätte gern alles deutlich gehabt, und aus dem, was zuerst Vermutung war, wurde leicht eine scheinbar feste, gültige Tradition.

Gegen die Berichtigung der geltenden Meinungen haben aber gerade die nichts einzuwenden, die der Schrift gläubig untergeben sind. Wem es nicht um seine eigenen Meinungen, sondern wirklich um die Bibel zu tun ist, der meistert sie nicht nach seinen eigenen Gedanken und Wünschen. Wenn ich sage: „So und so muß es sich mit der Bibel verhalten; anders will ich sie nicht; Gott kann und darf es nicht anders gemacht haben“, so stelle ich mich selbst mit meinen Ansprüchen und meinem Gutdünken über die Schrift, während mich aufrichtiger, echter Glaube unter sie stellt, so daß ich nichts begehre, als die Schrift selbst zu hören und zu verstehen. I m Glauben macht man sich nicht selber eine Bibel zurecht und begehrt sie nicht anders, als wie sie Gott uns gegeben hat. Wer es gelernt hat, mit Glauben auf Gott zu sehen, der nimmt und braucht die Bibel gerade so, wie er sie hat werden lassen. Darum wird die sorgfältige Untersuchung der Bibel und das umsichtige Urteil über sie durch den Glauben niemals verhindert oder erschwert. Er bewegt uns vielmehr zur wachen Aufmerksamkeit. Wird jemand der Bibel gegenüber blind, so ist daran niemals sein Glaube schuld.

Die Ehre, die wir dem göttlichen Wort zu erweisen haben, besteht darin, daß wir uns zu ihm als die Lernenden und Empfangenden verhalten. Denn es ist uns zum Führer gesetzt, dem wir untergeben sind. Aber es leitet uns nicht in die Unmündigkeit und Knechtschaft, sondern gibt uns das eigene Sehen, eigene Urteil, die freie Bewegung des zur Wahrheit geleiteten Verstehens. Durch dieses geschieht der Autorität der Schrift und unserem Glauben an sie kein Abbruch. Erheben wir uns in das Verstehen, dann erst können wir uns wahrhaft unter das Schriftwort beugen, ohne daß eine Trägheit und Schlaffheit daraus wird. Beugen wir uns unter die Schrift: nun können wir uns zu ihrer Durchforschung und Beurteilung erheben ohne jene Dreistigkeit, die die Verachtung Gottes in sich hat. Die Eintracht, der Friede, die innere Harmonie, die zwischen diesem doppelten Verhalten zur Schrift besteht, macht, daß es in der an Jesus glaubenden Gemeinde eine freie Wissenschaft von Gott und seinem Worte gibt.

Wir aber schwanken hin und her und richten uns von Gottes Bahn zwei Abwege ein, den einen in die Höhe eines verwegenen, falsch geistlichen Übermuts, den anderen in die Tiefe einer verzagten Trägheit. Bald sind wir uns selbst genug, brauchen die Bibel nicht, schelten sie einen toten Buchstaben und merken nicht, daß wir gerade so in die leeren Worte fallen und den toten Buchstaben anheimgegeben sind. Bald heben wir die Schrift so hoch über uns hinauf, daß wir sie nicht mehr mit Verstand und Aufmerksamkeit zu lesen wagen, erschrecken, wenn sich irgendein Teil der Bibel nach seinem Wahrheitsgehalt und seiner bleibenden Bedeutung uns jetzt anders darstellt als früher, tun, als hinge Gottes Wahrheit und Reich einzig am Buch, als wäre Gott heute verschwunden und Christus tot, und merken nicht, daß wir uns damit den Grund und das Ziel des Glaubens aus dem Auge rücken. Denn der Glaube hat seinen Grund und sein Ziel im gegenwärtigen, ewigen Gott und in unserem auferstandenen, himmlischen Herrn. Zu ihm werden wir berufen und geleitet durch den Dienst der Schrift, durch das Zeugnis der berufenen Boten Gottes, an die auch wir gewiesen sind, und in Kraft der vordem vollbrachten Werke Gottes, aus denen auch unsere Lebensgeschichte erwächst. Sie sind Gottes Mittel und Werkzeuge, durch die er uns den Aufblick zu ihm verschafft, seinen Namen in uns belebt, uns zum Glauben an ihn erweckt und uns in seine kräftige Gegenwart und Gemeinschaft stellt. Was wäre aber unser Glaube, wenn wir Gott nicht zutrauten, daß die Wahrheit in diesen Dingen seinem gnädigen Willen und Werk wirksamer und kräftiger diene als irgendein Zusatz, mit dem unsere Frömmigkeit die Bibel noch größer und heiliger zu machen meint? Wenn wir wissen, wem wir glauben, sind wir willig und fähig, unbefangen zu hören und zu erwägen, was immer über die Schrift mit Geduld und Wahrheit gesagt werden kann. Diese Ruhe des Geistes, die aus der Klarheit des Glaubens stammt, ist das, was uns bei jedem Verkehr mit der Bibel notwendig ist.

Das Alte Testament

Das Alte Testament spricht seine Absicht mit deutlicher Bestimmtheit aus: es wurde dazu geschrieben, damit Gottes Verehrung und Dienst in Israel entstehe und bleibe. Wir würden es deshalb mißdeuten, wenn wir in ihm bloß eine Sammlung von „Literatur„ aus der alten Zeit Israels suchten. Es ist zwar immer ein löbliches Unternehmen, wenn in einem Volk die alten Nachrichten und Schriften gesammelt werden, damit das, was die Väter erlebten, der Vergessenheit entzogen bleibe. Denn es ist für die späteren Geschlechter ein großer Gewinn, wenn sie den Gang ihres Volkes übersehen, durch den ihnen ihre eigene Geschichte bereitet wird. Das Alte Testament ist jedoch nicht auf diese „Weise entstanden und hat seine Wurzeln nicht bloß im Patriotismus der Juden, in ihrer Bewunderung und Pietät für die Geschichte ihres Volkes, sondern ist um Gottes willen geschrieben, damit es der Erkenntnis Gottes diene.

„Literatur“ gab es unter den alten Juden noch viel mehr als das, was im Alten Testament steht. Sie hatten noch andere Gesetze neben dem mosaischen. Denn auch ihre Könige gaben Gesetze, und ihre Verordnungen wurden aufgeschrieben. Das alles ist verschwunden. Nicht ein einziges Gesetz irgend eines Königs hat den Weg in die Bibel gefunden. Saßen die Hirten bei den Zelten oder die Bauern beisammen im Tor, so erzählten sie sich nicht nur die biblischen Geschichten, sondern noch manches andere von den Kriegen der Stämme und von den Erlebnissen merkwürdiger Männer, und die Könige ließen aufschreiben, was sie im Krieg und Frieden Großes getan hatten. Man sang auch nicht bloß Psalmen; neben ihnen gab es noch viele Lieder von alledem, wovon man überall zu singen pflegt. Das ist alles verklungen. Warum sind die biblischen Bücher noch da? Weil sie Israels heilige Schriften sind, Unterricht über Gott, die Aufbewahrung einer göttlichen Wahrheit und eines göttlichen Gebots.

Sicherlich schrieben die biblischen Männer aus lebendiger Liebe zu ihrem Volk und mit hoher Verehrung für dessen Väter. Jerusalem ist heiß geliebt und Mose hoch verehrt worden. Aber diese Liebe und Verehrung entstand nicht bloß aus der natürlichen Gemeinsamkeit, an der jedes Volk den Grund seiner Eintracht hat, sondern hier war der gemeinsame Gott die verbindende und einigende Kraft. Die Väter wurden geehrt als die Boten und Zeugen Gottes, und das Land und das Volk wurde als Gottes Reich und Eigentum geliebt. Seine Geschichte wurde geschrieben und gelesen als die Nachricht von dem, was Gott getan und in Wort und Tat offenbart hatte. Hier ist überall Gott der, von dem gesprochen wird.

Das Alte Testament macht uns die große Tatsache sichtbar, daß es eine Gemeinde Gottes gab. Es gab damals nirgends auf Erden eine solche als in Israel. Hier entstand ein Volk, das Gott als den Einen und Wahren kannte, ihn als seinen Herrn und König ehrte und seinen gütigen und heiligen Willen als sein oberstes Gesetz ergriff. Dazu kam es deshalb, weil Gott in die Mitte Israels seine besonderen Boten und Zeugen hingesetzt hat. Abraham, Mose und die Propheten sind die Pfeiler, auf die die Gemeinde Gottes gegründet ist. Ohne sie hätte es weder ein heiliges Volk des Herrn noch ein Altes Testament gegeben, so wenig als ein Neues Testament ohne Jesus. Diese besonders begabten und hoch über die anderen emporgehobenen Männer empfingen zunächst das lebendige Wort und die wirksame Tat und machten damit Israel Gott Untertan; aus ihnen erwuchs sodann die Schrift als das Mittel, wodurch jene auch für die späteren Geschlechter erhalten und fruchtbar gemacht wurden ganz wie im Neuen, so auch im Alten Testament.

Daher kommt es, daß der größere Teil des Alten Testaments von Männern verfaßt ist, die uns nicht einmal dem Namen nach bekannt sind. Wir kennen von allen geschichtlichen Büchern mit Einschluß der Bücher Mose die Verfasser nicht, ebensowenig von den poetischen Büchern mit Ausnahme einiger Psalmen, und auch unter den prophetischen Reden finden sich solche, bei denen der Name des Propheten verschwunden ist. Was waren diese Männer? Israeliten, die an dem Wahrheitsschatze Anteil hatten, den ihr Volk besaß, und in der Erkenntnis und Gemeinschaft des Gottes lebten, dem ihr Volk gehörte. Die Art, wie sie die Erlebnisse ihres Volkes auffassen und erzählen, war nicht ihre eigene Erfindung; so schaute man in der Gemeinde, unter der sie lebten, in die Vergangenheit zurück. Der Glaube, aus dem ihr Psalm entsprang, war nicht ihr besonderer Vorzug; zu solchem Glauben war die Gemeinde von Gott erzogen und erweckt, und sie schrieben dazu, damit dies alles, wie sie selbst es empfangen hatten, als ein heiliges Erbe bei ihrem Volke bleibe immerdar.

Die alttestamentliche Gemeinde Gottes war ein Volk, erbaut auf den natürlichen Zusammenhang der jüdischen Geschlechter und in sie hineingesenkt. Das macht die Größe und Herrlichkeit des Alten Testaments aus, wie es die Herrlichkeit des Neuen ist, daß der Mensch Jesus in seiner vollen, wahrhaften Natürlichkeit der Sohn Gottes ist. Das Leben eines Volkes besteht aber aus mannigfaltigen Vorgängen, zumal wenn es sich durch die Jahrhunderte hindurch erstreckt. Es hat zahlreiche Bedürfnisse und braucht viele Gaben. Es hat ein Land nötig und Nahrung und Sieg und Frieden. Es bedarf eines Gesetzes als seiner festen Stütze und zugleich beweglicher Freiheit, damit es zu neuen Lebensgestaltungen vorwärtskomme. Es besteht aus Weisen und Stumpfen, Gerechten und Abgewichenen, Lehrenden und Lernenden und bedarf deshalb vielerlei Lehre, über Irdisches und Himmlisches, Natürliches und Göttliches. Es bedarf gnädiger Hilfe und ernster Zucht, schonender Geduld und einschneidender Strafen. Diese ganze Mannigfaltigkeit der Erlebnisse Israels wird vom göttlichen Sprechen und Handeln durchdrungen und breitet sich in den alttestamentlichen Schriften vor uns aus. Sie sind deshalb nach Art und Inhalt voneinander sehr verschieden, aber darin alle eins, daß sie uns zeigen, wie Gott in Israel seine Gemeinde geschaffen, erhalten und geleitet hat.

Daß in Israel die natürliche Volksgemeinschaft und die Gemeinschaft mit Gott aneinander gebunden sind, macht das Alte Testament einerseits zum Zeugnis der Wahrheit und Gnade Gottes, gibt ihm aber andererseits auch seine Schranke und bringt das an ihm hervor, was zeitlich und vergänglich ist und es zum Alten Testament macht. Wir erfahren, wie treu und völlig sich Gott des Menschen annimmt und sich hier auf Erden in dem, was wir erleben, offenbar macht. Dadurch macht es uns die Gnade des Ewigen kund, der uns zu sich beruft und in seine Gemeinschaft stellt. Dies wird aber hier erst an den Erlebnissen dieses einen kleinen Volkes offenbar. Gottes gnädige Regierung ist noch auf den Umkreis Israels beschränkt, und sein Geist geht in die Formen und Schranken der natürlichen Art der Juden ein. Das ist aber nicht die letzte und vollkommene Gestalt, wie Gott mit uns spricht und bei uns wohnt, sondern weist auf das Zukünftige hin, wo Gottes Wort und Werk seinen Reichtum frei entfaltet und nicht mehr an das natürliche Volkstum Israels gebunden ist2).

Die fünf Bücher Moses

Die Schrift beginnt mit Moses „Lehre“ oder „Unterricht„3). Mit heller Klarheit war Mose der Aufblick zu Gott geschenkt worden. Hier war die heidnische Verdunkelung und Verderbnis der Erinnerung an Gott durchbrochen. „Der Einzige und Ewige, Allmächtige und unendlich Reiche ist dein Herr und Gott„: das war die Botschaft, die er Israel gebracht hat. Diese Gewißheit wurde dem Volke jedoch zu dem Zweck gegeben, damit es den Willen Gottes tue. Wem Gott sich bekannt macht, dem gibt er sein Gesetz. Zugleich mit der Offenbarung Gottes empfängt das Volk die Berufung und Verpflichtung zum Gottesdienst und das Verbot, das ihm alles Böse und dem Willen Gottes Widerstreitende vollständig untersagt. Das Gesetzbuch ist das Zeugnis für diese einfache, aber überaus folgenreiche Tatsache, die über den Gang der ganzen Geschichte Israels und der Menschheit entschieden hat, auf der alle folgenden Teile der Bibel ruhen.

Nicht zum hohen Fluge weitblickender Gedanken wurde Israel berufen, nicht dazu, daß es Gottes Herrlichkeit beschaue und sich in seine Geheimnisse vertiefe, auch nicht nur dazu, daß es sich in fröhlichem Genuß an der göttlichen Gabe und Güte erquicke und sein Leben mit festlicher Seligkeit fülle, sondern die Regel, die der Frömmigkeit Israels gegeben ward, lautet: „Tue den Willen Gottes.“ Gott kennen und sein Gebot erfüllen, Gott gehören und ihm gehorchen, ist von nun an für immer untrennbar miteinander vereint.

Darum ist das Gesetzbuch Israels von dem sehr verschieden, was wir bei anderen alten Völkern vielfach finden. Auch dort entstanden hoch geehrte Gesetzbücher, dadurch, daß Volksrechte, die früher in langer Gewohnheit im Volke galten, von einem Sammler schriftlich verzeichnet wurden. Moses Bücher geben uns dagegen nicht das geltende Gewohnheitsrecht Israels, sammeln auch nicht Beschlüsse der Volksgemeinde, Satzungen der Ältesten oder der Könige. Vielmehr hält das Gesetz dem Volk ausschließlich Gottes Weisung vor. Es bestimmt, was Gottes Wille und Verordnung für Israel sei, womit es Gott gehorche und seinen Gottesdienst ausrichte.

Sein oberster Gedanke ist der: ihr seid Gottes Eigentum. „Ich habe euch aus Ägypten befreit„, so beginnen die Zehn Gebote, und darum sind Israel die dort genannten bösen Dinge untersagt; sie dürfen das nicht tun, weil sie das Volk Gottes sind. Wer Gott gehört, ist verbunden, ihm zu dienen, muß das Böse lassen und hat in Gottes Willen die Regel, unter die er sein ganzes Leben stellt. Als Gottes Eigentum ist er von allem, was Gott haßt, abgeschieden, dafür aber mit seinem Willen und Werk an das gebunden, was Gott will und tut. Jesus hat den innerlichen Gedanken des Gesetzes ausgesprochen, als er dasselbe, zugleich gebietend und verheißend, in das Wort zusammenfaßte: „Ihr werdet vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist“, Matth. 5, 48. Im Gesetz tritt Gott als Israels Schöpfer, Herrscher und Vater auf und zeigt ihm deshalb, wodurch es ihn erzürnt und sich von ihm trennt und womit es ihm dient und ihn ehrt.

Was ist Gottes Wille? Hierauf gibt das Gesetz eine doppelte Antwort. Er will, daß Israel ihn als Gott in seiner Hoheit anbete, sein Schöpfer- und Vaterrecht anerkenne, stets seiner eingedenk sei und mit zu ihm emporgehobenem Blick sein Leben führe. Darum richtet ihm das Gesetz das ein, was wir im engeren Sinn „Gottesdienst„ (Kultus) zu heißen pflegen. Doch ist das noch nicht die ganze Antwort des Gesetzes auf die Frage, was Gottes Wille sei. Denn Gott sorgt für uns Menschen und haßt die Bosheit, mit der wir einander verderben. Er will deshalb, daß jedes Glied des Volkes vom anderen Recht und Güte empfange. Darum läßt das Gesetz keinen Kreis des Volkslebens unberührt. Die Ordnung der Gemeinde und ihrer Stämme, die Rechtspflege, die Ehe und Familie, die Stellung der Knechte und Armen, Ackerbau, Erbrecht, Schuldverhältnisse, Krieg, Kleidung und Speise werden mit einzelnen Geboten berührt. Und neben der rechtlichen Leistung steht das Gebot, das das, was diese hervorbringt, die inwendige Gesinnung, ordnet und Güte und Treue von jedem Glied des Volkes verlangt. Schon der grundlegende Anfang des Gesetzes, die Zehn Gebote, besitzen diese Allseitigkeit. Sie stellen die gottesdienstlichen Grundregeln auf, fügen aber zu diesen sofort die Rechtssätze hinzu, auf denen das menschliche Zusammenleben beruht, und stellen neben das Verbot der bösen Tat das zehnte Gebot, das sich gegen die Wurzel der Tat wendet und uns die schrankenlose, eigensüchtige Begierde verwehrt. Der Dienst, den Israel vor Gott zu üben hat, hört nirgends auf. Sein ganzes Leben wird zum Gottesdienst.

Hierin bewährt sich die Wahrheit der Erkenntnis Gottes, die Israel verliehen war. Bekommt unsere Erinnerung an Gott Wahrheit, so überstrahlt sie alles andere und bewegt „das ganze Herz, die ganze Seele und die ganze Kraft“. Man kann Gott nicht nur ein Stück des Lebens lassen, im übrigen aber sich selber leben und den eigenen bösen Willen tun. Alles wird Gott Untertan, alles heilig, alles Gottesdienst. Nicht dadurch suchte das Gesetz diese Allseitigkeit zu erreichen, daß es ein „System„ von allgemeinen Formeln und verdünnten „Grundsätzen“ aufstellte. Achtet man nur auf seine Form, so scheint es lückenhaft. Es übernimmt zunächst die ganze natürliche Einrichtung des Volkes, wie sie war, und setzt deshalb an vielen Punkten voraus, daß jedermann ohne weiteres wisse, wie er sich hier und dort zu verhalten habe, stellt dann aber seine bestimmten, einzelnen Gebote in die mannigfaltigsten Gebiete des Lebens hinein. So werden sie zu Beispielen, die viele ähnliche Verhältnisse und Handlungen beleuchten und regeln, so daß Israel dennoch auf Schritt und Tritt daran erinnert war, daß es bei allem, was es tut, auf Gott zu achten und sich nach ihm zu richten hat.

Das Gesetz besteht jedoch nicht bloß aus Geboten, sondern auch aus Geschichten, und diese sind für seinen Zweck ebenso wichtig wie jene. Alle Sammlungen der Gebote gründen sich auf die Erlösung aus Ägypten. Dort hat Israel seinen Gott kennengelernt, dem es nun dienen soll; von dort her ist es sein Eigentum. Was dort geschehen ist, gründet sich aber schon auf den ersten Anfang des Volks, auf die Geschichte der Erzväter, ja noch weiter zurück auf die Schöpfung und Regierung der ersten Menschheit. Denn Gott ist nicht nur der Gebietende, sondern zuerst der Helfende, Gebende, Schaffende. Deshalb beschreibt das Gesetz nicht nur das Werk des Menschen, das ihm als Pflicht obliegt, sondern zuerst und darüber Gottes Werk, durch das der Mensch seine allmächtige Gnade und sein heiliges Gericht erlebt.

Im Rückblick auf den Auszug aus Ägypten wird Israel Gottes Fürsorge in der denkbar größten Weise vorgestellt. Das Leben des Volkes war in der Wüste ganz und gar Gottes Werk; es erhielt alles aus Gottes Hand. Er rettete es vor seinen Verfolgern, ernährte es und gab ihm Wasser, Fleisch und Brot, zeigte ihm den Weg und gab ihm sein Land. Er ertrug sein Murren, verzieh ihm seine Bosheiten und richtete die Übeltäter, die es verdarben. Hieran soll Israel immer wieder ermessen, was Gott ist und tut. Indem die Erlebnisse in Ägypten zu Gottes Kennzeichen gemacht werden, war Israel der Grund zu einem völligen Vertrauen, zu einer lebendigen Hoffnung und zu einer ernsten Furcht Gottes dargereicht. Zum selben Zweck wird ihm die Geschichte der Erzväter unvergeßlich gemacht. Gott war es, der sie nach Kanaan führte, Abraham den Sohn verhieß und gab und Jakob nach Ägypten leitete. Schon an seinem Anfang muß es Israel deutlich werden, daß es nur durch Gottes Berufung von den ihm stammverwandten Völkern unterschieden ist, daß es ganz und gar ein Werk Gottes ist und von ihm alles empfangen hat, was es besitzt.

Am selben Ort, an dem sich Gottes Güte und Hilfe offenbart und Israel zum Glauben und Hoffen erweckt, wird ihm auch das Gebot gegeben. So sind Gottes Werk, das dem Volk zur Erlösung diente, und des Menschen Werk, das Gott zur Ehre dienen soll, miteinander wie Grund und Folge, wie Wurzel und Frucht verknüpft. Daß Gottes starke Heilandshand das Volk ergriff und führte, macht, daß es sein Leben in Gottes Dienst verklären kann; aus der Liebe Gottes, die es erlebt hat, fließt, daß es sich von allem Bösen abgewandt zu halten hat. So ist aller Gehorsam gegen das Gebot zum Erweis des Glaubens gemacht. Der erlösende Gott gibt das Gesetz. Damit hört der Gehorsam auf, eine Plage zu sein, und wird dankbar und glaubensvoll.

Das Gesetzbuch, das durch Moses Namen als heilig bezeichnet war, begleitete Israel in verschiedenem Umfang und mit wechselndem Einfluß auf das Leben des Volks durch seine lange Geschichte hindurch. Nach der neuen Begründung der Gemeinde durch die Heimkehr aus dem babylonischen Exil wurde es zu ihrem Fundament, auf das sich ihr ganzes Leben aufbaute. In der Zeit des Neuen Testaments galt dem Juden „das Gesetz„ als das Hauptstück der Bibel, und er betrachtete es als sein Glück und seine Ehre, „unter dem Gesetz zu stehen“, im Unterschied von allen anderen Völkern, die ohne Gesetz sind und deshalb verderben. Diese Hochschätzung der Bücher Moses war richtig und wohl begründet. Sie enthalten in der Tat die Vereinigung alles dessen, was Israel auf langem Wege an Offenbarung und Erkenntnis Gottes empfangen hat. Sie umfassen sowohl den Anfang als das Ergebnis seiner Geschichte und zeigen uns ihre Wurzel und ihre Frucht. Sie enthalten die ältesten Überlieferungen und Aufzeichnungen, die dem geistigen Leben des Volkes die Richtung zu Gott gaben, so daß wir durch sie zum Ursprung der heiligen Gemeinde zurückgeleitet sind, verbinden mit diesem anfänglichen Besitz auch den Erwerb der späteren Geschichte und bezeichnen in ihrer Schlußgestalt den Endpunkt, bei dem Israel bis zum Neuen Testament stehenblieb.

Die Propheten

Der herrliche Reichtum der Begabung, die die alttestamentliche Gemeinde durch die Offenbarung und Erkenntnis Gottes empfing, wurde schon in den vor ihnen stehenden Büchern sichtbar. Das göttliche Gebot und Gesetz wurde der Gemeinde deutlich und heilig, und sie erhielt eine fruchtbare, aus tiefen Erlebnissen bestehende Geschichte, die mit unvergänglicher Erinnerung bewahrt werden mußte, weil aus ihr das Schicksal und die Taten der Späteren hervorwuchs, und ihr inwendiges Leben, der verborgene Grund ihrer Taten, gewann Kraft und Fülle sowohl im Umgang mit Gott, wie das Gebet des Psalters sie zeigt, als im Verkehr mit der Welt, den die die Weisheit lehrenden Bücher ordnen. Es war aber mit dem Wort Gottes, das uns die Erkenntnis Gottes verleiht, stets und wesentlich noch eine andere Wirkung verbunden: es öffnete dem Volk den Blick in die Zukunft und gab ihm die Bewegung zu einem Ziel hin, das hoch über der Gegenwart steht. Es empfing die Weissagung. Denn Gott ist die unerschöpfte Kraft und die immer neue Liebe. Was von ihr erlebt und empfangen ist, ist nie das Letzte, nie das Ganze, dem nichts mehr folgen könnte. Aus der Gewißheit Gottes entsteht darum die Hoffnung, die sich über die Gegenwart mit ihren Sünden und Schmerzen erhebt und nach dem begehrt, was noch kommen wird. Im Anschluß an Gott bekommt das Leben eine aufsteigende Richtung, die das Vollkommene sucht, da uns Gott nur durch Vollkommenes sein ganzes Wesen und seine reiche Güte offenbart. Darum hat Israel hoffen gelernt wie kein anderes Volk. Alles, was die anderen Völker an Hoffnung auf bessere Zeiten haben, ist neben seiner Hoffnung arm und blaß. Denn es hat auch den beugenden und richtenden Eindruck, der vom Bewußtsein Gottes ausgeht, tiefer erlebt als sie. Aber diese beugende Wirkung des göttlichen Wortes steht mit jener erhebenden in keinem Streit. Je mehr der Mensch in die Tiefe sinkt, weil ihm sein Abstand von Gott und sein Streit mit ihm deutlich wird, um so mehr wird er für die Hoffnung zubereitet. Sie wird ihm desto unentbehrlicher, und sein Verständnis für sie wird hell. Er lernt aus seiner Tiefe zur Größe Gottes aufblicken und in seiner Armut sich an der Unerschöpflichkeit der göttlichen Güte und Hilfe freuen.

Deshalb gab es in Israel neben denen, die das Gesetz für die Gemeinde aufschrieben und ihr die Geschichten aus alter und neuer Zeit erzählten, und neben denen, die in Liedern und Sprüchen den Schatz ihres Herzens für sie auftaten, noch eine andere Gruppe von Männern, bei denen das göttliche Wort in neuer Gestalt Wohnung nahm und zur Verkündigung kam: die zur Weissagung Berufenen. Wir begegnen ihrem Einfluß schon in den früheren Büchern. Sie haben bei der Ausbildung des Gesetzes mitgewirkt, haben die geschichtlichen Erinnerungen geformt und gepflegt und haben dem Gebetsleben des Psalters seinen Inhalt und seine Glaubenskraft gegeben; sie wandten sich aber auch mit eigenen Schriften an die Gemeinde, in denen sie ihr das im besonderen Sinn prophetische Wort übergeben haben. Ihr Einfluß auf alle biblischen Bücher war das Spiegelbild ihrer Stellung mitten im Leben des Volkes. Weder Saul noch David noch Salomo, weder Ahab noch Hiskia, weder das Geschlecht, das den Untergang der Stadt verschuldete, noch das, das sie wieder aufbaute, wären zu dem geworden, was sie waren, ohne die Prophetie. Durch sie wurden nicht bloß die Bücher, sondern zuerst die Geschichte des Volkes sehr wesentlich gemacht.

Derselbe klare Gegensatz gegen das, was sonst überall bei den Völkern vorhanden war, den das Gesetz zeigt, wird auch an der Prophetie Israels sichtbar. Propheten gab es allerwärts. In Ägypten bildeten sie eine geschlossene Körperschaft innerhalb des Priesterstandes; in Babylon und Ninive standen sie in der nächsten Nähe des Thrones. Bei roheren Stämmen finden wir sie in einfacheren Formen, doch nicht mit geringerem Ansehen. Überall gab es Männer, die es unternahmen, durch besondere Erleuchtung und übernatürliche Kräfte zu erfahren und zu verkündigen, was der Gottheit wohlgefällig und in ihrem Rat beschlossen sei. Dieses Weissagen verdarb aber an der Verfinsterung und Zerrüttung der Gotteserkenntnis, während Israel auf Grund seiner Berufung zu Gott eine Weissagung gegeben worden ist, die aus Gottes Wahrheit und Willen stammt.

Das Begehren nach Weissagung entsteht aus dem Bewußtsein, daß Gott den Menschen verborgen und sein Wille ihnen ein Geheimnis ist. Wer weiß, was Gott will und tut? Und doch wie heilsam wäre es, wenn wir dies wüßten, da ja unser ganzes Leben von seiner Macht und seinem Wirken völlig umschlossen ist. Der Druck der Ungewißheit wurde den Völkern dann besonders spürbar, wenn sich ihnen die Verkettung der Gegenwart mit der Zukunft handgreiflich aufdrängte. Wie vielfältig hat das Zukünftige schon jetzt für unser Wollen und Handeln die allergrößte Wichtigkeit, und wie enge Schranken sind hier unserem Blick gezogen! Da sollte der Prophet als ein Mittelsmann zwischen Gott und dem Menschen Hilfe bringen und anzeigen, wie Gott die Zukunft ordnen werde, damit der Mensch in der Wahl seiner Wege nicht fehlgreife. Aber auch in der Gegenwart gab es beständig viele dunkle Dinge, über die Gott allein Aufschluß geben konnte. Wo immer es undeutlich war, wie der Mensch Gottes Wohlgefallen erlangen und sich seine Hilfe verschaffen könne, da sollte der Prophet sprechen und dem Frager zeigen, welchen Weg er nach Gottes Willen einzuschlagen habe. Diesem Verlangen suchten die Propheten der heidnischen Völker mit mancherlei Mitteln zu genügen. Sie spähten überall in der Natur nach warnenden und weisenden Vorzeichen, versuchten zauberisch in das Übernatürliche einzudringen, strebten nach dem Verkehr mit den Toten und suchten inwendig in der Seele verborgene Kräfte zu erregen, die ihr Wissen erhöhen sollten, im Halbschlaf, in Bewußtlosigkeiten, Träumen und Gesichten, in aufgeregter Begeisterung. Diese Mittel der Wahrsagung werden durch das Alte Testament ausdrücklich untersagt als ein Abfall vom Herrn. Es gibt bei den Propheten der Schrift keine Kunst der Wahrzeichen, des Zaubers und der Beschwörung und keine Methode prophetischer Einschläferung. Hier ist es gültige Regel: der, dem Gott nach seinem eigenen Willen sein Wort vernehmbar macht, der ist Prophet.

Daher kam es auch innerhalb des Volkes bei der Weissagung in derselben Weise wie bei den gottesdienstlichen Ordnungen zwischen dem, was Israel trieb, und dem, was das Gesetz verlangte, zu einem harten Kampf. Es gab in Israel auch eine nach heidnischer Weise betriebene Prophetie, die Wahrsagerkünste benützte, manchmal auch mit hohem Ansehen, so daß der Widerstand gegen sie gefährlich war4). Zum Schutz des Volkes vor diesen Führern und im Kampf mit ihnen traten auch Propheten höherer Ordnung auf, erleuchtete Männer, denen durch eine besondere Berufung Einblick in Gottes Rat und Willen gewährt war, die nun als Mittelsmänner zwischen dem Herrn und seinem Volk dieses im Auftrag Gottes leiteten. Diesen Männern blieb der Versuch völlig fremd, in die göttliche Sphäre einzudringen und mit allerlei Mitteln Gott Aufschluß und Weisung abzulocken; denn ihre Sendung beruhte auf der Gewißheit, daß Gott begabend und erleuchtend im Propheten wirksam sei. Israel hat keinen stummen Gott. Er redet mit seinen Knechten und durch sie mit seinem Volk; denn sein Geist legt sein Wort in ihren Sinn. Daß Geist und Wort ausschließlich das Mittel sind, durch das der Prophet den Willen Gottes erfährt, das gibt der Prophetie Israels ihre reine, heilige Art.

Die Art, wie Gott innerlich mit ihnen und sie mit Gott verkehrten, bleibt auch für die geheimnisvoll, die ein ernstes Glaubens- und Gebetsleben mit Gott in Gemeinschaft bringt. Die Propheten besitzen in heller Klarheit das Bewußtsein eines besonderen Berufs und einer nur ihnen gegebenen Verpflichtung. Sie treten als die Boten Gottes auf: „Der Herr hat mich zu euch gesandt.„ Bei den Hervorragenden unter ihnen, wie Nathan, Elia, Jesaja, Jeremia, erstreckt sich diese Berufung über die ganze Lebenszeit; andere werden nur zeitweilig einer besonderen Veranlassung wegen als Propheten aufgetreten sein. Ihre besondere Begabung wird auch darin wahrnehmbar, daß sich ihnen in besonderen Lagen Gesichte zeigen, die ihnen geistige und himmlische Dinge schaubar und hörbar darstellten. Sie empfingen durch diese visionären Erlebnisse eine besonders kräftige Überführung und Bezeugung der göttlichen Gegenwart und des ihnen aufgetragenen Berufs. Die häufigste Form, in der das göttliche Wort zum Propheten kommt, war aber nicht die Vision, sondern die Inspiration, das Hervorleuchten des Wortes in der Seele des Propheten ohne Unterbrechung ihrer natürlichen Regungen.

Die Form der prophetischen Rede war zunächst der kurze Spruch. War er umfangreicher, so wurde er leicht dem Liede ähnlich. Daneben bildete sich auch die predigtähnliche Volksrede aus. Aber nicht die lehrhafte Rede, noch weniger die Abfassung von Büchern bildete das Hauptstück der prophetischen Tätigkeit. Denn die Propheten beschäftigten sich zunächst nicht mit den späteren Geschlechtern, denen Gott wieder Propheten und sein Wort senden wird, so wie sie es bedürfen; sondern sie sorgten als Männer der Tat für das Volk, unter dem sie lebten, daß es auf Gottes Wegen bleibe. Man holte in den verschiedensten Notlagen ihren Spruch und Rat; namentlich griffen sie in die öffentlichen Anliegen, von denen das Wohl und Wehe des ganzen Volkes abhing, ein. Sie traten dabei in völliger Unabhängigkeit von den Königen und vom Belieben des Volkes auf. Wie das Gesetz nicht im Namen der Könige gebietet, sondern sich allein auf Gott stützt, so sprach auch der Prophet nicht als Diener der Könige wie anderwärts, sondern im Namen des Gottes, dem König und Volk in gleicher Weise untergeben sind, und er sprach als einer, dem Macht gegeben ist. Sein Wort sagt nicht nur, was geschehen wird, sondern es geschieht, weil Gott es sagt. In diesem mächtigen Bewußtsein, von der Allmacht Gottes getragen zu sein, überschritten sie auch die Schranken der Natur. Jesaja trat vor den König Ahas in der Gewißheit, daß Gott mit jedem Wunderzeichen sein Wort begleiten werde, 7, 11, wie Elia, der auf dem Karmel in der Zuversicht handelte, daß sich Gott mit einer wunderbaren Tat zu ihm bekennen werde.

Vom achten Jahrhundert an blieben uns Sammlungen prophetischer Sprüche erhalten5). Die Zeiten wurden schwer, da Ephraim dem Untergang entgegenging und die Propheten auch in der Rettung Jerusalems vor den Assyrern nur einen Aufschub seines Sturzes erkannten. Nun schaute ihr Auge in die Ferne, und sie redeten nicht mehr ausschließlich zum gegenwärtigen Geschlecht. Dieses verschloß ihnen das Ohr mit hartnäckigem Widerstand und war dem Untergang verfallen. Erst die kommenden Geschlechter konnten die Hilfe Gottes sehen und wieder zu einem neuen Volk gesammelt werden. Für sie schrieben die Propheten ihre Sprüche als Zeugnis dafür, daß Israel an seiner eigenen Schuld und Sünde unterging, und als Bürgschaft dafür, daß sich trotz der dunklen Zeiten voll Angst und Blut dennoch Gottes Verheißung und Israels Hoffnung über alle Erwartung erfüllen werden. Je mehr die unmittelbare „Wirkung auf den Gang des Volkes den Propheten versagt war, um so höher lernte man den Wert des göttlichen Wortes schätzen. Das Wort war nicht nur für das lebende Geschlecht geredet; es galt allen Geschlechtern und reichte mit seinem Inhalt über jede Zeit hinaus6).

Aber auch in dieser in die Schrift gefaßten Gestalt bezog sich das prophetische Wort stets auf das, was das Volk jetzt tat und erlebte, und war nie in erster Linie Darstellung der Zukunft, sondern ließ immer zuerst das Licht des göttlichen Urteils auf die Gegenwart fallen. Deshalb wird es zuerst Bußpredigt, die die Abweichung des Volkes von Gottes Wegen erkennbar macht. Dadurch stellte der Prophet zwischen seinem Werk und dem Werk des Gesetzes die starke, innerliche Verbundenheit her, weil auch er wie das Gesetz den Kampf gegen das Böse so entschlossen und so vollständig führte, daß er nicht nur die Sünde des Volkes, sondern auch seine Sitte bestritt, soweit sie auch Ungerechtigkeit und Mißachtung Gottes schützend hegt. Auf den Bußruf baut dann der Prophet die Verheißung auf. Aber auch diese schwebt nicht ohne Zusammenhang mit der Gegenwart in weiter Ferne, sondern verkündigt die Abhilfe des Schadens, der das Volk jetzt bedrängt, und den Trost für die Not, die es jetzt erleidet7). Daher hat die Weissagung stets eine zeitgeschichtliche Färbung. Sie hält aber der zeitlichen Not eine Verheißung entgegen, die ewige Wahrheit hat, und hebt den Blick zu Gottes großen, hohen Gaben empor, so daß ihr Trost nicht mit ihrer zeitlichen Veranlassung dahinfällt, sondern von Geschlecht zu Geschlecht vorwärts weist. Aus dieser Verknüpfung der Erkenntnis der bleibenden göttlichen Gnadengedanken mit einem zeitgeschichtlichen Ziel ergab sich die Schranke, das „Stückwerk“ der Weissagung; das macht, daß immer ein Unterschied zwischen der Verheißung und der Erfüllung besteht, und daß nie eine Weissagung unverändert auf eine spätere Zeit übertragen werden kann. Sie muß immer wieder mit lebendigem Verständnis der göttlichen Wege erneuert sein. Deshalb haben sich auch die Propheten zu einer Reihe aneinander geschlossen und die späteren wiederholten die Sprüche der früheren, erläuterten und erweiterten sie.

Daniel

Stellen wir das Buch Daniel in die Zeit des Exils, so bringen seine Angaben über den Gang der Weltgeschichte unlösliche Schwierigkeiten mit sich. Er nennt uns vier Könige: Nebukadnezar, Kp. l—4, dessen Sohn Belsazar, Kap. 5, Darius, den Sohn des Xerxes, den Meder, Kap. 6; 9, l, Cyrus, den Perser, l, 21; 6, 28; 10, 1. Dies stimmt nicht mit dem Gang der Dinge in Babylonien überein.

Nebukadnezar, der die Macht Babylons über ganz Vorderasien begründet hatte, hinterließ nach 43jähriger Regierung die Herrschaft seinem Sohn Ewil Merodach. Dieser wurde zwei Jahre später von seinem Schwager Nergal Sarezer ermordet. Nach vierjähriger Regierung hinterließ dieser das Reich seinem unmündigen Sohne, der bald umgebracht wurde. Nun folgte aus einem anderen Geschlecht der letzte König Naboned. Jetzt griff Kores (Cyrus), der Sohn eines persischen Fürstengeschlechts, nach der Weltherrschaft, unterwarf die Meder, eroberte Ekbatana, die Hauptstadt des medischen Königtums, zog nach Kleinasien, besiegte Krösus und rückte nun gegen Babylonien. Den ersten Anmarsch des Cyrus warf die von Belsazar, dem Sohn Naboneds, befehligte Armee zurück. Aber einige Jahre später rückte Cyrus nochmals in Babylonien ein. Nun zerfiel die Macht Babels rasch. Babylon öffnete ohne Kampf die Tore. Der König, der geflohen war, wurde ergriffen und starb bald hernach.

Somit waren Nebukadnezar und Belsazar, der Sohn Naboneds, weiter voneinander entfernt, als es der Bericht Daniels erraten läßt; auch kam Belsazar nicht mehr zu eigener Regierung auf den Thron. Auch in den Angaben über den medischen Weltherrn Darius, der in Babylon über 120 Provinzen regierte, liegt eine getrübte Erinnerung. Zwischen dem letzten babylonischen König und Cyrus gab es keinen solchen Zwischenraum. Wenn in der Tat unmittelbar nach Naboned, dem letzten babylonischen König, ein Meder in Babylon befahl, so kann es nur ein Vizekönig und Statthalter des Cyrus gewesen sein.

Es ist leicht erklärlich, wie sich später diese Erzählungsweise bilden konnte. Es lebten in der Erinnerung der Völker neben den Persern auch die Meder als gewaltige Kriegsmacht fort. Ihrem Schwert war Ninive erlegen, und ihre Überwindung hatte für Cyrus und die Perser den Weg zur Weltherrschaft gebildet. So folgen sich ein babylonisches, ein medisches und ein persisches Königtum, und die Verschiebung der Überlieferung bestand nur darin, daß alle gleichmäßig in die großen Königsstädte Mesopotamiens, Babel und Susa, verlegt worden sind, während in Wirklichkeit die medischen Fürsten gleichzeitig mit den babylonischen Königen regierten und ihre Macht nicht über Babel ausdehnten. Erst Cyrus war der Nachfolger und Erbe der babylonischen Könige.

Die Bedeutung des Buches Daniel1) liegt somit nicht darin, daß es uns über die Geschichte des 6. Jahrhunderts Nachricht gäbe, der es offenbar schon fern steht. Die bleibende Kraft des Buches liegt in seiner Weissagung, darin, daß es die Stellung, die Gott Israel unter den Völkern gegeben hat, ins Licht hebt und den Weg und das Ziel seiner Führung zeigt. Diesem prophetischen Zweck dienen nicht bloß die Gesichte und Weissagungen des zweiten Teiles, sondern auch die Erzählungen, aus denen der erste Teil des Buches besteht.

Es bezeugt den Vorzug Israels vor der heidnischen Welt. Darum zeigt uns der erzählende Teil die Ohnmacht aller menschlichen Macht, die Gott vergißt oder vollends sich wider ihn erhebt, und die Allmacht der göttlichen Bewahrung über denen, die ihm dienen, aber auch den Anspruch, den der Dienst Gottes an Israel stellt, was Treue gegen Gott heißt und Freiheit von Menschendienst und Menschenfurcht, wie der Dienst des wahrhaftigen Gottes das ganze Herz fordert und einen Heldensinn, der Gut und Blut ruhig und willig vor Gott niederlegt.

Der wahrhafte Gott und das treue Israel Kp. 1—6

Daniel und seine drei Freunde, die am Hofe Nebukadnezars auferzogen wurden, genießen weder Fleisch noch Wein von der Tafel des Königs, weil sie auch im Palast und Dienst des heidnischen Herrn rein bleiben wollen. Die Treue, die sie damit Gott erweisen, wird ihnen dadurch gelohnt, daß sie nach Leib und Geist unter allen Jünglingen des Hofes die ersten sind. 8).1.

Nebukadnezar, der Herr der Welt, der das Geschick der Völker in seinen Händen trägt, ist mit allen seinen Magiern unwissend über das Ziel des Weltlaufs, während Daniel durch die Erleuchtung Gottes erkennt, wohin der Wechsel der Weltreiche zielt, und wer der wahre Erbe der Erde ist. Kein Magier kann Nebukadnezar seinen Traum erzählen, in dem er ein aus den vier Metallen erbautes Bild sah, das mit einem goldenen Haupt beginnt und mit halb eisernen, halb tönernen Füßen endet und von einem Stein zermalmt und spurlos weggeweht wird, während der Stein, der es zerstörte, zum großen Berge wird. Nur Daniel wird von Gott das Geheimnis und seine Deutung mitgeteilt. So verkündigt er dem Weltbeherrscher den Wechsel und die Vergänglichkeit aller irdischen Königtümer und den endlichen und unvergänglichen Sieg des Reiches Israels. Und dafür wird er zum Herrn von Babel gemacht. 2.

Daniels drei Freunde opfern ihr Leben, um sich vor keinem Bilde zu beugen, und Gott gesellt ihnen vor den Augen des Königs im Feuerofen seinen Engel bei. So fordert Gott von seinen Dienern den Märtyrermut; aber indem sie ihr Leben opfern, erhalten sie es. 3.

Nochmals steht Daniel vor Nebukadnezar und verkündigt ihm diesmal, daß in seinem eigenen Lebensgang die Obmacht Gottes erscheinen wird, der alle Überhebung der Menschen in den Staub herunterbeugt. Nebukadnezars Traum tut ihm kund, daß er wahnsinnig und zu den Tieren erniedrigt wird, daß ihm aber Gott den Thron erhält, und als der König dies erlebt, wird er zur Anbetung des Gottes Israels gebracht. Nicht Israel soll sich zu den Göttern der Heiden wenden, sondern der Heide wird zum Gott Israels herzugebracht. 4.

Auf Belsazars Übermut fällt Gottes Gericht zerschmetternd herab. Er hat in seinem trunkenen Frevelmut die Gefäße des Tempels entweiht und Gott verhöhnt. Da deutet ihm Daniel die Worte, die ihm eine himmlische Hand hingeschrieben hat, daß er gezählt und gewogen worden ist und sein Königreich von ihm genommen und den Persern gegeben wird. 5.

Es folgt noch ein Beispiel der Treue bis in den Tod. Daniel ist unter Darius zur höchsten Macht gelangt. Aber das Gebet zu Gott unterläßt er nicht, auch nicht auf des Königs Befehl. Er läßt sich den Löwen vorwerfen und wird nicht versehrt. 6.

Der zweite Teil des Buches besteht aus Gesichten Daniels, die Israel zeigen, wie es die großen Entwicklungen der Weltgeschichte zu verstehen hat.

Die Geschichte über den Verlauf und das Ende der heidnischen Weltreiche Kp. 7—12

Aus dem Meere steigen vier wilde Tiere empor, zuerst der geflügelte Löwe, dann der Bär, dann der vierköpfige Panther mit vier Flügeln, dann ein unbenennbares, schreckliches Tier mit zehn Hörnern, unter denen hernach noch ein kleines Hörn hervorwächst, das Gott lästert und Israel verfolgt. Doch nun öffnet sich der Himmel. Gott erscheint im Kreis der himmlischen Scharen als Richter, und das gottlose Tier wird vernichtet. Nun wird eine Menschengestalt vor seinen Thron gebracht und auf ewig zum Herrscher gemacht. Die Deutung erklärt, daß mit den wilden Tieren vier Könige abgebildet seien, die das Weltregiment in ihre Hand bringen, während der von Gott gekrönte Menschensohn bezeichnet, daß Gott der heiligen Gemeinde seines Volkes die ewige Herrschaft verleiht. 7.

Den doppelgehörnten Widder, das medisch-persische Königtum, stößt der Ziegenbock, der aus dem Westen dahereilt, Alexander der Große, darnieder. Aber das lange Hörn an seiner Stirne zerbricht; Alexander stirbt. An seiner Stelle erstehen vier andere Hörner, Alexanders Nachfolger. Aus einem derselben erwächst das kleine Hörn, das das Opfer aufhören macht und den Tempel schändet, Israel verfolgt und gegen Gott streitet und umkommt nicht durch Menschenhand. Das ist Antiochus Epiphanes, der das Judentum mit Blut und Gewalt auszurotten unternahm. 8.

Durch Jeremias Wort, das Jerusalem nach 70 Jahren die Befreiung verhieß, wird Daniel zu einem dringenden und demütigen Gebet um die Hilfe für Zion getrieben. Die Antwort ist ein neues Gesicht, das den Zeitraum zwischen der Weissagung und ihrer Erfüllung auf 70 Wochen bestimmt. Sieben verfließen, bis das Volk einen gesalbten Fürsten hat; 62 Wochen dauert der dürftige Bestand Jerusalems, und die letzte Woche ist zur Hälfte von der Verfolgung ausgefüllt. Einer der himmlischen Fürsten erscheint, spricht von den Kämpfen droben zwischen den himmlischen Führern der Völker und gibt hierauf Daniel eine Übersicht über den Gang der Geschichte bis auf Antiochus Epiphanes. Zuerst folgen einander vier mächtige Perserkönige, bis der vierte derselben die Griechen aufreizt. Dann erscheint Alexander, dessen Reich auseinandergeht in das südliche Königtum, Ägypten, und in das nördliche, Syrien. Beide begehren die Herrschaft über Jerusalem, und aus ihrem Streit entsteht nicht ohne Mitschuld der abtrünnigen, heidnisch gesinnten Machthaber in Jerusalem die Schreckenszeit unter Antiochus Epiphanes. Aber Gott richtet ihn und läßt aus der Notzeit die Erlösung und Auferstehung und das die Erde füllende Himmelreich entstehen. Die Dauer der Not wird feierlich auf 1290 Tage bestimmt. 9—12.

Offenbar tritt in diesen Gesichten der syrische König Antiochus Epiphanes (175—164) sehr bedeutsam hervor. Für Kp. 8 und 11, und wohl auch für Kp. 79) bildet er den Schluß und Zielpunkt der Weissagung. Denn die Regierung dieses Königs war ein wichtiger Wendepunkt für Israel. Jede Weltmacht, Assur, Babel, die Griechen, hernach wieder Rom, hat mit Jerusalem einen Kampf geführt und die jüdische Gemeinde zu vernichten gesucht. Die besondere Gefahr der griechischen Zeit kam daher, daß die Griechen zuerst als Verführer und erst hernach als Verfolger an die Judenschaft herantraten. Seit Alexander dem Großen nahm auch Palästina rasch eine griechische Färbung an. Der Glanz und die Lust eines feinen, freien Lebensgenusses, wie ihn die Griechen bei sich ausgebildet hatten, lockte die asiatischen Völker. Griechische Sitte und Sprache, Kunst und Religion wurden überall verehrt und nachgeahmt. Das brachte auch der jüdischen Gemeinde eine schwere Versuchung. Noch niemals war ihr das Heidentum so bezaubernd nahe gekommen wie jetzt in der griechischen Gestalt. Das waren nicht mehr die wilden Götzendienste der früheren Zeit, wo man das erstgeborene Kind ins Feuer warf. Jetzt trat das Heidentum als feine Gesittung, als Reichtum von Erkenntnis, als Toleranz gegen jede Art des Gottesdienstes, als Inbegriff aller Schönheit und freien Genießens auf. Griechisches Wesen drang auch in Jerusalem tief ein, und diese innere Gärung wurde verschärft und beschleunigt, als Antiochus Epiphanes, einer jener Könige, die für ihre Macht und Laune keine Grenze achteten, mit Gewalt die abgeschlossene Stellung der Judenschaft aufhob und sie zum griechischen Kultus zwang. Der letzte Hohepriester aus dem alten Geschlecht, Onia, wurde in Antiochia ermordet und in Jerusalem ein griechisch gesinnter Mann, der nicht aus priesterlichem Stamm war, zum „Hohenpriester“ eingesetzt, und als es deswegen Unruhen gab, plünderte Antiochus den Tempel und machte ihn zu einem Heiligtum des Zeus und verbot die Kennzeichen der jüdischen Frömmigkeit und Gesetzestreue bei Todesstrafe. Jetzt zeigte sich im Volk viel ernste Entschlossenheit und Todesmut, aber auch viel weltlicher und knechtischer Sinn. Die Frage war noch nie so ernst geworden, ob Israel und sein Tempel fortbestehen würden oder nicht.

In dieser griechischen Not- und Entscheidungszeit wurde der Gemeinde Daniel geschenkt. Es hat sich auch damals bewährt, wie unvergleichlich sie vor den übrigen Völkern bevorzugt war und welch ein Schatz von Gaben und Kräften ihr immer noch gegeben war. Als Alexander das persische Königtum vernichtete, Rom das griechische Volk und die Germanen Rom zertraten, ergab das nichts als ein stummes Sterben. Als die Syrer Jerusalem zertraten, seinen Tempel raubten und die Gemeinde vernichtet schien, ward ihr das Bild Daniels gegeben, der vom Gebet nicht läßt, sondern sich tapfer und gefaßt in die Löwengrube werfen läßt. Es ist, wenn auch mit eigenartigem Unterschied, nochmals ein ähnlicher Vorgang, wie wenn dem sterbenden Ephraim Hoseas Wort oder dem durch die Babylonier vernichteten Jerusalem Jeremia gegeben worden ist. Dem vom Griechentum innerlich angefochtenen und äußerlich zum Untergang verurteilten Volke hält der erste erzählende Teil des Buchs die Reinheit, die Treue und den Heldenmut Daniels und seiner Freunde vor und die Demütigung Nebukadnezars vor Gott und den Sturz Bel-sazars. Jetzt im Kampf mit dem griechischen Heidentum hat die Gemeinde die Erkenntnis nötig, wie nichtig der Mensch ist in seiner Loslösung von Gott und wie hoch er erhoben wird, wenn er ihm treu ist bis zum Tod. Daniels Überlegenheit über die Gewalthaber seiner Zeit zeigt Israel den Weg, wie es über die Verlockung und Bedrückung der griechischen Welt den Sieg behält. Denselben tiefen Gegensatz heben die Gesichte des zweiten Teils nach seiner weltgeschichtlichen Gestalt ans Licht. Was sind jene glänzenden Machthaber, deren Ruhm die Völker bezaubert und um deren Gunst sie alles opfern? Sie sind die Glieder jener Bildsäule, die Nebukadnezar sah, die auf tönernen Füßen steht, und ihre Kämpfe und Siege sind nur die Triumphe des wilden Tieres in neuer Gestalt. Ihr Weg ist ihnen bestimmt durch Gottes Rat, der alles längst geordnet hat. Ihrer Gewalttat ist in Gottes Vorblick Raum gegeben, aber auch das Gericht ihnen schon längst verordnet. Israel hat nichts von ihnen zu hoffen und nichts von ihnen zu fürchten. Ihm ist etwas ungleich Höheres beschieden; ihm wird die unvergängliche Krone gezeigt, das Reich von oben, nicht von unten, ein Himmelreich, das ihm Gott bereiten wird. Wohl wird es von den Weltmächten eine kurze Frist gedrückt; aber es kann ihnen nicht erliegen. Es soll auch in der Zeit der Not wissen, daß es der Erbe der Erde ist, unbezwingbar von jeder heidnischen Macht und erhaben über jeden irdischen Thron. Gerade durch die Not und Verfolgungszeit bereitet es Gott für seine Herrlichkeit. Vom Kampf des Makkabäers Juda und seiner Brüder und Genossen wird bei Daniel nicht geredet. Er will nicht zum Kampf gegen Antiochus entflammen und spricht nicht von Revolution und Krieg. Er nimmt seinen Standort höher in einer erhabenen, feierlichen Ruhe, die an Gottes Regierung und Erlösung glaubt. Er verkündigt, daß der Widersacher Gottes fallen muß, so gewiß Gott lebt, und daß Israel nicht untergehen kann um der göttlichen Verheißung willen.

Da der Verfasser in der griechischen Zeit schrieb, so wurden ihm die äußeren Ereignisse, von denen er spricht, der Sieg und der Tod Alexanders des Großen und der Streit der ägyptischen und syrischen Könige um Jerusalem, nicht durch besondere Erleuchtung mitgeteilt. Deswegen hat das Buch doch ein großes Maß von Weissagung in sich. Daniel predigt mit großer Kraft den schmalen Weg, die Welt nicht liebzuhaben, auch nicht das, was in der Welt ist, und teilt denen, die Gott suchen, das ewige Leben zu und hat mit heller Erkenntnis die Obmacht Gottes vor Augen, die den Geschichtslauf durchwaltet und zu Gottes Ziel hinlenkt, Dinge, die der Verstand der Griechen nie wahrnahm. Das Wunder Gottes, das hier geschehen ist, besteht darin, daß dieses Menschenauge Gottes Weg sah und die Straße, auf der die Völker gingen mitsamt der Menge Israels, dahinten ließ und durch das durchschaute, was das Auge äußerlich erfüllte und bestach, zu Gottes Rat empor und seiner gewiß war und blieb, auch als es zu sterben galt und denen, die Gott Treue hielten, nichts als der Sturz in die Löwengrube und in den Feuerofen übrig gelassen schien. Dieses Vermögen, das Zeitliche am Ewigen zu messen, die Dinge und Menschen zu sehen, wie sie vor Gott sind, und den Weltlauf unter sein göttliches Gesetz zu stellen, hat Daniel Alexander dem Großen und Antiochus Epiphanes gegenüber nicht weniger kräftig und geistvoll gehabt als Jesaja gegenüber Assur oder Jeremia gegenüber Babylon10). Die Form des Buches dagegen ist künstlicher als die, in der die alten Propheten redeten, künstlicher in dem doppelten Sinn, den das Wort haben kann: es liegt hierin darstellende Kunst und Gestaltungskraft, die dem Wort eine dringende Spitze und aufweckenden Reiz zu geben vermag, zugleich aber auch etwas von mühsamer und rechnender Künstlichkeit. Aus der Überzeugung, daß Gottes Blick den ganzen Geschichtslauf beherrsche, auch die Reihe der griechischen Könige und die gegenwärtige Not, floß dem Verfasser des Buches der Mut, diesen Vorblick als Daniels Schauung darzustellen in der Zeit des babylonischen Exils, wodurch er sich selber völlig verbarg. So sah, davon war er überzeugt, schon in Babylon der Mann, den Gott erleuchtet und zum Kenner seines Rates gemacht hat, Israels Weg vor sich. Die freie, offene Art, wie Jesaja vor den König und das Volk hintrat, oder den Mut, mit dem Jeremia seine ganze Person mit seiner Rede einsetzte, werden wir freilich höher zu schätzen haben. Aber die Höhe, bis zu der die Prophetie emporzusteigen vermag, hängt auch vom Stand der Gemeinde ab, zu der sie spricht. Jerusalem besaß damals keine fortlebende, immer neu hervorbrechende Weissagung mehr. Die Triebe und Kräfte der Zeit waren rückwärts auf das Gesetz gewandt. Israel sollte bewahren, was es empfangen hatte. Die Kraft und Schwäche der Gemeinde wird durch das Wort bezeichnet: „Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist“, und der Verfasser Daniels hatte noch nicht den Beruf, über jenen Spruch hinauszugehen und fortzufahren: „Ich aber sage euch.„ Er hat deshalb an einem Alten11) dargestellt, was er durch die Erleuchtung des göttlichen Geistes seinem Volke zu sagen sich getrieben sah. „Wir werden uns den Verfasser des Buches ähnlich zu denken haben, wie er uns selbst Daniel beschreibt. Auch Daniel tritt nicht in der Art der älteren Propheten auf mit dem Wort: ich bin des Herrn Bote, sondern ist „der „Weise“, der forschend Gottes Geheimnisse bedenkt und dabei mit besonderen Aufschlüssen begabt wird, so daß er die Rätsel des Geschichtslaufes deuten kann. Darin steht der Verfasser des Buches demjenigen Hiobs ebenso nahe als den alten Propheten, nur daß sein forschendes Sinnen nicht auf Gottes Führung mit den einzelnen Gerechten, sondern auf seine Weltregierung im großen mit Israel und den Völkern geht.

Er hat uns absichtlich einen Mann aus dem babylonischen Exile vorgeführt, und zwar einen solchen, der mitten im heidnischen Leben und Treiben stand und am babylonischen Staat in hoher Stellung beteiligt war, nicht einen Forscher und Beter abseits in einer Hütte, sondern den königlichen Statthalter von Babylon. Mit dem Exil hat sich Israel dieselbe Aufgabe zum erstenmal gestellt, die vergrößert und erhöht mit dem Griechentum wiederkam. Damals war Israel zum erstenmal aus seiner abgeschlossenen Heimat ins Völkergewimmel hinausgeführt worden. Nun galt es, mitzuhandeln in der Weltgeschichte, mit den Heiden zusammenzuleben und doch ein Israelit zu bleiben und nicht einen Zoll vom Herrn und seinem Gesetz abzuweichen. Daß man das könne und auf welchem Wege man das kann, das hatten die Männer in Daniels Art und Weise zum erstenmal gezeigt.

So ist denn auch der Blick des Buches weit über die Botschaft der älteren Propheten hinaus ausgedehnt. Jenen stand Jerusalem vor Augen als der Gegenstand ihrer Sorge und Klage und ihres Trostes, und von den Völkern sprachen sie, soweit als sie mit Israel zeitweise zusammenstießen. Jetzt umspannt die Weissagung die Welt. Der Gegensatz lautet nicht mehr: Zion und Assur, Jerusalem und Babel, sondern Israel und die Welt. Auch Antiochus ist nur ein Glied in einer langen Reihe, ein kleines Hörn am wilden Tier. Und das Reich Gottes besteht nicht nur in der Verklärung Jerusalems, sondern erfüllt die weite Welt.

Die Wirkung Daniels auf die Judenschaft war groß. Sie zeigt sich schon darin, daß sein Buch noch in die Sammlung der heiligen Bücher aufgenommen ward12). Josephus, der jüdische Geschichtsschreiber nach der Zerstörung Jerusalems durch Titus, sagt uns, daß es das Lieblingsbuch Israels zu seiner Zeit gewesen sei. Auch das Neue Testament schließt sich vielfach an Daniel an13). Das hängt gerade mit seiner späteren Abfassungszeit zusammen. Es fügt zum Alten Testament das letzte Wort, gibt seinem Gebot wie seiner Verheißung die Spitze. So Gott dienen wie Daniel, ist echtes Judentum, und daß Israel auf Gottes Gericht und Reich hoffe, wie es Daniel zeigt, das war die Absicht der älteren Weissagung.

Es ist freilich auch von Daniel dasselbe zu sagen wie von allen Männern, die nach der Heimkehr aus Babylonien Jerusalem leiteten: sie zeigen nicht bloß, was Israel empfangen hat, sondern auch, was ihm noch fehlt. Der Macht der Menschen wird Gottes Macht entgegengehalten, der irdischen Herrlichkeit die Herrlichkeit von oben. Nicht ihr, sagt Daniel den Eroberern der Erde, sondern wir werden mit Gott herrschen. Israel hat das gern ins Fleischliche verkehrt und nichts begehrt als die Offenbarung der göttlichen Macht sich selbst zur Erhöhung und die Verdrängung der Heiden, damit es selbst ihre Stellung einnehme. Daniel selbst denkt nicht fleischlich, sondern schaut mit demütigem Sinn zu dem Gott empor, der Geist und Gnade ist. Da heißt es deutlich: nicht wir sind es, die da herrschen durch uns selbst, sondern allein um Gottes willen. Nicht umsonst steht vor dem Gesicht, das die Zeit der Erlösung bestimmt, Daniels Bußgebet, das sich aufs tiefste vor Gott demütigt. Das Himmelreich kommt nicht in der Weise und mit den Waffen eines wilden Tieres. Es ist nicht von dieser Welt. Wir müssen aber das Neue Testament neben Daniel halten; dann fällt auf sein Wort das rechte Licht. Wenn wir bei Jesus lernen, wie Gott sein Reich zu uns bringt, und Jesu Kreuz zu Daniel hinzufügen, dann verstehen wir seine Weissagung von der Nichtigkeit aller menschlichen Macht und Welteroberung und vom Sieg und der Herrlichkeit der heiligen Gemeinde nach Gottes Sinn.

1)
Vgl. die näheren Ausführungen bei Schlatter, Einleitung in die Bibel.
2)
Die heutige Lage beleuchtet E. Sellin, Das Alte Testament und die evangelische Kirche der Gegenwart. Leipzig, Deichert, und Fr. Baumgärtel, Ist die Kritik am Alten Testament berechtigt? Schwerin, Bahn.
3)
Das bedeutet der jüdische Name des Gesetzbuchs „Thora“.
4)
Vgl. 1. K. 22,6; Am. 7,14; Micha 3, J—8; Sach. 13,2—6.
5)
Die älteren Prophetenbücher, die die Chronik erwähnt, werden sich vorwiegend mit dem Eingreifen der Propheten in die Geschichte des Volkes beschäftigt haben
6)
Zugleich wurde das Volk mit jedem Geschlecht der Schrift immer mehr kundig und gewohnt, so daß auch die Schrift ein Mittel wurde, die Weissagung unter das Volk zu bringen.
7)
Eine Hoffnung, die nichts mit der Gegenwart zu schaffen hat, kann unser Geist überhaupt nicht lebendig in sich hegen und tragen. Er ist mit allem, was in ihn eingeht, einer starken Einheit Untertan gemacht und kann darum nur insoweit Zukunftsgedanken fassen, als sie sich von der Gegenwart aus bilden lassen. Diesem Grundgesetz des Menschenlebens bleibt auch die Prophetie untenan, wie im Alten, so auch im Neuen Testament, auch Jesu eigene Weissagung. Siehe die Abschnitte: Das prophetische Zeugnis für den Christus, S. 92 ff. und Zwei Scharen von Hoffenden, besonders S. 322 ff.
8)
Vgl. zur Zeitgeschichte und Theologie des Buches Daniel den Abschnitt über Daniel bei Schlatter, Geschichte Israels, 3. Ausgabe, 1925, S. 108—114
9)
Bei dieser Auslegung wird das kleine Hörn Kp. 7 mit dem kleinen Hörn Kp. 8 zusammengefaßt. Dann ist bei den vier Tieren und ebenso bei den vier Stücken der Bildsäule an das babylonische, medische, persische und griechische Weltregiment zu denken. Dann wird der „Weltlauf nicht weiter hinaus beleuchtet als bis zur griechischen Zeit, und der Untergang des Antiochus Epiphanes ist das letzte Ereignis, von dem bei Daniel gesprochen wird. Die jüdischen und alten kirchlichen Ausleger fassen das medisch-persische Königtum zusammen, ähnlich wie es Daniel 8, 3 und 5, 28 verbunden hat. Bei dieser Auslegung ist der Panther das Zeichen Alexanders und der Griechen, und das letzte schreckliche Tier reicht dann über die griechische Periode hinaus und beschreibt Rom
10)
Die Fernsicht in die Zukunft, die Jesaja zur Zeit Sanheribs oder Jeremia besaß, war schwerlich größer als die Daniels, auch wenn er in der ersten Zeit des Antiochus schrieb. Jesaja hat uns nicht gesagt, wie viele assyrische Herrscher Sanherib noch folgen würden, und Jeremia war das Werk und die Person des Cyrus noch nicht bekannt. Jesaja wußte und sagte, wozu Gott Sanherib nach Jerusalem schicke, was er daselbst auszurichten habe und was er nicht erreichen werde trotz seines Übermuts. Und Jeremias Beruf bestand darin, Jerusalem in Nebukadnezar die göttliche Zuchtrute zu zeigen, die dennoch Jerusalem nicht vernichten wird. Nicht anders hat Daniel der welterobernden Macht des Griechentums das Maß gesetzt, das sie nicht überschreiten wird, und dem lästernden König das Gericht und der verfolgten Gemeinde die Hilfe angesagt.
11)
Da Ezechiel 14,14.20 Daniel mit Noah und Hiob zusammenstellt als Beispiel eines Gerechten, der zu Gottes Ohr offenen Zugang hat, ist nicht daran zu zweifeln, daß Daniel schon vor unserem Buche ein hochverehrter Mann gewesen ist. Der Verfasser hat auch für den geschichtlichen Teil jedenfalls alte Nachrichten gehabt: ein Name wie Belsazar läßt sich nicht erfinden. Mit selbsterfundenen Geschichten hat sich niemand den Mut zum Martyrium gestärkt
12)
Es wurde nicht zu den Propheten, sondern in den dritten Teil der hebräischen Bibel gestellt. Diese Stellung ist vollständig erklärt, wenn es aus der griechischen Zeit stammt. Damals war die Sammlung der prophetischen Bücher fest umgrenzt
13)
Vgl. Jesu letzte „Worte auf dem Ölberg: Matth. 24, 15, und vor dem Hohen Rat, Matth. 26, 64, ferner die Weise, wie Jesus sich selber nennt: „Menschensohn“ vgl. Dan. 7, und wie er Gottes Gnade nennt: „Himmelreich“ vgl. Dan. 2 und 7, sodann die Weissagung der Offenbarung Johannes vom römischen Tier.
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