Schlatter, Adolf - 2. Timotheusbrief

Schlatter, Adolf - 2. Timotheusbrief

Weil du von Kind auf die heilige Schrift weißt, kann dich dieselbe unterweisen zur Seligkeit durch den Glauben an Christus Jesus.
2. Timotheus 3,15

Mit großem Vertrauen hat Paulus Timotheus in seine Arbeit hineingeführt und sein Vertrauen hat sich darauf gestützt, dass Timotheus das Alte Testament kannte, nicht als Neuling, der sich erst mühsam in der Schrift zurechtfinden muss, sondern so, dass er von Jugend an beständig mit ihr lebte. Indem er ihm an seiner Arbeit teilgibt, verlangt er von ihm, dass er handeln könne. Wie schwer ist es aber, richtig zu handeln! Dazu ist uns Weisheit unentbehrlich. Weisheit ist diejenige Erkenntnis, die uns zum richtigen Handeln tüchtig macht. Gibt es etwas, was uns weise macht? Paulus sagt: Das tut dir die Schrift. Das ist ihr großes Thema, von dem sie überall redet, was Gerechtigkeit und Sünde sei, was Gottes Weg sei und wohin uns unsere eigenen Wege führen, wie wir gehorchen und wie wir fallen. Die Weisheit, die die Schrift uns gibt, bringt uns die Rettung. Die Gefahr, die aus unserem Handeln, auch aus unserem christlichen Handeln entsteht, ist die, dass wir uns verfehlen und verderben. Wir bedürfen daher diejenige Weisheit, die unseren Willen unter Gottes Willen stellt und unser Werk auf Gottes Werk gründet und uns dadurch vor dem Fall behütet und die Wege uns verschließt, auf denen wir uns verderben. Das schenkt uns die Schrift dadurch, dass sie uns in den Glauben führt. Ob sie von Gottes Werken erzählt oder Israels Irrwege beschreibt, ob sie mir das Gesetz vorhält oder von der kommenden Gnade weissagt, immer ist das ihr Ziel, dass ich mich glaubend zu Gott wende und an ihn mich halte. Der Grund zum Glauben und die Kraft zum Glauben werden mir dadurch gegeben, dass ich Jesus kenne. Wenn ich das, was das alttestamentliche Wort uns gibt, besitze und ihm gehorsam bin, dann wende ich mich nicht zwangsläufig von Jesus weg, sondern bin für die Begegnung mit ihm vorbereitet und fähig gemacht, in seinem Ruf die Stimme des guten Hirten zu hören, so dass sein Wort in mich eingeht und mein Eigentum wird. Hat mich die Schrift zum gläubigen Anschluss an Jesus gerüstet, so hat sie ihr Ziel in mir erreicht und ist für mich zur Spenderin der Weisheit geworden. Wenn mein Wirken in demjenigen Glauben geschieht, der in Christus seinen Grund und Inhalt hat, ist es Gott wohlgefällig, während alles, was nicht aus dem Glauben kommt, sündhaft bleibt.
Mit der ganzen Christenheit danke ich Dir, Vater, auch für das Wort, das Du einst den Alten gegeben hast. Viele Stimmen reden zu mir vom Menschen, seiner Lust und seinem Leib, seiner Heldenhaftigkeit und seiner Eitelkeit. Dein Wort spricht zu mir von Dir und Deiner uns selig machenden Gnade, die uns in Christus zum Glauben führt. Amen.

Daß ein Mensch Gottes sei vollkommen, zu allem guten Werk geschickt.
2. Tim. 3,17.

Dem Menschen Gottes, den Gott macht und Gott mit sich in Verbindung hält und Gott als sein Werkzeug braucht, kann es nicht an einem Merkmal fehlen, das ihn kenntlich macht. Er ist, sagt Paulus, zu jedem gütigen, hilfreichen, heilsamen Werk geschickt. Er ist nicht träg; denn Gott ist der Wirkende. Er beschäftigt sich nicht nur mit Gedanken als Forscher und Redner; denn Gott ist nicht nur eine Idee oder ein Denker, sondern der Schaffende. Er betet nicht nur; denn er betet nicht umsonst, sondern empfängt, und weil er empfängt, handelt er. Er ist zu einem boshaften und schädlichen Werk nicht fähig. Wie sollte er andere verderben, wenn er Gottes ist? Er ist das Werkzeug der göttlichen Güte nicht bloß für einzelne Nöte und besondere Bedürfnisse, sondern zu jedem guten Werk bereit. Wirkliche Hilfe wird nicht durch teilweise, zersplitterte Gaben geleistet. Gott sorgt für den Leib und für den Geist; er tröstet und macht froh, heilt den Schaden und gibt Leben. Gibt es ein Mittel, durch das ein Mensch Gottes entsteht? Dankbar sah Paulus auf seine Bibel, weil sie aus uns die Menschen Gottes bereitet, die zu jedem Guten fähig sind. Darum ist sie reich und spricht nicht bloß in einem einzigen Ton zu uns. Sie straft, aber nicht allein, sondern sie lehrt auch. Jenes tut sie, damit wir wissen, was Sünde sei; dieses tut sie, weil sie uns Gottes guten Willen zeigt. Sie straft nicht nur, sondern sie richtet auch auf und erzieht und bildet uns. Sie übt unser Auge, daß wir sehen lernen, weckt unser Ohr, daß wir zum Hören gelangen, macht uns kampftüchtig, so daß wir für das Böse verschlossen sind, macht uns dankbar, so daß wir die Gaben der göttlichen Gnade erkennen und schätzen, macht uns gehorsam und macht uns reich, so daß wir zu geben und zu helfen imstande sind. Darum erwartet Paulus, daß wir alle, wenn wir unsere Bibel zu brauchen wissen, Menschen Gottes werden, die zu jedem guten Werk tüchtig sind. Dazu macht uns die Schrift dadurch, daß sie uns zu Christus führt und uns in ihm den zeigt, in dem wir den Glauben empfangen.
Was du tust, Vater, hat immer ein großes und herrliches Ziel. Darum gibst du allen, die du mit deiner Gnade beschenkst, einen vollen Beruf. Gibst du mir viel Arbeit, so habe ich auch viel zu bitten, und ich bringe dir, der du weißt, was ich bedarf, meine Bitten dar. Amen.

Ich habe einen guten Kampf gekämpft; ich habe den Lauf vollendet; ich habe Glauben gehalten.
2. Timotheus 4,7

Ein Ringen nannte Paulus sein Leben und er dachte dabei an den Eifer, mit dem die anderen rangen, auf den Sportplätzen, in den Theatern, auf den Märkten, in der Wirtschaft und in der Politik. Dort rangen sie und setzten ihre ganze Kraft dabei ein. Auch Paulus rang und wandte seine ganze Kraft an seinen Beruf. Es war ein edler Wettkampf, den er auf sich nahm; denn das Ziel, nach dem er strebte, war es wert, dass er seine ganze Kraft hergab. Sein Ringen war kein nutzloses Spiel, kein die Ringenden schädigender Kampf. Gottes Lob gab seinem Ringen den Glanz. Nun war er am Ziel; denn er stand dicht vor dem Richtplatz, auf dem ein Schwerthieb seinen Leib zerstören wird. Das war in seinen Augen kein Misserfolg, vielmehr die Vollendung seines Laufs und der sieghafte Ausgang seines Kampfes. Denn er hat den Glauben bewahrt. Dass er auch jetzt am Ende seines Wirkens und seines Leidens glauben kann, das nennt er die Vollendung seines Laufs und den Sieg in seinem Kampf. Das wollte er ja bei allem, was er tat, sich als den Glaubenden erweisen und allen zeigen, was der Glaube sei. Nun ist es ihm gelungen; denn er stirbt als Glaubender. Hatte er sonst nichts, worauf er sich stützen konnte? Hatte er nicht Erfolge, die für immer blieben? War er in seinem inwendigen Leben nicht reich geworden, reicher als wir alle? Hatte er nicht eine reiche Saat von Liebe ausgestreut, die aufgegangen war? War nicht die große Schar mit ihm verbunden, die in betender Liebe seiner gedachte? Allein Paulus begehrte keine Stützen neben seinem Glauben und suchte sie weder in sich noch in den Menschen um ihn her. Eines tat er: er glaubte, und damit stand er am Ziel.

Dein Knecht und Bote zeigt uns allen, lieber Herr, was wir bei Dir finden. Uns allen sagst Du: Glaube nur. In Dir, Herr, ist die Ruhe für mich vorhanden und die Gewissheit, die mich heilt. Bei Dir endet die Furcht und das Schwanken. Greife ich nach anderem, so schwanke ich. Glaube ich Dir, dann stehe ich. Halte mich, damit ich stehe, durch Glauben stehe. Amen.

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