Schlachter, Franz Eugen - Samuel und Saul - 1. Samuels Bedeutung.

Schlachter, Franz Eugen - Samuel und Saul - 1. Samuels Bedeutung.

Die Geschichte, die zwischen dem Tod Josuas und der Geburt Samuels liegt, füllt einen Zeitraum von 300 Jahren aus. In diesem ganzen Zeitraum ging es abwärts mit Israel, während mit Samuel ein neuer Aufschwung beginnt, der dann im Königreich Davids und Salomos seinen Höhepunkt erreicht. Auch in der Zeit zwischen Josua und Samuel hat es nicht an großen Heldentaten und berühmten Männern gefehlt, aber während ein Barak, Jephta, Simeon und Simson dem Volk nur vorübergehende Hilfe brachten und es nach dem Tod eines solchen Richters allemal wieder schlimmer ward als zuvor, hat Samuel nachhaltig gewirkt, so dass der Segen seiner Arbeit auf Jahrhunderte hinaus in Israel zu verspüren war und eigentlich nie mehr ausgestorben ist.

Im Unterschied von den früheren Richtern Israels hat aber Samuel vorzugsweise religiös und nicht bloß politisch gewirkt. Er war nicht bloß Richter und Feldherr, sondern Priester und Prophet. Unter ihm feiert das Priestertum und die Prophetie eine Wiedergeburt. Der Anfang seiner Geschichte wird uns zeigen, wie sehr das Priestertum bei seinem Auftreten entartet war, und was die Prophetie betrifft, so heißt es, das Wort des Herrn sei teuer gewesen zu jener Zeit. Samuels Wirksamkeit begann darum mit der Predigt von Gottes Wort, und weil er das Schwert des Geistes schwang, so erlangte er auch größere Siege und hatte andauernde Erfolge als jene Männer, die wie Gideon nur das eiserne Schwert gebraucht. Samuel unterscheidet sich aber von einem Gideon und Simson ganz besonders vorteilhaft durch seine persönliche Frömmigkeit. Er war ein heiliger Mann, er wandelte mit Gott, der HErr hat Sich ihm geoffenbart, Samuel kannte Ihn und lebte in ähnlichem Verkehr mit Gott, wie einst Mose dessen gewürdigt worden war. Dies ist das wahre Geheimnis seines durchschlagenden Erfolgs. Ein Mann mit Gott ist die Majorität, das lehrt uns das Beispiel Samuels, der einem ganzen götzendienerischen Volk entgegentritt und dasselbe nicht etwa bloß straft, sondern zu nachhaltiger Buße führt. Sein Einfluss auf das Volk war ein ganz gewaltiger. Samuel war in den Augen von ganz Israel beglaubigt als ein Prophet des Herrn, weshalb er auch der Reformator des Volkes ward.

Ein Hauptgrund, der zur Erhaltung seines Reformationswerks beigetragen hat, war eine Einrichtung, die ihm ihre Entstehung verdankt, und die man gewöhnlich unter dem Namen der Prophetenschulen kennt. Diese Bezeichnung kommt zwar in der Schrift selbst nirgends vor, schießt aber wohl nicht weit neben das Ziel, wenn man sich auch diese Prophetenschulen durchaus nicht nach Art unserer Seminare vorzustellen hat. Ein Prophet sammelte eine größere oder kleinere Schar von Jüngern um sich, wohl meistens solche, denen sein Wort zum Anfang eines neuen Lebens, zur Bekehrung, verhalf. Diese Leute wurden dann Söhne der Propheten genannt, weil der Prophet ihr geistlicher Vater war. Sie wurden von dem Propheten unterrichtet in Gottes Wort, wurden von ihm da und dorthin gesandt, und traten später, wenn der HErr sie dazu berief, als selbstständige Propheten auf. Solche geistliche Söhne hat auch Samuel gezeugt, den man mit Recht als den Stifter dieser Vereinigungen ansehen kann, und deshalb war auch sein reformatorisches Wirten von Erfolg gekrönt, weil die Prophetenschulen einen Herd des religiösen Lebens bildeten, auf dem das heilige Feuer nie mehr ganz erloschen ist.

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