Rieger, Carl Heinrich - Kurze Betrachtungen über die Psalmen – Der 36. Psalm.

Rieger, Carl Heinrich - Kurze Betrachtungen über die Psalmen – Der 36. Psalm.

1. Ein Psalm Davids, des HErrn Knechts, vorzusingen. 2. Es ist von Grund meines Herzens von der Gottlosen Wesen gesprochen, dass keine Gottesfurcht bei ihnen ist. 3. Sie schmücken sich unter einander selbst, dass sie ihre böse Sache fördern, und andere verunglimpfen. 4. Alle ihre Lehre ist schädlich und erlogen; sie lassen sich auch nicht weisen, dass sie Gutes täten. 5. Sondern sie trachten auf ihrem Lager nach Schaden, und stehen fest auf dem bösen Wege, und scheuen kein Arges. 6. HErr, deine Güte reicht so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen. 7. Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge GOttes, und dein Recht wie große Tiefe. HErr, du hilfst beiden, Menschen und Vieh. 8. Wie teuer ist deine Güte, GOtt, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel trauen. 9. Sie werden trunken von den reichen Gütern deines Hauses; und du tränkst sie mit Wollust, als mit einem Strom. 10. Denn bei dir ist die lebendige Quelle; und in deinem Licht sehen wir das Licht. 11. Breite deine Güte über die, die dich kennen, und deine Gerechtigkeit über die Frommen. 12. Lass mich nicht von den Stolzen untertreten werden, und die Hand der Gottlosen stürze mich nicht. 13. Sondern lass sie, die Übeltäter, daselbst fallen, dass sie verstoßen werden, und nicht bleiben mögen.

Der 36. Psalm 1) heißt in seiner Überschrift: Ein Psalm Davids, des HErrn Knechts, vorzusingen. David hat als ein Knecht des HErrn bei seiner Regierung viel Einsicht in den Weltlauf bekommen, und dabei bemerkt, wie teils die Bosheit der Menschen so groß, teils die Wege und Gerichte GOttes so unbegreiflich und unerforschlich sind, wie z. E. ein Jonathan unter dem Gericht über seines Vaters Haus mit dahin gerissen werden kann, ein andermal ein Bösewicht länger bestehen bleibt, als menschliche Gedanken begreifen können. Über solcherlei Erfahrungen hat David sein Herz vor GOtt ausgeschüttet, und also davon keinen Schaden genommen, wie es bei uns oft geschieht, wenn wir uns mit unserem Anblick, Nachdenken und Gesprächen zu viel in den Weltlauf verlieren, sondern David hat sich vielmehr vor GOtt in seinem Hass gegen das Arge, und in seinem Anhangen an das Gute gestärkt. Bei solcher Aussicht hat David 2) das gottlose Wesen seiner Zeit und den empfindlichen Eindruck, den er davon im Herzen hatte, nachdrücklich beschrieben, V. 26. Wer beim Licht des göttlichen Wortes sich selber kennen lernt, und seinem Gewissen durch das Wort GOttes täglich mehr aufhilft, dass es ihm bei der Gerechtigkeit wohl wird, der kommt auch in den Stand, andere von der Ungerechtigkeit Gefangene so in ihren Tücken aufzudecken und zu beurteilen, dass sie sich oft selber nicht so genau kennen, wie es ihnen ein Kind des Lichts sagen kann. 3) Von diesem betrübten Anblick nun wendet sich David zu GOtt, und bewundert dessen allgemeine Langmut, wobei Er gleichwohl Seiner Gerechtigkeit nichts vergibt, am allerwenigsten aber Seine Gläubigen zu kurz kommen lässt, V. 6-11. Wer auf der Menschen Bosheit allein sieht, möchte kleinmütig werden, und kann sich der sorglichen Gedanken nicht erwehren, wohin es die Erden-Verderber noch bringen werden. Aber, wer auf GOttes Güte und Wahrheit sieht, kann sich und Andere trösten. Es hat bei GOttes noch so langem Zusehen nicht Gefahr, dass Ihm einer Seine Gerechtigkeit untergrabt, oder Seine Güte und Wahrheit von der Erde verdrängt. 4) Aus beiden Betrachtungen, die David im Psalm gehabt hat, macht er nun im Schluss ein Gebet, und bringt darunter sein Verlangen vor den HErrn, V., 11 bis zum Schluss. O GOtt! lass auch mich Deiner in Deiner Güte mit allen frommen Herzen reichlich genießen, und von der Gemeinschaft der Gottlosen in Sünde und Strafe frei und los ausgehen.

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autoren/r/rieger_k/rieger-psalmen-psalm_36.txt · Zuletzt geändert: von aj
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