Unter den vielen Gefangenen aus Israels Trauer-Land nach Syrien weggeführt, hatte sich zu jener Zeit auch jene kleine Dirne gefunden, die wir nun in Diensten des Weibes Naeman sehen.

Ein lieber Freund von mir sprach von dem armen Mädchen, als hätte er sie unter Naeman's Dach gesehen, wie sie es da, in ihrer Trübsal, so gut hatte, und war unter anderen Sklavinnen vom Werbe Naemans so mütterlich gehalten, und lernete unter ihnen so manche schöne und nützliche Frauen-Arbeit, wies eben die lieben Frauen sammt ihren Mägden im schönen Damascus gewußt, als Spinnen, Weben, Sticken, dazu auch Zucht und häusliche Ordnung, wie sich's dem Weibe ziemet; denn auch hierin haben uns manche Heiden der alten Welt ein Vorbild stiller Sittigkeit und Ehrbarkeit gegeben, davor nicht wenige Christen sich schämen dürften.

Dennoch, und in allem schönen Glück hatte die arme Chasida-so nennet sie mein Freund - wohl etwas Heimweh; sie konnte auch im schönen Hause, in der freundlichen Zucht, ihres Volkes Israel nicht vergessen; und das war gut; denn wenn irgend einem Menschen, einem Volk, so stand's den Israeliten gut an, und war billig, daß sie, mitten unter den Heiden, aus Heimweh trauerten. Weißt nicht, warum?

An den Flüssen Babels, da saßen wir und weineten, wenn wir an Zion gedachten.
Unsere Harfen hingen wir an die Weiden, die drinnen sind. Denn daselbst hießen uns singen, die uns gefangen hielten, und unsere Unterdrücker fröhlich sein: Singet uns Eins von Zions Liedern!
„Wie sollten wir singen Jehovahs Lieder in der Fremden Lande?
Vergesse ich dein, Jerusalem, so werde meiner Rechte vergessen;
Meine Zunge müsse an meinem Gaumen kleben, wo ich deiner nicht gedenke, wo ich nicht lasse Jerusalem meine höchste Freude sein.“ Ps. 137.