Passavant, Theophil - Naeman, oder Altes und Neues - 8. Durch ihn gab Jehova Heil in Syrien.

Passavant, Theophil - Naeman, oder Altes und Neues - 8. Durch ihn gab Jehova Heil in Syrien.

Durch mich regieren die Könige, und die Erhabenen setzen das Recht. Durch mich herrschen die Fürsten und die Edlen, und alle Regenten auf Erden. Spr. 8,15. - Er setzet Könige ab, und setzet Könige ein; Er gibt den Weisen ihre Weisheit, und den Verständigen ihren Verstand. Dan. 2,21. Assur ist Seines Zornes Ruthe, der König zu Babel, Nebucadnezar, ist Sein Knecht. Er hat Cores gesalbet, Cores ist Sein Hirte, und soll all Seinen Willen vollenden. Ich habe ihn erweckt in Gerechtigkeit, und alle seine Wege will Ich eben machen. Er soll Meine Stadt bauen, und Meine Gefangenen loslassen, nicht um Geld, noch um Geschenk, spricht der HErr Zebaoth. Es. 10,5. 44,28. 45,1.13. Jer. 23, 9.

So gerne gab Er Heil Seinem Volk, und hatte es so oft gethan, wie an jenem schönen Sieges-Tage, da König Saul noch der Freund seines Gottes war, und sprach: Es soll auf diesen Tag Niemand sterben, denn Jehovah hat heute Heil gegeben in Israel, 1. Sam. 11,13. Heute aber heißt es: Durch Naeman gab Jehovah Heil in Syrien.

Treue Liebe, großer Gott! Syrien kennet Dich nicht, und Ben-Hadad begehret Dein nicht, und Du hast ihnen doch einen Naeman gegeben. Finster waren unsere Nächte, und in ihrem Dunkel unsere Wege unsicher und mühsam; Du lässest in unserer Nächte Finsterniß die Sterne flimmern, und der Mond leuchtet uns so tröstlich mit seinem stillen, sanften Schein. Du hast schöne Lichter leuchten lassen den Völkern, hell und sicher in ihre Nacht herein. Sie haben in jenen finsteren Zeiten Männer gehabt, von Dir erwecket, edle Herzen, freundliche Helden, erhabene Geister, Erfinder des Nützlichen und Guten, Freunde der Weisheit, der Gerechtigkeit, des Friedens; sie kannten Dich nicht, und ihre Völker wußten Dich nicht, aber Du kanntest sie, sie waren von Dir; Du gabst ihnen die schönen Gaben aus der Fülle Deiner Kraft und Deines Herzens, daß sie sein sollten die Träger Deines Lichts und Deiner Kräfte, die Ausspender Deines Segens, die Engel Deines Erbarmens; und sie fachten wieder an den glimmenden Docht des edleren Lebens, der am Erlöschen war; und sie richteten wieder auf das zerknickte Rohr der Gottesfurcht, der Wahrheit, der Barmherzigkeit, der Treue, die schöneren Tugenden und Hoffnungen der Menschenkinder, die da sterben wollten, in dieser Finsterniß der Erde zertreten.

Die Geschichte hat uns ihre Namen aufbewahret; diese Namen der Guten, der Weisen, der Edeln unter den Heiden preisen Dich. Wir sammeln sie auf ihren alten Grabstätten unter alten Völkern, und Nationen, und Geschlechtern, und Zungen; wir winden und flechten aus ihren Blüthen schöne Kränze, unsterbliche Kronen, und werfen sie vor Deinen Stuhl, Du allein Großer und allein Guter (Matth. 19, 17.)! wir ehren Dich wieder mit Deinen theuern Gaben, wir schmücken den Staub wieder zu Deinen Füßen; - die Schönsten, die Größesten wollen ja nur vor Dir in diesem Staube sein; - es sind Blüthen Deiner Hand; wir geben Dir die Blüthen wieder, sie sind Dein, Kränze und Sterne an Deinem Himmel.

Durch Naeman gab Jehovah Heil in Syrien. Mein Freund! ich weiß nicht, bist du selber ein Heide, bist du ein Christ? - Mir ist gar eine große Freude, in jener düsteren Nacht der Heiden, Gottes Spur zu finden, und an ihren sonst wüsten Gestaden auszuruhen, wo sich Seine rettende Treue so köstlich kund gibt. Freilich, auf diesem Boden der Sünde sehe ich keine Pflanze ohne Gewürm aufgrünen, keine Blume, keine Frucht noch so lieblich und schön, der nicht der Wurm an der Wurzel nagen mag; und doch siehet man den edeln Gestalten es an, daß sie vom himmlischen Vater gepflanzt worden sind; sie sind Seines Geschlechts. Matth. 15, 13. Apgesch. 17, 28. Und wüßten wir mehr von jenen Heiden vergangener Jahrtausende, - denn, nur wenig wissen wir! das Zarteste tritt nicht auf, wo die Starken sich brüsten, und die keuschen Seelen zeigen sich nicht gerne auf den Bühnen der Welt; - wüßten wir mehr, o wie viel mehr würden wir auch von jener ewigen Gottes-Liebe erfahren, würden an tausend Funken der göttlichen Spur Ihre milden Strahlen, und an Ihrem Lichte Sein Walten in der Fremde finden, die heilige Geschichte aller Völker erkennen, und mit dem Erzvater in der Fremde sprechen: Gewißlich ist der HErr an diesem Ort, und ich wußte es nicht. Wie heilig ist diese Stätte! Hier ist nichts Anders, denn Gottes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels. l. Mos. 28, 16. f.

Auch ich habe lange als ein Heide gelebet; ich war ohne Gott, doch nicht ohne Götter oder ohne Götzen in der Welt. So oft ich auf jene traurige Zeiten meines Lebens zurückblicke, - und gut ist's, so dann und wann zurückzuschauen - sehe ich auch überall die Spuren Gottes, meines Heilandes; ja, dort, und dort wieder, überall war Er bei mir, auf allen Wegen, und ich wußte es nicht.

Siehe, wenn ich von jenen Heiden weg auf uns und auf unsere Lande schaue, und oft so ganz andere Spuren des allein Wahren, und Dessen, den Er gesandt hat, Jesus Christus (Joh. 17, 3.), erkenne, und sehe die Tempel, die Prediger, die Bibeln zu Haufen, die Tage des HErrn, die heiligen Feste, die Gottes-Dienste ohne Zahl und Ende; sehe die Fülle des Lichts, der Gnade, des geistlichen Segens, der himmlischen Güter, wie Gott, der HErr, Heil gibt unserm Volk, - dann, mein Freund, ja, dann wird mir bange, bange für mich, für Viele, und muß jenes Gleichnisses Jesu gedenken: Es hatte Einer einen Feigenbaum, der war gepflanzt in seinem Weinberge; und kam, und suchte Frucht darauf, und fand sie nicht. Da sprach er zu dem Weingärtner: Siehe, ich bin nun drei Jahre gekommen, und habe Frucht gesucht auf diesem Feigenbaum, und finde sie nicht; haue ihn ab, was hindert er das Land! Jener aber antwortete und sprach zu ihm: HErr! laß ihn noch dies Jahr, bis daß ich um ihn grabe, und bedünge ihn, ob er wollte Frucht bringen; wo nicht, so haue ihn darnach ab. Luc. 13.

Unumschränkte Liebe! gönne blöden Augen,
Die sonst kaum auf Erden taugen,
Daß sie in die Strahlen Deiner Langmuth blicken,
Die den Erdkreis wärmend schmücken,
Und zugleich
Freudenreich
Bösen und den Deinen
Mit der Sonne scheinen.

Wasser, Luft und Erde, ja, Dein ganz Gebiete
Ist ein Schauplatz Deiner Güte;
Deiner Langmuth Ehre wird durch neue Proben
Immer herrlicher erhoben.
O wie weit,
O wie breit
Ueber Berg und Hügel
Streckt sie ihre Flügel!

Was wir davon denken, was wir sagen tonnen,
Ist ein Schatten nur zu nennen.
Tag für Tag zu leiden, Tag für Tag zu dulden
So viel Millionen Schulden,
Und dazu
Ohne Ruh,
Liebe für das Hassen,
HErr! Wer kann das fassen?

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