Murray, Andrew - Die Schule des Gebets - Dreißigste Lektion.

Murray, Andrew - Die Schule des Gebets - Dreißigste Lektion.

„Wenn Jemanden Weisheit mangelt“ oder Ein Gebet, das allezeit erhört wird.

Jakobus, ein Knecht Gottes und des HErrn Jesu Christi, den zwölf Geschlechtern, die da sind hin und her, Freude zuvor. Meine lieben Brüder, achtet es eitel Freude, wenn ihr in mancherlei Anfechtungen fallt, und wisst, dass euer Glaube, so er rechtschaffen ist, Geduld wirkt. Die Geduld aber soll fest bleiben bis ans Ende, auf dass ihr seid vollkommen und ganz, und keinen Mangel habt. So aber Jemand unter euch Weisheit mangelt, der bitte von Gott, Der da gibt einfältig Jedermann, und rückt es Niemand auf; so wird es ihm gegeben werden. Er bitte aber im Glauben und zweifle nicht; denn wer da zweifelt, der ist gleich wie die Meereswoge, die vom Winde getrieben und gewebt wird.
Jakobus 1,1-7.

Es gibt eine Zeit in dem Leben der Christen, in welcher vorstehender Text noch keinen besonderen Wert für sie hat. Später wird das anders, und zwar gerade in Verbindung mit dem Gebet. Wenn wir besser wissen, was Glaubensgebet ist, nämlich ein Bitten nach Gottes Willen, verstehen wir um so mehr, dass wir mit bestimmten Bitten vor den HErrn treten sollen, und es tritt deutlicher hervor, dass der früher erwähnte Gedanke, wir müssten nur unsere Not klagen, und es dann Gott überlassen, was ER tun wolle, so sehr er den Schein hat, Gott zu verherrlichen, Ihm doch nicht sehr gefällt. Gott will, dass wir zu einer Selbstständigkeit in Seiner Gemeinschaft kommen; Gott will die Leitung und Regierung unsres Willens durch Seinen Geist zur Wirklichkeit machen, und so kann es kommen, dass ER uns auf unser erstes Notgeschrei keine Antwort gibt, bis wir Ihm deutlich zu sagen wissen, was wir eigentlich wollen.

Da kann es geschehen, dass wir in der Arbeit mit Seelen, in den Mühsalen, die im Dienst Seiner Kirche und Seines Reiches entstehen, es tief zu fühlen bekommen, dass wir nicht wissen, was wir bitten sollen, wie sich's gebührt. Wir möchten gläubig bitten, und wissen nicht einmal, was wir bitten müssen, viel weniger was wir glauben dürfen. Mit welch' lieblicher Belehrung kommt da durch Jakobus die Verheißung des Geistes zu uns: „Wenn Jemanden Weisheit mangelt, der erbitte sie von Gott, der einem jeglichen mildiglich gibt, so wird sie ihm gegeben werden.“ Hier ist also etwas, um das ich unverzüglich mit vollem Glauben bitten darf. In meiner Verlegenheit, da ich nicht weiß, was tun und was begehren, kann ich zum Mindesten mit voller Sicherheit um Weisheit bitten: die ist mir für gewiss zugesagt. Ohne den geringsten Zweifel, denn Zweifel ist hier vorab verboten, kann ich darauf rechnen, dass nur von dem Vater Weisheit soll gegeben werden, um zu wissen, wie ich mich mit Gott im Gebet, und mit den Menschen im Werk zu stellen habe. Lasst uns nicht anstehen, diese Verheißung in ihrer vollen Ausdehnung zu den Lektionen in der Gebetsschule zu zählen, die wir noch nicht völlig verstehen. Finden wir da noch unaufgelöste Fragen in Bezug auf den Willen Gottes, auf die Kraft des Glaubens, die Vorbereitung des Geistes, so lasst uns mit größter Freimütigkeit darauf rechnen, dass die nötige Weisheit uns auf unser Bitten soll gegeben werden. Die Schule ist nicht der Ort für vollkommene Leute, und ein Tag in derselben macht den Lehrling noch nicht zum Meister. Wir haben uns ja deshalb in die Gebetsschule einschreiben lassen, weil wir uns als unkundig erkannten; Lasst uns nun Geduld üben, wenn eine Lektion uns mühsam erscheint. Nicht mutlos sollen wir werden, wenn uns Weisheit gebricht, auch nicht suchen, den Mangel aus eigener Denkkraft, und durch eigenen Verstand zu ersehen, sondern der Verheißung glauben, die dem Lehrling gegeben ist, welcher nach Weisheit verlangt. Er bitte darum im Glauben; wer zweifelt, der meine nicht, dass er etwas vom HErrn empfangen werde. In Jesu Gebetsschule muss bei jeder mühevollen Lektion ein festes Vertrauen gefasst werden, dass Gott von Seinem Himmel uns Weisheit darreichen wird, wenn wir nur lenksam, geduldig und gläubig darauf zählen.

Und auf welche Weise wird der HErr diese Weisheit geben? Gerade so wie ER alle geistlichen Gaben gibt, durch die Wirkung des Geistes, der in uns wohnt. Das volle Glaubensgebet ist die höchste Wirksamkeit des geistlichen Lebens; es kann nicht ausgeübt werden, ohne ein gesundes, kräftiges Geistesleben. Dem Heiligen Geist ist die Beherrschung und Regierung unseres ganzen Lebens, nach Herz und Verstand, Leib und Seele vom Vater anvertraut. Je nachdem wir das Unvermögen unseres Verstandes, geistliche Dinge zu fassen, erkennen, und dann kindlich, lenksam und gelehrig die Leitung des Geistes erwarten, wird der Vater sie uns geben. Ohne dass wir wissen, wie es zugeht, werden sich die Beschwerden unseres Gemütes vermindern, und die Kraft der Verheißung Gottes wird stärker und heller hervortreten. Der Heilige Geist ist insonderheit der Geist der Wahrheit und der Geist der Weisheit; ER überzeugt uns zuerst von der Wahrheit und Wesenheit der Dinge, die Gott verheißen hat, danach gibt ER uns als Geist der Weisheit die Befähigung, mit denselben umzugehen. In der inwendigen Verstärkung unseres geistlichen Lebens soll auch unsere Einsicht verstärkt und Weisheit uns gegeben werden.

Dies gilt nicht nur vom Gebet im Allgemeinen, sondern auch in besonderen Dingen, von denen wir wissen möchten, ob wir im festen Glauben darum bitten dürfen. Das ist fürwahr himmlische Weisheit, die mit Übereinstimmung mit des Vaters Willen beginnt, und mit geistlicher Einsicht in das, was Ihm wohlgefällt, fortfährt. Aber auch wenn diese Weisheit noch mangelt: sie soll gegeben werden. Nicht sowohl als ein plötzlicher Gedanke, als wunderbare Offenbarung, sondern als himmlische Leitung auf den Weg des demütigen, geduldigen Gebrauchs des Worts und des Wartens auf den Geist. Rechne nur sicher darauf, wenn du noch nicht weißt, was du im Glauben erbitten darfst: die Weisheit soll dir gegeben werden. Lege deine Sache vor den Vater. Ob es eine Sache ist, die den Dienst in Seinem Reiche betrifft, oder wie du Ihn im Umgang mit Menschen verherrlichen sollst, oder in deinem verborgenem Leben, Lege sie Ihm nur vor. Sag Ihm, wie wenig du weißt, was du verlangen darfst. Lass Gottes Geist dein Herz durchsuchen, ob dein Begehren rein zur Ehre Gottes ist. Begib dich willig in eine Schule, deren Lektion nicht in einem Tag und mit einem Wort abgemacht ist. Betrage dich als Lehrling des Heiligen Geistes, der ein Geist der Weisheit ist. Sie soll gegeben werden.

Und wenn ihr das Wort erst zu gebrauchen wisst für bestimmte Dinge, um die ihr bittet, sollt ihr es auch Lernen, Alles, auch die unscheinbaren Dinge eures Lebens, die ihr bisher selbst geregelt habt, unter Gottes Leitung zu stellen. Der himmlische Vater will, dass Sein Kind auf Erden in Allem die himmlische Leitung genieße, dass sein ganzes Leben, leibliche und zeitliche Dinge nicht ausgenommen, ein Zeugnis davon sei, wie Gott im Himmel für ihn sorgt, ihn unter Seiner Hut hält und ihn regiert. Die Verheißung ist unbedingt, Weisheit soll gegeben werden. Mag es zuerst mühsam erscheinen zu verstehen, auf welche Weise sie uns gegeben wird, mag es zuweilen lange dauern, bis eine Antwort kommt, lasst uns über dem Allen nicht in Zweifel geraten, sondern desto mehr erweckt werden, nur noch fester zu glauben: „So Jemand Weisheit mangelt, der bitte von Gott, Der da einfältig gibt, und sie soll ihm gegeben werden.“

HErr, lehre uns beten.

HErr Gott! Von Herzen danke ich Dir für diese herrliche Verheißung, die so deutlich, so unbegrenzt ist.

Gibt es auch Dinge, von denen ich nicht weiß, ob ich sie mit Gewissheit erbitten darf, so hast Du mir doch verboten, daran zu zweifeln, dass Du mir Weisheit geben wollest. O mein Vater, lehre mich dies Wort festhalten und gebrauchen. Es ist Dein Wille, dass Dein Kind, weil es einen himmlischen Vater hat, auch himmlisch leben soll. Und dazu willst Du ihm alle Tage himmlische Weisheit und himmlische Anleitung schenken.

O, lehre mich vor Allem den Segen kennen, den Dein Wort dem Gebet verspricht. Wenn ich nicht weiß, in wie weit ich um Abhilfe meiner Not bitten darf, oder wenn ich nur meine es zu wissen, ohne die Gewissheit zu haben, dass ich nach Deinem Willen gläubig darum anhalten darf, -O so lass mich mit kindlicher Freimütigkeit um Weisheit bitten. Als Salomo um Weisheit bat, um zu Deiner Ehre sein Werk als König tun zu können, war es Dir sehr wohlgefällig. Wenn ich Dich um Weisheit bitte, um zu Deiner Ehre beten zu lernen, so wirst Du sie mir nicht vorenthalten. Vater, stärke mein Vertrauen zu Dir, und mein Glaubensleben mit Dir, so dass es meiner Seele tiefste Überzeugung wird, dass ich in Allem, bei gläubigem Gebet, himmlische Weisheit empfangen kann, Amen.

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