Murray, Andrew - Die Schule des Gebets - Fünfundzwanzigste Lektion.

Murray, Andrew - Die Schule des Gebets - Fünfundzwanzigste Lektion.

Im Heiligen Geist beten, oder der himmlische Ursprung unserer Gebete.

Aber über das Haus Davids und über die Bürger zu Jerusalem will Ich ausgießen den Geist der Gnade und des Gebets; denn sie werden Mich ansehen, welchen jene gestochen haben.
Sach. 12,10.

Desselbigen gleichen auch der Geist hilft unserer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sichs gebührt, sondern der Geist Selbst vertritt uns aufs Beste mit unaussprechlichem Seufzen.
Röm. 8,26.

Und betet stets in allem Anliegen mit Bitten und Flehen im Geist, und wacht dazu mit allem Anhalten und Flehen für alle Heiligen.
Ephes. 6, 18.

Das Gebet wird gemeiniglich dem Menschen zugeschrieben, aber dessen Ursprung liegt zum Teil in Gott. Daher kommt es, dass das Gebet eine solche Macht hat, und Wirkungen hervor bringt, die ohne dasselbe nicht Statt hätten. Wir haben gesehen, dass das Gebet seinen ersten Ursprung in der göttlichen Drei-Einigkeit hat: im heiligen Anfragen des Sohns und im heiligen Gewähren des Vaters, und dass der Heilige Geist dabei das Band der Gemeinschaft zwischen Beiden bildet. Durch den Geist ging der Vater aus Sich Selbst aus, um dem Sohne das Leben zu geben, in demselben Geist kehrte ER in Sich zurück mit der Liebe des Sohnes. Durch den Geist wird das Gebet des Sohnes dem Vater zur Kenntnis gebracht, durch den Geist vernimmt der Sohn die Antwort des Vaters. Und das ist derselbe Heilige Geist, der auch in uns wirkt als das Band der Gemeinschaft zwischen uns und dem Vater. Der Geist des Lebens in Christus Jesus ist auch der Geist des Gebets.

Das Gebet ist schon mit dem Atemholen verglichen worden. Wenn wir dem Gleichnis folgen, sehen wir, welchen herrlichen Platz der Heilige Geist darin einnimmt. Der Geist ist der Atem des Vaters, und strömt von Ihm aus und in uns ein, um sich in unserem Innersten lebendig mit uns zu vereinigen. Nach jeder Ausatmung folgt wieder ein Einatmen; wenn Gott wieder einatmet, dann kehrt der Geist zu Ihm zurück, und nimmt alles Bitten und Sehnen mit, das ER in uns vorgefunden hat. Eben so bei uns. Im Gebet geben wir unsere Nöten, unsere Leiden, unsere Herzensbedürfnisse heraus, das ist die Ausatmung durch den Geist. Und die Einatmung ist's, wenn wir uns im Glauben die frische Luft der Verheißungen, der Liebe und des Lebens Gottes zueignen. Und so ist der Heilige Geist sowohl der Atem Gottes als auch der Atem unsres neuen Lebens. Hierdurch ist ER der Geist des Gebets, durch welchen wir in das Gebetsleben unsres großen Hohen-Priesters und damit in die Gemeinschaft Gottes aufgenommen werden. Wir stehen hier auf der Schwelle eines Geheimnisses, dessen Herrlichkeit alle Vorstellung übertrifft. Durch die Sünde trat eine schreckliche Scheidung und ein Gegensatz zwischen Gott und dem Menschen ein. Um diese Scheidung aufzuheben hat Gott die Gegensätzlichkeit in das göttliche Wesen aufgenommen, das Wort ward Fleisch. Durch Sein Beten auf Erden überwand der Mittler in Seiner eigenen Person den Gegensatz, und nahm die menschliche Natur in das Leben der Dreieinigkeit auf. In Seiner himmlischen Fürbitte setzt ER dies Werk für diejenigen fort, die Ihm zugehören. Seine Fürbitte ist die Wirksamkeit, durch welche ER als der verherrlichte Gottmensch in der Kraft Seiner Versöhnung, die Sünde, eine um die andere, bekämpft und überwindet; ER macht Seine Kraft, Sein Recht geltend, die Seinigen von der Sünde zu erretten. Durch Seine Fürbitte wird die Macht der Gerechtigkeit, welche die Sünde verurteilt, zurück gehalten, und die Macht der göttlichen Liebe frei gemacht, dass sie segnen kann. ER kann vollkommen selig machen, weil ER lebt, und allezeit für uns bittet.

In dieses wunderbare Leben der heiligen Liebe, worin die Liebe des Vaters dem Sohne gegeben hat, das Urteil Seiner Gerechtigkeit zu überwinden, wird der Mensch durch den Heiligen Geist eingeführt. ER ist der Geist, der Alles erforscht, auch die Tiefen der Gottheit. Das große Werk des Geistes ist es, uns Christi teilhaftig zu machen, und Ihn in uns zu verklären. Durch denselben Geist, der in Christum als dem Haupte, und in uns als in Seinen Gliedern wohnt, werden wir mitten in den Strom des göttlichen Liebelebens gestellt, und nehmen Teil an dieser wunderbaren Gemeinschaft. Die Gemeinschaft des Geistes, worin der Vater und der Sohn Eins sind, macht uns Eins mit Ihnen. Alle innerlichen Bewegungen der Barmherzigkeit und der göttlichen Liebe, darinnen die Fürbitte des Hohenpriesters ihren Platz findet, werden uns durch den Geist überbracht. Und wenn wir beten, so wird der Kampf, den der Sohn Gottes gegen die Sünde führt, auf dass dem Segen Gottes Raum gemacht werde, fortgesetzt und vollbracht. Um diesen Streit auszuführen und rechte Beter zu werden, ist die richtige Erkenntnis von dem Werk des Geistes Gottes, und unser Verhalten zu demselben eine der wichtigsten Lektionen die wir in der Schule Jesu zu lernen haben.

Wir verstehen dann auch, dass wir, um recht beten zu können, mit dem Geist gefüllt sein müssen. „Voll Heiligen Geistes“, das ist die unerlässliche Bedingung des vollen christlichen Lebens. Um allezeit in Jesu zu bleiben, allezeit gleich Jesum zu wandeln, allezeit zu beten, ist in der Tat nichts Geringeres von Nöten als allezeit voll Geistes zu sein. Nicht für die Gebetsstunde nur müssen wir nach dem Heiligen Geist verlangen; der Geist will in uns wohnen, will ununterbrochen unser Leben sein, dann kann ER uns auch beten lehren. In unserem täglichen Leben muss ER unser ganzes Herz im Besitz haben, damit ER darin Gehorsam unter Gottes Willen und Vertrauen auf Seine Verheißungen wirken könne; alsdann wird auch unser Gebet aus dem Geist gewirkt sein. Wer als Priester zu Gott nahen will, muss auch allezeit und vollständig priesterlich gesinnt sein; der Christ, der durch den Geist in Christo zu Gott im Glauben Zugang haben will, muss im Geist leben und wandeln. So allein können wir den Bedingungen eines kräftigen Gebets nachkommen. Diese Bedingungen, wie das Gebet geschehen müsse, sind in der Schrift durch folgende Ausdrücke wiedergegeben: - im Glauben; im Namen Jesu; zur Ehre Gottes; nach Seinem Willen; mit Beharrlichkeit und im Gehorsam. Alle diese Dinge vollziehen sich aber als von selbst, wenn das geistliche Leben ein gesundes ist, wenn der Beter in der Kraft des Geistes lebt und wandelt. Sein Leben wird vom Geist getragen, der Heilige Geist teilt ihm Jesu Leben mit. Diese Fülle des Geistes ist Sache, nicht des Gefühls, sondern des Glaubens. Es ist des Vaters Wohlgefallen, dass alle Fülle in Christo wohnen solle,“ also auch die Fülle des Geistes. Der Geist spricht nicht von Sich Selbst, sondern ER verkündigt, was in Christo ist. Des Geistes Werk ist ein verborgenes; Christus ist's, den ER offenbart und verherrlicht. So ist auch das Werk des Geistes des Gebets nicht allezeit fühlbar und bemerkbar; jeweils besteht es in unaussprechlichen Seufzern; ER hält sich verborgen in der Tiefe des Lebens, damit ER nicht zum Ziel genommen werde, sondern allein und unverrückt Christus das Ziel sei. Der Beter muss also auf die geheime Wirkung des Geistes rechnen, auch wenn er nichts fühlt. Wenn wir von allem Eigenen los unser Auge und Herz völlig auf Christum richten, um in Ihm zu bleiben; dann kann der Geist Gottes frei Seine überfließende Kraftwirkung uns schenken. Lasst uns gläubig uns in dies himmlische Geheimnis vertiefen, dass der Heilige Geist, der Gott ist, uns einen wunderbaren Verkehr eröffnet, in welchem der Sohn als Mittler für die Menschheit bei dem Vater eintritt, so dass durch Seine und unsere Gebete miteinander der Rat Gottes mit uns vollführt wird.

Kinder Gottes! Gebt Euch doch vollkommen hin, um Euch durch den Heiligen Geist in die Gemeinschaft mit dem betendem HErrn, führen und zu Mitstreitern und Mitbetern ausbilden zu lassen. Haltet das für die höchste Ehre und größte Freude eures Lebens, dass ihr euch zu Gefäßen brauchen lasst, welche die Seufzer des Geistes enthalten, vor Gott bringen und Seine Bitten aussprechen dürfen. Es ist der Geist, der vom Vater und vom Sohn ausgeht, um in dem Leibe, der Gemeinde, die Gedanken Gottes in göttlicher Kraft zu gestalten. Das Ringen der ewigen Liebe hat im Geist des Gebets, und in Seinem unaussprechlichem Seufzen in Gethsemane und Golgatha begonnen, und wird fortgesetzt und vollendet. Gebt diesem Geiste Raum, damit ER euch zu der innigsten Gleichförmigkeit mit Jesu bringe, der im Himmel lebt, und allezeit bittet.

HErr, lehre uns beten.

O mein Vater! Wie wunderbar ist deine Gnade, dass Du, der dreimal Heilige, nicht allein Deinen einigen Sohn in unser Fleisch gegeben hast, um mit uns in Gemeinschaft zu treten, sondern auch Deinen eigenen Geist in uns wohnend haben willst, um uns in wesentlicher Gemeinschaft mit Dir zu vereinigen. O mein Vater! Lehre mich, was diese herrliche Vatergabe für mich bedeutet. HErr! Lass mich Ihn vor Allem kennen als den Geist des Gebets. Ich weiß, dass in meinem Leben keine Wirksamkeit ist, sie sei leiblich oder geistlich, an der ER nicht Anteil haben will. Alles, was in mir ist, hat ER unter Seiner Verwaltung, um es zu leiten und zu heiligen. Lass mich Ihn erkennen als den Geist, der nicht nur von Oben den Segen deiner Vaterliebe und die Kraft der anhaltenden Fürbitte des Sohnes auf mich herabbringt, sondern der auch von hienieden nach Oben bringt alle Bedürfnisse und Begehren meines Herzens, wodurch sie dem Vater zur Kenntnis kommen, denn „der die Herzen durchforscht, weiß, was des Geistes Sinn sei.“ Lass mich erkennen, mit welcher Zartheit ER meiner Schwachheit im Gebet aufhilft, und mit welcher göttlichen Kraft ER die Heiligen vor Gott vertritt.

O mein Vater! Ich erflehe es von Dir, Du hast mir den Geist des Gebets gegeben, lehre mich Ihn auch erkennen. Fülle mich ganz mit demselben. Lass mein ganzes Herz und Leben, lass alle meine Gedanken unter Seine Leitung gestellt sein. O, lass mich allezeit im Geist leben, und im Geist bitten.

Amen.

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