Murray, Andrew - Die Schule des Gebets - Zweite Lektion.

Murray, Andrew - Die Schule des Gebets - Zweite Lektion.

Die Stunde kommt und ist schon jetzt, dass die wahrhaftigen Anbeter den Vater anbeten im Geist und in der Wahrheit und der Vater will auch haben Solche, die Ihn also anbeten. Gott ist ein Geist, und die Ihn anbeten, sollen Ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.

Diese Worte an die Samariterin sind die erste Unterweisung, die Jesus in Beziehung aufs Gebet gegeben hat. Der Vater sucht Anbeter, unsere Anbetung erfüllt Sein Verlangen und macht Ihm Freude. Aber der Vater findet viele Anbeter, die nicht wahrhaftige Anbeter sind. Der Sohn ist gekommen, um die wahre Anbetung möglich zu machen, und sie uns zu lehren. Die Hauptsache dabei ist, dass die Anbetung im Geist und in der Wahrheit geschieht. Das ist unsere erste Lektion in der Gebetsschule, dass wir lernen, was es ist, im Geist und in der Wahrheit anbeten.

Der HErr spricht zu der Samariterin von dreierlei Anbetung. Die erste ist, wie bei den Samaritern, eine Anbetung in Unkenntnis: „Ihr wisst nicht, was ihr anbetet“; die zweite, die der Juden, ist die rechtgläubige, die sich in der Kenntnis des wahren Gottes vergnügt; die dritte ist die neue, die mit der Ankunft Jesu ihren Anfang nahm, die Anbetung im Geist und in der Wahrheit. Man sieht deutlich, dass die Worte: „im Geist und in der Wahrheit“ nicht bloß, wie man zuweilen meint, ernstlich, aufrichtig, von Herzen bedeuten sollen. Die Samariter glaubten an Gott, denn sie hatten die fünf Bücher Mosis, und war unter ihnen ohne Zweifel mehr denn Einer, der trotz aller Unkenntnis Gott ernstlich suchte. Die Juden hatten die wahre, volle Offenbarung Gottes in Seinem Wort, es waren fromme Leute unter ihnen, die Gott von ganzem Herzen suchten und Ihn anbeteten, aber doch noch nicht im Geist und in der Wahrheit. Jesus sagt: „Die Stunde kommt und ist schon jetzt, da die wahren Anbeter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit.“ Auch unter den Christen finden sich diese drei Arten von Anbetern. Es gibt Solche, die aus Mangel an Erkenntnis kaum wissen, was sie anbeten. Sie beten anhaltend, mit großem Ernst, aber sie empfangen wenig. Dann gibt's Andere, die mehr Erkenntnis haben, und alle Kraft ihrer Einsicht und ihres Herzens an ihren Gottesdienst wenden, ernstlich und aufrichtig zu Gott rufen und doch nicht werden, was sie sein möchten. Der HErr Jesus muss uns in die dritte Klasse aufnehmen; wir müssen von Ihm lernen, im Geist und in der Wahrheit anbeten, das erst ist christliche Anbetung, dann werden wir erst solche Beter, wie sie der Vater sucht. Es kommt Alles darauf an, dass wir die Anbetung im Geist und in der Wahrheit kennen und üben lernen. Und das kann allein in der Schule Jesu gelernt werden.

„Gott ist Geist, und die Ihn anbeten, müssen Ihn im Geist anbeten.“ Es ist Übereinstimmung zwischen Gott und Seinen wahrhaftigen Anbetern. Es gibt ein Prinzip in der ganzen Welt, dass zwischen dem Suchenden und dem begehrten Gegenstand eine Übereinstimmung stattfinden müsse. Das Auge muss eine innerliche Empfänglichkeit fürs Licht, das Ohr für den Klang haben. Der Mensch, der Gott wahrhaft anbeten, finden, kennen und genießen will, bedarf dazu innerlicher Bereitschaft. Er muss im Geist anbeten, weil Gott Geist ist.

Ein weiterer Gedanke, der in uns geweckt werden soll, ist der, dass diese nun im Geist gegebene Anbetung in dem von Gott selbst uns geschenkten Wort wurzelt. Joh. 1,1. Gott allein ist Geist, ER allein kann Geist geben. Er hat Seinen Sohn gesandt, um diese Anbetung in die Welt einzuführen, und uns durch Ihn Seinen Geist zu geben, daher konnte die Anbetung der Juden noch nicht im Geist geschehen. Jesus spricht von Sich selbst und von Seinem Werk, wenn ER sagt: „Die Stunde kommt und ist schon jetzt.“ Man denke nur an das, was wir in Joh. 1,33. lesen: „Auf welchen Du den Geist sehen wirst herabfahren, der ist es, welcher mit dem Heiligen Geist tauft,“ Jesus empfing diesen Geist ohne Maß, auf dass ER Ihn sollte über allen Fleisch ausgießen. ER ist vom Vater gekommen, um uns den Geist der Kindschaft zu geben und uns so zur geistlichen Anbetung zu bringen. Darum betont ER (Joh. 4,21.23.) so ausdrücklich den Vaternamen. Unter dem alten Testament durfte noch kein1) Gläubiger Gott seinen Vater nennen. Erst durch Christum lernen wir im Geist anbeten.

Und dadurch dann auch in Wahrheit. Das will nicht nur sagen: in Aufrichtigkeit, auch nicht bloß in Übereinstimmung mit Gottes Wort, sondern viel mehr. „Das Gesetz ist durch Mose gegeben, die Gnade und Wahrheit sind durch Jesum Christum geworden.“ Jesus sagt: „Ich bin die Wahrheit und das Leben.“ Unter dem alten Testament war alles nur Verheißung und Vorbild, Jesus bringt und gibt die wesentlichen himmlischen Dinge. ER bewirkt sie wirklich und wahrhaftig in uns.

Jesus ist voll von Gnade und Wahrheit, sie ist in Ihm eine wahrhaftige, lebendige Gotteskraft im Heiligen Geist. Und die Anbetung im Geist ist eine Anbetung in der Wahrheit, eine wesentliche Gemeinschaftsübung mit Gott, eine wirkliche Übereinstimmung und Gleichförmigkeit im Geist zwischen dem Vater und den wahren Anbetern, die Gott im Geist und in der Wahrheit anbeten.

Es kommt von Gott, der Geist und Wahrheit ist, dass wir zu dieser Anbetung im Geist und in der Wahrheit bereitet werden. Jesus ist's, in dem wir es empfangen. Weil ER für die Sünde genug getan, und uns Gottes Vaterschaft und Vaterliebe wieder zugänglich gemacht hat, kann ER uns den Geist der Kindschaft geben, durch welchen wir rufen: Abba, lieber Vater! Der Grund und die Kraft von der Anbetung im Geist und in der Wahrheit, ist das Erkennen Gottes als Vater. Darum ist eine der ersten Lektionen in der Gebetsschule: die Vaterschaft Gottes zu fassen.

Was der HErr hier lehrte, konnte die samaritische Frau nicht verstehen. Es war ein Geheimnis, das erst mit Pfingsten enthüllt wurde. Auch wir können's oft im Anfang noch nicht recht fassen. Es wird uns aber mehr und mehr deutlich werden. Suchen wir nur das Vorstehende fest zu halten. Die Anbetung Gottes muss im Geist geschehen, weil Gott Geist ist. Wir sind irdisch und fleischlich, und können Ihm wahrhaftige Anbetung aus uns selber nicht entgegen bringen. Aber Jesus hat sie hernieder gebracht, in Ihm haben wir sie. Lasst den Grundton unseres Gebets die Erkenntnis unserer Sünde und Unfähigkeit, aber auch die Gewissheit sein, dass Jesus es uns erworben hat, dass alle unsere Gedanken hinaufdringen, und wir durch Ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten können. Lasst uns aufschauen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender unseres Glaubens, zu dem Vaterherzen Gottes, das wahre Anbeter sucht, zu dem Heiligen Geist, der uns den Vater und den Sohn verklärt und nahe bringt; wir haben nichts zu fürchten, die Anbetung im Geist und in der Wahrheit soll die Unserige werden.

HErr! Lass mich recht einsehen, ich bitte Dich flehentlich, dass das allein Geist und Wahrheit ist, was von Dir kommt und aus Dir ist, dass es bei dem Gebet nicht auf bestimmte Zeiten und Orte ankommt, sondern darauf, dass das Gebet Leben aus Dir sei und nicht aus mir.

Und, lass mich dies, HErr, in Ausübung bringen. Lass es zur tiefsten Überzeugung meiner Seele werden, dass der Vater Anbetung im Geist und in der Wahrheit will, dass ich Ihm solche nicht aus mir darbringen kann, sondern nur in Dir ein wahrer Anbeter sein kann. In Dir, dem eingeborenen Sohn, meinem Heiland, bin ich Gottes Kind, genieße ich den Geist der Kindschaft, bin ich dem Vater sehr nahe und wird meine Anbetung Geist und Wahrheit. Ja, in Dir, Jesu, erfahre ich, was es ist, dass Gott mein Vater ist; in Dir ist mein Gebet die wesentliche Gemeinschaft eines Kindes mit seinem Vater. Amen.

1)
Etwas Einsprache gegen diesen Satz im absoluten Sinn dürften die Schriftstellen tun: 5. Mose 32,6; Jes. 63,16; Jerem. 31, . Anmerk. des Übersetzers.
Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/m/murray/murray-die_schule_des_gebets/murray_-_die_schule_des_gebets_-_2.txt · Zuletzt geändert: von aj
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain