Murray, Andrew - Die Schule des Gebets - Neunzehnte Lektion.

Murray, Andrew - Die Schule des Gebets - Neunzehnte Lektion.

In Meinem Namen oder unsere göttliche Vollmacht.

Und an demselben Tage werdet ihr Mich nichts fragen. Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: So ihr den Vater etwas bitten werdet in Meinem Namen, so wird ER es euch geben. Bisher habt ihr nichts gebeten in Meinem Namen. Bittet, so werdet ihr nehmen, dass eure Freude vollkommen sei. An demselben Tage werdet ihr bitten in Meinem Namen. Und Ich sage euch nicht, dass Ich den Vater für euch bitten will. Joh. 16,23.24.26.

Mit der Himmelfahrt Jesu begann für das Reich Gottes eine neue Zeit, nun sollte es mit Kraft einherziehen. Auch in der Welt des Gebets sollte es ein Neues werden, denn in Seiner Abschiedsrede gebrauchte Jesus zum ersten Mal den Ausdruck: „in Meinem Namen.“ Die volle Kraft des Gebets soll nun offenbart werden. Sechs Mal gibt der HErr die unbegrenzte Verheißung der Erhörung des Gebets in Seinem Namen: Joh. 14,13.14; 15,7; 16,23.24. Die Antwort Gottes hängt also nur ab von dem Gebrauch des Namens Jesu, von dem Bitten in Seinem Namen.

Was ist der Name eines Menschen? Das Wort oder der Ausdruck, wodurch sich uns seine Person vergegenwärtigt. So wie ich den Namen eines Mannes nennen höre, tritt sein ganzes Wesen vor meinem Geist, mit den Gedanken, die ich über ihn habe, und mit dem Eindruck, den er mir macht. Der Name des Königs schließt seine ganze Person ein samt der Ehre, die ihm gebührt, der Macht, die er besitzt, und dem Reiche, das er sein eigen nennt.

Und was ist das, etwas in eines Andern Namen tun? Wir wissen es; es ist das Auftreten in dessen Auftrag und in dessen Vollmacht. Solch ein Handeln unterstellt immer, dass die Beiden eins sind, und einander vertrauen. Niemand gibt einem Andern das Recht, in seinem Namen aufzutreten, und die Macht, von demselben Gebrauch zu machen, ohne versichert zu sein, dass dem Andern seine Ehre und seine Interessen so heilig sind, als seine eigenen. Und was ist es, wenn Jesus uns die Macht gibt, in Seinem Namen zu bitten, was wir wollen, und die Verheißung hinzufügt, es werde geschehen. Wohlgemerkt! Nicht für einen einzelnen Mann und für einen gewissen Fall gibt Jesus diese Zusage, sondern es ist eine allgemeine und allezeit geltende Vollmacht für alle Christen. ER würde es nicht tun, wenn ER nicht wüsste, dass ER uns Seine Sache wohl anvertrauen kann, und dass Seine Ehre in unseren Händen ist. Der freie Gebrauch von Jemandes Namen ist allezeit das Zeichen eines sehr innigen Naheseins, eines unbegrenzten Vertrauens. Wer den Namen eines Andern gebraucht, setzt den Seinigen bei Seite, und opfert denselben auf, denn die Person, deren Namen ich annehme, tritt an meine Stelle. Ich verleugne mich selbst, und lasse ihn an meine Stelle treten.

Dies kann kraft einer rechtlichen Übereinkunft geschehen. Ein Kaufmann, der außer Landes geht, gibt seinem Geschäftsmann eine Vollmacht, wodurch dieser Tausende von Talern in seinem Namen ziehen kann. Er tut dies, weil er ihn kennt, und weiß, dass er ihm sein ganzes Vermögen anvertrauen kann, dass er nur in seinem Interesse handeln wird, dass es in den besten Händen steht.

Als der HErr Jesus in den Himmel ging, ließ ER alle Seine Sachen auf Erden in den Händen Seiner Knechte, ER konnte nicht anders, ER musste ihnen den freien Gebrauch Seines Namens geben. Die Hingabe an Ihn macht uns fähig, die Geistesmacht zu gebrauchen, die in Seinem Namen liegt. Der Gebrauch Seines Namens unterstellt aber, dass ich meine eigene Sache aufopfere und die Interessen meines HErrn über die Meinigen stelle.

Weiter geschieht das Beten in Jesu Namen durch eine Lebensvereinigung. Wir wissen, wie Lebenseinheit auf Erden auch meist Einheit des Namens mit sich bringt; ein Vater gibt seinem Kinde seinen Namen. Wie manchmal kommt einem Kinde der Name seines Vaters zu gut. Soll dies aber dauerhaft sein, so muss das Kind auch die Gesinnung seines Vaters teilen. Name und Geist müssen eins sein. Wo das Kind sich seines Vaters Namen wert zeigt, da teilt es auch die Liebe und die Achtung, die der Vater genoss. Wir haben ein Leben mit Jesu, und sind Eines Geistes mit Ihm, darum können wir in Seinem Namen zu Gott kommen. Die Macht, Seinen Namen zu gebrauchen, hängt von dem Maß geistlicher Lebenseinheit mit Ihm ab. Der Anteil, den ich an Jesu Namen habe, bemisst sich danach, wie viel von Seinem Leben in mir ist. Der Name und der Geist Jesu sind eins.

Der Gebrauch des Namens unter Menschen kann auch durch eine Liebesvereinigung bewirkt werden. Die arme Braut, welche den Namen ihres reichen Bräutigams annimmt, hat freien Gebrauch von demselben. Dies findet deshalb statt, weil er sie sich erwählt hat und darauf rechnet, dass sie für ihn leben wird; seine Interessen sind ihr so heilig als ihre eigenen, sie sind eins. Unser himmlischer Bräutigam aber hat auch nichts Geringeres für uns im Sinn, nachdem ER uns geliebt und für Sich erwählt hat. Die Seele, die sich hingibt, um in Seiner Liebe zu bleiben und zu leben, und ganz die Seine zu werden, die empfängt in immer größerem Maße das geistliche Vermögen, in Seinem Namen zu bitten und zu empfangen, was sie bedarf. Das Tragen eines Namens bedeutet, dass ich meinen eigenen Namen für den Andern dahin gegeben habe. Wir werden nun wohl einsehen, wie unzulänglich die gewöhnliche Vorstellung ist von einem Gesandten, den sein Herr abordnet, oder von einem Schuldigen, der sich auf die Verdienste seines Bürgen beruft. Nein, Jesus ist selbst bei dem Vater; ER ist nicht ein Abwesender, der uns an den Vater absendet. Auch, wenn wir zu Jesu selbst beten, müssen wir in Seinem Namen beten. Der Name vergegenwärtigt uns die Person; in Seinem Namen etwas begehren, zeigt an, dass wir in der Vereinigung mit Ihm, in Ihm und für Ihn leben. Sein Name muss über mich selbst erst unbedingte Herrschaft und Kraft haben, dann wird derselbe auch aus meinem Munde kommend viel bei Gott vermögen. Es hängt Alles davon ab, in welcher Beziehung ich zu diesem Namen stehe. Name und Macht sind Eins. Wenn der Name eine Macht in mir geworden ist, wird ER auch eine Macht in meinem Gebet vor Gott sein.

Die Heilige Schrift macht dies durch mehr als einen Ausspruch deutlich. Wenn sie sagt: „Tut Alles in dem Namen des HErrn Jesu,“ zeigt sie uns, dass die beiden Dinge „in Jesu Namen Alles tun“ und „in Seinem Namen Alles bitten“ zusammen gehören, sich ergänzen, und den rechten Gebrauch des Namens Jesu bilden. Wenn ich lese: „Lasst uns wandeln in dem Namen unsers Gottes“, so merke ich, wie Sein Name meinen ganzen Wandel kennzeichnen soll, und dann erst ist mein Gebet in diesem Namen ein wahrhaftiges. Wenn die Schrift von Menschen spricht, die ihre Seelen hingegeben haben für den Namen unsers HErrn Christus und von einem Bereitsein, auch für Seinen Namen in den Tod zu gehen, so fühle ich, in welcher Beziehung wir zu diesem Namen zu stehen haben. Um der Ehre Seines Namens willen erhört Jesus unser Gebet, so kann auch nur der Beter Erhörung erwarten, der wirklich für die Ehre Seines Namens lebt.

„Was Ihr bitten werdet in Meinem Namen“ diese Verheißung ist buchstäblich zu nehmen. Christen haben sie durch alle möglichen Erklärungen zu begrenzen gesucht, weil sie ihnen zu ausgedehnt vorkam, und es ihnen nicht ratsam erschien, dem Menschen so viel anzuvertrauen. Sie verstanden nicht, dass das Wort: „in Meinem Namen“ die wirksamste Sicherung vor Missbrauch ist. O lasst uns um Gottes Geist bitten, dass ER uns lehre, was dies Wort in sich schließt. Wenn schon Niemand Jesum einen HErrn heißen kann ohne den Heiligen Geist, wie viel mehr haben wir Ihn nötig, um den Namen Jesu als Schlüssel zu den Schätzen und Kräften des Himmels gebrauchen zu lernen. Durch Ihn soll der Name, der über alle Namen im Himmel und auf Erden ist, auch in unserem Herzen und Leben über Alles gestellt sein. Fünfmal spricht Jesus in Seiner Abschiedsrede vom Gebet in Seinem Namen. Einmal braucht ER einen andern Ausdruck, der die beste Erklärung davon ist, was es heißt, in Seinem Namen beten. So ihr in Mir bleibt, und Meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren.“ Das Bitten, indem man in Ihm bleibt, und das Bitten in Seinem Namen ist ein und dasselbe.

Ihr Lehrlinge des HErrn Jesu! Lasst euch die Lektion, die ihr heute lernt, tief zu Herzen gehen. Der HErr sagt: „Bittet nur in Meinem Namen, und es wird euch gegeben werden.“ Der Himmel wird euch aufgetan, die Schätze Jesu sind euch zugänglich gemacht, die Gaben und Kräfte des Heiligen Geistes warten auf euch, dass ihr sie zum Heil derer brauchen möchtet, die um euch sind; o, beginnt doch, im Namen Jesu zu bitten. Er sagt zu Seinen Jüngern in Seiner Abschiedsrede: „bis jetzt habt ihr nichts gebeten in Meinem Namen; bittet und ihr sollt empfangen, damit eure Freude völlig werde.“ Ach, dass doch die Kinder Gottes von ihrem priesterlichen Königsrecht Gebrauch machen möchten, um in Seinem Dienst und in dem heiligen Krieg Himmelskräfte anzuziehen. Erwartet die göttliche Vollmacht und eignet sie euch an, die euch als Vertreter eures Königs gegeben ist: „So ihr etwas bitten werdet in Meinem Namen, das will Ich tun.“

HErr, lehre uns beten.

Geliebter Heiland! Ich sehe, dass mein Hauptsächliches und anhaltendes Gebet sein muss, „lehre mich beten in Deinem Namen.“ Ja, HErr, gib mir in Deinem Namen zu leben, zu wandeln, in demselben Alles zu tun, was ich zu tun habe, so wird mir das Gebet in Deinem Namen nicht fremd sein.

HErr! In diesem Glauben möchte ich die herrliche Verheißung fassen, dass du Alles geben willst, was in Deinem Namen gebeten wird. Ob ich gleich die volle Bedeutung des Wortes: „in Meinem Namen“ noch nicht verstehen kann, will ich doch mein Herz von dem Glauben an Deine Verheißung so erfüllen lassen, dass ich dadurch angefeuert werde, ganz in Deinem Namen zu leben, denn dann wird auch jedes Gebet in diesem Namen sicher erhört.

O mein HErr! Lass Deinen Heiligen Geist mich dies lehren. Du hast von Ihm gesagt, ER sei der Tröster, den der Vater senden werde in Deinem Namen. HErr, ER weiß es, was es ist, in Deinem Namen heil werden, in demselben zu wirken und dich allein zu verherrlichen. ER kann dies in mir wirken. HErr, lass diesen Geist mich erfüllen; dann lebt Dein Name in meiner Seele. Dann lerne ich in Deinem Namen reden, um Deines Namens willen Alles verlassen, und das Gebet in Deinem Namen wird dann die Frucht von einem Leben, das allein zur Ehre Deines Namens ist, sein. HErr, lehre mich so beten. Amen.

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