Murray, Andrew - Die Schule des Gebets - Siebzehnte Lektion.

Murray, Andrew - Die Schule des Gebets - Siebzehnte Lektion.

„Auf dass der Vater verherrlicht werde“ oder „Alles zur Ehre Gottes.“

Und was ihr bitten werdet in Meinem Namen das will Ich tun; auf dass der Vater geehrt werde in dem Sohne. Was ihr bitten werdet in Meinem Namen, das will Ich tun. Joh. 14,13.14.

„Auf dass der Vater in dem Sohn verherrlicht werde.“ Das ist's, warum der HErr Jesus tun will, was wir in Seinem Namen begehren. Die Verherrlichung des Vaters im Himmel soll als Absicht jeder Antwort zu Grunde liegen, die der HErr Jesus aufs Gebet gibt. Und bei uns soll sich dieselbe Gesinnung finden; all' unseren Bitten soll das Begehren nach der Verherrlichung Gottes zu Grunde liegen.

Es war so bei dem HErrn Jesus, als ER auf Erden war. „Ich suche nicht meine Ehre, sondern die meines Vaters“; dies Wort ist die Verklärung Seines ganzen Lebens. In den ersten Worten des hohenpriesterlichen Gebets spricht ER es deutlich aus: „Vater, verherrliche Deinen Sohn, auf dass Dein Sohn Dich auch verherrliche“. „Ich habe Dich verklärt auf Erden, und nun verkläre Mich, Du, Vater, mit der Klarheit, die Ich bei Dir hatte“. Der Grund, warum ER Seine eigne Verklärung vom Vater verlangen durfte, war, weil der Vater dadurch verherrlicht werde. Die Herrlichkeit, die ER von Gott erbittet, will ER nur haben, um den Vater verherrlichen zu können. Wenn wir lernen, die Verherrlichung des Vaters zum Hauptinhalt unseres Gebets zu machen, dann werden wir Erhörung finden. Dies Wort des HErrn Jesus ist in der Tat ein scharfes, zweischneidiges Schwert, das in herzergründender Kraft durchdringt zur Scheidung der Seele und des Geistes und ein Richter ist der Gedanken und Sinne des Herzens. Jesus hat bei Seinen Geboten auf Erden, Seinen Fürbitten im Himmel und Seinen Verheißungen der Gebets- Erhörung kein ander Ziel, als die Verherrlichung des Vaters. Ist's bei mir auch so, wenn ich bete? Oder ist nicht zum großen Teil eigenes Verlangen und Begehren, eigene Ehre und eigener Sinn im Geheimen die kräftigste Triebfeder meines Gebetes? Oder wenn das auch nicht durchaus der Fall gewesen wäre, muss ich doch erkennen, dass das Verlangen nach Verherrlichung des Vaters nicht auf bestimmte und bewusste Weise dasjenige ist, was mich beseelt und zum Beten drängt? Und so sollte es doch sein.

Nicht, als ob ich danach nicht gestrebt hätte, aber ich wusste nicht es zu erreichen. Die Ursache davon ist mir aber nicht verborgen geblieben. Es war zu viel Unterschied zwischen meiner Gesinnung in gewöhnlichen Leben und meiner Verfassung in der Stunde des Gebets. Ich fange an, einzusehen, dass das Begehren nach Verherrlichung des Vaters nicht etwas ist, das ins Leben gerufen werden kann, wenn ich gerade das Bedürfnis fühle, darum zu bitten; sondern wenn die Verherrlichung des Vaters wirklich die Lust und das Lebensziel unserer Seele ist, dann werden wir auch zur Ehre Gottes darum zu beten wissen. „Tut Alles zu Gottes Ehre“, wer wirklich dem nachjagt, der wird auch zu beten und die Erhörung zu erwarten wissen und einzig zur Ehre Gottes.

Dies Erfordernis eines kräftigen Glaubensgebets, dass es zur Ehre Gottes geschehe ist nicht mehr als billig und ganz in der Natur der Sache begründet. Gott ist der allein Herrliche, es ist keine Herrlichkeit als in Ihm und die von Ihm kommt. Alles Geschaffene dient nur Seiner Herrlichkeit zur Unterlage; Alles, was nicht zu Seiner Verherrlichung ist, das ist Sünde und Tod. Das Geschöpf kann nur durch die Verherrlichung Gottes zu einer Herrlichkeit kommen. Was der HErr Jesus getan hat, nämlich sich ganz hinzugeben, Alles freiwillig aufzuopfern zur Verherrlichung des Vaters, ist ein Ruf an alle Seine Erlösten. Weil Jesus sich so ganz für und an die Ehre des Vaters hat hingegeben, hat Ihn der Vater mit Ehre und Herrlichkeit gekrönt, und Ihm die Macht gegeben, zu heischen, was ER will und als Fürbitter auf alle unsere Gebete zu antworten. Nur Der Gläubige, der hierin mit Jesus übereinstimmt und dessen Gebet ein Teil eines Lebens ist, in welchem die Verherrlichung des Vaters Alles ist, kann auf Gebetserhörungen mit Sicherheit rechnen.

In solch einen Stand des Gebetes, in welchem die Verherrlichung Gottes Lebensprinzip ist, kommt man nicht durch eigene Kraft. Allein in dem Menschen Jesus Christus ward ein solches Leben gesehen! Aber Gott sei Dank; Sein Leben ist unser Leben; ER hat Sich Selbst für uns gegeben: ER Selbst ist unser Leben. Das eigne Leben erkennen und dasselbe samt aller eigener Ehre verleugnen und ablegen ist unerlässlich und steht doch nicht in unserer Macht. Die Inwohnung Jesu ist es, Seine Gegenwart in uns, welche aller Selbstverherrlichung ein Ende macht und die Verherrlichung Gottes in unserer Seele an die Stelle setzt und zur Herrschaft bringt. Jesus Selbst verlangt danach, unsere Gebete zu erhören, damit der Vater in dem Sohn verherrlicht werde und ER lehrt es uns, zu Gottes Ehre zu leben und zu beten. Was wird aber den Menschen bewegen und bereiten sich zu solchem Zweck dem HErrn Jesus zu übergeben? Nichts anders als der Einblick in die Herrlichkeit Gottes und wie ER allein würdig ist, verherrlicht zu werden. Wenn der Glaube Ihn also kommen gelernt hat, dann sehen wir es ein, dass aus Ihm, durch Ihn und zu Ihm alle Dinge sind und dass nicht allein das Wort der Lippen und das tiefinnerste Gefühl des Herzens, sondern die Hingabe unseres ganzen Lebens für Ihn zeugen und es bezeugen soll: „Sein ist die Herrlichkeit in Ewigkeit“.

Welch herzdurchsuchender Gedanke! Wie manchmal wird Gott angerufen um die Bekehrung eines Kindes oder eines Freundes, darum weil sie uns lieb sind, aber an die Verherrlichung des Vaters wird dabei wenig gedacht. Kein Wunder, dass das Gebet nicht erhört wird. Gott wird keine Ehre davon haben, so lange die Seele nicht gelernt hat, sich selbst und ihrer eigenen Ehre abzusterben. Wer die Kunst des Glaubensgebetes lernen will, muss dazu gebracht werden, sich ganz hinzugeben, um einfältig und mit Vorbedacht so zu leben, dass der Vater im Himmel an ihm in Allem verherrlicht werde. Ohne das kann kein kräftiger Glaube entstehen. „Wie könnt ihr glauben, die ihr Ehre von einander nehmt und die Ehre, die von Oben kommt, suchet ihr nicht?“ Dies Wort Jesu lehrt uns, dass eigene Ehre und Eigenverlangen den Glauben unmöglich machen: nur die Aufopferung der eigenen Ehre und das Suchen der Ehre Gottes wirkt in der Seele den Glauben. Wie kommen wir dazu?

Wir müssen damit beginnen, einzusehen und zu bekennen, wie wenig die Verherrlichung des Vaters wirklich unser Ziel war. Wir sollen mit Scham den Hochmut und den Eigenwillen in unseren Gebeten erkennen. Wir müssen uns überzeugen lassen, wie wenig wir begehrt haben, dem Sohne Gottes gleich, Dem zu leben, zu Dem wir doch geschaffen und erlöst sind, nämlich zur Verherrlichung des Vaters. Dann sollen wir uns mit aller Entschiedenheit daran geben, die Ehre und die Verherrlichung Gottes zu erwählen als das Einzige, wofür wir leben wollen. In der Erkenntnis, dass Gott uns nur hierzu geschaffen, Jesus uns für nichts anderes erlöst hat, muss das Begehren, irgendwie für uns selbst zu leben, aufgeopfert werden und eine ungeteilte Übergabe an Gott stattfinden.

Diese Übergabe ist Gott wohlgefällig und erweist sich als wesentlich im Leben, wenn wir glauben, dass Jesus in unserem ganzen Leben und für Alles Bürge ist und dass ER durch den Heiligen Geist die Verherrlichung Gottes zu Stand bringen wird. Bei jeder Niederlage lernt der Gläubige die Kraft des Blutes Christi aufs Neue kennen, lernt es, sich der Leitung des Heiligen Geistes immer mehr anzuvertrauen. Und der Vater nimmt das Opfer um des Sohnes willen an, der Ihn vollkommen verherrlicht hat.

In einem solchen Leben allein, wird es zu einem kräftigen Glaubensgebet kommen. Jedes Verlangen wird alsdann an das Wort und an die Leitung des Geistes geknüpft und die Ehre des Vaters wird hauptsächlich Trieb und Beweggrund des Gebets. Mehr und mehr kann der Gläubige mit Freimütigkeit sagen: „Vater, Du weißt es, ich begehre es allein zu Deiner Ehre. Und mehr und mehr erfüllt sich alsdann die Verheißung: Was ihr bitten werdet in Meinem Namen, das will Ich tun, auf dass der Vater in dem Sohn verherrlicht werde“.

HErr, lehre uns beten!

Geliebter HErr! Ich muss wiederum zu Dir kommen. Jede neue Unterweisung, die Du mir in Betreff des Glaubensgebets gibst, überzeugt mich tiefer davon, wie wenig ich recht zu beten weiß. HErr! Ich rechne auf Dich, dass Du mich beten lehrst und dass Du mir gibst, es zu tun. HErr! Du bist der große Fürbitter, der Du den Lebensweg des Gebets zum Vater geöffnet hast und Selbst der Weg geworden bist: Du, mein HErr, wirst mich lehren zur Verherrlichung des Vaters zu leben und zu bitten.

O mein HErr und Haupt! Ich vermag das nur kraft meiner Vereinigung mit Dir. Darum übergebe ich mich Dir. So wie Du, der geliebte Sohn, auf Erden nur die Ehre des Vaters suchtest und nur Seinen Willen tun wolltest, also auch ich, Dein Glied. Meine Seele ist von Neuem von dem Verlangen beseelt, dass jeden Tag, jede Stunde der Vater in mir verherrlicht werde, so wie in Dir. Ich fasse Mut, zu glauben, dass es so sein soll, und dass ich es in Deiner Schule lernen werde.

Du herrlicher Gott und Vater! Höre das Gebet Deines Kindes, welches eingesehen hat, dass nur in Deiner Verherrlichung das Geschöpf eine Herrlichkeit finden kann. In Christo, meinem HErrn, bitte ich Dich, dass jeder Tag, den ich zu leben habe, jedes Gebet, das ich aussprechen werde, die Verherrlichung des Vaters zum Zweck haben möge. Amen.

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