Murray, Andrew - Die Schule des Gebets - Sechzehnte Lektion.

Murray, Andrew - Die Schule des Gebets - Sechzehnte Lektion.

„Ich gehe zum Vater“ oder kraft zum Beten und zum Wirken.

Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die Ich tue, und wird größere denn diese tun, denn Ich gehe zum Vater. Und was ihr bitten werdet in Meinem Namen, das will Ich tun; auf dass der Vater geehrt werde in dem Sohne. Joh. 14,12.13.

Nur zweimal, so viel wir wissen, hat der HErr Jesus eine ausführliche Rede getan; die Bergpredigt beim Beginn, die Abschiedsrede am Ende Seiner öffentlichen Laufbahn. In beiden spricht ER mehr als einmal vom Gebet. Aber auf sehr verschiedene Art. In der Bergpredigt redet ER zu Seinen Jüngern, die soeben in Seine Schule eingetreten waren, und stellt das Gebet als den Weg dar, um zur Erfüllung eigener Bedürfnisse zu gelangen. In der Abschiedsrede wendet ER Sich an Jünger, die ihre Lehrzeit durchgemacht haben, und nun befähigt, sind auszugehen und für Ihn zu arbeiten. In der Bergpredigt war die Hauptlektion: „Werdet kindlich; vertraut eurem Vater, der euch gute Gaben geben wird.“ In der Abschiedsrede ruft ER sie zu Höherem; sie sind nun Seine Freunde geworden, denen ER Alles kund getan hat, was ER von Seinem Vater gehört hat; sie sind Seine Gesandten, die Seine Plane verstehen, und denen ER Sein Reichswerk anvertraut. Sie sollen nun ausgehen, um auf Erden in Seinem Namen zu predigen und in Seiner Kraft zu wirken; in Seinem Namen sollen sie auch Alles im Himmel vermögen bei Ihm und bei dem Vater. Mit Seinem Hingang zum Vater bricht eine neue Periode an, sowohl für ihr Beten als für ihr Wirken. Seht, wie herrlich dies in unserem Text zum Ausdruck kommt. Als Sein Leib auf Erden sollen sie, weil ER zu dem Vater geht, dieselben Werke tun, ja noch größere als ER getan hat. ER gibt hiervon zweierlei Ursachen an; erstens: weil ER zu dem Vater geht, und mit aller Macht bekleidet wird; zweitens: weil sie nun in Seinem Namen bitten und empfangen werden. Von Seinem Gehen zum Vater sollte zweierlei Frucht kommen: alles Bitten und Empfangen in Seinem Namen, und als Folge hiervon das Tun von großen Werken. Diese Worte lehren uns, in Betreff des Gebetes zwei wichtige Wahrheiten. Wer die Werke Jesu tun will, der muss in Seinem Namen bitten. Und wer in Seinem Namen bitten will, der muss wirken. So lange der HErr Jesus auf Erden war, tat ER Selbst große und herrliche Werke. Nachdem ER nun zum Vater gegangen ist, wirkt ER nicht mehr in Seinem Leibe auf dieser Erde. Alles was ER nun tun will, muss ER durch Seine Jünger tun, die Sein Leib sind. Da könnte man denken, nun da ER Selbst nicht mehr da ist, sondern nur durch Seine Vertreter wirkt, so werden die Werke kleiner und schwächer werden. ER versichert uns aber das Gegenteil: „Wer an Mich glaubt, der soll die Werke auch tun, die Ich tue, und soll Größere tun.“ Sein Tod soll eine so wesentliche Zerbrechung der Macht der Sünde bewirken, mit Seiner Auferstehung sollen die göttlichen Kräfte so wahrhaftig in dem Leibe der Menschheit die Herrschaft bekommen, mit Seiner Himmelfahrt soll ER so vollkommen Macht empfangen, den Geist Gottes in Seinen Gläubigen wirken zu lassen, wie in Ihm Selbst, dass es buchstäbliche Wahrheit werden soll: „ihr sollt größere Werke tun, denn Ich getan habe, denn Ich gehe zum Vater.“ Und das hat sich auch als Wahrheit erwiesen. Während der HErr Jesus in Seiner dreijährigen Arbeit wenig mehr denn fünfhundert Jünger gesammelt hat, die so schwach und untreu waren, dass sie Ihm wenig Ehre machten, hat ER einem einzigen Petrus oder Paulus, und wie Manchem nach ihnen, gegeben, größere Dinge zu tun.

Aber unter einer Bedingung: „Ihr sollt größere Dinge tun, wenn Ich hingehe zum Vater, und Alles, was ihr begehrt in Meinem Namen, das will Ich tun.“ Sein Gehen zu dem Vater wird Ihm die Macht geben, das Gebet in Seinem Namen zu erhören. Auf Sein fürbittendes Wort wird die Macht von Gott gegeben und kommt zu uns nieder: und erst auf unser Bitten im Namen Jesu nimmt diese Macht wirklich Besitz von uns, um durch uns größere Werke zu wirken.

O, wie viel Arbeit für den HErrn gibt es, bei der nichts zu merken ist von der Kraft des Wirkens Jesu. Es kann davon nur eine Ursache geben: es wird zu wenig geglaubt und zu wenig gläubig gebetet in Seinem Namen. Jeder Arbeiter in der Kirche, der Sonntagsschule, in Betstunden, im Haus oder unter Verlorenen: das Gebet im Namen Jesu ist der Weg, um Anteil an der Macht zu bekommen, die Jesus vom Vater empfangen hat, und diese Macht allein kann uns in den Stand sehen, Werke Jesu zu tun. Auf alle Klagen über Schwachheit, Unzulänglichkeit, Unfruchtbarkeit hat Jesus nur Eine Antwort: „Wer an Mich glaubt, wird die Werke auch tun, die Ich tue, und wird Größere denn diese tun, denn Ich gehe zum Vater. Und was ihr bitten werdet in Meinem Namen, das will Ich tun!“

Das vornehmste Werk eines Jeden, der für den HErrn arbeiten will, ist also das Gebet im Namen Jesu: ohne Dieses bleibt unser Tun bloßes Menschenwerk; es ist keine Macht darin, um Sünde zu überwinden oder Segen zu verbreiten; die eigenartige Kraft, die in den Werken Jesu ist, wird vermisst. Um kräftig zu wirken, muss man kräftig beten können.

Allein es ist auch die andere Lektion zu lernen: „Wer bitten will, muss wirken.“ Nur die, welche sich hergeben, Jesu Werke zu tun, werden auch im Namen Jesu kräftig bitten können. Schon Manchen hat die wunderbare Verheißung: „was ihr bitten werdet in Meinem Namen, das will Ich tun“ mit Freude erfüllt, und er hat mit Ernst danach getrachtet, dieselbe für sich in Anspruch zu nehmen, und ist getäuscht daraus hervorgegangen. Die Ursache davon ist einfach die: er hat die Verheißung aus ihrer Verbindung herausgerückt. Der HErr gab die wunderbare Macht in Seinem Namen zu bitten, zunächst in Verbindung mit dem Tun Seiner Werke. Derjenige, welcher sich ganz hingibt, um der Sache und dem Reich Jesu Christi, Seinem Werk und Seiner Ehre zu leben, der kann diese Verheißung in Anspruch nehmen. Wer aber nur gerne kräftig beten will, um für sich selbst geistliche Segnungen zu erlangen, der wird zurückgestellt, denn er will Jesum zu seinem Diener machen. Wer aber kräftig beten will, weil er das Werk und die Ehre Jesu sucht, dem wird es gelingen, denn er stellt sich ganz dem HErrn Jesus zu Dienst. Der HErr zeigt uns das im Ev. Joh. 15,16, wenn ER sagt: „Ich habe euch gesetzt, dass ihr hingeht und Frucht bringt, und eure Frucht bleibe; auf dass, so ihr den Vater bittet in Meinem Namen, ER es euch gebe.“ Das Fruchtbringen bahnt den Weg zu neuer Gebetserhörung.

Es ist in Übereinstimmung mit dem Gesetz, das in der natürlichen, wie in der geistlichen Welt gilt: „wer da hat, dem wird gegeben werden“; oder: „wer über Weniges getreu ist, der soll über viel gesetzt werden.“ Lasst uns mit der Gnade, die wir schon haben, treu und gehorsam arbeiten; das Wirken wird uns zur Gebetsschule werden.

Die Leitung des Volkes Israel war für Moses die Veranlassung, seiner Bedürftigkeit recht bewusst zu werden, gab ihm aber auch den Mut, große Dinge von Gott zu begehren, 2 Mos. 33,12.15.18. So bald ihr euch dem HErrn zu Seinem hohen und heiligen Werk recht übergebt, werdet ihr sehen, dass nichts geringeres, als die das Gebet betreffenden, großen Verheißungen nötig sind, um euch durchzubringen. Wenn ihr anfanget, in einem Werk euch diese großen Verheißungen zuzueignen, so werdet ihr euch alsbald zu eurem Werk gestärkt, und in demselben gesegnet finden.

Ihr Gläubigen an den HErrn Jesus! Ihr seid berufen, Seine Werke und größere als ER sie auf Erden tat, zu tun, denn ER, der Verherrlichte, will sie durch euch und in euch tun. Dazu habt ihr die bestimmte Verheißung, dass ER tun will, was ihr bittet. Begebt euch ans Werk, dann lernt ihr bitten, so dass ihr herrliche Erhörungen erlangt. Begebt euch ans Beten, so lernt ihr die Werke tun, die ER getan hat, und noch größere.

HErr, lehre uns bitten!

O mein HErr! Ich habe heute wieder von Dir Worte gehört, die über meinen Verstand gehen. Und ich darf doch nichts anders, als sie einfältig und kindlich annehmen. Du verheißt uns, dass die, welche an Dich glauben, dieselben Werke tun werden, die Du getan hast, und noch größere, weil Du zum Vater gehst. Du wirst bei Ihm mit aller Macht bekleidet werden, und in dieser Macht wirst Du in Deinen Gläubigen, als in den Gliedern Deines Leibes, von dem Himmel herab wirken. Und Du willst diese Macht mitteilen, je nach ihrem Glaubensgebet. Dem Gebet in Deinem Namen verheißt Du unbegrenzte Erhörung. Wundermacht im Himmel beim Beten und Wundermacht auf Erden beim Wirken hast Du uns, hast Du auch mir zugesagt.

O mein HErr, vergib mir, dass diese Verheißungen für mich so wenig Anziehungskraft gehabt haben, und so wenig von mir geglaubt worden sind. Ja, vergib mir, dass ich noch so wenig die Kraft Deines Namens bei dem Vater und auch bei den Menschen, so im Bitten als im Arbeiten erkannt habe. Und nun, o mein HErr! lehre mich beten, wie Du es haben willst, damit ich beweisen möge, dass Dein Name im Himmel und auf Erden Alles vermag. Sa HErr, lehre mich so bitten, dass Du Dich Selbst als der Allmächtige in mir verherrlichen kannst, und große Werke auch in mir tuest zur Ehre Deines Namens. Amen.

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