Murray, Andrew - Der Geist Jesu Christi - 17. Das neue Wesen des Geistes.

Murray, Andrew - Der Geist Jesu Christi - 17. Das neue Wesen des Geistes.

Nun aber sind wir von dem Gesetz los und ihm abgestorben, das uns gefangen hielt, also dass wir dienen sollen im neuen Wesen des Geistes, und nicht im alten Wesen des Buchstabens“ (Röm. 7,6). „Regiert euch aber der Geist, so seid ihr nicht unter dem Gesetz“ (Gal. 5,18).

Die Aufgabe des in uns wohnenden Geistes ist, Jesum in uns zu verherrlichen und zu offenbaren. Im Zusammenhang mit Jesu dreifachem Amt, als Prophet, Priester und König, finden wir, dass das Werk des dem Gläubigen innewohnenden Geistes uns unter drei Gesichtspunkten entgegentritt: Er erleuchtet, Er heiligt und stärkt. In seinen Abschiedsreden spricht Jesus hauptsächlich von der Erleuchtung, wenn Er Ihn als den Geist der Wahrheit verheißt, der von Ihm zeugen, in alle Wahrheit leiten und von demjenigen nehmen soll, was Jesu ist, um es uns zu offenbaren. In den Episteln an die Römer und Galater tritt sein Werk der Heiligung besonders in den Vordergrund; das war es, was jene Gemeinden, die soeben erst aus dem Schlamme des Heidentums herausgerettet waren, besonders not tat. In den Episteln an die Korinther, die die Weisheit so sehr hoch schätzten und danach trachteten, werden die beiden Gesichtspunkte vereinigt; sie werden gelehrt, dass der Heilige Geist nur erleuchten kann, indem Er heiligt (1 Kor. 2; 3,1-3.16; 2 Kor. 3). In der Apostelgeschichte ist, wie wir es erwarten konnten, am meisten davon die Rede, wie der Heilige Geist zur Arbeit stärkt; als der verheißene Geist der Kraft macht Er tüchtig zu einem freimütigen, herrlichen Zeugnis, mitten in Schwierigkeit und Verfolgung.

Als Paulus seinen Brief an die Gemeinde in Rom, der Hauptstadt der Welt, schrieb, wurde er von Gott dazu berufen, eine volle und geordnete Auseinandersetzung des Evangeliums und des Erlösungsplanes zu geben. Hierbei musste notwendigerweise der Arbeit des Heiligen Geistes ein hervorragender Platz eingeräumt werden. Als er (Röm. 1,17) dem Hauptgedanken seines Briefs: „Der Gerechte wird seines Glaubens leben,“ Ausdruck verlieh, da bahnte er sich den Weg zu der Wahrheit, die er nun ausführen sollte, dass nämlich aus dem Glauben sowohl Gerechtigkeit als Leben kommen. würde. In dem ersten Teil seiner Abhandlung, bis Kap. 5,11, lehrt er, worin die Gerechtigkeit des Glaubens besteht. Dann fährt er (Kap. 5,12-21) fort, zu beweisen, dass diese Gerechtigkeit in einer lebendigen Gemeinschaft mit dem zweiten Adam und in der Rechtfertigung des Lebens gewurzelt sein muss. Bei dem Einzelnen (Kap. 6,1-13) tritt dies Leben zu Tage, wenn er es sich im Glauben aneignet, dass Jesus für ihn der Sünde gestorben sei und Gott lebe, und dass er sich dann willig dazu hergibt (Kap. 6,14-23), ein Knecht Gottes und der Gerechtigkeit zu werden. Indem Paulus fortfährt, zu erklären, dass wir in Christo nicht allein der Sünde, sondern auch dem Gesetz, als der Kraft der Sünde, gestorben seien, kommt er natürlicherweise auf das neue Gesetz zu sprechen, das sein Evangelium als Ersatz für das alte bietet, nämlich das Gesetz des Geistes, der da lebendig macht in Christo Jesu.

Wir wissen alle, wie sehr ein Eindruck durch die Macht des Gegensatzes vertieft wird. Gerade wie der Apostel (Kap. 6,13-23) den Dienst der Sünde und der Gerechtigkeit einander gegenüberstellt, so hebt er hier (Kap. 7,4), um desto völliger zu zeigen, was die Kraft und das Werk des Geistes ist, den Gegensatz zwischen dem Dienst im alten Wesen des Buchstabens, der Knechtschaft des Gesetzes, und dem Dienst im neuen Wesen des Geistes, in der Freiheit und Kraft, die Jesus durch seinen Geist mitteilt, besonders hervor. In den folgenden Stellen Röm. 7,14-25 und Röm. 8,1-16, führt er diesen Gegensatz weiter aus, in dessen Licht allein die zweierlei Seelenzustände richtig verstanden werden können. Jeder Zustand hat sein besonderes Stichwort, das ihn genauer kennzeichnet. In dem 7. Kapitel des Römerbriefs kommt das Wort Gesetz zwanzigmal, und das Wort Geist nur einmal vor. Dagegen finden wir in den ersten sechzehn Versen des 8. Kapitels das Wort Geist sechzehnmal. Der Gegensatz besteht zwischen den zwei Zuständen, die im christlichen Leben möglich sind: Unter dem Gesetz, und im Geist. Paulus hatte mit großer Gewissheit nicht nur gesagt: Ihr seid der Sünde abgestorben und frei von der Sünde geworden, damit ihr Knechte der Gerechtigkeit und Gottes werden möchtet (Röm. 6), sondern auch: „Wir sind dem Gesetz gestorben, das uns gefangen hielt, also dass wir dienen sollen im neuen Wesen des Geistes, und nicht im alten Wesen des Buchstabens.“ Hier haben wir also einen doppelten Fortschritt gegenüber der Lehre von Röm. 6. Dort handelte es sich um das Gestorbensein der Sünde und um die Befreiung von ihrer Macht; hier ist die Rede von dem Gestorbensein dem Gesetz gegenüber, und von der Befreiung von seiner Herrschaft. Dort spricht Paulus (Kap. 6,4) von dem „neuen Leben,“ das uns als ein Geschenk in Christo zugesichert wird; hier wird uns (Kap. 7,6) das neue Wesen des Geistes als eine persönliche, durch die Innewohnung des Heiligen Geistes uns angeeignete Erfahrung, dargestellt. Wer das Leben im Geist völlig erkennen und genießen will, muss wissen, was das Leben unter dem Gesetz ist, und wie vollkommen die Freiheit ist, wozu er durch den Geist frei gemacht worden ist.

In der Beschreibung, die Paulus macht von dem Leben eines Gläubigen, der noch unter der Knechtschaft des Gesetzes steht, und dasselbe zu erfüllen sucht, kommen drei Ausdrücke vor, in dem die bezeichnenden Merkmale dieses Zustandes zusammengefasst sind. Das erste ist das Wort: „Fleisch.“ „Ich bin fleischlich, unter die Sünde verkauft. In mir, das ist in meinem Fleisch, wohnt nichts Gutes“. (Röm. 7,14,18). Um das Wort fleischlich recht zu verstehen, müssen wir uns an die Auseinandersetzung, die Paulus 1 Kor. 3,1-3 da von gibt, halten. Er gebraucht dort das Wort von solchen Christen, die zwar wiedergeboren waren, sich aber nicht so völlig dem Heiligen Geist hingegeben hatten, um durch denselben geistlich zu werden. Sie haben den Geist, aber sie lassen dem Fleische die Oberhand. Also hängt der Unterschied unter den Christen, ob sie fleischlich oder geistlich können genannt werden, davon ab, welcher Grundzug am stärksten bei ihnen ist. So lange sie zwar den Geist haben, aber aus irgendwelcher Ursache seine mächtige Erlösung nicht völlig annehmen, und deshalb in eigener Kraft kämpfen, so lange können sie nicht geistlich sein, noch es werden. Paulus beschreibt hier den wiedergeborenen Menschen, wie er an und für sich ist. Er lebt im Geist nach Gal. 5,25; aber er wandelt nicht im Geist. Er hat den neuen Geist empfangen. nach Hes. 36,26; aber Gottes Heiligen Geist hat er noch nicht mit Bewusstsein und tatsächlich in sich aufgenommen, dass Er in seinem neuen Geist wohne und regiere als das Leben seines Lebens. Er ist noch fleischlich.

Den zweiten Ausdruck finden wir im 18. Vers: „Wollen habe ich wohl, aber vollbringen das Gute finde ich nicht.“ Auf alle mögliche Weise versucht Paulus (Kap. 7,15-21) den peinlichen Zustand äußerster Kraftlosigkeit zu beschreiben, in den das Gesetz einen Menschen versinken lässt, der es mit eigener Anstrengung zu halten sucht: „Das Gute, das ich will, das tue ich nicht, sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich.“ Wollen, aber nicht vollbringen: Dies kennzeichnet den Dienst Gottes im alten Wesen des Buchstabens, im Leben vor Pfingsten (s. Matth. 26,41). Der erneuerte Geist des Menschen hat Gottes Willen angenommen und ist bereit denselben zu tun; aber die geheime Kraft ihn zu vollbringen, den innewohnenden Geist Gottes, hat er noch nicht erkannt. Dagegen wirkt Gott in denjenigen, die das Leben des Geistes kennen, beides das Wollen und das Vollbringen; da kann der Christ bezeugen: „Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus.“ Dies ist aber nur möglich durch den Glauben und durch den heiligen Geist. Ehe der Gläubige mit Bewusstsein von dem Gesetz mit seinem: Welcher Mensch dies tut, der wird darinnen leben“ befreit worden ist, werden beständige Niederlagen seine Bemühungen, Gottes Willen zu tun, begleiten. Er mag sogar Lust haben am Gesetz Gottes nach dem inwendigen. Menschen, aber die Kraft fehlt ihm. Erst wenn er dem Gesetz des Glaubens untertan wird, weil er weiß, dass er vom Gesetz befreit ist, auf dass er mit einem andern verbunden werde, mit dem lebendigen Jesu, der durch seinen heiligen Geist in ihm tätig ist, erst dann kann er in der Tat Gott Frucht bringen (Röm. 7,4).

Der dritte Ausdruck, den wir zu beachten haben, steht im 23. Vers: „Ich sehe ein andres Gesetz in meinen Gliedern, das nimmt mich gefangen in der Sünde Gesetz, welches ist in meinen Gliedern.“ Das Wort, gefangen, sowohl als jenes andre: Unter die Sünde verkauft, erinnert uns an Sklaven, die in die Gefangenschaft verkauft werden, und der Macht und Freiheit, nach ihrem Willen zu handeln, beraubt sind. Diese Worte weisen uns zurück zum Anfang des Kapitels; da hatte der Apostel davon gesprochen, dass wir vom Gesetz befreit worden seien; aber hier ist einer, der offenbar diese Freiheit noch nicht kennt. Sie deuten aber auch vorwärts zu dem, was er Kap. 8,2 verkündet: „Das Gesetz des Geistes, der da lebendig macht in Christo Jesu, hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.“ Die Freiheit, zu der Jesus uns befreit hat, wie sie unserem Glauben angeboten wird, kann nicht völlig angenommen, noch erfahren werden, so lange noch irgend etwas von gesetzlichem Geist in uns ist. Nur durch den Geist Jesu Christi in uns kommt diese Befreiung völlig zustande. Wie im alten Wesen des Buchstabens, so besteht auch im neuen. Wesen des Geistes ein zweifaches Verhältnis: Das eine außer mir, das andre persönlich in mir. Es besteht über mir und außerhalb mir ein Gesetz, und es besteht ein Gesetz in meinen Gliedern, das seine Kraft aus dem ersteren zieht. Ebenso wenn wir frei werden vom Gesetz, so wird unserem Glauben. eine Freiheit angeboten, die zuerst von außen an uns herantritt und die sich unterscheidet von dem tatsächlichen, persönlichen Besitz dieser Freiheit, in ihrer ganzen Fülle und Kraft. Diese kann nur dann erlangt werden, wenn der Geist in meinen Gliedern wohnt und regiert, gerade so wie es vordem das Gesetz der Sünde getan hatte. Dann erst kann die Klage des Gebundenen: „Ich elender Mensch, wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes?“ verwandelt werden in den Lobgesang des Erlösten: „Ich danke Gott durch Jesum Christum, unseren HErrn.“ „Das Gesetz des Geistes hat mich frei gemacht.“

Wie haben wir nun die beiden Zustände anzusehen, wie sie uns Röm. 7,14-23 und Röm. 8,1-16 vorgelegt worden sind! Kommen sie abwechslungsweise oder aufeinander folgend, oder gleichzeitig vor?

Viele haben es so aufgenommen, als ob dies eine Beschreibung wäre der wechselvollen Erfahrung eines Gläubigen. So oft er, durch die Gnade Gottes, das Gute vollbringen und Gott wohlgefällig leben kann, so erfährt er die Gnade des 8. Kapitels, während das Bewusstsein seiner Sünde und Mangelhaftigkeit ihn wieder in das Elend des 7. Kapitels versenkt. Obschon einmal die eine, dann wieder die andre Erfahrung mehr hervortreten mag, so bringt ihm doch jeder Tag beide.

Andre haben es empfunden, dass dies nicht das Leben des Gläubigen sein kann, das Gott wohlgefällig wäre, und zu welchem Er einen Vorrat von Gnade uns zu erreichbarer Verfügung gestellt hat. Als sie einsahen, dass ein Leben in der Freiheit, zu der Jesus uns befreit hat, dann möglich ist, wenn der Heilige Geist in uns wohnt; als sie eingingen in dieses Leben, da war es ihnen in der Tat, als ob sie nun für immer die Erfahrung von Röm. 7 weit hinter sich gelassen hätten, und sie können jetzt nur noch darauf zurückschauen, als auf das Wüstenleben Israels, ein Leben, zu dem sie nie mehr zurückkehren wollen. Viele sind ihrer, die da bezeugen können, welches Licht, welcher Segen ihnen zuströmte, als sie den seligen Übergang von der Knechtschaft des Gesetzes zu der Freiheit des Geistes an sich erfuhren.

Und doch, so viel Wahrheit in dieser Anschauungsweise liegt, so befriedigt sie doch nicht vollständig. Der Gläubige fühlt es, dass kein Tag vergeht, da er über jene Worte: „In mir, das ist in meinem Fleisch, wohnt nichts Gutes“ hinüberkäme. Auch dann, wenn er mit großer Freude in dem Willen Gottes lebt und so gestärkt wird, dass er sowohl das Wollen als das Vollbringen findet, so weiß er doch immer, dass nicht er es ist, dem solches gelingt, sondern die Gnade Gottes: In mir wohnt nichts Gutes.“ Auf diese Weise kommt der Gläubige dazu, einzusehen, dass nicht die zweierlei Erfahrungen, wohl aber die zweierlei Zustände gleichzeitig sind, und dass er auch dann, wenn er am völligsten erfährt, dass das Gesetz des Geistes, der da lebendig macht in Christo Jesu, ihn frei macht, noch immer den Leib der Sünde und des Todes mit sich herum trägt.1) Die Befreiung durch den Geist, die Erlösung von der Macht der Sünde und der Lobgesang, das ist die fortlaufende Erfahrung der Kraft des unendlichen Lebens, die der Geist Christi im Herzen unterhält.

„Regiert mich der Geist, so bin ich nicht unter dem Gesetz.“ Sein Geist der Knechtschaft und das Gefühl der Verdammnis und des Elends, das es bewirkt, werden vertrieben durch die Freiheit des Geistes.

Wenn es eine Aufgabe gibt, die der Gläubige, der die volle Innewohnung des Geistes zu genießen wünscht, zu lernen hat, so ist es diejenige, welche diese Stelle mit so viel Kraft ausspricht: Das Gesetz, das Fleisch, die eigenen Anstrengungen sind völlig unfähig uns zum Dienst Gottes tüchtig zu machen. Der innewohnende Geist, der die Stelle des äußeren Gesetzes einnimmt, führt uns in die Freiheit, zu der Jesus uns befreit hat. „Wo der Geist des HErrn ist, da ist Freiheit.“

Lieber HErr Jesu! Ich bitte dich, erschließe mir das selige Geheimnis des Lebens im Geist. Lehre mich, was das heißt, dem Gesetz gestorben sein, so dass unser Gottesdienst nicht mehr bestehe im alten Wesen des Buchstabens. Lehre mich auch, was es heißt, dass wir einem andern, dir selbst, dem Auferstandenen, vertraut sind, durch den wir im neuen Wesen des Geistes Gott Frucht bringen können.

Hochgelobter HErr! Mit tiefer Beschämung bekenne ich dir die Sündhaftigkeit meines Wesens, „dass in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt, dass ich fleischlich bin, unter die Sünde verkauft.“ Ich preise dich, dass du auf mein Schreien: „Wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes?“ mich die Antwort gelehrt hast: „Ich danke Gott durch Jesum Christum, unseren HErrn.“ „Das Gesetz des Geistes, der da lebendig macht in Christo Jesu, hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.“

Geliebter Meister! lehre mich dir jetzt zu dienen im neuen Wesen, in der Freiheit und der stets frisch sprudelnden Freude des Geisteslebens. Lehre mich, diesem Heiligen Geist mich mit ganzem Herzen und völligem Glauben hinzugeben, dass ich wirklich in der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes leben möge durch die Kraft des in mir wohnenden Heilands, der in mir beides, das Wollen und das Vollbringen, wirkt, ebenso wie es der Vater in Ihm wirkte. Amen.

1. Es ist nicht genug, wenn wir wissen, dass es zwei Meister gibt, denen wir dienen können: Gott und die Sünde (Röm. 6,15-22), und uns dann Gott allein übergeben. Wir müssen auch zu der Einsicht kommen, dass der Dienst Gottes als des einzigen HErrn, auf zweierlei Weise geschehen kann, im alten Wesen des Buchstabens und im neuen Wesen des Geistes (Röm. 7,1-6). Bis eine Seele diesen Unterschied versteht; die Gefahr und Kraftlosigkeit des alten Wesens, wie es Röm. 7,14-25 beschrieben ist, gesteht und gänzlich verlässt, kann sie nicht völlig erkennen, was der Dienst im neuen Wesen des Geistes und in seiner Freude ist. Nur wenn wir dem alten Leben, da wir unser Vertrauen aufs Fleisch sehen, absterben, kann das neue zustande kommen.

2. Im Katechismus folgt auf jede Frage eine bestimmte Antwort. Wie viele gibt es, die nie aufhören, diese Frage zu stellen: „…Ich elender Mensch, wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes?“ aber nur selten die sieghafte Antwort ertönen lassen: „Ich danke Gott durch Jesum Christum, unseren HErrn; denn das Gesetz des Geistes, der da lebendig macht in Christo Jesu, hat mich frei gemacht.“ Die Auseinandersetzung dieser Antwort steht Röm. 8,1-16. Stelle diese Frage nie, ohne auch die Antwort darauf zu geben.

3. Das Wort „Gesetz“ hat zwei Bedeutungen. Einmal bezeichnet es eine innere Notwendigkeit, nach der in der Natur eine Kraft sich betätigt, und es wird dann gebraucht als Bezeichnung dieser Kraft selbst. Dann wird es aber auch gebraucht, um eine äußere Vorschrift anzugeben, nach welcher derjenige zu handeln gelehrt werden soll, der ihr nicht freiwillig nachkommt. Das äußere Gesetz ist immer ein Beweis, dass es am Inneren fehlt. Wo das innere Gesetz herrscht, da ist das äußere nicht notwendig. „Regiert euch aber der Geist, so seid ihr nicht unter dem Gesetz.“ Der innewohnende Geist macht frei vom Gesetz.

4. Das ganze Geheimnis der Heiligung liegt in der Verheißung des neuen Bundes: „Ich will geben mein Gesetz in ihren Sinn, und in ihr Herz will ich es schreiben.“ Gerade wie bei ihrem Wachstum jede Pflanze unwillkürlich dem Gesetz, das Gott in ihr innerstes Wesen gelegt hat, gehorcht, so wandelt der Gläubige, der die neutestamentliche Verheißung in ihrer Fülle erfasst hat, in der Kraft dieses inneren Gesetzes. Der Geist im Inwendigen befreit von dem äußeren Gesetz.

5. Achtet sorgfältig darauf, wie die zwei Teile der Verheißung: „Ein neuer Geist in euch,“ und „mein Geist in euch“ mit Röm. 7 und 8 übereinstimmen. Im ersteren finden wir die Lust am Gesetz des HErrn, den Willen, es zu erfüllen, aber nicht die dazu erforderliche Kraft. Im zweiten tritt uns der Heilige Geist, die Kraft Gottes zur Seligkeit entgegen, der in uns wirkt, beides das Wollen und das Vollbringen.

1)
Beachtet den Unterschied zwischen einem Zustand und einer Erfahrung. Als Zustand, da der Gläubige in seinem Leibe, nach Röm. 6,6 und Röm. 8,13, das Fleisch, welches eine Feindschaft wider Gott ist, an sich trägt, so kann er nie über Röm. 7 herauskommen. Aber als Erfahrung braucht kein Gläubiger darin zu bleiben, weil das Leben des Geistes von Augenblick zu Augenblick Erlösung und Sieg verleiht.
Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/m/murray/murray-der_geist_jesu_christi/murray_-_der_geist_jesu_christi_-_17.txt · Zuletzt geändert: von aj
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain