Müller, Heinrich - Von Ueberwindung der Feinde.

Müller, Heinrich - Von Ueberwindung der Feinde.

Nur frisch dran.

Die Feinde kennst du, mein Christ. Rüste dich. Gewagt, gewonnen. Frisch und fröhlich dran. Dein Fleisch kreuzige sammt seinen Lüsten und Begierden. Du wirst ja die Sündenlust fühlen; aber fühle sie mit Unwillen, ängstige dich darüber, dämpfe sie im Anfang, damit sie in den Gedanken keine Kraft gewinne; reiß aus, hau ab die ärgerlichen Augen und Füße, entzieh dem Fleisch, was die bösen Lüste erweckt und fördert, wach und bete allezeit, damit du nicht vom Fleisch übereilt werdest, und so du ja übereilt wirst, thue von Stund an Buße, erkenne und beklage deine Schwachheit, bitte Gott um Vergebung, und fasse den festen Vorsatz, hinfort mit größerm Eifer dein Fleisch zu bestreiten. Aengstet dich deine Sünde, laß dich nicht in Verzweiflung stürzen, sondern halt die Gnade Gottes mächtiger, und das Verdienst Jesu höher als deine Sünde. Daß du trauerst ist nicht unbillig, aber in der Traurigkeit mußt du nicht verzagen. Hast du doch einen Gott, der gern Sünde vergibt. Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über die, so ihn fürchten. Ps. 103, 13. Kennst du wohl einen Vater, der so hartes Herzens ist, daß er sein weinendes Kind sollte von sich stoßen? Ach nein; das Vaterherz gibts nicht zu. Mit einem Seufzerlein kannst du Gottes Herz verwunden. Kaum magst du gesagt haben: Ach Vater, ich habe gesündigt im Himmel und vor dir. Alsbald antwortet er: Sei getrost, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben. Wie theuer und kräftig ist das Blut Jesu, das für deine Sünde vergossen ist! Ein Tröpflein gilt mehr als aller Menschen Sünde. Ob jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesum Christ, der gerecht ist, und derselbe ist die Versöhnung für unsere Sünde. 1. Joh. 2, 1. 2. Lockt dich die süße Welt? Wandle nicht nach dem verführerischen Schlangenwort, sondern nach dem Wort der Wahrheit; sei unanstößig, und ärgre dich nicht an ihren bösen Exempeln; laß dich die Welt nicht frech machen, sondern mach du sie fromm. Solls heißen, wie du sprichst: Wer in der Welt lebt, muß es mit der Welt halten; so muß es auch heißen, wie ich spreche: Wer mit der Welt sündigt, fährt mit der Welt zum Teufel; gleiche Brüder, gleiche Kappen, gleiche Sünde, gleiche Strafe sein. Paulus sagt: Strafe sie vielmehr. Christus lebte nicht weltlich in der Welt, sondern strafte sie, und machte ihr Leben zu Schanden mit seinem ganz widerwellichen Leben, ihre Pracht mit seiner Niedrigkeit, ihre Hoffart mit seiner Demuth, ihren Geiz mit seiner Armuth; so mußt du in der Welt sein. Was die Weltkinder suchen, mußt du fliehen, was sie verschmähen mußt du erwählen. Wirft dir die Welt ihre Lockspeise vor, die Augenlust, Fleischeslust, und das hoffärtige Leben? Ach, halt das alles deiner Lieb nicht werth! Es sind Pillen auswendig mit Gold überzogen, inwendig voll Bitterkeit, ein schön gefärbter Dreck. Was soll dir das Irdische, der du in Christo durch den Glauben schon viel reicher, herrlicher und seliger bist, als dich die Welt machen kann? Schreckt dich die bittere Welt? Sei getrost, sag mit Paulo: Wer will uns scheiden von der Liebe Gottes? Trübsal oder Angst, oder Verfolgung, oder Hunger, oder Blöße, oder Fährlichkeit, oder Schwerdt? In dem allen überwinden wir weit, um deß willen, der uns geliebt hat. Denn ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstenthum, noch Gewalt, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes, noch eine andere Creatur mag uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist unserm Herrn. Röm. 8, 35. Die Welt kann dir nichts nehmen, denn wer dir Jesum und den Himmel läßt, der hat dir nichts genommen. Setzt der Teufel an dich: ergreif den Schild des Glaubens, und lösch damit aus alle seine feurigen Pfeile. Du kannst ihm nicht wehren, daß er dich plage mit lästerlichen, bösen Gedanken; aber du kannst dich doch dawider fest machen durch den Glauben, und seinem Einblasen mit Ernst widerstehen. Willige nicht in die Gedanken, die er eingibt, sondern ängstige dich darüber. Wo keine Einwilligung, da ist auch keine Sünde. Wünschen magst du wohl, daß du solcher Gedanken los wärst doch mußt du aushalten bis das Stündlein kommt, darin Gott dem Teufel sein Ziel gesetzt. Unterdeß schlage des Satans böse Gedanken mit dem Schwerdt des Geistes nieder, und setze ihnen aus Gottes Wort andere gute tröstliche Gedanken entgegen; im Wort der Wahrheit ist eine unüberwindliche Kraft, wider welche der Satan mit aller seiner Lüge nichts vermag. Zieht Gott wider dich zu Feld? Laß du den Muth nicht sinken, sondern stehe in deinem Vertrauen zu ihm fest. Aus seinem Wort bist du versichert, daß er dich nicht könne noch wolle verlassen. Verbergen mag er sich wohl vor dir, aber verlassen kann er dich nicht, unfreundlich stellen, aber nicht unfreundlich sein und meinen. Sprich du mit Hiob: Ob mich der Herr gleich tödten würde, will ich doch auf ihn hoffen. Erwarte der Stunden mit Geduld, die Gott bestimmt hat zu deiner Erquickung. Halt an mit Beten: ach Herr, erquick die Seele deines Knechts! Ich lasse dich nicht, du segnest (tröstest) mich denn. Verbirgt sich Gott vor deinem Seufzen, such ihn mit Thränen. Jacob kämpfte mit dem Engel, und siegte, da er weinte. Hos. 12, 5. Kannst du weder beten, seufzen noch weinen, so ängstige dich darüber, Gott ist der geängsteten Seele am nächsten. Ob sichs anließ, als wollt er nicht, Laß du dich doch nicht schrecken; Denn wo er ist am besten mit, Da will ers nicht entdecken. Sein Wort laß dir gewisser sein, Und ob dein Herz spricht lauter nein, Laß du dir doch nicht grauen!

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/m/mueller_h/von_ueberwindung_der_feinde.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain