Müller, Heinrich - Von den Kennzeichen der Liebe Gottes.

Müller, Heinrich - Von den Kennzeichen der Liebe Gottes.

Liebst du Gott?

Ich will dich auf die Probe setzen. Hast du auch Lust zu beten? Die Liebe offenbart dem Geliebten ihr Herz, und versieht sich alles Guten zu ihm. Wie vertraulich geht ein Kind mit den Eltern, eine Braut mit dem Bräutigam, ein Freund mit dem andern um! Das macht die Liebe. Liebst du Gott, so wirst du auch eine tröstliche Zuversicht zu Gott haben, dein Herz im Gebet oft vor ihm ausschütten, und in allen Nöthen durch den kindlichen Geist zu ihm rufen, Abba, lieber Vater. Hast du auch Lust zu leiden? Die Liebe nimmt gern mit dem Geliebten vorlieb Mühe, Schmerzen, Angst und Leiden, ja auch den Tod selbst. Was duldet eine Mutter nicht um ihres Kindes willen! Wie oft thut sie in der Geburt die Augen drüber zu, daß nur das Kind lebendig zur Welt kommt? Wie oft tränkt sie es mit ihrem Blut? Wie manche Nacht liegt sie schlaflos und sorgt? Liebst du Gott, so wirst du um Gottes Willen alles gern leiden, Schmach, Armuth, Verfolgung, Marter, ja den Tod selbst, und mit Paulo sagen: In dem allen überwinden wir weit, um deß willen, der uns geliebt hat. Röm. 8, 37. Die Liebe Gottes ist das Süßholz, das unser bitter Kreuzwasser versüßt, sie macht zur Freude auch das bittre Leiden. Hast du auch Lust zu sterben? Gregorius spricht: Die Art der göttlichen Liebe ist, daß sie durch heilige Begierden je mehr und mehr über sich steiget, und nicht ruht, bis sie ergriffen hat, den sie liebt, weil sie sonst nichts findet, das sie befriedigt. So ist es; wo Lieb ist, da ist eine Begierde zur Vereinigung. Ich empfind es. Je fester ich mit meiner Lieb an Gott meinem höchsten Gut hange, je verdrießlicher ist mir alles, was die Welt Liebliches hat; ich hab an mir selbst eine Unlust, haß das Leben, sehn mich nach dem Tode, damit mich nichts am Genieß des Geliebten hindere. Ich seufze ohn Unterlaß: Ach, wer nur bei Jesu war! Jesu, mein Trost, hör mein Begier, ach mein Jesu, wär ich bei dir! Hast du nun noch Lust länger zu leben, so liebst du Gott nicht von Herzen. Die Prob ist richtig. Wer die Welt liebt, hat Lust in der Welt zu bleiben. Wer Gott liebt, hat Lust bei Gott zu sein. Je länger du lebst, je länger du sündigst. Wie kannst du sagen: ich liebe Gott, wenn du noch Lust hast zu sündigen? Gotteslieb und Sündenlieb stehen nicht wohl bei einander. Drum wer Gott liebt, hat Lust zu sterben, doch nach Gottes Willen. Die Liebe läßt sich selbst, und untergibt ihren Willen gänzlich dem Geliebten. Gefällts Gott, daß ich noch länger leben soll? Des Herrn Wille geschehe. Das heißt auch geliebt. Solche Ordnung macht Christus, solche Ordnung mußt du halten. Erstlich gebetet: Dein Reich komme; darnach hinzu gethan: Dein Wille geschehe. Ich will der Welt so brauchen, daß ich sie lassen, und meinen Gott so lieben, daß ich ihm folgen kann in dem Glück, da er mich ruft. Der erste, der liebste. Meine Seele verlangt herzlich bei Gott zu sein, bei Gott, der meines Jammers ein Ende macht. Der Durst ist groß, du Lebensquelle still ihn! Wann werd ich dahin kommen, daß ich Gottes Antlitz schaue? Wie lang! Ach Herr, wie lange!

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