Müller, Heinrich - Von Bewahrung der Seele.

Müller, Heinrich - Von Bewahrung der Seele.

Gottes Hand hält am festesten.

Die Philosophen machen viel Disputirens vom Sitz der menschlichen Seele. Etliche räumen ihr das Herz ein, andere das Gehirn, etliche wollen, daß sie wohne im ganzen Leibe. Wir mögen allen dreien von diesem edlen Gast etwas gönnen, die Wurzel dem Herzen, die vornehmste Kraft dem Gehirn, die Wirkung dem ganzen Körper. Ein Christ muß weiter denken und seiner Seele ihren Thron aufbauen in den Händen. Wie sagt David? Ich trage meine Seele immer in meinen Händen. Ps. 119, 109. Was die Hand trägt, sieht das Aug. Dein Kind führst du bei der Hand, oder trägst es auf dem Arm, daß du Aufsicht darauf habest, daß es nicht zu Schaden komme. Welcher Schad ist der größeste? Des Kindes oder der Seele? Wo du gehst und stehst, da gehst du in Gottes Gericht. An einem Augenblick hängt die Ewigkeit. Trage deine Seele immer in den Händen, daß du bei einem jeden Blick still stehen, und das Werk deiner Seele beschauen könnest. Hat sie was Gutes vor? Bitte den, der das Wollen gegeben hat, daß er auch das Vollbringen hinzu thue. Ist sie im Bösen begriffen? Red ihr ein und sprich, was hast du vor, liebe Seele? Vielleicht ist dieser Blick der letzte. Was hilfts dir, wenn du die ganze Welt gewinnst, und dich selber verlierst? Laß ab vom Bösen und lerne Gutes thun. Die Seele nur nicht auf den Zaun gesetzt, sie soll in den Händen getragen werden. Ein jeder Blick kann dir der letzte sein. Was man feil hat, trägt man in den Händen. Dein Leben sollst du feil haben um Gottes willen. Hast du Gott lieber als das Leben, so bleibt dir in Gott das Leben, ob du gleich stirbst; hast du das Leben lieber als Gott, so hast du auf einmal beides verloren, und was das Elendeste ist, bist selber auf ewig verloren. Da hast du den Sitz deiner Seele, aber der noch nicht allzusicher ist. Gottes Hand kann fester halten als deine. Darum sprich mit David: In deine Hände, Herr, befehl ich meinen Geist. Ps. 3l, 6. Luther hat oft gesagt: Ich wollte nicht gern, daß meine Seele in meiner Hand stünde. Stünde sie in meiner Hand, Satan hätte sie längst, ja wohl in einem Augenblick, wie ein Geier ein jung Hühnlein, weggerissen. Aber aus der Hand Gottes, dem ich meine Seele befohlen habe, wird sie weder der Teufel noch sonst Jemand reißen. Das ist ja des Herrn Wort selbst. Die Schafe, so meine Stimme hören, und mir folgen, kann Niemand aus meines Vaters Hand reißen. Joh. 10, 20. Drum

Meinen Geist befehl ich dir,
Mein Gott, mein Gott, weich nicht von mir,
Nimm mich in deine Hände.

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