Müller, Heinrich - Vom Reichthum eines Christen.

Müller, Heinrich - Vom Reichthum eines Christen.

Was fehlt mir? Ich Hab alles.

Ich hab nie einen reichern Mann in der Welt gefunden, als der im 73. Ps. v. 23. 26. spricht: Herr, wenn ich nur dich habe, so frag ich nichts nach Himmel und Erde; wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Theil. Wer die zwei Wörtlein, mein Gott, in wahrem Glauben sprechen kann, der ist der allerreichste. Wer dies nicht sagen kann, der hat nichts. Denn wir sind nur Haushalter, Gott ist der Herr. Alles ist sein, er allein ist unser; außer ihm haben wir nichts. Ist Gott mein nicht, so ist nichts mein. Ist Gott mein, so ist alles mein. Denn ich sind in Gott alles. Und was dem Vater gehört, muß auch dem Kind gehören. Als ein Nichtshabender, der doch alles hat ,e. 2. Cor. 6,10. Nichts gönnt, nichts gibt mir die Welt, in Gott sind ich, was mich vergnügt. Die Welt sucht ihr Vieles in Vielen; zerstreute Dinge machen zerstreute Gedanken. Ich such mein Alles in Einem, drum bleiben meine Gedanken immer vereinigt; wer sie finden will, such sie in Gott, und sonst nirgends. Nichts mehr begehren ist der beste Reichthum, aber in der Welt so rar als edel. Nimmer genug, immer mehr, hört man bei den Meisten; bei den Wenigsten, nicht mehr, als genug. Die Reichen dieser Welt sind gleich den Wassersüchtigen, je mehr sie trinken, je mehr sie dürstet; je mehr sie haben, je mehr sie begehren. Unsere Begierde steht nirgend still, als in Gott, da findet sie vollauf. An Gott nicht genug haben, ist entweder ein unersättlicher Geiz, oder eine Armuth des Geistes. Wie reich ich heute bin, so arm kann ich morgen werden. Ein Buchstabe macht reich und arm; spricht man ihn im Glauben aus, macht er den allerreichsten; spricht man ihn nicht aus, macht er den allerärmsten Menschen. Wie heißt er? M. Ich kann Gott allezeit fassen als einen, aber nicht allezeit umfassen als meinen Gott, und dann sind ich auch nicht in ihm, was mich vergnügt. Ich glaube, er sei barmherzig dir, aber nicht mir, er sei ein getreuer, aber nicht mein getreuer Gott. Das ist der Milchglaube. Ein Milchkindlein stutzt im Reden, wenns zum M. kommt. Ach wer das immer von Herzen sagen könnte: Du bist mein Gott, mein Licht, meine Freude, mein Leben! Was du bist, das bist du mir; was du hast, ist alles mein, was du thust, gereicht mir zum besten. Du bist mein Vater, auch wenn du mich stäupst, und ich bin dein liebes Kind, Weil du mein Gott und Vater bist, Dein Kind wirst du verlassen nicht, Du väterliches Herz.

Wie reich und freudig wär der in Gott! Aber oft fällt das M. im Schlucken und Weinen dahin und verschwindet. Nun will ich doch darum nicht verzagen. Ich kenne ja meinen Gott und weiß, wie er gegen mich gesinnt ist. Die zartesten Kindlein sind die liebsten. Bin ich Gottes Milchkindlein, so bin ich auch sein Schooßkindlein. Das Verlangen der Elenden gefällt ihm. Kann ich nicht schreien, will ich wispern, ist kein Vater vorhanden, wird ein Abba genug sein. Ich wollte gern sagen, mein Gott, und das Wollen wirkt er in mir. Wie kann er sein eigen Werk verschmähen? Ich will doch sagen in meiner Armuth: Ach wenn ichs glauben könnte, daß Gott mein Gott wäre! Selig sind, die da hungert und durstet nach der Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden. Matth. 5, 6. Wer begehrt zu haben, hat schon was er begehrt, oder kann doch zum wenigsten sich versichern, daß ers haben werde. Eine demüthige Armuth ist oft besser als ein stolzer Ueberfluß. Mancher ist arm bei großem Gut, und mancher ist reich bei seiner Armuth. Spr. Sal. 13, 7. Ich will nicht eilen reich zu werden, vielleicht gefall ich Gott in der Armuth meines Geistes besser, als ein anderer in vollem Reichthum. Wie kann ich genugsam dankbar sein für das, was ich habe, wenn ich allzu begierig greife nach dem, was ich nicht habe. Gefällts Gott, über andere mit vollen Schalen seinen Reichthum auszuschütten, mich aber nur mit ein paar Gnadentröpflein zu laben, will ich deswegen nicht übel zufrieden sein; gibt er doch an einem Tröpflein mehr, als er mir schuldig ist, mehr als ich ihm mein Lebtag wieder geben kann. Ich will die Erstlinge dankbarlich annehmen als ein Pfand der völligen Erndte. Wer weiß, ob sich jetzt mehr Manna in mein Mäßlein, und mehr Oels in mein Krüglein schicke? Wie manches Bröcklein verschüttet, der in vollem sitzt, das ein armer Lazarus begierig einschlingt, wenns ihm nur werden kann. Wer einen schwachen Magen hat, ißt oft und wenig, vielleicht kann ich in meiner Schwachheit auf einmal nicht mehr verdauen, als Gott gibt.

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