Müller, Heinrich - Vom Lohn der Falschheit.

Müller, Heinrich - Vom Lohn der Falschheit.

Judas Tück, Judas Strick.

Solcher Dienst, solcher Lohn. Wer dem Teufel in Sünden dient, hat viel Plagen im Gewissen und endlich den ewigen Tod zum Sold. Ach, wie manchen Judas gibts in der Welt, der freundlich grüßt, lieblich küßt, und hat doch den Verräther im Herzen! Sein Mund ist glatter denn Butter und hat den Krieg im Sinn, seine Worte sind gelinder denn Oel und sind doch bloße Schwerdter. Ps. 55, 22. Der öffentlichen Hasser gibts viel, noch mehr der falschen Brüder, die unter dem Zucker freundlicher Worte ein Herzensgift verbergen und mit dem Schein gleißender Geberden die Einfalt betrügen. Wenn eins sein sollte, war öffentlicher Haß besser denn falsche Liebe. Wenn sie uns anlächelt, dräut sie den Tod. Das kränkt oft eine aufrichtige Seele, die klagen muß mit David: Sie kommen, daß sie schauen, und meinens doch nicht von Herzen, sondern suchen etwas, das sie lästern mögen, gehen hin und tragens aus. Auch mein Freund, dem ich mich vertraut, der mein Brod ißt, tritt mich unter die Füße. Ps. 41, 7. 10. Wenn mich noch mein Feind schändete, wollte ichs leiden, und wenn mich mein Hasser pochte, wollte ich mich vor ihm verbergen. Du aber bist mein Geselle, mein Pfleger und mein Verwandter, die wir freundlich waren unter uns, wir wandelten im Hause Gottes zu Haufen. Ps. 55, 13. 14. 15. Nun, Geduld ist hier noth. Wolltest du dir wohl, mein Christ, ein besser Glück wünschen als dein Jesus gehabt? Er hatte seinen Judas, habe du deinen auch. Aber höre, du Judas-Herz: du stellst mir Netze und willst mich fangen; gelingts dir? Freu dich nicht zu sehr. Auf Judas Tück folgt Judas Strick. Ach! ich fürchte, dein Gewissen werde dich einmal mit solcher Angst bestricken, daß du nicht wissen werdest, wo aus noch ein. Du denkst, wenn der Tück bewiesen ist, es werde kein Hahn darnach krähen; womit willst du aber den Gewissenshahn beschweigen, der in dir kräht? Wie klagt David? Meine Sünde ist immer vor mir. Ps. 38, 18. Wie dir der Spiegel dein Angesicht, so hält dir dein Gewissen die Sünde vor, wo du gehst und stehst. Schläft das Gewissen eine Zeitlang, endlich wachts doch auf, das Kreuz ist sein Wecker. Er borgt wohl eine Schuld, aber schenkt sie nicht. Ich kenne, die das Gewissen in der letzten Todesnoth mit solcher Angst bestrickt hat, daß sie nicht eher ihren Geist aufgeben können, ehe sie die Bosheit und Falschheit an ihren Nächsten erwiesen erkannt haben. Drum sei nicht tückisch, ich rathe dirs. Indem du fromme Herzen suchst zu berücken, wirst du dich selbst bestricken. Der Fromme seufzt, die Seufzer fallen dir auf dein Herz, das Herz muß unter der Last zerspringen, schafft Gott nicht Luft in deiner Buße. Ich will keinem einen Tück beweisen, daß ich mein Gewissen nicht verwunde. So mir aber vom falschen Freund ein Tück bewiesen wird, will ich geduldig sein und zu meinem Gott schreien:

Mir hat die Welt trüglich gericht Mit Lügen und mit falschem Gedicht Viel Netz und heimlich Stricke; Herr, nimm mein wahr > In dieser Gefahr Schütz mich vor falscher Tücke!

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