3. Bedenken Melanchthons auf Kaiserlicher Majestät Begehren, daß man die Predigten in Augsburg einstellen solle.

3. Bedenken Melanchthons auf Kaiserlicher Majestät Begehren, daß man die Predigten in Augsburg einstellen solle.

Wenn Kais. Majestät begehren sollten, daß unser gnädigster Herr die Predigten in Augsburg einstellen möchte; so meinen wir, ihro Durchl, werde dawider unterthanigst einkommen und bitten, daß Kais. Majestät dergleichen nicht verlange, noch darauf bestehe.

Erstlich: 1) Weil diese Lehre sonst so schön gehöret worden, auch auf dem Reichstage, und man nie gehöret hat, daß etwas Falsches oder Aufrührerisches geprediget worden.

2) Weil nichts Streitiges geprediget wird, sondern die nützliche Lehre von Christo und was zur Lebensbesserung höchst nöthig ist.

3) Weil diese Lehre nicht auf dem Reichstage verdammet, sondern auf ein Concilium gewiesen worden, und kein Artikel gepredigt wird, der verdammt worden, auch an den Orten, wo diese Lehre gepredigt wird, keine falsche Lehre eingeschlichen ist. Wenn an andern Orten lauter solche Prediger gewesen wären, im die Gewissen hätten verwahren können, so wäre ohne Zweifel die ansteckende Seuche dahin nicht gekommen.

4) Sind in dieser Stadt einige Artikel ausgestreuet worden, denen die Unsrigen widersprechen, und man hoffet, diese Lehre werde zu vieler. Erbauung gereichen.

Zum andern: Wenn der Kaiser durch öffentlichen Befehl verböte, daß man vor dem Volke nicht predigen sollte, und es nur in der Stille geschehen ließe: so meine ich, man dürfe sich nicht widersetzen, weil es bloß eine Veränderung des Orts ist, wie wir auch gehöret haben, daß zu Speier geschehen. Dazu hat unser gnädigster Herr keine Herrschaft in dieser Stadt, darum muß er mit der Veränderung des Orts zufrieden sein.

Drittens: Wenn der Kaiser auch in der Herberge dergleichen verböte, so meine ich, man müsse des Kaisers Befehl gehorsam sein, noch etwas Feindliches dawider vornehmen und handeln; gleich wie Einer, der gefangen gelegt wird, sich nicht wehren kann. Dann lasse man allen Streit, daß man etwa den Ort verlassen und unverrichteter Sache Abschied nehmen wolle, hinweg! Denn das gäbe den Schein, als ob man seiner Sache nicht traute, und seiner Religion und seines Glaubens keine Rechenschaft geben wolle oder könne, sonderlich da Kais. Maj. beider Parteien Meinungen aufs gnädigste hören wollte, und 1. Petr. 2. geschrieben stehet: „Seid bereit zur Verantwortung Jedermann, der Grund fordert“ rc.

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