Kohlbrügge, Hermann Friedrich - „Aus tiefer Not“ - Dreizehnte Predigt.

Kohlbrügge, Hermann Friedrich - „Aus tiefer Not“ - Dreizehnte Predigt.

Gehalten den 19. Dezember 1858, vormittags.

Gesang vor der Predigt.

Psalm 65, Vers 1 u. 2.

Wie feierlich erhebt die Stille, Gott, in Zion dich!
Wer naht, dass er Gelübd' erfülle,
Naht hier voll Ehrfurcht sich.
Erhörer des Gebets, erhören
War stets, ist noch dein Ruhm.
O, einst wird alles Fleisch sich kehren
zu dir ins Heiligtum.

Die Sündenschuld warf uns darnieder
Und drückte, ach, wie schwer!
Doch du vergibst und stellst uns wieder
Durch deine Gnade her.
Wohl deinem Liebling, dem du schenkest,
Zu nahn zu deinem Thron,
Und dessen du in Huld gedenkest,
Dass er im Vorhof wohn'.

Meine geliebten Brüder und Schwestern! Ich sagte das vorige Mal, dass es der Liebe eigen ist, freigebig zu sein, zu trösten und zu ermutigen; der Liebe nämlich, die im Abgrund geboren ist, die nur Liebe erfährt und nur darin lebt, dass es ewige Liebe ist, wodurch sie besteht. Da wir sprachen von der Freigebigkeit, hatten wir die Worte des hundertachtzehnten Psalms vor Augen: „Wir segnen euch, die ihr vom Haus des Herrn seid“; und da wir sprachen von dem Trost, hatten wir die Worte desselben Psalms vor uns: „Der Herr ist Gott“. Und wenn wir nunmehr sprechen wollen von der Ermutigung, so nehmen wir die Worte aus demselben hundertachtzehnten Psalm Vers 27: „Er erleuchtet uns“. Da wollen wir aber zu gleicher Zeit betrachten, worin diese Erleuchtung besteht. „Schmückt“, heißt es dann weiter, „das Fest mit Maien bis an die Hörner des Altars“.

Meine Geliebten! Da haben wir nun Worte vor uns, welche wohl in der Praxis zu den schwierigsten Worten der ganzen Heiligen Schrift gehören. Wir sind auf dem Gipfel des Psalms angekommen; der ganze Psalm bewegt sich um diesen Vers, besonders um die Worte: „Schmückt das Fest mit Maien bis an die Hörner des Altars“. Ist es nicht alles Sache des Glaubens? Ist es nicht alles Sache der Hoffnung? Es wird nicht geschaut, es wird geglaubt! Es wird geschaut im Inneren, dass Gott wahrhaftig und gnädig ist. Gott erleuchtet uns. So ist also in uns kein Licht, sondern wir sind Finsternis. Christus allein ist das wahrhaftige Licht. Wenn Gott der Herr nicht anerkannt wird als souverän, so tappen wir im Finsteren; wird er aber als souverän anerkannt, dann wird er erkannt in seiner Gnade; und wenn er erkannt wird in seiner Gnade, so geht uns alsbald das Licht auf in der Finsternis. Wie kann er aber in seiner Gnade anerkannt werden, wenn wir nicht uns selbst mit allem, was wir sind, haben und erwarten, ihm ergeben, bei dem es steht, uns selig zu machen oder zu verderben, - wenn wir nicht uns ihm ergeben, so wie wir sind, und dann erfahren, wie alles, alles, was aus seinem Mund gegangen, fest steht in dem Blut des ewigen Bundes; und wie alles, alles, was er uns in Gnaden erteilt hat, bleibend ist und allein besteht im Blut des ewigen Bundes. Dass ich deutlicher rede: Lasst uns die Hand auf den Mund legen, wenn Gott, der Tag und Nacht geschaffen, uns hineinleitet in die Nacht. Er ist Herr der Nacht wie des Tages; wir haben ihm nichts vorzuwerfen, wir haben nichts zu fordern. Das wird unser Licht sein in der Nacht, wo wir als Sünder dahinschwinden vor seinem Worte, dass wir erblicken das Blut des Bundes an den Hörnern des Altars im Himmel.

Das ist, meine Geliebten, der richtige Standpunkt, um diese schwierigen Worte zu verstehen, - um sie so zu verstehen, dass sie von den eigensten Lippen des Herzens und des Mundes kommen, als hätten wir sie selbst gemacht.

Zwischengesang.

Psalm 65, Vers 3.

Du stärkst ermattete Gemüter
Mit Trost und Lebenssaft;
Und deines Hauses heilge Güter
Erfüllen uns mit Kraft.
Gerecht und furchtbar im Gerichte,
Trafst du der Sünden Gräu'l,
Jetzt sehen wir in deinem Lichte:
Gott, du bist unser Heil!

Der Herr ist Gott, der uns erleuchtet. Also: „Er erleuchtet uns“, oder: „Er hat uns erleuchtet“, oder: „Er hat uns Licht gegeben“, oder: „Er gibt uns Licht“. Mit diesen Worten wird des Lichtes gedacht, das Gott gegeben in dunkler Nacht, das Gott gegeben in allen Wohnungen Israels, da er Ägypten mit Finsternis schlug. Es wird der Feuersäule gedacht, womit der Herr in der Nacht, da Israel im Roten Meer sich befand, zwischen das Heer der Ägypter und das Heer Israels kam. Es war eine finstere Wolke und erleuchtete die Nacht, dass sie die ganze Nacht, diese und jene, nicht zusammenkommen konnten. Also erleuchtet der Herr unsere Nacht und ist unser Licht in der Finsternis.

Wenn das so gesungen wird: „Der Herr ist Gott, der uns erleuchtet“, dann sieht das freilich schön aus; aber wenn Gott uns erleuchtet, dann ist nach dem Sichtbaren nur Nacht vorhanden, Leiden und Not von allerlei Art, dann hat es mit mir und mit meinem Licht ein Ende.

Seht, meine Geliebten, da kommt nun die Ermutigung des Wortes. Man geht zu einem König erst dann, wann nur der König allein noch zu helfen vermag. Wenn Gottes Wort, wenn die Liebe mit der Ermutigung kommt, dann steht es bei uns auch immer also, dass aller Mut daniederliegt. Der Herr erleuchtet uns, dann ist er unser Licht; es ist aber alle Erwartung dahin, und alle sonstige Hoffnung ist vorbei. „Er erleuchtet uns“. Dazu gehört aber Ps. 88,2: „Herr Gott, mein Heiland, ich schreie Tag und Nacht vor dir. Denn meine Seele ist voll Jammers, und mein Leben ist nahe bei der Hölle. Du hast mich in die Grube hinuntergelegt, in die Finsternis und in die Tiefe!“ „Der Herr erleuchtet uns“. Dazu gehört Klagelieder Jeremiä 3,1 ff: „Ich bin ein elender Mann, der die Rute seines Grimmes sehen muss. Er hat mich geführt und lassen gehen in die Finsternis und nicht in das Licht. Er hat seine Hand gewendet wider mich und handelt gar anders mit mir für und für. Er hat mein Fleisch und Haut alt gemacht und mein Gebein zerschlagen. Er hat mich verbaut und mich mit Galle und Mühe umgeben. Er hat mich in die Finsternis gelegt, wie die Toten in der Welt. Er hat mich vermauert, dass ich nicht heraus kann, und mich in harte Fesseln gelegt“. „Er hat meinen Weg vermauert mit Werkstücken und meinen Steig umgekehrt“. „Er lässt mich des Weges fehlen. Er hat mich zerstückt und zunichte gemacht!“ - Da kommt dann endlich Gott der Herr mit seinem Licht, da kommt er also, dass das Wort kommt: der Herr ist unser Licht; der Herr erleuchtet uns!

Wir können mit unserem Wissen von dem, was gut und böse ist, nichts mehr ausrichten, als dass wir das Gute von uns werfen und am Bösen festhalten. Wir können mit all unserer geistigen Einsicht, Klugheit und Verständnis in den Dingen unserer Seligkeit nichts ausrichten. Es braucht nur das Geringste zu kommen, und Salomo, so alt wie er ist, weicht vom Weg der Weisheit ab. Wenn Gott mit uns seine Wege geht, so gefallen uns diese Wege nicht; dann ist es für uns finster und Nacht. Gott gibt keine Rechenschaft von seinem Tun; er gibt nicht Rechenschaft davon, wie er uns führt. „Ich schuldige mich, und tue Buße in Staub und Asche“, spricht Hiob (42,6). Aber durch das Feuer, aber in den Ofen des Elendes, in die Finsternis geht er mit all den Seinen. Da gibt er nun doch Licht zu seiner Zeit, er allein, auf dass wir nicht irre werden an ihm. Licht, das von Gott kommt, ist von zweierlei Art. Man kann Licht haben, und es haben dieses Lichtes etliche, ja viele, ohne Gnade. Es gibt aber noch ein anderes Licht; da kommt Gott erst mit seiner Gnade; oder in seiner Gnade wird das Licht erkannt, das ewige. Es heißt hier nicht: „Er gibt Licht“, sondern es heißt: „Er selbst erleuchtet uns“. Das tut er mit einem Strahl von seinem Antlitz, wenn wir vor ihm daniederliegen, zerbrochen an allen Gebeinen, zerschlagen im Gemüt, wenn wir vor ihm daniederliegen als Gottlose, vor ihm dahinschwinden als Sünder, da erleuchtet er uns.

Wie erleuchtet er uns?

Ja, der Herr Gott hat ein Fest uns zum ewigen Recht verordnet, und da heißt es denn: Nun lasst das Trauern! Du stehst da und hast dieses, hast jenes verloren; Mut und Herz sind dahin - was hat Gott getan? was tut Gott? Er hat uns verordnet ein Fest; das hat er uns verordnet als ein ewiges Recht für uns und unseren Samen. Kommt aus eurer Trauerhöhle heraus an das liebliche Licht der Sonne, an das liebliche Licht seiner Gnade! „Schmückt das Fest mit Maien bis an die Hörner des Altars!“

Wie soll ich diese Worte verstehen? Wenn ich die Auslegungen, wie sie seit achtzehn Jahrhunderten gegeben worden sind, aufschlage, so finde ich zweierlei Hauptauslegungen. Die erste Auslegung der hebräischen Worte ist in der Hauptsache diese, welche wir hier in unserer Übersetzung vorfinden. Nach der anderen Auslegung aber wäre zu übersetzen: Bindet das Festopfer mit Stricken bis an die Hörner des Altars. Luther folgt dem Hieronymus, und Hieronymus folgt den siebzig Dolmetschern, und da ist die Meinung also diese: Es ist Fest der Laubhütten; so macht euch nun hinaus auf die Berge, brecht euch daselbst Zweige ab von Bäumen, von Palmbäumen, Ölbäumen, Myrtenbäumen; bindet diese Zweige zusammen; das sind Maien. Kommt dann mit diesen Maien aufs Fest und bindet dieselben bis an die Hörner des Altars! Das war bei den Juden so Sitte. Gott hatte es also den Israeliten gegeben zum ewigen Recht. Nachdem Gott sie aus Ägypten herausgeführt, hat er sein Volk in Hütten wohnen lassen; und da sie in das verheißene Land und nach Jerusalem kamen, mussten sie zum Gedächtnis solche Hütten aufschlagen, mussten im siebenten Monat auf die Berge gehen und Zweige brechen von Palmen, Zitronen-, Myrten: und Ölbäumen, von lauter edlen, duftenden Bäumen, und auch Zweige von Bachweiden; dann kamen sie damit in die Stadt, pflanzten sie auf, machten sich damit Hütten auf den Dächern der Häuser, die Wände von den Palm-, Öl- und Myrtenzweigen, und überdeckt und zusammengebunden mit den Zweigen der Bachweiden. Sie machten auch Büschel davon, kamen damit in die Vorhöfe des Tempels und bekränzten die Vorhöfe; sie machten von dem Grün Kränze und Girlanden, kamen mit den Zweigen und pflanzten sie an dem Altar auf, ja banden sie an die Hörner des Altars. Dieses Fest begingen sie, wenn die Frucht reif und die Garben eingebracht waren in die Scheunen.

So sind wir, was den Buchstaben angeht, mit den Worten fertig. Es ist aber nicht so ganz ausgemacht, ob Israel zur Zeit Davids schon das Fest in dieser Weise gefeiert und diese Worte demnach so habe verstehen können. Eine Menge vorzüglicher Gelehrten übersetzten von jeher diese Worte, wie gesagt, in folgender Weise: Bindet das Festopfer mit Stricken bis an die Hörner des Altars. Das ist die Auslegung der Juden seit Jahrhunderten, und ihr wird auch gefolgt von fast der ganzen reformirten Kirche.

Die hebräische Sprache, meine Geliebten, ist sehr arm, und weil sie sehr arm ist, ist sie sehr reich; und so ist es der hebräischen Sprache eigen, oft kurz gedrängt zwei Dinge mit ein und demselben Worte auszusagen, und so halte ich dafür, dass in diesem kurzen Worte wohl beide Gedanken enthalten sind. Das Wort „schmückt“ kann sehr gut übersetzt werden durch „schmückt“ und „bindet“; das Schmücken war ja eine Folge des Bindens. - Das „ Fest“ ist hier ebenso gut „das Festtier“ als „das Fest“. „Maien“ sind hier eben so gut „Stricke“ als Maien; denn man machte zu der Zeit die Stricke und Bande nicht allein von Leder und dergleichen, sondern auch von Zweigen der Bachweide. Also: „Bindet das Festtier mit Maien“ - aber nun kommt ein Bedenken - „bis an die Hörner des Altars“ - das geht nicht! Die Gelehrten sagen, der Altar sei zu hoch gewesen, man habe darum das Festopfer nicht an dessen Hörner binden können. Da machen nun allerlei Gelehrte allerlei daraus. Der einfache Sinn dieser Worte aber ist: bis dass das Blut an die Hörner des Altars gebracht ist.

Am Laubhüttenfest schmückten sie das Fest mit Maien, pflanzten sie auf und banden sie bis an die Hörner des Altars; aber es wurde auch nebst anderen Opfertieren geschlachtet ein Bock für den Fürsten, eine Ziege für das gemeine Volk. Nun, das war ein Sündopfer, nicht ein Weihopfer. Einen Farren oder sonst ein großes Tier band man nicht, aber einen Bock oder eine Ziege band man kreuzweise, und so wurde das Opfertier gebunden gebracht bis an den Altar. Das Opfer also eines Bockes oder einer Ziege für die Sünde war jedes Mal der Schluss des Festes. Nur das Blut des Sündopfers für den Fürsten oder das gemeine Volk wurde getan an die Hörner des Brandopferaltars, sonstiges Blut an die Hörner des Räuchaltars. Nun wissen wir, meine Geliebten, was diese Worte bedeuten. Bindet die edelsten Zweige zusammen mit Bachweiden und schmückt das Fest damit schön; wie wir das noch haben in einem sehr alten deutschen Liede der Straßburger Gemeine:

Das Fest schmückt hoch und zierlich aus,
Mit Pracht und Braus,
Die Zweig' steckt z'oberst an Altar!

Zu gleicher Zeit wurden die Tiere gebunden an den Altar gebracht. Diese waren also auch mit Maien oder Zweigen von Bachweiden gebunden und wurden am Fuße des Brandopferaltars niedergelegt. Und nun heißt es: „bis an die Hörner des Altars“. Es wird nicht ausgesprochen, dass die Opfertiere getötet werden sollen, aber es geht drum, dass das Blut bis an die Hörner des Altars komme, woran auch die edlen Zweige schon gebunden sind. Das ist die Meinung. In unseren Reimpsalmen ist also die Übersetzung unrichtig, wenn es da heißt: „Ein jeder such ihm zu gefallen und bring sich selbst zum Opfer dar“.

Meine Lieben! Nun ist die Frage: Wie mag der Herr diese Worte verstanden haben in der Nacht vor seinem Leiden, da er diesen Psalm mit seinen lieben Jüngern gesungen? Der Herr erleuchtet uns. Da wusste er und sprach es mit diesen Worten aus: Wir gehen einer finsteren Nacht entgegen, einer Nacht voll banger Not, einer Nacht des schrecklichen Zornes, der äußersten Verlassenheit; aber, aber, ganz unten im Rat des ewigen Wohlgefallens glänzt der Morgenstern und geht auf! Du, mein Volk, mein Volk, in eurer Nacht, in euren Leiden und eurer Not, macht euch auf! Es hat der Vater zu einem ewigen Recht das Laubhüttenfest verordnet; seid des eingedenk, dass wir in dieser Hütte wohnen! seid des eingedenk, dass wir zu gleicher Zeit wohnen in der Stadt Gottes; dass Gott sein Wort treulich erfüllt, aber dass wir Menschen sind. Macht euch auf die Berge, auf die wahrhaftigen Berge, wovon allein Hilfe kommt! Dort, dort oben, nicht hienieden in eurer Stadt, sondern droben auf den Bergen, daselbst wächst ihr habt's nicht wachsen lassen - daselbst wächst: Glaube, Liebe, Hoffnung, edle, duftende Bäume, Gaben des Geistes, des Gnade erteilenden. Kommt zu Hauf! pflückt und brecht ab mit euren Gebeten, in eurer Not; nehmt zugleich Bachweiden, wie bitter sie auch sind, nicht edle Zweige, pflückt sie ab! Es ist der Kelch euch gegeben in eure Hand. Bindet damit Glaube, Liebe, Hoffnung, alle guten Werke, Früchte meines Tuns und Leidens, samt den Beschwerden eurer Seelen zusammen an die Hörner des Altars dort oben! Schmückt also das Fest! Bekennt: was wir sind, was wir waren, was wir hatten, was wir haben werden, was wir erwarten - es ist alles dein, o Herr! Was du uns gegeben, wir haben es alles versündigt; wir binden es zusammen mit den Stricken, mit den Weidenzweigen unserer Not, unseres Leidens, und stecken es auf den Altar. So steht es alles fest und geheiligt im Blut des Bundes. Nehmt mich, mein Volk, nehmt mich, bindet mich! Ich will euer Sündopfer, ich will für euch der stinkende Bock, die stinkende Ziege sein! Ich will Sünde sein für euch! Bindet mich fest mit eurer Sünde, mit eurem bitteren Leiden und eurer Not; und sagt in eurem Leiden, in eurer Traurigkeit: „Du Lamm Gottes bist mein! ich binde dich fest mit meiner Not“. So will ich mich binden lassen, auf dass ihr entbunden seid, und ich ruhe nicht, bis ihr schaut mein Blut an den Hörnern des Altars, des Kreuzes, bis ihr mich seht erhöht, wie mein Blut hineingeht, in den Himmel hinein; daselbst redet es, und alles, was ihr in Büschel gebunden habt, Glaube, Liebe, Hoffnung, alle Gaben des Geistes, es wird alles geheiligt.

Was tue ich mit Glaube, mit Liebe und Hoffnung, wenn Glaube, Liebe und Hoffnung nicht vereinigt ist mit den Hörnern des Altars, mit dem Blut, dem Blut des Sohnes Gottes an den Hörnern des Altars. Glaube, Liebe, Hoffnung wächst nur aus diesem Blut hervor, wird allein dadurch geheiligt. Was tue ich mit aller Not und allem Leiden? Damit kann ich vor Gott nicht bestehen. Wenn ich meine Seele dem Teufel verkaufe, so kann ich es gut haben, und alle werden mich feiern und sagen, ich sei der größte Prophet. Was tue ich mit allem Leiden? Jesu Blut ist's allein! die Gemeinschaft seiner Leiden, und darin wird alles zusammengebunden an die Hörner des Altars im Himmel.

Meine geliebten Brüder und Schwestern! So lasst uns nun auch für uns selbst diese hehren1) Worte annehmen. Gott in seiner Barmherzigkeit präge sie uns in das arme Herz hinein, auf dass eben, wo wir auf dem Gipfel des hundertachtzehnten Psalms angekommen sind, dieser Anblick von dem Berg Nebo in das verheißene Land hinein als ein Tabor Gottes in unser Herz eingegraben bleibe. - Es ist der Herr, der uns erleuchtet. Wann er kommt als unser Licht, dann hatten wir so eben nichts und steckten in Traurigkeit; dann hatten wir so eben nicht Glauben, nicht Liebe, nicht Hoffnung. Aber wer es doch einmal erkannt und einmal erfahren hat, dass Gott sein Gott ist, ja, wer es hundertmal erlebt hat, der kann nicht anders als in seiner Not stöhnen zu dem Gott seines Lebens; er kann nicht anders als zu ihm hinaufseufzen, als ein Armer in seiner Finsternis seine Zuflucht nehmen zu ihm. Und wenn auch das arme Kind Gottes also sucht, dass es lauter Verkehrtheit ausspricht gegen seinen Gott, es bleibt aber am Suchen, - was wird es finden? Sünde, und wiederum Sünde, und nur Sünde! Und dann heißt es: Zu Gott hin! Auf die Berge hin, wo es wächst. Da pflückt eure Palmzweige, eure Öl- und Myrtenzweige und hinein damit in die Stadt, in Gottes Haus! Bindet alles an die Hörner des Altars, dass das alles vereinigt werde mit dem Blut des Lammes, dass das Blut des Lammes, das schöne Purpurrot, leuchte und strahle zwischen dem Grün, dem Immergrün des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung hindurch. Bindet das Opfertier mit denselben Zweigen - wohlan, lasst das Leid Leid sein! bindet damit das Tier! und nun schaut und stimmt mit ein in den Lobgesang, nun schaut, da steigt das Blut hinauf bis an die Hörner des Altars im Himmel. So steht alles in Richtigkeit!

Habt ihr nun noch etwas obendrein, des nicht gedacht worden ist - ihr habt der Bachweidenzweige genug! Abraham bindet sein Kind und legt es auf Gottes Altar. Binden wir es zusammen, es gehört alles zum Fest - binden wir es zusammen, dass wir aufjauchzen: Heil sei dem, der auf dem Stuhl sitzt, unserem Gott und dem Lamm! Amen! Lob und Ehre und Weisheit und Dank und Preis und Kraft und Stärke sei unserem Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit! (Offenb. 5, 2-14.)

Amen.

Schlussgesang.

Psalm 135, Vers 1.

Halleluja! o erhöht
Unsers Königs Majestät!
Singt, ihr Knechte dieses Herrn,
Halleluja! dient ihm gern,
Und erhebt im Heiligtum
Unsers Gottes hohen Ruhm!

1)
Ehrfurcht einflößend, erhaben
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