Hus, Jan - Predigt gegen den Kreuzzug des Papstes (um 1412/13)

Hus, Jan - Predigt gegen den Kreuzzug des Papstes (um 1412/13)

Die Prälaten haben von Papst Johannes XXIII. eine Bulle erlangt, worin er mit beredten Worten befiehlt, die schlechten und die guten Bücher des Magisters Johannes Wiclif zu verbrennen. Sie sind nämlich sehr erzürnt darüber, dass er darin über die Simonie, über den Hochmut, über die Schamlosigkeit und über die Habsucht geschrieben hat. Am meisten aber zürnen sie ihm, weil er sie Bettler nennt, die nicht herrschen dürfen wie die weltlichen Herren, sodann weil er schreibt, die Laien dürften, mit Recht und gut beraten, den Priestern, sofern sie ein böses Leben führen und ihre Fehler nicht ablegen wollen, ihre Güter wegnehmen und den Zehnten verweigern, damit sie keine Gelegenheit zur Sünde mehr haben. Diese seine Worte haben einige Doktoren, Stiftsgeistliche, Weltgeistliche und Mönche zu Prag im Rathaus verurteilt, aber viele Magister, und zwar fast die Mehrzahl von ihnen, sowie die Kollegenschaft der Baccalaren und der Studenten wollten dieser Verurteilung nicht zustimmen; vielmehr klagten die Magister auf Grund des Zeugnisses der Heiligen Schrift die Doktoren in der öffentlichen Schule an, im Kollegium, sie hätten zusammen mit ihrer Anhängerschaft die Wahrheit verdammt, und forderten sie auf, ihre Argumente aus der Heiligen Schrift öffentlich kundzutun. Sie aber wollten und wagten es nicht, weil sie kein Argument zur Begründung ihrer Verurteilung hatten. Der Urheber aller dieser Streitigkeiten war jener Dr. Stephan Paletsch, einst mein treuer und - soweit er die Wahrheit liebte - geliebter Freund, sowie Stanislaus.

Sie wurden aber deshalb meine Gegner weil wir der Bulle des Papstes nicht zustimmen wollten, die den heiligen Krieg ankündigte und jedem, der es nur wollte, Priestern, Klöstern und Mönchen, gestattete, König Ladislaus von Neapel und alle seine Untertanen und Bundesgenossen niederzuwerfen. In seiner Bulle verdammte er ihn und seine Nachkommen bis in das vierte Glied. Und vieles anderes befahl er, und allen, die den Krieg durchführen oder durch Geld unterstützen wollten, versprach er Vergebung der Sünden und der ewigen Strafe. Aber der Heiland bekehrte in seinem Erbarmen viele Magister, Priester und Laien zur Erkenntnis der Wahrheit, so dass sie aus vielen Gründen die Zustimmung verweigerten. Andere aber begaben sich in Lebensgefahr, denn sie widerstanden den Predigern, die da predigten, der Papst sei Gott auf Erden und könne einem jeden die Vergebung der Sünde und Strafen schenken und dürfe mit dem Schwerte kämpfen wie ein weltlicher König. So wurden Martin, Johannes und Staschek hingerichtet und im Namen Gottes in der Bethlehemkapelle bestattet. Andere aber wurden ergriffen, gefoltert und eingesperrt. Dies schreibe ich wie ein zuverlässiger Chronist, auf dass unsere Nachkommen, falls ihnen etwas Ähnliches zustößt, wissen, dass sich vor ihrer Zeit schon andere mutig der Todesgefahr ausgesetzt haben.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/h/hus/hus-predigt_gegen_den_kreuzzug_des_papstes_um_1412_13.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain