Huberinus, Caspar - Etlich Schlusred vom gnaden Bundt Christi/ das ist vom Tauff/ und vom kinder glauben.
Wittemberg.
1528
- Der bundt den Gott mit uns macht/ ist ein Bundt der gnaden.
- Der Bundt aber der gnaden/ begreifft ynn ym ein tröstliche zusagung Gottes.
- Die selbige zusagung und verheissung ist/ Das Gott uns gnedig welle sein/ uns wolthat erzeigen/ welle unser trewer vater/ und barmhertziger Gott sein.
- So er uns denn nu in solcher seiner zusagung verspricht zusein ein trewer vater.
- So volgt/ das wir seine kinder werden/ die weil er unser vater wirt yn sölcher seiner Bündtnis.
- Nu kan aber niemand ein kind Gottes werden/ dann durch den glauben. Gala. 3. Jr seyt alle gottes kinder/ durch den glauben an Jesum Christ/ Jtem. Joh. 1.
- Sollen nu die jungen kindlin Gott angenem/ und in die kindtschafft auffgenomen werden/ so müssen sie glauben. Denn on glauben ists unmüglich Gott gefallen. Heb. 11.
- Darumb gibt Gott auch den jungen kindlen den glauben in der Tauff.
- Denn Gott verheisset ynn seinem bundt die erbschafft des ewigen lebens/ und die gab des heiligen geists/ eben so wol den jungen kindlen als den alten. Acto. 2.
- Denn ynn Christo ist wedder fraw noch man/ wedder jung noch alt.
- Es kompt auch die erbschafft nicht aus der vernunfft/ nicht aus den wercken/ sondern aus dem glauben. Gal. 3.4.
- Darumb müssen die kinder durch den glauben die erbschafft und das leben entpfahen.
- Denn die schrifft sagt/ wer dem son nicht glaubt/ der wird das leben nicht sehen/ sondern der zorn Gottes bleibt uber yhm.
- Glauben nu die kindlein nicht/ so bleibt der zorn Gottes uber yhnen.
- Bleibt aber der zorn Gottes uber yhnen/ so ist Gott nicht yhr vater/ sonder ein zorniger richter/ und also ein anseher der person.
- Gott aber ist nicht ein anseher der person/ er gibt einem itzlichen sey jung odder alt/ die gab des geistes nach seinem wolgefallen. Er geusset aus seinen geist uber alles fleisch. Johel. 2. Acto. 2.
- Denn der glaub ist ein gab des heiligen geists/ Ephe. 2. Die selbig gab geusset er reichlich aus uber seine auserwelten/ unangesehen die kindtheit/ ainfalt/ unverstandt.
- So dem nu allem also ist unwiddersprechlich/ so volgt/ das niemand auszuschliessen ist/ aus diesem gnaden Bundt/ denn jung und alt gehören in diese bündtnis/ die weil die verheissung zu jederman geschicht.
- Gleich wie das jung kindlein mit sich bringt von muter leib her die erbsund/ das ist/ den unglauben/ on alle vernunfft und verstandt/ allein das es vom ersten Adam her kompt und geborn wird.
- Also bringt auch das jung kindlein mit sich die erbgnad/ das ist/ den glauben/ aus der andern und newen geburt/ vom andern … Christo/ ynn der Tauff.
- Denn gleich wie die erbsünd ynn den jungen kindlein steckt/ und noch nicht heraus bricht ynn die werck/ bis zu seiner zeit.
- Also ligt auch der glaub verborgen ynn den new gebornen taufften kindlein/ und bricht nicht herauw ynn die werck bis zu gelegener zeit. Psal. 1.
- Gleich wie Christo/ als er getaufft ward/ die hymel eröffnet wurden/ der heilig geist uber yn herab gesandt/ und ein stym gehört. Das ist mein lieber son.
- Also wenn die kindlein getaufft werden/ so wird yhn der hymel auffgethan/ der heilig geist gegeben/ und werden kinder Gottes.
- Es glauben aber allein die aus dem andern Adam geborn werden/ und als viel yhr verordnet sind zum ewigen leben/ Acto. 13.
- Denn nicht alle sambt/ so vom Alten Adam geborn/ werden/ auch vom andern Adam darumb widder geborn. Denn viel beruffen sind/ und wenig auserwelet.
- Die weil aber sölchs allein der hertzkündiger weys/ und uns verborgen ist, welche die selbigen seyen.
- So sollen wir alle kindlein zu diesem gnaden Bundt bringen/ und verhoffen sie seyen alle aus der verordneten zal der auserwelten.
- Wir sollen alles thon/ was uns müglich ist zu thon/ da mit durch uns nichts verhindert werde/ und darnach die sach Gott vertrawen und heymstellen/ yhn bitten/ Das sein wil geschech.
- Gleich wie ym alten testament alle Jüden die beschneidung annemen musten/ und also ynn das Judenthum kamen.
- So komen auch die Christen ynn die gemyne Gottes die getaufft werden.
- Wann an stat der beschneidung ist die tauffe getrettenU/ an stat des gesetzes das Evangelion/ wie S. Paulus leret.
- Die beschneidung aber ist ein zeichen der gerechtigkeit des glaubens Roma. 4.
- Also ist auch die tauff ein zeichen des gnedigen willen Gottes gegen uns.
- Die zeichen der verheissung Gottes angehenckt/ sind nicht schlechte zeichen do bey man sol einen Jüden oder Christen erkennen gleich wie einen knecht bey der farb seines herren.
- Sonder die zeichen sind der genedig wil Gottes selbs gegen uns/ wie er zu Araham spricht/ Ich wil dein protector sein. etc.
- Also ynn der tauff wird uns ym wort zugesagt vergebung der sunden/ wie er spricht/ wer gleubt und getaufft wird/ der wird selig.
- Der glaub aber ists der den gnedigen willen Gottes und ablas der sünd erobert.
- Folget das die kein ablas der sünd haben die nicht glauben/ auch nicht ynn die gemeyne Gottes gerechnet/ wenn ausserhalb des glaubens und gemeyne ist kein vergebung der sünde.
- Also warden die ynn dem volk Gottes nicht erzelet die nicht beschnitten waren/ sonder ausgerottet.
- Niemand wird aber aus dem volk Gottes gethan denn der nicht gleubet.
- Sind nu die kindlein/ die beschnitten sind/ ynn dem volk Gottes/ und nympt sich Gott jrer an/ das er spricht/ Ich wil yhr Gott sein/ so müssen sie gelauben/ und ablas der sünd ym glauben durchs wort und werck Gottes erlangen.
- Wann niemand gefelt Gott on den glauben/ Heb. 11. und wer gleubt ist ein kind Gottes. Joh. 1.
- Wo die kindlein nu nicht gelaubten/ so het sie Christus nicht zu yhm geruffen/ hetten sie yhm nicht gefallen so het er nicht gesprochen ir ist das reich Gottes/ hette nicht uns heissen yhnen gleich werden.
- Die geschrifft preist den kinder glauben auffs höchst/ ynn den kindern die Heroden unschuldiglich von Christo wegen liesse ermörden. Item/ Psal. 8. Ex ore infantium. etc. Item ynn Joan. und Hieremia ynn mutter leibe.
- Item Psal. 77. preiset der text die kinder die unschuldig den abgöttern auffgeopffert werden/ Niemand aber wird unschuldig ynn der geschrifft genandt denn dem seine sünde nicht zugerechnet werden/ dem aber werden die sünd nicht zugerechnet der do gleubt/ Mundis omnia munda.
- So denn dcem also ist/ das die kinder gleuben/ so sol mans nach der regel Christi und Apostolorum/ die gantze heuser geteuffet haben/ ut est in actis/ teuffen/ und wer also gleubt und getaufft wird/ der wird selig.
- Wer nu die kindlein vom tauffe abfodert/ und vermeynt es sey on not die kindlein tauffen/ der thut nichts anders/ denn das er yhn misgunt der gnaden/ und ablas der sünd/ do her sie billich falsche Christen genennet werden sollen.
- Denn die tauffe ist nichts anders denn ein versicherung/ ein gewisses zeichen der bus/ und ablas der sünde/ wie S. Joh. sagt/ Ich teuffe euch mit wasser zur busse. etc. Derhalben sie an den kindlein die ym zorn geborn werden/ Eph. 2. anfecht und weret durchs leben durch und durch,
- Wenn alweg ist not der busse/ und besserung/ Und die getaufft werden müssen imer vornen zu yhrem alten Adam absterben und mit Christo widder erstehn/ ynn ein newerung des lebens/ Roma. 6.
- Da her die tauffe von S. Paul Titum. 3. Lauacrum regenerationis/ das ist ein bad dder widdergeburt genennet wird/ Und Christus selbs sagt/ wer nicht widdergeporn wird ex aqua et spiritu/ der mag ynn das reich Gottes nicht komen. Also Ephe. 5. Reyniget Christus sein runtzlichte und ungestalt praut/ lavacro aquae per verbum/ Ephe. 5. etc. Paulus spricht mermals ziehend aus den alten menschen/ und legend an den newen/ das ist/ gedencket an die tauffe daryn yhr der welt eygen fleisch der sünd abgestorben/ nun ort an der gerechtigkeit leben werdt.
- Also wie wol die Erbsünde den kindlen ym tauff vergeben wird/ mus es doch verheissen/ sein leben lang ze streiten widder den teuffel/ sünde. etc denn weil wir hie leben/ wird der Adam mit seiner sünde nicht gar getödtet/ bis der mensch zu aschen wird.
- Darum aber die kendlen yetzt ynn den gnaden bundt komen durch den tauff und glauben/ wird yhn die sünde nicht zugerechnet/ sonder von Gott gebenedeyet/ wie Marcus spricht/ und Christo eingepflantzet und eingeleibet/ wie S. Paulus sagt/ Rom.8. Psal. 13.
- Wo wir nu erstriten haben zum teil das man die kinder von yhres glaubens wegen teuffen sol/ felt der grosse yrsal schon umb/ derer die den widdertauff leren.
- Derhalben wir uns hie der kinder annemen/ und sie verteydingen/ wenn wie S. Augustinus sagt. Sie künden sich nicht vorsprechen und beschirmen/
Casper Huberinus.
Gedruckt zu Wittemberg durch Joseph Klug.
Aus dem Original abgeschrieben.