Girgensohn, Christoph Heinrich Otto - Andachten

Girgensohn, Christoph Heinrich Otto - Andachten

Matthäusevangelium

Denn Ich sage euch: es sei denn eure Gerechtigkeit besser, denn der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.
(Matth. 5,20.)

Es bleibt uns nichts übrig, als eine bessere Gerechtigkeit zu suchen, als die der Schriftgelehrten und Pharisäer war, nämlich die, welche man im Glauben an Christum findet. Nein! Nichts anderes bleibt uns übrig, als in Ihm, auf dessen Namen wir getauft sind, den anzuerkennen, den Gott uns nach Seinem unergründlichen Erbarmen zum Retter, Erlöser und Heiland geschenkt hat, mit dem festen Vertrauen, weil er es uns zugesagt hat, dass wir, so wir an Ihn glauben, nicht gerichtet werden sollen, wie wir es verdient haben, dass dann Gott um Seinetwillen uns die Sünden vergeben und uns Christi Gerechtigkeit zurechnen will, als ob es unsere eigne wäre. Also Gnade, Gnade suchen bei Christo, das ist das Weiseste und Klügste, was wir tun können. Weg mit aller pharisäischen Werk- und Selbstgerechtigkeit! Tun wir das, ergreifen wir Christi Retterhand, die Er uns entgegenreicht, blicken wir nur auf ihn, folgen wir Ihm nur nach: dann sind wir nicht mehr, weder des Gerichts nach des Rats, noch des höllischen Feuers schuldig; dann wird die Liebe zu Ihm uns den rechten Hass gegen die Sünde einflößen; dann wird er uns Kraft darreichen, die Gebote Gottes, wie Er sie uns verstehen gelehrt hat, zu erfüllen; dann wird Lust und Freudigkeit in uns erwachen, gegen die Sünde zu kämpfen und den Willen des Gottes zu tun, der also die Welt geliebt hat, dass Er Seinen eingeborenen Sohn gegeben hat, auf dass alle, die an Ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben! Amen. (C. H. O. Girgensohn.)

Markusevangelium

Sie aßen aber und wurden satt und hoben die übrigen Brocken auf, sieben Körbe. Und ihrer waren bei viertausend, die da gegessen hatten, und Er ließ sie von Sich.
(Mark. 8,8-9)

Ihr werdet zugeben müssen, es sei wahr, was euch heute ans Herz gelegt wird, dass die Sonntagsheiligung Brot ins Haus bringt, weil sie Erfüllung des heiligen Gottesgebotes ist, weil sie Mut und Freudigkeit zur rechten Arbeit gibt, weil sie zum Gebet antreibt, weil sie davon abhält, was das Brot aus dem Hause hinausbringt und weil sie die Hausgenossen zu helfender Liebe vereinigt. Zu welchem Entschluss soll und wird euch das bewegen? Ich denke, es kann kein anderer sein, als der: das dritte Gebot soll uns fortan noch heiliger. sein, als es uns bisher gewesen ist. Wir wollen ernstlicher noch den Feiertag heiligen, wie Gott es haben will, auf dass Gottes Segen in unser Haus komme und Gott die vierte Bitte: Unser täglich Brot gib uns heute! bei uns erhöre. Wohl uns, wenn wir alle diesen Entschluss fassen; wenn wir so dazu mitwirken, dass alle Sonntagsschändung unter uns aufhöre, und dass nicht bloß hier in unserem Gotteshaus, sondern auch in unserer Stadt und in allen unseren Häusern sichtbar werde, uns sei der Sonntag ein heiliger Tag. Ja, wohl uns dann! Auch bei uns wird dann geschehen, was dort in der Wüste bei dem Volke geschah, welches dem HErrn nachzog, um Sein Wort zu hören. Auch uns wird der HErr segnen an Brot und Nahrung, reichlich segnen mit Seinen irdischen und himmlischen Gaben! Amen. (C. H. O. Girgensohn.)

Lukasevangelium

Ein Samariter aber reiste und kam dahin; und da er ihn sahe, jammerte ihn sein, ging zu ihm, verband ihm seine Wunden und goss drein Öl und Wein; und hob ihn auf sein Tier und führte ihn in die Herberge und pflegte sein.
(Luk. 10,33-34.)

Solche Nächstenliebe zu üben, das ist auch unsere Pflicht, um so mehr, als wir Gott und Seinen Willen besser erkennen als dieser Samariter. Wir Christen kennen Gott als die Liebe; darum wissen wir auch, dass wir Gott nicht besser dienen können, als wenn wir Liebe üben. Lass also alle Entschuldigungen! Sie sind alle nichtig, wo es gilt, Gott zu gehorchen und dem Nächsten zu dienen. Du sagst: ich habe keine Zeit! Das ist nicht wahr: du hast Zeit genug, wenn du nur willst; du wendest deine Zeit am besten an, wenn du ein Liebeswerk an deinem Nächsten tust. Du sagst: ich habe so wenig, dass ich selbst Mangel leiden werde, oder die Meinigen Mangel leiden müssten, wenn ich den Armen gebe, und nicht alle meine Zeit und Kraft gebrauche, um zu verdienen, wovon ich lebe. Es ist nicht wahr: du wirst schon auskommen auch ohne das, was du den Armen gibst, auch ohne das, was du erwerben könntest, wenn du nicht hingingest, um zu helfen. Gott wird schon für dich und die Deinigen sorgen, wenn du Seinen Willen tust. Du sagst: ich muss doch erst untersuchen, ob der Arme oder Leidende es auch wert ist, dass ich mich um seinetwillen mühe. Das ist nicht wahr: Gott hat dir nicht geboten, erst noch viel zu untersuchen, sondern: Gehe hin und tue Meinen Willen. Also suche nicht nach Entschuldigungen! Das gebietet dir dein Heiland mit den Worten: Gehe hin und tue desgleichen, wie der Samariter tat! Amen. (C. H. O. Girgensohn.)

Und JEsus antwortete und sagte zu den Schriftgelehrten und Pharisäern und sprach: Ist es auch recht, auf den Sabbat heilen?
(Luk. 14,3.)

Gewissen und Schrift sagen es euch, dass ihr, wenn das irdische Leben sich schließt, werdet gefragt werden: Ist's auch recht, wie du auf Erden gelebt hast? Hast du stets das Rechte gesucht und danach, wie es dich Christus gelehrt hat, getan? Hast du in dieser Weise getrachtet nach dem Reich Gottes und nach Seiner Gerechtigkeit? Nun, wenn ihr jetzt vor dieses Gericht in der Ewigkeit gefordert würdet, ihr würdet erfunden werden als solche, die viel Unrecht getan, die viel Sünde begangen haben. So suchet denn noch Gnade und Vergebung, weil Gott euch noch Zeit dazu gibt, bei Dem und durch Den, welchen Gott uns gegeben hat, damit Er unsere Ungerechtigkeit mit Seiner Gerechtigkeit bedecke und unsere Sündenschuld tilge, wenn wir an Ihn glauben! Ihn aber wählet sodann mit neuem Entschlusse zu eurem Führer für eure noch übrige irdische Lebenszeit! Und alles, was ihr tut mit Worten und Werken, das alles tuet in Seinem Namen, tuet es so, dass ihr von Ihm euch die Antwort geben lasst auf die Frage: Ist's auch recht? Das wird euch geben ein getrostes Herz in eurem Sterbestündlein, und getrosten Mut, wenn eure Seele vor Seinen Richterstuhl gerufen wird. Ja, dazu wollest Du selbst uns verhelfen, HErr, unser Gott und Heiland! Amen. (C. H. O. Girgensohn.)

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