Draconites, Johannes - Der hundert und siebenzehend Psalm.

Draconites, Johannes - Der hundert und siebenzehend Psalm.

Zu Regenspurg außgelegt.

Doctor Ioannes Draconites.

Matth. v.

Wer mich bekennet / für den leutten / den wil ich für meinem Vatter im Himel bekennen.

Gedruck zu Franckfurt am Meyn / M.D.Xlij.

Den Erbarm Weisen / Achtbarn / Herrn / Camerer / und Rhat / des Heiligen Roemischen Reichs / Statt / Regenspurg / meinen günstigen lieben Herrn und freunden.

Gnad und frid durch Christum / Lieben Herrn und freunde. Ich bete und flehe meinem Gott teglich / dzer / umb Christi seines lieben sones willen / diese lobliche Statt Regenspurg / mit dem Evangelio seiner gnaden / erfullen / unnd selig machen / woelle.

Denn weil ewer Aventinus schreibet / das S. Paulus / durch seine Juengere / dis land / zum Evangelio / beruffen habe / so mueß ich mich des von hertzen frewen / das ich sehe / Gottes andlitz widerumb leuchten / uber ewre selen / also dz ir uns / eben auff den grund bawen / hoeret und sehet / welchen S. Paulus geleget und geprediget hat.

Denn furwar / die Lere so man itzt Lutherisch nennet / ist nichts anders / denn das lebendig Wort Gottes / so Paulus geprediget unn beschrieben hat / als wir denn selbs / diesen spruch / eben inn der meinung / wie ihn Paulus gered / hie geprediget haben / unn gesagt / so iemand euch dz Evangelion prediget / anders denn ir empfangen habt / der seie verflucht.

Und wie kund auch / dieser alten Keiserlichen Statt / mehr glücks und grosser heil / widderfaren / denn wolgelerte und geistreiche prediger / die Christum / nicht anders predigen / denn Paulus inn der Apostelgeschicht / von ihm geprediget / und inn seinen Episteln geschrieben hat: Sintemal Paulus Episteln / nichts anders sind / denn ein Methodus / das ist / eine kunst oder regel zu predigen / unnd alle heilige Schrifft aus zulegen / also / das man wol ein sprichwort machen / und sagen moecht / Wer anders prediget und gleubet / denn Paulus inn der Apostelgeschicht / und seinen Episteln / leret predigen und gleuben / der ist kein Christ / sondern ein widderchrist.

Ich sehe aber / lieben Herren und freunde / das nicht alleine die erndte gros ist / der arbeiter aber seer wenig / sondern auch / das aller mangel an himmelischen unn ewigen güttern / durch nichts anders weg genomen und erstattet werden müge / denn durch gebette zu Gott dem Herrn / umb trewe prediger / wie auch Christus gepeut / da er spricht / bittet den Herren der erndte / das er erbeiter inn seine erndte sende. Denn das auch Gott / den leutten / alles gluck und heil / schaffen woelle / die sein Wort / mehr lieben / und hoeher achten / denn alles / beweise ich mit Christo / da er spricht / trachtet mit ersten nach dem Reich Gottes / und nach seiner gerechtigkeyt / so wird euch alles zufallen.

Darumb sol diese lobliche Statt / eine heilige und selige Reichsstatt / sein und bleiben / das ist von Sünd / Gottes Zorn / Wellt / Teuffel / Tod / Hell / erloeset werden / unnd das ewige leben / durch Christum erlangen / so mueß solchs warlich / durch kein ander mittel gescheen / denn durch Evangelische prediger / die nicht anders leren / predigen / gleuben / leben / denn Paulus geprediget und geschrieben hat.

Denn das auch alle die / so die schrifft anders handlen / denn Paulus / und Christo feind sind / inn iren sünden sterben und verderben muessen ewiglich / wo sie nicht Buesse thuen / beweise ich mit dem spruch Pauli droben angezogen / inn welchem er auch einen Engel vom Himel / der anders prediget denn er / verflucht / sondern auch mit mit dem urtel des heiligen Geists / das Paulus fellet / unnd spricth / wer den Herrn Jesu Christ nicht lieb hat / der seie Anathema Maharam Motha.

Den Vatter aber unsers Herrn Jesu Christi / und Gott alles trostes / erfülle meinen wundsch an euch / also / das nicht alleine ich / mein leben lang sehe das Gottes Wortt / inn dieser Statt / lebe und regire / sondern auch das ir erkennet / und gleubet / das ich disen Lobepsalm / umb nichts anders willen / undter ewrem namen / habe lassen außgehen / denn das ich mich des hoch frew / das euch Gott bescheret hat / das Evangelion alle tage zu hoeren / ich geschweige das inn dieser Statt / den erweleten eine solche vereinigung der lere / von der Justification erschienen / das ich hoffe / Gott solle darumb sein Wortt / nimmer mehr von dieser Statt nehmen / das dieser Artickel / nichts anders ist / denn ein grund / darauff alles erbawet mueß werden / so mann inn der Christenheit / leren und thuen mag.

Denn warlich unsere freiheit zu predigen / ist nicht widder fleysch und blut / sondern widder den Teuffel oder widderchrist / gerichtet / also / das wir niemand ursach geben / etwas zudencken / reden oder thuen / das Gott verpotten hat / sondern leren ieder man / dencken / reden / thuen / dz Gott gepotten hat / unnd das mit solcher strenge unnd scherffe / das wir Christum iemand / weder den Büßfertigen / predigen / wie auch Christus selbs spricht / er seie nur kommen / den sündern zur Busse zuruffen / unnd S. Paulus das Predigampt meisterlich beschreibet / da er spricht / Die waffen unser ritterschafft / sind nit fleischlich / sondern mechtig für Gott / zuverstören alle hohe unnd anschlege / die sich erheben / wider die erkantnis Gottes / und nehmen gefangen alle vernunfft / unter den gehorsam Christi.

Demnach / weil auch viel leutte / von diesem grunde / seer ungeschickt reden / sahe ichs auch derhalben für gut an / euch zu trost und ehren / diese predigt / für aller welt zu bekennen / uff dz wir verachte narren umb Christi willen / dennach erkand unnd befunden würden / als die / so nichts ie gelert haben / noch zu leren gedencken / das widder Gottes Wort ist / und darnach wir nicht selbs am jüngsten tage gerichtet werden woellen.

So woellet / lieben Herrn und freunde / dis gedechtnis meiner ewigen liebe gegen euch / und diese Keyserliche Statt / nicht alleine freuntlich unnd gerne annemen / sondern auch umb ewer selen selikeyt willen / bedencken / was dis für ein zeichen seie / das der Engel zu Regenspurg / zween schlussel im schild füret.

Denn weil inn der Schrifft / durch die lieben Engel / prediger / und durch Schlussel / das Evangelion / welches allen gleubigen den Himmel auff schleust / bedeuttet werden / was kund ich diser alten herlichen Statt des Reichs / bessers geben / denn wünschen / das lebendige Gottes Engel / mit der predigt des gesetzs unn Evangelii / als Schlusseln / das Himelreich / allen sündern und Büssern / auff schliessen: Und Gott gebe / das aus disem Senffkoernlein / so zu Regenspurg / durch Christum / geseet wirdt / ein solcher grosser Baum wrede / das auch die voegel unterm Himel / unter seinen zweigen nisten und wonen mügen.

Die gnade unsers Herrn Jesu Christi / seie mit uns inn ewigkeyt / Amen. Geben zu Regenspurg / Dinstag nach Trinitatis. 1541.

E.W. Doctor Joannes Draconites.

Der CXVII PSALM.

LOBET DEN HERRN / ALLE Heiden / preiset ihn alle voelcker. Denn seine Gnade und Warheit / waltet uber uns / inn ewigkeit.

Halelu ia.

AUSLEGUNG.

Das diser Psalm / eine Weissagung seie / von dem seligen reich unsers Herrn Jesu Christi / scheinet auß der Epistel zun Roemern am funffzehenden Capitel / inn welchem Paulus / mit diesem Psalm / beweiset / das alle Weltt / Gott / darumb preisen unn loben solle / das er uns / auß gnaden umb Christi willen / gerecht achten und selig machen wil.

Umb meines gleichen willen aber wil ich diesen Psalm / darumb inn zwei stuck theilen / das ihn der heilig Geist selbs also getheilet / unnd wir ihnen / deste leichter außlegen / unn besser vernemen mügen. Denn ir hoeret selbs / das der heilig Geist / im ersten stück / allen menschen gepeut / das sie den Herrn unsern Gott und heiland Jesum Christ / preisen unnd loben sollen. Ir hoeret auch / das er im andern stück ursach solches gepottes anzeiget / nemlich / das alle Wellt / Gott / darumb loben solle / das er sein heilige Evangelion so troestlich predigen lest / und zusagen / das er uns / aus gnaden / umb Christi willen / nicht alleine alle sünde vergeben / sondern auch dz ewige leben / schencken woelle.

Sintemal nun / lieben Herrn und freunde / aus diesem Psalmen klarlich scheinet / das ein mensch der sich einen Christen lest nennen / keine groessere Sünde auff erden thuen kan / denn Christum nicht erkennen und bekennen / so last uns kürtzlich / auß disem Psalm / lernen / warumb alle menschen / bei verlust der ewigen seligkeyt / niemand und nichts auff erden / mehr zu lieben / unnd hoeher zu rhümen / schuldig seien / denn Gott unsern allmechtigen Herrn / und ewigen Heiland Jesum Christ.

Denn weil der heilig Geist selbs hie stehet / und spricht /

LOBET DEN HERRN ALLE
Heiden / preiset ihn / alle voelcker.

Lieber sage mir / wer ist der Herr / den alle wellt preisen unnd loben sol. Für war es ist niemand anders / denn eben der Herr Gott der inn Christo wonet / ja eben der Herr Christus / welchen Paulus einen Gott nennet von ewigkeyt zu ewigkeyt benedeyet / Warum aber benedeiet / das ist zu einem heiland aller gleubigen erwelet: Darumb das Gott inn allen seinen zusagungen / allen menschen so es gleuben konnen / versprochen hat / aus gnaden / um Christi willen / alle Sünde zuvergeben / unnd das ewige leben ohn verdinste zugeben / wie auch Paulus zeuget da er zun Corinthern spricht / Bei mir ist ja ja unnd nein nein / aber O ein trewer Gott / das unser wort an euch nicht ja und nein ist. Denn der Sone Gottes Jesus Christus der euch durch mich unnd Silvanum unnd Timotheus gepredigt wird / ist nicht ja und nein sondern ja. Denn alle Gottes zusagunge sind ja inn Ihm / und sind Amen inn Ihm / Gott zu lobe durch uns.

Weil nun (sage ich) der Herr unser Gott / durch Christum / allen menschen so es gleuben koennen / alles gut verheissen und geschenckt hat inn Christo / ists nicht billich und recht das alle menschen / seine Maiestet und Gnade / darumb loben unn preisen / das solchs auch der heilig Geist selbs hie gepeut und spricht / Lobet den Herrn alle Heiden unnd preiset Ihn alle voelcker.

o wie gerne (sprichstu) wil ich einen solchen Herrn preisen unnd loben / Sage mir aber / was heist den Herrn loben und preisen: Das es nicths anders seie / denn Gott von hertzen darumb loben und preisen / das er unns / durch die lebendige predigt von Christo / so mechtiglich vom fluch des Gesetzs / nemlich von Sünd / Tod / Helle / Teuffel / hilfft / erscheinet aus dem Psalm der also klinget / Es dancken dir Gott alle voelcker / die voelcker frewen sich und iauchtzen / das du die leutte recht richtest / und regierest die leutte auff Erden.

Denn das auch Christum bekennen / das ist / Gott für alle wolthat / allen gleubigen / durch Christum / verheissen und geschenckt / darumb preisen und loben / das alle menschen dadurch geheiliget werden / sich selbs Gott zu opffern / und durch den Glauben an Christum nach den zehen Gepotten zu leben / eben das wolgefellige Gottes Opffer seie / welches David inn diesem Danckpsalm allen Christen gepeut / beweise ich mit Paulo da er zu den Roemern also spricht / Von Gottes gnaden bin ich ein diener Christi unter die Heiden / zu opffern das Evangelion Gottes / auff das die Heiden ein Opffer werden Gott angeneme / geheiliget durch den heiligen Geist.

Das aber mit diesen wortten / lobet und preiset den Hern / außgeschlossen unnd verbotten anzuruffen seie / alles was nicht Gott und Christus ist / auch die schoene Marien hie zu Regenspurg / bezeuge ich mit Gott selbs da er gepeut unnd spricht / ich bin der Herr dein Gott / du soslt keine frembde Goetter neben mir haben / Item mit Paulo da er spricht / Es ist nür ein Gott und ein Mitteler zwischen Gott und den menschen / der mensch Jesus Christus / welcher sich selbs gegeben hat zur Erloesung für alle / auff das solchs geprediget würde.

Das aber hieraus auch zulernen seie / das alle die falsche Propheten und Selemorder seien / die da verleugnen / das mann alleine durch den glauben an Gottes und Christi zusagunge / vom fluch des Gesetzs erloeset / das ist / gerecht unnd selig werde / scheinet wol aus S. Peters Epistel / welche alle die falsche Propheten nennet / so des Herrn verleugnen unnd Secten anrichten / nemlich durch menschen lere und eigene werck / From und Selig werden / predigen.

Denn das auch Gott nirgend anders wone denn inn Christo / das ist / das Gott inn keinem andern namen angeruffen sein woelle denn im namen Christi / summa / das er umb niemand unn nichts anders willen / allen gleubenden / alle Sünde vergeben / unn das Ewige leben geben woelle / denn das er solchs inn Christo zugesaget hat / unn Christus inen solchs mit seinem Tod unnd aufferstehen verdienet hat / beweise ich nicht alleine mit dem zehende Capitel an die Roemer / sondern auch mit den Spiegel Christi der Epistel an die Colosser.

Drümb wie es nicht müglich ist dz ein Christen seinen Christum nicht uber alles preisen und loben solt. Also ists unmüglich / das ein Widderchrist / Christum nicht lestern unn seine prediger verfolgen solt. Denn wie David unnd Paulus sprechen / Wir gleuben / drumb reden wir. Also mag mann wol von allen Widderchristen ein sprichwort machen und sagen / Sie gleuben nicht an Christum / darumb lestern sie das Evangelion Gottes / und verfolgen die prediger Christi.

Denn ob gleich David hie alle voelcker zum Evangelio berüffet / so wird doch hiemit die feindschafft zwischen des Weibs samen unn der Schlangen nicht auffgehoben / sondern an allen orten und alle zeit / wo Christus geprediget wirdt / mus der Habel einen Cain / der Isac einen Ismael / der Jacob einen Ehesaw / David einen Saul / Christus einen Judas / haben / summa / viel beruffen / wenig außerwelet.

Weil aber gleich wol David an Gottes stat hie stehet unnd gepeut das alle menschen Gott dne Herrn Jesum Christum preisen und loben sollen / So mag ein ieglicher mensch bei verlust des Ewigen lebens wol zu sehen / das er diesen Beruff nicht verachte / gleich wie Ehesaw den Segen verachtet da er sprach / Nim du den Segen hin / und gib mir die rote Suppen her / ich mus doch sterben.

Denn wie alle menschen umb nichts anders willen von art Sünder unn kinder des Todes und verdampt sind / denn das sie inn der Erbsünde geboren und dadurch so gottlos sind / das wenn mann gleich einen natürlichen menschen / mit der Gesetz predigt so gar zu pulver und nicht machet / als mann inn einem Morser den grutzen mit einem Stempffel zustosset / dennoch wiche seine bißheit nicht von ihm / ja er würde nur erger davon / wie Paulus zun Roemern klaget. Also wird beide Erbsünd und alles so wider das Gesetz Gottes begangen / umb nichts anders willen vergeben / summa / Tod und verdammnis / umb nichts anders willen inn ein ewigs leben und Gottliche seligkeit verwandelt / denn das unns Gott solchs verheissen hat / da er spricht / Ich wil irer sünde nimmer mehr gedencken / ich wil sie von der hand des Todes erloesen / ich wil sie von der hand der Hellen erretten.

Denn wie das Gesetz / alle die so nicht gleuben / das Christi Tod ein ewig ablas für ihre Sünde / und seine aufferstehung ire gerechtigkeit seie / zum ewigen Tod und der Hellen pein verurteilt.

Also werden alle die so dem Evangelio gleuben / darumb alleine vom fluch des Gesetzs erloeset / dz solchs inn allen Gottes verheissungen Christen versprochen und zugesaget ist. Denn gleich wie die Donaw fewer außlescht / also verschlinget das Wortt Christi / Wer an mich gleubet der wird nicht gerichtet / das Gesetz Mosi / verflucht seie wer nicht bleibet inn allem das geschrieben stehet.

Darumb wie kein ander zeichen ist eines Außerweleten / denn Gottes Wortt hoeren / Gleuben / bekennen / seinen mutwillen brechen / und nach den zehen Gebotten leben / oder nach der kleinen Bibel / die auch inn allen hertzen geschrieben stehet unnd spricht / Alles was ir wolt das euch die leutte thun sollen / das thut ir ihnen.

Also ist kein grosser zeichen eines verlornen / denn Gottes Wortt nicht hoeren / nicht gleuben / nicht bekennen / sondern verachten / unnd sprechen / Hei die Hell ist nicht so heys / es hat nicht not / der Teuffel ist nicht so schwartz / wie auch Moses die verloren art beschreibet da er spricht / es seie eine wurtzel die Galle unn Wermut trage / also / wenn sie gleich hoeret das Gesetz / dennoch imm hertzen spreche / Es wird so boese nicht / ich wil leben wie es mich guett dunckt.

Wiewol aber auff dis mal ist gnugsam angezeiget / das Gott der heilig Geist / mit diesen wortten / lobet und preiset den Herrn alle volcker / allen menschen inn gemeine / bei verlust der seligkeit gepeut / das sie Gottes Evangelion unnd Christi Sacrament nicht verachten / sondern hoeher denn alles lieben unnd loben / So mügen doch Keyser / Koenig / Fürsten und Herrn / sich furnemlich uns sonderlich dieses Gebottes annemen / unnd ihnen solchs gepotten sein lassen / nemlich / dz sie den Herrn Ihesum nicht alleine für sich selbs lieben unnd loben uber alles / sondern auch das sie gelerte und geistreiche prediger halten / die Christum iren underthanen auffs hoehest loben unnd preisen.

Denn das auch Gott (sage ich) von aller Oberkeit auff erden haben woelle / das ein ieglicher für sich / bei verlust der Seligkeit / das Evangelion unnd Sacrament des Herrn Jesu / mehr liebe und hoeher lobe denn alles / da zu auch verschaffen solle / das den unterthanen Gottes Wortt trewlich und ohn zusatz menschlicher lere geprediget werde / auff das sie Christum auch wie Fürsten unnd Herrn / lieben und loben / erscheinet daraus das derhalben nicht alleine Jesaias die Koenige pfleger und die Fürüsten seugammen Christi nennet / sondern auch David gepeut und spricht / Macht die Thüre inn der Wellt hoch und die Thore weit / das der Koenig der Ehren erein gehe.

Sehet aber lieben Herrn und freunde inn Christo / wie freuntlich ist doch der heilig Geist / unn wie lieb hat er uns / das er nicht alleine gepeut allen menschen das sie den Herrn Jesum erkennen und bekennen sollen / sondern auch eine solche ursache darleget unn erzelet / ddarumb alle menschen niemand unn nichts mehr lieben und hoeher loben sollen denn alles / das ich denen für keinen Christen halten kan / der unsern Herrn Gott inn Christo / nicht mehr liebet und hoeher lobet denn alles.

Was aber die ursach seie / das der heilig Geist so ernstlich allen menschen gepeut / das sie denn Herrn unsern Gott inn Christo preisen und loben sollen uber alles / folget.

DENN SEINE GNADE UND
Warheit / waltet uber uns / inn Ewigkeit.

Sihe aus diser ursach des Gepottes kan ich für meine person nichts anders lernen / denn das alle menschen darumb Gott billich mehr liebenunnd hoeher loben sollen denn alles / ir lebenlang / das er seinen heiligen Geist aller Wellt das Evangelion predigen lest / und nicht alleine vergebung aller suenden / sondern auch das Ewigeleben / ohn unser vermügen und verdienst / durch den glauben an Christum ins hertz hinein schenckt.

So viel wort aber inn dieser ursache stehen / so viel lere mügen wir daraus / wie aus einem lebendigen Brun / schepffen.

Durch seine Gnade / verstehe ich nicht alleine den gnedigen unsern Gottes willen / damit er uns inn Christo erwelet hat ehe denn die Wellt geschaffen ist / sondern auch die gnedige predigt des Evangelii / welche der heilig Geist / und zu allen erweleten spricht / Aus gnaden seit ir selig worden / durch den Glauben / und dasselb nicht aus euch / Gottes gabe ist es / nicht aus den wercken / uff dz sich nicht iemand rhüme / denn wir sind seine werck / geschaffen inn Christo Jesu zu gutten wercken.

Denn weil die alleine sünde unnd Gottes ungnad anzeiget / richtet und erschreckt / also / das sich der zuhoerer / verkriechen mus wie Adam / fliehen wie Cain / verzagen wie die Juden am Berge Sinai / sich selbs umbringen wie Saul unnd Judas / So loben und preisen Gott alle menschen billich / wenn er inen nach dem ungnedigen Gesetz ein gnediges Evangelion predigen lest. Gleich wie Adam im Paradis geschach / und den kindern Israel / da ihn Moses von der eherne Schlangen prediget.

Darumb das mann inn der Christenheit / nicht anders predigen noch glauben sol / denn das mann durchs Gesetz Gottes ungnad erkenne / durchs Evangelion aber Gottes gnad erlange / also / das iederman von der Gesetz predigt nicht mehr nutzes kriegen müge denn erkentnis der sünde und Busse / unnd niemand vergebung der sünden erlangen / das ist / gerecht unnd selig werden moege on die lebendige predigt von Christo gegleubt / bezeuge ich mit Joanne da er Gesetz unnd Evangelion meisterlich von einander scheidet unnd spricht / Das Gesetz ist durch Mosen / die Gnad aber unn Warheit durch Jesum Christum.

Hieraus ist nu klar gnug / das auch die predigt von Christo umb nichts anders willen Gottes Warheit genennet werde / denn das sie der Geist der Warheit selbs thut / und alleine durch die predigt von Gottes zusagunge unnd wirckung des glaubens / from und warhafftig macht für Gott und aller Wellt. Denn das mann auch durch die Gesetz predigt nichts denn erkentnis und bekentnis der sünden erlangen müge / unnd durch kein ander mittel vergebung der sunde und ein ewiges leben erlangen musse / denn durch die predigt des heiligen Geists / von dem lebendigen und regierenden Gott Christo / scheinet auch daraus / dz Paulus die Gesetz predigt ein Ampt des Todes und verdamnis / das Evangelion aber ein Ampt des Geists / dz den Geist gibt / nennet.

Drumb was der heilig Geist nicht selbs denckt / redet / thut inn der Christenheit / das solchs alles sünde unnd verdampt seie / also / das es zum ewigen leben nichts diene / beweise ich nicht alleine mit der schrifft die alle menschen lugener schilt / unnd spricht / Was nicht aus dem glauben geschicht das ist sünde / sondern auch mit Paulo der dürre eraus spricht / Die Gottes geist treibet / die sind Gottes kinder / die aber Christi Geist nicht haben / die sind nicht sein.

Nun sihe / wenn Gott sein Wortt gibt mit heer scharen Evangelisten / als David redet / unnd wir für augen sehen / so mag mann woll sprechen / Gottes Gnad unnd Warheit waltet.

Denn das auch Gott waltten hie nichts anders seie / denn durch die predigt des heiligen Geists / von Gottes gnaden unnd warheit inn Christo solche frucht auff erden schaffen / das die leutte Got umb seiner gnedigen unnd warhafftigen zusagunge willen / anfahen zu lieben / unnd nicht gerne von Christo zu reden sondern auch williglich nach den zehen Gebotten zu leben / erscheinet aus dem sieben und sechtzigsten Psalm / inn welchem David nicht alleine Gott darumb lobet und preiset / das er sein Wort gewaltiger imm schwang gehen liesse denn zu keines Koeniges zeiten das Wort gangen ist / sondern auch das es imm Reich Christi mechtiglich geprediget werden solt / denn so spricht er / Es dancken dir Gott alle voelcker / denn das land gibt sein gewechs / welches mann auff diese weise inn unsern Kirchen singet / Das land bringt frucht unnd bessert sich / dein Wortt ist woll geraten.

Widerumb aber wenn Gott nicht walttet / sondern die Gnadenreiche und Warhafftige predigt von Christo stille sein lest / wie gehet es dazu.

Als Christus spricht / Wenn die leutte schlaffen / so kompt der feind nd seet ratteln unter den weitzen.

Wie denn zu Davids und der Aposteln zeitten geschach / unnd nach unns / so wir nicht vleissiger sein werden Gott umb sein heiliges Wortt zu dancken / geschehen wird.

Denn so bald Gott nach Davids zeitten auffhoeret zu waltten / unnd das Wortt nicht so vleissig von folgenden Koenigen als von David getrieben ward / geriet solcher unfleiß dahin / das Jesus Syrach schreibet / es seien nur drei Koenig gewest die Gottes Wortt trewlich gefodert haben.

Also gings auch nach der Apostel und Merterer zeitten / da Gott auffhoeret zu waltten / unnd die weg name so den Herrn Jesum uber alles preiseten und lobeten. Sihe da kam der leidige Widderchrist unn setzte sich inn Tempel Gottes unn erhebet sich uber alles das Gott und Gottes dienst heist. Denn das des Bapsts Ehe unn speise verbieten / so viel und mancherlei verdamlicher Secten und Orden anrichten / unter dem Namen Christi / der gemeine Gottes dz Blut Jesu nicht goennen / und andere krefftige irthumb / umb nichts anders willen so gewaltiglich inn die Wellt eingerissen seien / denn das Gottes zorn alle zeit irthumb pfleget zu senden / wenn mann des worts uberdrüssig / und müde wird den Heiland Jesum uber alles zu lieben unnd loben / das beweise ich mit dem andern Capitel der andern Epistel an die Thessalonicher.

Gott gebe aber das unns Deutschen / umb der grossen undanckbarkeit willen / das Wortt auch nicht genomen werde / unnd als denn das letzte erger werde denn das erste.

Denn ich hoere bereit einen wind sausen der also brauset / es seien die viel erger denn Turcken / so den Herrn Jesum loben und preisen / als David hie leret / Mann vermüge auch nicht dem Turcken widderstehen / es seien denn zuvor solche prediger des Herrn Jesu vertilget. O Widderchrist.

O Grewel. Danckestu Gott also für alle wolthat aller Wellt durch Christum erzeiget. Aber was gehet unns der mensch der sünden unnd das kind des verderbens an. Sintemal der Herr Jesus bereits so mechtiglich angefangen hat den seliben mit dem Geist seines mundes zutilgen / unnd wirdt auch bald durch seine zukunfft / einen gar aus mit im machen.

So last den Widderchrist hinfaren da er hin gehoeret / und uns Gott vom himel loben und dancksagen das der heilig Geist durch den mund Davids hie spricht / das Gott seine Gnad unnd warheit uber uns inn ewigkeit walten lasse.

Denn wie keine bessere kunst ist Gott fürchten zu lernen / denn Gottes Gesetz und dreuwortte hoeren / gleuben / dencken / weil Got spricht / Ich wil die missethat heimsuchen / so wird er mich und dich gewißlich plagen / so wir das Gesetz ubertretten / darumb last uns nicht dencken / reden / thun so widder Gottes gepot ist. Also ist keine bessere weise Gott trawen zu lernen / den Gottes zusagunge von Christo hoeren predigen / gleuben / dencken / weil Gott spricht / er woelle unser Gott sein und unser sünde nimmer mehr gedencken / so wird er gewißlich umb nichts anders willen mein gnediger Herr sein und alle sünde vergeben / den das er solchs inn Christo zugesaget / unn ich es gleube. Denn das auch Gott alleine die menschen gerecht achten und selig machen woelle / die sich für seinen dreuwortten fürchten und seinen verheissungen trawen / das beweise ich mit dem Psalmen der also spricht / Sihe des Herrn augen sehen auff die so inn fürchten und auff seine gütte hoffen / das er ire sele vom Tod errette / und ernere sie inn thewrung.

Drumb das David umb nichts anders willen hie spreche / Gottes gnad und warheit waltet uber uns / denn das er uns damit lere das aller heiligen keine andere kunst seie / Gottes warheit und gnad / das ist / vergebung aller suenden und das ewigeleben / zuerlangen / denn festiglich gleuben / das alle Gottes verheissunge von Christo mir mir / dir dir / uns uns / samptlich unnd sonderlich / gesagt seien / bezeuge ich nicht alleine mit Paulo da er spricht / Mich hat Christus lieb / unns hat Christus vom fluch des Gesetzs erloeset / sondern auch mit Jesaia / da er die kunst aller heiligen mit klaren worten aus druckt unnd spricht / Es wird sich ein ieglicher mit seiner hand dem Herrn zuschreiben.

Was ist aber Troestlicher denn alles: dieses Psalmen Ende. Denn hie gehets wie mann spricht / Das Ende ist besser denn der Anfang.

Denn was hülffe es auch Mich unnd Dich / das der warhafftig Gott unser gnediger were / unnd wir Inen darumb auff erden preiseten unnd lobeten / unser lebenlang / wenn solche Gnade nicht ewiglich weren solt. Denn das Gottes zorn durchs Gesetzs offenbaret ewiglich werde bleiben uber allen so nicht gleuben / das sie on ihre werck und verdeinst / durch die blosse zuversicht an die Gnad und Warheit Gottes inn christo versprochen / gerecht für Gott seien inn Christo unnd ewig leben werden / das beweise ich mit Christo da er spricht / Du solt nicht eraus kommen / bis du den letzten Scherffe bezalest / Wer nicht an den Sone gleubet / der ist schon gerichtet.

Darumb wie David derhalben singet unnd saget / das Gottes Warheit und Gnad uber uns ewiglich waltte / das Gott solchs dem Abraham bei sich selbs geschworen hat / ia zum David auch selbs gesaget / Ich wil meine Gnade nimmer mehr von dir wenden / das auch wir also nichts mehr inn der summa lernen sollen aus disem gantzen Psalm / denn das auch wir bei unser Selen seligkeit nichts anders lernen sollen inn der gemeine / denn das wir darumb alleine vergebung aller sünden sampt dem ewigen leben / on unser vermügen unnd verdienst / erlangen / das uns Gott solchs inn allen zusagungen von Christo versprochen hat. Denn es sind ie klare wortt die Gott spricht / ich wil deiner sünde nimmermehr gedencken / unnd abermal spricht die Schrifft / Wewnn der Allerheiligst gesalbet wird / so wird die sünde bedeckt / und eine ewige gerechtigkeit erfür bracht werden.

So gebe der Lebendig unnd Almechtig Gott durch den heiligen Geist seines lieben Sones unsers Herrn Jesu / das dieser Psalm auch inn unsern hertzen lebendig werde unnd also waltte / das wir aller heiligen einig gut Jesum Christum / also preisen und loben mügen / beide mit wortten unnd wercken / unser lebenlang wie der heilig David hie thut / Amen.

Denn das auch wir solchs bei verlust der seligkeit schuldig seien zu thun unser lebenlang / erscheinet wol aus diesem gepot unnd wortt.

Halelu Ja.

Das ist / Lobet den Herrn. Welches Halelu Ja / ist mir ja ein feiner Siegel auff disen Brieff.

Darumb seie Gott Lob / Ehre unnd danck inn Ewigkeit / Amen / Amen.

GEBETTE.

Last uns aber nu auch Gott bitten für alles dafür wir schuldig sind zu bitten / nemlich für alle Christliche prediger unnd Christen inn gemeine / auff das sie Gott umb Christi willen durch seinen heiligen Geist inn einigkeit der lere und des lebens erhalten / und durch seine mechtige Engel für allen Teuffeln und feinden beschirmen woelle / zum preis seines Worts. Auch für alle Welltliche Oberkeit / Sonderlich aber für unsern gnedigsten Herrn den Keyser sampt allen Stenden des Reichs so hie zu Regenspurg versamlet / dz heilige Wortt Gottes zu foddern / auff das sie Gott durch Christum erleuchten und also regieren woelle / das sie nichts widder Gottes ehre und Wortt fürnemen noch handlen. Item für einen Erbarn Rhat und Gemeine diser loblichen Stat Regenspurg / sampt allen krancken unn betrübten hertzen / auff dz inen Gott umb Christi willen seinen Himelschen regen / nemlich dz Evangelion von Christo so reichlich bescheren woelle / das sie von Sünd / Tod / Wellt / Teuffel / Hell / erloeset / wie Gottes kinder und miterben Christi von Todten aufferstehen und am grossen Reichstage das ewige leben erlangen mügen. So bettet für solchs alles auff diese zusagunge / Bittet so wird euch gegeben / mit mir ein Vatter unser / und gleubet das es Gott umb Christi willen im Himel erhoeret habe / Amen. Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi sei mit uns allen / Amen.

Ende dieser Sermon zu Regenspurg geschehen.

Aus dem Original abgeschrieben

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