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Calvin, Jean - Psalm 83.

Calvin, Jean - Psalm 83.

Inhaltsangabe: Der Prophet ruft um Gottes Hilfe gegen die Feinde der Kirche, und um desto leichter Erhörung zu erlangen, zählt er auf, wie viele Völker sich in der Absicht zusammengerottet haben, das Volk Israel zu vernichten und so den Namen der Gemeinde Gottes auszulöschen. Daneben sucht er sich und andere in der Zuversicht zu fördern und zum Bitten anzuspornen, indem er an mehreren Beispielen nachweist, wie mächtig der Herr denen, die ihm dienen, zu Hilfe zu kommen pflegt.

V. 1 u. 2. Gott, schweige doch nicht usw. Ich pflichte dem bei, was viele übereinstimmend annehmen, nämlich dass dieser Psalm zur Zeit des Königs Josaphat verfasst worden ist. Wir wissen ja, wie viel Kriegsnot jener fromme König auszuhalten hatte vonseiten vielfacher, feindlicher Übermacht. Wenn auch der Krieg hauptsächlich von den Ammonitern und Moabitern ausging, so hatten diese doch nicht nur aus Syrien, sondern selbst aus entlegenen Gebieten Hilfstruppen herangezogen, die mit ihrer Menge beinahe ganz Judäa bedeckten. Auf Grund des langen, aufgeführten Verzeichnisses von Feinden, die sich zusammengetan hatten, um Gottes Volk zu verderben, ist es wahrscheinlich, dass der Psalm auch damals entstanden ist. Denn auch die biblische Geschichte berichtet (2. Chron. 20, 14), dass einer aus den Leviten1) kraft prophetischen Geistes dem Könige damals den Sieg verheißen und dass die Leviten vor Gott gesungen hätten. Da aber, wie es nicht anders sein kann, das ganze Volk samt seinem frommen König durch so große Gefahr in peinliche Angst versetzt war, enthält unser Psalm ein Bittgebet voll Inständigkeit und Besorgnis. Daher denn auch die Wiederholung, die gleich der zweite Vers aufweist in den Worten: Schweige doch nicht also, sei doch nicht so still, halt doch nicht so inne! Die Gläubigen wollen damit sagen, wenn Gott Hilfe leisten wolle, so könne das nur dann rechtzeitig geschehen, wenn er es eilends tue. Es geziemt uns zwar, geduldig zu harren, wenn Gott zuweilen mit seiner Hilfe verzieht; aber unsere Schwachheit erlaubt er doch, solche Eile von ihm zu erwünschen.

V. 3 u. 4. Denn siehe, deine Feinde usw. Hier wird die peinliche Lage der Gläubigen ausgedrückt, indem sie von den Feinden sowohl in gewaltsamem Ansturm als durch listige Anschläge so bedrängt werden, dass sich kein Ausweg aus der Todesgefahr zeigt. Mit den Ausdrücken: sie „toben“ und „richten den Kopf auf“ will der Psalmist sagen, dass die Feinde im Vertrauen auf ihre Macht sich frech gebärden. Wie aber solches Toben fromme Gemüter erschüttert, so finden sie ihre einzige Erleichterung darin, dass sie darüber vor Gott Klage führen, dessen Amt es stets ist, die Stolzen zu bezähmen. Daher pflegen die Heiligen meistens, wenn sie Gottes Hilfe anrufen, ihm die Frechheit seiner Feinde vorzuhalten. Man bemerke auch, dass alle Widersacher der Gemeinde Feinde Gottes genannt werden; denn ein nicht geringer Grund der Zuversicht liegt darin, dass Gottes und unsere Feinde dieselben sind. Das geht auch aus seinem Gnadenbund hervor, in welchem er verheißen hat, dass er allen unseren Feinden ein Widersacher sein werde. Es kann ja auch, nachdem er uns in seinen Schutz genommen, unser Heil nicht angefochten werden, ohne dass damit zugleich seine Majestät verletzt würde. Dabei sollen wir mit jedermann Frieden pflegen, soweit es angeht, und der Rechtschaffenheit uns befleißigen, damit wir dann bei unverdienten Belästigungen uns auch gewisslich vor Gott rühmen können, dass uns unrecht geschehe. Wenn nun die Feinde uns nicht nur durch übermütige und heftige Angriffe, sondern auch durch List zu schaffen machen, so haben wir doch Gott die Ehre zu geben, indem wir uns an seinem Beistand genügen lassen. Denn wie er die Stolzen, die ihre Wut ausschäumen, zerbricht, so fängt er die Schlauen in ihrer Schlauheit. Damit wir nun nicht meinen, wir seien den Nachstellungen und Täuschungen der Feinde preisgegeben, legt der Prophet uns einen Beinamen voll Trost und Hoffnung bei: die „Verborgenen“ Gottes, womit er andeutet, dass wir im Schatten der Flügel Gottes geborgen seien. Denn durch Gottes verborgene Güte werden wir bewahrt, auch wenn es den Anschein hat, als seien wir der Willkür der Gottlosen unterworfen. So heißt es auch an einem anderen Ort (Ps. 27, 5): „Er verbirgt mich heimlich in seinem Gezelt.“ Doch ist zugleich zu bemerken, dass nur die unter Gottes Hut geborgen sind, die, ihren Kräften misstrauend, ernstlich zu Gott fliehen. Denn die, welche, von ihrer Widerstandskraft überzeugt, kühnlich gegen den Feind angehen und sich leichtsinnig über alle Furcht hinwegsetzen, werden zuletzt ihre Armseligkeit zu büßen haben. Es ist also das Sicherste, wenn wir unter dem Schatten Gottes uns verbergen und im Bewusstsein unserer Untüchtigkeit unser Heil in seinen Schoß legen.

V. 5. „Wohl her!“ sprechen sie usw. Die Entrüstung über die Gottlosen wird noch mehr erregt durch den Umstand, dass jene im Sinne gehabt haben, die Gemeinde mit Stumpf und Stiel auszurotten. Man kann hier an die Ammoniter und Moabiter ausschließlich denken, da sie die Streitlust der anderen anfachten. Aber weil auf ihren Antrieb hin die Hagariter, Syrer usw., vom selben Hass und gleicher Wut entbrannt, zu den Waffen griffen, um das Volk Gottes zu verderben, so beziehen wir die Worte passend auf sie alle. Sie schlossen ein Kriegsbündnis zum Zweck des Einfalls und stachelten einander gegenseitig an, um das Königreich Juda zu verderben. Dieser grausame Hass rührte aber vornehmlich von Satan her, der ja schon immer versucht hat, die Seinen zur Wut zu reizen. Die Worte, „dass sie kein Volk seien“, werden verdeutlicht durch die folgenden: „dass des Namens Israel nicht mehr gedacht werde“. Und eben dieser Umstand diente dazu, Gottes Erbarmen wachzurufen, indem dieser Krieg nicht, wie es sonst der Brauch ist, nur zu dem Zweck unternommen wurde, um die Besiegten in die Gewalt der Feinde zu bringen, sondern das Toben der Letzteren hatte es gänzlichen Untergang Judas abgesehen. Das wollte aber so viel heißen, wie wenn sie versucht hätten, den Plan Gottes zu stürzen, auf welchen der ewige Bestand der Gemeinde gegründet ist.

V. 6 bis 9. Denn sie haben usw. Hier zählt der Psalmist die mannigfachen Heere auf, die mit vereinten Kräften der Gemeinde Gottes den Untergang bereiten wollten. Da also viele Völker in so festem Zusammenschluss auf das Verderben des schwachen Königreichs ausgingen, so war es nötig, dass die, denen es an jeder Fähigkeit, sich selbst zu schützen, fehlte, durch eine wunderbare Gotteshilfe recht bald unterstützt wurden. Der fromme König Asa brach in ähnlich verzweifelter Lage in jene wahrhaft heldenmütigen Worte aus (2. Chron. 14, 11): „Es ist dem Herrn nicht schwierig zu helfen, sei es gegen ein großes oder ein geringes Heer. Und unsere geringe Zahl wird es nicht hindern, dass er uns vor der gewaltigen Menge errette.“ Und derselbe Geist, der den frommen König mit jener unbesiegbaren Tapferkeit erfüllte, hat diesen Psalm der ganzen Gemeinde gegeben, damit sie unverzagt sich auf die Hilfe Gottes verlasse. Und noch heute legt er uns seine Worte in den Mund, damit keine noch so gefährliche Lage uns den Mut zur Anrufung Gottes nehme. Denn mag auch die Welt sich gegen uns zusammenrotten, so ist ihr gegenüber hier eine eherne Mauer aufgerichtet zur Verteidigung des Reiches Christi. „Warum toben die Völker“ usw. (Ps. 2, 1). Und es ist für uns von nicht geringem Vorteil, wenn wir an diesem Vorbild wie in einem Spiegel ersehen, was der Gemeinde Gottes von jeher zugestoßen ist, damit, wenn uns in der Gegenwart dasselbe oder ähnliches widerfährt, es uns nicht zu sehr aus der Fassung bringe. So mag es denn wohl geschehen, dass überall, wohin wir blicken, feindliche Heere gegen uns anstürmen, um uns zu vernichten; sondern dass das schon das Schicksal der früheren Gemeinde war, wird es uns stärken zur Geduld, bis Gott seine Macht plötzlich kundtut, die allein hinreichen wird, alle Anschläge der Welt zu zerstreuen. Damit nun die Gläubigen nicht zweifeln, dass ihnen vom Himmel her Hilfe geschehe, versichert der Prophet aufs deutlichste, dass die Gemeinde durch Gottes Schutz erhalten werde, und wer immer sie angreife, der führe Krieg mit Gott. Wir wissen ja, was es besagen will, wenn er uns seine Hilfe ankündigt. „Wer euch anrührt“, sagt er, „rührt meinen Augapfel an“ (Sach. 2, 8). Und allen gilt, was in einem anderen Psalm (105, 15) gesagt ist: „Tastet meine Gesalbten nicht an und tut meinen Propheten kein Leid!“ Die Salbung, mit der er uns versiegelt hat, soll uns nach seinem Willen als ein Schild dienen und uns unversehrt erhalten. Wenn nun auch die hier aufgezählten Völker nicht ausgesprochenermaßen gegen Gott selbst Krieg führten, so tritt doch Gott für die Seinen, die ohne Fug und Recht angegriffen werden, ein und hilft ihnen, den Ansturm auszuhalten. Und so trifft es doch zu, wenn der Prophet sagt, jene alle hätten ein Bündnis gegen Gott geschlossen. –

Die einzelnen Völkerschaften sind in ihrer Mehrzahl durch häufige Erwähnung in der Schrift genügend bekannt. Mit besonderer Entrüstung sagt der Prophet von Assur und den anderen: sie helfen den Kindern Lot. Es wäre seitens der Letzteren schon ein Beweis nichtswürdiger Rohheit gewesen, wenn sie fremden Völkern gegen die eignen Blutsverwandten Hilfe geleistet hätten. Nun aber geben sie selbst zuerst das Zeichen zum Kriege und rufen die Assyrer und die übrigen herbei, um ihre eigenen Brüder zu verderben. Ist solche Unmenschlichkeit nicht verabscheuungswürdig? Durch ihr Land waren einst die Israeliten gezogen, ohne irgendeine Schädigung oder Übeltat zu verüben. Denn sie schonten ihres Bluts nach Gottes Befehl. So hatten also die Moabiter und Ammoniter beobachten können, wie bei ihren Brüdern das Andenken an ihre Blutsfreundschaft in Ehren gehalten wurde. Wäre es nun nicht an ihnen gewesen, ihrerseits sich solcher Menschlichkeit zu befleißigen und nichts Feindseliges zu unternehmen? Aber auch das ist der Gemeinde Gottes sozusagen als ihr Schicksal verordnet, dass sie nicht nur von äußeren Feinden angegriffen wird, sondern noch mehr Belästigung vonseiten falscher Brüder zu erleiden hat; wie denn auch heutzutage niemand rücksichtsloser gegen uns wütet als entartete Christen.

V. 10 bis 12. Tue ihnen usw. Nachdem die Gläubigen wegen ihrer überaus schweren Bedrückungen Klage geführt, um Gott zur Hilfsbereitschaft zu bewegen, erinnern sie nun daran, wie oft er seinem Volke in verzweifelter Lage habe Hilfe angedeihen lassen. Daraus konnten sie leicht ersehen, dass Gott bei der Bedrängnis seiner Knechte vorbedachterweise mit seinem Beistand verzieht, um dann in der äußersten Not ihnen wunderbare Hilfe zu bringen. Der Prophet vereinigt der kurzen Zusammenfassung halber zwei Geschichten (Richt. 7 und 4), indem er sagt: Tue ihnen wie den Midianitern, wie Sisera, wie Jabin am Bach Kischon. Es war ihm darum zu tun, sich den übrigen Gläubigen die wiederholten Wundertaten Gottes bei der Errettung des Volkes in Erinnerung zu rufen. Der Hauptgedanke ist der: Gott, der so oft die Feinde schlug und damit seine furchtsamen Schafe aus dem Rachen der Wölfe riss, hört nun nicht auf, dieselbe Macht zu beweisen. Es ist bekannt, wie wunderbar er dem Volke durch die Hand des Gideon geholfen hat. Es sah ja aus wie ein bloßer Scherz, dass Gideon gegen ein sehr starkes Heer vorzugehen wagte, und unter seiner Anführung nicht mehr als 300 Kriegsleute hatte, und dabei solche, die an Knechtschaft gewohnt waren, denen der bloße Anblick jener feindlichen Gebieter Schrecken einjagen konnte. Und doch sind die Midianiter gefallen, indem sie sich untereinander totschlugen. Ebenso glänzend offenbarte sich die göttliche Gnade bei der Niederlage des Sisera und des Königs Jabin. Denn unter der Führung eines Weibes sind beide von Barak, der es gewagt hatte, ihren gewaltigen Heerscharen nur ein kleines Häuflein entgegenzustellen, geschlagen worden. Auch der Feldhauptmann Sisera starb nicht den Heldentod im Treffen, sondern wurde von Weibeshand durchbohrt, nachdem er sich in ein Versteck geflüchtet hatte. Um also nicht von der Angst übermannt zu werden und zu verzweifeln, halten sich die Gläubigen zur rechten Zeit diese Beispiele von Rettung vor, durch die Gott bezeugt hatte, dass bei ihm allein Macht genug vorhanden sei, um die Seinen zu schützen, so oft sie, von menschlicher Hilfe entblößt, ihre Zuflucht zu ihm nehmen. Die Niederlage der Midianiter wird nicht nur hier zu diesem Zwecke erwähnt; auch Jesaja (9, 4) benützt sie in demselben Sinne, indem er sich der künftigen Wiederherstellung der Gemeinde versichert.

Die Worte (V. 11): und wurden zu Kot auf der Erde – werden in doppeltem Sinne ausgelegt, entweder: sie verwesten in der Erde, oder, was ich für passender halte: sie wurden zertreten wie Auswurf. Was der Verfasser mit den Worten „die vertilgt wurden bei Endor“ sagen will, ist nicht ganz klar. Den Ortsnamen lesen wir Josua 17, 11. Wahrscheinlich wurde dort das Heer Jabins vernichtet.

V. 13. Die da sagen usw. Abermals klagt der Psalmist die Gottlosen wegen ihres Frevels am Heiligen an, da sie als freche Räuber in Gottes Erbteil einfallen wollen. Das haben sie zwar sicherlich nicht mit solchen Worten ausgesprochen, aber da sie den Herrn verwarfen, den man, wie sie wussten, in Israel verehrte, so legt der Verfasser mit Recht ihnen dieses Verbrechen zur Last, dass sie versuchten, dem Herrn sein Besitztum zu rauben. Ohne Zweifel reizten sie Gott mit Lästerreden und achteten seinen heiligen Namen für nichts, während sie sich an ihren Wahngebilden berauschten. Und wenn sie sich auch grober Lästerworte enthalten haben sollten, so schlägt doch alle Belästigung der Frommen zu Gottes, ihres Schutzherrn, Schmach aus. Es liegt kein geringer Trost darin, wenn der Prophet Judäa als „Häuser Gottes“ bezeichnet. Gott hat also dazu sich mit uns vereinigt, dass er fortwährend in unserer Mitte ruhe und wohne. Ja, er hält die Gemeinde lieb und wert, nicht anders als ein Hausvater seine besten Besitztümer.

V. 14 bis 18. Gott, mache sie usw. Gegenüber dem unerträglichen Übermute der Gottlosen, die sich anschicken, die Gemeinde zu verderben, bittet der Psalmist Gott, er möge sie zuschanden machen, da ja ihre Frechheit nicht eher nachlässt, als bis sie bestürzt und schmählich betrogen am Boden liegen. Wenn nun der Psalmist sagt, dass es auf diese Weise dazu kommen werde (V. 17), „dass sie nach deinem Namen fragen müssen“, so ist darunter nach meiner Meinung nicht die Bekehrung zu verstehen, wenn auch der erste Schritt zur Umkehr damit geschieht, dass die Menschen unter demütigenden Züchtigungen sich beugen. Der Prophet redet vielmehr einfach von einer erzwungenen und knechtischen Unterwerfung, wie etwa die eines Pharao. Es kommt ja oft vor, dass die Gottlosen, durch Missgeschick gebeugt, dem Herrn für einen Augenblick die Ehre geben. Aber nicht lange geht es, so lassen sie sich von ihrem Wahnwitz wieder fortreißen und verraten damit, dass sie nur geheuchelt haben, und die in ihrem Herzen verborgene Wildheit kommt wieder zum Vorschein. Durch die Schläge sollen also die Gottlosen dahin gebracht werden, dass sie, wenn auch widerwillig, Gott anerkennen, damit wenigstens ihre Raserei, die sonst zu Zeiten der Straflosigkeit immer hervorbricht, gefesselt und in Zucht gehalten werde. Das geht noch deutlicher aus dem nächsten Vers hervor, wo die Bitte des Psalmisten unverhohlen auf den endgültigen Untergang jener Leute zielt. Das würde zu einer Züchtigung, die noch Raum zur Buße ließe, schlecht stimmen. Der Sänger häuft nicht ohne Grund so viele Ausdrücke ähnlichen Sinnes, teils weil die Gottlosen in ihrer unbotmäßigen Art auch nach wiederholten Züchtigungen sogleich wieder neue Kräfte und Antriebe schöpfen, teils weil wir von nichts so schwer zu überzeugen sind, als dass Leute, die soeben noch im höchsten Wohlbefinden fröhlich und ausgelassen sind, in kurzem untergehen werden. Das aber kommt daher, weil wir nicht genug einsehen, welch eine furchtbare, göttliche Rache derer wartet, welche die Gemeinde Gottes unterdrücken.

V. 19. So werden sie erkennen usw. Auch hier ist nicht eine Gotteserkenntnis von heilsamer Art gemeint, sondern nur diejenige, die Gottes scharf züchtigende Hand den Gottlosen abzwingt. Zwar heißt es nicht bloß, sie würden einsehen, dass es einen Gott gebe, sondern es wird eine etwas bestimmtere Erkenntnis sein. Die gottentfremdeten Menschen, denen die wahre Religion zuvor ein Gegenstand der Verachtung war, werden merken, dass das der einige Gott sei, der sich im Gesetz geoffenbart hat und in Judäa verehrt wird. Bei alledem ist es doch nur eine leere, halt- und kraftlose Erkenntnis. Denn die Gottlosen unterwerfen sich dem Herrn weder ernstlich, noch freiwillig. Sie lassen sich nur ungern zu einem vorgeblichen Gehorsam herbei oder wagen es, so lange er sie im Zaum hält, nicht, sich offen gegen ihn aufzulehnen. Solche Erkenntnis beruht also nur auf äußerliche Erfahrung und lässt das Herz unberührt. Ein besonderer Nachdruck liegt nun auf dem „Du“, indem der Gott Israels all den andern erdichteten Göttern gegenübergestellt wird. Der Prophet will sagen: Herr, gib, dass sie erkennen, dass die Götzen, die sie sich gemacht, nichts sind. In der Tat, ob die Verächter Gottes dem Lichte noch so sehr zu entfliehen suchen und sich bald einen eitlen Dunst vormachen, bald ganz sich in Finsternis hüllen, so geht ihnen doch Gott nach und bringt sie zu seiner Erkenntnis, von der sie freilich am liebsten nichts wissen möchten. Weil aber die Welt den heiligen Namen Gottes unterschiedslos und in unwürdiger Weise auf ihre erdachten Götzen überträgt, so tritt der heilige Sänger dem entgegen, indem er fortfährt: dass du mit deinem Namen heißest Herr allein, mit anderen Worten: Er ist allein das, was er heißt. Denn mögen auch die Ungläubigen seine Herrlichkeit in Stücke reißen: Er bleibt doch unversehrt. Diesen Gegensatz zwischen dem wahren Gott und den erdachten Götzen müssen wir stets im Auge behalten. Es hat ja kein Volk gegeben, das so unwissend gewesen wäre, gar keinerlei Gottheit zu verehren. Vielmehr machte sich jedes Land seine eigenen Götter zurecht. Und wenn die Moabiter, Edomiter und andere dem Gott Israels eine gewisse Macht zugestanden, so dachten sie sich dieselbe auf das Gebiet Judäas beschränkt. In diesem Sinne drückte sich z. B. der König von Syrien aus (1. Kön. 20, 23): „Ihre Götter sind Berggötter“. Mit kurzem Wort wird solch verkehrtes Zerteilen der Ehre Gottes abgewiesen, aller Aberglaube, der damals in der Welt bestand, abgetan und allein für Israels Gott sein göttliches Wesen und göttlicher Name bekräftigt, mit den weiteren Worten nämlich: „und (dass du allein bist) der Höchste in aller Welt“. Das ist wohl zu beachten. Denn die Abergläubischen begnügen sich meistens damit, Gott seinen Namen dem Buchstaben nach zu belassen, während sie doch seine Macht nicht gelten lassen wollen, als ob seine Majestät nichts weiter wäre als ein leerer Titel. So wollen wir denn erkennen, dass Gott seine Hoheit über die Menschen nicht anders behauptet, als indem man ihm auch seine Herrschaft belässt und ihm kein Wesen gegenüberstellt, das seine Ehre verdunkelt.

1)
Asaph war ein Nachkomme Levis.
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