Calvin, Jean - An Mykonius in Basel (329)

Nr. 329 (C. R. – 1551)

Calvin, Jean - An Mykonius in Basel (329)

Vgl. 327. Calvin weilte als Gast in Lausanne.

Bitte um ein Gutachten über Bolsec und um Hilfe für die französischen Protestanten.

Ich muss diese paar Worte diktieren, weil mich das Kopfweh ans Bett fesselt. Der Überbringer meines Briefes ist der Schwiegervater meines Bruders. Er wird mir also treulich berichten, was du ihm aufträgst. In bezug auf Euer gemeinsames Gutachten [über Bolsec] habe ich wohl das Vertrauen, dass es in einer so gerechten frommen Sache für Euch kein Zögern und keine Schwierigkeit geben kann; aber ich bitte bei unsrer Freundschaft dich und Sulzer doch noch persönlich, die Sache in die Hand zu nehmen. Unser Rat ist zwar recht gestimmt; aber es ist sehr wichtig, dass er erfährt, dass Eure Kirche darin mit uns einig ist.

Auch etwas anderes möchte ich nicht weniger dringend von dir und den übrigen Brüdern erreichen; aber weil ich darum gar nicht ängstlich zu bitten brauche, genügt es wohl, es Euch nur zu melden; denn ich zweifle nicht daran, dass Ihr dann beide die Sache eifrig betreiben werdet. Kürzlich sind vom König von Frankreich gegen die Frommen mehr als furchtbare Edikte erlassen worden, in denen nichts von der Verfolgungswut fehlt, die alles vertilgen möchte, was im Reiche männlichen Geschlechtes ist. [2. Mose 1, 22]. Wenn schon vorher die Mehrzahl der Richter und Statthalter glühten, wo wird nun nicht nur deren Wut erhöht, sondern auch die Milderen werden wie gedungene Fechter mit heftigen Drohungen gezwungen, unschuldiges Blut zu vergießen; schon sind auch die Scheiterhaufen an mehreren Orten entflammt. Nur ein Mittel gibt’s, das diese Verfolgungswut mildern könnte, nämlich, dass die Schweizer, die der gesunden, reinen evangelischen Lehre anhängen, sich als Fürbittende anbieten. Vielleicht wird in diesen Kriegswirren ihr Ansehen mehr vermögen als irgendetwas sonst. Weil ich fest davon überzeugt bin, dass Euch die Angelegenheit, wie es Eurer Frömmigkeit ziemt, am Herzen liegt, so unterlasse ich es, mehr zu sagen. Lebwohl, von Herzen verehrter Bruder. Grüße alle Kollegen und Freunde angelegentlich. Der Herr leite Euch mit seinem Geiste und behüte Euch mit seinem Schutze.

Lausanne [Nov. 1551].
Euer
Johannes Calvin.

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