Braitmichel, Kaspar - Aus der ältesten Chronik der hutterischen Brüder

Braitmichel, Kaspar - Aus der ältesten Chronik der hutterischen Brüder

Hinrichtung der Wiedertäufer in Schwäbisch Gmünd 1529

ANNO 1531. Ist Walser Mair / seins handtwerchs ein Bindter / vnd ein dienner des Euangelij / zu Wolspurg in Kärnnten / selb drit gefangen / vnd mit dem Schwert gerichtet worden / Haben also bestänndigclich die warhait mit Irem bluet bis inn todt bezeugt. Es ist auch ein Liedt von disem Walser Mair / das er gemacht hat / noch in der Gmain.

INN DISEM 1531. Jar / Ist Brueder Marthin Maler / ein dienner des Euangelij vnnd worts Gottes / selb sibender zu Schwäbischen Gmünden vmb des Glaubens Göttlicher warhait willen gefanngen worden / Vnnd nach vil hanndtierens / wenn sie ab wolten steen / so sollen sie vnbekümert zu Iren weib vnd kinden haimbgeen / Aber sie antworteten frölich Nain / sonder sie wolten willig sterben / ee sie abstüenden / Sie sein Nachmals zum todt verurtailet worden / als sie nahend ein Jar gefangen lagen.

Dem Brueder Marthin vnd seinen mitgefangnen ward die Vrgicht gelesen.

Man füeret sie vnder das Rathhauß / vnd las In etlich artickel Irer Vrgicht: Als man Inen den ersten Artickel gelesen / sprach Brueder Wolff Esslinger / Wie Ir vnns heut richtend / so wirt euch Gott richten / wenn Ir für sein angesicht komend / Welches wirt aber ein annders vnd ein ewigs gericht sein.

2. Do man Inen den anndern Artickel laaß / sprach Brueder Bamberger / Wie Ir vns heut erkennend / kombt Ir für das angesicht Gottes / Gott wirt euch auch wol erkennen.

3. Do man Inen den driten Artickel fürlaaß / saget Brueder Panj / Ir besudlet eure hendt mit vnserem bluet / Gott wirt euchs gwisslich nit schencken / sonder theur an euch ersuechen.

4. Alls man Inen den vierten Artickel laaß / sprach Brueder Melchior / Wir wöllen es heut mit vnserm bluet bezeugen / das diß warhait seÿ / darInnen wir steen.

5. Do man Inen den fünfften Artickel laaß / sprach abermals Brueder Wolff Esslinger / Stond ab vonn Eweren sünden vnnd vngerechtigkaiten / vnd thuend Bueß / so wirt euchs Gott nimer mer gedenncken.

Brueder Marthin thet ein gebeet.

Darnach füert man sie alle Siben mit glait vnd mit Trumen zur Richtstat auß / da beualch sich Brueder Marthin Gott seinem Herren / vnnd Sie allesammen / das er Inen ein säligs end Wöll verleihen / vnd seine Schäfflen widerumb versehenn.

Ein knab von 16. Jar vermanet das volck zur bues.

Da man sie auff den wasen oder Anger bracht / sprach der Müller knab / welcher vmb sechtzehen Jar alt war / zu dem vmbsteenden volck / das sÿ von Iren sünden absteen solten / vnd sich bekeren Zu Gott / denn es seÿ kein anderer weg gen himel / denn durch vnsern Herren Jesum Christ / der am Creütz gestorben seÿ / vnd vns erlöst hat.

Ein Edler bat den Knaben / verhieß Im sein lebenlang ein pfrüend er soll nur absteen.

Da man sie nun inn den Ring bracht / da Ritt ein edler Herr zu dem Knaben hinein in Ring / ermanet vnd bat In / Mein Son / stee ab von dem Irrthumb vnd widerrüeffs / erhalt dein Jungs leben / was Zeichst dich / Ich will dich mit mir haimb füeren / vnd will dich allzeit beÿ mir haben / Du solst dein lebenlang ein pfrüend vnd guet sach bej mir haben / Nur volg mir mein Son / Aber der Knab sprach / das wöll Schöne Antwort des Knaben.Gott nimermer / soll ich das Zeitlich leben erhalten / vnd Gott darumb verlassen / da thet ich übel dran / das thue ich nit / Dein guet kan weder dir noch mir helffen / Ich bin vil ains bessern warten / so ich bis ans ennd verharre. Ich will meinen geist Gott auffgeben / vnd Christo beuelhen / Auff das sein Bitters leiden / dz er am Creütz erduldet vnd eingenomen / an mir nit vergebens seÿ.

Marthin Maler selb sibend gerichtet zu Schwäbisch Gmünd.

Also haben Sie alle siben Gott vnd sein warheit redlich vnd fraidiglich bis in todt vnd bluet vergiessen bekenndt / Laut des liedts von Inen gemacht / so noch verhannden. Auch sonst schöne drej lieder / welche diser Marthin Maler gemacht / Sein in der Gmain.

Marthin Maler sagt man werd kein fromen mer über dise pruck füeren / vnd es geschach.

Diser Marthin / wie man In außfüeret über die Brucken / Saget er / Man wirt über dise Prucken kein frumen mer füeren. Vnnd es geschach / Stuend kurtz an / da kam ein solch groß vngewitter vnnd wasser / das war so vngestüem / stieß vnd risß die Prucken gar darnider / vnd füerets hinweck.

Ich hab mer als einmal gehört / auch mer denn von ainem / Als man sie tags gericht / seÿ Abents ein wannderer der stat zu geraiset / für den Richt Platz / Alda hat er siben Clarer liechter gesehen / als brunnen Siben klarer liechter auf der richtstat gebrunen / vnd ein lieblich gesanng darbej. sie / vnd dabey so ein holdselig schön vnd lieblich gesang / als so die engel sungen. Wie diser nun in die stat kumen / hat er gefragt / was man gemacht hab daussen / vnd was er gsehen vnd ghört hab / Als solches auffs Rathhauß komen / habens mit Im gehandlet / das er bewilligt zu schweigen vnd nit daruon zu sagen.

In allen ecken Teütscher landen die warheit mit bluet versiglet vnd bezeugt.

Also hat ein Menige Dienner vnd leerer der warhait / in kurtzer Zeit / im anfang / hin vnd wider / Inn allen ecken Teütscher lannden / Ir leer mit dem bluet versiglen müessen vnd bestäten.

Hinrichtung der Wiedertäufer in Schwäbisch Gmünd 1529 (Chronik der Hutterischen Brüder)

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