Anselm von Canterbury - Auf Septuagesimä.

Anselm von Canterbury - Auf Septuagesimä.

O Christenseele, Seele, die du erwecket bist von schwerem Tode, erlöstet und befreiet von elender Knechtschaft durch das Blut Gottes, mache dich auf und gedenke deiner Auferweckung, erwäge deine Erlösung und Befreiung. Ueberlege, wo und welches die Kraft deiner Erlösung ist, verweile in der Betrachtung derselben, ergötze dich in dem Nachdenken darüber, entschlage dich der Trägheit, thue deinem Herzen Gewalt an und richte deinen Sinn darauf; schmecke und siehe, wie freundlich dein Heiland ist, laß dich entzünden zur Liebe deines Erlösers. Sein Wort sei deinem Munde süßer denn Honig und Honigeim. Iß davon in Gedanken, ziehe daraus Nahrung im Erkennen, sättige dich daran in Liebe und Freude. Und dabei frohlocke, preise und jubele. Wo also und welches ist die Kraft deiner Erlösung? Es ist je gewißlich wahr, daß dich Christus auferwecket, daß er, der barmherzige Samariter, dich geheilet, er, der treue Freund, dich mit seinem Leben erlöstet und befreiet hat. Christi Kraft ist also die Kraft deiner Erlösung. Wo ist diese seine Kraft? „Glänze gingen von seinen Händen; daselbst war heimlich seine Macht.“ (Hab. 3, 4) Strahlen in seinen Händen: weil an die Arme des Kreuzes seine Hände geheftet sind. Welche Macht liegt aber verborgen in solcher Schwäche? Welche Hoheit in so großer Niedrigkeit? Welche Majestät in solcher Verachtung? O der verborgenen Macht, daß ein Mensch, der am Kreuze hängt, den ewigen Tod aufhebt, der das menschliche Geschlecht mit Schrecken und Angst plaget; daß ein Mensch, an das Holz geheftet, die Welt löset, die an den ewigen Tod geheftet war!

O der verhüllten Macht, daß ein Mensch, der mit Missethätern verurtheilt ist, die Menschen rettet, die mit den Teufeln verurtheilt sind; daß ein Mensch, der am Schandpfahle ausgespannt ist, Alles zu sich ziehet!

Oder geheimen Macht, daß eine einzige Seele, die in Marterqualen endet, unzählige der Hölle entreißt; daß ein Mensch den Tod des Leibes erleidet und den Tod der Seelen tödtet!

Warum, gnädigster Herr, liebreicher Heiland, allmächtiger Erlöser, warum hast du so große Macht mit so großer Demuth bedecket? Etwa um den Satan zu täuschen, der durch Täuschung den Menschen aus dem Paradiese vertrieb? Allein die Wahrheit täuscht gewißlich Keinen. Wer die Wahrheit nicht weiß, wer sie nicht glaubt, der täuscht sich selbst; wer die Wahrheit sieht und sie haßt oder verachtet, der täuscht sich selbst. Also die Wahrheit täuscht. Niemanden. Oder deshalb, daß der Teufel sich selbst täuschte? Aber, wie die Wahrheit keinen täuscht, so will sie auch nicht, daß sich Jemand täusche, ob man wohl sagt, sie thue es, wenn sie es zuläßt. Denn du hast nicht Menschengestalt angenommen, um dich zu umhüllen, sondern zu enthüllen. Wahrhaftiger Gott und wahrhaftiger Mensch hast du dich genannt und durch deine Werke erwiesen. Die Sache war an sich verborgen, nicht absichtlich verborgen; sie ist nicht so geschehen, damit sie verborgen würde, sondern daß sie in ihrer Ordnung vollbracht würde; nicht, um Jemand zu täuschen, sondern daß sie geschähe, wie es sich gebühret. Und wenn man sagt: verborgen, so heißt das nichts anderes, als: sie ist nicht Allen geoffenbaret. Denn wenn sich auch die Wahrheit nicht Allen entdeckt, so entziehet sie sich doch Niemandem. Darum, o Herr, weder um zu täuschen, noch daß Jemand sich täuschte, hast du es also gemacht, sondern um zu thun, was und wie es geschehen mußte, und in Allem bist du bestanden in der Wahrheit. Wer sich also in deiner Wahrheit täuschte, der mag nicht über dich klagen, sondern über seine eigene Unwahrheit.

Oder hatte der Teufel gerechte Sache wider Gott oder wider den Menschen, weshalb Gott wider ihn für den Menschen eher in solcher Gestalt al„ mit offenbarer Macht eintreten mußte, damit der Teufel, der den gerechten Menschen ungerechter Weise tödtete, die Macht verlöre, welche er über die Ungerechten hatte? Fürwahr, dem Teufel war weder Gott etwas schuldig, außer der Strafe, noch war der Mensch ihm etwas schuldig, außer der Wiedervergeltung, so daß, wie er sich von ihm durch die Sünde leicht besiegen ließ, er ihn besiegte bis zur Mühseligkeit des Todes, indem er die Gerechtigkeit vollkommen bewahrte. Aber auch das war der Mensch nur Gott schuldig. Denn er hat nicht wider den Teufel, sondern wider Gott gesündigt, und der Mensch gehörte nicht dem Teufel an, sondern der Mensch und der Teufel gehörten Gott an. Und daß der Teufel den Menschen quälte, das hat er nicht im Eifer der Gerechtigkeit, sondern der Bosheit, nicht auf Gottes Befehl, sondern aus Gottes Zulassung, indem nicht der Teufel, sondern Gottes Gerechtigkeit es forderte. Demnach war er kein Grund im Teufel, warum Gott wider ihn zur Erlösung des Menschen seine Macht hätte verbergen oder verschieben sollen. Oder war eine zwingende Nothwendigkeit vorhanden, daß der Allerhöchste sich also erniedrigte und der Allmächtige sich um solch ein Werk bemühete? Allein alle Nothwendigkeit und Unmöglichkeit it seinem Willen unterthänig. Was er will, das muß sein, und was er nicht will, das ist unmöglich. Durch seinen Willen allein, und weil sein Wille immer gut ist, durch seine Güte allein hat er dies gethan. Denn Gott bedurfte nicht, daß er den Menschen auf diese Weise erlöste, sondern die menschliche Natur bedurfte es, daß sie Gott eine solche Genugthuung leiste. Nicht Gott bedurfte s, daß er solche Mühe und Arbeit erlitt, sondern der Mensch bedurfte es, daß er so mit Gott versöhnt wurde. Nicht Gott hatte es nöthig, daß er sich so erniedrigte, wohl aber der Mensch, daß er so aus der Tiefe der Hölle herausgerissen wurde. Die göttliche Natur bedurfte weder, noch konnte sie sich erniedrigen oder sich abmühen. Das Alles mußte die menschliche Natur thun, um wieder dazu zurückgeführt zu werden, wozu sie geschaffen war; aber weder sie, noch irgend etwas, was Gott nicht war, konnte dazu genügen. Denn der Mensch tritt nur dann in seinen früheren Stand wieder ein, wenn er zur Aehnlichkeit der Engel, an denen keine Sünde ist, empor gehoben wird; dies ist unmöglich, wenn er nicht die Vergebung aller Sünden empfängt, die nur geschehen kann, wenn eine vollkommene Genugthuung vorhergegangen ist; diese Genugthuung muß also beschaffen sein, daß der Sünder oder einer für ihn Gott etwas von dem einigen gibt, was er nicht huldig ist, was Alles übertrifft und was nicht Gott ist. Denn wenn sündigen heißt: Gott die Ehre rauben, und der Mensch dies nicht thun darf, selbst wenn Alles, was Gott nicht ist, verderben müßte: so fordert gewißlich die unwandelbare Wahrheit und der ware Verstand, daß, wer sündigt, Gott für die geraubte Ehre Größeres zurückerstatte, als das ist, wofür er ihm die Ehre nicht rauben durfte. Nun besaß die menschliche Natur für sich allein das Größere nicht, und konnte ohne die schuldige Genugthuung nicht versöhnt werden. Da die Gerechtigkeit Gottes nicht zulassen konnte, daß die Sünde die Ordnung in seinem Reiche durchbreche so trat die Güte Gottes ins Mittel, und der Sohn Gottes nahm die menschliche Natur an, daß in seiner Person der Mensch Gott wäre. Er besaß nicht allein, was jedes Wesen übertraf, das nicht: Gott ist, sondern tilgte auch alle Schuld, welche die Sünder tilgen müssen, und zwar, da er für sich nichts schuldig war, für Andere, die nicht besaßen, was sie abzutragen hatten. Köstlicher nämlich als Alles, was nicht Gott ist, ist das Leben jenes Menschen (Christi); es übersteigt die ganze Schuld, welche die Sünder zur Genugthuung abzutragen haben. Denn wenn sein Tod die ganz Menge und Größe der Sünden übertrifft, die man sich denken kann, so ist es offenbar, daß sein Leben besser ist, als alle Sünden böse sind. Dies sein Leben gab jener Mann, da er nicht schuldiger Weise sterben mußte, sintemal er kein Sünder war, freiwillig vor ihm selber zur Ehre des Vaters; er ließ sein Leben um der Gerechtigkeit willen, um allen Andern ein Beispiel zu geben, wie sie die Gerechtigkeit Gottes nicht des Todes wegen verlassen dürften, den sie sonst doch aus Nothwendigkeit erleiden müssen. Er ertrug den Tod, deß er nicht schuldig war und dem er ohne Verletzung der Gerechtigkeit entgehen konnte, freiwillig um der Gerechtigkeit willen. Es gab also die menschliche Natur in jenem Menschen freiwillig und unverschuldet Gott, was Gottes war, um sich den Anderen als Lösegeld zu geben, das der Schuld wegen gefordert ward. In dem Allen ist die göttliche Natur nicht erniedrigt, sondern die menschliche erhöhen. jene ist nicht verringert, sondern diese aus Erbarmen unterstützt. Auch hat in jenem Menschen die menschliche Natur nichts aus irgend einer Nothwendigkeit gelitten, sondern allein aus freien Willen. Sie unterlag nicht irgend einem Zwange, sondern er duldete, was ihr im bösen Willen angethan ward, aus freier Güte zur Ehre Gottes und zum Heile der Menschen, löblich und barmherzig, ohne zwingenden Gehorsam, nach der Ordnung der alle mächtigen Weisheit. Denn kein Befehl des Vaters trieb den Sohn in den Tod; was dem Vater wohlgefiel und den Menschen zum Heile gereichte, das that er freiwillig. Der Vater konnte ihn nicht dazu zwingen, was er von ihm nicht fordern durfte; nur die hohe Ehre, die der Sohn aus freien Stücken ihm darbrachte, konnte dem Vater wohlgefallen. So leistete er also dem Vater freien Gehorsam, indem er das freiwillig thun wollte, was, wie er wußte, dem Vater gefiel. Endlich, weil der Vater ihm diesen guten Willen gab, der gleichwohl frei war, so sagt man mit Recht, daß er ihn wie einen Befehl des Vaters hinnahm. Also war der Sohn dem Vater gehorsam bis zum Tode. Und wie der Vater ihm das Gebot gegeben, so that er, und den Kelch, welchen der Vater ihm gegeben, trank er. Das ist vollkommener und ganz freier Gehorsam der menschlichen Natur, wenn sie ihren freien Willen dem Willen Gottes unterwirft, und wenn sie den empfangenen guten Willen ohn allen Zwang und Drang vollführet. So erlöste jener Mensch alle andern, indem er das, was er Gott freiwillig gab, für die Schuld rechnet, welche sie ihm abzutragen hatten. Durch dieses Lösegeld wird der Mensch nicht blos einmal von seiner Schuld befreiet, sondern so oft er in rechtschaffener Buße zurückkehrt, wird er wieder aufgenommen; diese Buße jedoch wird ihm, so er in der Sünde verharret, nicht verheißen. Und weil dies Lösegeld am Kreuze bezahlt worden ist, so hat unser Heiland uns am Kreuze erlöset. Wer würdig und wohlgeschickt sich zu dieser Gnade nahen will, der wird gerettet; wer sie aber verachtet, der wird mit Recht verdammt, weil er die Schuld, die er abzutragen hat, nicht tilget. Siehe, o Christenseele, das ist die Kraft deiner Errettung, der Grund deiner Freiheit, der Preis deiner Erlösung. Du warest gefangen, nun bist du erlöset; warest eine Sclavin, nun bist du befreiet; warest verbannt, nun bist du zurückgeführt; du warest verloren, nun bist du wiedergefunden; warest todt, nun bist du wieder auferweckt. Das sei deine Speise, o Mensch, und dein Trank und dein Gedanke, wenn dein Mund desselbigen Erlösers Fleisch und Blut empfängt. Das mache in diesem Leben zu deinem täglichen Brot, zu deiner Nahrung und Wegzehrung, weil du dadurch, ja dadurch allein in Christo bleiben wirst, und Christus in dir, und in dem zukünftigen Leben wird es deine vollkommene Freude und Wonne sein. Aber, o Herr, der du den Tod erduldet hat, damit ich lebte, wie sollte ich mich meiner Freiheit freuen, da sie nur von deinen Banden kommt? Wie mich meines Heiles rühmen, da es nur aus deinen Schmerzen kommt? Wie meines Lebens froh werden, da es nur von deinem Tode kommt? Oder will ich mich darum freuen, daß du gelitten hat, freuen der Grausamkeit derer, die dich mißhandelt? Hätten sie dir nicht also gehan, du hättest nicht gelitten, und hättest du nicht gelitten, so wäre es übel um mich bestellet. Aber fürwahr, die Bosheit deiner Feinde hätte nichts vermocht, wenn du es nicht freiwillig zuließest, und du hast nur gelitten, was du aus Liebe hat leiden wollen. Die Grausamkeit deiner Widersacher muß ich verfluchen, dir auf deinem Leidens- und Todesgange voll Mitleid nachfolgen; deinen gnädigen Willen dankbar lieben und ohne Sorgen über die Güter mit denen du mich gesegnet hat, frohlocken. Der halben, o Menschenkind, stelle jene Grausamkeit dem Gerichte Gottes anheim und erwäge, was du deinem Heilande schuldig bist. Bedenke, was du hattest, und was dir geworden ist, bedenke, welcher Liebe der werth sei, der so Großes an dir gethan. Betrachte deine Noth und seine Güte, siehe zu, wie du ihm Dank saget und wie viel du seiner Liebe schuldig seiest. Auf finsterem, schlüpfrigem Wege glittest du zur Wüste der Hölle hinab. Ein Bleigewicht hing an deinem Halse und zog dich in die Tiefe, eine unerträgliche Last drückte dich von oben, und unsichtbare Feinde stürmten mit aller Macht auf dich ein. Ganz von Hülfe verlassen sankest du, und merktest doch nichts, weil du also empfangen und geboren warest. O was hattest du da, und wohin trieb es dich? Erschrick bei dem Gedanken, erbebe bei der Erinnerung. O lieber Herr Jesu Christi, in solcher Lage bist du mir ohne mein Bitten und Weinen als leuchtende Sonne aufgegangen und hat mir gezeigt, wie elend ich war. Du hast das Bleigewicht hinweggenommen, das mich hinabzog; hat die Last entfernt, die auf mir lag; du hast meine Feinde in die Flucht geschlagen und dich für mich in den Kampf gestellt. Mit einem neuen Namen, mit deinem Namen hast du mich genannt, und da ich gebeugt vor dir stand, hast du mich aufgerichtet und gesagt: Sei getrost, ich habe dich erlöst, ich habe mein Leben für dich gelassen. Wenn du mir anhangest, soll dir kein Uebels begegnen, und sollst nicht fallen in die Tiefe, in die du hinabgleitest, sondern ich will dich in mein Reich aufnehmen und dich zum Erben Gottes, zu meinem Miterben machen. - Von da an hast du mich in deinen Schutz genommen, auf daß meiner Seele nichts schade wider ihren Willen. Und siehe, als ich dir noch nicht anhing, wie du mir gerathen, hast du dennoch mich nicht in die Hölle fallen lassen, sondern du wartest noch, daß ich dir anhange, und thuet, was du verheißen. Fürwahr, Herr, so war ich, und du hast Großes an mir gethan. Auf finsterem Wege ging ich, weil ich nichts, nicht einmal mich selbst kannte; auf schlüpfrigem Wege, weil ich schwach und gebrechlich war zum Fall in die Sünde; im Hinabgleiten zur Hölle, weil ich in den ersten Eltern von der Gerechtigkeit zur Ungerechtigkeit und dadurch in die Hölle hinabstieg, und von der Glückseligkeit zum zeitlichen Elend, aus welchem man in den ewigen Jammer stürzt. Das Gewicht der Erbsünde zog mich in die Tiefe, die unerträgliche Last des Gerichtes Gottes drückte mich, und meine Feinde, die bösen Geister stürmten heftig auf mich ein, so viel sie vermochten, um mich durch neue Sünden noch verdammlicher zu machen. Wie ich so aller Hülfe entblößt war, leuchtetest du über mich herein und zeigtest mir, wie elend ich war. Denn auch da, wo ich es noch nicht zu erkennen vermochte, hast du Andere, die es für mich erkennen sollten, und hernach mich selbst, ehe denn ich darum bat, dies Alles gelehret. Das Bleigewicht, das mich hinabzog, und die Last, die mich drückte, und die Feinde, die auf mich einstürmten, du hast sie zurückgetrieben; die Sünde, in der ich empfangen und geboren war, und ihre Verdammniß hast du hinweggenommen und die bösen Geister verhindert, meiner Seele Gewalt zu thun. Christ hast du mich nennen lassen nach deinem Namen, wodurch ich mich bekenne und du mich erkennt als deinen Erlösten und mich aufgerichtet und erhoben hat zu deiner Erkenntniß und Liebe; du hast mich das Heil meiner Seele offen lassen, für welche du dein Leben dahingegegeben, und mir, wenn ich dir nachfolge, deine Herrlichkeit verheißen. Und siehe, da ich dir noch nicht nachfolge, wie du mir gerathen, sondern überdies viele Sünden gethan habe, welche du verboten: so wartest du noch, daß ich dir nachfolge und du mir schenkest, was du verheißen hat. Meine Seele betrachte, mein Gemüth erwäge, wie viel ihm mein ganzes Wesen schuldig ist, Fürwahr, Herr, weil du mich geschaffen und erlöstet hat, und so Herrliches verheißest, bin ich ganz und gar dein Schuldner, ja deiner Liebe schulde ich mehr, als mich selbst, da du größer bist, als ich, für den du dich dahin gegeben und dem du dich selbst verheißest. Laß mich, o Herr, durch die Liebe schmecken, was ich schmecke durch die Erkenntniß, laß mich empfinden im Gemüthe, was ich wahrnehme durch die Erkenntniß; mehr bin ich dir schuldig, als mich selbst, aber ich habe weder mehr, noch kann ich selbst dies aus mir selbst ganz eben. Ziehe mich, o Herr, zu deiner Liebe ganz und gar. Alles, was ich bin, ist seinem Ursprunge nach dein, mach es ganz dein eigen durch die Liebe. Siehe, mein Herz ist vor dir und unter windet sich, aber es vermag nichts aus eigener Kraft, schaffe du, was ich nicht vermag. Laß mich eingehen in die Wohnung deiner Liebe, ich bitte, ich suche, ich klopfe an. Der du mich bitten lässest, laß mich auch nehmen; der du das Suchen gibt, gib auch das Finden; der du das Anklopfen lehrest, thue auf dem Anklopfendem. Wem gibst du, wenn du von dem Bitten den dich abwendet? Wer findet, wenn der Suchende vergeblich sich bemühet? Wem thust du auf, wenn du dem Anklopfenden verschließest? Was gibst du dem, der nicht bittet, wenn du deine Liebe dem Bittenden versagt? Von dir habe ich das Verlangen, von dir möge ich auch das Erlangen haben. Hange an ihm, meine Seele, mit unablässigem Begehren. Lieber Herr, verstoße sie nicht; sie ist matt geworden vor Hunger nach deiner Liebe, erquicke sie; sättige sie mit deiner Liebe, nähre sie mit deiner Güte, erfülle sie mit deinem Erbarmen; nimm mich ganz in deine Liebesarme auf, denn du bist mit dem Vater und dem heiligen Geiste allein Gott, hochgelobet von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/a/anselm_von_canterbury/anselm-septuagesimae.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain