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Althamer, Andreas - Catechismus

Althamer, Andreas - Catechismus

Frag und Antwort der Kinder.

Fr. Was bist du?
A. Ich bin ein Christenmensch und Kind Gottes.

Fr. Woher weist du das?
A. Aus dem weiß ichs, daß ich dem Wort Gottes glaub, und auch getauft bin in dem Namen Christi.

Fr. Was glaubst du?
A. Ich glaub an Gott den Vater, allmächtigen Schöpfers Himmels und der Erden. Und an Jesum Christum, seinen einigen Sohn, unsern Herrn, der empfangen ist vom heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontio Pilato, gekreuziget, gestorben und begraben, niedergefahren zu der Hölle, am dritten Tag auferstanden von den Todten, aufgefahren gen Himmel, sitzend zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters, von dannen er künftig ist zu richten die Lebendigen und die Todten. Ich glaub an den heiligen Geist, eine heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben.

Von den Artikeln des christlichen Glaubens.

Fr. Was verstehst du bei solcher Bekenntniß deines Glaubens und was heißt: Ich glaube an Gott Vater allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erde?
A. Es heißt: Ich setz meines Herzens Vertrauen und Zuversicht allein in den allmächtigen, lebendigen Gott, der aller Dinge mächtig ist, der aller Gläubigen Vater ist, der Himmel und Erde erschaffen hat, erhält und regiert; ich verlaß mich mit meinem Herzen auf keine Creatur, Werk noch Verdienst, Gott der Herr ist allein meine Hilf, Trost und Seligkeit.

Fr. Was heißt denn: ich glaube an Jesum Christum, seinen einigen Sohn, unsern Herrn?
A. Es heißt: ich verlaß mich auch mit ganzem Herzen auf den einigen ewigen natürlichen Sohn Gottes, der des Vaters Weisheit und Wort ist, durch den der Vater alle Dinge geschaffen hat und gubernirt, der mit dem Vater eins und gleicher Gott und Herr ist.

Fr. Was heißt denn das nachfolgende, der empfangen ist von dem heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria?
A. Ich glaube, daß derselbige unser Herr Jesus Christus nicht aus Fleisch und Blut empfangen sei, wie die Adamskinder, sondern aus dem heiligen Geist, wie durch den Engel Gabriel zuvor versprochen war, und im Glauben desselbigen Worts und der Verheißung Gottes ward sie schwanger, gebor unsern Messias und Heiland als reine Jungfrau aus der allmächtigen Kraft Gottes des himmlischen Vaters ohne Zuthun aller Menschen.

Fr. Was ist denn, daß man spricht: gelitten unter Pontio Pilato, gekreuzigt, gestorben und begraben?
A. Wir wären allzumal ewiglich verloren, wo Christus nicht für uns gestorben wär. ER ist von unsertwegen Mensch geworden, für uns hat er gelitten, für unsre Sünde ist er gestorben, unsre Schuld hat er bezahlt und mit seinem Blut uns erlöset vom ewigen Tod, ist von unsretwegen in die Hölle gestiegen, hat gelitten und empfunden die Schmerzen des Todes, ist begraben als ein Todter, alles uns zu gut.

Fr. Was heißt: er ist wiederum erstanden am dritten Tag?
A. Er hat den Tod gewaltiglich aus eigener göttlicher Kraft überwunden, und beweiset mit seiner herrlichen Auferstehung, daß er ein Herr sey des Lebens und des Todes, und wahrer Sohn Gottes.

Fr. Was verstehst du bei dem Artikel: er ist aufgefahren gen Himmel, sitzt zu der Rechten Gottes des allmächtigen Vaters?
A. Er hat mit dieser seiner Auffahrt der Welt geoffenbart seine herrliche Gottheit, daß er gewaltig sey im Himmel und auf Erden, alle Ding ihm unterworfen, nicht minder sey denn der Vater, gleicher Ehren, Glorie, Herrlichkeit, Gewalt und Macht, denn das heißt zur Rechten Gottes sitzen.

Fr. Was heißt: von dannen er zukünftig ist zu richten die Lebendigen und die Todten?
A. Eben der Christus, in was Herrlichkeit er hinauf ist gefahren und sitzt in gleichem Gewalt und Regiment mit seinem himmlischen Vater, also wird er auch wiederum erscheinen am End der Welt, zu richten Lebendige und Todte, Gläubige und Ungläubige, Heiden und Juden und alle Völker der Erde.

Fr. Was heißt: ich glaub an den heiligen Geist?
A. Es heißt: Ich glaub und verlaß mich auf den heiligen Geist, der Gottes Kraft ist, und mit dem Vater und Sohn ein Gott, der uns erleuchtet, tröstet, lehret und stärket, das ist, der Gottes Wort und Werk in uns lebendig und kräftig macht, der uns in Trübsal Noth und Angst beiwohnet und tröstet.

Fr. Was heißt du: die christliche Kirche und Gemeinschaft der Heiligen?
A. Ich glaube, daß derselbige Geist Gottes alle auserwählte Kinder Gottes in einen Glauben und Gemeine durch die Predigt des Worts Gottes hab gebracht, und dieselbigen Kinder Gottes heißen die christlich Kirch, davon Grund und Fundament ist Christus mit seinem Wort, die sind ein lebendiger Tempel Gottes, in denen der Herr selbst wohnet und ist ihr Vater, Herr, Bräutigam und Haupt, darum sie Gemeinschaft haben an allen seinen Gütern, sind seine Erben und Miterben Christi, darum heißen sie die Gemeinschaft der Heiligen, da alle Güter Gottes ihnen nach Gottes Zusagen gemein sind.

Fr. Was heißt: Vergebung der Sünden?
A. Es heißt, daß wir alle durch Jesum Christum, so wir an ihn glauben, Vergebung unserer Sünden haben, welcher Ablaß uns durchs Evangelium verheißen und verkündet wird, und kommt nit aus Geld oder unsrem Verdienst, sondern aus Gnaden und Barmherzigkeit Gottes in Christo uns versprochen. Darum wer mit festem Glauben dem Evangelio anhangt, der hat Vergebung aller seiner Sünden.

Fr. Was heißt Auferstehung des Fleisches?
A. Ich glaub, daß ich eben mit dem Leib, den ich hie trag, der jetzt sterblich ist, am jüngsten Tag werd wiederum erweckt durch Gottes Stimme, wie Christus zuvor erstanden ist von den Todten.

Fr. Was ist denn: und ein ewiges Leben?
A. Ich glaub und weiß aus göttlicher Schrift, daß nach diesem elenden vergänglichen Leben ist ein herrlich, seligs, ewiges Leben, welches alle Glaubigen und Auserwählten Gottes mit Christo werden seliglich besitzen in Ewigkeit.

Von den zehen Geboten

Fr. Was soll ein glaubiger Mensch thun?
A. Er soll Recht thun und das Unrecht lassen.

Fr. Was ist denn Recht und Unrecht?
A. Recht ist, was Gott recht und gut heißet, aber unrecht und sünde ist, was Gott verbeut, und das findet man nirgends besser, denn in den zehen Geboten Gottes.

Fr. Welches sind die zehen Gebote?
A. Das erste: Du sollt nit fremde Götter haben.

Fr. Was sind fremde Götter?
A. Alles, darauf man sich verläßt und verhofft dadurch fromm und selig zu werden, außerhalb dem einigen Gott, es seyen Heilige, gute Werke oder andere Creatur.

Fr. Was heißet denn: Du sollt nit fremde Götter haben?
A. Du sollt glauben an einen Gott.

Fr. Was ists: du sollt glauben an einen Gott?
A. Du sollt deine einige Hoffnung und Vertrauen allein in Gott setzen, ihn von ganzem Herzen lieben, fürchten, suchen und vor Augen haben. - Mangelt dir etwas an Leib oder Seel, so sollt du allein zu ihm Zuflucht haben, ihn anrufen, Hülfe, Trost und Seligkeit bei ihm suchen, denn er spricht selbst: Ich bin der Herr dein Gott.

Fr. Wie heißet das andere Gebot?
A. Du sollt den Namen des Herrn deines Gottes nit vergeblich führen.

Fr. Was heißt: du sollt den Namen des Herrn deines Gottes nit vergeblich führen?
A. Du sollt den Namen Gottes nit misbrauchen, nichts wider Gottes Namen, Wort und Befehl fürnehmen, lehren oder anrichten, nit unchristlich und ärgerlich leben aus Leichtfertigkeit, böser Gewohnheit, und freventlich nit schwören, sondern ein frommes, ehrbares, stilles Leben führen, Gottes Namen in allen Nöthen anrufen, denselbigen in Glück und Unglück bekennen und loben, denn Gott wird den nit für unschuldig halten, der seinen Namen vergeblich führet.

Fr. Welches ist das dritte Gebot?

A. Du sollt den Sabbath oder Feiertag heiligen.

Fr. Was heißt: du sollt den Feiertag heiligen?
A. Du sollt von allen fleischlichen und sündlichen Werken feiern und ruhen, nichts von dir selbst anfahen, sondern Gott den Herrn in dir lassen wirken, seinem Wort gehorchen, ihm dienen - das ist der rechte geistliche Feiertag des Christenvolks.

Fr. Wie heißt das vierte Gebot?
A. Du sollt deinen Vater und deine Mutter ehren.

Fr. Was heißt: du sollt deinen Vater und deine Mutter ehren?
A. Du sollt wissen, daß Vater und Mutter dir von Gott gegeben sind, und derhalben sollt du ihnen Zucht und Ehre erzeigen, ihnen folgen, unterthänig, willig und gehorsam seyn, ihnen liebes und Gutes thun, wie sie dir gethan haben, sie nähren und für sie im Alter sorgen, so wird dir Gott dein Leben fristen.

Fr. Wie heißt das fünfte Gebot?
A. Du sollt nit tödten.

Fr. Was heißt: du sollt nit tödten?
A. Du sollt nit zürnen, noch Rache begehren, keinen Neid und Haß tragen, niemand verachten, noch übel nachreden, niemand weder mit Rath noch That erwürgen, sondern friedlich und freundlich mit jedermann seyn.

Fr. Wie heißt das sechste Gebot?
A. Du sollt nit ehebrechen.

Fr. Was heißt: du sollt nit ehebrechen?
A. Du sollt kein schandbar, unzüchtig Wort, Zeichen, Gebehrde noch Werk üben, von aller Unreinigkeit dich enthalten, keusch in allen Dingen seyn.

Fr. Wie heißt das siebente Gebot?
A. Du sollt nit stehlen.

Fr. Was heißt: Du sollt nit stehlen?
A. Du sollt Niemand das Seine nehmen, noch vervortheilen im Handel mit falschem Maaß, Ellen, Gewicht und allem, damit dein Nächster übernommen mag werden, dich des Deinen begnügen lassen. Gott kann dich wohl ohne deines Nächsten Schaden ernähren.

Fr. Wie heißt das achte Gebot?
A. Du sollt nit falsches Zeugniß geben.

Fr. Was heißt: du sollt nit falsches Zeugniß geben?
A. Du sollt die lautere Wahrheit reden und nit lügen wider deinen Nächsten, weder vor Gericht, noch sonst.

Fr. Welches ist das neunte Gebot?
A. Du sollt nit begehren deines Nächsten Haus.

Fr. Was heißt: du sollt nit begehren deines Nächsten Haus?
A. Du sollt nit geizig seyn und einem jeglichen gönnen, was ihm Gott gönnet, über eines andern Glück nit Verdruß haben, deines Glücks dich begnügen lassen.

Fr. Wie heißt das zehente Gebot?
A. Du sollt nit begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh oder was sein ist.

Fr. Was heißt: du sollt nit begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh oder was sein ist?
A. Du sollt nit unreine Begierde und Lüste haben gegen eines Andern Weib, und dir ein eigen Gemahl nehmen und derselben dich begnügen lassen.

Fr. Mag auch der Mensch die Gebote Gottes von ihm selbst aus eignem Vermögen halten?
A. Der Mensch vermag nichts ohne Gottes Hülfe.

Fr. Wie soll ihm aber der Mensch thun?
A. Er muß zuvor fromm und ein guter Baum werden, denn der ersten Geburt halber von Adam her sind wir arme Sünder, Kinder des Zorns, ein böser Baum, und vermögen aus uns selber nichts, denn unrecht thun.

Fr. Wie wird man aber fromm?
A. Gott macht allein fromm und gerecht, wenn der Mensch das Evangelion von Christo höret und glaubt an ihn, so machet ihn derselbe Glaube fromm und gerecht.

Fr. Wie gehet das zu?
A. Jesus Christus, der wahrhaftige Sohn Gottes ist allein der Biedermann auf Erden, durch den wir fromm werden, er ist unsre Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligung und Seligkeit, von seiner Fülle empfahen wir alle die Gerechtigkeit; wer sich auf ihn verläßt mit ganzem Herzen und festem Glauben, der wird auch fromm.

Fr. Was heißt glauben?
A. Glauben an Gott heißt vertrauen, und mit Herz, Sinn und Muth sich auf Gott verlassen, seinem Wort steif anhangen und daran nicht zweifeln, all sein Datum und Zuversicht auf Gott stellen, und der Glaub ist nichts anders denn eine Zuversicht auf Gottes Verheißung.

Fr. Worauf stehet und gründet sich der Glaube?
A. Er gründet und verläßt sich allein auf Gottes Wort und ohne dasselbige kann der Glaube in Nöthen nicht bestehen. Christus Jesus und sein Wort ist das Fundament und der Fels, darauf der Glaub stehet.

Fr. Kommt aber der Glaub allwegen aus dem gehörten Gotteswort?
A. Der gemeinen Ordnung nach kommt der Glaub allein aus dem Gehör oder Predigt des Worts Gottes, wie Paulus, Röm. 10., meldet, durch Mitwirkung der Gnade Gottes.

Fr. Wie erlangt man aber die Gnade Gottes?
A. Mit dem emsigen Gebet durch unsern Herrn JEsum Christum, denn er hat selber gesagt: Was ihr den Vater bittet in meinem Namen, das wird er euch gewißlich geben.

Fr. Wie soll man beten und was ist das recht Gebet?
A. Ich weiß kein besseres Gebet, denn das unser Meister und Seligmacher selbst gelehret hat.

Fr. Wie heißt es?

Von dem Vater unser.

A. Vater unser, der du bist im Himmel. Geheiliget werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf Erden. Unser täglich Brod gib uns heut. Und vergib uns unsre Schulden, als wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung. Sondern erlöse uns von dem Uebel. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit, Amen.

Fr. Was begehrt man im Vater unser?
A. Das Vater unser hat sieben Bitten nacheinander.

Fr. Was ist: Vater unser, der du bist im Himmel? Ists auch ein Gebet?
A. Nein, es ist nur ein Lob und Titel Gottes, damit wir bekennen, daß der allmächtig Gott unser Vater sei und wir seine lieben Kinder; Er im Himmel himmlisch in Freude und Ehren, ohne all Trübsal, Schmerzen, Leid und Sterblichkeit; wir auf Erden irdisch in Leid und Schmerzen, mit Widerwärtigkeit, Elend und Jammer umgeben und sterblich.

Fr. Was bittet man denn im ersten Stück, so man spricht: Geheiliget werde dein Name?
A. Wir bitten, daß der Name Gottes nicht geschändet und gelästert werd durch falsch Lehr und Predigt, oder durch unser sündlich böses Leben, sondern daß wir heilig werden und ein frommes christliches Leben führen, seinen Namen loben und preisen in all unserm Thun und Lassen.

Fr. Was bittet man in dem andern Stück, so man spricht: dein Reich komme?
A. Wir begehren, daß uns Gott seinen Geist geb, und setze uns aus dem Reich der Finsterniß in das Reich des Lichtes, sein heiliges Wesen offenbare und einen rechten festen beständigen Glauben an ihn, daß er uns regiere und bei uns wohne und nimmer verlasse.

Fr. Was begehrt man im dritten, so man betet: Dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf Erden?
A. Dieweil das Fleisch immer das seine sucht und strebt wider Gott, so bitten wir, daß Gott mit uns mache nach seinem Wohlgefallen, und daß wir seinen Willen thun hier auf Erden, wie alle Engel im Himmel seinen göttlichen Willen erfüllen und daß wir nicht erfunden werden ungehorsame Kinder, die seinem Wort und Willen widerstreben.

Fr. Was ist denn das für eine Bitte, so wir zu vierten sprechen: Unser täglich Brot gieb uns heut?
A. Wir bitten um zeitliche Nahrung; wie wir zuvor um geistliche Güter, um sein Reich und Willen gebeten haben, so bitten wir hie um alle leibliche Nothdurft, daß uns Gott unser Vater versorgen wolle mit unsrer täglichen Nahrung, Essen und Trinken, Kleider und weß wir bedürfen. Wir bitten auch für unser Obrigkeit, daß wir im Frieden unser Brod genießen.

Fr. Was heißt denn das fünfte? Und vergib uns unsre Schulden, als wir vergeben unsern Schuldigern?
A. Wir bitten, daß Gott unser Vater uns alle unsre Sünde, Missethat und Uebertretung wolle vergeben, denn wir in Sünden empfangen und geboren für und für Gottes Zorn mit unsrem sündlichen Leben verdienen, daß er die nit strafe nach seiner Strenge, sondern aus Barmherzigkeit nachlasse, schenke und verzeihe, wie wir auch mit Willen unsern Nächsten nachlassen, vergeben und schenken alles, womit sie uns beleidiget haben.

Fr. Was betet man im sechsten, so man spricht: führe uns nicht in Versuchung?
A. Wir bitten, daß Gott dem Teufel nit Gewalt über uns geb, daß er uns in Versuchung, Irrthum, Unglauben, Verzweiflung führe und darin versinken laß, sondern gnädiglich uns beistehe und halte, daß wir im Glauben verharren bis an das End.

Was ist denn das siebente für ein Bitt: Sondern erlöse uns von dem Uebel?
A. Wir bitten, daß uns Gott unser Vater barmherziglich woll erledigen von allem Schaden und Unglück, geistlich und zeitlich, fürnehmlich vor dem bösen leidigen Teufel, der uns Tag und Nacht nachstellet und ein Bösewicht ist, ja ein Brunn alles Bösen und Uebels.

Fr. Was ist denn der Zusatz: Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit, Amen?
A. Es ist ein kurze Summa und Begriff des ganzen Gebets. Denn das Reich heißet: du bist der recht Herr, König und Kaiser, und wir sind dein Volk, unter deinem Scepter und Gewalt. Darnach: Dein ist die Kraft. heißet, Du bist gewaltig und mächtig, vermagst uns zu helfen, schützen und schirmen und zu geben deinen Kindern, warum sie dich bitten. Aber: dein ist die Herrlichkeit ist so viel gesagt, als: du bist allein der Herr und sind dir Erde und Himmel unterworfen, dir gehört allein das Lob und Preist von nun an bis in Ewigkeit. Amen heißt: das geschehe oder werde wahr.

Von dem Gesetz und Evangelio

Vom Gesetz

Fr. Was ist das Gesetz?
A. Es ist Gottes Gebot, darin der Herr uns das Böse verbeut und fordert Gutes von uns; oder ist ein göttlicher Spiegel uns Sündern gegeben, daß wir uns darin besehen und erkennen, was wir für Leut seien, und was wir für Mangel haben.

Fr. Macht auch das Gesetz fromm und selig?
A. So wenig der Spiegel den Menschen schön und rein machet, so wenig macht auch das Gesetz fromm und selig; denn es fordert wohl die Gerechtigkeit von uns, aber es gibt und reicht nit das Vermögen.

Fr. Warum hat denn Gott das Gesetz oder Gebot gegeben, so es nit gerecht macht?
A. Daß es uns anzeige unsre Schwachheit, Nichtigkeit, Sünde, Laster und Vermaledeiung, daß wir uns selbst wohl erkennen, wie nichts Guts in uns sei, und wir ohn alle Gerechtigkeit und Frömmigkeit ganz entweihet sind.

Fr. Was hilft denn die Erkenntniß des Gesetzes und der Sünden? Macht sie mich fromm und rein von Sünden?
A. Nein, sie reiniget auch nit; gibt aber Ursach, daß ich zu Christo, dem Herrn schrei und lauf um Hülfe, daß er mich auch fromm und gerecht mache. Der Spiegel waschet und reiniget keinem das unsaubere Angesicht, aber er gibt einem Ursach, daß er Reinigung beim Wasser oder anderswo suche. Also dringet auch das Gesetz und Erkenntniß meiner Sünden auf Christum als zu dem Arzt und Brunnen alles Heils und Gerechtigkeit, der nimmt die Sünde hinweg und nicht das Gesetz oder meine Werke. Denn Christus ist uns gemacht von Gott zur Weisheit und zur Gerechtigkeit, und zur Heiligung und zur Erlösung. Das Gesetz ist unser Zuchtmeister auf Christum.

Fr. Hat aber das Gesetz sonst kein Amt?
A. Ja, es dräuet uns den Fluch und den Tod, wehret der Hand und hält uns bei bürgerlicher Zucht und Frieden, daß wir Niemand beschädigen, aus Furcht der Straf und Pein.

Vom Evangelio.

Fr. Was ist denn das Evangelion?
A. Es ist eine Kraft Gottes, die da selig macht alle, die daran glauben. Es verheißt uns einen gnädigen Gott, verkündet uns Vergebung der Sünde und das ewige Leben in Christo dem Herrn.

Fr. Macht aber das Evangelion Fromm und selig?
A. Ja es verspricht uns alle Güter Gottes, daß Christus unser eigen sei, für unsre Sünde gestorben und um unsrer Gerechtigkeit willen wiederum auferstanden. Haben wir Christum, so haben wir Vergebung der Sünden, Gerechtigkeit und ewigen Segen.

Fr. Wie wird Gottes Gerechtigkeit unser?
A. Durch das Evangelion und die Sacramente der Taufe des Leibs und Bluts Christi; denn in diesen wird's uns angeboten und mitgetheilt.

Von der Taufe.

Fr. Was ist die Taufe?
A. Sie ist ein Bad der Wiedergeburt und eine Eintauchung in's Wasser von Christo eingesetzt.

Fr. Wozu ist sie nütz?
A. Daß wir wissen, daß wir Christo eingeleibt und eingepflanzet sind und haben Vergebung der Sünden, daß Gott unser gütiger Vater sein wolle, und wir seine lieben Kinder.

Woraus weißt du das?
A. Aus dem Wort des Herrn, der da spricht: Gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohns und des heiligen Geists, wer glaubt und getauft wird, der wird selig. In diesen Worten sehe ich, daß mir die Taufe vonnöthen und nützlich ist, von wegen Gottes Einsetzung, Wort und Zusage.

Fr. Was gehört zu einer rechten Taufe?
A. Erstlich gehört des Herrn Wort dazu, da er die Taufe einsetzt, daß ich weiß, daß die Taufe ihm wohlgefällt, und er sie selbst bestätigt hat.

Fr. Was gehört mehr dazu?
A. Auf das Wort der Einsetzung und Verheißungen Gottes gehört ein fester, unwankelmüthiger Glaube und Vertrauen, daß ich die Verheißungen in's Herz fasse und mich darauf verlasse.

Fr. Gehört zu der Verheißung und Glauben nichts mehr?
A. Darnach so empfahe ich die Taufe des Wassers als ein Siegel der Gerechtigkeit nach seinem Befehl, in dem Glauben und Vertrauen, und zweifel nit, Gott gebe mir, was er versprochen hat.

Fr. So höre ich, daß drei Ding zu der Taufe gehören, nämlich das Wort Gottes, der Glaube und das äußerlich Empfahen oder Zeichen?
A. Zu einem jeglichen Sacrament gehören diese drei Stück. Am ersten Gottes Einsetzung, Wort oder Verheißen, darauf gehört das äußerlich Werk oder Zeichen, und zum dritten der Glaub, der fasset das Wort und das Werk zusammen.

Fr. Ist auch die Taufe nützlich ohne die zwei, Wort und Glauben?
A. Nein, es heißt auch kein Taufe, es hab denn die drei Stück bei einander und mag keins von dem andern geschieden sein. Sacrament ohne Wort und Glauben sind kein nütz. Und das ist eine rechte Taufe, wo Wort, Glauben und Wasser zusammen werden verfasset, wie sie Christus zusammensetzt.

Fr. Wem soll man die Taufe mittheilen?
A. Allen, die in Gottes Reich gehören. Denn ein Diener Gottes kann sie Niemand mit Fug und Recht abschlagen, denn allein denen, die öffentlich mit der That dem Wort Gottes widerstehen.

Von der Kindertaufe.

Fr. Mag man auch die Kinder taufen, dieweil sie weder Vernunft noch Glauben haben?
A. Die Kinder gehören gleich als wohl unter das Volk Gottes, als die Alten, ihnen ist das Reich der Himmel als wohl verheißen, als den Alten, so kann Gott ihnen als wohl den Glauben geben, als den Alten; dieweil der Glaub eine Gabe Gottes ist, darum kann man ihnen die Taufe mit keinem Recht abschlagen.

Fr. Woraus weißt du das?
A. Christus schließet die Kinder nit aus vom Himmelreich, sondern heißet sie zu ihm bringen. Darum können wir ihnen die Taufe auch nit wehren. Und im Gesetz mußte man die Kinder beschneiden. Dieweil nun die Taufe an der Beschneidung Statt kommen ist, wie aus dem Paulo, Col. 2,11., erlernt wird, so gehört die Taufe den Kindern ebensowohl, als den Alten. Gehören sie unter die Verheißung Gottes, so soll man ihnen auch das äußerliche Werk nicht abschlagen.

Fr. Was ist's denn vonnöthen, daß man's mit teutscher Sprach thut?
A. Es geschieht darum, daß die Gevattern und andere Zuhörer können verstehen den trefflichen Handel und Werk Gottes, und also mit dem Priester Gott den Vater ernstlich anrufen, flehen und bitten dem Kind um einen wahrhaftigen, beständigen Glauben, daß Gott beseligen und begnaden woll mit seinem göttlichen Geist, daß ein frommer Christ aus ihm werden möge.

Fr. Könnte solches Gebet nit auch geschehen, wenn man gleich lateinisch taufet?
A. Paulus will, daß man in der Gemeine Gottes mit gemeiner Sprach handle, das jedermann verstehe. So nützet und dienet teutsche Sprach uns Teutschen viel mehr, denn ein andere fremde Sprach, die wir nit verstehen. So ist noch ein andere Ursach auch vorhanden.

Fr. Was ist dieselbige Ursach?
A. Daß die anderen Christen ihrer Taufe erinnert werden und gedenken Gottes Bunds und Zusagen und was sie Gott ihrem Herrn in der Taufe gelobt haben, daß sie dem Teufel und seinem Wesen widersagt haben und der Sünde nit mehr wollen dienen, sondern der Gerechtigkeit. Solchen Bund und Gelübde sollen sie Gott halten, und stetigs der Sünde, Welt, Tod, Teufel, Höll Widerstand thun, dem Fleisch sein Zaum und Muthwillen nit zu lang lassen, sondern unter Gottes Gehorsam führen. Und dieweil man das Evangelion mit teutscher Sprache predigt, ist es billig, daß man auch die Sacramente in derselbigen Sprach austheile und handle, denn es gehört das Evangelion zu den Sacramenten.

Fr. Was heißest du die Sacramente?
A. Dem gemeinen Brauch nach heißen wir Christen Sacrament ein Zeichen oder Siegel göttlicher Verheissung, bei dem uns Vergebung der Sünd und Gottes Gnade versprochen ist. Die Taufe ist ein Sacrament darum, daß Christus Vergebung der Sünden bei solchem äußerlichem Werk zusagt, so man's im Glauben empfahet.

Von dem Sacrament des Leibs und Bluts Christi.

Wiewohl wir nicht lehren, daß die Kinder zu dem Sacrament sollen gehen, bis sie sich selbst probiren können und den Leib des Herrn unterscheiden, nach der Lehre Pauli 1 Korinth. 11., so wollen wir dennoch von dem Sacrament ein wenig setzen, der einfältigen Priester und Laien halber, daß sie auch einen Unterricht haben.

Fr. Was ist denn das Sacrament des Leibs und Bluts Christi?
A. Es ist ein heilsames Abendmahl, dazu uns arme Sünder Christus berufet und lädt, und gibt uns seinen Leib und Blut zu essen und zu trinken.

Fr. Wer gehört zu dem Abendmahl Christi?
A. Alle, die zu dem Evangelio gehören; denn in dem Evangelio wird verkündigt Vergebung der Sünde insgemein, aber in dem Sacrament empfahet ein jeglicher Christ für sich selbst. Denn so ich empfahe den Leib und das Blut Christi, bekenn ich damit, daß ich deren einer bin, für die Christus an dem Kreuz gestorben sei, daß seine Gerechtigkeit mein sei und ich der Erben einer, dem er sein heiliges ewiges Testament beschieden hat.

Fr. Welches sind die beschiedenen Güter, oder das Testament?
A. Er hat allen Glaubigen verheißen Vergebung der Sünde und das ewige Leben. Deß zu einem Siegel und wahrer Bestätigung gibt er seinen Leib zur Speise und sein Blut zu einem Trank, wie denn seine eigene Wort in dem Abendmahl ausweisen.

Fr. Wie lauten seine Wort?
A. Unser Herr Jesus in der Nacht, da er verrathen ward, nahm er das Brot, dankte und brach's und gab' seinen Jüngern und sprach: Nehmet hin, esset, das ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Solches thut zu meinem Gedächtniß.
Desselben gleichen nahm er auch den Kelch nach dem Abendmahl, dankte und gab ihnen den und sprach: Nehmet hin und trinket alle daraus. Dieser Kelch ist das neue Testament in meinem Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Solches thut, so oft ihrs trinkt, zu meinem Gedächtnis.
Hier hören wir, daß er seinen Leib in Brod darreicht zu essen und sein Blut im Kelch gibt zu trinken.

Fr. Was soll man mehr thun bei diesem Abendmahl?
A. Man soll den Leib Christi essen und das Blut trinken zu seinem Gedächtniß.

Fr. Was ist denn sein Gedächtniß?
A. Paulus sagt's zu den Korinthern: So oft ihr von diesem Brod esset und von diesem Kelch trinket, sollt ihr des Herrn Tod verkündigen, bis daß er kommt. Das Gedächtniß aber ist, daß wir zuerst die Größe unserer Sünde und Missethat erkennen, die kein Mensch hat können versöhnen; wir waren alle verflucht, daß Gottes Sohn selbst für uns mußte leiden und von dem Fluch uns erretten, die Schuld bezahlen. Darnach sollen wir gedenken der unaussprechlichen Güter, die wir durch Christum haben empfangen, die sollen wir predigen, preisen und verkündigen, daß Gott allzeit die Ehre hab von nun an bis in Ewigkeit.

Fr. Was gehört mehr dazu?
A. Glaub und Liebe, daß ich durch den Glauben auf Gott und sein Wort sehe, und mit der Liebe dem Nächsten diene, helfe, rathe und verzeihe, wie mir Gott geholfen und verziehen hat.

Fr. Glaubst du auch, daß Christi Leib und Blut in dem Abendmahl gegessen und getrunken werde?
A. Ich glaub wahrhaftig, daß das Brot sei der Leib Christi; und der Kelch das Blut Christi, nach der Einsetzung und den Worten des Herrn, die er selbst redet: Nehmet und esset, das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; nehmet und trinket alle daraus, das ist mein Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Meine oder eines andern Menschen Wort vermögen's nit, daß Christi Leib und Blut in dem Abendmahl des Herrn vorhanden sind, sondern sein Wort und Befehl.

Fr. Soll man aber das Sacrament in einer oder zweier Gestalt empfahen?
A. Menschen Testament hält man fest und unverrückt, viel billiger soll man des Herrn Jesu Christi Testament lassen gehen, wie er es beschieden hat. Er hat beide Gestalt befohlen, darum soll man beide empfahen, oder gar müßig stehn. Gottes Wort soll bleiben, und von keinem Menschen verändert werden.

Fr. Was soll man nach dem Abendmahl thun?
A. Man soll Gott dankbar sein und sich vor Sünden hüten, dem Nächsten dienen durch Lieb und also mit der That beweisen, daß wir Christen und Erben des ewigen Lebens seien. Das verleihe uns Gott!

Amen.

Quelle: Hartmann, Julius - Aelteste katechetische Denkmale der evangelischen Kirche

Sprachlich modernisierte Fassung unter Althamer, Andreas – Katechismus

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