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Johannes, Kapitel 6

Johannes, Kapitel 6

6:1 Darnach fuhr Jesus weg über das Meer an der Stadt Tiberias in Galiläa.

6:2 Und es zog ihm viel Volks nach, darum daß sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat.

6:3 Jesus aber ging hinauf auf einen Berg und setzte sich daselbst mit seinen Jüngern.

6:4 Es war aber nahe Ostern, der Juden Fest.

6:5 Da hob Jesus seine Augen auf und sieht, daß viel Volks zu ihm kommt, und spricht zu Philippus: Wo kaufen wir Brot, daß diese essen?

6:6 (Das sagte er aber, ihn zu versuchen; denn er wußte wohl, was er tun wollte.)

6:7 Philippus antwortete ihm: Für zweihundert Groschen Brot ist nicht genug unter sie, daß ein jeglicher unter ihnen ein wenig nehme.

6:8 Spricht zu ihm einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus:

6:9 Es ist ein Knabe hier, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; aber was ist das unter so viele?

6:10 Jesus aber sprach: Schaffet, daß sich das Volk lagert. Es war aber viel Gras an dem Ort. Da lagerten sich bei fünftausend Mann.

6:11 Jesus aber nahm die Brote, dankte und gab sie den Jüngern, die Jünger aber denen, die sich gelagert hatten; desgleichen auch von den Fischen, wieviel sie wollten.

6:12 Da sie aber satt waren, sprach er zu seinen Jüngern: Sammelt die übrigen Brocken, daß nichts umkommt.

6:13 Da sammelten sie und füllten zwölf Körbe mit Brocken von den fünf Gerstenbroten, die übrig blieben denen, die gespeist worden.

6:14 Da nun die Menschen das Zeichen sahen, das Jesus tat, sprachen sie: Das ist wahrlich der Prophet, der in die Welt kommen soll.

6:15 Da Jesus nun merkte, daß sie kommen würden und ihn haschen, daß sie ihn zum König machten, entwich er abermals auf den Berg, er selbst allein.1); 2); 3)

6:16 Am Abend aber gingen die Jünger hinab an das Meer

6:17 und traten in das Schiff und kamen über das Meer gen Kapernaum. Und es war schon finster geworden, und Jesus war nicht zu ihnen gekommen.

6:18 Und das Meer erhob sich von einem großen Winde.

6:19 Da sie nun gerudert hatten bei fünfundzwanzig oder dreißig Feld Wegs, sahen sie Jesum auf dem Meere dahergehen und nahe zum Schiff kommen; und sie fürchteten sich.

6:20 Er aber sprach zu ihnen: Ich bin's; fürchtet euch nicht!4)

6:21 Da wollten sie ihn in das Schiff nehmen; und alsbald war das Schiff am Lande, da sie hin fuhren.

6:22 Des anderen Tages sah das Volk, das diesseit des Meeres stand, daß kein anderes Schiff daselbst war denn das eine, darin seine Jünger getreten waren, und daß Jesus nicht mit seinen Jüngern in das Schiff getreten war, sondern allein seine Jünger waren weggefahren.

6:23 Es kamen aber andere Schiffe von Tiberias nahe zur Stätte, da sie das Brot gegessen hatten durch des HERRN Danksagung.

6:24 Da nun das Volk sah, daß Jesus nicht da war noch seine Jünger, traten sie auch in Schiffe und kamen gen Kapernaum und suchten Jesum.

6:25 Und da sie ihn fanden jenseit des Meeres, sprachen sie zu ihm: Rabbi, wann bist du hergekommen?

6:26 Jesus antwortete ihnen und sprach: Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Ihr suchet mich nicht darum, daß ihr Zeichen gesehen habt, sondern daß ihr von dem Brot gegessen habt und seid satt geworden.

6:27 Wirket Speise, nicht, die vergänglich ist, sondern die da bleibt in das ewige Leben, welche euch des Menschen Sohn geben wird; denn den hat Gott der Vater versiegelt.5)

6:28 Da sprachen sie zu ihm: Was sollen wir tun, daß wir Gottes Werke wirken?

6:29 Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Das ist Gottes Werk, daß ihr an den glaubt, den er gesandt hat.6)
DIe Welt / wenn sie wil from und selig sein / schreiet aus der Vernunfft / one Gottes wort / Gute werck / gute werck / Und erdichtet jr selbs gute werck / Gottes und Heiligen dienst / Ablas / Orden / Regeln / damit sie gnug thue fur die sunde / Gottes gnade erwerbe / und das ewige Leben verdiene.
Richtet also an / nicht gute werck oder Gottesdienste / sondern eitel Abgötterey. Denn solchen Werckheiligen sagt Christus nicht alleine / Frustra colunt me &c. Sondern auch / Discedite a me omnes, qu operamini iniquitatem, Id est, uos idolatrae, non Dei cultores, ut finxistis &c.
Aber an diese Gottes werck / oder gute werck wil niemand / da wir gleuben sollen an den son Gottes / welchen der Vater uns gesand und gegeben hat. Niemand wil an den Man / der da heisset Jhesus Christus / durch welchen alles geschaffen ist / durch welchs Blut der verlorn Mensch erlöset ist / One welchen keine seligkeit ist / one welchen kein gut werck fur Gott ist.
Darumb da die Capernaiten / wie die gantze Welt / sprechen/ Was sollen wir thun / das wir Gottes werck wircken? Antwort Jhesus / Das ist Gottes werck / das ir an Den gleubet / den Er gesand hat.
Da weiset euch hin mein Vater mit dem Euangelio / da weiset euch hin die gantze heilige Schrifft / Da kriegt jr den heiligen Geist. da werdet jr kinder Gottes / gute Beume / das jr könnet gute Früchte bringen / das ist / Gotte gehorsame Kinder werden / zuthun gute werck / die Gott in seinen zehen Geboten uns befohlen hat / One das wird nichts draus etc. (Johannes Bugenhagen)

6:30 Da sprachen sie zu ihm: Was tust du denn für ein Zeichen, auf daß wir sehen und glauben dir? Was wirkst du?

6:31 Unsere Väter haben Manna gegessen in der Wüste, wie geschrieben steht: „Er gab ihnen Brot vom Himmel zu essen.“

6:32 Da sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Mose hat euch nicht das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das rechte Brot vom Himmel.

6:33 Denn dies ist das Brot Gottes, das vom Himmel kommt und gibt der Welt das Leben.

6:34 Da sprachen sie zu ihm: HERR, gib uns allewege solch Brot.

6:35 Jesus aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.7)
Wir müssen der Sprache gewohnen. Droben hat er gesagt: Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern. Was ist aber, zu Christo kommen? Es ist, an Christum glauben. Nun spricht er: Was mir der Vater gibt, das kommt zu mir.
Von diesem Text wäre viel zu sagen, wer es könnte thun, und lautet gleich, als sagte der Herr, erstlich: Ihr seid diejenigen, die mich sehen und hören, und dennoch mir nicht glauben, derohalben seid ihr nicht der Haufe, den mir der Vater gibt. Zeiget damit an, daß sie nicht allein vor ihm absolviret und fremde sein, sondern auch vor seinem Vater, verstösset und verwirft sie gar vom Evangelio. Und daß sie es nicht in den Wind schlagen möchte, als wäre es ein gering Ding, wenn sie nicht an ihn glaubten, oder ihn höreten, so saget er allhier: Es gilt so viel, daß, wer mich nicht höret, der höret auch nicht den Vater.
Zum andern, so ist de Text für diejenigen sehr tröstlich, so fromm und gläubig sind, wie er denn auch erschrecklich ist den Gottlosen, da er erstlich den Juden saget: Es soll gleichwol um euretwillen diese Predigt nicht untüchtig und ohne Frucht bleiben; so ihr nicht wollet, so wird ein andrer wollen; glaubet ihr nicht, so glaubet ein andrer. Ihr Weisen und Klugen kommt nicht zu mir, denn ihr wisset einen bessern Weg, denn ich euch zeigen könne; aber es ist noch ein Häuflein da, als arme, betrübte und erschrockene Gewissen, welches Häuflein, so zu mir kommt und mein Wort annimmt, das an mich glaubet, das da isset mein Fleisch und trinket mein Blut, wird leben ewiglich; und die heissen diejenigen, so mir der Vater gibt. Es heißt: zu mir kommen; mit menschlicher Vernunft wird mein Wort nicht begriffen; wie wir das in der Heyden und philosophischen Büchern und Lehren sehen, daß sie Gott nach der Vernunft ausgerechnet haben, und von Gott gleich als von Menschen geredet; wie das Cicero und Homerus gethan haben, mahlen Gott ab, wie einen Menschen. also redet ein Rottengeist auch von Gott, wie er es gerne hätte, wie es der Vernunft wohl gefällt, dem muß Gottes Wort auch also lauten; aber Gott gedenkt nicht, wie wir Menschen gedenken, oder wie es unserer Vernunft wohl gefällt. Und wird allhier von Christo nicht gesaget: Alles, was mir die Vernunft und die klugen, weisen Leute der Welt zuführen, das kommt zu mir. O nein, sondern es bleibt aussen. Die Vernunft thut es nicht; Reichthum und menschliche Weisheit, und alles was nicht Gott ist, das hindert, und ist keine Förderung zu der Kunst, zu diesem Brod und geistlichen Mahlzeit, da wir die Speise und das Brod des Lebens essen. Gott muß es allein thun. Was die Leute thun, wie leicht es scheinet, ist alles eine grosse Hinderung. Und kommt ein hochgelehrter, erfahrener, kluger Mensch dazu: so fället er mit seiner Vernunft flugs drein, will es meistern, ärgert und stösset sich denn am Evangelio. Denn es sind nicht solche Leute, die da Gott lehren kann; aber Christus will Schüler haben, die da einfältig sind, so sich demüthigen, und dem Worte Gottes anhangen und zufallen, und sich lehren lassen. Wenn sie es hören, so urtheilen und meistern sie die Lehre nicht, sondern lassen sich vom göttlichen Wort reformiren, meistern und lehren, und fallen dazu.
Davon könnte man nun viel sagen; denn es ist eine tröstliche Rede denen, die da fühlen und wissen, daß sie zu Christo kommen sollen, daß sie sagen und schliessen können: Nun weiß ich, daß ich dem Herrn Christo vom Vater gegeben sei. Wer das nun glauben kann, daß er sei ein Stück, das zu Christo soll kommen, der hat Trost davon; denn er fühlet, daß sein Wort ihm von Herzen gefällt, und will darüber auch lassen alles, was er hat, und kann sprechen: Ich bin der geschenkten einer, die zu Christo kommen sollen.
Dieses Kommen aber ist nicht leiblich, daß einer in den Himmel und über die Wolken klettern wollte. Es geschiehet auch das Kommen nicht mit Händen und Füssen, sondern das Herz kommt zu Gott durch den Glauben. Wenn du sein Wort hörest, und es dir gefällt, daß du dich daran hängest. da gehet das Herz zu ihm, da issest du denn diese speise, da ist denn der Glaube eine Gabe und Gnade Gottes; es ist nicht eine menschliche Kraft, noch unser werk. Daher sagt St. Paulus, 2 Thess. 3,2.: Non omnium est fides. Und zu den Ephesern Cap. 2,8.9.: Die donum est, non ex operibus etc. ne quis glorietur. Also will er allhier auch sagen, was der Vater nicht zeucht, das kommt nicht zu mir, niemand kann mich hören, der Vater gibt es ihm denn; denen hochmüthigen, klugen, hochgelehrten, weisen Leuten und scharfen Köpfen, die viel reden, und wissen zu richten und meistern, denen wird es gesagt. Nimm es nicht in Sinn, so kraus sollst du nicht sein, daß du mit deiner Vernunft herzu kommen solltest, du wirst Christum nicht meistern, deine Hoffarth und Hochmuth wird allhier verworfen.
Also gedachten auch die Juden: Da stehet und prediget Christus, wir könnten es noch wohl besser, denn er; meinten, sie wollten ohne seine Predigt wohl kommen zu der Speise und Brod des Lebens. Aber Christus will also sagen: Ich will den Riegel vor die Thür stecken, daß ihr nicht dahin kommen sollt; nicht daß ich euch nicht gerne haben wollte, sondern daß ihr auf einem andern Wege umher gehen müsset, wollet ihr zu Christo kommen und diesen Trank und Speise erlangen; denn eure Vernunft und Weisheit thuts nicht. Sollt ihr aber zu mir kommen, so muß euch der Vater mir geben. Und ihr werdet mir nichts geben, oder euren Kräften darinn der Vater mir euch sollte geben.
Ihr sollt mit eurem grossen Verstande und Klugheit nicht zu mir kommen; denn da bringet ihr euch selber, und dürftet des Vaters ganz und gar nichts. Es ist dieselbige Weisheit in der Welt der leidige Teufel, und gehöret in Abgrund der Hölle, daß ich Gott gerne lehren wollte, wie er die Welt regieren sollte. Denn, bringest du dich selber, so darf dich der Vater nicht bringen. Aber es sind verdrüßliche Leute, die auf ihren Kopf bleiben und Gott meistern wollen. Wenn sie nur eine Predigt gehöret haben und nur das Neue Testament einmal angesehen: so meynen sie, sie können es alsbald alles und wollen sich selbst herzuführen, sie dürfen keines Predigers. Aber wenn die letzten Züge und Streckbein kommen, so wirst du es wohl lernen, was das Wort sey: Alles, was mir der Vater gibt, und mir denn grossen Dank wissen, und eigentlich sehen, ob dein Schnorrkopf oder Kunst dich hinzugetragen habe, und ob du von dir kommst zu mir, oder nicht.
In Summa, er will sagen: die Juden fragen nichts darnach, achten mich auch nichts; und ich frage wieder nichts nach ihnen. Ich wollte euch die Speise und den Trank gerne geben, so wollt ihr nicht; so lasset es, ich will euer auch nicht. Ihr seyd nicht hungrig oder durstig, arm und unheilig: darum, so bleibet reich, gelehrt, heilig, sicher, weise und klug, die alles meistern wollen; ihr werdet es wohl finden im Auskehricht. Mein Häuflein, das mir der Vater gibt, die ihnen selbst nicht wissen zu helfen, und lassen sich lehren und tragen, hören das Wort, lernens und können der Speise nicht satt werden, noch ihren Durst löschen, und es ihnen ein Ernst ist: dieselben bleiben hungrig und durstig, wissen nichts von ihrer Gerechtigkeit, und leiden, daß der Heilige Geist in ihnen wirke, und sie durch seine Kraft zurichte, daß sie zu mir gezogen werden, und der Vater gibt ihnen auch den H. Geist, daß das Wort kräftig in ihnen sey; denn sei stehen nicht auf ihrer Heiligkeit, und bauen nicht auf ihre Weisheit. (Martin Luther)

6:36 Aber ich habe es euch gesagt, daß ihr mich gesehen habt, und glaubet doch nicht.

6:37 Alles, was mir mein Vater gibt, das kommt zu mir; und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.
Gibt es ein Beispiel davon, daß unser Herr einen Kommenden weggestoßen hat? Wenn es ein solches gibt, so möchten wir es wissen; aber es hat keins gegeben, und es wird nie eins gebe. Unter den verlornen Seelen in der Hölle ist keine, die sagen kann: „Ich ging zu Jesus, und Er wies mich ab.“ Es ist nicht möglich, daß du oder ich der erste sein könnte, dem Jesus sein Wort bräche. Laßt uns keinen so dunklen Verdacht hegen.
Gesetzt, wir gingen jetzt zu Jesu in betreff der heutigen Übel. Dessen können wir gewiß sein - Er wird uns nicht das Gehör verweigern und wird uns nicht hinausstoßen. Diejenigen von uns, die oft dagewesen, und die, welche noch nie dahin gegangen - laßt uns zusammen gehen und wir werden sehen, daß Er die Tür seiner Gnade vor keinem von uns verschließen wird.
„Dieser nimmt die Sünder an,“ aber Er weist keinen ab. Wir kommen in Schwachheit und Sünde zu Ihm, mit zitterndem Glauben und wenig Kenntnis und geringer Hoffnung; aber Er stößt uns nicht hinaus. Wir kommen im Gebet, und dies Gebet ein gebrochenes; mit Bekenntnis, und dies Bekenntnis fehlerhaft; mit Lob, und dies Lob viel zu gering für Sein Verdienst; aber dennoch nimmt Er uns an. Wir kommen krank, unrein, schwach und wertlos; aber Er verstößt uns in keinerlei Weise. Laßt uns heute wiederum kommen zu Ihm, der uns niemals hinausstößt. (Charles Haddon Spurgeon)


Dieser Ausspruch schließt die Lehre von der Gnadenwahl ein: Es sind etliche, die der Vater Christo gegeben hat. Er enthält auch die Lehre von der kräftigen Wirkung der göttlichen Berufung: Wer Christo gegeben ist, kommt zu Ihm; wie sehr sie auch wider den Stachel löcken mögen, so werden sie dennoch aus der Finsternis zu Gottes wunderbarem Licht gebracht. Er lehrt uns die unerlässliche Notwendigkeit das Glaubens, denn auch die, welche Christus gegeben sind, werden nicht anders selig als dadurch, dass sie zu Jesus kommen. Ach! welch eine Macht und Majestät liegt in den Worten: „Das kommt zu mir.“
Der Herr sagt nicht, sie hätten Macht zu kommen, noch sie könnten kommen, wenn es ihnen so gefalle, sondern einfach und bestimmt: „das kommt zu mir.“ Der Herr Jesus nötigt durch seine Botschafter, sein heiliges Wort und seinen Heiligen Geist die Menschen freundlich und gnädig, hereinzukommen, und das hochzeitliche Mahl mit Ihm zu halten; und das bewirkt Er, ohne dem freien Entschluss des Menschen irgend Gewalt anzutun, allein durch die unwiderstehliche Macht seiner Gnade. Ich kann über eines andern Willen einen mächtigen Einfluss ausüben, und doch kann dabei des andern Wille sich vollkommen frei entschließen, weil der Einfluss den Gesetzen des menschlichen Gemüts entsprechend ausgeübt wird. Jehovah Jesus weiß, wie unwiderstehliche Beweisgründe, die der Vernunft entgegengehalten werden, wie mächtige Vorstellungen, die auf unsre Gemütsbestimmung einwirken, und vor allem, wie der geheimnisvolle Einfluss seines Heiligen Geistes, der alle Kräfte und Fähigkeiten unsrer Seele in Tätigkeit setzt, den ganzen Menschen in den Gehorsam gefangen nehmen, so dass er, der einst widerspenstig war, sich seiner Leitung nun willig hingibt, getrieben von der unumschränkten Macht der Liebe. Woran aber sollen wir die Auserwählten Gottes erkennen? Daran, dass sie willig und freudig den Herrn Jesum Christum annehmen, und mit einfältigem und aufrichtigem Glauben zu Ihm kommen und sich ganz allein an Ihn anklammern, als an ihr Heil und ihr Verlangen. Liebe Seele, bist auch du mit dieser Gesinnung zu Jesu gekommen? (Charles Haddon Spurgeon)


Es ist der Gültigkeitsdauer dieser Verheißung keine Grenze gesetzt. Es heißt nicht etwa bloß: „Ich will einen Sünder, der das erste Mal zu mir kommt, nicht hinausstoßen,“ sondern fest und bestimmt: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.“ Im Urtext heißt es: „Den werde ich nicht, gar nicht hinausstoßen,“ oder „den werde ich nie, nie hinausstoßen.“ Die Stelle will sagen, dass Christus einen Gläubigen das erste Mal nicht hinausstößt, und wie Er es das erste Mal nicht tut, so will Er es bis zuletzt nicht tun. Wenn aber der Gläubige wieder sündigt, nachdem er gekommen ist, wie dann? „Und ob jemand sündiget, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesum Christum, der gerecht ist.“ Aber denkt einmal, ein Gläubiger weiche wieder ab? „So will ich ihr Abtreten wieder heilen, gern will ich sie lieben; dann soll mein Zorn sich von ihnen wenden.“ Aber die Gläubigen können der Versuchung unterliegen? „Gott ist getreu, der euch nicht lässt versuchen über euer Vermögen, sondern macht, dass die Versuchung so ein Ende gewinne, dass ihr es könnet ertragen.“ Aber der Gläubige kann in Sünden fallen, wie einst David? Wohl, aber Er entsündigt mich mit Ysop, dass ich rein werde; Er wäscht mich, dass ich schneeweiß werde; „ich will sie reinigen von aller Missetat.“
„Gottlob! dass Dein unschätzbar‘ Blut
An unsern Seelen Wunder tut.“
„Ich gebe meinen Schafen,“ spricht Er, „das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie mir aus meiner Hand reißen.“ Was sprichst du hierzu, mein armes, schwaches, zitterndes Gemüt? Ist das nicht eine köstliche Gnade, dass, wenn du zu Christo kommst, du nicht einen solchen findest, der dir eine kleine Weile Gutes tut, und dich dann wieder an deine Arbeit gehen heißt; sondern Er nimmt dich auf und macht dich zu seiner Braut, und du sollst sein bleiben in alle Ewigkeit. Empfange nicht abermals den knechtischen Geist der Furcht, sondern den Geist der Kindschaft, durch den du ausrufen kannst: „Abba, lieber Vater!“ Ach, welche Gnade ist doch in diesen Worten enthalten: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.“ (Charles Haddon Spurgeon)


In dem Spruch ist Dreierlei gesagt oder angedeutet, erstlich, daß, wer zum Heiland komme, Ihm vom Vater gegeben sei, sodann daß der, den der Vater liebe, auch wirklich komme, und endlich, daß der Heiland keinen der Art hinausstoße.
Besehen wir das Erste, so kann also nicht Jedermann zum Heiland kommen, sondern nur, den der Vater giebt. (Joh. 6,44). Der Vater muß es sein, der dazu treibt. Der natürliche Mensch, der rein alles mit seinen natürlichen Sinnen und Seinem natürlichen Verstande begreifen will, bekommt keinen Geschmack, daß ich so sage, am Heiland. Darum bleiben in der Regel die Klugen uns Weisen weg, wie der Heiland selber sagt, weil die nur mit ihrer natürlichen Weisheit und Klngheit dran gehen, wenn sie aufmerksam werden, und dann den Kopf schütteln. Sind sie aber etwa schon innerhalb der Gemeine durch Geburt, wie bei uns, so können sie's nicht lassen, das alles wegzudisputiren, was ihre Vernunft nicht faßt, und dann der Welt begreiflich machen zu wollen, man müsse das Christentnm ganz anders auffassen, als es herkömmlich gewöhnlich sei. Diese Leute alle erscheinen vorerst nicht als vom Vater dem Sohne gegeben; es ist kein Zug Gottes in ihnen zum Sohne. Warum das ? können wir nicht weiter untersuchen. Sie mögen eben den Zug, den ihnen der Vater gehen wollte, nicht annehmen, weil sie in selbstischer Weise widerstehen. . So kommt der Zug gar nicht an sie; und die Folge davon ist, daß sie ferne vom Heiland bleiben.
Das Zweite, was unser Spruch sagt, ist, daß Alles was der Vater dem Sohne gebe, auch wirklich zu Diesem komme. Denn es heißt. „Alles, was Mir der Vater giebt, das kommt zu Mir.“ Das ist ein tröstliches Wort. Der Zug des Vaters, wenn auch längere Zeit verdeckt, ist zuletzt so stark, daß Keiner, der ihn hat, zurückbleibt. Wenn wir nun freilich auf unsere Zeit hinsehen, so könnten wir fast sagen, der Vater gebe doch nur wenige Seelen Seinem Sohne, weil so Wenige zu Ihm kommen. Wie das ist, können wir wiederum nicht recht sagen. Aber gewiß ist, daß doch unendlich mehr Leute müssen vom Vater dem Sohne gegeben sein, als man vor Augen steht. Es ist für so viele an unsern Zuständen etwas, was ihr wirkliches Kommen zum Heilande verhindert, auch wenn der Zug da ist. Letzterer kann auch möglicherweise vorerst nur in seinem Keime da sein, da man dann Geduld haben und warten muß. Bei vielen wirds noch auf dem Sterbebette offenbar. Jedenfalls haben wir im Wort des HErrn den Trost, daß einmal auch nicht Eine Seele im Reiche Gottes fehlen darf, die, obwohl sie den Verborgenen Zug hatte, nicht eingebracht wäre. Deswegen warten wir noch auf große Erweckungen und Bekehrungen durch eine neue Ausgießung des heiligen Geistes, damit das Gegebene noch komme. Darum verzieht auch scheinbar der HErr, damit ja kein Gegebenes verloren gehe, wenn Er zu schnell käme, wie uns Petrus belehrt (2Petr.3,9). Halten wir's als einen Trost fest, daß der Heiland kein Gegebenes, am Zug zum Sohne erkenntlich, zurücklasse. Denn bei Gott sind alle Dinge möglich, insbesondere auch das Seligmachen derer, bei welchen es vor Menschen Augen nicht möglich ist (Matth. Joh.6,27).
Endlich lesen wir die tröstlichen Worte, daß der Heiland Keinen, der zu Ihm komme, hinausstoße. Denken wir uns allerlei Menschen, die dem Hause Gottes zulaufen, darunter auch manche verkommene, häßliche, arge Leute. Sie kommen etwa bis vor die Türe. Der Hausherr aber erschrickt nicht, und sagt nicht: „Bleibet ihr weg! Jaget sie fort!“ schickt auch nicht, daß ich so sage, die Hunde nach ihnen, um sie fortzutreiben; sondern wer vor die Türe kommt, wie er auch aussehen und wer er auch sein mag, zu dem sagt Er: „Komm nur herein!“ - wenn Er ihn auch einstweilen, daß ich so sage, in ein Nebenstübchen tun muß, bis er gesäubert ist. Herein darf und muß, wer herein will; denn der Vater giebt ihn. Es wird Keinem im Geringsten durch einen Blick oder eine Miene zu erkennen gegeben, daß er fortbleiben könne. So steht's da. „Wer zu Mir kommt,“ sagt der HErr, „den werde Ich nicht hinausstoßen.“ Darum wenn du dich scheust und denkst: „Wie kann ich kommen, der ich bin, wie ich bin?“ - sorge nicht; für das, daß es recht wird, wird der Heiland schon sorgen. Er weiß dich unter die Erlösten und Auserwählten zu bringen. Darum zage Keines, und komme nur, wenn auch mit Scham, doch mit kindlichem Vertrauen. Wage zu hoffen und zu glauben, daß der, welcher der Heiland der Sünder geworden ist, auch dich nicht verschmäht, wenn du nur kommst. (Christoph Blumhardt)


Auf die Frage: In welchen Menschen wird Jesus siegen? antworten wir: Er wird siegen in denen, welche Ihm der Vater gegeben hat und die jetzt zu Ihm kommen, weil sie den Ruf zum ewigen Leben gehört und angenommen haben. Gott hat ein Werk in mir! Wie dankbar macht diese wichtige Erkenntnis! Von den ersten Anfängen jedoch bis zur bewussten Inwohnung Christi erfordert es weitaus bei den meisten viel Zeit, manche Durchbrüche und nicht selten heftige Kämpfe. Es ist, als ob der Herr Sein Land auch erst Schritt für Schritt erkämpfen und einnehmen müsste. Aber nicht bei allen geht es langsam. Aus dem ersten Kapitel des ersten Thessalonicherbriefes ersehen wir, dass der Gnade Werk auch sehr rasch vorwärtsgehen kann. O, wie köstlich ist es, wenn Jesus in einem Menschen einen vollständigen und schnellen Sieg zu feiern vermag! Er, der das gute Werk in uns angefangen hat, ist allmächtig. Wie aber stellen wir uns zu Ihm? Von dem hängt eben sehr viel ab. Des Evangeliums Siegeslauf nahm bei den Galatern einen ganz anderen Verlauf als bei den Thessalonichern. Bekehre dich von Anfang an recht gründlich, lass dich reinigen von allen Sünden, scheide dich völlig von der „Welt“, lass dich bekleiden mit dem fleckenreinen, schneeweißen Gewand der Gerechtigkeit Christi, trage mit Ehren Seine Schmach und wandle in der Freude des Heiligen Geistes. Dann kannst auch du auf den Herrn warten, und Er kann Sein Bild mehr und mehr in dir ausgestalten. Seine Liebe flößt auch dir Vertrauen ein. Wenn du kommst, nimmt Er dich mit Freuden auf. Ihm sei die Ehre! (Markus Hauser)


Eine jede mühselige und beladene Seele komme getrost und mit aller Zuversicht zu ihrem Heilande, denn er hat selbst gesagt: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken. Mit dieser Einladung dringe sie durch alle Bedenklichkeiten und Zweifel hindurch und lasse sich durch nichts, was in ihr, an ihr und außer ihr ist, zurückhalten und aufhalten, zu Christo zu kommen; denn er ladet ja grade die Mühseligen und Beladenen, und zwar alle Mühseligen und Beladenen zu sich ein, und verheißt ihnen allen Erquickung. Sollte er aber etwas reden und nicht thun, sollte er etwas sagen und nicht halten? Sollte er zu Schanden werden lassen, die ihm vertrauen? Sollte er einen, der auf sein Wort zu ihm kommt, hinausstoßen? Nein, gewiß nicht. Höre nur, was er Joh. 6, 37. sagt: „Alles, was mir mein Vater giebt, das kommt zu mir; und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.“ Es ist des Vaters Gnade und Gabe, daß Christus Jesus gekommen ist in die Welt, die Sünder selig zu machen. Aber eben so ist es des Vaters Gnade und Gabe, wenn jemand zu Christo kommt, um sich von ihm selig machen zu lassen. Darum spricht er Joh. 6, 44: „Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, daß ihn ziehe der Vater, der mich gesandt hat.“ Der Zug des Vaters zum Sohne, oder daß sich das Herz zu Christo hingezogen fühlt, ist eine Wirkung des heiligen Geistes durch das Evangelium. Denn niemand kann Jesum einen Herrn heißen, ohne durch den heiligen Geist. Darum glauben wir auch, daß wir nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesum Christum, unsern Herrn, glauben oder zu ihm kommen können, sondern der heilige Geist hat uns durch's Evangelium berufen, mit seinen Gaben erleuchtet, im rechten Glauben geheiligt und erhalten. Wer nun das Evangelium höret und lernet, und fühlet sich zu Christo hingezogen, den giebt der Vater dem Sohne. Und wer nun also zu Christo kommt, den wird er nicht hinausstoßen. Einen solchen sieht der Herr Jesus an als einen ihm vom Vater zur Seligmachung Uebergebenen und Ueberwiesenen, an dem er seines himmlischen Vaters Willen und Wohlgefallen vollführen soll, den er nicht hinausstoßen kann, ohne sich selbst zu verläugnen und seinem eigenen Worte zu widersprechen, da er bezeugt: „Das ist meine Speise, daß ich thue den Willen deß, der mich gesandt hat, und Vollende sein Werk.“ O Herr Jesu, ich fühle mich mühselig und beladen, aber ich habe durch das Evangelium dich kennen gelernt als den Heiland aller Sünder, ich glaube, daß du bist, der du bist, und komme zu dir. Siehe, du hast auch mich eingeladen, und mein Herz hält dir vor dein Wort; so erquicke mich, wie du verheißen hast. Du wirst mich nicht hinausstoßen und beschämt stehen lassen, denn dein himmlischer Vater hat mich zu dir gezogen, hat mich zu dir gewiesen und dir übergeben, als dem, der da selig machen kann. Was meine mühselige und beladene Seele von dir begehrt, dessen bin ich zwar nicht werth; aber siehe an deines Vaters Willen und Wohlgefallen, und vollende auch an mir sein Werk. Du kannst es und willst es und wirst es, daß ich meine Lust an deiner Gnade sehe. Amen. (Carl Johann Philipp Spitta)

6:38 Denn ich bin vom Himmel gekommen, nicht daß ich meinen Willen tue, sondern den Willen des, der mich gesandt hat.

6:39 Das ist aber der Wille des Vaters, der mich gesandt hat, daß ich nichts verliere von allem, was er mir gegeben hat, sondern daß ich's auferwecke am Jüngsten Tage.

6:40 Denn das ist der Wille des, der mich gesandt hat, daß, wer den Sohn sieht und glaubt an ihn, habe das ewige Leben; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage.
Herr Jesu Christe, Du ewiges Wort des Vaters, der Du uns Dein heiliges Evangelium aus dem Schooß Deines himmlischen Vaters geoffenbart hast, ich klage und bekenne Dir von Herzen, daß ich Dein Wort oft gering geachtet, ungern gehört, unfleißig gelernt, nicht von Herzensgrund betrachtet, nicht rechtschaffene Lust und Liebe dazu gehabt; sondern vielmehr die weltliche Eitelkeit demselben vorgezogen habe, da es doch ein theures, werthes Wort ist, der edelste Schatz, die höchste Weisheit, deren Geheimniß auch die Engel zu schauen gelüstet. Ach, vergieb mir solche Unachtsamkeit und Verachtung Deines seligmachendes Wortes. Wende von mir ab die schwere Strafe, die Du dräuest: „Weil du mein Wort verworfen hast, will ich dich wieder verwerfen.“ Zünde dagegen in mir an ein heiliges Verlangen und Hunger nach Deinem Worte, als dem Brode vom Himmel und der wahrhaftigen Seelenspeise; und einen brennenden Durst nach ihm, als dem Brunnen und Wasser des Lebens. Ach, ich sehe es wohl ein, warum ich oft bei Dir nur schmale Bissen gefunden habe: der Grund meines Herzens gehört noch zu sehr der Welt an, und ich habe noch nicht völlig gebrochen mit mir selber. O gieb mir Kraft, mich völliger zu scheiden von der Welt und von der vergänglichen Lust, damit ich mich fester und immer fester an Dich anschließe. Zeige mir immer klarer meine innere Leere, damit ich desto hungriger werde nach der Speise, die nicht vergänglich ist, sondern die da bleibet in das ewige Leben. Die Hungrigen füllst Du ja mit Gütern, die Reichen lässest Du leer. Gieb, daß ich aus Deinem Worte Dich und mich recht erkenne, mein Elend und Deine Barmherzigkeit, meine Sünde und Deine Gnade, meine Armuth und Deinen Reichthum, meine Schwachheit und Deine Stärke, meine Thorheit und Deine Weisheit, meine Finsterniß und Dein Licht. Ach, Herr, wohl den Menschen, die in Deinem Hause wohnen, die loben Dich immerdar! Wohl dem, den Du erwählest und zu Dir lässest, der hat reichen Trost von Deinem heiligen Tempel. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

6:41 Da murrten die Juden darüber, daß er sagte: Ich bin das Brot, daß vom Himmel gekommen ist,

6:42 und sprachen: Ist dieser nicht Jesus, Josephs Sohn, des Vater und Mutter wir kennen? Wie spricht er denn: Ich bin vom Himmel gekommen?

6:43 Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Murret nicht untereinander.

6:44 Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, daß ihn ziehe der Vater, der mich gesandt hat; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage.

6:45 Es steht geschrieben in den Propheten: „Sie werden alle von Gott gelehrt sein.“ Wer es nun hört vom Vater und lernt es, der kommt zu mir.

6:46 Nicht daß jemand den Vater habe gesehen, außer dem, der vom Vater ist; der hat den Vater gesehen.

6:47 Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer an mich glaubt, der hat das ewige Leben.

6:48 Ich bin das Brot des Lebens.
Jesus ist das Brot aus dem Himmel und für den Himmel. Diejenigen haben das ewige Leben, die Sein Fleisch essen und Sein Blut trinken. Wer das Fleisch des Menschensohnes nicht isset und Sein Blut nicht trinket, der hat kein Leben in sich. Jesus ist nicht nur die Lebenswurzel und die Lebensquelle der Glaubenden, nicht nur teilt Er ihnen aus sich selbst ein Leben mit, damit sie das Leben haben -, Er ist auch fort und fort die Speise, die Nahrung ihres empfangenen Lebens. Wie wir das natürliche Brot durch den Mund in uns aufnehmen und es verdauen zur Kräftigung und Erhaltung des natürlichen Lebens, so nehmen wir durch den Glauben das himmlische Brot in uns auf, damit es in uns zu Geist und Leben werde. Die Person Christi muss uns immerwährende Nahrung sein, wir dürfen mit Ihm in einer solchen Beziehung stehen, dass Seine Gottesfülle fort und fort uns erfüllt. Wie von einem gesunden, tätigen Magen für das Leibesleben viel abhängt, so hängt für das Geistesleben von einem gesunden, tätigen Glauben erstaunlich viel ab. Der Mensch, der an Jesum glaubt, der bleibt und verharrt im Glauben. Ein gesunder, regsamer Glaube senkt sich tief ein in den ewigen Lebensgrund. Der Glaubende lebt nicht kümmerlich, das himmlische Brot und das himmlische Wasser, die verklärte Person Christi, und der vom Vater und vom Sohne ausgehende lebendigmachende Geist sind sein, er isset und trinket, weil er lebt und damit er lebe. O, wer glaubt, der hat auch das Brot des Lebens und findet je länger, je mehr Schäle der Weisheit und Erkenntnis, bis Christus einst sein alles ist. (Markus Hauser)


Wie treffend ist das Bild, wenn wir es genauer anschauen. Das Brod ist die allgemeinste Speise, Jedem lieb und werth, an jedem gefunden Körper seine Nährkraft äußernd. Und giebt es denn ein Lebensalter, einen Stand, eine Lebenslage, ein Geistesbedürfniß, eine Herzensstellung, welcher Christus der Herr nicht vollkommen genügte? Den Kindern ist er der gute Hirte, der die Schäflein zu sich ruft und auf die treuen Heilandsarme nimmt; den Jünglingen ist er der gehorsame Sohn, der da „sein muß in dem, das seines Vaters ist;“ den Männern der, welcher wirkt, so lange es Tag ist, ehe die Nacht kommt, da Niemand wirken kann; die Könige in den Palästen nehmen nicht minder als die Armen in den Hütten aus seiner Fülle Gnade um Gnade. Dem nach Wahrheit forschenden Geiste ist er der Weg, die Wahrheit und das Leben; dem nach Sündenvergebung verlangenden Herzen ist er das Lamm Gottes^ welches der Welt Sünde trägt; der nach Heiligung ringenden Seele ist er von Gott gemacht zur Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung; den um die Kraft der Ergebung flehenden Gemüthern ist er der, welcher alles Joch sanft und alle Last leicht macht. Nur Einer Art von Menschen ist er nichts und kann er nichts sein: das sind die, welche an sich selbst genug haben und zu sich sagen: „Wir sind reich und haben gar satt und doch nicht wissen, daß sie sind arm, blind, jämmerlich und bloß.“ (Offenb. 3, 17.) Das Brod ist aber auch das schmackhafteste Nahrungsmittel. Kein Mensch ißt es sich zuwider; es paßt zu allen Speisen und muß zu allen die Würze und Kraft geben. Alle andern Speisen verlieren mit den Jahren ihren Reiz; das Brod aber nie; es ist hier kein Ueberdruß möglich. So Christus der Herr: Er paßt zu allen Lebenstagen und Lagen und giebt diesen erst die rechte Kraft und Weihe. Die Arbeit läßt er gewissenhaft treiben, die Ruhe macht er zur Seelenerquickung; die Freuden läßt er sündlos genießen, die Leiden mit Ergebung tragen. Jede menschliche Gemeinschaft weihet er durch seine heiligende und beseligende Nähe, und während in allen irdischen Dingen Anspannung und Abspannung, Genuß und Ueberdruß, Zuneigung und Abneigung wechseln: Christus allein ist jeder Seele gestern und heute und in Ewigkeit derselbe; ja vielmehr, wie seine Güte alle Morgen neu wird, so wird er uns jede Stunde, die wir mit ihm verlebt, herrlicher und liebenswerther. Er ist das rechte Brod des Lebens. (Christian Wilhelm Spieker)

6:49 Eure Väter haben Manna gegessen in der Wüste und sind gestorben.

6:50 Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, auf daß, wer davon isset, nicht sterbe.

6:51 Ich bin das lebendige Brot, vom Himmel gekommen. Wer von diesem Brot essen wird, der wird leben in Ewigkeit. Und das Brot, daß ich geben werde, ist mein Fleisch, welches ich geben werde für das Leben der Welt.
Die Gemeinde ist der Leib Christi, und dieser Leib soll fort und fort das Leben des Hauptes empfangen und dadurch in innigster Vereinigung, in Lebensgemeinschaft mit Ihm stehen. Darin ruhet die wesenhafte Ähnlichwerdung der Christen mit Christus, die Umgestaltung in Sein Bild. Wer mit Seinem Fleisch und Blut genährt wird, der bleibt in Ihm, der wird Ihm ähnlich, der ist eine gotterfüllte Person. Der Herr teilt sich so mit, wie Er ist, Er ist aber geist-leiblich, darum haben wir im Abendmahle einen geist-leiblichen Genuss. Um eine Nahrung des neuen Menschen handelt es sich hier. Der aus dem Geist Geborene soll auch durch Gott eine neue Leiblichkeit empfangen. Die Erneuerung des Menschen ist eine Erneuerung nach Geist, Seele und Leib. Zu dieser wird in der Wiedergeburt der göttliche Grund gelegt. Im heiligen Abendmahle werden uns Kräfte der Liebe und des ewigen Lebens geschenkt. Wir schauen dabei hinaus auf jenen Tag, da der Auferstandene wiederkommen wird und wir Ihm gleichgestaltet werden. Das heilige Abendmahl ist mithin ein Mahl der Hoffnung, eine Nahrung für den inneren Menschen. Wer das Fleisch Christi isset und Sein Blut trinket, der hat in sich das Leben, er lebt im Herrn und aus dem Herrn, er wird leben, ob er gleich stürbe, denn Christus ist sein Leben geworden. So lasst uns denn das heilige Mahl nehmen mit Freuden und verlangendem Herzen. (Markus Hauser)

6:52 Da zankten die Juden untereinander und sprachen: Wie kann dieser uns sein Fleisch zu essen geben?

6:53 Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Werdet ihr nicht essen das Fleisch des Menschensohnes und trinken sein Blut, so habt ihr kein Leben in euch.

6:54 Wer mein Fleisch isset und trinket mein Blut, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken.

6:55 Denn mein Fleisch ist die rechte Speise, und mein Blut ist der rechte Trank.
Nähre uns, baten die Galiläer. War es nicht ein unvergleichlich herrlicher Gottesdienst, als Jesus sie in der Wüste wie ein Hausvater seine Gäste nährte? Wenn er dies täglich wiederholte, was wäre dies für eine Wonne! War Israel zur Zeit Mose nicht in einem seligen Zustand, als an jedem Morgen das Brot vom Himmel herabkam und das ganze Volk ernährte, ohne dass es säte oder erntete? Sagte nicht die Verheißung, dass die Gemeinde der Endzeit das jetzt verborgene Manna wieder empfangen werde? Ich nähre euch, antwortet Jesus; ihr sollt nicht darben und das Lebensmittel nicht entbehren, das euch wahrhaftes Leben gibt, jenes, das am letzten Tag die Auferstehenden empfangen. Ich reiche euch Speise und Trank, doch nicht so, wie der begehrliche Traum der Galiläer es beschrieb, auch nicht so, wie er selbst in der Wüste denen, die ihn dort suchten, das Brot gereicht hatte, sondern so, dass er sein in den Tod gegebenes Fleisch zum wahrhaften, nicht täuschenden Brot macht, das ihnen das Leben wirklich verleiht, und sein im Tod verschüttetes Blut ihnen als den echten, nicht täuschenden Trank reicht, der ihren Durst wirklich stillt. Wie konnte Jesus sein Fleisch so hoch preisen? Bei den Frommen war es üblich, dass sie ihr Fleisch verachteten, und hatten sie dazu nicht guten Grund, da das Gute in unserem Fleische nicht heimisch ist? Es erniedrigt uns, füllt uns mit unseren begehrlichen Wünschen und führt einen Kampf gegen das, was als unser teuerster Besitz in unsere Vernunft und unseren Willen hineingelegt ist. Jesus dagegen konnte sein Fleisch preisen; denn er machte aus ihm das Mittel seines Gottesdienstes. Weil wir es zum Werkzeug der Sünde machen, ist es verächtlich und weil es uns durch unsere selbstsüchtige Begehrlichkeit knechtet, schützen und pflegen wir es, dienen ihm und geben es nur unwillig her. Jesus dagegen macht aus seinem Fleisch das Werkzeug seines Gehorsams und gibt es dem Vater und darum auch denen, die der Vater zu ihm führt. Diesen feierlichen und herrlichen Gebrauch macht er von seinem Fleisch und Blut dann, wenn er es in den Tod gibt. Er hieß sein Fleisch die Speise und sein Blut den Trank im selben Sinn, wie es seine Kreuzigung , seine Erhöhung und seinen Tod seinen Hingang zum Vater nannte und vom Tod des Hirten sagte, er habe damit den Wolf abgewehrt und die Welt überwunden. Meine Worte, sagte er, vergehen nicht; ebenso sagt er von seinem Fleisch, es wird nicht zerstört, und von seinem Blut, es vertrocknet und verwest nicht. Denn das, was mit ihm geschah, vollbrachte den gnädigen Willen Gottes und dieser bleibt immer wirksam und gibt uns allen das Heil.
Du richtest Dich, o Jesus, hoch auf, als Du zum Sterben gingst, und gabst dem, was Du tatest, eine Tiefe, die wir nicht ergründen, und eine Macht der Gnade, die wir nicht begreifen. Aus Deinem Sterben machtest Du für uns den Quell des Lebens. So legst Du uns die Verheißung aus, die der Erde den Frieden verkündet, weil Du geboren bist, und den Menschen Gottes Wohlgefallen schenkt, weil Du Dich zu ihnen hältst. Amen. (Adolf Schlatter)


An Jesus Christus haben wir eine Speise zum ewigen Leben. Lies mit Nachdenken Ev. Joh. 6. Wohl dem, der Gott erkannt und den Herrn Jesum genugsam erfahren hat, um dies selige Geheimnis verstehen zu können. Mein Fleisch ist wahrhaft eine Speise, und mein Blut ist der rechte Trank, spricht der Herr. Das aus Gott empfangene Leben wird durch den Genuss des Heilandes göttlich genährt. Wir wollen die heilige Aufnahme dieser Speise nicht erklären, aber in Ehrfurcht davon reden als von einer Tatsache, die unserem Herzen teuer bleibt. Jesus gibt sich den Seinen ganz und gar. Mitgestorbene sind Mitlebendiggewordene, sie haben das Leben, weil er, der Gekreuzigte und Auferstandene, in ihnen das Leben ist. Christus gewinnt Gestalt in ihnen, denn sie nehmen ihn auf in Herz und Leben. Die Selbstmitteilung des Herrn ist wohl in diesem und im zukünftigen Leben die höchste Glückseligkeit der Erlösten. Diese fortwährende Selbstmitteilung lässt uns Ihn immerdar als den Erlöser für die Gemeinde der Erstgeborenen erkennen. Ist es nicht merkwürdig, dass Er gerade im Buche der Offenbarung wieder vor uns hintritt als das Lamm, das erwürget ist? - Hier sehen wir die Bedeutung des Wortes im hellsten Licht: Ziehet an den Herrn Jesum! Fort und fort in Zeit und Ewigkeit dürfen Begnadigte Ihn anziehen, aufnehmen, genießen. - O Herr, verleihe uns die Gnade, in dir zu bleiben, indem wir Tag für Tag wahrhaft uns nähren aus Dir! Lass uns eine gründliche Erneuerung und eine wahre Lebensänderung erfahren, und fülle uns mit Deinem Geiste. (Markus Hauser)

6:56 Wer mein Fleisch isset und trinket mein Blut, der bleibt in mir und ich in ihm.8)

6:57 Wie mich gesandt hat der lebendige Vater und ich lebe um des Vaters willen, also, wer mich isset, der wird auch leben um meinetwillen.
Wir leben kraft unserer Vereinigung mit dem Sohne Gottes. Als gottmenschlicher Mittler lebt der Herr Jesus durch den Vater, der das Leben in sich selber hat, und in der gleichen Weise leben wir durch den Heiland, der uns lebendig gemacht hat. Er, der die Quelle unsres Lebens ist, ist auch die Erhaltung desselben. Das Leben wird durch Nahrung erhalten. Wir müssen das geistliche Leben durch geistliche Speise nähren, und diese geistliche Speise ist der Herr Jesus. Nicht sein Leben oder Tod oder Amt oder Werk oder Wort allein, sondern Er selber, der all dieses einschließt: von Ihm selber nähren wir uns.
Dies wird uns in dem Abendmahl des Herrn dargestellt, aber wir erfreuen uns dessen tatsächlich, wenn wir über unsren Herrn nachsinnen, an Ihn glauben mit einem zueignenden Glauben, Ihn durch Liebe in uns aufnehmen und Ihn durch die Macht des inneren Lebens mit uns vereinigen. Wir wissen, was es ist, uns von Jesu zu nähren, aber wir können es nicht sagen oder schreiben. Das weiseste ist, es in Ausübung zu bringen, und dies mehr und immer mehr zu tun. Wir werden aufgefordert, reichlich zu essen, und es wird zu unsrem unermeßlichen Nutzen sein, dies zu tun., wenn Jesus unsre Speise und unser Trank ist.
Herr, ich danke Dir, daß dies, was eine Notwendigkeit für mein neues Leben ist, auch meine größte Wonne ist. Deshalb nähre ich mich zu dieser Stunde von Dir. (Charles Haddon Spurgeon)

6:58 Dies ist das Brot, das vom Himmel gekommen ist; nicht, wie eure Väter haben Manna gegessen und sind gestorben: wer dies Brot isset, der wird leben in Ewigkeit.

6:59 Solches sagte er in der Schule, da er lehrte zu Kapernaum.

6:60 Viele nun seine Jünger, die das hörten, sprachen: Das ist eine harte Rede; wer kann sie hören?

6:61 Da Jesus aber bei sich selbst merkte, daß seine Jünger darüber murrten, sprach er zu ihnen: Ärgert euch das?

6:62 Wie, wenn ihr denn sehen werdet des Menschen Sohn auffahren dahin, da er zuvor war?

6:63 Der Geist ist's, der da lebendig macht; das Fleisch ist nichts nütze. Die Worte, die ich rede, die sind Geist und sind Leben.
Der HErr Jesus hatte in der Schule zu Capernaum von Sich selbst als dem Brod des Lebens geredet, und V. 51. gesagt: das Brod, das Ich geben werde, ist Mein Fleisch, welches Ich geben werde für das Leben der Welt. Da zankten die gegenwärtigen Juden untereinander und sprachen: wie kann dieser uns sein Fleisch zu essen geben? V. 52. Der HErr Jesus wiederholte und bestätigte aber Seine Worte, und redete hernach nicht nur von dem Essen Seines Fleisches, sondern auch vom Trinken Seines Blutes, und behauptete, daß Beides zur Empfahung des geistlichen Lebens und zur innigen Vereinigung mit Ihm höchst nöthig sei, ja daß sich die heilsame Wirkung davon bis auf die Auferweckung des Leibes aus dem Grab erstrecke. Viele nun Seiner Jünger, die das hörten, sprachen: das ist eine harte Rede, wer kann sie hören? Da Jesus aber bei Sich selbst merkte, daß Seine Jünger darüber murrten, sprach Er zu ihnen: ärgert euch das? Wie, wenn ihr dann sehen werdet des Menschen Sohn auffahren dahin, da Er zuvor war? Werdet ihr nicht alsdann von Meinem Fleisch und Blut und von dem Essen und Trinken derselben ganz andere Vorstellungen bekommen? Der Geist ist dasjenige, das lebendig macht; Fleisch ist zu diesem Zweck kein nütze. Wenn Ich also Mich das Brod des Lebens genannt und demjenigen, der Mein Fleisch isset und Mein Blut trinket V. 54., ewiges Leben verheißen habe, so habe Ich nicht gemeint, daß ihr Mein Fleisch als ein (sichtbares fühlbares) Fleisch essen sollet: die Sachen, die Ich euch sage, sind Geist und Leben. Man ißt also Mein Fleisch, insofern es durch die Erhöhung und Verklärung, welche bei Meiner Himmelfahrt vollendet werden wird, geistlich, folglich auch lauter Leben geworden ist, und ebenso verhält es sich auch mit Meinem Blut. Hieraus erhellt, daß der HErr Jesus nicht von der Zueignung Seines verdienstlichen Todes, welche durch den Glauben geschieht, in diesem Kapitel geredet habe, sondern daß er Sein Fleisch im eigentlichen Verstand nach seinem Wesen betrachtet, und so auch Sein wesentliches Blut als einen Gegenstand des Essens und Trinkens vorgestellt habe, weil Er auch auf die Verwandlung, welche damit bei Seiner Himmelfahrt vorgehen werde, berufen hat, nach welcher das Fleisch nimmer Fleisch, sondern Geist und Leben, das ist ein geistlicher und lebendigmachender Leib sein werde, wovon doch schon bei dem ersten Abendmahl ein Vorspiel vorhanden war. Ob nun gleich dieses die wahre Auslegung der Worte Jesu ist, so ist doch auch wahr, daß Seine Worte lebendig und kräftig seien (Hebr. 4,12.), daß das Evangelium eine Gotteskraft sei, welche Alle selig macht, die daran glauben (Röm. 1,16.), und daß dieses sich dadurch von allen, auch von den wahren Menschenworten, unterscheidet, daß es in denen, die es glauben, übernatürlich wirksam ist (1 Thess. 2,13.), und es deßwegen 1 Petr. 1,23.25. ein unvergänglicher Samen, aus dem man wiedergeboren werde, ein lebendiges und ewig bleibendes Wort genannt werde. Alles dieses wird deßwegen von dem Wort Gottes gesagt, weil der ewige Geist Gottes durch dasselbe wirkt.(Magnus Friedrich Roos)


Es ist ein verkehrtes Flehen, voll Geistes werden zu dürfen, wenn wir nicht im Worte Gottes bleiben. Sobald wir aber tief eingewurzelt sind in dem heiligen Boden der Schrift, können wir „Gott wohlgefällig“ beten. Unser Flehen fließt aus den köstlichen göttlichen Verheißungen, der Herr legt sein Wort in unseren Mund. Da sind wir also der Erhörung von vornherein gewiss. Die persönlichen Erfahrungen können nicht ausbleiben. Der Geist kommt über uns, in uns hinein, durchströmt Geist, Seele und Leib, weil der Herr mit Seinen Worten in uns eingeht. Wir dürfen kein bequemes Christentum suchen. Das wahre Geistesleben bedarf der treuen Pflege nicht weniger als das Leibesleben. Im Geiste zu leben und im Geiste zu wandeln, ist unsere beständige Pflicht. Mattigkeit und Dürre treten ein, wenn der Geistesregen ausbleibt, er kann sich aber nicht so ohne weiteres einstellen, er will erbeten sein. Willst du also immer frisch und grünend, immer wohl bewässert, stets voll Leben und voll Geistes sein, so lass nur Gottes Wort deine Sonne und dein Lebensbrunnen bleiben. Verwundere dich nicht über das Offenbarwerden der Höllenmächte bei Personen, die aufhören, in der Schrift zu leben. Satan lauert stets auf unsere Seelen. Er wird stets einen Vorteil über uns gewinnen, wenn wir uns im Lesen und Hören träge finden lassen. Überwinden ist der Christen Los auf Erden. Bleibe im Wort und im Gebet, so bleibst du auch im Geiste. Wort und Geist sind untrennbar beisammen. (Markus Hauser)


Es ist etwas Wunderbares um die Worte, die der Herr Christus geredet. Sie sind so einfach und kunstlos, so sanft und milde, daß man meinen sollte, so könne wohl jeder Mensch reden, sie entbehrten wohl aller Kraft. Es ist nicht der Schwung des Dichters, welcher entzückt, nicht der Schmuck des Redners, welcher blendet, nicht die Gedankentiefe des Weltweisen, welcher unsere Bewunderung hervorruft, - nichts von alle dem.
Und doch, wer sorgfältiger zugehört, genauer betrachtet, und den Geist wägen lernt, der fühlt das Gewicht dieser Worte, den ergreift ihre Gewalt. Christi Worte sind Geist und Leben. Sie waren es, als der Herr auf Erden wandelte und mit heiligen Lippen sie in die Herzen hineinsprach. Die Todten erstanden, die Kranken genasen, die Teufel fuhren aus, die Sünder schlugen in sich, und durch die Macht des Unglaubens brach der Glanz des himmlischen Lichts. Sie waren Geist und Leben auch da, als der Mund der Wahrheit geschlossen war, und die Apostel sein Wort hinaustrugen in alle Welt, denn wohin sie zogen mit dem Worte ihres Herrn, da beugten sich vor ihm die Mächte der Finsterniß, da geschahen Wunder und Zeichen, da sanken die Altäre und Tempel der stummen Götzen in Trümmern, und der Frühling eines neuen göttlichen Lebens brach aus dem Schutte der versunkenen alten Welt hervor.
Und wie seine Worte Geist und Leben waren, so sind sie's noch bis auf diese Stunde, - sie sind noch immer der Hammer, der Felsen zerschmeißt, und das Feuer, welches nicht erlischt, noch immer lebendig und kräftig. Leichtsinnige abzuhalten, Gleichgültige zu erschüttern, Trotzige zu beugen und die Herzen der Sünder zu durchbohren wie ein zweischneidiges Schwert und sie zur Buße zu führen, ja seine Worte bewähren sich in ihrer die Jahrhunderte überdauernden Kraft, in ihrer immer grünenden Lebendigkeit und Frische als Worte des allmächtigen Gottes.
Mehr denn zwei Jahrtausende lang haben die Künste und Wissenschaften schon auf Erden geblühet und sich fortschreitend entwickelt, aber noch immer wissen wir nichts Besseres und Tröstlicheres von Gott und seinem Wesen, Willen und Wegen, als was das Wort des Herrn uns von ihm verkündigt, nämlich, daß er ein Geist sei, vollkommen und herrlich, barmherzig und gnädig, ein Vater für Alle, mit einem Herzen, das heißer glüht für Alle, als ein Mutterherz für das eigene Kind, ja das Feinde und Widersacher umfaßt und selbst für sie das Leben läßt.
Viele Jahrtausende hat sich das Menschengeschlecht entwickelt, aber noch immer ist nichts Erhabeneres über die Bestimmung desselben ersonnen worden, als was das Wort des Herrn fordert, nämlich, daß wir wieder zurückkehren sollen zur Aehnlichkeit und Gemeinschaft Gottes. Alles Forschen und Fragen des Menschengeistes beschäftigt sich von jeher mit der Zukunft der unsterblichen Seele nach dieser Zeitlichkeit, aber etwas Herrlicheres kann kein Mensch erdenken, als was im Worte des Herrn geschrieben steht, nämlich, daß uns zu Theil werden soll der stille Frieden und die heilige Ruhe in der zukünftigen Stadt. Darum ist des Herrn Wort nicht menschlich Werk, sondern Gottes That. (Spieker, Christian Wilhelm)

6:64 Aber es sind etliche unter euch, die glauben nicht. (Denn Jesus wußte von Anfang wohl, welche nicht glaubend waren und welcher ihn verraten würde.)

6:65 Und er sprach: Darum habe ich euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, es sei ihm denn von meinem Vater gegeben.

6:66 Von dem an gingen seiner Jünger viele hinter sich und wandelten hinfort nicht mehr mit ihm.

6:67 Da sprach Jesus zu den Zwölfen: Wollt ihr auch weggehen?
Viele haben Christum vergessen und seine Nachfolge verlassen; aber was hast du denn für einen Grund, dass du Ihn verlassen willst? Ist‘s etwas Vergangenes, was dich dazu veranlasst? Hat sich dir Jesus nicht als Der erwiesen, der dir alles in allem sein kann und will, der überschwängliche Liebe und Treue an dir bewiesen hat? Er beruft sich heute auf dein eigenes Zeugnis und fragt dich: „Bin ich dir eine Wüste gewesen?“ Bist du je einmal zuschanden geworden, wo deine Seele in aller Einfalt ihr Vertrauen auf den Herrn Jesum gesetzt hat? Hast du nicht bis zu diesem Augenblick erfahren, dass dein Herr dir ein barmherziger und gnädiger Freund gewesen ist? Kannst du dir einen bessern Freund denken, als Ihn? Dann vertausche nicht das Alte, Bewährte gegen etwas Neues, was du nicht kennst. Und wenn du an die Gegenwart denkst, was könnte dich denn da zu einem Wechsel veranlassen? Wenn wir in dieser Welt in schwere Kämpfe geraten, oder wenn wir in die noch schwerern Kämpfe der streitenden Gemeinde mit verflochten werden, so erfahren wir es als etwas höchst Beseligendes, wenn wir unser Haupt an der Brust Jesu dürfen ruhen lassen. Das ist unsre Freude, dass wir heute wissen: wir sind in Ihm selig und errettet; und wenn uns diese Freude so erquickt und beglückt, warum sollten wir uns einfallen lassen, zu ändern? Wer mag Schlacken eintauschen für Gold? Wir wollen die Sonne nicht verwünschen, bevor wir eine bessere Leuchte finden; wir wollen unsern Herrn nicht verlassen, bevor ein herrlicherer und liebevollerer Freund erscheint; und weil dies nimmermehr geschehen kann, so wollen wir Ihn mit unermüdlicher Kraft festhalten und seinen Namen wie ein Siegel auf unsern Arm setzen. Und wenn du in die Zukunft blickst, kannst du irgendein Ereignis vermuten, das dich zu einem Wechsel nötigen, oder das dich veranlassen könnte, der alten Fahne untreu zu werden und einem neuen Herzog zu folgen?
Wir glauben nicht. Und ist das Leben noch so lang: Er ändert sich nicht. Sind wir arm, was können wir Besseres besitzen, als Christum, der uns reich macht? Sind wir krank, was brauchen wir mehr als Christum, der uns erquickt auf unserem Siechbette? Und geht‘s mit uns zum Sterben, heißt es da nicht: „Weder Tod noch Leben, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges kann uns scheiden von der Liebe Gottes, die da ist in Christo Jesu, unserem Herrn!“ (Charles Haddon Spurgeon)


Ist uns Jesus genug, oder bedürfen wir etwas extra außer, neben, über ihm? Das könnte eigentlich nur jemand fragen, der nicht bei Jesus ist, der nicht mit ihm lebt, der ihn gar nicht kennt! Wir, die wir im Verkehr mit ihm stehen, die im Glauben jeden Augenblick uns seiner dauernden Gegenwart versichern können, auch wenn wir nichts fühlen von seiner Süßigkeit und Liebe - wir weisen alles andere ab. Neben ihm verblaßt alles andere, außer ihm freut uns doch nichts mehr, über seine Liebe hinaus gibt's nichts, was uns gefangen nehmen könnte. Sein Benehmen gegen uns in kleinen und großen Erlebnissen, Eindrücken, Wirken und Werken ist dazu angetan, daß die Verbindung mit ihm stärker wird. Einst ein feiner Faden der Freundschaft, ist sie ein starker Treibriemen geworden, der unser ganzes Wesen in Schwingung versetzt. Einst ein Tröpflein Trost für das geängstigte Gewissen, ist sie ein großer Strom geworden, der uns trägt und mit fortführt, wo Jesus hin will. Das Schleppseil hält uns mit ihm verbunden; wir lassen uns ziehen von ihm. Gegen alles menschliche, irrige Meinen aufwärts, seinen Zielen zu!
Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat! Und wenn einer alle Habe um die Liebe gäbe, wäre es nichts. Mit solcher starken Liebe ziehst du uns, und wir folgen dir. Halleluja! Amen. (Samuel Keller)

6:68 Da antwortete ihm Simon Petrus: HERR, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens;
Als der HErr Jesus in der Schule zu Kapernaum diejenigen Juden wieder vor sich hatte, die Er jenseits des galiläischen Meeres mit Brod und Fischen gespeist hatte: so redete Er von Sich selbst als dem Brod des Lebens, und sagte, sie müssen Sein Fleisch essen und Sein Blut trinken; weil sie sonst kein Leben in sich haben würden. Viele nun Seiner Jünger, die das hörten, murrten, und gingen hinter sich und wandelten fort nicht mehr mit Ihm. Die fleischliche Weisheit dieser Welt könnte hier eine Ursache finden, Jesum zu tadeln, weil Er durch tiefe und dunkle Reden viele Jünger von Sich abwendig gemacht hat. Allein Er handelte hier nach einem sehr heiligen Sinn, und zwar so, wie es der Täufer Johannes vorher verkündigt hatte, da er von Ihm sagte: Er hat Seine Wurfschaufel in Seiner Hand, Er wird Seinen Kornhaufen läutern, Matth. 3,12. Der Täufer Johannes hatte einen großen Zulauf, konnte aber die Leute nicht von einander scheiden, sondern taufte ohne Zweifel auch unredliche Leute. Der HErr Jesus bekam wegen Seiner Freundlichkeit, wegen Seiner holdseligen Worte, und wegen Seiner wohlthätigen Wunder auch einen großen Zulauf. Allein der HErr Jesus hatte die Wurfschaufel in Seiner Hand, das ist, Er hatte Gewalt und Weisheit genug, diesen Kornhaufen, das ist diesen vermischten Haufen von Jüngern, zu läutern, und die Unredlichen von den Redlichen zu scheiden. Er that dieses in der Schule zu Kapernaum durch Seine Rede von dem Essen Seines Fleisches und dem Trinken Seines Blutes. Der Kornhaufen wurde dadurch kleiner: allein dasjenige, was davon wegkam, war nur Spreu, denn Er gibt Joh. 6,64.65. zu verstehen, daß diejenigen, die sich an Seiner Rede ärgerten, nicht wahrhaftig gläubig seien, und daß es ihnen nicht vom Vater gegeben worden sei, im Geist des Glaubens zu Ihm zu kommen, sondern sie nur der Vorwitz oder ein Ehrgeiz, oder die Absicht auf eine leibliche Versorgung angetrieben habe, Seine Jünger zu werden. Er ließ damals nicht nur diejenigen weggehen, die weggehen wollten, sondern sagte sogar zu den Zwölfen: wollet ihr auch weggehen? Da dann Petrus im Namen der Uebrigen antwortete: HErr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wenn Petrus ein unredliches Herz gehabt hätte, so hätte er wohl gewußt, wohin er gehen solle; denn er hatte ein Weib und eine Schwieger und ein Hauswesen in der Nähe; und so verhielt es sich auch mit den übrigen Aposteln. Allein Jesum und Seine Nachfolge wollten sie mit nichts vertauschen. Laß mir, HErr Jesu, Deine Worte immer Worte des ewigen Lebens sein. Bewahre mich, daß ich nie mit denselben, sie mögen mir klar oder dunkel sein, umgehe, als ob’s nur Menschenworte wären. Sie sind zwar in einer menschlichen Sprache geredet, und haben die Form menschlicher Worte, aber insofern sie aus Deinem Munde gegangen sind, sind sie lebendig und kräftig. Du theilest Dein göttliches Licht und Leben durch dieselben mit. Dieses geschehe denn auch mir und den Meinigen zu Deines Namens Ehre; damit wir Dir dadurch zu einer ewigen Treue verbunden werden.(Magnus Friedrich Roos)

6:69 und wir haben geglaubt und erkannt, daß du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.9)

6:70 Jesus antwortete ihnen: Habe ich nicht euch Zwölf erwählt? und euer einer ist ein Teufel!

6:71 Er redete aber von dem Judas, Simons Sohn, Ischariot; der verriet ihn hernach, und war der Zwölfe einer.
Nein, Herr, ich will Dich nicht verlassen; denn Du hast Worte des ewigen Lebens; Du bist das lebendige Brod vom Himmel gekommen; Du hast Dein Fleisch gegeben für das Leben der Welt, und sagst es selber: „Werdet ihr nicht essen das Fleisch des Menschensohnes und trinken sein Blut, d.h. durch den Glauben mit Ihm in die engste Gemeinschaft treten, Ihn in euer Fleisch und Blut verwandeln, so habt ihr kein Leben in euch; wer aber mein Fleisch ißt und trinket mein Blut, der hat das ewige Leben.“ So unentbehrlich Speise und Trank ist zur Erhaltung meines natürlichen Lebens, so unentbehrlich bist Du mir zur Erlangung des geistlichen und ewigen Lebens; ohne Dich habe ich kein Leben in mir, kann auch keine Frucht bringen, muß sterben. Du allein bist die rechte Speise meiner Seele, in jedem Betracht das Rechte, alles Andere ist es nicht; das rechte Gold, Kleid, Haus, die rechte Augensalbe, Arzenei, Freude, Gerechtigkeit, der rechte Stern, die rechte Sonne. Du erhältst mich nicht nur für eine Zeitlang, sondern für ewig. Du stärkst mich zu den größten Thaten und den schwersten Leiden. Wie das Essen und Trinken mich in eine höchst genaue Verbindung mit Speise und Trank setzt, so daß sie ein Theil meines Wesens wird, so setzt mich der Glaube, besonders im Genusse des heiligen Abendmahls, in die engste Vereinigung mit Dir, macht mich der göttlichen Natur theilhaftig; Du wirst mit allen Deinen Gütern mein, und ich mit allen Sünden und Unglück werde Dein Leib; und in dieser Vereinigung mit Dir kann mir nichts mehr schaden, denn ich werde mit meiner Sünde und Schwachheit von und in der ewigen Gerechtigkeit und Stärke getragen. Und weil ich in Dir bin, kann ich keine so große Sünde haben, die mich könnte verdammen, der Tod kann mich nicht überwältigen und behalten. Darum bleibe es dabei und mache mich immer fester darin: Ich will nun still an Dir kleben, in Dir leben, tausend Welten können gegen Dich nichts gelten. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

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