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Offenbarung, Kapitel 2

Offenbarung, Kapitel 2

2:1 Dem Engel der Gemeinde zu Ephesus schreibe: Das sagt, der da hält die sieben Sterne in seiner Rechten, der da wandelt mitten unter den sieben goldenen Leuchtern:
In dem Brief, der die Reihe der sieben Briefe anführt, werden alle sieben Sterne und zugleich alle sieben Leuchter zusammengenommen. Hiermit wird die unumschränkte Gewalt Jesu Christi über die Gemeinden und zugleich seine Gegenwart und Aufsicht angezeigt. Unbegreifliche Gegenwart des Herrn bei den Seinen auf Erden, an der ihn seine Himmelfahrt nicht hindert! Wenn wir diese Gegenwart und Gewalt allezeit bedächten, wie würden wir in der Einsamkeit und in der Gesellschaft, bei der Betrachtung des göttlichen Wortes und bei der Übung des Gebetes und besonders auch in den Versammlungen so ehrerbietig und wacker sein! Dies ist eine köstliche Übung für eine redliche Seele, wenn sie sich gewöhnt, an die Gegenwart des Herrn sich zu halten, so daß sie zu ihm sagen kann: „Du, Herr, bist bei mir; ich sehe dich nicht, du siehst mich. Ich darf dich aber anreden, als ob ich dich vor Augen hätte. Wandle immer mit mir und gib, daß ich mich im Glauben so an dich halte, als ob ich dich schon vor Augen hätte. (Johann Albrecht Bengel)


Der HErr Jesus sagte zu dem Apostel Petrus nach Seiner Auferstehung: waide Meine Lämmer, waide Meine Schafe; von dem Apostel Johannes aber sagte Er zu dem Petrus: so Ich will, daß er bleibe, bis Ich komme, was geht es dich an. Da nun der HErr Jesus kam, und dem Apostel Johannes in seinem hohen Alter auf der Insel Patmos erschien, so waren die Lämmer und Schafe Jesu indessen zu geordneten Haufen oder Gemeinden erwachsen, und Petrus, der damals schon gestorben war, waidete sie nicht mehr, sondern es waren Bischöfe, Gemeindeengel, oder Aelteste gesetzt, welchen Allen das Waiden der Heerde Christi nach 1 Petr. 5,2. befohlen war. Der HErr Jesus erwählte, als Er dem Johannes auf der Insel Patmos erschien, sieben Bischöfe und sieben Gemeinden in Asien als solche, welche alle Hirten und Bischöfe und alle Gemeinden der Christenheit vorstellen sollten, und diktirte dem Johannes sieben Briefe an diese sieben Bischöfe, und sagte in einem jeden derselben: wer ein Ohr hat zu hören, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt; weil nämlich diese sieben Briefe alle Gemeinden und ihre Bischöfe oder Vorsteher angingen. Im Anfang des ersten Briefs der an den Gemeinengel zu Ephesus geschrieben war, sprach Er: das saget, der da hält die sieben Sterne in Seiner Hand, der da wandelt unter den sieben goldenen Leuchtern. Die Hirten und Lehrer, welche als Gesandte Gottes Engel hießen, sind Sterne, weil sie ein Licht von Christo, der Sonne der Gerechtigkeit, empfangen haben, welches in ihrem Amt von ihnen ausstrahlen soll. Gesetzt auch, daß Viele von ihnen nur, wie der Bischof zu Sardes, den Namen haben, daß sie leben, und doch todt sind, oder wie der Bischof zu Laodicea weder kalt noch warm sind, so haben sie doch Amtsgaben, sie haben Pfunde, welche am Tage der Zukunft des HErrn von ihnen genommen werden. Gleichwie nun der HErr die sieben Sterne oder die sieben Engel der asiatischen Gemeinden in Seiner Hand hatte, also hat Er zu allen Zeiten alle Sterne, das ist alle Engel oder Lehrer, in Seiner Hand. Sie sind in Seiner Gewalt, Er hält und schützt sie. Und gleichwie Er unter den sieben goldenen Leuchtern, das ist unter den sieben asiatischen Gemeinden, gewandelt hat, also wandelt Er zu allen Zeiten unter allen Gemeinden als ein immer gegenwärtiger Erzhirt und Aufseher, der auf Alles Achtung gibt, und stets weiß, wie viele fromme und gottlose Personen in einer Gemeinde seien, und wie sich diese und jene insgeheim und öffentlich zu allen Stunden bezeugen.
Hirten und Lehrer sollen also ihr Amt im Vertrauen auf Jesum, de sie in Seiner Hand hat, getrost und treulich verwalten, und als Sterne das von Jesu empfangene Licht durch die Lehre und durch ihren Wandel leuchten lassen. Alle Gemeinden sollen aber wissen, daß sie nicht nur schwache Menschen zu Aufsehern haben, sondern Jesum den Sohn Gottes selber. Gleichwie Er die Nicolaiten zu Pergamus und die falsche Prophetin Isabel zu Thyatira kannte, also kennet Er alle schlechten und ärgerlichen Glieder aller christlichen Gemeinden; gleichwie Er auch alle diejenigen zu Thyatira, welche die Lehre der Isabel nicht angenommen hatten, und die Leute zu Sardes, welche ihre Kleider nicht befleckt hatten, mit Wohlgefallen kannte, also kennt Er noch jetzt mit Wohlgefallen alle diejenigen, die Seine Schafe und rechtschaffenen Knechte und Mägde sind. Er gibt auch, weil Er Alle genau kennt, einem Jeden nach seinen Werken. Darnach richte sich ein Jeder, der ein Mitglied einer christlichen Gemeinde heißt. (Magnus Friedrich Roos)

2:2 Ich weiß deine Werke und deine Arbeit und deine Geduld und daß du die Bösen nicht tragen kannst; und hast versucht die, so da sagen, sie seien Apostel, und sind's nicht, und hast sie als Lügner erfunden;
Ein feines Lob! Dieses „Ich weiß“ soll uns durchscheinen, durchdringen, durchläutern und, wo es etwas Gutes bei uns antrifft, ermuntern. Werke sind gut, wenn man sich die Mühe nicht verdrießen läßt; die Mühe wird ohne Verdruß unterhalten durch die Geduld, so daß man nicht erliegt. Bei der Geduld war eine löbliche Ungeduld. Es ist nicht fein, böse Leute, die in Untugenden stecken, mit Kaltsinnigkeit gegen das Gute tragen zu können. Es heißt nicht nur: Hanget dem Glauben an! sondern auch noch vorher: Hasset und verabscheuet das Arge! Da muß man es nicht als gleichgültig ansehen. Es gilt keine eigenwillige und mürrische Unverträglichkeit, sondern ein rechter Haß gegen das Böse, so daß einem auch die Bösen zur Last werden. Wo Liebe zu Gott ist und sie auf etwas Feindseliges stößt, da kommt der Eifer dazu. Als Jesus von der Verklärung auf dem Berg zurückkam und das ungläubige, verkehrte Geschlecht antraf, mit dem er sich abschleppen mußte, sprach er: Wie lang soll ich euch dulden?
Der Herr nimmt bei den Gemeinden eine Musterung und Reinigung vor, indem er in Ephesus die falschen Apostel, in Smyrna die Juden, in Pergamon und Thyatira das heidnische Unwesen hinaustrieb. Die falschen Apostel waren keine Unchristen, sondern dem Äußern nach sehr alte und vornehme Christen und Lehrer, sonst hätten sie sich nicht als Apostel ausgeben können, die Christus einst während seines Erdenwandels gesehen hatten. Sie waren bei all ihrem Ruhm und Schein falsche und lügenhafte Apostel, die die Lauterkeit des Zeugnisses von Christus verloren hatten. Es war gut und der Ehre des Herrn gemäß, daß nun der Gemeindeengel sie geprüft und als Lügner erfunden hatte; dadurch wurden die Seelen vor der Verführung bewahrt. Wir müssen nicht so blöde sein, daß wir alles, was einen schönen Namen führt, sogleich annehmen, weil wir uns andernfalls vor einer Versündigung fürchten. Wir müssen alles prüfen.
Die falschen Apostel haben beinahe sogar Paulus verdrängt. Wenn man betrachtet, wie ernstlich Paulus mit ihnen verfährt, dann möchten Leute, die alles für bekannt annehmen, meinen, er sei ein gar zu strenger Orthodoxer gewesen; aber eben solches Verhalten lobt hier der Herr an dem Gemeindeengel zu Ephesus. Es ist etwas Köstliches, wenn man das, was einen guten aber leeren Schein hat, mit rechter Gewißheit entleeren und entkräften kann. Es ist zwar nicht jedermanns Ding; die wenigen, die vor dem Riß stehen, sind um so besser daran. Man hat nicht danach zu fragen, ob die Menschen einen dafür loben und lieben oder nicht. Es ist genug, wann der Herr sein Wohlgefallen daran hat. Etwas Lauteres, wenn auch nicht allzuviel, ist besser als ein Haufen vermischten Zeugs. Paulus hatte früher gesagt, daß in Ephesus, wann er nicht mehr da sein werde, schädliche Wölfe daherkommen und aus ihren Reihen verkehrte Lehrer aufstehen werden; da hatte nun der Gemeindeengel genug zu tun und zu leiden. Daher heißt es noch einmal mit einem Zusatz: und hast Geduld und hast um meines Namens willen Last getragen und bist nicht müde geworden (2, 3). Nichts kann einen so müde machen als falsche Leute; aber dieser Gemeindeengel wurde dennoch nicht müde. (Johann Albrecht Bengel)

2:3 und verträgst und hast Geduld, und um meines Namens willen arbeitest du und bist nicht müde geworden.1)

2:4 Aber ich habe wider dich, daß du die erste Liebe verlässest.
Es gibt eine Liebe und auch eine erste Liebe zu Gott und Christus und auch zu Brüdern, Zuhörern und andern Menschen. Es ist um jene Liebe, besonders solange sie noch frisch und neu ist und die Seele durch das Wort der Gnade erstmals erweckt wird, etwas sehr Liebliches, Ruhiges, Süßes und Zartes, daß nichts in der Natur und im Erlebnis der Natur damit zu vergleichen ist. Wie diese Liebe sich gegen alles Widrige mächtig wehrt, so soll die Seele beflissen sein, sie unversehrt und ununterbrochen zu erhalten. Sie soll bedacht sein, sich je eher, je lieber wieder in sie hineinzufinden, wenn sie davon abgewichen wäre.
Hier ist die Rede von der Liebe der zweiten Gattung. Alle Arbeit an andern, die etwas taugen soll, muß aus der Liebe fließen; aber über der Arbeit vergißt man oft die Liebe. So gehört nun eine große Vorsicht dazu, daß man, wenn man das Gute um sich herum auszuüben und zu fördern trachtet, sich nicht an der Hauptsache eines Versäumnisses schuldig mache. Wir sollen unsern größten Fleiß daran wenden, daß wir in der Liebe bleiben. Sie soll das Regiment führen; hernach ist es gut, Arbeit, Geduld und Unverdrossenheit zu beweisen, die Bösen nicht zu ertragen, aber um des Namens Christi willen zu tragen, die Lügner zu entdecken usw. Es ist etwas Klägliches, den ersten Stand zu verlassen. Wenn man auch schon wieder zu etwas kommt, so ist es doch nicht das Vorige, es wäre denn, daß eine Seele, nachdem sie gewitzigt worden ist, sich um so eifriger bezeugte. Die himmlische Treue sucht zu diesem Zweck die Gefallenen wieder. (Johann Albrecht Bengel)


Ewig unvergesslich ist jene herrlichste und heiligste Stunde, in welcher wir den Herrn zum ersten Mal sahen, unsre Last los wurden, das Wort der Verheißung empfingen, unsrer völligen Vergebung gewiss wurden und hingingen mit Frieden. O, das war der herrliche Frühling unsrer Seele; der Winter war vergangen; das Grollen des Donners am Sinai war verhallt; das Blenden seiner Blitze wurde nicht mehr wahrgenommen; Gott erzeigt sich als versöhnt; das Gesetz bedrohte uns nicht mehr mit seinem Zorn, die Gerechtigkeit verlangte keine Strafe mehr. Damals erblühten die Blumen in unserem Herzen; Hoffnung, Liebe, Friede und Geduld entsprangen dem Gefilde, die Hyazinthe der Reue, das Schneeglöckchen der reinen Heiligkeit, der Safran des goldenen Glaubens, die Narzisse der ersten Liebe: sie alle bedeckten den Garten unsrer Seele. Die Zeit des Vogelgesanges war gekommen, und wir freuten uns mit Dankespsalmen; unser Entschluss hieß: „Herr, ich bin Dein, ganz Dein; alles, was ich bin, und alles, was ich habe, möchte ich gern Dir weihen. Du hast mich erkauft mit Deinem Blut, so will ich mich denn Deinem Dienst hingeben und weihen. Im Leben, wie im Tode will ich Dir geheiliget sein.“ Wie haben wir diesen Vorsatz gehalten? Unsre bräutliche Liebe brannte mit heiliger Flamme völliger Hingebung zu Jesu empor - ist es noch so? Könnte der Herr Jesus nicht zu uns sprechen: „Ich habe wider dich, dass du die erste Liebe verlässest?“ Ach, wie wenig ist doch das, was wir für unsers Herrn und Meisters Ehre getan haben. Unser Winter hat zu lange gewährt. Wir sind so kalt wie Eis, wo wir von sommerlicher Wärme strahlen und mit heiligen Blumen geschmückt sein sollten. Wir schenken Gott Kupferpfennige, wo Er Goldmünzen verdient; nein, wo Er vielmehr verdient, dass wir Ihm unser Herzblut im Dienst seiner Gemeinde und seiner Wahrheit hingeben sollten. Aber sollen wir also fortfahren? O Herr, sollen wir undankbar sein und gegen Dein heiliges Wirken und Wollen gleichgültig bleiben, nachdem Du uns so reichlich gesegnet hast? O, belebe uns und gib, dass wir zu unsrer ersten Liebe zurückkehren und die ersten Werke tun! Sende uns einen neuen Frühling, o Sonne der Gerechtigkeit! (Charles Haddon Spurgeon)


Dieser traurige Zustand ist eine Zurücksetzung des Herrn. Andere Dinge stehen da im Vordergrund und Jesus ist gleichsam auf die Seite gesetzt. Einst hattest du deinen Heiland sehr lieb, dein Herz entbrannte, wenn du Ihm deine Lieder sangest, Sein Lebenswort war dir das Teuerste hienieden, du konntest freudig leiden und dulden um Seines Namens willen, die Welt mit ihrer Lust lag zu deinen Füßen, du warst frei von ihrer Eitelkeit. Wie warst du damals so selig! Und heute? Stehe still und frage dich: Wie steht es heute mit mir? - Sein Wort scheint für dich wie Spreu zu sein; warum ist dein Leben kein Gebetsleben mehr? Warum bleibst du ferne vom Gottesdienst? Einst war dir kein Weg zu weit. Deine Füße waren schnell bereit, in die Versammlungen der Gläubigen zu gehen. Warum ist dir jetzt alles gleich zu viel? Wo ist dein Eifer im Dienste des Herrn? Hast du dein Gelübde ganz vergessen? Großes hat Gott an dir getan, ist es deiner Erinnerung entschwunden? Warum bist du untreu gegen den dir immer treuen Herrn? O tue Buße! Wende dich wieder zu deinem Gott! Was hat dich denn so zurückgebracht? Bekenne deinen Fehltritt und dein Hinken auf beiden Seiten! Rühme dich nicht deiner einstigen Wärme, deiner früheren Glaubenstaten, deines Reichtums an Erkenntnis! Manche Jünger wollen glänzen unter ihren Mitgenossen, und gelingt das nicht, so werden sie erbärmlich trocken. Kehre wahrhaft um! In Einfalt suche Jesus und erbitte die Gnade, in Ihm und vor Ihm leben zu können. Ihn zu verherrlichen durch einen heiligen Wandel. Selbstprüfung ist dazu sehr wichtig. (Markus Hauser)

2:5 Gedenke, wovon du gefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke. Wo aber nicht, werde ich dir bald kommen und deinen Leuchter wegstoßen von seiner Stätte, wo du nicht Buße tust.2)
Es ist um die Liebe ein seliger Stand und um das Verlassen der Liebe ein kläglicher Fall. Solch ein Fall geschieht durch die leidige Vergessenheit. Wer nun zurückdenkt, wie gut es vorher um ihn stand, und dann nicht nur fortfährt, ein wenig Gutes zu wirken, wie es ihm vorkommt und wie es ihm gerade ist, sondern eine gründliche Überlegung anstellt, der kann sich wieder erholen. Von den Engeln der sieben Gemeinden waren zwei in einem guten Zustand, und von diesen wird keine Buße gefordert. Die übrigen waren teils in einem bösen, teils in einem vermischten Zustand wie der in Ephesus. Sie alle oder die so belasteten Leute in den Gemeinden sollen Buße tun. Wo eben etwas Unrichtiges ist, da muß es reumütig gebessert und die Lücke gebüßt, das ist: ausgefüllt werden. Buße ist nichts Fürchterliches, auch nicht, wenn man das deutsche Wort an sich betrachtet. Es bedeutet keine Strafe, sondern eine Besserung, wie etwa einer, der krank, verirrt oder gefallen ist, wieder gesund gemacht, zurechtgewiesen und aufgerichtet wird. Das sind lauter gute Sachen, doch wird der Mensch nicht dazu gezwungen (Johann Albrecht Bengel)


Dies ist eine ernsthafte Drohung. Es wird, wie wir hernach vernehmen werden, die Zukunft des Herrn nach und nach näher angekündigt, und hier heißt es zum ersten Mal: Ich komme über dich, daß du es fühlen wirst. Die Rede handelt von der herrlichen Zukunft Christi, wie sie eben hier in und mit der Offenbarung anbricht; denn es folgt: Ich werde deinen Leuchter wegstoßen, das ist, du wirst ein Engel ohne Gemeinde werden und allein bleiben, da die, die in der Liebe rechtschaffen sind, entweder in andere Orte geführt oder gar in das himmlische Vaterland versetzt werden. (Johann Albrecht Bengel)


Der Engel oder Bischof der Gemeinde zu Ephesus war kein lasterhafter Mann, sondern stund noch in der Gnade, hatte aber doch die erste Liebe verlassen, da doch die Liebe das Bild Gottes in der Seele und gleichsam das Element ist, worin ein Christ schweben soll. Er hatte also die Liebe, worin er zuerst gestanden war, verlassen, und war in ein heftiges, rauhes und feindseliges Wesen hinein gerathen, womit er sich und Andern zur Last war, und wobei er in der Gefahr stund, die Gnade ganz zu verlieren. Vermuthlich war ihm die Geschäftigkeit bei seiner großen Gemeinde, und das Streiten mit den falschen Aposteln und andern bösen Menschen zu einer Versuchung worden, welche ihn nach und nach aus dem heitern Liebesleben herausrückte. Diesem Mann nun ließ der HErr Jesus schreiben, er solle gedenken, wovon er gefallen sei, und Buße thun, oder seinen Sinn mit Reue ändern, und die ersten Werke wieder thun, welche aus der Liebe geflossen waren. Er drohete ihm zugleich: Ich werde dir bald kommen, und deinen Leuchter wegstoßen von seiner Stätte, wo du nicht Buße thust. Der HErr Jesus kommt an Seinem Tage als ein Richter. Er kommt aber einem einzelnen Menschen, oder auch einer Gemeinde, oder einem Land, wenn Er seine richterliche Macht offenbaret. Ein solches Kommen nennt die heilige Schrift auch eine Heimsuchung. Ehe Er so kommt oder heimsucht, spricht Er gleichsam zu dem Menschen: du thust dieß und das, und Ich schweige; da meinst du, Ich werde sein wie du, Ich werde dein Thun auch billigen, wie du es billigst. Wenn Er aber kommt, so straft Er, und stellt dem Menschen seine Vergehungen nachdrücklich unter die Augen. Dem Bischof zu Ephesus hätte der Heiland seinen Leuchter von seiner Stätte weggestoßen, wenn er nicht Buße gethan hätte, das ist, Er hätte die Herzen der Glaubigen gelenkt, anstatt des rauhen und feindseligen Bischofs einen andern Lehrer zu suchen, der im Licht und in der Liebe gestanden wäre, da dann jener zu seiner Schande ein Hirt ohne eine Heerde, und von seinem Amt abgesetzt gewesen wäre.
Wir wollen aus dieser ernstlichen Rede Jesu lernen, daß alle Abweichungen von dem ersten Ernst, von der ersten Liebe, von dem ersten Glauben, und überhaupt von dem rechtschaffenen Wesen, worin man zuerst gestanden ist, etwas Großes zu bedeuten haben, gesetzt, daß auch der Rückfall aus der Gnade noch nicht geschehen wäre. Man ist nämlich durch eine solche Abweichung schon von einer guten Stufe, worauf man gestanden war, herabgefallen. Man hat angefangen, fleischlich gesinnet zu sein. Man hat also nöthig, seinen Fall zu bedenken, die ersten Werke wieder zu thun, und seinen Sinn zu ändern. Wenn der heilige HErr durch Sein Wort solches Alles zuwege bringen kann, so kostet es zwar einen Seelenschmerz, geht aber noch leicht von statten. Wenn Er aber dem Menschen kommen, und ein strenges Gericht, eine scharfe äußerliche Züchtigung über ihn verhängen muß, so geht’s schwerer her, ja es kann dahin kommen, daß, ob man gleich noch errettet wird, doch ein gewisser Schaden nicht mehr ersetzt werden kann. So hat Ruben seine Erstgeburt verloren, weil er einmal auf seines Vaters Lager gestiegen war, ob er schon noch einen Segen bekam. Lasset uns also bei der völligen Zuversicht, die wir zu unserm HErrn haben dürfen, täglich bedenken, daß Er uns in Seiner Hand halte, folglich uns halten oder wegwerfen könne, und daß Er mitten unter den goldenen Leuchtern, das ist unter den christlichen Gemeinden, wandle, und auf Alles als der Hirt und Bischof der Seelen Acht habe.(Magnus Friedrich Roos)

2:6 Aber das hast du, daß du die Werke der Nikolaiten hassest, welche ich auch hasse.
0 wie treu ist der Heiland! Wie genau merkt er das, wodurch eine Seele noch am besten zurechtzubringen ist! Wenn dein Bruder etwas wider dich hat, dann bringe es in Ordnung; aber dies gilt auch, wenn Jesus etwas wider dich hat, du magst sonst etwas Gutes haben oder nicht. Die Nikolaiten waren garstige Leute, die unter dem Bekennen des Namens Christi sich der Unzucht und fleischlichen Freiheit ergeben hatten. Jesus haßte ihre Werke, und dieser Engel der Gemeinde haßte sie auch. Der Herr Jesus wußte um diesen Haß. Er sieht das Gute und das Böse in uns und an uns; er unterscheidet alles und wiegt alles genau ab. (Johann Albrecht Bengel)

2:7 Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: Wer überwindet, dem will ich zu essen geben vom Holz des Lebens, das im Paradies Gottes ist.3)
„Was der Geist sagt“, ist hier das Verheißungswort Christi auf die Güter der zukünftigen Welt, für die der Geist das Pfand ist. Doch faßt es nicht jedermann; es ist etwas Geheimes und nur für den, der ein Ohr hat. Mit den Ohren hört man eine laute Stimme; in das Ohr sagt man etwas Besonderes. Die Verheißungen enthalten viele und große Dinge, die weit in das Zukünftige und in jene Welt hineinreichen, für die die Welt keine Ohren hat.
Man überwindet, wann der Kampf wohl und völlig hinausgeführt wird; und das geschieht im Tode. Alles Sterben heißt für die Welt „überwinden“. Auch wann ein Gottloser nach einer harten Krankheit und nach langem Kampf gestorben ist, dann sagt man, er habe überwunden, und wenn er in seinem ganzen Leben wider Gott gestritten hätte. Wer den guten Kampf gekämpft hat, der überwindet erst, wie Christus überwunden hat. Es steht nicht dabei, was man zu überwinden habe. Man muß alles überwinden, was sich einem entgegenstellt, damit man jene Verheißungen erlangen kann; allermeist aber muß man den Hauptfeind, den Bösewicht, überwinden, in dem die Welt liegen bleibt. Die ganze Lebenszeit ist ein Kampf. Was man Gutes erfährt, wird nur einstweilen zur Ausrüstung eines guten Streiters dargereicht. Wer hier etwas nach Art einer göttlichen Belohnung sucht, ist nicht zum besten daran. Nach dem Tod und Sieg fängt die Belohnung an, doch nicht erst nach dem Jüngsten Tag, sondern bei vielen auch noch vorher. Der Herr über alles, Jesus Christus, der große Überwinder, verheißt den Genuß großer Güter und die Freiheit von allem Bösen. Bei einem jeden von beiden Stücken wird allemal das andere mit angedeutet.
Lauter Leben verspricht Christus den Seinen: sie sollen die Krone des Lebens bekommen; sie sollen essen vom Holz des Lebens; sie sollen trinken vom Wasser des Lebens auf eine Weise, die in diesem Leben unbegreiflich ist. In diesem Betracht ist der Tod für nichts zu achten. Wer hat Lust und Liebe zu den Früchten des Paradieses? Der verzichte auf allen falschen Geschmack an irdischen Dingen. Er lasse sich davon entwöhnen und sich dagegen ermuntern zu tapferem Kampf durch die Begierde nach den himmlischen Erquickungen. In so kurzen Worten liegen große Dinge. Ein leichter Sinn schleift darüber hin; wer aber auf alles merkt und es sich auch selbst gesagt sein läßt, der kann zu großer Kraft kommen. Nun was der Geist sagt, das wollen auch wir uns durch das Ohr in das Herz gehen lassen. (Johann Albrecht Bengel)


Wer stark ist in dem HErrn und in der Macht Seiner Stärke, und als ein solcher, so oft ein böses Stündlein kommt, Alles wohl ausrichtet und das Feld behält, Ephes. 6,10.13., ist ein Ueberwinder, an dem die Verheißungen, welche der HErr Offenb. 2. und 3. gegeben hat, nach seiner Fähigkeit werden erfüllt werden. Der Engel oder Bischof der Gemeine zu Ephesus stand bei einer vermuthlich weitläufigen Arbeit unter allerhand beschwerlichen Umständen, die ihn nach und nach unmuthig und bitter machten, daß er die erste Liebe verließ. wenn er also überwinden wollte, so mußte er zur ersten Liebe umkehren, und sie auf’s Neue bei allen Versuchungen behaupten. Der Bischof zu Smyrna mußte bis an den Märtyrertod getreu sein, und die Liebe zu seinem natürlichen Leben überwinden, der Bischof zu Pergamus seine Trägheit, der Bischof zu Thyatira seine Furchtsamkeit. Zu Sarden mußte sich der Bischof von vorne an bekehren, ob er schon einen guten Namen hatte, folglich alle diejenigen Versuchungen überwinden, welche der Bekehrung, sonderlich bei ehrbaren Leuten, entgegen stehen. Der Bischof zu Philadelphia hatte bei einem kleinen Wirkungskreis, den er in seinem Amt hatte, das Wort Jesu von der Geduld bewahrt, und sollte ferner halten, was er hatte, damit ihm Niemand seine Krone nähme. Der Bischof zu Laodicea sollte insonderheit seine Eigenliebe überwinden, bei welcher er gute und große Gedanken von sich hatte, ob er schon nur lau und nie recht bekehrt worden war, und sich der heilsamen Bestrafung Jesu unterwerfen. So muß überhaupt ein Jeder zu einer jeden Zeit dasjenige überwinden, was ihm in seiner Bekehrung oder im Lauf nach dem vorgesteckten Ziel in dem Weg steht. Nach und nach kommen alle Gattungen von Versuchungen vor. Wer aber überwindet, dem will der HErr Jesus unter Anderem von dem Holz des Lebens zu essen geben, das im Paradies Gottes ist. In dieses Paradies wurde die Seele des begnadigten Schächers am Tage seines Todes aufgenommen; als aber Johannes es sahe, so war er in das neue Jerusalem hinein versetzt, denn er bezeugt Offenb. 22,2.: mitten auf den Gassen dieser Stadt und auf beiden Seiten des Stroms, der durch dieselbe floß, stehe Holz des Lebens, das zwölferlei Früchte trage, und seine Früchte alle Monate bringe, die Blätter des Holzes aber dienen zur Gesundheit der Heiden. Es ist unmöglich, die Natur dieser himmlischen Dinge zu erklären. Uns kann genügen, daß es anstatt des verlornen irdischen Paradieses ein himmlisches gebe, welches Christus um seiner Vortrefflichkeit willen das Paradies Seines Gottes nennt. In diesem Paradies gibt es etwas, das Holz des Lebens heißt. Gleichwie im irdischen Paradies ein Lebensbaum stand, dessen Frucht gewisses Mittel gegen den Tod gewesen wäre, also gibt es in dem Paradies Gottes Lebensbäume, die Früchte und Blätter haben. Wem der Heiland von diesen Lebensbäumen zu essen geben wird, wen Er mit den Früchten derselben speisen wird, der wird dadurch unaussprechlich erquickt und gestärkt werden. Selig sind, die als Ueberwinder Seine Gebote halten, auf daß ihre Macht sei an dem Holz des Lebens, und zu den Thoren einzugehen in die Stadt Gottes. Offenb. 22,14. Nach dieser Seligkeit laßt uns streben!(Magnus Friedrich Roos)


Niemand darf am Tage der Schlacht die Flucht ergreifen oder sich weigern, in den heiligen Krieg zu ziehen. Wir müssen kämpfen, wenn wir herrschen wollen, und wir müssen den Krieg fortführen, bis wir jeden Feind überwinden, sonst ist diese Verheißung nicht für uns, da sie nur für den ist, der „überwindet“. Wir sollen die falschen Propheten überwinden, die in die Welt gekommen sind, und alle Übel, die ihre Lehren begleiten. Wir sollen die Schwäche unseres eigenen Herzens überwinden und seine Neigung, von unserer ersten Liebe abzuweichen. Lest alles, was der Geist der Gemeinde zu Ephesus sagt.
Wenn wir durch die Gnade das Feld behalten, wie wir es werden, wenn wir wahrhaft unserem siegreichen Führer folgen, dann sollen wir in den Mittelpunkt des Paradieses Gottes hinein gelangen, es wird uns gestattet sein, an dem Cherub und seinem flammenden Schwert vorüberzugehen und zu jenem bewachten Baume zu kommen, von dessen Frucht der Mensch ewig lebt, wenn er sie ißt. Wir sollen so dem endlosen Tod entgehen, der das Gericht über die Sünde ist, und das ewige Leben gewinnen, das das Siegel der Unschuld, die Frucht gottähnlicher Heiligkeit ist. Komm, mein Herz, fasse Mut! Den Streit fliehen, das heißt die Freuden des neuen und besseren Edens verlieren; kämpfen bis zum Sieg heißt, mit Gott im Paradiese wandeln. (Charles Haddon Spurgeon)

2:8 Und dem Engel der Gemeinde zu Smyrna schreibe: das sagt der Erste und der Letzte, der tot war und ist lebendig geworden:4)
Der Gemeindeengel zu Smyrna ist recht wohl daran. Es werden zwar keine so großen Dinge von ihm gemeldet wie von dem zu Ephesus; der zu Ephesus muß aber doch bei dem vielen Guten, das der Herr von ihm sagt, Buße tun, und der zu Smyrna, bei dem es kein so treffliches Ansehen hat, wird verschont mit der Ermahnung zur Buße. Es heißt bei ihm nur: Fürchte nichts, sei getreu! Es kommt eben nicht auf große Werke an, sondern auf die Treue.
Als Johannes den einen Brief geschrieben hatte, da wurde ihm der nächste diktiert, und der Herr Jesus gab ihm auch die Überschrift an. Wenn der Herr Jesus an einen Lehrer des göttlichen Wortes oder an einen anderen Christen heutzutage etwas in Gnaden schreiben oder wünschen ließe, welche Freude würde es bei ihnen erwecken! Nun haben wir auf so etwas nicht zu warten; aber was hier an einige oder an einen allein geschrieben worden ist, das dürfen und sollen wir, soviel wir in der gleichen Seelenverfassung sind, auf uns deuten gerade so, als ob es mit Namen an uns geschrieben worden wäre. Wenn ich wie jener zu Ephesus einen Mangel aufweise, dann muß ich das, was an ihn geschrieben worden ist, annehmen, als ob es an mich geschrieben worden wäre; wenn ich dagegen so stehe wie der zu Smyrna, dann darf ich auch das, was an ihn geschrieben worden ist, so annehmen, als ob es an mich ergangen wäre. Auch vom gesamten Buch der Heiligen Schrift kann ich sagen: Dies ist ein Brief, den mir mein Gott, mein Heiland hat schreiben lassen; dies ist meine Vorschrift, nach der ich mich richten soll und nach der mein Gott mich richten wird.
Aus der Beschreibung des Herrn Jesus, die Johannes vorher gegeben hat, und aus den Worten, die Christus zu Johannes gesprochen hat, werden seine Titel in den sieben Briefen genommen. Hier werden die beiden Titel „der Erste und der Letzte“ vorher in der Anrede Jesu an Johannes; sie sind also sehr eng verbunden. (Johann Albrecht Bengel)


Jesus Christus ist der Erste und der Letzte. „Vor ihm sollen wir nichts wissen, und nach ihm können wir nichts begehren; auf ihn soll unser Herz ganz und gar gerichtet sein. Er ward tot und ist lebendig geworden. Wer um seinetwillen getötet wird, der wird auch leben. Christus war das Leben vor seinem Tode; darum hat ihm der Tod nur so einen kurzen Stich geben können. Seine Lebenskraft ist dadurch nicht im geringsten versehrt worden, sondern als er dem Fleisch nach getötet ward, ist die verborgene Macht des Geistes von dem Nu seines Todes an desto freier durchgebrochen, als ob sie Luft bekommen hätte. Da hat sich Jesus als ein Toter an den Toten und als der Lebendige an denen, die er lebendig macht, bewiesen. Der Tod ist geschwind, vorlängst, überhin; aber das Leben ist unaufhörlich. Beides kommt uns in der Glaubensübung überschwenglich zustatten. Wir pflegen uns manchmal am Leiden und Sterben Christi an den Passionsbetrachtungen und Sterbegesängen zu weiden; aber man bleibt meist dabei stehen, während man doch die Auferstehung und das unvergängliche Leben des Herrn Jesu ebenso sehr und noch viel mehr sich zunutze machen sollte. Beides gehört zusammen. (Johann Albrecht Bengel)

2:9 Ich weiß deine Werke und deine Trübsal und deine Armut (du bist aber reich) und die Lästerung von denen, die da sagen, sie seien Juden, und sind's nicht, sondern sind des Satans Schule.
Von diesem Gemeindeengel wird nur berichtet, was er leidet, und nicht, was er tut. Das Leiden läutert viel mehr, und dessen war bei dem Gemeindeengel mancherlei. Er litt Trübsal von Juden und Heiden und hatte außerdem Mangel, etwa auch an zeitlichen Gütern. „Du bist aber reich“, sagt der Herr, nämlich an himmlischen Schätzen. Dieser Vorsteher wird wohl nicht daran gedacht haben, daß er so trefflich angeschrieben wäre; aber der Herr Jesus sagte es ihm, weil er es bei seiner Bescheidenheit wohl ertragen konnte. Je weniger einer sich einbildet, desto besser ist er daran. Hat man durch Gottes Erbarmen etwas zusammengebracht und errungen, dann zähle man seine geistlichen Pfennige nicht viel, sondern nehme lieber zu Herzen, was man noch nicht hat, als was man hat. Es befindet sich doch alles in des Herrn Jesu Verwahrung und kommt zu rechter Zeit hervor.
In Smyrna machten sich vornehmlich die Juden unnütze. Sie pochten auf ihre fleischliche Herkunft von den Erzvätern und meinten, sie könnten sich den Namen der Synagoge zueignen. Diesen Namen wendet Jesus um, nennt sie eine Versammlung des Satans und schneidet sie also von seiner heiligen Gemeinde ab. O wie viele gibt es, die da sagen, sie seien Christen und sind's nicht. Ein Christ heißt und ist ein Mitgenosse Jesu Christi, des Sohnes Gottes, einer, der im Glauben und im Bekenntnis des Namens Christi Gerechtigkeit und Seligkeit hat, in seinen Fußstapfen einhergeht und in jener Welt mit ihm herrschen wird. Die Menge solcher Christen ist eine Versammlung Gottes.
„Ich weiß…“ Der treue Heiland weiß auch von uns alles. Er sagt uns nichts, als was er weiß; aber er läßt uns nicht alles wissen, sondern was uns zu wissen gut ist. Es gehe eines nur immer dem himmlischen Beruf getreulich nach, ohne viel zu überlegen, was bereits zurückgelegt ist. Es ist ein durchdringendes Wort des Herrn Jesus: „Ich weiß!“ Wir gehen von einer Stunde zur andern dahin, von einem Tag und Jahr zum andern, und was in unserm Tun und Lassen und Leiden einmal vorbeigegangen ist, das achten wir fast nicht; es ist meistens wie ein Wasser, das vorbeigeflossen ist; aber in der Allwissenheit Christi ist alles aufgehoben. 0 wie viel liegt daran, daß das, was der Herr Jesus in seiner Allwissenheit von uns aufbewahrt, nicht einen bösen, sondern einen guten Vorrat abgeben möge! Dann ist es kein Schade sondern vielmehr ein Vorteil, wann man von falschen Leuten geplagt sein muß. In dieser elenden Zeit machen gewiß die meisten sogenannten Christen auch in der evangelischen Kirche einen falschen Haufen aus; doch soll dies die, die dem Herrn Jesus in der Wahrheit angehören, nicht kleinmütig machen. Wenn sich einer nur solcher Greuel nicht annimmt, dann ist solches Leiden ebenso viel wert wie ein Haufen guter Werke. Man kann sich sowohl im Leiden als im Tun bewährt finden lassen. (Johann Albrecht Bengel)

2:10 Fürchte dich vor der keinem, das du leiden wirst! Siehe, der Teufel wird etliche von euch ins Gefängnis werfen, auf daß ihr versucht werdet, und werdet Trübsal haben zehn Tage. Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben.
Diesem Gemeindeengel stand um des Namens Christi willen ohne Zweifel ein gewaltsamer Tod bevor. Dieser Tod wird ihm hier in Gnaden angedeutet, weil in den sechs andern Briefen die Zukunft des Herrn angedeutet wird, die dieser Engel nicht erlebt hat. Es heißt sehr kräftig: „Fürchte dich nicht!“
Es hatte der Gemeindeengel mit andern, wie aus diesen Worten zu schließen ist, Gefangenschaft und andern voran den Tod vor sich. Das waren furchterregende Dinge; aber die Furcht vor dem allen wird ihm genommen. (Johann Albrecht Bengel)


Es wurden in Smyrna wie auch anderswo die Heiden durch die Juden gegen die Christen aufgehetzt; und man hätte nicht gemeint, daß ein Trieb aus dem Unsichtbaren dahinter wäre. Dies zeigt nun der Herr Jesus den Seinen an zum Trost, daß sie einen solchen Feind haben. Satan im Hebräischen und diabolos im Griechischen, das im Deutschen soviel als Teufel bedeutet, bezeichnen dasselbe, nämlich einen, der sich in den Weg wirft oder stellt, um hinderlich zu sein. Der Feind hat als Satan sein Werk bei den Juden und als Teufel bei den Heiden. Es kann sein, daß der Teufel eine geraume Zeit vorher mit seiner Hetze umgegangen ist, bis er den Sieg über die Heiligen gewonnen hat; es kann auch sein, daß er damals solche Tücke noch nicht vorgenommen hat. Es sei nun das eine oder das andere: der Herr Jesus sieht und sagt es vorher. Es ist etwas Gutes, in des Herrn Jesu Gnade, Aufsicht und Schutz zu stehen. Wann auch schon dem Teufel etwas zugelassen wird, so lenkt es der Herr Jesus zum Guten. Wenn es in des Feindes Macht gestanden hätte, so würde er ohne Zweifel auch die Gemeindeglieder nicht nur ins Gefängnis geworfen, sondern auch erwürgt haben; aber dies wurde ihm verwehrt. Durch das Gefängnis mußten die Heiligen jedoch versucht werden. Die Versuchung ist auf Seiten des Teufels etwas Böses und Gefährliches, aber auf Seiten des Herrn Jesus etwas Gutes und Heilsames. Ein alter, in Gefahren gewesener Kriegsmann ist viel mehr wert als ein eben angeworbener und noch nicht erprobter. Man muß sich nur in die Versuchung recht schicken, so daß man keinen Schaden, sondern vielmehr einen Nutzen davontrage.
Die Drangsal in Smyrna sollte zehn Tage währen. Es gibt unterschiedliche Tage in den Weissagungen; es gibt in ihnen gewöhnliche Tage mit 24 Stunden und es gibt außerdem prophetische Tage. An dieser Stelle, die eine vorbereitende Einführung in das Buch darstellt, werden wohl am einfachsten zehn gewöhnliche Tage darunter zu verstehen sein. Während der Verfolgung unter Trajan, die in den asiatischen Provinzen heftig war, konnte es wohl zehn besondere Tage geben. Da hat man also etliche von den Christen zu Smyrna genommen, sie ins Gefängnis gelegt und sie hernach, weil sie sich nicht einschüchtern, noch zur Verleugnung des Namens Christi bewegen ließen, wieder auf freien Fuß gesetzt. Dies wurde ihnen durch Johannes auf Patmos vorher genau angezeigt, und als es eintraf, konnten sie dadurch vortrefflich gestärkt werden. Sie konnten alsdann sagen: Der Herr Jesus weiß alles; er hat uns diese zehn Gefängnistage vorher angezeigt und zugemessen. Solange wollen wir ausharren, darüber wird es nicht hinausgehen. Wüßten es unsere Feinde, dann würden sie es seinem Wort zum Trotz anders machen; aber sie müssen ohne ihr Wissen sein Wort bekräftigen. Den Heiligen sind ihre Leidenstage bestimmt, wenn ihnen auch die Zahl derselben vorher nicht so genau angezeigt wird. (Johann Albrecht Bengel)


Die Treue bedeutet nicht nur eine aufrichtige Willigkeit, sondern eine unbewegliche Standhaftigkeit bis ans Ende, so daß einer sich nicht läßt wankend machen weder von innen in seiner Erkenntnis und in seinem Vertrauen, noch von außen in seiner Herzhaftigkeit gegen die Feinde und somit dem Feind, der Welt und ihrem Fürsten, dem Teufel, nicht nachgibt, sondern sich an den Herrn Jesus und an sein Wort fest hält und darüber auch den Tod erleidet. Diese Treue kann ein Gläubiger beweisen, wann er eines natürlichen, vielmehr aber wann er um des Namens Christi willen eines gewaltsamen Todes stirbt. Was hat ein solcher zu erwarten? Das Leben, ja die Krone des Lebens! Eine große Verheißung, die ja die Furcht vor dem Tode vertreiben kann. Die Menschen töten den Leib; weiter reicht ihr grimmiges Vermögen nicht. Da ist dann ein Streiter Christi geschwind durch den Tod zum Leben gebracht. Paulus redet von einer Krone der Gerechtigkeit, welche der Herr geben werde ihm und allen, die seine Erscheinung liebhaben. Petrus vertröstet redliche Älteste auf die unverwelkliche Krone der Herrlichkeit, die sie empfangen werden an jenem Tage, da der Erzhirte erscheinen wird; Jakobus aber sagt, Gott habe die Lebenskrone denen verheißen, die ihn lieben.
Von der Lebenskrone redet auch Christus in dieser Bibelstelle. Diese Lebenskrone folgt ohne Zweifel alsbald auf den Sieg im Tode. Am Ende aber kommt die Krone der Gerechtigkeit und der Herrlichkeit noch dazu. Das ist ja der Treue wert!
Ihm allein ist gut dienen. Wem dabei das Herz gerührt wird, der lasse es bei sich recht eindringen und sei beflissen, sich dem Herrn Jesus von ganzem Herzen aufzuopfern, damit er uns möge recht in seinem Gehorsam einleiten und mit uns vornehmen, was ihm beliebt. (Johann Albrecht Bengel)

2:11 Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: Wer überwindet, dem soll kein Leid geschehen von dem andern Tode.
Smyrna ist ein Bild der Gemeinden und einzelner Christen, die äußerlich unglücklich, doch, um ihrer Treue willen überschwänglich glücklich sind; denn sie ist mit allem ihrem Unglücke, mit ihrer Krankheit und Verlegenheit, ihren mißlungenen Hoffnungen, ihrem nicht fortgehenden Geschäfte, mit den Einbußen ihrer Güter und den Verlusten ihrer Liebe, ja, mit dem Schmerzgefühl, daß viel, sehr viel ihr mangele, ehe sie zur Vollkommenheit gedrungen, daß sie aus sich selber nichts Gutes habe und in eigener Kraft auch nicht vermögend sei, sich irgend etwas davon zu verschaffen; mit dem Haß und der Schmach der Welt und der Heuchler und den Anklagen des eigenen Herzens dem Herrn bekannt, dem treuen Hohenpriester, der wohl Mitleid haben kann mit unserer Schwachheit; Er spricht zu ihr: „ich weiß deine Armuth;“ und das ist schon ein großer Trost! sie wird dabei von Ihm geliebt und gelobt; kein einziges Strafwort kommt im ganzen Sendschreiben vor, Alles haucht von Anfang bis zu Ende nur Liebe. Zu der geistlicharmen, blöden und verzagten Smyrna sagt der Erste und der Letzte: du bist reich! Wenn sich kein Mensch um sie kümmert, Jedermann sie vielmehr ausstößt, Jesus hat das alte Herz für sie. Wollen wir Ihm nicht mehr glauben als uns selbst? Laßt unser Herz uns verdammen, wenn wir uns an Ihn halten, so spricht Er uns immer wieder los. Wird Smyrna auch fort und fort heimgesucht, so geschieht auch das nur aus Liebe, und wenn sie treu bleibt bis in den Tod, wird sie von Ihm mit seiner Krone gekrönt. Seine Krone ist die Lebenskrone. Lockt sie dich nicht, meine Seele? O schrecke dich wenigstens das glühende eiserne Stirnband, das der zweite Tod Macht hat, dir anzulegen. Vor dem fürchte dich denn, nach dem ewigen Leben sehne dich, und aus beiden Ursachen sei treu, meine Seele! Wie es Smyrna ging, so geht es auch dir im treuen Nachbilde von Smyrna. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Es heißt: Wer ein Ohr hat, und nicht, wer Ohren hat (nach dem Grundtext). Was einer laut sagt, das hört man mit beiden Ohren; was man aber einem in ein Ohr hineinsagt, das ist geheim. Wann die Worte des Herrn Jesus manchmal öffentlich gesagt werden, so sind und bleiben sie dennoch ein Geheimnis. Der Geist redet hier von künftigen Dingen und ist selber das Pfand. Dennoch ist es der Herr Jesus, der da sagt: Der Überwindende wird nicht beleidigt werden von dem zweiten Tode. Die Heilige Schrift redet viel vom Tod; aber nur in diesem Buch redet sie vom zweiten Tode, eine Redeweise, die auch bei den alten Hebräern vorkommt, wann sie von der ewigen Qual reden. Dieser zweite Tod ist der Feuersee, in den die geworfen werden, die nicht im Buch des Lebens stehen und nicht in das himmlische Jerusalem kommen. Es ist um den Tod selbst, wie er gewöhnlich genannt wird und den man im Gegensatz zum zweiten Tod den ersten Tod nennen möchte, schon etwas Furchtbares. Es ist schrecklich, wann ein Mensch, der in seinem Leben so vielerlei muntere und anständige Dinge ausgerichtet hat, endlich dahinfällt, so daß der Leib starr, kalt und blaß daliegt ohne Sinne und ohne Bewegung wie ein Stück Holz oder Stein und noch dazu in die Verwesung übergeht, so daß über eine Weile nur Staub und Knochen übrigbleiben. Dies ist eine grausame Zerstörung; aber sie hält keinen Vergleich aus mit dem zweiten Tod, der ein unaussprechlicher Jammer ist ohne Leben, ohne Kraft, ohne Erquickung und dazu in einer schrecklichen Qual. Dieser zweite Tod wird ganz und gar von dem abgewendet, der da siegt. Dieser zweite Tod hat keine Macht über die Genossen der ersten Auferstehung. Er hat auch keine Macht über die, die hernach am Jüngsten Tage noch im Buch des Lebens geschrieben erfunden werden; aber bei diesen wird es viel später bekannt und bei jenen kommt ihre Befreiung vom zweiten Tode gar bald heraus. Mit der Befreiung von einem so großen Übel, da der zweite Tod dem Überwinder (wie es im Griechischen heißt) kein Unrecht antun soll, ist eine besondere Seligkeit, nämlich die erste Auferstehung verbunden. Es steckt also hinter den Worten des Herrn Jesus noch viel mehr, als man anfangs gewahr wird. Man folge nur; es findet sich alles zur rechten Zeit bei denen, die überwinden.
Laßt uns recht nach dem Sieg trachten, dann wird sich das Übrige von selbst ergeben. Wann ein Mensch an einer Krankheit hart und lang darniedergelegen hat und nach ängstlichem Todeskampf endlich stirbt, dann pflegt es zu heißen: Nun hat er überwunden! Dann ist zwar die Krankheit und das Ungemach des sterblichen Leibes dahin; aber darum ist noch nicht alles überwunden, sondern wer sich früher vom Argen immer hat überwinden und gefesselt halten lassen, bei dem ist der Tod des Leibes ein schrecklicher Übergang zum zweiten Tode. Wer in diesem Leben die Gnadenzeit versäumt hat, im Unglauben, in der Heuchelei und in der Sünde dahingefahren ist und also keinen Sieg erlangt hat, der hat von der Stunde seines Todes an noch weniger Leben als vorher. Er fällt aus einem Tod in den andern. In der Schrift gibt es eine Sprache Gottes des Allmächtigen. Er redet ohne Gepränge von den allerwichtigsten Dingen. Es ist bald gesagt: Lebenskrone und auch zweiter Tod; aber an beiden ist über die Maßen viel gelegen. Darum sollen wir auf die Worte Gottes achtgeben, damit wir uns nicht versäumen. Solange wir in diesem Leben sind, ist noch ein beständiger Kampf, und dabei gibt es noch mancherlei Püffe. Christus hat selber überwunden, als er sagte: Es ist vollbracht! Wann ein gläubiger Streiter am Ende auf Grund eines inwendigen guten Zeugnisses sagen kann: Ich habe überwunden, dann ist das besser, als wenn andere blindlings einem nachrufen: Er hat überwunden! Eine solche gewöhnliche Formel wird endlich ganz kraftlos. Was meinen wir, wie es vor Gottes Augen herauskomme, wann wir von einem Menschen sagen: Er hat überwanden, von einem Menschen, der sich sein Leben lang gegen den Herrn Jesus gewehrt und nie rechtschaffen in seine Gemeinschaft hat eintreten wollen, sondern alle gute Warnung und Rührung in sich erstickt, dem Herrn Jesus Widerstand geleistet hat und nun mitten in seinem bösen Wesen vom Tode hinweggerafft wird. Wenn man ihm auch Sträuße, Kränze und Kronen bis an das Grab oder in das Grab mitgibt, so ist das doch keine Lebenskrone, sondern mit dem wächsernen Zierat ist er auf ewig abgefertigt.
Wer aber in der Wahrheit vor dem Herrn Jesus als ein Überwindet erfunden wird, wenn es auch nur auf Grund eines verborgenen Herzensglaubens wäre ohne große Taten nach außen hin, der ist wohl daran. Wie machen solche Überwinder, obwohl sie dünn gesät sind und obwohl so viele andere sich haben vom Satan überwinden lassen, zusammen eine so feine und große Schar aus! Sie werden dann sagen können: In der alten Welt waren wir zerstreut, es war viel falsches Zeugnis unter uns, der Feind hatte so viel Unkraut dazwischengesät. Auf dem Kirchhof sind Überwinder und Überwundene haufenweise durcheinander gelegen, so daß natürliche Augen keinen Unterschied feststellen konnten. Jetzt aber ist alles auseinandergelesen, und nur das, was zusammengehört, ist beisammen. Jetzt denke ein jeder über sich selbst nach: Wenn ich bei meiner gegenwärtigen Seelenverfassung meinen Lauf beschließen oder in diesem Augenblick den Tod erleiden sollte, was hätte ich vor mir, den zweiten Tod oder die Freiheit von ihm? Jetzt haben wir noch unsern freien Gang, jetzt können wir unsere Sache noch zum Guten wenden. 0 lasse es keiner bei der Leichtsinnigkeit und Falschheit bewenden, sondern reiße sich davon los und befleißige sich einer völligen Treue! Wir können einander wohl Anleitung und Aufmunterung dazu geben; aber wo unser Zuspruch aufhört, da fängt das rechte Werk an, daß sich ein jedes in seiner Seele zum Herrn Jesus wende. Wenn man meint, damit sei es ausgemacht, daß man jetzt so eine Weile sich bequemt habe, etwas zu hören, und man dann fortlebt so, wie es einem gefällt, daß man sieh von offenbaren Weltkindern, die Gottes Wort verachten, durch nichts unterscheidet, als daß man ihnen noch dazu ärgerlich ist, da kommt es übel heraus. Das heißt nicht überwinden. Wenn sich aber eines bisher allezeit hätte überwinden lassen, dann soll es darum seine Sache nicht verloren geben, sondern sich doch noch aufraffen. Man hat im Krieg schon erlebt, daß einer, der schon am Boden lag, einen bewaffneten, selbstsicheren Mann noch getötet hat. Wenn also vom Bösen einer bisher noch so stark überwunden worden wäre, dann ermuntere und ermanne er sich desto mehr. Es ist noch nichts verloren, wann einer sich nur nicht selber verloren gibt. Es läßt sich noch Ehre einlegen; aber man muß dazu tun. Wir wissen nicht, wann der Tod kommt, da es dann zu spät wäre. Es heißt: Sei getreu bis an den Tod! Wer bis dahin getreu ist, der hat's gewonnen, der hat überwunden. Über den Tod hinaus braucht es nichts weiter. Wer bis in den Tod untreu geblieben ist und in der Untreue vom Tode ereilt wird, der fällt bei seiner Untreue der anderen Welt und in ihr dem anderen Tod anheim; wer aber einmal bis in den Tod treu gewesen ist, mit dem hat's hernach keine Gefahr mehr, daß er untreu werden möchte. Wie einer im Tode gewesen ist, gut oder böse, treu oder untreu, so bleibt er. (Johann Albrecht Bengel)


Den ersten Tod müssen wir erdulden, falls nicht der Herr plötzlich zu Seinem Tempel kommen sollte. Laßt uns in Bereitschaft bleiben und ihn ohne Furcht erwarten, da Jesus den Tod aus einer finsteren Höhle in einen Durchgang zur Herrlichkeit verwandelt hat.
Das, was zu fürchten ist, ist nicht der erste, sondern der zweite Tod; nicht das Scheiden der Seele vom Körper, sondern die endgültige Trennung des ganzen Menschen von Gott. Dies ist der wahre Tod. Dieser Tod tötet Frieden, Freude, Glück und Hoffnung. Wenn Gott geschwunden ist, so ist alles geschwunden. Solch ein Tod ist weit schlimmer als aufhören zu sein: er ist Dasein ohne das Leben, das doch erst das Dasein lebenswert macht.
Nun, wenn wir durch Gottes Gnade bis zum Ende streiten und überwinden in dem glorreichen Kampf, so kann kein zweiter Tod seinen kalten Finger auf uns legen. Wir werden keine Furcht vor Tod und Hölle haben, denn wir sollen die ewige Krone des Lebens empfangen. Wie stählt uns dies für den Streit! Das ewige Leben ist des Kampfes eines ganzen Lebens würdig. Dem Leid des zweiten Todes entgehen ist etwas, das wert ist, eine Lebenszeit hindurch darum zu ringen.
Herr, gib uns Glauben, auf daß wir überwinden, und dann gewähre uns Gnade, unverletzt zu bleiben, ob Sünde und Satan auch unseren Fersen folgen! (Charles Haddon Spurgeon)


Der große Erzhirte, Jesus, kennt seine Schafe alle mit Namen. Er wandelt unter ihnen und trägt sie auf dem Herzen. In jeder Lage weiß er das Rechte zur rechten Zeit zu tun. Wenn er zu ihnen redet, dann geschieht das so, daß jedes genau nach seinem Bedürfnis und dem Stand seines inneren Lebens angesprochen wird. Die Anrede in den Sendschreiben läßt schon auf den Inhalt derselben und auf den Stand der Empfänger schließen.
„So spricht der Erste und der Letzte, der tot war und wieder lebendig geworden ist: Ich kenne deine Trübsal und deine Armut - doch tatsächlich bist du reich.“ Welch ein Trost für die Bedrängten, die die not des Lebens bitter kosten und dabei auch noch die Verfolgungen aushalten mußten. Den Leidenden tritt Jesus als der Erste und der Letzte entgegen. Kein Leiden, keine Drangsal liegt außer dem Bereich seiner Macht, keine Not und kein Tod ist ihm unbekannt. Den Sterbenden begegnet er als der, der tot war und nun lebt. Alle Tiefen menschlicher Leiden hat er durchwatet, alle Folgen menschlicher Sünde getragen, aller Gerechtigkeit Genüge getan. Auch keine Schmähung derer, die sich mit Stolz „Juden“ nennen, in Wahrheit aber „eine Gemeinde des Satans“ geworden sind, ist ihm fremd. Er hat unter diesen Schmähungen gelitten, und weiß nun denen seinen Trost zu geben, die jetzt denselben ausgesetzt sind.
Wie ihm die Leiden und Drangsale der Vergangenheit bekannt sind, so kennt er auch die Nöte der Zukunft. „Siehe, der Teufel wird einige von euch ins Gefängnis werfen, damit ihr versucht werdet, und ihr werdet in Bedrängnis sein zehn Tage.“ Welch ein Trost für die Versuchten und Verfolgten, daß der Herr so genau um ihre Nöte weiß. Sie sind nicht blindem Zufall, besonders aber nicht dem grimmen Satan ziellos und schrankenlos in die Hände gegeben. Die Tage des Leidens sind genau begrenzt und gezählt. Er gibt mit der Versuchung den Ausgang und mit dem Tode das Leben. Er sagt seinen Schafen, die er unter die Wölfe sendet, nicht zu, daß die Wölfe von ihrem Grimm lassen und die Schafe schonen werden, aber die Treuen sollen überwinden, und die Überwinder werden gekrönt. „Sei getrost bis in den Tod, so will ich dir das Leben als Siegerkranz geben.“ Nicht Bewahrung aus dem Tode ist seine Gabe.
Die Gemeinde zu Smyrna empfängt von dem erhöhten Herrn ein hohes Lob. Er erkennt ihre schwere Lage, ihre heißen Kämpfe an und tröstet sie, indem er ihr Furchtlosigkeit einhaucht. „Fürchte dich vor der keinem, das du leiden wirst.“ Merken wir, er gibt ihr nicht die Aussicht, daß das Leiden sie nicht treffen solle, sondern sie soll furchtlos sein in den Leiden und trotz der Leiden. Sie soll Drangsal, Armut, Gefängnis, Not und Tod überwinden, weil der Satan, der solches alles auf sie losstürmen läßt, überwunden ist.
Und welch eine herrliche Verheißung gibt der Herr der Gemeinde: „Dem Sieger soll kein Leid geschehen von dem zweiten Tode.“ Das Sterben des Leibes ist gering zu achten gegen den Tod, der die Seele bedroht, wenn das Gericht über die Sterbenden ergeht. Der zweite Tod ist der eigentliche König der Schrecken. Wer vor dem geborgen ist, der hat in Wahrheit das Leben. Vor diesem furchtbaren Schrecken aber sind die Sieger sicher; kein Leid soll ihnen von ihm geschehen. Darum ist es ein Geringes, daß sie in dieser Zeit den Leiden und Kämpfen ausgesetzt sind. Denn die Trübsal, die zeitlich und leicht ist, wirket ein Schwergewicht der Herrlichkeit denen, die nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Darum dürfen die Überwinder sich neben der Hoffnung auch der Trübsal rühmen, dieweil sie wissen, daß auch diese zu ihrer Vollendung mitwirkt und zu ihrer Verherrlichung nötig ist. (Friedrich Fries) —-
Sei getreu bis an den Tod, sagte der HErr V. 10. zu dem Bischof zu Smyrna, so will Ich dir die Krone des Lebens geben. Die Treue des Bischofs sollte also unbeweglich bleiben, wenn er auch den Tod darüber leiden müßte. Er sollte bei derselben nichts fürchten, das er leiden würde, und sich durch nicht zum Rückfall bewegen lassen, wenn es auch der Tod wäre. Würde er diese Treue beweisen, so wolle ihm der HErr die Krone des Lebens geben als einen überschwänglichen Ersatz des schmählichen Todes, den er habe leiden müssen. Warum heißt aber diese Krone eine Krone des Lebens? Darum, weil derjenige, dem sie gegeben wird, mit derselben das Recht ewiglich zu leben empfängt. Eben dieses Recht empfängt auch ein jeder Ueberwinder; denn Christus sagte: wer überwindet, dem soll kein Leid geschehen von dem andern Tod. Der sel. Dr. Bengel sagt bei diesen Worten in den Reden über die Offenbarung Johannis, S. 81.82., Folgendes: „der zweite Tod ist der Feuersee, in welchen diejenigen geworfen werden, die nicht im Buch des Lebens stehen“ Off. 20,14.15. Es ist um den Tod selbst, wie er insgemein genannt wird, und den man im Gegensatz gegen den zweiten Tod den ersten nennen möchte, schon etwas Fürchterliches, wenn ein Mensch, der in seinem Leben so vielerlei muntere, anständige Dinge ausgerichtet hat, endlich dahinfällt, daß der Leib starr, kalt und blaß daliegt, ohne sinnen und Regung, wie ein Stück Holz oder Stein, und noch dazu in die Verwesung eilet, daß über eine Weile Staub und Knochen überbleiben. Dieses ist eine grausame Zerstörung, aber es kommt in keine Vergleichung gegen den zweiten Tod, der ein unaussprechlicher Jammer ist, ohne Leben, ohne Kraft, ohne Erquickung in einer schrecklichen Qual. Dieser zweite Tod hat keine Macht über die Genossen der ersten Auferstehung, Kap. 20,6., und er hat zwar auch keine Macht über diejenigen, die hernach noch am jüngsten Tag im Buch des Lebens geschrieben erfunden werden, aber bei diesen wird solches viel später bekannt, und bei jenen kommt ihre Freiheit vom zweiten Tod gar bald heraus.
Der Ueberwindende, sagt Christus, wird nicht beleidigt werden von dem zweiten Tod. Derjenige wird beleidigt, der ein Recht hat an etwas, das gut ist, und dem doch dass entgegengesetzte Uebel zugefügt wird. Wer nun überwinden soll, muß gerechtfertigt sein, und diese Rechtfertigung wird Röm. 5,18. eine Rechtfertigung des Lebens genannt, weil man dadurch ein Recht bekommt ewiglich zu leben, wie die heilige Schrift vielmal bezeugt. Wenn nun ein Gerechtfertigter von dem zweiten Tod sollte verschlungen werden, so würde dieser Tod ihn beleidigen, und dieses wird Gott, der bei der Rechtfertigung den Ausspruch gethan hat: du sollst nicht sterben, sondern leben, nach Seiner Barmherzigkeit und Treue nicht zugeben.
Weil nach Offenb. 21,8. die Verzagten und Unglaubigen und Gräulichen und Todtschläger und Hurer und Zauberer und Abgöttischen und alle Lügner unter die Gewalt des zweiten Todes kommen, so kann ein Jeder daraus erkennen, was er zu überwinden habe, wenn er ihm entrinnen soll. Jesu, hilf siegen! (Magnus Friedrich Roos)

2:12 Und dem Engel der Gemeinde zu Pergamus schreibe: Das sagt, der da hat das scharfe, zweischneidige Schwert:
Das sagt, der hat das zweischneidige, spitzige Schwert. Dieses Schlachtschwert geht aus dem Munde Christi, der es deswegen das Schwert seines Mundes nennt. Ein Schwert, wie es Menschen machen, ist ein Schwert von Stahl und Eisen für die Hand, heutzutage richtet man im Krieg mit dem Schwert nicht so viel aus als mit einem kleinen oder großen Gewehr, mit Kanonen, mit Bomben u. a. Aber alles, was die weltlichen Machthaber in ihren Zeughäusern haben, ist für nichts zu achten gegen Christi Schwert seines Mundes. Es ist dies sein Wort, das zwar auch schon jetzt seine Kraft an den Seelen der Gläubigen und der Ungläubigen auf verschiedene Weise beweist; aber die wenigsten erkennen es recht. Der Herr Jesus wird es selber zu seiner Zeit mit noch viel größerem Nachdruck führen, wenn er zustechen und nach beiden Seiten dreinschlagen wird. Er sagt, er habe schon jetzt das Schwert, und er werde künftig mit ihm den Streit führen. Es schneidet, es scheidet Böses und Gutes voneinander. Bist du gut, dann scheidet es das Böse von dir ab; bist du selber böse und bleibst so, dann wird es dich von der Gemeinschaft der Guten scheiden. Je schneller du dich diesem Schwert unterwirfst, desto erträglicher und seliger wird dir die Erfahrung seiner Schärfe sein. (Johann Albrecht Bengel)

2:13 Ich weiß, was du tust und wo du wohnst, da des Satans Stuhl ist; und hältst an meinem Namen und hast meinen Glauben nicht verleugnet auch in den Tagen, in welchen Antipas, mein treuer Zeuge, bei euch getötet ist, da der Satan wohnt.
Der Satan hatte nicht nur seine Wohnung, sondern auch seinen Thron in Pergamon, einem Hauptsitz des heidnischen Götzendienstes, der mit einem grausamen Haß gegen das Christentum verbunden war. Dort wohnte der Gemeindeengel. Das brachte ihm viel Schmerzen ein; doch hielt er fest an dem Namen Christi. In der Kraft dieses herrlichen Namens stärkte er sich, und diesen Namen bekannte er unerschrocken trotz alles Widerstandes und aller Gefahr.
In Pergamon war Antipas getötet worden, und zwar in einem Teil der Stadt, wo das Christentum blühte und zugleich das Heidentum auf das ärgste tobte. Es mag wohl der Gemeindeengel der Amtsnachfolger dieses Antipas gewesen sein; wenigstens hat er mit ihm redlich ausgehalten und in jenen Tagen der Drangsal die Treue gegen Christus nicht verleugnet, wiewohl es viele zu der Zeit taten.
In guten und sicheren Zeiten ist es etwas Leichtes, den Namen Christi zu bekennen. Wenn einer jetzt mitten in der Christenheit den Namen verleugnen oder inmitten der evangelischen Kirche das Evangelium schmähen wollte, so würde es ihm nicht so ohne weiteres hingehen. Es ist aber etwas anderes, nicht Christus, sondern sich selbst zu verleugnen, wann es Gefahr des Leibes und des Lebens mit sich bringt oder wann es einen harten Kampf kostet. Wer in Wahrheit zu Christus sagen kann:
„In meines Herzens Grunde
dein Nam' und Kreuz allein funkelt
all' Zeit und Stunde“
der kann auch in solchen Tagen, wie sie Antipas erlebte, einen treuen Zeugen abgeben. (Johann Albrecht Bengel)

2:14 Aber ich habe ein Kleines wider dich, daß du daselbst hast, die an der Lehre Bileams halten, welcher lehrte den Balak ein Ärgernis aufrichten vor den Kindern Israel, zu essen Götzenopfer und Hurerei zu treiben.

2:15 Also hast du auch, die an der Lehre der Nikolaiten halten: das hasse ich.
Bileam, der dem moabitischen König Balak zu Gefallen sein wollte, hatte gezeigt, wie man die Söhne Israels in ärgernisserregender Weise in Götzendienst und Hurerei stürzen kann. Es gab solche Leute auch in Pergamon, die den vornehmen Heiden zulieb keine Bedenken trugen, Christen und Heiden nicht nur in Verbindung und gesellschaftlichen Umgang zu bringen, sondern auch in gemeinschaftliche christliche und heidnische Gottesdienste zusammenzuführen, wobei doch mit dem heidnischen häufig leibliche Hurerei verbunden war. Obwohl sich die Nikolaiten nicht so mit dem Heidentum vermengten, waren sie doch an und für sich unsaubere Leute. Da der Gemeindeengel in Pergamon den Bileamiten dies nachsah, so konnte er den Nikolaiten um so weniger Einhalt tun.
Zu Ephesus waren die Werke der Nikolaiten ebenfalls eingedrungen; weil aber der Gemeindeengel sie haßte, darum konnten sie mit ihrer Lehre nicht aufkommen. Zu Pergamon dagegen hielt eine ganze Anzahl an der Lehre der Nikolaiten; das war noch ärger, und dem Gemeindeengel wird es auf die Rechnung geschrieben. Solange die Lehre gut bleibt, kann man böse Werke als böse erkennen und ihnen desto eher steuern; wann aber etwas Böses zur Lehre wird, dann werden böse Werke gutgeheißen, und ein böses Werk zieht das andere nach sich und eine böse Lehre die andere. Es ist ein schädlich Ding um die Vermischung in Sachen des Gottesdienstes. Unter solchen Umständen, die nicht viel auf sich zu haben scheinen, wird man oft durch eine falsche Freiheit und eine zur verkehrten Zeit angewandte Verträglichkeit in das größte Verderben gestürzt. Wo man die Weltleute zu gewinnen meint, da wird oft das Christentum darüber verloren. Der Gemeindeengel zu Sardes hatte etliche, die ihre Kleider nicht besudelt hatten, wiewohl er selber tot war; der in Pergamon, der selber so tapfer war, hatte Leute mit verschiedener falscher Lehre. So kann es unter einem heillosen Vorsteher gute und unter einem feinen Vorsteher verdorbene Seelen geben. Wann ein Vorsteher heutzutage bedenkt, was er für Leute hat, so sollte er erschrecken. In jener vergangenen Zeit hat sich ein Vorsteher wohl auch besser wehren können als heutzutage. Bei welchen die Schuld liegt, von denen wird es eben gefordert werden. Wenn heute unser evangelischer Gottesdienst mit ärgerlicher Lehre vermischt werden sollte, welch eine Menge würde darüber zu Fall kommen! Wie manche unter uns sind den Nikolaiten gleich! Welch große Ursache haben wir, die Kraft des Evangeliums in unsern Herzen walten zu lassen, damit wir wohl verwahrt sein mögen, wann der falsche Prophet alles durcheinander rühren wird! (Johann Albrecht Bengel)

2:16 Tue Buße; wo aber nicht, so werde ich dir bald kommen und mit ihnen kriegen durch das Schwert meines Mundes.
Wie der Gemeindeengel zu Ephesus Buße tun mußte, so auch der zu Pergamon. Ein jeder, bei dem etwas fehlt, muß Buße tun; er ist nicht darüber erhaben. Der Herr Jesus sucht es hervor und ahndet es.
Wenn die Menschen, besonders die Vorsteher, das Böse bestrafen, dann ersparen sie es dem Herrn Jesus, daß er straft; wenn aber die Menschen lässig und kaltsinnig sind, dann kommt der Herr Jesus um so schärfer. Sein Schwert genügt; er braucht sonst kein Gewehr. Jetzt sollen wir uns dem Wort Gottes unterwerfen und es nicht darauf ankommen lassen, daß wir zur Zeit der Rache das Schlachtschwert schmecken müssen. Es ist zwischen einer Gemeinde und ihrem Vorsteher ein enges Band. Je nachdem dieser Buße tut oder nicht, entgehen die Gemeindeglieder dem Schwert, oder es streitet wider sie. (Johann Albrecht Bengel)

2:17 Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: Wer überwindet, dem will zu essen geben von dem verborgenen Manna und will ihm geben einen weißen Stein und auf den Stein einen neuen Namen geschrieben, welchen niemand kennt, denn der ihn empfängt.
Pergamus ist ein Bild einer solchen Gemeinde und Seele, welche stark ist, wenn der Versucher mit Schrecknissen kommt, von der ein Theil aber schwach sind, wenn er mit Lockungen erscheint. Die Stärke ist wohl lobenswerth; aber wegen solcher Schwäche eines Theils ist der Herr mit der ganzen Gemeinde nicht zufrieden; darum soll die ganze Gemeinde Buße thun, wenn die schweren Gerichte auch nur dem schuldigen Theile drohen; denn nur so kann die Gemeinde endlich zu wirklich hohen Gnaden kommen. Die Lehre der Nicolaiten ist 2. Petri 2 und im Briefe Judä dargelegt. Es muß irgend ein Mann, mit Namen Nicolaus, so etwas zuerst aufgebracht und gelehrt haben, daß man ein Christ sein und doch dabei an den Mahlzeiten zu Ehren der Götzen Theil nehmen, doch in der frechsten, ausgelassensten Fleischeslust leben könne. Was auf griechisch Nicolaus heißt, ist auf hebräisch Bileam. Eine solche unheilige Freundschaft mit der Welt und ihrer unreinen Lust kann aber der Herr Jesus nicht dulden; Er ist der, der das scharfe, zweischneidige Schwert hat, der jedes halbe Wesen, jedes Hinken nach beiden Seiten verabscheut. Wer Ihm nicht ganz dient, der dient Ihm gar nicht, und wenn auch noch so viele Tugenden sonst sich finden, Ein Gräuel diese Art zerstört sie alle. – Ach, müssen nicht auch wir sagen: was den Schrecknissen der Welt nicht gelungen ist, das haben oft die Lockungen derselben bei mir ausgerichtet? O laßt uns Buße thun: dann können wir nicht blos dahin wieder zurückkommen, wo wir früher waren, sondern ein neuer Name wird uns gegeben, und die Herrlichkeit des zweiten Tempels (wir sind der Tempel) wird überschwänglich viel größer, als die des ersten war. Laßt uns Alle auffahren mit Flügeln wie Adler, laufen und nicht müde werden, wandeln und nicht matt werden, und in dieser Weise säen, damit wir einst ernten ohne Aufhören. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Diese Verheißung hat zwei Teile. Zum ersten wird verheißen das verborgene Manna. Gott der Herr hat die Kinder Israel vor Zeiten in der Wüste mit dem Manna oder Himmelsbrot gespeist, bis sie in das Land Kanaan kamen. Das war aber kein verborgenes Manna; und viele, die es aßen, kamen in der Wüste dennoch um. Hier wird von dem verborgenen Manna geredet, dessen Geschmack nur der kennt, der es zu essen bekommt. Es wird dabei auch eines geheimen Namens gedacht.
In der Welt sind die Menschen auf mancherlei Weise vorwitzig, daß sie auch dieses und jenes versuchen und erfahren möchten; wer aber durch Verleugnung seiner selbst der Weide des Fleisches entsagt, der bekommt dagegen in geistlichen, himmlischen und übernatürlichen Dingen vieles zu kosten, bei denen hernach andere zurückstehen müssen. Der Mensch hat überall nur fünf äußere Sinne, mit denen er Vergnügen und Wollust wahrnehmen kann. Wenn er aber hundert solcher Sinne hätte und sich durch sie auf alle erdenkliche Weise ergötzen könnte, so wäre es doch nichts gegen das, was in geistlichen Schätzen verborgen liegt. Da sollten wir fein unsre Begierde hinwenden, wenn wir schon noch nicht eigentlich wissen, was dahinter ist.
Zweitens wird ein geheimer neuer Name verheißen. In alten Zeiten war der Gebrauch des Papiers noch nicht allgemein üblich: Man schrieb auf breite Knochen, auf Ziegelplatten oder auf glatte Steinlein, die besonders bei Gerichten üblich waren, wobei dann die schwarze Farbe Ablehnung anzeigte, die weißen Steine aber ein Zeichen der Gnade waren. Als Jakob mit Gott und Menschen gerungen hatte und obgelegen war, wurde ihm ein neuer Name, Israel, gegeben. Hier verspricht Christus dem Überwinder auch einen neuen, auf einem weißen Stein geschriebenen Namen. Die Gläubigen empfangen schon in diesem Leben so schöne Namen, was muß dann der neue Name sein, der entweder allen Überwindern zugleich oder einem jeden nach der Art seines besonderen Sieges gegeben wird? Der den Namen empfängt, der kennt ihn und sonst niemand. Es hat kein Auge gesehen, kein Ohr ,gehört, kein Gaumen gekostet und kein Herz vernommen, was den Meinigen bereitet ist Den neuen Namen weiß niemand, als der ihn hat, und auch er selber kennt ihn nicht, bis er ihn bekommt. Je geheimer etwas ist, desto zarter ist es.
In der Welt gibt es viele Namen, die man so von ungefähr bekommt, ohne daß es etwas bedeutet; aber die Namen, die im Himmel verliehen werden, sind niemals leer, sondern allezeit der Wirklichkeit entsprechend. Wenn auch ein Christ vor der Welt nicht gut angeschrieben ist und sein Name als ein böser Name verworfen ist, so geht ihm darum nichts ab. Christus hat einen Namen geschrieben, den niemand kennt als er selber; einem Überwinder wird er auch solch einen geheimen Namen geben. Sei nur beflissen, dem Herrn Jesus rechte Treue bis zum endlichen Sieg zu beweisen! Wenn man sich auch in der Welt als unbekannt und verachtet noch so weit muß zurücksetzen lassen, so ist damit nichts versäumt; man ist doch wohl daran. Da die Ehre der Weltkinder in leerer Einbildung und im Selbstbetrug besteht, so wird der Christ dagegen in einer heiteren und völligen Erkenntnis seiner selbst erfahren, wofür er bei Christus geachtet sei. (Johann Albrecht Bengel)


Mein Herz, werde du angespornt, in dem heiligen Kampf zu beharren, denn der Lohn des Sieges ist groß. Heute essen wir von der himmlischen Speise, die um unser Lager herum fällt; die Speise der Wüste, die Speise, die vom Himmel kommt, die Speise, welche den Pilgern nach Kanaan niemals mangelt. Aber in Christo Jesu ist uns ein noch höherer Grad geistlichen Lebens vorbehalten, und eine Speise dafür, die uns bis jetzt noch verborgen ist. In der goldenen Truhe, die sich in der Bundeslade befand, war Manna verborgen, das, obwohl jahrhundertelang aufbewahrt, nie verdarb. Niemand sah es je; es war mit der Bundeslade im Allerheiligsten verborgen. Ebenso ist das höchste Leben des Gläubigen mit Christo in Gott verborgen. Wir sollen bald dahin gelangen. Nachdem wir durch die Gnade unseres Herrn Jesu den Sieg gewonnen haben, sollen wir von des Königs Tisch essen und uns von Seinen köstlichen Speisen nähren. Jesus will unsere Speise sein. Er ist sowohl unser „verborgenes Manna“ als auch das Manna der Wüste. Er ist uns alles in allem, in unserem höchsten, wie in unserem niedrigsten Stande. Er hilft uns streiten, gibt uns den Sieg und ist dann selbst der Lohn. Herr, hilf mir überwinden! (Charles Haddon Spurgeon)


Der Gemeinde zu Pergamus tritt der Herr entgegen als der, der an dem Hauch seines Mundes das scharfe, zweischneidige Schwert hat. Damit droht er sowohl den mächtigen Feinden außer der Gemeinde als auch den Unbußfertigen in der Gemeinde. Er kennt das Gute und straft das Böse. Sein Schwert schneidet nach oben und nach unten, es dringet durch bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens. Ja, er ist ein heiliger, gerechter, irrtumsfreier und unbestechlicher Richter.
In Pergamus ist der Thron Satans. Das weiß der Herr, und er weiß auch, was das für das Häuflein der dort wohnenden Glaubenden bedeutet. Er weiß, welche Versuchungen über die kleine Herde ergingen in den Tagen, in denen Antipas, der treue Zeuge, dort getötet wurde, wo der Satan wohnt. Und wie hat sich das Häuflein der Gerechten in jenen Tagen bewährt. „Doch du hältst fest an meinem Namen und hast meinen Glauben nicht verleugnet.“ Das ist in der Tat ein hohes Lob. Sie harrten aus, und der Ausharrende erlangt das Ziel und wird als Sieger gekrönt.
Die vom Satan hart Bedrängten bekommen keinen Auftrag, ihre Wohnstätte zu verlassen. Der Herr weiß, wo sie wohnen und kennt den Thron des Satans. Das ist den Glaubenden Grund genug zum Ausharren, zum Leiden und zum Sterben. Aber auch einer Gemeinde unter dem Kreuz drohen noch Gefahren. So hat der Herzenskündiger auch gegen Pergamus noch eine ernste Klage zu erheben:„Doch ich habe etwas wider dich; du hast Leute, die der Lehre Bileams anhangen, der den Balak unterwies, den Kindern Israels einen Fallstrick zu legen, so daß sie von den Götzenopfern aßen und Inzucht trieben. Ganz ebenso hast auch du in deiner Mitte Leute, die der Lehre der Nikolaiten folgen. Darum ändere deinen Sinn; sonst komme ich bald über dich und werde sie bekämpfen mit dem Schwert meines Mundes.“
Das Ausharren im Bekenntnis zum Herrn konnte nicht verhindern, daß einzelne Glieder der Gemeinde auf Abwege gerieten. Wie in Ephesus, so haben sich auch in Pergamus Leute eingefunden, die im Gegensatz zu dem judaistisch-gesetzlichen Irrtum, der die christliche Freiheit unter das Gesetz zu zwingen suchte, die christliche Freiheit mißbrauchten und zum Deckmantel von Gottlosigkeit und Unsittlichkeit machten.
Dem drohenden Zorn Satans hatten sie siegreich widerstanden, aber das Schlangengift nikolaitischer Verführung war wirksam unter ihnen. Und diesem Gift gegenüber hatte es ihnen an Widerstandskraft gefehlt. Weil sie das Böse nicht rechtzeitig erkannten, blieb es unter ihnen wirksam, bis manche unter ihnen durch dasselbe verunreinigt waren. Und daß die Gemeinde nicht die Macht hatte, ein falsches, sündhaftes Bekennertum aus ihrer Mitte auszuschließen, fällt als Schuld auf sie; und wenn sie in dieser Machtlosigkeit verharrt, wird das ungerichtete Böse zur Zerstörung der Gemeinde führen und das Gericht des Herrn über sie bringen.
Aber der Herr, der das zweischneidige Schwert hat, ruft die Irrenden zur Umkehr. Auch denen, die sich befleckt haben, steht der Weg zur Umkehr offen. Den Überwindern aber, die dem Genuß der sündlichen Lust und dem heidnischen Greueldienst entsagen, wird er von dem verborgenen Manna zu essen geben. Nicht die Frucht der eigenen Mühe und Arbeit, sondern das rechte Gnadenbrot soll ihre Speise sein. Und sie sollen empfangen den weißen Stein, durch den sie alles Urteils und Gerichtes los und ledig gesprochen werden. Aus dem Munde Jesu geht ein rechtes Urteil. Wen er frei spricht, der ist recht frei, wen er aber verwirft, der ist verworfen.
So eng und innig auch die Glieder der Gemeinde mit einander verbunden sind, so empfängt doch jedes Glied seinen Freispruch und seinen eigenen Namen unmittelbar aus des Hauptes Mund. Jeder hat seinen eigenen Anteil an Christo und eine eigene Gabe, die ihm allein gehört und die doch zur Ausgestaltung und Vollendung des ganzen Leibes gehört. Darum hat er mit dem neuen Stand der Freiheit auch den neuen Namen, den niemand kennet, als der ihn empfängt.
Selig, der den Freispruch aus Jesu Mund empfängt und Anteil hat an seinem ewigen Reich. (Friedrich Fries)


Diese Verheißung kommt mit dem ganzen Brief, den der HErr Jesus an den Engel der Gemeinde zu Pergamus schreiben hieß, überein. Es gab daselbst Leute, welche Christen heißen wollten, und doch die Christen, wie ehemals Bileam die Israeliten, durch eine böse Lehre verleiteten, den üppigen Gastereien in den Götzentempeln beizuwohnen, und wohl gar bei dieser Gelegenheit Hurerei zu treiben. Wer nun bei dieser Versuchung, ja wer auch heutiges Tages bei ähnlichen Versuchungen überwindet, und in der üppigen und unsaubern Welt enthaltsam und keusch bleibt, und sowohl die dem Fleisch angenehmen Befleckungen, als auch die Gelegenheiten dazu in der Furcht Gottes meidet, dem will der Heiland in jener Welt von dem verborgenen Manna zu essen geben. Man soll nicht vorwitzig fragen, was dieses Manna sei, denn der Heiland nennt es ein verborgenes Manna, und deßwegen kann kein Sterblicher seine Natur erforschen. Es ist von einer himmlischen Art, sättigend, vergnügend, unverweslich, wie Alles, was im Himmel ist. Enthalte dich von fleischlichen Lüsten, welche wider die Seele streiten, und überwinde überhaupt, was zu überwinden ist, so wird dir der Heiland, der Gewalt darüber hat, davon zu essen geben, und du wirst alsdann erkennen, was es sei. Du wirst inne werden, daß es eine köstlichere Speise sei, als das Götzenopfer der Welt. Der Bischof zu Pergamus hatte an dem Namen Jesu gehalten, und seinen Glauben nicht verleugnet, auch in den Tagen, da eine blutige Verfolgung entstand, und ein gewisser Antipas, der ein treuer Zeuge Jesu war, getödtet wurde. Wer nun auf diese Weise die Furcht vor Schmach und Plagen, ja vor dem Tod selber überwindet, und an den Namen Jesu auch alsdann, wenn es gefährlich aussieht, hält, dem will der Heiland in jener Welt einen weißen Stein geben u.s.w. Dieser weiße Stein mag ein öffentliches und herrliches Zeugniß der Rechtfertigung sein. Wer ihn bekommt, wird öffentlich und feierlich vergewissert, daß er ewig leben dürfe, gleichwie er bei Leibesleben davon insgeheim durch den Heiligen Geist versichert worden ist. Mit dem weißen Stein bekommt aber ein jeder Ueberwinder auch einen neuen Namen, der auf den weißen Stein geschrieben ist, und diesen neuen Namen weiß Niemand, als der ihn empfähet. Auch der HErr Jesus hat einen neuen und Ihm selbst allein bekannten Namen, Offenb. 3,12. 19,12. Ist uns von diesem Allem noch vieles dunkel, so sollen wir nur die Lust und die Furcht bis an unser Ende überwinden, alsdann wird uns in jener Welt Alles mit großer Wonne klar werden, und wir werden selber empfangen, was Jesus hier verheißen hat. (Magnus Friedrich Roos)

2:18 Und dem Engel der Gemeinde zu Thyatira schreibe: Das sagt der Sohn Gottes, der Augen hat wie Feuerflammen, und seine Füße sind gleichwie Messing:
Johannes sah den Herrn in der Gestalt eines Menschensohnes oder eines jungen Mannes; hier aber nennt er sich mit weit größerer Majestät den Sohn Gottes. Die Titel Christi in den sieben Briefen sind teils aus der obigen Beschreibung der Gestalt im ersten Kapitel wiederholt, teils führen sie etwas Neues mit sich. Der Name des Sohnes Gottes ist ein Zeugnis seiner ewigen Herrlichkeit. Dabei wird auch seine Allwissenheit und unendliche, durchdringende Kraft angedeutet; denn er hat Augen wie Feuerflammen, und seine Füße sind dem goldenen Erz gleich. Er sieht alles bei bösen und bei guten Seelen. Er sieht es auch, wenn sich Gutes und Böses untereinander vermengt vorfindet, wie er denn das Vermengte in Thyatira auseinander gelesen hat.
Eine Feuerflamme macht bei finsterer Nacht alles in einem Zimmer licht. Die feuerflammenden Augen des Herrn Jesus entdecken alles, wenn wir es schon mit unsern natürlichen Sinnen nicht erreichen. Er ist auch jetzt bei uns und durchschaut uns. Seine Füße sind gleich dem goldenen Erz. Es meinen die sicheren Leute, sie dürften tun, was sie gelüstet; und wann die Frechheit bei ihnen aufs höchste kommt, dann treten sie den Sohn Gottes mit Füßen. Er aber wird seine Feinde unter seine Füße treten; sie sollen werden wie Kot auf der Gasse. Daher sollen wir uns demütigen vor dem Sohn Gottes und vor seiner unüberwindlichen Macht und es nicht darauf ankommen lassen, daß wir als Feinde unter seine Füße fallen. Lassen wir uns aber durch das Licht seiner Augen läutern, dann sollen wir uns dessen getrösten, daß er alles an uns sieht. Dann wird auch seine Feuermacht uns nicht schrecklich, sondern erfreulich sein. (Johann Albrecht Bengel)

2:19 Ich weiß deine Werke und deine Liebe und deinen Dienst und deinen Glauben und deine Geduld und daß du je länger, je mehr tust.
In allen diesen Briefen steht: Ich weiß! Bei dem Engel zu Thyatira sind es schöne Sachen, die Jesus weiß. Bei dem Engel zu Ephesus ist es gerade umgekehrt wie bei dem zu Thyatira. Jener hatte seine erste Liebe verlassen; bei diesem war Liebe. Jener wird erinnert, die ersten Werke zu tun; dieser war in den letzten Werken noch reicher als in den ersten. Jener hatte Geduld und konnte dabei die Bösen nicht tragen; dieser hatte auch Geduld; aber die Isebel ließ er bei ihrer bösen Lehre und bei ihrem bösen Tun. Mit Liebe und Treue hat das Wirken seine rechte Art; aber ohne Liebe und Treue erkaltet es bald. Wider den zu Ephesus und den zu Thyatira hatte der Herr Jesus etwas; aber jenem und nicht diesem legt er die Buße nahe. So viel ist an der Liebe gelegen.
Was der Herr Jesus lobt, das sollen wir uns angelegen sein lassen, damit es sich auch bei uns finden möge. Wie steht es bei uns um die Liebe, um die unverfälschte Treue gegen den Herrn Jesus? Was tun wir ihm zu Dienst und zuliebe? Was tun wir um seinetwillen den Seinen? Wer tut ihm gern alles zu Gefallen, was er ihm sozusagen an den Augen absieht, und zwar nach der Vorschrift, die er uns in seinem Wort gegeben hat und aus dem Wort durch seinen Geist erkennen läßt? Beweisen wir Geduld, Standhaftigkeit und unverdrossenes Aushalten, wenn etwas Gutes zu verteidigen und etwas Böses zu ertragen ist? Sind unsre Werke auch am Ende völliger als am Anfang, oder ist es bei uns wie bei den Gottlosen, bei denen das Feuer der Bosheit immer weiter um sich frißt, bis sie endlich weggerafft werden? Wer angefangen hat in der Liebe Gutes zu wirken, soll immer völliger werden, weil er nicht weiß, wie lange er Zeit hat. Wann einer einmal einen guten Anfang gemacht hat, dann muß er nicht denken: Jetzt habe ich mich legitimiert und habe schon eine Probe abgelegt. Wer recht gesinnt ist, der denkt nicht zurück, sondern sieht auf das, was er vor sich hat. Der Engel zu Thyatira würde wohl nicht an seine Werke und deren Vergleichen miteinander gedacht haben, wenn ihn der Herr Jesus nicht selber daran gemahnt hätte. Das kommt recht hübsch heraus, wenn uns bei dem Herrn Jesus mehr angeschrieben steht, als wir selber denken; dagegen ist es ein Elend, wenn einer, der ein klein wenig erarbeitet hat, sich etwas darauf einbildet, sich darin spiegelt und dabei stehen bleibt. Solange wir hier sind, wird die Liebe bei denen, die darin stehen, in den Werken völliger. (Johann Albrecht Bengel)

2:20 Aber ich habe wider dich, daß du lässest das Weib Isebel, die da spricht, sie sei eine Prophetin, lehren und verführen meine Knechte, Hurerei zu treiben und Götzenopfer zu essen.
Isebel ist ein hebräischer Name, den das Weib Ahabs, des Königs von Israel, hatte; sie war die Tochter eines Königs von Sidon. Die Verführerin in Thyatira wird mit Namen wohl ebenso geheißen haben; sie wird hier in dieser Stelle mit Nennung ihres Namens gestraft. Im Altertum haben einige gemeint, Isebel sei die Frau des Vorstehers gewesen. Auf jeden Fall war sie eine Ehefrau; denn hernach wird etwas über Ehebrecher gesagt. Diese Frau hat nun der Vorsteher Meister sein lassen. Sie sagte, sie sei eine Prophetin; sie lehrte und verführte die Knechte Christi.
Wozu? Sie verführte zur Hurerei und zum Essen von Götzenopfer. Das war keine gewöhnliche Hurerei, die bei den Heiden kaum für Unrecht gehalten wurde, sondern es war Ehebruch, und mit ihm war die Verführung zum Götzenopfer verbunden. Zu diesem zweifachen Greuel konnte sie auch Knechte Christi verleiten, weil sie es nicht nur durch einen verlockenden Anreiz tat, wie es im tollen Weltlauf geschieht, sondern durch eine falsche Lehre; denn sie gab sich als eine Prophetin aus und wollte, daß ihre Lehre, womit sie ihre Greuel beschönigte, für tief und göttlich gehalten werde. Es können sogar solche, die Christus dienen, unter geistlichem Schein zu großen Greueln verleitet werden.
Der Engel zu Thyatira mochte selber die Sache der Isebel nicht so durchschauen, wie er es hätte sollen; er gab ihr vielmehr nach. Das ist es, was der Herr Jesus gegen ihn hat, wiewohl er andern und nicht dem Vorsteher die Buße als nötig vorstellt. Der Herr macht hierdurch einen gnädigen und ernsthaften Unterschied. Der Vorsteher ließ Isebel hantieren; der Herr aber begegnet diesem Mangel und greift durch. Damit ist dem abgeholfen, was der Herr gegen ihn hat, und der Vorsteher kann nun seines guten Sinnes froh werden. So überaus schnell ist einer, der in der Liebe steht und doch mit einem Fehler behaftet ist, zurechtgebracht, wann der Herr dreinsieht. Es wird ihm getreulich zu erkennen gegeben, und er nimmt es auch an. Wenn dir vor dem Altar einfällt, daß dein Bruder etwas gegen dich hat, dann sollst du noch vor der Opferung die Versöhnung suchen. Wenn aber der Herr Jesus etwas gegen uns hat, dann sollen wir noch weniger säumen, es wie eine brennende Kohle von uns abzuschütteln, damit sein heiliges Mißfallen und seine gerechte Klage von uns abgewendet werde. (Johann Albrecht Bengel)

2:21 Und ich habe ihr Zeit gegeben, daß sie sollte Buße tun für ihre Hurerei; und sie tut nicht Buße.
Beharrliche Sünder sollen nicht fortfahren, noch es darauf ankommen lassen, daß ihnen so und so gepredigt werde. Die Frist zur Buße, die ihnen der Herr Jesus gibt, ist selbst eine immerwährende Bußpredigt und wird ihren Verächtern teuer angerechnet.
Darum lebe keiner so sicher dahin, sondern wende die Frist, die ihm verliehen wird, dazu an, daß er vom Bösen ablasse und dagegen dem Herrn Jesus zuliebe im Guten etwas ausrichte. Denen, die mit Isebel eine böse Gemeinschaft gepflegt haben, wird die Buße mit Ernst auferlegt und eine scharfe Drohung gegen die Verführerin und die Verführten ausgesprochen. So teilt der Herr sein Wort mit Nachdruck.
Die Verführerin war verstockt; die Verführten werden ausdrücklich zur Buße ermahnt, und der Vorsteher kommt bei seiner beständigen und guten Gesinnung selber zurecht. (Johann Albrecht Bengel)

2:22 Siehe, ich werfe sie in ein Bett, und die mit ihr die Ehe gebrochen haben, in große Trübsal, wo sie nicht Buße tun für ihre Werke,

2:23 und ihre Kinder will ich zu Tode schlagen. Und alle Gemeinden sollen erkennen, daß ich es bin, der die Nieren und Herzen erforscht; und ich werde geben einem jeglichen unter euch nach euren Werken.
Dafür, daß die Isebel und ihre Liebhaber auf ihrem Lager gesündigt haben, kommt sie in gerechter Vergeltung auf ein peinvolles Schmerzenslager, und ihre Greuelgenossen kommen in große Drangsal, wenn sie sich nicht bessern. Ihre Kinder, die sie im Ehebruch oder auch in der Ehe erzeugt hat, werden an einer Seuche wegsterben. Es scheint nicht, daß hier von geistlichen Kindern dieser angeblichen Prophetin die Rede ist. So viel Jammer stand diesen Leuten bevor, dem sie nur durch Buße entgehen konnten.
Was zu Thyatira im Verborgenen geschah, das wurde den sieben Gemeinden in diesem Brief aufgedeckt, und bei der darauf folgenden Strafe konnte jedermann die göttliche Gerechtigkeit erkennen.
Im Herzen sind die Gedanken, und in den Nieren sind die Begierden. Gott ist es, der Herzen und Nieren erforscht, wie auch im Alten Testament bezeugt wird. Diese göttliche Eigenschaft schreibt der Herr Jesus sich selbst zu, wie er auch hier sagt, er gebe einem jeglichen nach seinen Werken, was in der Schrift der gewöhnliche Ruhm der göttlichen Vergeltungsgerechtigkeit ist. Keines unter uns kennt sich selbst so, wie der Herr Jesus uns kennt. Wie ein jedes mit seinem Tun beschaffen ist, so wird Er einem jeden vergelten. Danach mögen wir uns richten. Es wird alles herauskommen, wenn es noch so lang verborgen geblieben wäre; und alles wird vergolten, ob es auch noch solange damit anstünde. (Johann Albrecht Bengel)

2:24 Euch aber sage ich, den andern, die zu Thyatira sind, die nicht haben solche Lehre und die nicht erkannt haben die Tiefen des Satans (wie sie sagen): Ich will nicht auf euch werfen eine andere Last:
Dies ist eine gütige Ansprache. Es ging in Thyatira arg zu, und es waren dort sehr wenig feine Seelen; dennoch wird ihnen nicht befohlen, daß sie nach Smyrna oder Philadelphia ziehen sollen. Sie dürfen auch nicht an der Isebel und ihren Anhängern Vergeltung üben. Ja, der Herr Jesus sieht die übrigen mit desto mehr Verschonung an. Sie hatten die Lehre der Isebel nicht und erkannten nicht, was ihre Anhänger für tiefe Geheimnisse hielten, die der Herr Jesus für Tiefen des Satans erklärte. Diese Unwissenheit war ihnen ein guter Schutz, und durch die Treue des Herrn ,werden sie bewahrt. Er sagt, er werde auf sie keine Last legen, die auf andere warte. Wer in einem Teil geplagt ist, dem wird dafür in andern Stücken etwas abgerechnet. Christus läßt es keinem der Seinen zu schwer werden. (Johann Albrecht Bengel)

2:25 doch was ihr habt, das haltet, bis daß ich komme.
Sie dürfen nur halten, was sie haben, wie es oben hieß: „Du hältst an meinem Namen“ und hernach „Halte, was du hast, daß niemand deine Krone nehme!“ (Johann Albrecht Bengel)


In der Gemeinde zu Thyatira gab es zweierlei Leute, erstlich solche, die sich von einer falschen Prophetin verführen ließen, unter einem geistlichen Vorwand Hurerei zu treiben und Götzenopfer zu essen, und zweitens solche, welche diese Lehre nicht hatten, und die Tiefen des Satans, wie die Andern sagten, zu ihrem großen Vortheil nicht erkannt hatte. Diesen verspricht der Heiland, Er wolle keine andere Last auf sie legen, sondern ihnen, wenn die falsche Prophetin und ihr Anhang, von denen sie bedrängt worden waren, durch göttliche Strafgerichte würden gedämpft sein, eine ruhige Zeit, ja eine freudenvolle Ewigkeit geben. Doch, setzt Er hinzu, was ihr habt, das haltet. Sie sollten also die erkannte Wahrheit bewahren, in der ersten Liebe bleiben, den angefangenen Lauf bis an’s Ende fortführen, den Glauben und ein gutes Gewissen behalten, und als Reben in dem Weinstock Christo bleiben. Hatten sie die Verführung der falschen Prophetin überwunden, so sollten sie nun die Welt noch weiter überwinden, unter was für einer Gestalt sie auch zu ihnen nahen würde, und dem Satan, dessen Bosheit mannigfaltig ist, noch ferner widerstehen.
Nun die Ermahnung des HErrn: was ihr habt, das haltet, sollen alle Knechte und Jünger Jesu wohl zu Herzen nehmen. Er hat einem Jeden etwas Kostbares gegeben, eine Erkenntniß der Wahrheit, eine geistliche Kraft, eine Gabe, Andern nützlich zu sein: dieses Alles soll ein Jeder als ein kostbares Gut, für das er Rechenschaft geben muß, oder als eine gute Beilage, die ihm anvertraut ist, bewahren. Man erlebt allerhand neue Moden; aber die Wahrheit bleibt Wahrheit, und der schmale Weg bleibt der schmale Weg, gleichwie Christus selber gestern und heute, und derselbe in Ewigkeit ist. Es gibt Leute, die gut anfangen, aber übel endigen, weil sie es im Fortgang weder in der Lehre noch im Leben mehr genau nehmen, sondern Leute nach der Mode werden, und dadurch Beredungen ihrer Anverwandten, Nachbarn, Freunde und Amtsbrüder dazu verleitet werden, oder sich selbst eine Hoffnung vorspiegeln, sie könnten durch das Einlenken in die Weise der Welt ihr Glück besser machen. Ach wer etwas Gutes hat, halte, was er hat, und lasse sich darob gern verachten und hintansetzen. Indem er’s hält, wird es vermehrt, und das geistliche Wachsthum bleibt nicht aus. Bei einem Kind sorgt man nicht für das Wachsthum, man sorgt nur für die Bewahrung seiner Gesundheit, bei welcher jenes von sich selbst entsteht. Also wird auch demjenigen, der etwas Gutes hat und bewahrt, noch mehr gegeben, daß er die Fülle habe. Man soll halten, was man hat, bis der HErr kommt. Käme Er schon, alldieweil wir leben, zum Gericht, so würden wir Freudigkeit haben, vor Ihm zu stehen, wenn wir die empfangene Gnade bis dahin bewahrt hätte. Wenn wir aber auch vor Seiner Zukunft entschlafen, so ist es unsere Pflicht, dasjenige, was wir haben, auf der gefährlichen, aber kurzen Pilgrimreise durch die Wüste dieser Welt zu bewahren, und eben diese Bewahrung in der Zwischenzeit zwischen unserem Tod und zwischen der Zukunft des HErrn fortzusetzen; wozu aber in jener Welt die besten Anstalten sein werden.(Magnus Friedrich Roos)

2:26 Und wer da überwindet und hält meine Werke bis ans Ende, dem will ich Macht geben über die Heiden,

2:27 und er soll sie weiden mit einem eisernen Stabe, und wie eines Töpfers Gefäße soll er sie zerschmeißen,
Solange ein Mensch noch seine Straße zieht, und wäre er dabei auch noch so weit gekommen, so kann er doch nicht sagen: Ich habe überwunden. Der Herr Jesus selbst sagte erst beim Antritt seines Leidens: „Ich habe die Welt überwunden“. Als er sich zum Sterben anschickte, sprach er: „Es ist vollbracht!“ Während der Wallfahrt bleibt immer noch etwas zu überwinden übrig. Wer bis in den Tod hinein treu geblieben ist, von dem heißt es mit Recht: Er hat überwunden!
Christi Werke sind die Werke, die ein Knecht Christi, ja Christus selber durch einen solchen Knecht in großen und kleinen Dingen wirkt, sie haben an sich selbst einen heiligen Namen oder nicht. Für die Knechte gibt es eine große Verheißung: „Dem will ich Macht geben über die Heiden“. Der Herr Jesus wird hernach noch beschrieben als der, der die Heiden mit einem eisernen Stabe (sofern sie sich nämlich dem goldenen Zepter nicht im guten unterwerfen werden) weiden wird. Solche Macht, die er von seinem Vater empfangen hat, wird er denen mitteilen, die es mit ihm halten.
Dieses Weiden aller Heiden ist jetzt noch etwas Zukünftiges; aber es ist nicht weit dahin. Wie weiß die Welt so gar nicht, wer Christus ist, wer seine Heiligen sind und was widerspenstige Menschen sind! Was ist doch ein irdenes Geschirr gegen einen eisernen Stab! Laß es doch niemand dahin kommen, daß es den eisernen Stab kennen lernen müßte.
Jetzt ist die Welt noch sicher und trotzig. Nicht nur große Leute tun, was sie gelüstet, sondern es lehnen sich auch geringe Leutlein mit großem Trotz gegen das Reich Gottes und das Christentum auf und verwerfen es als schwaches Zeug. Der Herr Jesus sieht eine Weile zu; aber er wird die Widerspenstigen eines andern belehren nicht erst in der Ewigkeit, sondern auch schon auf der Erde, wann er seine Macht zeigen wird. (Johann Albrecht Bengel)

2:28 wie ich von meinem Vater empfangen habe; und ich will ihm geben den Morgenstern.
Jesus ist in dem Herzen der Seinen der glänzende Morgenstern. Was will das sagen? Er ist jetzt in ihnen verherrlicht als der kommende Herr. Jahrhunderte, Jahrtausende sind überbrückt für sie. Von jeher gab es „auf den Herrn wartende Christen“. In den ersten Jahrhunderten nach Christus war ihre Zahl beträchtlich groß, und wo immer seither Geistesbewegungen und Geistesausgießungen stattgefunden haben, da haben auch Seine Jünger mit dem Heiligen Geiste gerufen: Komm, Herr Jesu! Einst ist in aller Stille der glänzende Morgenstern aufgegangen. Dort auf dem Felde zu Bethlehem wurde zuerst die volle Verbindung zwischen Himmel und Erde, zwischen Engeln und Menschen hergestellt. Die Klarheit Christi konnte zuerst auf Ihn wartende' Hirten umglänzen. O, wie kindlich, wie glaubensstark nahmen sie die frohe Kunde an! Der fromme und gerechte Priester Zacharias mußte eine Strafe aushaken, Maria aber und die schlichten Hirten standen für die große Freude wohl zubereitet da. Hierin liegt ein bedeutsamer Wink für uns. Vertiefung tut uns not. Die Arbeit Gottes an unseren eigenen Herzen bleibt immer die Hauptsache. Wenn der Herr in Seinen Gläubigen Sein Werk treibt, wenn Er als glänzender Morgenstern in ihnen hat aufgehen können, so ist viel erreicht. Gott kann sich herrlich offenbaren, wenn sich eine Gemeinde findet, die hinreichend zubereitet ist, mit dem verklärten Haupte im Himmel vereinigt zu werden. Jesus sei beständig unser einziges Ziel. Welch ein Tag wird das sein, wenn der Herr als der strahlende Morgenstern von aller Welt gesehen wird! (Markus Hauser)


Der HErr sagte Matth. 23,23.: wehe euch Schriftgelehrten und Pharisäern, ihr Heuchler, die ihr verzehntet die Münze, Till und Kümmel (geringe Gartenkräuter, die nach dem Gesetz nicht zehntbar gewesen wären), und lasset dahinten das Schwerste im Gesetz, nämlich das Gericht, die Barmherzigkeit und den Glauben. Dieß sollte man thun, und Jenes nicht lassen. Das Gericht ist also ein wichtiges Stück der wahren Frömmigkeit, nämlich der Haß des Bösen und die muthige und weise Bestrafung desselben, welche allen Christen, die Gelegenheit dazu haben, insonderheit aber denen obliegt, die Amts halber dazu verpflichtet sind. An diesem Gericht ließ es der Bischof zu Thyatira fehlen, indem er das Weib Israel die Gewalt einer Prophetin ausüben, und die Knechte Gottes unter dem Vorwand einer tiefen Weisheit zur Hurerei und zum Essen der Götzenopfer verführen ließ. Der Heiland bestraft ihn deßwegen in dem an ihn geschriebenen Brief, und lehrt ihn auch durch die Verheißung, die am Ende desselben steht, daß ein glaubiger Ueberwinder auch in der zukünftigen Welt ein gewisses Gericht werden ausüben müssen. Wer überwindet, sagt Er, und hält Meine Werke bis an’s Ende, dem will Ich Macht geben über die Heiden, und er soll sie weiden mit einer eisernen Ruthe, und wie eines Töpfers Gefässe soll er sie zerschmeißen; wie Ich von Meinem Vater empfangen habe. Es ist schwer zu sagen, wann und wie diese Verheißung werde erfüllt werden. Dan. 7,10. wird gesagt, daß im Himmel zu derjenigen Zeit, da der Antichrist und sein Anhang, ja das ganze vierte Weltreich vertilgt werden solle, ein Gericht sei. Offenb. 20,4. wird von denjenigen, welche würdig werden, die erste Auferstehung zu erlangen, gesagt, daß sie hernach auf Thronen sitzen, und ihnen das Gericht gegeben sei, und daß sie mit Christo tausend Jahre regieren werden. 1 Kor. 6,2. aber sagt Paulus in der Absicht auf das allgemeine Gericht am jüngsten Tag, daß die Heiligen die Welt richten werden. Auch ist Offenb. 21,24. von Heiden die Rede, die selig gemacht, und im Licht des neuen Jerusalems wandeln werden; Kap. 22,5. aber wird von den Bürgern dieser Stadt gesagt, daß sie mit Christo in die ewigen Ewigkeiten regieren werden. Das Zerschmeißen geht ohne Zweifel vorher, das Weiden aber folgt hernach; die Gewalt aber wird bei beiden Fällen ausgeübt. Ob nun gleich bei dieser Verheißung immer noch eine heilige Dunkelheit übrig bleibt, so erkennt man doch daraus, daß auch dieses zur Vorbereitung auf die selige Ewigkeit gehöre, daß man einen heiligen Haß und Eifer wider das Böse in sein Herz bekomme, und den Heiligen Geist als einen Geist des Gerichts empfange. Wir wollen also unsere schüchterne Trägheit und unsere Gleichgültigkeit gegen das Böse, welche aus der langen Gewohnheit, es zu sehen, und aus der vermeinten Unmöglichkeit, ihm zu steuern, unvermerkt entstehen kann, überwinden. Wir sollen die Werke Christi, welche scharf und heilsam sind, bis an’s Ende halten, oder uns hingeben, daß sie auch durch uns, so lange wir leben, ausgeübt werden, und uns Ihm aus Scheu für Schmach und Plagen nicht entziehen. HErr Jesu, stärke mich und treibe mich an, daß ich überwinde, und Deine Werke bis an’s Ende halte. (Magnus Friedrich Roos)

2:29 Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!
Ueber Smyrna fiel die Welt mit Trübsal und Gefängniß und Lästerung her, in schreckender Gestalt, weshalb es zu ihr hieß: Sei getreu bis in den Tod,so will ich dir die Krone des Lebens geben. Mit Pergamus versuchte sie es in lockenderGestalt, indem sie durch die Nicolaiten aufforderte, Götzenopfer zu essen und Hurerei treiben. Thyatira verachtete die Lockungen, so lange die Welt als Welt sie aussprach; denn da wußte sie: was hat Christus mit Belial? was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsterniß? Aber die Welt verstand es, auf neue List zu sinnen, und sie fand sie, blieb nicht mehr stehen an den Grenzen der Kirche, sondern drängte sich mitten in sie hinein, kam in Prophetengestalt, mit Königsgewalt. Das war der Fallstrick, darum auch der Kampf für die Gemeinde zu Thyatira: der Verführer verstellte sich zum Engel des Lichts, - da ließ sie sich berücken. Der Herr verkündigt nun: Wer nur aus Unwissenheit sündigt, weil er nicht Kenntniß genug hatte, die Verführerin Jesebel als falsche Prophetin zu durchschauen, der muß freilich das Gericht des Herrn deshalb tragen; aber sobald seine Seele treu dem Herrn anhängt, und es sein heiliges Verlangen ist, nur Ihm zu dienen, so hilft Er selbst immer weiter und weiter und befreit von jener Last. Wer den Verführer aber durchschaut und sich doch verführen läßt, der muß doppelt Streiche leiden. Darum gilt es, an dem Maaßstabe der heiligen Schrift die Geister zu prüfen. Wer sich nur treu so weit an Gottes Wort hält, als es ihm aufgeschlossen ist, dem schließt es der Herr immer wieder auf; er bekommt den Morgenstern, d.h. eine Einsicht in die göttlichen Dinge, die so viel heller ist als die bisherige, wie der Morgenstern heller ist als das Licht, das wir in der Nacht brennen. Hinaus denn, ihr Verführer, herunter, Satanas, mit deinem Lichtengelskleide“ Rein ab und Christo an, so ist die Sach’ gethan. Bei der Welt ist ewiger Schade, bei Christo ist ewiges Heil! Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Hier ist noch eine Verheißung. Der Herr Jesus sagt, er werde einem den Morgenstern oder den Anbruch der ewigen Klarheit und des heitern vollen Tages der Ewigkeit geben. Das wird also eine liebliche Vorschau der ewig glänzenden Herrlichkeit sein. Es ist eine vortreffliche Belohnung für die, welche die Werke der Finsternis und den Nachtschatten der Welt fliehen. Wer von Christus den Morgenstern bekommt, der wird recht durchleuchtet, wenn es auch der verachtetste Mensch vor der Welt wäre. Da heißt es mit Recht: „Wie schön leuchtet der Morgenstern!“ (Johann Albrecht Bengel)


Eine kleine Abweichung vom rechten Weg kann in den Abgrund führen. Zugeständnisse an den Zeitgeist führen zum Antichristentum. Man räumte einer begabten Frau das Lehramt ein und wurde durch sie auf die Lasterbahn geführt. Siehe hier die Gefahr der werktätigen, begeisterten Gemeinde! Im Blick auf den Erfolg vergißt man die Grundlagen zu prüfen. Kleine Abweichungen von den biblischen Grund- und Richtlinien scheinen gering zu achten gegenüber dem Fleiß, dem Eifer und - dem Erfolg. Wenn das Weib begabt ist, warum soll es nicht lehren? Wenn es klug ist, warum soll es nicht herrschen? Wieviel Unheil ist schon durch solche Nützlichkeitserwägungen heraufbeschworen worden! Wie ganz anders urteilt Paulus.
Er lehnte das Zeugnis der Wahrsagerin ab und trieb den Geist von der Magd aus. In Thyatira gab man diesem Geist Raum und vergiftete die Gemeinde. Je näher wir dem Ende kommen, desto größer wird die Gefahr der Verführung in den Irrtum. Irrgeister und falsches Prophetentum treten auf, um die recht entronnenen Seelen in Irrtümer zu verstricken, um „zu verführen, so es möglich wäre, auch die Auserwählten.“ „Wahrsagen“ ist nicht aus der Wahrheit geboren, sondern auf unreine Geister zurückzuführen.
Von den Wahrsagegeistern sollen Christen kein Zeugnis für die Wahrheit annehmen, ebensowenig von einem Prophetentum, das im Namen Christi auftritt und seinen Sinn und Geist verleugnet. Die Isebell in Thyatira wird wohl auch mit frommen Worten und im Schein der Heiligkeit aufgetreten sein, aber das Flammenauge des Herzenskündigers erkennt die Verführerin in ihrer wahren Gestalt. Und das Urteil des Herrn ist ernst und scharf. Zwar gab es auch für Isebell eine Gnadenzeit, aber sie wurde in der Blindheit ihres Herzens verscherzt. Darum blieb nur noch das Gericht übrig.
„Siehe, ich werfe sie aufs Krankenbett, und die mit ihr die Ehe brechen, bringe ich in große Trübsal, wenn sie sich nicht von ihren Werken bekehren. Und ihre Kinder will ich des Todes sterben lassen. Und alle Gemeinden sollen erkennen, daß ich es bin, der Nieren und Herzen erforscht, und ich will einem jeden von euch nach seinen Werken vergelten.“ Ja, Amen! Der Herr, der Wahrheit ist und heißt, wird nichts fehlen lassen an allem, das er verheißt und droht.
Die anderen aber, die solche verderbte Lehre fliehen und nicht die Tiefen des Satans erkannt haben, sondern festhalten an dem Zeugnis Jesu, sollen nicht mit einer fremden Last beladen werden. Wer überwindet und hält fest das Wort der Wahrheit, „der soll Macht empfangen über die Völker, und er soll sie mit eisernem Stabe weiden, gleichwie man Töpfergeschirr in Stücke schlägt.“ Wie mögen die auf eingebildeter geistlicher Höhe sich befindenden Irrlehrer die wenigen Getreuen bemitleidet oder gar verachtet haben, wegen „mangelnder Erkenntnis“. Aber die Einfalt der Treuen ist größere Weisheit als die „tiefe Erkenntnis“ der Irrlehrer.
„Diese Macht habe ich empfangen von meinem Vater. Und ich will ihm geben den Morgenstern. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt.“ Den Treuen wird der Lohn vom Herrn. Sie sollen zu Herrschaft und Macht gelangen und den Morgenstern empfangen. Mit dem Herrn der Schöpfung empfängt der Glaube auch das Heer und die Herrlichkeit der Schöpfung. Der Überwinder, der hier, im Staube der Niedrigkeit, sich frei machen ließ vom Dienst der Lust, empfängt als Siegespreis Anteil an der Königsherrlichkeit seines Herrn, und die Morgensterne, die am Schöpfungstage den Ruhm des Schöpfers priesen, werden einstimmen in den Hochgesang der Erlösten und in seligem Verein mit allen Gotteskindern in Ewigkeit Jehovas Ruhm erzählen. (Friedrich Fries)


Das Buch der hohen Offenbarung des heiligen Evangelisten Johannes ist dem Verständniß nach beinahe das schwerste in der ganzen heiligen Schrift, sintemal sogleich der Anfang desselben bezeugt, daß es eine Weissagung von dem Zustand der christlichen Kirche sey - von den Zeiten Johannis an bis auf das Ende der Welt. Weil jedoch nicht leicht ein Kapitel darinnen anzutreffen ist, in welchem nicht mancherlei schöne Lehren und trostreiche Sprüche zu finden seyn sollten, so erhellet daraus, daß wir uns gleichwohl eines und das andere zu unserem geistlichen Heil und Wohlfahrt zu nutz machen können.
In diesem andern Kapitel der Offenbarung sind vier Zuschriften an die ersten christlichen Gemeinen in Asten begriffen, nämlich an die zu Ephesus, Smyrna, Pergamus und Thyatira, deren Inhalt sowohl die Lehrer als die Zuhörer angeht. Die Lehrer sollen ihr Amt fein treu und fleißig ausrichten, weil durch ihre Treue oder Nachlässigkeit entweder viel Gutes oder Böses gestiftet und angerichtet werden kann; wofür sie auch, nachdem sie gehandelt haben, guten oder bösen Lohn empfangen werden. Die Zuhörer aber werden gelobt oder gescholten, jenachdem sie recht oder unrecht gethan haben, und nachdrücklich vermahnet, daß sie das Böse abstellen - und dem Guten mit heiligem Eifer nachkommen sollen.
An dem Exempel der Gemeine zu Ephesus haben wir zu lernen, daß die Liebe und der Eifer zur wahren christlichen Religion anfänglich, wann sie an einem Ort erkannt und angenommen worden ist, am stärksten und größesten sey, in den folgenden Zeiten aber gar bald wieder erlösche und abnehme, da die Leute in dem Christenthum gar geschwind wieder faul und nachlässig werden.
Aus dieser Ursache ist, wie man leicht schließen kann, das stetige Anhalten mit Ermahnen, Strafen und Drohen in den christlichen Gemeinen des HErrn nicht umsonst, sondern nothwendig. Zugleich mag man hiebet die große Gnade und Barmherzigkeit Gottes erkennen, indem Er die Sünder nicht ungewarnet mit der Strafe überfällt, sondern ihnen das Unrecht vorher zu erkennen gibt - und sie zur Buße und Besserung getreulich mahnen lasset. Folgen sie, so dürfen sie gewiß ihrer vorigen Sünden nicht entgelten, weil Gott die Bußfertigen zu Gnaden auf- und annimmt. Folgt man aber nicht, so bleibt die Strafe nicht aus, und es ist dann wohl das Betrübteste und Schrecklichste, daß Gott endlich Seinen Leuchter von der Stätte wegstößet - und das Licht der reinen Lehre entzieht - und kräftige Irrthümer sendet, wenn man so gar undankbar mit Seinem heiligen Wort umgehet - und mit Verachtung desselben unbußfertig in Sünden fortfährt..
Der Gemeine Christi zu Smyrna wird allerlei Verfolgung und Trübsal angekündigt, so sie um des heiligen Evangelii willen zu leiden und auszustehen habe.
Dies ist ein deutlicher Spiegel, um zu sehen, was alle zu gewarten haben, die Christum mit Glauben bekennen, nämlich Armuth und Dürftigkeit bei dem Raub der zeitlichen Güter, Schmach und Lästerung, Gefängniß und Marter bis auf den Tod; was alles vom Satan als dem Tyrannen und Hauptfeind Christi und Seines Reiches herkommt, vom Satan, der die Gottlosen wider die Frommen treibt und reizet, daß sie dieselben nirgends neben sich leiden.
Deß sollen sich aber wahre und gläubige Christen nicht fürchten, sondern vielmehr getrost seyn; und wenn sie schon um Christi und Seiner Lehre willen in zeitlichen Mangel und Armuth gerathen, sollen sie sich dennoch freuen, daß sie durch den Glauben Erben aller himmlischen Güter seyen.
Dazu aber wird die Beständigkeit im Glauben und christlichen Bekenntniß erfordert, worüber der Bischof und die Gemeine zu Pergamus in diesem Kapitel gelobet werden. Jedoch bekommen sie zugleich einen Verweis, daß sie den Sünden der Bileamiten und Nikolaiten nicht genug widerstanden, sondern denselben unter ihnen nachgesehen haben.
Dies dienet abermals zu einem Exempel, daß auch wir unter den Verfolgungen bei dem rechten Glauben und Bekenntniß des Namens Christi beständig bleiben - und Ihn vor allen Menschen bekennen sollen, wenn anders auch wir dermaleinst von Ihm vor Seinem himmlischen Vater und den heiligen Engeln bekannt werden wollen. Dabei haben wir uns als rechtschaffene Christen vor Abgötterei und Hurerei alles Fleißes zu hüten, auf daß nicht auch wir solcher Laster und ihrer Strafen theilhaftig werden.
Daß zuletzt die Christen zu Thyatira wegen ihres guten Wandels gelobet - und dabei vermahnet werden, in demselben je länger je mehr zuzunehmen, dienet auch uns zur Aufmunterung, daß wir in dem heiligen Wandel und gottseligen Leben nicht still stehen, sondern uns eifrig angelegen seyn lassen sollen, auch täglich völliger zu werden - und in dem Guten zu wachsen.
Jesus Christus, der die sieben Sterne in Seiner Hand hat - und all unser Werk, Thun und Trübsal ebenso wohl weiß, als vor Zeiten das der ersten christlichen Gemeinen, wolle ja den Leuchter Seiner Gnade nicht von uns wegnehmen, sondern uns allezeit Raum zur Buße geben - und verleihen, daß wir geduldig seyen - und um Seines Namens willen arbeiten und nicht müde werden, damit wir behalten, was wir haben, und dorten überkommen das verborgene Manna, ein gutes Zeugniß, einen neuen Namen und den Morgenstern, die himmlische Klarheit und ewige Herrlichkeit. Amen. (Veit Dieterich)

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